Als ich mal in eine nicht-europäische Stadt reiste, die im Ruf stand, sehr „gefährlich“ zu sein, war mein Reisebegleiter ein eher ängstlicher Zeitgenosse, der vor der Reise etwas nervös wirkte, weil er nicht wusste, welche Ausmaße an Gewalt und Kriminalität ihn auf den Straßen dieser Stadt erwarten würden. Wie in 99,x% der Fälle aller Touristen in dieser Stadt wurden wir nicht überfallen. Nach der Reise erklärte er also freudestrahlend allen, die es wissen wollten: „Und wir sind überhaupt nicht überfallen worden!“
Woraufhin man sich zu fragen begann, ob das mit der Statistik und den Wahrscheinlichkeiten eine Sache sein könnte, die das durchschnittliche menschliche Gehirn nie so wirklich begreifen wird.
Unterstützung für diese Annahme liefert uns Gary Mabbutt, wenn er von seinem Aufenthalt in Südafrika berichtet:
„I‘ll also tell you a story which my wife likes to remind me of. When I first went to work in the townships I decided it would be best to leave my Rolex watch – a treasured possession – at home in England.
The first day I got back, I proudly put it back on and went out for a drive. I stopped at lights in Shepherd’s Bush, was mugged and the watch was taken.“
Ich benutze äußerst ungerne diese etwas rohere Sprache, die vielleicht bei einem Rant angemessen wäre. Das hier aber ist kein Rant, sondern ein Hände-vor-den-Kopf-Schlagen (siehe im unsexy Header, artverwandt). Man muss Mabbutt, aber auch dem Journalisten, der das schreibt, zuschreien:
So whacking fot?
Was will er mit dieser Äußerung sagen? Dass es in Europa auch die Möglichkeit gibt, überfallen zu werden, während das in Mexiko natürlich nie der Fall ist? Dass man in Mitteleuropa auch einen Autounfall wegen schlechter Straßenverhältnisse haben kann, was in der Ukraine nie vorkommt? Dass man sich auch in Mitteleuropa mit HIV infizieren kann, was hingegen in Südafrika nie passiert?
Was auch immer er sagen will, dieses anekdotenhafte Arbeiten des menschlichen Gehirns ist kaum zu ertragen, erklärt aber auch, waum Menschen immer wieder Anekdoten erzählen, um Dinge beweisen zu wollen (positiv formuliert, in den meisten Fällen ist die Bedeutung des Wortes „beweisen“ gar nicht abrufbar…). Hans Meyer ist ein Generalvertreter dieser Zunft, aber auch alle anderen Menschen tun dies gerne, an Universitäten, und natürlich ganz besonders im Fußballzirkus (nicht nur im Doppelpass), nicht zu vergessen die Schwester der Cousine von meinem adoptierten Hermaphroditen. Anekdoten galore.
Wieso eigentlich sammelt man diese ganzen Statistiken im Fußball, wenn man sie dann doch nicht versteht?
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