Bevor die WM 2022 in Katar beginnt, die mittlerweile 22. Ausgabe des wichtigsten Turniers im Fußball, lohnt sich ein kurzer Blick auf eine besondere Kategorie der bisher stattgefunden habenden WM-Partien. In welchen WM-Spielen fielen die meisten Tore? Wobei Treffer im Elfmeterschießen in diese Wertung selbstverständlich, wie allgemein im Fußball Usus, natürlich keinen Eingang finden. Doch Spiele inklusive Verlängerung werden hierbei genauso behandelt wie jene, die nach 90 Minuten plus Nachspielzeit beendet waren. Die Gesamtzahl der Tore in einer Partie ist bekanntermaßen auch bei Sportwetten immer eine interessante Fragestellung. Alle hier folgenden Spiele hätten die üblichen zu dieser Form von Sportwetten gestellten Bedingungen locker übertroffen: Fallen mindestens x,5 Tore, wobei x hier selten 5 in einem herkömmlichen Wettangebot überschreitet. Hier der Blick auf die vier Spiele bei Weltmeisterschafts-Endrunden, die in dieser inoffiziellen Wertung die Spitzenplätze belegen.
Österreich — Schweiz 7:5
Dieses auch als „Hitzeschlacht von Lausanne“ bezeichnete Viertelfinale der WM in der Schweiz fand am 26. Juni 1954 statt und ist bis heute das Rekordspiel in Bezug auf die Zahl der erzielten Tore bei einer WM-Endrunde. Einerseits fielen bei dieser WM zwar überhaupt die meisten Tore im Schnitt pro Partie, nämlich 5,4 pro Spiel. Andererseits stach diese Partie selbst bei dieser torreichen WM heraus.
Grund für die Torflut zumindest aufseiten der Schweizer war der Umstand, dass der österreichische Torhüter Kurt Schmied bei 40° C auf dem Spielfeld einen Sonnenstich erlitt. Damals gab es aber noch keine Auswechslungen, weshalb der beinahe orientierungslose Schmied viele Gegentore zuließ. Die damals zur Weltspitze zählenden Österreicher waren zwar stark genug, selbst sieben Tore zu erzielen. Die Gegentorflut aber machte diese Partie bis heute zum WM-Rekordspiel.
Ungarn — El Salvador 10:1
Ebenfalls eine bemerkenswerte Geschichte gibt es zu dem WM-Spiel mit den zweitmeisten Toren zu erzählen. Für das kleine El Salvador war es zwar schon die zweite Qualifikation für eine WM-Endrunde. Doch fußballerisch klein war man trotzdem. Noch dazu war der Verband so unprofessionell, dass zwei der 22 verfügbaren Kaderplätze mit nach einem schönen Urlaub in Europa lechzenden Funktionären statt mit Spielern besetzt wurden. Und an eine normale Vorbereitung war auch nicht zu denken. El Salvador war von heftigem Bürgerkrieg geschüttelt. Kein Wunder, dass man im ersten Gruppenspiel mächtig unter die Räder kam. Zur Pause stand es zwar „nur“ 0:3, bald aber schon 0:5. Als jedoch Ramirez Zapata das 1:5 erzielte, jubelten er und die Mannschaft, als sei man Weltmeister geworden – genauso die zermürbten Fans in der Heimat.
Tragisch für den Kantersieger Ungarn schied die Mannschaft trotz dieses 10:1 ebenfalls noch in der ersten Gruppenphase aus. Die beiden anderen Gruppengegner Argentinien und Belgien waren zu stark für die Ungarn, die zwar beim 1:1 gegen Belgien noch einen weiteren Punkt sammelten. Am Ende standen sie mit 3:3 Punkten aber nur auf Rang 3 ihrer Gruppe – bei 12:6 Toren!
El Salvador machte es gegen die zwei Größen der Gruppe besser: nur 0:2 gegen Argentinien und nur 0:1 gegen Belgien lauteten die weiteren Ergebnisse.
Ungarn — BR Deutschland 8:3
Bis heute gilt diese Partie als gelungene List von Bundestrainer Sepp Herberger. Im ersten Gruppenspiel gegen die damals seit Jahren ungeschlagenen Ungarn schickte er seine B-Elf ins Rennen, die dann auch quasi wie gewollt mit 3:8 hoch verlor. 11 Tore also in dieser Partie, die die Ungarn vor dem Finale mit gleichlautender Paarung in Sicherheit wiegen sollte. Was auch gelang. 3:2 gewann die BR Deutschland das Finale. Vom 3:8 ein paar Wochen zuvor sprach nachher niemand mehr, abgesehen von den Geschichtsbüchern der WM.
Brasilien — Polen 6:5 n. V.
Nur wenig ist zu finden über jenes Spiel, welches von seinem Zeitpunkt 1938 bis zur WM 1954 den Torrekord der WM-Geschichte bedeutete. Vier Tore von Willimowski für die Polen waren nicht genug, um die drei Tore von Leonidas sowie drei Tore seiner brasilianischen Teamkollegen auszugleichen. Dieses Achtelfinale ging nach 120 Minuten an die Südamerikaner, die in Straßburg vor gerade mal 13.500 Zuschauern spielten. Polen schied aus. Brasilien wurde immerhin Dritter der WM, nachdem man im Halbfinale mit 1:2 am alten und neuen Weltmeister Italien gescheitert war.
Eine Partie mit 10 Treffern gab es noch nie bei einer WM, zweimal gewann ein Team mit 9:0. Das war Jugoslawien gegen Zaire bei der WM 1974 und Ungarn gegen Südkorea 1954. Die weiteren trefferreichen Spiele alle aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen, weshalb es bei der ausführlicheren Darstellung der vier Spiele bei einer WM mit den meisten Treffern bleibt.