Warnung! Beitrag stammt aus der Rubrik „Hinterher ist man immer schlauer“.
Italien erzielt 2 Tore, Deutschland nur 1, damit ist die „Mission 2012″ beendet, schon zwei Schritte vor dem eigentlichen Ziel.
„Vercoacht“ lautet das einhellige Urteil von Presse und Blogs. Nur wenige Stimmen werfen ein, dass der Trainer nicht die haarsträubenden Fehler der Spieler auf dem Platz begangen habe. Dennoch trat die Mannschaft wieder so auf, wie Jogi Löw früher gerne gehandelt hatte: zaudernd und nicht mit letzter Konsequenz, den Glauben ans Gewinnenkönnen irgendwo zwischen den Testspielen gegen Holland und die Schweiz verloren habend.
Natürlich passiert Mats Hummels ein derartig gewichtiger Fehler eben nur alle paar Stunden mal. Wenn es dann ein EM-Halbfinale ist, wird von mangelnder „Siegermentalität“ gequatscht, dabei könnte man es auch schlicht als Unterlegenheit dem Gegner gegenüber interpretieren. Wie die zweite Halbzeit zeigte, war die deutsche Mannschaft jedoch nicht derart unterlegen, dass sie nicht mit ihren Stärken (aus der Qualifikation) dieses Spiel bei glücklicherem Verlauf auch eindeutig für sich hätte entscheiden können. Aber Siegermentalität die fehlt, sofern es so etwas überhaupt gibt, nicht den Spielern, sondern dem Bundestrainer.
Ein weitaus größeres Problem stellt jener Faktor dar, über den Jogi Löw sogar selbst noch mit seinem Stab scherzt bzw. wettet. Dass Deutschland kein Tor nach Standards erhalte oder aber selbst kein Tor nach Standards erzielen werde, lautete eine mit seinem Co Hans-Dieter Flick abeschlossene Wette. Ein Vorgang, der den Rezipienten dieses Umstands sprachlos zurücklässt angesichts der Bedeutung dieses Turniers und der sonstigen, extrem akribischen Vorbereitung man denke an die 45 Studenten der Kölner Sporthochschule. Sich auf den Gegner bis in die kleinsten Details vorzubereiten, selbst aber keinerlei Pläne für Standardsituationen zu schmieden, ist vor allem eines: Unprofessionell. Und das muss sich Jogi Löw vorwerfen lassen.
Gegen Italien erzielte man ein Eckenverhältnis von 14:0. 14 mal bot sich die Chance, mit einer einstudierten Variante wenigstens einen Torschuss abgeben zu können. Stattdessen: blind reingeschlagene Bälle, von denen einige sogar noch viel zu flach kamen und leichte Beute der italienischen Verteidiger wurden. Lezteres kann passieren, die gesamte Lage, keine Standards vorzubereiten, jedoch nicht. Dass man zwar eine Taktik austüftelt, bei den sich daraus ergebenden Vorteilen und genau das ist ein ruhender Ball wie bei einer Ecke nun mal aber wieder nach dem guten alten Prinzip des Zufalls zu verfahren, spottet all dem Geschreibsel vom so cleveren Erfolgstrainer.
Wer sich hier aber ebenfalls Vorwürfe gefallen lassen muss, sind die Spieler. Ihnen sei zwischen der Griechenlandpartie und dem Italienhalbfinale teilweise die Decke auf den Kopf gefallen, ist zu lesen. Statt aber in dieser Zeit, oder natürlich schon Wochen vorher, selbst die Initiative zu ergreifen, bleibt es bei den halbhohen Eckbällen von Toni Kroos, weil es dem Team, nein, nicht an Typen, aber an Eigeninitiative mangelt. Wie unglaublich verwegen, geradezu umstürzlerisch wäre es gewesen, sich selbst einige Varianten zusammenzustellen? Und wie wenig Zeit und Energie hätte man dafür benötigt?
So blieben sage und schreibe 14 Eckbälle ohne jeden Effekt, wie es wie (in anderen Beiträgen schon) gesagt seit Jahren Tradition in der Nationalmannschaft ist. Unter Löw, unter Klinsmann, unter Völler und auch, wie ein zufälliger Fund zeigt, unter Ribbeck.
Auch Standardsituationen seien lange Zeit nicht einstudiert worden.
Klingt bekannt, nicht wahr?
Das ist eine sehr alte Krankheit, die sich in der deutschen Nationalmannschaft wohl einfach nicht ausrotten lässt. Denn das Zitat stammt aus dem Jahr 2000, von der katastrophalen EM. Immerhin aber, und das war damals anders als im Jahr 2012, sind dann wenigstens die Spieler selbst aktiv geworden.
Erst auf Aufforderung von Ziege in Richtung DFB-Trainer Horst Hrubesch sei dies beim Trainingslager trainiert worden. „Dann haben wir vor dem Spiel gegen Mallorca erstmals Ecken geübt.“
Auch wenn es damals dann an sinnvollem Vorgehen mangelt (man fasst es manchmal wirklich nicht, wie lange 2000 schon her ist, in diesem Aspekt), immerhin kam überhaupt eine Initiative der Spieler.
„Aber ein Eckentraining macht keinen Sinn, wenn einer den Ball auf fünf Angreifer reinschlägt – und es sind keine Verteidiger dabei, nur der Torwart.“ Ziege vermisste ein Konzept des Teamchefs.
In allen anderen Bereichen besitzt man nun also ein Konzept, in jenem Bereich, in dem ca. ein Drittel aller Tore im Fußball fallen, jedoch nicht. Wer ein Drittel der geforderten Leistung nicht bringt, benötigt in den zwei anderen Dritteln des Tests schon die volle Punktzahl, um nicht durchzufallen. Und da hat Jogi Löw das Glück verlassen, denn die Aufstellung und die Personalien waren nun mal nicht geeignet, jene Spielweise wie gegen die Niederlande oder aus der Qualifikation wieder aufs Feld zu bringen. Die Frage nach den Gründen dafür kann allein Jogi Löw beantworten. Er ist jedenfalls knapp durchgefallen durch die Prüfung „Titelgewinn“. Dennoch darf Jogi die Prüfung in zwei Jahren noch einmal wiederholen. Beim dritten Durchfallen allerdings …
Weiterer Blödfug rund um die Nachbetrachtung des Spiels findet sich in der Aussage, dass die deutsche Mannschaft „noch Stunden hätte spielen können, und kein Tor erzielt hätte“. Erstens hat sie ja nun mal noch ein Tor erzielt, zweitens ist per se immer das Gegenteil der Fall: Je länger man spielt, desto wahrscheinlicher wird ein Tor. Und drittens gaben die Italiener doch selbst zu, dass sie eine Verlängerung physisch nicht mehr überstanden hätten.
Man kann sich das immer nur schwer vorstellen: Dass Fußballer so trainiert sind oder werden, dass sie es gerade schaffen, 90 Minuten lang ihren Sport auf höchstem Niveau abzuliefern. Werden es 10, 20, 30 Minuten mehr, sehen einige schon Sternchen. Was auch deshalb kaum nachvollziehbar zu sein scheint, weil doch für 100 oder 105 Minuten trainiert zu sein auch einen Wettbewerbsvorteil im Haifischbecken bedeutete, in welchem alle Profifußballer der Welt nun mal sitzen, und in welchem sie sich um die begehrtesten und lukrativsten Anstellungen streiten.
Offensichtlich war es aber so, dass jene in weiß noch laufen konnten und jene in blau platt waren. Die Fitness der deutschen Spieler (wohl mit Ausnahme Schweinsteigers) war also in Ordnung und auch viel besser als jene der Italiener. Angesichts der ausgesprochenen Jugend des deutschen Kaders wohl keine Überraschung, überraschend aber, dass man diesen Faktor nicht noch besser ausspielte. Klar, wer 2:0 führt, muss sich nicht aus seinem Strafraum wagen, und dennoch gelang es, die italienischen Spieler stark zu ermüden. Als der Anschlusstreffer zum 1:2 gefallen war, fehlten nur noch wenige Sekunden, vielleicht 100, 200, vielleicht 500, bis der Ausgleich folgen würde so wirkte es jedenfalls.
Angesichts der nicht mal mangelhaften, sondern schlicht nicht existenten Vorbereitung auf Standards war es bezeichnend, dass die letzte Gelegenheit, noch einmal den Ball in den Strafraum zu bringen damit vergeudet wurde, einen erhaltenen Freistoß kurz auszuführen, während Torwart Neuer gerade vors italienische Tor eilte, statt ihn hoch und schnell hereinzubringen. Der Schiedsrichter pfiff ab, und statt eines viel umjubelten Ausgleichs erfüllten Thomas Müllers Tränen und die drückende Stille der Enttäuschung in der Kabine die Gemüter der Fußballrepublik.
Durchgefallen, schon wieder.
Auch wenn es diesmal wenigstens keine Fußballgötter waren, sondern benennbare Fehler, und man Fehler beheben kann: Genau diese Gelegenheit kommt nie wieder, sie wurde vertrainert.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Der Text ist kein Plädoyer gegen Löw. Er soll weiterarbeiten und nicht nur, aber auch angesichts der denkbaren Alternativen halte ich ihn weiterhin für eine gute bis sehr gute Besetzung dieses wichtigsten Amtes der Bundesrepublik.
Das wichtigste Amt? Nun… Job, oder? Ansonsten: Richtig. Ich frage mich nach wie vor, wie einem so akribisch arbeitenden Team in und um dieses Halbfinale so viele Fehler passieren konnte.
Das mit den Ecken ist in der Tat ärgerlich. Ob es nun eine so gewichtige Rolle gespielt hat, bezweifle ich aber bzw. es ist rein spekulativ.
Mich wundert eher, dass fast überall endlos über die Offensivwechsel diskutiert wird, aber nicht über die Abwehr. 10 Tore in 5 Spielen ist gut. 6 Gegentore nicht.
Der größte Offensivfehler war, Gomez nach 3 Toren gegen Portugal und Holland völlig ohne Not rauszunehmen. Der größte Defensivfehler war, nicht einmal über eine Alternative zum völlig verunsicherten Schweinsteiger nachzudenken.
Das ist doch nur dieser Gag … darüber, für wie wichtig dieser Job von manchen, vielen gehalten oder auch gemacht wird.
Es ist allerdings ein Irrglaube, „Amt“ hätte nur die im Duden unter 1a angegebene Bedeutung. Es gibt auch jene unter 1b. Hier.
Ich muss die Party mal kurz stören. Der erste Eckball wurde auf der Linie abgewehrt.
Ernsthaft: Fallen wirklich so viele Tore nach Ecken?
War das eine so geplante Aktion?
Nein, nicht allein nach Ecken, aber nach Standards. 30 Prozent, sagt Roland Loy.
Also ganz ehrlich lieber Trainer Baade, dass du hier in dieses allgemeine Boulevard-Geheule einsteigst, enttäuscht mich zutiefst. Gerade einer mit so viel Fußballgeist wie du sollte seinen Verstand nutzen, um dieser lächerlichen hitzigen Diskussion gegen Trainer und bestimmte Spieler, die von der Medienlanschaft noch forciert wird, mal ein wenig die Luft rauszunehmen. Wer etwas wirklich Gutes lesen will:
https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=10151000089867943&id=273426262942
Damit ist ALLES gesagt.
Boulevardgeheule? Den Beitrag wohl nicht ganz gelesen oder wie?
Der facebook-Link funktioniert bei mir nicht.
Äh? Genau das macht der Trainer eben nicht.
Ich finde schon, wenn das Spiel zu Beginn ein wenig anders verlaufen wäre, wäre Jogi ein Gott und alle Spieler Helden. Und es hätte genau so gut auch ein klein wenig anders verlaufen können. Niemand hätte dann über einzelne Spieler geurteilt und Jogi in Frage gestellt. Offenbar gibts nur Europameister und Totalversager.
[Edit.]
Ich finde halt, man kann doch einfach mal Halbfinalisten gratulieren und Respekt zollen und einem Trainer gute Konstanz bei großen Turnieren, Qualifikationen zusprechen. Was genau dieses kleine Quäntchen war, das zum Titel gefehlt hat, darüber kann man hundert Jahre im Kreis diskutieren, eine wirkliche Antwort wird man nie finden. Also, ich finde, man kann stolz auf die Mannschaft sein, Respekt zollen, den Kopf aufrichten und auf gehts in die WM Quali. Verpasste Gelegenheiten können doch nicht wichtiger sein als kommende Chancen?
[…] Sätze und ein Fazit vom Trainer-Baade-Blog: 1. “‘Vercoacht’ lautet das einhellige Urteil von Presse und Blogs. Nur wenige […]
Danke für das Zitat des Offenen Briefes. Vollzitate gehen aber leider nicht. Gibt es nicht einen Link dorthin, der funktioniert?
Verstehe ja eh nicht, wie man seine Beiträge nur für Angemeldete zugänglich machen kann, aber das ist ja nicht mein Problem.
Den Einwand höre ich immer wieder, wenn ich mal etwas kritisiere: Warum kann man nicht einfach den Gewinnern gratulieren und so weiter?
Ganz einfach, weil es für mich selbstverständlich ist, dass man diese Niederlage sportlich akzeptiert. Der Gegner hat eh nichts damit zu tun, wenn man sich selbst schlecht vorbereitet. Und so toll diese zuvor x Siege in Folge auch waren: Das selbst ausgerufene Ziel war der Titel, von Löw selbst, von mir dementsprechend auch als folgerichtige Vorgabe empfunden und „gelebt“. Das Ziel wurde verpasst.
Das bedeutet doch nicht, dass man irgendwelche Spieler verteufelt oder den Trainer absägen will, nur weil man sagt, A, B und C liefen falsch. Fußball ist ein Fehlerspiel. Und der „Respekt“ oder wie immer man das auch nennen will für den Gegner ist für mich selbstverständlich.
Natürlich sind verpasste Gelegenheiten nicht wichtiger als kommende Chancen, aber es ist jetzt nicht mal 48h nach dem Ausscheiden. Wenn man in diesem Zeitraum nicht über das Gewesene diskutiert, wann denn sonst?
Standardsituationen. Vielgeschmäht von den Kreativen und Genialen. Wirklich? – Ich wette auf antrainierte Kunststücke, eben ganz entgegen des sinnleeren Boulevardgeredes um gegebene oder nicht vorhandene ‚Siegermentalität‘.
Wer für eine Prüfung das Falsche lernt, kann eben schnell durchfallen …
@Trainer
Ich hab dir den Text des Facebooklinks per email geschickt.
Okay, Trainer. Gegen die Griechen hat Klose das 3:1 nach einem Freistoß reingeköpft, der allerdings aus Eckball-Position reingebracht wurde.
Rethy kommentierte auch: Eckball von Özil…..
Ich lese hier nichts Respektloses, vielmehr plausible Kritik, und mit der Kategorie Stolz – ob nun gewonnen oder verloren – kann ich wenig anfangen, Sarah Bischof. Der verlinkte Text von Arnd Zeigler dagegen versucht eine Reinwaschung der Nationalelf gegen den schlimmsten Boulevard; er ist für mich aber blank sein Gegenstück: nichts besser. Mit ihm ist nicht ALLES gesagt, sondern die Yellow Press bloß mit anderem Vorzeichen (?) verdoppelt.
Touché, diesen Kritikpunkt kann man Löw tatsächlich machen. Es kann nicht sein, dass man Standardsituationen von vorneherein verloren gibt – während andere Mannschaften (wie etwa Dänemark) gerne mal ein Gegentor aus so einer Situation erzielen. Insofern wäre ein Ecken- und Freistoßtraining nicht nur gut für die eigene Torausbeute, sondern auch fürs Verhindern von Gegentoren.
Hach. Endlich mal eine differenzierte Sichtweise der Dinge, die ich nur begrüßen kann. Wenn ich nur an die gequirlten braunen Massen denke, die anderweitig in Textform gegossen wurden, wird mir nach wie vor ganz anders. Ich zieh dann mal meinen imaginären Hut :)
Und hab dann noch das hier:
http://www.goal.com/en-us/news/3396/euro-2012/2012/06/30/3210205/honigstein-mr-nice-guy-low-must-be-ruthless-to-save-germanys
Ich hätte vor und während des Spiels auch andere Entscheidungen getroffen als unser Bundesyogi Jogi. Aber ob damit das Spiel ein anderen Verlauf genommen hätte ist bekanntlich Konjunktiv. Der Boulevard gibt nur seine eigene Ohnmacht nach wieder. Die Nationalmannschaft wurde vor und während der EURO2012 zum Europameister (v)erklärt und nun sind die herbei geschriebenen Träume der „Fans“ (siehe was in Köln passiert ist) geplatzt. Damit diese zur Wut gewordene Enttäuschung nicht auf den Boulevard zurück schwappt, werden halt die „Versager“ generiert, um dem zahlenden Volk ein Ventil zu geben. Wenn man nüchtern die Gruppenphase betrachtet, muss man sich auch eingestehen, dass man zwar alle Spiele gewonnen hat, aber so wirklich überzeugend wie in der Qualifikation war das alles nicht. Wie schon die Testspiele zuvor. Das mag viele Gründe haben, Bayerns bittere dahoam Niederlage im CL Finale gegen Chelsea, Kloses Verletzungspause und Gomez überaus torreiche Saion (in meinen Augen ist der Platz im Sturm eine Systemfrage – pro Klose), die zu kurze Vorbereitung, wo man vielleicht die ein oder andere Eckenvariante hätte einstudieren können. Nach der grandiosen Qualifikation ist die Formkurve stetig bergab gegangen. Einzig das Griechenlandspiel hat auf mehr hoffen lassen. Aber Italien ist nicht Griechenland. Obwohl beide sich von Trikotfarbe und Spielverhalten her ähneln, besitzt Italien Klasse und brauch nur zwei Chancen um ein Spiel nach Hause zu bringen. An einem anderen Tag hätte Mats Hummels die Ecke vielleicht reingewürgt – 1:0 Deutschland. Anderer Spielverlauf und Jogi wäre der Taktikgott. Aber das ist bekanntlich Konjunktiv.
Die Foto-Zeitung ist die Foto-Zeitung, weil sie solche Absonderungen hervorbringt. Das Zeigler ihr auf den Leim geht, lässt mein bisheriges Bild von Zeigler wackeln.
Danke für diese Kritik.
Fußballkritik ist immer auch spekulativ. Wie ich hochwertige Kritik von billigem Aberglauben unterscheiden kann, das weiß ich nur manchmal.
Einleuchtend scheint mir, dass Spieler einerseits nicht Freistöße und Ecken üben müssen, weil sie das ja täglich in den Vereinen tun (das tun sie doch, oder?) :) aber dann gibt es doch Kopfballstarke Spieler mit bestimmten Laufwegen im Verein, die andere sind als in der Nationalelf, es gilt sich aufeinander abzustimmen, und typische Bälle vielleicht schon am Anlauf vorauszuahnen, und das ist doch v.a. eine Frage von Gewohnheit, Übung und Wiederholung.
Auch wenn mir insgesamt der dt. Fußball heute viel besser gefällt als Mitte/Ende der 90er Jahre, so bin ich nicht sehr zuversichtlich in dieses Turnier gegangen. Zwar halte ich das Team für gut genug, um an einem guten Tag oder mit etwas Glück jeden zu schlagen, aber dass wir die beste Mannschaft der Welt oder Europas wären; das Gefühl hatte ich nie. Zugegeben, ich hatte es auch früher nie, aber sind Özil und Khedira in Spanien die Superstars, oder zwar schon Stars, aber eben nicht einzigartig?
Zu diesem Satz möchte ich eine statistische Randbetrachtung abgeben, die ihm nicht widerspricht, aber vielleicht das Körnchen Wahrheit, welches oft darin steckt, ans Licht holt.
Ein Gedankenexperiment: Wenn man 2 Mannschaften hat, die von unterschiedlicher Qualität sind, wird sich meist die bessere durchsetzen, was schwierig zu belegen ist, da letztlich außer einem Spiel welches empirisch nachprüfbar entweder gewonnen wird oder nicht keine objektive Meßlatte exisitiert, um die größere Qualität einer Mannschaft zu behaupten, selbst wenn diese verliert.
Aber man kennt als Fan sicher genug Partien, um einer derartigen Überlegung zuzustimmen. Das Gedankenexperiment dazu:
Man hat zwei Knobelbecher mit Würfeln, in dem einen seien 5 und in dem anderen 7 Würfel, und man zählt schlicht die geworfenen Augen zusammen und ermittle den Sieger als den, der mehr Augen zusammenbringt. Man sieht leicht ein, dass der Becher mit den 7 Würfeln häufiger gewinnen wird als der mit 5en, aber auch nicht jeden Wurf gewinnt.
Man könnte jetzt das Spiel so abwandeln, dass man nicht eine Runde spielt, sonderen viele, und dass eine gewonnene Runde 1 Punkt zählt, und am Ende die Zahl der gewonnenen Runden den Ausschlag gibt. Sagen wir es gäbe 9 Runden, und zwar alle 10 Minuten eine, und die Probanden hätten etwa 6 oder 7 Würfel, oder auch 12 und 13, aber der Beobachter wüßte nicht wer wieviel Würfel hat, sondern würde nur sehen, wer eine Runde gewinnt.
Worauf ich hinauswill ist, dass man nach einer gewissen Anzahl an Runden erkennen kann, wer der Gewinner sein wird, und dass, je länger das Spiel dauert, desto unwahrscheinlicher wird dass sich das Spiel nochmal dreht.
Nun sind Fußballspieler in mehrfacher Hinsicht keine Spielwürfel: Einerseits kennen sie psychische Effekte; ein Anschlußtor kann motivieren und neuen Schwung freisetzen, wie auch ein Gegentor lähmen kann. Und es gibt natürlich Konditionsfragen, die den Gegner natürlich auch betreffen.
Die Konditionsfrage ist ja hier speziell und mit meiner Zustimmung thematisiert worden, und die Frage war auch nicht, ob sich am Ergebnis wer letztlich weiterkommt noch etwas ändert, sondern ob noch ein Tor fällt, und es ist nun mal gefallen.
Es ist aber auch so, dass man, wenn man 5 Minuten vor Schluß 2 Tore vorne liegt, als Spieler weiß, dass man sich ein Gegentor erlauben kann (und etwa ein Gelbwürdiges Foul unterläßt).
Wem die bisherigen Ausführungen noch nicht verworren genug waren:
Je länger ein Spiel dauert, umso seltener steht es noch 0:0, das ist richtig, aber m.W. fallen in Minute 60-70 nicht im Schnitt weniger Tore als zwischen 70 und 80 (aber natürlich weniger als zw. 60 und 80). Mit der 90. Minute verhält es sich, wg. der offiziellen Wertung von Nachspielzeiten anders. Auch ist es so, dass in den Spielen zum Schluss oft noch Alles-oder-Nichts gespielt wird, und die letzten Reserven mobilisiert werden. Seltener aber fruchtet dieses letzte Aufbäumen, als dass die ohnehin führende Mannschaft die offenen Räume nutzt, um mit einem Konter die Sache klarzumachen – das behaupte ich mal keck, ohne die Datenbasis zu haben, um das nachzuprüfen.
Der Text ist das Gegenteil von Boulevard. Er befasst sich – gewohnt seriös – mit einem wichtigen Faktor des Spiels: mit Standardsituationen. Die wurden absichtlich nicht geübt (aus Zeitmangel, Trägheit oder Ignoranz?), was man dann – während der gesamten EM – auch sah. Er nennt dies einen Fehler, was ich ebenso sehe.
Exkurs: Zeiglers Text polemisiert nicht allein gegen den heutigen Bild-Artikel, der allerdings wahrlich ein Hochamt der Niedertracht ist. Im Grunde ist es ein sentimentaler Text, der den weitgehenden Verlust an Differenzierung in dieser Sache im öffentlichen Raum beklagt (verfasst mit einer gehörigen Wut im Bauch, zugegeben). Und damit völlig richtig liegt.
Loy zählt allerdings wohl Elfmeter zu Standardsituationen. Was schwachsinnig hoch drei ist, Elfmeter sind nun einmal alles andere als Standard. Von daher kann man die 30% auch gerne noch mal nach unten korrigieren.
Was natürlich nichts an der Tatsache ändert, dass die Eckbälle absolut grottig waren.
Fedor Freytag: Deinem Kommentar kann ich plausibel folgen. – Nicht umsonst wird heute bei Freistößen etwa die Entfernung, die Chancenqualität eingeblendet. Ob die Medien deshalb mehr wissen vom Fußball, wage ich allerdings auch zu bezweifeln …
Dieses Spiel hat ganz allein der Nivea-Trainer verloren. Ich hätte ihn .. können, als ich die Aufstellung gesehen habe. Der wollte nicht einfach nur gewinnen, der wollte in die Geschichte eingehen, als der Mann, der mit der Aufstellung „gezaubert“ hat.
Und jetzt sich hinstellen und „als Trainer hat man natürlich immer letztendlich die Verantwortung“ sagen, und im gleichen Statement Mats Hummels zu erwähnen .. nä, nä, nä.
Ich sag mal: Für mich spielten bisher eh andere ‚meinen Fußball‘, und das gut. Und ich hoffe für heute – für heute – mit Italien.
btw: nicht weil sie ‚unsere‘ ausgeschaltet haben, sondern weil ich das spanische Spiel nicht mag.
Das Trainieren von Standards scheint aber gerade bei vielen Trainern nicht gerade „en vogue“ zu sein. Lucien Favre z.B. legt auch keine Wert auf Standards. Etwas merkwürdig.
Was ich Löw außerdem vorwerfe: Seine Nibelungentreue zum mental und physisch (Schweinsteiger) angeschlagenen Bayernblock und dass er den besten Spieler der abgelaufenen Saison (Reus) lediglich in anderthalb Spielen einsetzt.
Vielleicht sind die Mißtöne gegen die N11 auch mal ganz gut, rücken sie den übertriebenen Hype der Fanmeilen und Fussballstrände doch ein wenig gerade.
das mit den nicht trainierten Ecken ist natürlich auch eine Art von Überheblichkeit: Das ist was für Teams wie Griechenland und Dänemark, das haben wir nicht nötig. Wir lösen das spielerisch.
Viel wichtiger ist, dass die Jungs Freundschaftsbändchen tragen. Das kommt von Bierhoff. Und von Löw kriegen sie dann alle ihre Nivea. So kann man gut gecremt im HF ausscheiden.
Gehört vielleicht nicht hier hin, aber weil es im Vergleich zur allgemeinen Hysterie und nachträglichen Besserwisserei so wohltuend ist:
Arnd Zeigler:
https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=10151000089867943&id=273426262942
Stefan Niggemeier:
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/deutschland-ringt-um-fassung/
Viele andere Nationen würden sich freuen, ein Team wie das deutsche zu haben. Da ist eine Mannschaft zusammengewachsen, die füreinander rennt und miteinander spielt. Vor allem ist das Gesamtbild ein harmonisches. Der Trainerstab wird respektiert, die Entscheidungen angenommen, die Spieltaktik umgesetzt. Was wollen die deutschen Fans bei so viel Positivem denn noch?
Quelle: http://www.start-trading.de/blog/2012/07/01/em-so-sind-die-deutschen-eben/
„Mit Ottmar Hitzfeld als Trainer wären wir Europameister“
Kann man zumindest drüber nachdenken.
aus vertraulichen Quellen habe ich erfahren, wie es wirklich gelaufen ist.
Am Abend vor dem Spiel ist Prandelli eine gute Fee erschienen: Cesare, Du hast drei Wünsche für die deutsche Aufstellung frei.
Als erstes, soll Prandelli sich gewünscht haben, dass Löw Schweini drin lässt (dann sind die Deutschen nur zu zehnt).
Dann hat er an seine Not-Abwehr gedacht und sich gewünscht, Löw möge die schnellen und agilen Spielpartner von Özil(Klose und Reus)raus lassen. Das hätte an sich schon an Schwächung genügt, meinte er. Da er aber noch einen dritten Wunsch frei hatte, wollte er es jetzt auch wasserdicht machen:
Löw möge irgendeine Figur in die Mitte stellen, die a) Özil ganz nach rechts abdrängt, wo er sein Können in fruchtlosen Einzelaktionen verdaddeln kann und b) verhindert, dass Khedira gefährlich durch die Mitte durch bricht; wenn möglich einen phlegmatischen Typ, der sich und dem alternden Pirlo kein Bein raus reisst.
So muss es gewesen sein, es gibt keine andere vernünftige Erklärung für Löws Aufstellung.
Herzlichen Dank für die zahlreichen differenzierenden Stimmen hier, gerade für die Links zu Zeigler und S. Niggemeier.
Trotzdem noch eine Anmerkung zu einem Aspekt, der im Fußball viel zu wenig gewürdigt wird. Fußball ist ein sog. low-score-game, bei dem der Faktor Zufall einen sehr, sehr großen Einfluss hat.
Das eben macht die Faszination dieses Sports aus. Weltweit. Wer sehen will, dass stets das bessere Team gewinnt, möge doch zum Basketball oder Handball oder, oder gehen.
Die Spanier, basierend auf der Barca-Philosophie, haben in den letzten Jahren recht erfolgreich daran gearbeitet über ihren möglichst totalen Ballbesitz diesen Zufall zu minimieren. Doch selbst das klappt nicht immer.
Wenn man dazu noch die sehr speziellen Aspekte, die ein Turnier mit nur sehr wenigen Spielen und die psychologischen Seiten, sowohl während eines Spieles als auch während des Turnierverlaufs, berücksichtigt, dann sind zwar taktische und personelle Überlegungen nicht obsolet, aber eben auch nicht das alles und einzig bestimmende.
Ausserdem nervt es, wenn ausschließlich nach (!!!) dem Spiel, so getan wird, als könnte man einen Sieg bzw. eine Niederlage all-umfassend konsistent mit dem Verweis auf taktische und personelle Entscheidungen erklären. Das dokumentiert nur, dass man einen Großteil des Wesens des Fußballs nicht verstanden hat – oder nicht verstehen will.
P.S.: Wer jetzt gerade, kurz vorm Finale, O. Kahn und die Tusse daneben mitgekriegt hat, der hat schlechte Argumente für die sog. Alt-Internationalen als sog. Experten (Ausnahme Scholl!).
Ehrlich gesagt fände ich es umgekehrt besser: Wenn man bei Niggemeier und Co auf diesen Beitrag verlinken würde. Aber Niggemeier findet es halt auch immer wichtiger, seine Medienkritik anzubringen, statt wie hier mal ernsthaft über Fußball zu diskutieren. Das ist okay, das ist nicht sein Job. Aber hier geht es um Fußball. Verstehe ich nicht ganz, warum man von hier – dem großen Trainer Baade aus – immer zu Zeigler oder Niggemeier verlinkt. Andersrum wäre besser. Ist jedenfalls meine Meinung. Was bei Niggemeier geschwätzt wird, versteht auch kein Mensch. Natürlich ist das ZDF scheiße, natürlich ist alle Fußballberichterstattung scheiße.
Aber wie Fußball wahrgenommen wird, da, wo es drauf ankommt, das ist doch eben viel besser als früher. Muss nicht Trainer Baade sein, aber alles Mögliche andere. ZDF – hust, hust, das ist doch schon seit Jahren scheiße, was Fußball angeht. Wofür gibt es denn Blogs. Wer liest denn nicht bei Kai Pahl mit, bei Trainer Baade oder beim indirekten freistoss, wer sich wirklich für gehaltvolle Diskussion interessiert?
Insofern finde ich Niggemeiers Gejammer über die schlechte Fußballberichterstattung vor allem eins: peinlich. Hat offensichtlich keine Ahnung davon, dass es schon ganz andere Dimensionen – gerade in Blogs – gibt. Aber Hauptsache draufhauen. Auch wenn man keine Ahnung hat. Ich bin hier seit etwas länger nach der WM 2006 Stammleser, und ja, ich kommentiere extrem selten, und es ist nicht immer alles gut, aber meistens schon. Ich bin gerne hier. Was braucht man da das ZDF? Oder sich drüber aufregen? Ist doch lächerlich und verstehe ich nicht.
@Tafelrunde: Die Aufstellung kann man vorher schlecht kritisieren, wenn man sie vorher nicht kennt. :)
„Ich bin gerne hier. Was braucht man da das ZDF?“
Um sich die Spiele anschauen zu können?
Spiel anschauen, Stefan, das ist doch sowas von 2000 ..
@rufer: niggemeier und Zeigler haben in ihrer Argumentationskette ja auch so manches Kettenglied vergessen.
Niggemeier verbeißt sich seit Jahren an schlechten Fernsehfrequenzen der öffentlich-rechtlichen und privaten. Auch am Springer Blatt arbeitet er sich mitunter etwas mühsam und (bei schlechter Tagesform) verengter Sicht ab. Sei es drum. Sich an KMH und Kahn abzuarbeiten gegen Ende der EM nenn ich Timing. Huch … es ist EM.
Zeigler stellt Übungsleiter Löw einen Persilschein aus. Das ist dann auch schon fast boulavardesk.
Hat er die 5 Gegentore in der Schweiz, die drei Gegentore in der Ukraine, die zwei Gegentreffer in Polen, die Heimniederlage gegen Frankreich etc. vergessen. Bei genauen Blick 2011 und 2012 vor dem Turnier war die Truppe um Schweinsteiger nie der absoltute Favorit. Konnte es auch gar nicht sein.
Die zahlreichen Lobeshymnen auf Löw waren teilweise überzogen. Ihn jetzt zu verdammen ist auch nicht okay. Jedoch darf Kritik erlaubt sein. Trainer Baade hat da den Finger in die Wunde schon recht präzise gelegt.
Trainer! Was ich nicht verstehe, aber gerne verstünde, ist diese „Affenliebe“ für Herrn Löw. Sogar ein „Trainer Baade“ beeilt sich hier, die salvatorische Klausel einzufügen, daß der Mann doch bitte, bitte, bitte! weiterarbeiten möge…
Rührend ist das – fast so rührend wie Löws Höflinge, die sich nicht entblöden, lautstark dasselbe zu „fordern“. (Bierhoff)
Ich versteh’s nicht. Deutschlands Fußballkritiker sind offenbar vom selben Virus infiziert wie die deutsche Nationalelf: eierlose Rumeieritis. Zahnloses, saftloses Gerede und Geschreibsel, gepaart mit eitlem futurologischem Größenwahn: jaaaa, aber 2014 – da werden wir’s der Welt sowas von zeigen! Genau.
Wie hat dieser Löw das nur geschafft? Diese völlige Einlullung und komplette Enteierung des gesamten Sportjournalismus? Inklusive Fußballblogger?
Einen Berti Vogts hat man selbst mit Titel locker abserviert. Na gut, der hatte halt nicht so schicke Hemden… Und die Haare, naja. Nivea hat er wohl auch keine benutzt, von „Shallaballa“(?)-Bändchen zu schweigen.
PS.: Und die weibliche Ü-35-Fraktion der deutlich figurproblematischen „Fußballexpertinnen“ bekam bei Vogts Anblick auch kein feuchtes Höschen.
@sportinsider:
Keiner sagt, dass Kritik nicht erlaubt ist. Diese Unterstellung ist übrigens auch sehr boulevardesk („Man wird doch wohl noch sagen dürfen“). Die Form der Kritik und die Verlogenheit mancher (vor allem Gebühren-finanzierter) Medien kann allerdings nicht genug thematisiert werden.
Eine Medienkritik, wie Niggemeier sie gemacht hat, ist natürlich am Ende einer EM sinnvoll. Wann sonst, am Anfang?
Zeigler einen „Persilschein für Löw“ zu unterstellen ist auch boulevardesk. Aber vielleicht ist er auch einfach kein „Sportinsider“ ;)
Übrigens ist die Konzentration auf nicht genutzte Eckbälle auch nicht sooo differenziert, aber zumindest originell.
@Rufer:
„Oder sich drüber aufregen? Ist doch lächerlich und verstehe ich nicht.“ Warum regst du dich also auf, wenn sich Leute aufregen? Ist doch noch lächerlicher! ;)
richtig FF. Löw hat seine Chance gehabt. Die Schonzeit ist vorbei. Und nix anderes sagt auch Trainer-Baade hier: „Aber Siegermentalität — die fehlt, sofern es so etwas überhaupt gibt, nicht den Spielern, sondern dem Bundestrainer.“
Ich fürchte nur, so einfach wie Vogts kann man (der DFB) ihn nicht abservieren. Zuerst müsste Bierhoff weg. Der sammelt die ganze (auch ohne Titel)gut verdienende Lobby (Strenesse, Mercedes etc.) hinter Löw. Mit Sammer (oder nimm als Typ del Bosque) kannst Du keine teuren Pullover oder billige Hautcreme verkaufen.
Mit anderen Worten: Das Marketing muss wieder ins zweite Glied rücken. Dann erst steht „das Spiel gewinnen“ wieder vorne und Jogi endlich auf verlorenem Posten.
Um noch mal den Kontrast zu einem richtigen Trainer raus zu stellen:
Man schaue sich Prandelli mal genau an. Der hat in 2 Jahren aus einer darniederliegenden NM einen Finalteilnehmer gemacht. Und das mit 2-3 guten alten Herren und sonst eher sehr gut durchschnittlichen Spielern.
Der lobt den Gegner (Löw), auch wenn er Scheiße baut.
Der steht, auch wenn seine Truppe nur noch zu zehnt gegen einen entfesselt aufspielenden Weltmeister rumtorkelt, ganz unerschüttert an der Seitenlinie und dirigiert.
DAS IST STANDING!!!
Was macht unser Jogi? Der wippt, wenn’s gut läuft überheblich locker auf einer Bande – peinlich, peinlich – gegen Russland. Und wenn’s schlecht läuft rennt er in die Katakomben, wie gegen Griechenland oder tritt wütend Bälle durch die Gegend.
Der macht die Gegner schlechter als sie sind (z.B. Dänemark) und haut die eigenen Spieler in die Pfanne, wenn sie mal einen Fehler machen. (Bezeichnender Weise sucht er sich dazu Hummels aus, und nicht Lahm, der den größeren Bock geschossen hat).
Löw hat, da sind sich alle einig, mit Spanien das beste „Spielermaterial“ und reisst nix.
DAS IST EINE PFEIFE!
Prandelli hat Charisma, Löw hat .. ja was hat er denn?
Nach dem Spiel gestern muss man ja fast froh sein, dass Löws Truppe nicht ins Finale gekommen ist…
Übrigens: Jetzt wo Sammer beim FCB anheuert, hat die Nivea-Fraktion endgültig freie Bahn…
@moldo:
Überheblich und peinlich sind höchstens deine Kommentare hier.
Man könnte jetzt einige Fakten aufzählen (Bilanz: EM-Finale, WM-Halbfinale, EM-Halbfinale), aber du scheinst für Fakten nicht empfänglich zu sein.
Zu Prandelli: Den krassen Wechselfehler von gestern (dritter Wechsel bereits in der 57. Minute, deshalb später nur zu zehnt), würdest du Löw wohl nicht so leicht verzeihen, oder? ;)
@christoph
die EM ist vorbei, die Fanmeilen sind geschlossen. Warum gehst Du jetzt nicht wieder zurück zur Rhythmischen Sportgymnastik – hmm?
Das ist doch alles viel zu aufregend für dich, hier ;-)
@moldo:
Äh, dich nimmt eh keiner mehr ernst. Immer doof, wenn man das selbst als Letzter merkt. Aber hast Recht: Werde mich jetzt mal mit Nivea eincremen und zur Rhythmischen Sportgymnastik wechseln, wird mir hier echt zu aufregend!
Moldo, du bist doch eigentlich ein vernünftiger Mensch. Was hindert dich gegenwärtig daran,deinen Verstand, so, wie es ihm gebührt, einzusetzen?
@christoph: Gemach, gemach. Zeigler hat Übungsleiter Löw einen Persilschein ausgestellt. Zu einer differenzierten Kritik am recht erfolgsarmen Titelsammler hat er sich nicht durchringen können.
Niggemeier hätte die Medienkritik zum Beispiel am ZDF Duo in Usedom, die ja bereits intensiv in der Vorrunde von Sportkommentatoren wie Frank Buschmann auftrat, analytisch aufbereiten können. Aber vielleicht hatte er das auch alles noch nicht auf dem Radar.
Du willst jetzt ernsthaft Niggemeier für etwas kritisieren, über das er _nicht_ geschrieben hat? Really? Mal davon abgesehen, dass er als Blogger und Medienjournalist keinerlei Bringschuld hat, sehe ich den Kritikpunkt auch überhaupt nicht.
Er hat sich kritisch und pointiert mit der Bondenlosigkeit dieser ZDF-Sondersendung auseinandergesetzt. Nicht mehr, nicht weniger. Zum Fernsehstrand an sich war, wie Du ja auch erwähntest, doch schon längst alles gesagt.
@jens: Das mit der Bringschuld war doch laut Löw eher die Sache von Boateng…
@sportinsider:
Wenn du Löw einen „recht erfolgsarmen Titelsammler“ nennst, haben wir wohl eh eine andere Definition von Erfolg. Für mich gehört Konstanz, spielerische Entwicklung, Fördern und Einsetzen von jungen Spielern usw. auch dazu. All das ist vorhanden und teilweise besser denn je.
Aber wenn es am Ende nur um´s Titel sammeln geht, hast du natürlich Recht. Mich machen die anderen Punkte allerdings auch zufrieden. Fehlt mir etwa die Siegermentalität?! ;)
Trainer, alles richtig.
Mich würde der letzte Treffer nach einer Ecke in einem Pflichtspiel der Nationalmannschaft interessieren.
Gestern bei Sport1, EM Highlights aus der Geschichte. Finale 80, 88. Minute Spielstand 1:1. Ecke Rummenigge, der Legende nach sagt er zu einem der dort rumsitzenden Fotografen, Halt drauf jetzt kommt ein Tor. Anlauf, Schuß Hrubesch 2:1, Pokal hochhalten.
Es kann so einfach sein, ohne vertikale Laufwege etc.
1992 Icke Häßler, Freistoß, im Rückblick gefühlt jeder dritte war drin. Da wußte jeder Torwart es wird gefährlich und er konnte trotzdem nichts machen.
Klar sieht man gern schönen Fußball, aber wenn ich mit TikiTaka nicht weiter komme muß ich halt auch mal einen Standart nutzen. Gegen Italien gab es ja ein Tor nach einer Ecke, leider gegen uns.
Wenn man Erfolg will muß man an allen Ecken arbeiten und die Überheblichkeit Ecken nicht zu trainieren sorgt dann dafür das man halt keine Titel holt. Weil es dann die Kleinigkeit ist die fehlt um bei gleichwertigen Mannschaften des Quentchen mehr in die Wagschale zu werfen.
@christoph: Löw ist seit 1994 Trainer im Männerbereich. Das sind 18 Jahre. In diesem Zeitraum gab es an zählbaren Erfolgen den DFB-Pokalsieg 1997 mit dem VfB Stuttgart gegen Energie Cottbus sowie die österreichische Meisterschaft mit dem FC Tirol Innsbruck im Jahr 2002. Energie Cottbus spielte damals noch in der drittklassigen Regionalliga. Beim FC Tirol konnte Löw auf die Arbeit von seinem Vorgänger Kurt Jara aufbauen der bereits 2001 und 2000 mit Tirol Meister wurde.
Andere Engagements von Übungsleiter Löw wie bei damaligen zweitklassigen Karlsruher SC in der Saison 99/2000 oder der darauffolgenden Saison bei Adanaspor in der Türkei stand er noch nicht einmal das komplette Spieljahr durch. Aufgrund von Erfolglosigkeit kam es bei beiden Vereinen zur Kündigung.
Natürlich hat sich Löw seit damals weiterentwickelt. Doch wenn die Trainerbilanz auf Zahlen, Daten, Fakten abgeklopft wird ist die Titelausbeute doch sehr mager.
@sportinsider:
So ein (Statistik-)Denken kann ich nicht ganz nachvollziehen. Wie gesagt, für mich spielen auch andere Dinge als Titel eine Rolle. Misst du deinen Erfolg als Blogger auch ausschließlich nach Besucherzahlen? Würdest du Berti Vogts als besseren Bundestrainer sehen, nur weil er einen Titel gewonnen hat?
@christoph: Nun, Löw hat selber permanent vom Titel gesprochen. Dies bereits vor der EM 2008. Ebenso vor der WM 2010. Mit noch größerer Selbstverständlichkeit vor 2012. Er muss sich dann schon an seinen eigenen Worten messen lassen. Nicht mehr und nicht weniger.
Rückblick.
Auf der Pressekonferenz bei der Präsentation als Nachfolger für Klinsmann klang dies im Juli 2006 so:
,,Jürgen, du hast vor zwei Jahren hier auf dem Stuhl gesessen und gesagt: Wir wollen Weltmeister werden. Es ist ganz klar mein Ziel, dass wir 2008 Europameister werden wollen!“
2009 vor der Gruppenauslosung für die WM 2010 ähnlich optimistische und zielbewußte Töne:
,,Selbstverständlich wollen auch wir versuchen, so weit wie möglich zu kommen und das Turnier zu gewinnen. Das ist schon das Ziel“
Zum Jahreswechsel 2011/2012 klang die Prognose von Löw für die EM im Sommer 2012 so:
,,Bei der EM wollen wir erneut attraktiven Fußball zeigen und dann natürlich endlich mal wieder einen Titel gewinnen.“
@zance
„Mich würde der letzte Treffer nach einer Ecke in einem Pflichtspiel der Nationalmannschaft interessieren.“
Das war das 3:1 von Klose im Spiel gegen Griechenland.
@sportinsider:
Natürlich hat Löw sich den Titel als Ziel gesetzt. Was auch sonst, nach 1xFinale und 2xHalbfinale? Aber was heißt jetzt für dich, dass man Löw an seinen Aussagen messen soll? Rücktritt? Die genannten Verdienste überstrahlen die Fehler und die Niederlagen bei weitem, finde ich. So eine Konstanz was Halbfinals und mehr angeht, ist nämlich nicht ganz so selbstverständlich. Alles andere ist wirklich überheblich bzw. realitätsfern.
Sportlern wird gerne vorgehalten, dass sie auch verlieren können müssen. Gilt auch für Fans.
@christoph: Den Rücktritt bringst Du ins Spiel. Natürlich gäbe es Alternativen. Jürgen Klopp fände ich spannend. Doch steht wohl bei Dortmund im Wort.
Löw könnte zum Beispiel Standards intensiv trainieren lassen. In entscheidenden Spielen die eigene Linie durchziehen und sich nicht wie oft getan dann ängstlich am Gegner ausrichten. Auch könnte der deutschen Mannschaft der eine oder andere Spieler mit Ecken und Kanten im Charakter gut tun. Leute wie Großkreutz würde ich schon gerne in einem Infigth mit ausgebufften Nationalspielern anderer Nationen sehen. Nur ein Beispiel.
Generell durchlaufen ja viele DFB-Spieler die Nachwuchsabteilungen und kommen dann Stromlinienförmig bei Löw an. Ein Balotelli würde gar nicht durchkommen. Ihn würde man aufgrund charakterlicher Auffälligkeiten eine andere Sportart empfehlen.
Das Gerede von der flachen Hierarchie könnte aufhören. Bei an Intrigen anmutenden Auseinandersetzungen wie zwischen Lahm und Ballack darf auch ein Übungsleiter Klartext sprechen. Löw dürfte sich auch an die einmal und dann öfters formulierte These halten, das bei ihm nur fitte Spieler spielen. Schweinsteiger war es definitiv nicht. Özil wirkte auch müde. Gab Löw beiden im Laufe des Turniers Verschnaufpausen?
Löw könnte auch das Abwehrverhalten wieder intensiver trainieren. Viele Mannschaften kommen einfach viel zu leicht zu Toren gegen die deutsche Elf.
@sportinsider:
Ja, alles Punkte über die man diskutieren kann und das passiert ja auch. Ist aber auch alles leicht dahin geschrieben, so im Nachhinein. Das müssen sich die Kritiker auch gefallen lassen. Haben die das auch in den letzten Jahren schon besser gewusst?
Und könnte es nicht auch sein, dass all die von dir genannten Punkte die Entwicklung der letzten Jahre eher zerstört, statt zu den gewünschten Titeln zu führen? Endet man dann vielleicht doch wieder bei Ergebnisfußball, großen Egos und Hoffen auf den nächsten Standard? Man weiß es nicht…
Aber bevor das hier endgültig zum Zwiegespräch mutiert, verabschiede ich mich ;)
Löw, so zeigt es sich, war der Trainer für den Übergang. Man sollte seine Leistung bis hierher nicht gering schätzen. Löw kann allerdings, auch das zeigt sich jetzt, diese Mannschaft nicht zum Gipfel führen.
wir können nur hoffen, dass Jogi der Taktikfuchs in den nächsten 2 Jahren noch ein bisschen wächst – weg von alleine geht er ja wohl nicht.
Löw hat Fehler gemacht, ich verstehe aber die Aufregung nicht und wieso er jetzt auf jeden Fall gehen sollte. (Unabhängig davon, dass momentan eh keiner zu Verfügung steht, der es ansatzweise so machen könnte oder sogar besser) [Obwohl, Guardiola? :D)
Gegen Spanien 2008 war Deutschland deutlich unterlegen, egal mit welchem Trainer. 2010 war Spanien nicht mehr so drückend, aber immernoch deutlich besser. 2012 hat Italien eiskalt Fehler ausgenutzt. Ob es nun mit einer anderen Taktik besser gelaufen wäre ist fraglich. Hinterher lässt sich das alles leicht behaupten, man kann ja nicht das Gegenteil beweisen.
Vielleicht bin ich altersmilde,aber bei einem Turnier gewinnt nunmal nur einer und für mindestens 5,6 Mannschaften, die vorm Turnier den Titel erstnahft auf der Rechnung haben ist es dann immer eine Enttäuschung.
Ich warte noch 2014 ab. Die Spieler müssen auch noch ein wenig Erfahrung sammeln. Wir haben mit Lahm, Schweinsteiger und Podolski schon drei sehr erfahrene dabei, vor allem für ihr Alter. Aber gerade von denen kommt nur zu wenig, Schweinsteiger werfe ich vor, dass er vllt von sich aus hätte sagen müssen „Es geht einfach nicht, ich bringe der Mannschaft keinen Nutzen“. Wobei hier die Frage ist, ob das aufgeht. Kroos hätte wohl besser gespielt, aber was hätte das Ausscheiden von Schweinsteiger in der Mannscht ausgelöst? WÄren sie demoralisiert gewesen, ohne richtige Führung? Oder wären sie in einer „Jetzt erst recht“ Stimmung gekommen? Alles theoretisch.
Ich halte immernoch viel von Löw. Vielleicht aber auch deswegen, weil ich sowohl Fußballern als auch Trainern Fehler zu gestehe und Niederlagen im Halbfinals gelassen sehen kann, auch wenn für so eine Mannscahft natürlich nur der Titel das Ziel sein kann.
Was mich allerdings auch aufregt ist der Umgang mit Standards. Ok dann trainiert er sie nicht, da hätte ich gerne aber eine Begrüdung. Was mich aber schon sehr stört ist dieses wetten. Man kann doch nicht bei einer WM wetten, dass das eigene Team nicht trifft…
@Christoph. Man kann sich ja Trolle auch Ranziehen. Zu deiner scheinbaren undendlichen Geduld ist dir ist dir nur zu gratulieren. ich habe es schon vor Jahren aufgegeben, Ballkiddies versuchen, zu erklären, daß nicht alles erklärbar ist. Ich kann das einfach nicht mehr, mich mit Sportinsidertum, dessen Substanz sich nur noch aus Syn- und Antithese landläufig zur Prothese errungene SMS-Verdsenden-Fähigkeieten offenbart, auseinandersetzen. Momentan sind halt noch relativ viele solcher frustrierter Analphabeten unterwegs, aber ich hoffe, daß läßt jetzt auch mal wieder nach. Sind zum Glück bald wieder in ihren jeweiligen Vereinsforen versorgt, in denen man dann 75% der gerade Aktiven, in deren Namen man gerne einen lauten Autokorso veranstaltet hätte, wieder nach Lust und Laune beschimpfen kann.
zance fand ich gut.
[…] zwei lesenswerte EM-Fazits, eins vom Kaisergrantler und eins von FernglasFCB. Und was Trainer Baade zum Italienspiel und zu Löw schreibt, kann ich Silbe für Silbe unterschreiben. Arndt Zeigler hat einen sehr lesenswerten „offenen […]