Zum Inhalt springen

Schlagwort: Zufall

Einen historischen Irrtum korrigieren

Eigentlich müsste man den folgenden Beitrag gar nicht schreiben, denn es gibt niemanden, der seinem Inhalt widersprechen würde (von einer zwei Ausnahmen abgesehen).

Allerdings gibt es dennoch Stimmen, die sich auf ganz merkwürdige Weise öffentlich äußern. Denen entfallen ist, dass es allein einen leider viel zu lange währenden, aber großen historischen Irrtum des Fußballgotts (manche nennen ihn auch Zufall, andere erkennen ihn in einer Symbiose aus Zufall und Kontostand) darstellt, dass der VfL Wolfsburg seit 1997 in der ersten Bundesliga spielt. Von einem „Top-Klub“ ist da die Rede. Dabei sieht die Bundesliga-Bilanz des VfL Wolfsburg folgendermaßen aus:

14, 6, 7, 9, 10, 8, 10, 9, 15, 15, 5, 1, 8.

Neben der Meisterschaft ein einziges Mal unter den ersten 5, ansonsten mehr als nur einmal knapp am Abstieg vorbeigeschrammt. Die angesprochenen Stimmen jedenfalls können doch nicht bei Trost sein, wenn sie den VfL Wolfsburg zu einem „großen“ Verein der Bundesliga machen. Wer spricht heute noch von Eintracht Braunschweig oder vom TSV 1860 München (beides einmalige Bundesliga-Meister) als „großem“ Verein? Wer wird in 20 Jahren noch vom VfL Wolfsburg als mehr als einer Eintagsfliege in Bezug auf Top-Platzierungen sprechen? Wären diese sprachlichen Pfade nicht schon so ausgetreten, man müsste den VfL Wolfsburg glatt als graue Maus bezeichnen. Wir belassen es dann lieber beim weniger schmachvollen Zeigen der einzigen beiden weiteren Fans des Top-Klubs.

Ist der KV Mechelen mit seinem einmaligen Europapokalgewinn ein Großer unter den europäischen Klubs? Steaua Bukarest? Ipswich Town? Ist Hannover 96 mit seinem halben Pokalsieg und seinen zwei Meisterschaften von annodunnemal heute noch ein großer Klub?

Man möge sich doch bitte die Saisonstatistik des VfL Wolfsburg anschauen, zudem zur Kenntnis nehmen, dass der Meistertrainer ebenso wie die wichtigeren Elemente des Kaders schon längst weitergezogen sind, sowie, dass dort ein Manager am Werke ist, der abgesehen von Träumen vom Großsein sportlich noch nicht allzu viel hinbekommen hat. Träumen ist ja gerade im so zufallsbeeinflussten Sport Fußball erlaubt, aber doch bitte bei Fans und Spielern und nicht bei jenen, die darüber berichten.

Die Chance, den Irrtum der Bundesligazugehörigkeit dieses Nirgendwos zu korrigieren, kommt aber just in dieser Saison wieder. Weshalb wir alle Stuttgart-, Gladbach-, und Bremen-Fans sind, denn es soll nicht sein, dass der „Top-Klub“ VfL Wolfsburg, der historische Irrtum, erneut das Glück hat, dass gleich drei andere Teams am Ende der Saison noch schlechter dastehen als er.

Immerhin hat der Zufall kein Gedächtnis, und so sind Ausreißer in beide Richtungen stets das willkommene Salz in der Suppe. Man frage eben jene Eintracht Braunschweig und den TSV 1860 München.

9 Kommentare

Fernglas BVB

Eigentlich müsste jeder generell an Fußball Interessierte diese Saison hassen, denn nichts ist langweiliger als eine Mannschaft, die die Tabelle der Bundesliga so dominiert, wie es Borussia Dortmund zur Zeit tut. Doch als relativ Neutraler erfreut dieser Vorgang überraschenderweise ungemein. Was natürlich für alle Schalke- und Bayern-Fans nicht gelten kann, und den übrigen Vereins-Fans ist es ja auch meist recht egal, was irgendsonst in der Liga passiert. Wichtig ist, was der eigene Club macht.

Als geneigter Zuschauer aber stellt sich komischerweise gar nicht der hier zu erwartende Effekt ein, dass man von den stets gleichen Ereignissen einer solch einseitigen Saison gelangweilt wäre. Dabei reicht es einfach aus, dass es nicht immer die Bayern sind, die mit 15 Punkten Vorsprung Meister werden, und schon macht es Spaß, die Tabelle anzusehen, Bayern dort rumkrebsen zu sehen, wo sich die anderen Teams, die sonst immer gerne Meister würden, stets aufhalten. Platz vier bis fünf.

Große Sprüche reißen, die Sehnsüchte der Fans stimulieren, um dann wieder und wieder grandios zu scheitern. À la Schalke oder Hamburg. Oder Leverkusen, wobei deren Sprüche ja ohne Daum schon lange nicht mehr so groß daher kommen. Wie aber immer wieder aufs Neue angekündigt wird, jetzt endlich anzugreifen, eine Serie zu starten und dann weht doch nur ein laues Lüftchen durchs Stadion mit einem mickrigen Unentschieden am Ende, da kann man diesen Verhältnissen einen großen Unterhaltungsfaktor einfach nicht abstreiten.

Wie nun die restliche Liga mit dem Fernglas zum BVB schauen muss macht auch dann Spaß, wenn man nicht den Theorien vom Großwesir Klopp“o“ anhängt, sondern einfach nur sieht, wie die anderen strampeln, aber kaum vorwärts kommen.

Der Zufall im Fußball ist doch immer noch das schönste Geschenk, das er uns macht.

3 Kommentare