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Schlagwort: Wolfgang Niersbach

Wann ist ein Narr ein Narr?

(Vorab: Ein Narr ist immer ein Narr, wenn er sich mit der FOTO-Zeitung einlässt, wie es Zwanziger zu jeder Zeit besonders gerne tat und noch immer tut. Ein Narr ist ein Narr, wenn er sich, wie im Podcast bei Jens Weinreich zugegeben, allein aus der FOTO-Zeitung über Politik informiert und neben einer Regionalzeitung keine weiteren Medien konsumiert.)

Ein Narr ist aber immer auch dann ein Narr, wenn er die nach ihm benannte Freiheit nutzt, den Herrschenden Wahres zu servieren, gerne als Scherz, hier in Buchform verpackt. Normalerweise können diese dann über ihre eigenen Fehler lachen und sich vielleicht gar hinterfragen. In diesem Fall hat man es allerdings mit besonders humor- und somit auch kritikresistenen Exemplaren der Gattung Funktionär zu tun.

Natürlich ist das Ganze für sich schon eine Narretei, so Vieles an diesem Buch ist falsch: der Zeitpunkt so dicht an seinem Rücktritt, der Vorabdruck in der FOTO, die wenig distanzierte Selbsterhöhung im Titel und das höchst unseriöse Ausplaudern von etlichen Interna rund um Verträge, Planungen und Personal mitten aus der Zentrale des DFB. Eine so große Narretei, dass man annehmen muss, das Alter habe schon seine Finger im Spiel. Jenes eifersüchtige, sich ständig missverstanden fühlende Alter, nicht das weise, gütige, in sich hineinlächelnde und über die Bewertungen der Nachwelt erhabene.

Gleichzeitig ist ein Narr vor allem dann ein Narr, wenn man nie genau weiß, wann er die Wahrheit spricht und wann er nur versucht, sein Publikum zum Narren zu halten. Denn so richtig die Kritik an Hoeneß‘ allgemeinem Gebaren einer allwissenden Müllhalde, an Niersbachs offensichtlich fehlendem Interesse an Zwanzigers sozialen Themen — als habe der DFB sich nur um den Profifußball zu kümmern, welcher ja anders als die Amateure besonders gut ohne den DFB auskäme — und so richtig der Wunsch nach mehr Demokratie im DFB ist, so grotesk ist es, den größten aller Schurken rund um den Fußball zu beschützen: den Blatter Sepp.

Da hält der Theo nun seinerseits uns alle zum Narren, denn ob er etwas verstanden hat, mutig war und dem Fußball Gutes wünscht oder ob er doch nur zu eitel ist, den Verlockungen des Großmeisters des Werbens zu widerstehen und sein Hirn schon von Blatters Spielen vernebelt ist, kann man von hier nicht beantworten.

Ein Narr ist aber vor allem dann ein Narr, wenn er mal wieder nur auf Vorabschnipsel in irgendwelchen Blättern fußend eine Bewertung eines immerhin mehrere Dutzend Seiten umfassenden Werkes vornimmt. Weshalb man sich, sofern man noch kein Exemplar in den Händen hält, am besten von allen Bewertungen fernhält. Alles andere wäre eine recht große, na, Dummheit.

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Keine Museen, keine Kunsthallen

Wolfgang Niersbach setzt die schier endlose Reihe der Hoffenheimer Hochjubelei seitens des DFB fort:

„Wir sollten froh sein, dass er sein Geld nicht in Museen und Kunsthallen steckt, sondern unter anderem in den Fußball.“

Dabei muss klar sein, dass oben mit „wir“ nur der DFB selbst gemeint sein kann. Hier an dieser Stelle hätte man überhaupt nichts dagegen, wenn Hoffenheim weiter in der Landesliga spielte und es stattdessen ein paar Museen mehr gäbe in jener Region. Bundesligisten gibt es nämlich immer 18, ob nun mit Hopp oder ohne, Museen hingegen nicht so viele.

Aber eigentlich ist es auch eher die schamlose, offene Bezuckerung diverser Hinterteile anderer Leute, die am Gebahren des DFB so übel aufstößt. Wie ich unlängst twitterte, waren für die Einrichtung der ach-so-modernen Datenbank („Das hat sonst niemand!“) des DFB drei bis vier Monate geplant, es wurden schließlich zweieinhalb Jahre daraus. Und wen muss man für dieses Wunder an Terminplanung und -einhaltung in den höchsten Tönen loben? Schon klar.

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Wir sind das Netz

Das ist nicht neu. Zumindest nicht in unseren Kreisen. Aber es gibt immer wieder neue Beispiele, die demonstrieren, dass viele das nicht so ganz verstehen. Das „Internet“ ist keine anonyme Masse; es wird von konkreten, tatsächlichen und leibhaftigen Menschen gebildet, die es zur freien Kommunikation verwenden, ohne dass irgendjemand oder -etwas darüber Hoheit erlangen könnte. Das kann eigentlich nicht so schwer zu verstehen sein. Und wie man ins Netz hineinruft, so schallt es dann auch heraus.

Der aktuelle Fall (vor Kurzem erst erwähnt) betrifft uns, ob nun DFB-Mitglieder oder nicht, alle, die wir uns mit diesem Thema beschäftigen. Kurz gesagt geht der Fall so:

DFB-Präsident Theo Zwanziger verklagt Jens Weinreich, der ihn auf Oliver Fritschs Direktem Freistoss begründet einen unglaublichen Demagogen nennt. Zwanziger verliert zwei Mal vor Gericht beim Versuch, Weinreich diese Äußerung zu verbieten und droht einen weiteren Gerichtsgang an, wenn Weinreich nicht einlenke. Da Weinreich im Recht ist, lenkt er nicht ein. Zwanziger verzichtet aus unbekannten Gründen auf eine weitere Klage und wie schildert der DFB u. a. in Person von Wolfgang Niersbach diesen Vorgang?

Mit den Worten, dass Weinreich eingelenkt hätte sowie einer ganzen Reihe anderer falscher Informationen.

Und sendet eine Pressemitteilung mit diesem Inhalt und der expliziten Bitte, diese Inhalte weiterzuverbreiten, an bestimmte Mitglieder seines Email-Verteilers.

Ja. Das Ganze kann man gerne noch mal lesen:

DFB-Präsident Theo Zwanziger verklagt Jens Weinreich, der ihn auf Oliver Fritschs Direktem Freistoss begründet einen unglaublichen Demagogen nennt. Zwanziger verliert zwei Mal vor Gericht beim Versuch, Weinreich diese Äußerung zu verbieten und droht einen weiteren Gerichtsgang an, wenn Weinreich nicht einlenke. Da Weinreich im Recht ist, lenkt er nicht ein. Zwanziger verzichtet aus unbekannten Gründen auf eine weitere Klage und wie schildert der DFB u. a. in Person von Wolfgang Niersbach diesen Vorgang?

Mit den Worten, dass Weinreich eingelenkt hätte sowie einer ganzen Reihe anderer falscher Informationen.

Und sendet eine Pressemitteilung mit diesem Inhalt und der Bitte, diese Inhalte weiterzuverbreiten, an bestimmte Mitglieder seines Email-Verteilers.

Es wird durchs zweite Lesen aber nicht einfacher, diesen unfassbaren Vorgang zu glauben.

Wie sich der Konflikt mit Theo Zwanziger und dem DFB en detail entwickelt hat, hat beklagter Jens Weinreich dankenswerterweise auf einer Seite zusammengestellt, die Links zu allen relevanten Beiträgen und Reaktionen Dritter enthält. Wer es nicht ohnehin schon verfolgt hat: Jetzt bitte viel Zeit mitnehmen und rüber zu Jens Weinreichs Webweiser.

Danach dann irgendwann den Mund wieder zubekommen, denn der bislang besonders im Vergleich mit MV wie ein guter Onkel wirkende aktuelle DFB-Präsident hat unser Vertrauen verloren, welches man bekanntlich nur einmal verspielen kann. Ebenso natürlich die gesamte Führung des DFB: Wer in diesem Fall die Tatsachen dermaßen beugt und verdreht, was macht er in anderen Fällen? Welcher vom DFB publizierten Information soll man noch glauben können? Ab sofort keiner mehr.

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Rechnen wie Dr. Niebaum

Die Stuttgarter Zeitung schreibt:

„Dem WM-OK wurden auch die anfallenden Zinsgewinne vorgehalten, die dem einzelnen Kunden in entsprechenden Anteilen zustehen würden. „Bei einem Ticket für 100 Euro würde dies 1,39 Euro betragen“, rechnete WM-OK-Vizepräsident Wolfgang Niersbach vor. „Wir streiten uns um 1,39 Euro bei einem Projekt mit einem Gesamtetat von 430 Millionen.“

Das alte Niebaum-Problem. Niersbach glaubt doch nicht wirklich, dass wir bei 3,2 Millionen Tickets hier von 1,39 Euro sprechen. Wir sprechen von 4,5 Millionen Euro und somit immerhin mehr als 1% der Gesamtsumme des Etats.

Wenn ich so rechnen würde wie diese Experten…

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