Zum Inhalt springen

Schlagwort: WM-Tickets

Wieder mal ungerecht, dieser selbstherrliche Oliver Kahn

Ein Fußballfan aus Usbekistan hat 6.500 Kilometer mit dem Rad zurückgelegt, um bei der WM dabei zu sein. In erster Linie wollte er wohl sein Idol, Oliver Kahn, bei der WM im Einsatz sehen. Aber wie das so ist, wenn Buck Rogers nach 200 Jahren im Weltall zur Erde zurückkehrt: Die eigenen Verwandten sind alle schon tot. Erst nach seiner Ankunft in Deutschland erfuhr der Usbeke davon, dass Oliver Kahn, na gut, ganz tot ist er noch nicht, aber dass er gar nicht für Deutschland im Tor stehen wird. Bei der deutschen Nationalmannschaft spielt Kahn keine Rolle mehr außer der des Herbergsvaters (und der des Oliver Kahns, die muss der bedauernswerte Mann ja 24h am Tag spielen).

Oliver Kahn zeigte sich trotzdem so beeindruckt von der Leistung des Usbeken, dass er ihm ein Ticket für das Spiel Deutschland — Ekuador besorgte.

Das ist unfair. Ich selbst habe im Vorfeld der WM mindestens schon 9.000 Kilometer auf meinem Bürostuhl rumgesessen.

Einen Kommentar hinterlassen

Trinidad & Tobago — Sverige: Vor dem Anpfiff

Nachdem die Anreise nach Dortmund hinter mir lag, war meine Fahrt mit der U-Bahn zum Stadion im Vergleich zu der meines später folgenden Begleiters ziemlich entspannt, da nicht ganz so voll wie noch der Regionalexpress. Lieder gesungen wurden trotzdem und eigentlich ist das ja auch nichts Besonders bei einer Anreise zu einem Fußballspiel. Das hier war aber nicht irgendein Fußballspiel, sondern a) ein WM-Spiel und b) ein WM-Spiel mit schwedischer Beteiligung. Und so ging es in der Westfalenhalle 1 weiter, wo auf einer Leinwand das Spiel England — Paraguay gezeigt wurde: Gesänge, Geklatsche und bereits um 15h La Ola im Rund der Westfalenhalle. Gänsehaut auch bei mir, und ich bin schließlich nicht das erste Mal bei einem Länderspiel gewesen, anders als mein Begleiter, für den es das erste Fußballspiel überhaupt in einem größeren Stadion war.

Dass das Spiel der Engländer weniger als bescheiden war und diese irgendwann dachten, ein 1:0 würde schließlich auch 3 Punkte bringen, brachte der Stimmung keinen versicherungsmeldungspflichtigen Schaden bei. Einzig die englische Familie auf den Sitzen hinter uns schien nicht ganz überzeugt zu sein, dass man hier gute Laune haben sollte. Ansonsten flachten die Gesänge erst dann ab, als sich immer mehr Menschen aus der Halle in Richtung Stadion auf den Weg machten:

[photopress:vordemspiel1.jpg,full,centered]

So auch wir. Doch schon nach wenigen Metern war klar, dass die Angabe eines Bekannten, dass man von der Halle zum Stadion keine fünf Minuten zu Fuß brauchen würde, nur für normale Spieltage gelten könne. Der erste Stau traf uns am Geldautomaten, an dem mein Begleiter noch Geld ziehen wollte, um ein Stadionerlebnis inklusive Bratwurst zelebrieren zu können. Wofür einige der Schweden das viele Geld aus dem Automaten benötigten, wurde klar, als mich ein Schwede ansprach und erst 300, dann 350, dann 400 und schließlich 500 Euro für meine Karte bot, die mir oben aus der Jackentasche herausguckte.

[photopress:vordemspiel2.jpg,full,centered]

Trotz dieses einen Angebots, welches ich natürlich ablehnte (drüber nachgedacht hätte ich erst ab einer vierstelligen Summe): Dass die Schweden in solch einer Vielzahl Karten bekommen hatten, erstaunte mich schon ein wenig. Und diese Bemerkung, in der Schlange vor dem Geldautomaten ausgesprochen, rief dann gleich den ersten kleinen Poser auf den Plan, der, mit Deutschlandtrikot bewaffnet, mir verkündete: „Das war doch bei der Euro 2004 auch schon so, dass die Stadien fest in schwedischer Hand waren.“

Danke sehr, Herr vielgereister Fan, für diese wertvolle Information. Nun gut, recht wird er wohl gehabt haben, auch wenn ich ihn gar nicht gefragt hatte.

[photopress:vordemspiel3.jpg,full,centered]

Als mein Begleiter sein Geld schließlich erhalten hatte, ging es weiter, wieder eingliedern in den Strom, der nicht abreißen wollte. Schwede um Schwede um Schwedin floss an uns vorbei, und wir flossen wieder mit. Ebenso ortsunkundig wie wir, flossen alle durch einen Irrgarten, den findige Architekten auf dem Weg zum Stadion aufgebaut hatten. Das sah dann ungefähr so aus wie auf dem Bild oben. Wie man sieht, wusste keiner, wo es lang geht.

Die Masse floss dann wahllos durch die Gegend, manche flossen auch wieder zurück und irgendwann stand alles still. Das hatte einen Grund, und zwar diesen Zaun hier, den wiederum findige Menschen einfach irgendwo in der Landschaft aufgebaut hatten. Dahinter befand sich ein schwedischer Polizist, der mit Megaphon Anweisungen gab. Leider auf schwedisch, so dass ich immer noch nicht wusste, wo denn nun der Eingang zum Stadion sein würde.
[photopress:vordemspiel4.jpg,full,centered]

Der schwedische Polizist sah übrigens tatsächlich aus wie ein Schwede in Lindgren-Verfilmungen aussieht. Und weil ich dachte, dass Schweden doch eigentlich alle Englisch sprechen, fragte ich meine Nebenleute auf Englisch, was der Polizist denn erzählt hätte. Leider waren meine direkten Nebenleute selbst Deutsche und hatten auch nix verstanden, und von den Schweden, die ich fragte, wollte keiner Auskunft geben. Entweder war mein Englisch zu schlecht, ihr Englisch zu schlecht oder sie waren schlicht zu aufgeregt, weil schließlich der WM-Auftakt Schwedens vor der Tür stand und jeder der hier Stehenden das Spiel zu verpassen drohte.

Irgendwann floss die Masse dann aber in die richtige Richtung, der Einlass war auch schon zu sehen. Einen weiten Bogen um die ersten Eingänge („Hospitality Entrance“) gemacht und dann durch eine allerdings äußerst lasche Sicherheitskontrolle. Ich trug zwar ohnehin nicht viel an meinem Körper, auch wenn ich an meinem Körper schon viel zu tragen habe, aber wenn ich gewollt hätte, hätte ich ein Messer ins Stadion reinschmuggeln können. Das taten ja nur wenige Tage später die polnischen Spieler, die mit Selbigem zwischen den Zähnen gegen Deutschland spielten. Erste Sicherheitskontrolle also passiert, und das sah rückblickend so aus:
[photopress:vordemspiel5.jpg,full,centered]

Auf diesem Bild gibt es vereinzelte rote Flecken zu sehen, das waren entweder Fans von Trinidad und Tobago oder neutrale Zuschauer. Die große Masse auf dem Weg von der Sicherheitskontrolle zum eigentlichen Stadioneingang sah allerdings so aus:
[photopress:vordemspiel6.jpg,full,centered]

Kurze Anspannung bei uns, denn die Karten trugen zwar unsere Namen, ganz sicher waren wir aber nicht, ob sie überhaupt gültig sein würden. Nein, sie waren nicht vom Schwarzmarkt und sie waren auch nicht selbstgemalt, aber a) war da ein Chip in der Karte, der natürlich auch defekt hätte sein können und b) hatte ein Bekannter die Karten für uns bestellt, so dass wir nicht sicher sein konnten, ob alle Daten richtig übermittelt worden waren. Ausreichend Ticketkontrolleingangstore waren geöffnet, so dass es keine Minute dauerte, bis wir an der Reihe waren. Den Personalausweis hatten wir natürlich griffbereit, doch dann die Überraschung: Den wollte niemand sehen. Die Dame am Eingang hielt einfach die Karte vor ein Lesegerät, das zeigte in Sekundenschnelle ein grünes Licht an und schon waren wir drin. Das war’s.

Ich war ziemlich überrascht, dass die aufwändigen Kontrollen (oder zumindest Stichproben) völlig ausblieben.

Nun aber auf ins Stadion, die ersten paar Stockwerke dieses riesigen Gebäudes erklommen, um dann vor Anpfiff noch die erlaubten zwei Pils (Ist amerikanisches Budweiser überhaupt Pilsener Bier? — Ich glaube nicht.) zu kaufen. Und hier natürlich wieder das heute übliche Bild: Lange Schlangen von Menschen in gelber Kleidung.

Am Anfang ging es recht zügig voran, doch als wir nur noch vier oder fünf Leute vor uns hatten, stockte das Ganze, nichts tat sich mehr und als wir einen Blick hinter die Theke werfen konnten, war uns klar, warum: Eine Theke mit einer Länge von 12m, dementsprechend ca. 12 Schlangen, die auf Bier warteten und es war genau ein Zapfhahn für Bier aktiv. Die ziemlich jungen Mitarbeiter hinter der Theke ließen sich auch von der Hektik, die diesseits der Theke herrschte, nicht anstecken und schlurchten auch dann noch lustlos und in Zeitlupe durch die Gegend, als der Anpfiff nur noch Minuten entfernt war.

Aggressionen kamen bei den schwedischen Zuschauern auf. „Is here anybody working?“, „C‘mon, we want beer.“ und „Hurry up!“ wurde in nicht mehr freundlichem Ton gebrüllt. Die Würste an der Theke ließen sich davon nicht beeindrucken und verkauften weiter Selbige im Schlafwagentempo. Und obwohl das ein Phänomen ist, welches man auf vielen Großveranstaltungen erlebt, finde ich es doch reichlich seltsam, über 500 anstehende Leute bei einem WM-Spiel mit genau einem Zapfhahn versorgen zu wollen.

[photopress:vordemspiel7.jpg,full,centered]

Genug Gastronomie-Nörgelei, wir bekamen unsere je zwei Biere und machten uns zu unseren Plätzen auf. Die Nationalhymnen waren leider schon gespielt. Gerade, als wir die Treppe zu unserem Block nahmen, ertönte der Anpfiff. Und wie das Spiel verlief, wie die Gänsehautstimmung im Stadion weiterging und was für ein Spektakel das ganze Spiel war, lest Ihr im dritten Teil.

4 Kommentare

Road to Germany Dortmund

Nachdem ich seit November die Qualifikation für das Turnier gespielt habe, den Dummschwätzer täglich, André Heller viel zu häufig und Nick Hornby viel zu selten lesen musste, mich für Euch durch Aufstellungen, Länderinformationen und Gimmickseiten gekämpft habe, tolle WM-Goodies initiiert habe und überhaupt der perfekteste aller perfekten Vorbereiter für die WM war, heißt es nun endlich: Die WM geht los, der Ball rollt, o‘zapft is.

Für mich stellt sich das folgendermaßen dar:

Nach Dienstschluss begebe ich mich in meine Kemenate am Rhein. Dort werde ich, nun gut, Ihr müsst nicht alles wissen. Nachdem ich geduscht haben werde, begebe ich mich zum Wedaustadion, welches neuerdings MSV-Arena heißt und immer noch auf einen Namenssponsor wartet. Dort werde ich das Eröffnungsspiel der WM schauen, bevor ich den Italienern beim Trainieren zuschaue, weil ich jetzt doch noch Karten dafür bekommen habe. Währenddessen wird hoffentlich gleichzeitig das Spiel Polen — Ekuador übertragen, ansonsten bin ich beim Training von Totti und Lotti schnell wieder weg, um eine Leinwand zu finden.

Morgen steht dann das volle Programm auf dem Plan. Vor 15h nach Dortmund „reisen“, dort im Stadtgarten auf einem Fanfest, ob offiziell oder nicht, ist mir natürlich Wurscht, England — Paraguay schauen und danach ins Westfalenstadion FIFA-WM-Stadion Dortmund fahren oder laufen. In diesem duellieren sich Schweden und Trinidad & Tobago, was ich, wie man weiß, von Reihe 33, Sitz 40 aus verfolgen werde. Danach geht es mit dem Taxi zum Hauptbahnhof, um — so es klappt — rechtzeitig um 21h wieder in Duisburg zu sein und das dritte Spiel an einem nur mir bekannten, aber sehr geschätzten Ort zu verfolgen.

Nebenbei werde ich hoffen, dass Deutschland Costa Rica mit mehr als zwei Toren Unterschied schlägt, Schweden Selbiges mit Trinidad mit mehr als einem Tor Unterschied schafft und England Paraguay schlägt. Sehr konservative Tipps, das ist richtig, allerdings möchte ich nun mal gewinnen und das Geld nicht dem Wettanbieter in den Rachen stopfen. 10 Euro habe ich darauf gesetzt, Geld, das ich durch die Teilnahme an einer Umfrage in einem anderen Blog gewonnen habe. Auszahlbar war das Geld ohnehin nicht, also musste es gesetzt werden, und wo fällt das Tippen leichter als bei einer WM, bei der die Leistungsstärken wesentlich größere Differenzen aufweisen als innerhalb einer Profiliga?

Wer also ein Attentat auf mich plant, weil ich ihm auf die Füße getreten bin während der bisherigen Bloggerei, weiß nun, wo er mich wann finden kann. Der Fahrplan hier noch mal in Übersicht:

Freitag

17-20h Deutschland — Costa Rica auf der Leinwand im Wedaustadion

20h-23h Italien beim Trainieren im Wedaustadion zuschauen, gleichzeitig Polen — Ekuador schauen

Samstag

13h Abfahrt nach Dortmund

15h-17h Beim Fanfest im Stadtgarten England — Parguay schauen

17h-20h im Westfalenstadion Trinidad — Schweden schauen

20h-21h Rückreise nach Duisburg

21h-23h an einem geheimen Ort Argentinien — Elfenbeinküste schauen

Leider bin ich immer noch nicht im Besitz einer Kamera, weshalb es von mir hauptsächlich Worte zu meinen Erlebnissen geben wird und keine Bilder. Ich bitte aber weiterhin darum, dass mir mal jemand ein Foto von dem „Bahnhofsstadion“ in Dortmund zukommen lässt.

Danke.

So, und jetzt können die Spiele beginnen.

Mein Tipp für heute Abend: 5:0, und das, obwohl die Wade der Nation nicht jetzt doch nicht jetzt doch nicht jetzt doch mitspielt. Ich fürchte, für die armen Costa Ricaner braucht man nicht mal den Ballack Michael und es wird trotzdem zu einem Kantersieg reichen.

Was mir ansonsten noch aufgefallen ist, ist, dass das Gejammer und Gemecker bei allen groß ist, dass sie keine Karten bekommen haben. Mittlerweile kenne ich allerdings mehr als nur eine Handvoll Leute, die Karten haben. Natürlich ist der Ausschnitt „Leute, die Trainer Baade kennt“ kein repräsentativer Ausschnitt aus der Grundgesamtheit, schließlich kann man annehmen, dass dieser Ausschnitt wesentlich fußball-affiner ist als der Durchschnitt. Aber genau darum sollte es ja auch gehen, darum, dass jene Leute Karten bekommen, die sich tatsächlich für Fußball interessieren. Und da scheint mir der Anteil dann doch nicht ganz so klein zu sein wie zunächst befürchtet. Vielleicht hat sich aber auch nur meine Wahrnehmung verschoben, seit ich selbst freudiger Besitzer einer Eintrittskarte bin. Nebenbei bemerkt erhalte ich so noch einen weiteren Groundhopperpunkt, denn, Duisburg hin oder her, ich war noch nie in Dortmund im Stadion, wenn ein Spiel stattfand.

Das erste und einzige Mal, dass ich mich dort im Stadion aufhielt, war am Tag des UEFA-Pokal-Finales zwischen Feyenoord Rotterdam und Borussia Dortmund, welches auf den Leinwänden übertragen wurde. Ich erinnere mich dunkel an ein ziemlich beschissenes Gefühl in dieser Menschenmenge auf der Südtribüne, obwohl ich definitiv nicht an Demophobie leide und an eine noch beschissenere Sicht auf die Leinwand. Der Abend endete in einer Dortmunder Kneipe mit Keller, einem Sturz eines Freundes die Kellertreppe herunter mit anschließender Landung auf dem Kopf und eine halbe Stunde und tatütata später auf einem Krankenhausflur herumlungernd, wo der Gestürzte, Betrunkene wild protestierend, fluchend und schimpfend sich der Behandlung entziehen wollte, was ihm schließlich nach dem fünften oder achten Versuch der Notärztin, ihn doch zu behandeln, auch gelang, woraufhin wir um 2h nachts in der Dunkelheit der Dortmunder Straßen saßen, kein Bus mehr fuhr und niemand mehr wusste, wie wir eigentlich zu diesem Krankenhaus gekommen und wo in Dortmund wir jetzt waren.

Ich hoffe, der kommende Samstag hält ein besseres Ende für mich parat. Zumindest werde ich ab einem 2:0 für Schweden oder höher bei entsprechendem Ausgang der anderen Partien um 60 Euro reicher sein.

Sollte das der Fall sein, such ich auch noch mal raus, bei welchem Blog ich dieses Wettgeld gewonnen habe.

4 Kommentare

WM schon lange vorbei

Wie uns eine bekannte Zeitung mitteilt, haben die Spiele der WM 2006 schon längst stattgefunden, und zwar irgendwann im Sommer 1980. Kein Wunder, dass ich keine Karten bekommen habe. Zu der Zeit lernte ich gerade lesen und schreiben, da war es etwas schwierig mit dem Anmelden auf der Ticketseite der FIFA. Davon, dass es noch kein Internet gab, ganz zu schweigen.

[photopress:screenshot_bild.jpg,full,centered]

Und auch wenn ich hier selbst klugscheiße, will ich jetzt keinen Klugscheißer hören, der mir erzählt, dass es sehr wohl 1980 schon so etwas wie Internet gab.

3 Kommentare

Wie die Fans es wollen

Wolfgang Schäuble, der Erfüllungsgehilfe der FIFA und Erzengel aus Schdurgert, bringt es auf den Punkt, wie wir Zuschauer das mit den Sponsoren zu sehen haben:

„Mal ehrlich: Ohne Sponsoren sind solche Ereignisse nicht mehr so zu machen, wie die Fans es wollen.“

Was ist daran ehrlich? In meinem Wörterbuch findet sich unter dem Gedanken, den Schäuble beschreiben möchte, das Wort „verlogen“. Natürlich würde er noch ein paar Argumentchen finden, warum das Ganze so ist. Ist es aber nicht. Das Gros der Kosten für die WM bringen ohnehin der Staat, die Länder und die jeweiligen Städte auf.

Und dass die Fans es anders wollen als es jetzt durchgeführt wird, ist zweifelsohne der Fall. 31,5 Prozent, ich muss das noch einmal wiederholen: Einunddreißigkommafünf Prozent aller Karten gingen in den freien Verkauf. Fragt man mich: ja, das ist richtig so. Ich finde es gut, dass die meisten Leute keine Karten bekommen, nur damit innerhalb der Bannmeile ein paar VIP-Kartenbesitzer ihre Geschäfte abwickeln können, ungestört von störender Werbung von Fremdfirmen.

Da das Thema allzu ausgelutscht ist, will ich den Rest gar nicht zitieren, möchte aber behaupten: Herr Schäuble ist ein echter Fußballfan-Experte.

1 Kommentar

Man muss nicht immer mitspielen, Rudi

Wer sich wundert, warum der deutsche Fußball weiterhin in fast allen Bereichen (Ausnahme: Zuschauerinteresse) hinterherhinkt, dem sei dieser lesenswerte Beitrag ans Herz gelegt. Äußerst trefflich wird beschrieben, warum Franz als Lichtgestalt und Berti Vogts als grauer Wurm gilt und welchen Einfluss die FOTO-Zeitung (nein, Ben, ich schreibe nicht die anderen vier Buchstaben) darauf hat. Gerne würde ich noch ein bißchen mehr dazu sagen, aber ich schwelge noch in der Euphorie ob dem Erhalt meiner WM-Eintrittskarte.

Vielleicht bin ich auch nicht intellektuell genug.

2 Kommentare

Block 77, Reihe 33, Sitz 40

Gestern Abend weilte ich in Dortmund, wo der Dummschwätzer kurz zuvor das „Bahnhofsstadion“ vor dem Hauptbahnhof eingeweiht hatte. Eine nette Idee: aus Baugerüsten wurde eine nicht gerade kleine Stadionimitation gebaut, mit einer riesigen Folie überhängt, auf der schwatz-gelbe Fans Fahnen schwenken. Darin eingelassen blitzen die ganze Zeit an verschiedenen Orten Kameras auf, gerade so, als würden Fans Fotos schießen. Untermalt wird das Ganze von ziemlich lauten Fangesängen, die ebenso vom Band eingespielt werden wie Kommentatorenschnipsel. Dazu kann man auf dem Platz vor dem Bahnhof durch einen „Spielertunnel“ auf dieses Stadion zulaufen.

Nette Idee, vor allem abends, als ich es sah, schon recht wirkungsvoll. Leider habe ich keine Bilder, aber vielleicht schickt mir mal jemand welche.

Zwar hatte meine Reise nach Dortmund einen privaten Grund, aber schaden kann es ohnehin nicht, sich schon mal in der Stadt auszukennen, in der man ein WM-Spiel sehen wird. Ich habe heute die Karten erhalten und ich darf mit Fug und Recht behaupten, dass ich ganz vorne dabei bin als Aktivist im Kampf gegen leere Sitzplätze während der WM.

Man schaue hier und sei neidisch:

[photopress:WM_Ticket2.jpg,full,centered]

Wie ich den Jungs am Einlass erkläre, dass ich Trainer Baade heiße und nicht Frank, weiß ich noch nicht, wird sich aber bewerkstelligen lassen. Dann schau ich jetzt erstmal im 3D-Modell, wo ich sitzen werde.

7 Kommentare

Da treiben sie sich rum

Wir fragen uns doch alle, wo die ganzen Eintrittskarten bleiben, wenn angeblich noch 13.000-15.000 Karten für Spiele mit deutscher Beteiligung zu haben sind, die FIFA-Ticketbörse aber ständig nur das rote Lämpchen (=keine Karten vorhanden) aufblitzen lässt.

Hier gibt es scheinbar noch unendlich viele Karten. Zwar nicht gerade zu erschwinglichen Preisen, aber eben außerhalb der FIFA-Ticketbörse, die doch — angeblich — der einzige Ort sein soll, an welchem man als Normalsterblicher Karten bestellen kann.

Jetzt tauchen hier an einem mysteriösen Ort Karten auf. Wollte man nicht den Schwarzhandel unterbinden? Was sind Preise von 1.200 Euro sonst als Schwarzhandel, wenn der normale Kartenpreis ein paar hundert Euro in der Vorrunde nicht überschreitet?

Seltsam und auch äußerst fragwürdig, dass jetzt solche Ticketanbieter aus dem Nichts auftauchen.

18 Kommentare

Trostpreis

Hatte ich mich kürzlich noch beschwert, dass ich nie was gewinne, hab ich jetzt endlich was gewonnen.

Schwimmflügel mit dem Aufdruck „FC Eigenheim“ von der LBS. Toll.

Währenddessen hat ein Bekannter von mir justament eine Karte für das Spiel Deutschland — Polen gewonnen. Er kommt also nicht nur zu einem deutschen WM-Spiel, er muss nicht mal dafür bezahlen. Ich gratuliere ganz aufrichtig und blase derweil er im Stadion sitzt die Schwimmflügel auf. Grmpf.

8 Kommentare

Wie die Bank immer gewinnt

Man kann natürlich eine Verlosung durchführen und sagen wir mal 3.000 WM-Finalkarten verlosen. Genauso natürlich hat man aber eigentlich gar kein Interesse daran, die Finalkarten wirklich loszuwerden. Weil man sie eigentlich lieber an die eigenen Freunde verteilen würde. Wie macht man das jetzt, dass man die Karten zwar offiziell verlost, inoffiziell sie aber gar nicht loswerden möchte?

Ganz einfach, man kreiiert ein Quiz, bei dem man nur falsche Antworten zur Auswahl stellt.

[photopress:screenshot_quiz.jpg,full,centered]

Das Zitat ist natürlich von Ronald Koeman.

5 Kommentare

I‘m a loser, baby

Warum zum Teufel habe ich eigentlich noch keine WM-Karten bei den endlosen Gewinnspielen gewonnen, bei denen ich mich angemeldet habe?

Nicht mal ein Fanset mit einem mit Firmenlogo bedruckten Ball, der nach 5x spielen seinen Geist aufgibt, war bis jetzt drin.

Hat sonst jemand etwas gewonnen?

9 Kommentare

Marry me and get my ticket

Auch wenn ein Gericht in der letzten Woche einen Kauf von WM-Tickets via eBay als rechtens erklärt hat, so galt dieses Urteil doch ausdrücklich nur für diesen Einzelfall. Gründe, die seitens des WM-OKs zulässig sind, sind Tod, Krankheit und noch zwei, drei. Weitergegeben werden darf das Ticket dann zwar an alle möglichen Leute, am einfachsten geht es aber, wenn man es an ein Familienmitglied weitergeben will.

Deshalb: am besten einfach den eBay-Verkäufer des eigenen Tickets heiraten, schon gibt’s keine Probleme mehr.

Leider sollte man das vor der WM bereits hinter sich gebracht haben, sonst wird’s schwierig mit dem rechtzeitigen Erhalt der Karte. Das ist ärgerlich, dann gerade während der WM, gibt es massig freie Termine beim Standesamt. Am Tag mit dem einprägsamen Datum 20.06.2006 gibt es zumindest in dem hier zitierten Standesamt noch ordentlich Platz für Heiratswillige, denn an dem Tag spielt Deutschland gegen Ekuador.

An einem solchen Tag einen wichtigen außerfußballerischen Termin zu haben, ist keine gute Idee. Lasst Euch das von jemandem gesagt sein, der am Tag des WM Spiels Deutschland-Polen 1974 getauft worden ist: am 3.7.1974. Wie meine Mutter berichtet, hatten es alle ganz eilig, Opa Hamborn (seines Zeichens Anhänger von Hamborn 90 und nicht von Hamborn 07, das muss man auch erst einmal schaffen), Onkel W. und auch der Priester selbst. Hat dann wohl noch vor Anpfiff geklappt mit der Prozedur.

Einen Kommentar hinterlassen

Trainer-Baade-Autogrammkarten

Ich weiß, Ihr habt lange darauf gewartet, nun sind sie endlich da. Die Trainer-Baade- Autogrammkarten können bei ichbinderstar.de bestellt werden. Gut, man kann da auch jede andere persönliche Autogrammkarte basteln lassen. Eine tolle Sache für… ja, für wen? Wer gibt 5 Euro dafür aus, um sich eine einzige lächerliche Autogrammkarte von sich selbst ins Wohn-/Bade-/Schlafzimmer zu hängen? Sowas kann man seinem Sohn, sofern vorhanden, schenken, aber doch nicht ernsthaft nutzen. Schlappe acht (!) persönliche Autogrammkarten kosten immer noch ein gefühltes WM-Final-Ticket. Wo bleibt der Dummschwätzer, um für für das Volk erschwingliche Preise zu sorgen, wie er es bei den WM-Karten tat?

1 Kommentar