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Schlagwort: WM 1974

Nach Berlin im Bus

Ich habe gerade Berti Vogts im Bus getroffen. Das ist der, der als Frimpe der Woche letztens erzählte, dass ja die deutschen Spieler bei der WM 1974 auch einen Kampfgeist gehabt hätten, wie man ihn so nicht mehr in Deutschland kennt.

Tja, dumm nur, dass Berti Vogts das vor dem Polenspiel sagte. Jetzt ist er mal wieder als Dummschwätzer (in klein) aufgefallen.

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Der Klöppel-Gewinner

Folgende Vorschläge, wie der Satz „Brasilien wird deshalb nicht Weltmeister, weil…“ beendet werden sollte, habt Ihr eingereicht:

…weil sie noch auf Deutschland treffen.

…Werder Bremen oder die Schweiz ja eh viel besser sind.

…weil Ronaldo nicht rechtzeitig abnimmt und zwar sowohl am Bauch als auch den Ball aus der Luft.

…weil alle Spieler von Torpedo Utfort die brasilianische Staatsbürgerschaft erhalten haben und Parreira die Jungs überraschend in den Kader aufgenommen hat. Mit anderen Worten: Cabeça vazia é oficina do diabo. (brasil. Sprichwort: Ein leerer Kopf ist eine Werkstatt des Teufels.)

…wail wär Doitschen se rraushauen werden!

…Neuville diesmal ein paar Zentimeter weiter links zielt und Olli Kahn nicht im Tor steht!

…mein Freund Ulli seine Ausbildung zum Trainer sehr gut abgeschlossen hat und nicht mehr weiß, wo er den Schlüssel hingelegt hat.

…weil Trainer Baade überraschend das Training übernimmt!

…der Zuckerhut Diabetes hat.

…54×74-1990=2006.

…weil ich die Teile von der Tour noch habe, mit dem Aufdruck ‘Marches De France’, und Brasilianer fahren kein Rad.

…weil sie nicht ins Finale kommen.

…weil Ronaldo nicht rechtzeitig abnimmt und seine Wehwehchen nicht auskuriert.

…wenn nichts hilft, fluten wir! 1954 in der Schweiz gegen Ungarn, 1974 in Frankfurt gegen Polen, 2002 Schröder Ossiland…

…das Ordnungsamt Berlin fünf Minuten vor Finalbeginn eine unangemeldete Razzia im Stadion durchführt. Personen ohne Nachnamen gelten als “Nicht Identifizierbar” und werden solange festgesetzt bis sie einem Richter vorgeführt wurden.

Auch wenn mich die Aussage „…weil sie nicht ins Finale kommen“ aufgrund ihrer Schlichtheit überzeugt, gewinnt die beiden Klöppel-Sticks wegen dem engen Bezug zur Fragestellung und gleichzeitiger Kreativität:

„…der Zuckerhut Diabetes hat.“

Besondere Bedeutung erhält diese Aussage nach Ronaldos Auftreten gegen Kroatien und seinem anschließenden nächtlichen Schwächeanfall. Vielleicht ist gar was Wahres dran? Herzlichen Glückwunsch, Kaj. Alles Weitere dann per Email, die Du dankenswerterweise angegeben hast.

Gut gefallen hat mir auch Jockels „…Trainer Baade überraschend das Training übernimmt.“ Kann ich aber leider nicht zum Gewinner küren, weil ich sonst eitel wirke.

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Trinidad & Tobago — Sverige: Die Anfahrt

Das wichtigste vorweg: Die Sache mit dem Namen auf der Eintrittskarte ist ein Scherz. Niemand fragt danach, auch nicht stichprobenartig, zumindest an den Eingängen, an denen ich mich ins Stadion begeben habe.

Möglicherweise trägt die Tatsache, dass ich hier und auch andere an anderen Orten davon erzählen, dass der Name des Ticketbesitzers überhaupt nicht überprüft wird, dazu bei, dass das in Kürze doch geschieht. Mag sein; an jenem Samstag aber hätte jeder späte Käufer von Karten noch Glück gehabt, und wäre unkontrolliert (in Bezug auf seinen Namen und den auf der Karte) ins Stadion gekommen.

Nun aber der Reihe nach:

Nachdem das Eröffnungsspiel der Deutschen hielt, was es versprach und die Italiener beim Training fünfe gerade sein und vor allem ins Tor ihres Testspielgegners purzeln ließen, machte ich mich also folgenden Samstag um 13h auf in Richtung Dortmund. Das war leichter gesagt als getan, denn als der RE um 13.39h im Duisburger Hauptbahnhof einlaufen sollte, hatte er erstmal fünf Minuten Verspätung. Fünf Minuten an einem WM-Tag mit dem sich mir später erschließenden Chaos verbuche ich aber noch unter Höflichkeitsfünfminuten, sofern man keinen Anschlusszug auf Kante genäht hat. Hatte ich nicht, also waren die fünf Minuten für mich kein Problem. Anders stellte es sich schon dar, überhaupt erst an Bord des Zuges zu kommen. Proppevoll, wahlweise auch knüppelvoll war der Zug und mir blieb nur ein Sitzplatz auf der Treppe, eingepfercht zwischen Massen von anderen Menschen, die fast alle kein Deutsch, sondern andere Sprachen sprachen.

Hinter mir standen drei Schotten und unterhielten sich. Schotten höre ich immer gerne beim Reden zu, weil das meine Komplexe ob meines harten deutschen Akzents beim Gebrauch von Englisch verringert. Neben mir und unter mir waren schon mehrere echte Trinibagonier, so hatte es zumindest den Anschein. Rechts hinter mir drei Asiatinnen, vor mir noch ein paar Undefinierbare und direkt vor mir ein Velberter mit seinem Sohn sowie ein Opi, der sein Hemd schon mächtig durchgeschwitzt hatte.

Ist ja erstmal abschreckend, wenn man das so sieht, ein komplett durchgeschwitzter Mann, doch nur wenige Haltestellen später sollte ich mich bereits im selben Zustand befinden. Die Luft war zum Schneiden und die doch höchst sicheren Züge der Deutschen Bahn wackelten bedenklich in jeder Kurve und beim Anfahren. Bis auf den letzten Quadratzentimeter voll besetzte Regionalexpresse gibt es eben auch in NRW nur selten und so fuhr der Zug doch um Einiges langsamer als sonst. Ein- und Aussteigen war nur noch über die (Ge-)Beine meiner Person möglich und nachdem Essen passiert war, war eigentlich gar kein Zusteigen mehr für Außenstehende drin.

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Drinnen hoffte ich zunächst, dass die Fahrt möglichst schnell vorübergehen möge, nach kurzer Zeit aber kamen der Vater mit seinem Sohn und der durchgeschwitze Opi ins Gespräch und siehe da: Der Opi war ein echter Fußballliebhaber und gar Augenzeuge der WM 1974. Interessiert ließ er sich erstmal das Ticket des Vaters für das heutige Spiel zeigen und erzählte dann davon, wie leicht es 1974 war, eine Karte zu kaufen. Einfach ins Reisebüro gehen, sich die gewünschten Karten aushändigen lassen, bezahlen, und wieder gehen. 1974 stand angeblich nicht mal die Paarung auf der Karte, weil man schon Karten kaufen konnte, als die Gruppen noch gar nicht feststanden. Heute, zur WM 2006 konnte unser Opi aber keine Karten bestellen, weil er gar keinen Computer geschweige denn Internet hat, und nur dort wurden ja die Karten verkauft. „Ich bin da etwas rückständig.“. Macht nix, Opi, in Angola oder Togo hat auch nicht jeder Internet und somit auch keine Karten bestellen können.

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So würde er heute also leer ausgehen, anders als 1974. Immerhin brachte es unser Opi auf drei Partien bei der WM 1974, nämlich Holland — Bulgarien 4:1 im Westfalenstadion sowie Zaire — Brasilien 0:3 im Waldstadion („Die Brasilianer gingen schnell in Führung und hatten dann keine Lust mehr“, was wir hier bestätigt finden) und das legendäre Zwischenrundenspiel Deutschland — Schweden 4:2 im Düsseldorfer Rheinstadion.

Schweden, Schweden… da war doch was? Genau, der Waggon war zu mehr als 50% voll mit in gelb gekleideten Fans der Schweden, was wiederum nicht gleichbedeutend ist damit, ein Schwede zu sein. Von den Millionen Idioten, die sich ein T-Shirt kaufen, auf dem „Sweden“ statt „Sverige“ steht, war hier schon die Rede, auch in diesem Zug waren sie wieder zu Dutzenden anzutreffen. Wie sich später herausstellen sollte, gehörte mein Begleiter und Sitzplatznachbar, der für unsere Karten verantwortlich zeichnete, ebenfalls zu jenen Trägern eines T-Shirts mit „Sweden“-Aufdruck. Immerhin, er hatte sich wenigstens auch optisch dem WM-Turnier angepasst. Die meisten der Schweden-Fans im Zug jedenfalls sprachen deutsch. Das sollte sich schnell ändern, sobald wir den Hauptbahnhof erreicht hatten.

Die Türen öffneten sich, die Menschen strömten aus dem Zug und Sauerstoff endlich wieder in meine Lungen/mein Hirn. Nachdem ich wieder beatmet wurde, ging ich runter in den Hauptbahnhof, wo es ebenso voll war wie zuvor im Zug: WM-Atmosphäre. Auf dem Vorplatz trommelten und sangen die Trinibagonier, dass es mich schon packte. Eine äußerst friedliche, begeisterte Stimmung herrschte vor und endlich habe ich auch Bilder zur Verfügung von dem Bahnhofsstadion, das in Dortmund errichtet wurde.

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Eine nette Idee: aus Baugerüsten wurde eine nicht gerade kleine Stadionimitation gebaut, mit einer riesigen Folie überhängt, auf der schwatz-gelbe Fans Fahnen schwenken. Darin eingelassen blitzen die ganze Zeit an verschiedenen Orten Kameras auf, gerade so, als würden Fans Fotos schießen. Untermalt wird das Ganze von ziemlich lauten Fangesängen, die ebenso vom Band eingespielt werden wie Kommentatorenschnipsel. Dazu kann man auf dem Platz vor dem Bahnhof durch einen “Spielertunnel” auf dieses Stadion zulaufen.

Schöne Sache, vor allem abends, wie hier auf dem unteren Bild, recht wirkungsvoll.

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Dazu noch der pakistanische Taxifahrer, der die Menschenmengen aus dem Wagen heraus mit seinem Handy filmte, die Mädels, die Promotion machten und freundlich strahlten, die Umsonst-WM-Ausgabe der WR und allerbestes Wetter, perfekte Stimmung an diesem Tag. Der weitere Weg mit der U-Bahn zum Stadion war unkompliziert und gleichzeitig fantastisch, wie die Schweden bekannte Melodien „Alles außer Dortmund ist Scheiße“ oder „Ihr habt bezahlt, jetzt könnt ihr gehen“ mit irgendwelchen schwedischen Texten sangen und überhaupt alle friedlich feierten. Elektrisierend.

Doch vorher sollte ja noch das Spiel England — Paraguay in der Westfalenhalle geschaut werden. Wie auch dort schon Gänsehautstimmung pur herrschte, wann es zum einzigen Mal ein bißchen Ärger gab und wieso die Gelb-Rote Karte für Trinidad & Tobago in Wahrheit gar nicht zählt, lest Ihr im zweiten Teil.

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Karikaturen

Karikaturen aller möglichen WM-Mannschaften, nicht nur der aktuellen. So ist die deutsche Mannschaft von 1974 dabei oder die brasilianische von 1970. Diverse Künstler haben ihrer Zeichenlust freien Lauf gelassen, und das ist dann dabei rausgekommen [Link leider tot].

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Warum sich Serbien und Montenegro nicht trennen dürfen

Kein Jugoslawien, kein Titel.

So knapp kann man das zusammenfassen. Denn bei jedem WM-Gewinn spielten und gewannen die Deutschen gegen Jugoslawien.

1954 Viertelfinale BRD-Jugoslawien 2:0
1974 Zwischenrunde BRD-Jugoslawien 2:0
1990 Vorrunde BRD-Jugoslawien 4:1

Konnte man „Serbien und Montenegro“, das bis vor Kurzem Jugoslawien geheißen hatte, noch als solches bezeichnen, ist nach der Trennung der beiden Teilrepubliken einfach kein Jugoslawien mehr da. Und somit werden wir auch nicht mehr Weltmeister. Schade.

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Marry me and get my ticket

Auch wenn ein Gericht in der letzten Woche einen Kauf von WM-Tickets via eBay als rechtens erklärt hat, so galt dieses Urteil doch ausdrücklich nur für diesen Einzelfall. Gründe, die seitens des WM-OKs zulässig sind, sind Tod, Krankheit und noch zwei, drei. Weitergegeben werden darf das Ticket dann zwar an alle möglichen Leute, am einfachsten geht es aber, wenn man es an ein Familienmitglied weitergeben will.

Deshalb: am besten einfach den eBay-Verkäufer des eigenen Tickets heiraten, schon gibt’s keine Probleme mehr.

Leider sollte man das vor der WM bereits hinter sich gebracht haben, sonst wird’s schwierig mit dem rechtzeitigen Erhalt der Karte. Das ist ärgerlich, dann gerade während der WM, gibt es massig freie Termine beim Standesamt. Am Tag mit dem einprägsamen Datum 20.06.2006 gibt es zumindest in dem hier zitierten Standesamt noch ordentlich Platz für Heiratswillige, denn an dem Tag spielt Deutschland gegen Ekuador.

An einem solchen Tag einen wichtigen außerfußballerischen Termin zu haben, ist keine gute Idee. Lasst Euch das von jemandem gesagt sein, der am Tag des WM Spiels Deutschland-Polen 1974 getauft worden ist: am 3.7.1974. Wie meine Mutter berichtet, hatten es alle ganz eilig, Opa Hamborn (seines Zeichens Anhänger von Hamborn 90 und nicht von Hamborn 07, das muss man auch erst einmal schaffen), Onkel W. und auch der Priester selbst. Hat dann wohl noch vor Anpfiff geklappt mit der Prozedur.

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Voodoo

1974 war Haiti bei der WM in Deutschland dabei. Diesmal nicht, deshalb müssen wir auf anderen Wegen die magischen Kräfte der Haitianer nutzen. Je nachdem, wer unser Gegner in den KO-Rundenspielen wird, das entsprechende Trikot auswählen, auf die Puppe draufkleben und ein bißchen Voodoo [Link leider tot] an den Gegnern verüben. So steht einem Finaleinzug der Deutschen nichts mehr im Wege. Todsicher, die Methode.

In Togo praktiziert man übrigens auch Voodoo. Obacht also, liebe Schweizer.

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In der Zukunft werben

Noch sind wir nicht so weit, dass wir zeitreisen können. Ich möchte auch gar nicht zurück in diese komischen Klamotten, die mir meine Eltern als 4-Jährigem verpasst haben. Ich möchte auch nicht noch mal zur Beerdigung von Oma müssen und schon mal gar nicht noch mal diesen blöden Unfall kurz nach der Führerscheinprüfung bauen.

Zugucken würde ich allerdings schon gerne, wie das damals war, als wir 1974 gegen die DDR verloren oder als wir Australien 3:0 nach Hause schickten. Was ich dann auch entscheiden könnte, wäre, mir einen Gruß aus der Vergangenheit ins Jetzt zu schicken. Ich könnte mich als DDR-Fan getarnt vor eine Kamera schleichen und mich interviewen lassen. Oder einfach irgendwo im Stadion Bandenwerbung machen.

Jedes Mal, wenn dann die Aufzeichnung der Spiele in diesem Stadion gezeigt wird, egal wann, also zum Beispiel heute, würde ich mit mir selbst kommunizieren. „Hallo Trainer, geh endlich ins Bett.“ oder Ähnliches könnte ich mir zurufen. Aus der Vergangenheit in die Zukunft. Wer jetzt bei der WM 2006 z. B. beim Finale Bandenwerbung macht, wird genau das tun. Einmal bezahlen, bei jeder Ausstrahlung wieder seinen Namen oder seine Marke sehen. Praktisch.

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