Zum Inhalt springen

Schlagwort: WM 1962

Weltmeister in Amerika

2014 findet die 8. Weltmeisterschaft in Amerika statt, Ausrichter Brasilien zählt sich selbst sicher trotz zuletzt unausgeschlafener Leistungen der Nationalmannschaft zu einem der Favoriten, wofür es mehrere Argumente gibt. Zunächt mal ist Brasilien der Rekordweltmeister mit 5 Titeln, dann ist das Reservoir an Spielern rund um Copacabana und Favelas unter anderem wegen der großen Armut „schier unerschöpflich“, dann ist Brasilien auch noch Gastgeber und nicht zuletzt gibt es da diese ominöse Angelegenheit, dass noch nie ein außeramerikanisches Team in Amerika den Titel gewann.

Ausrichter Weltmeister
1930 Uruguay Uruguay
1950 Brasilien Uruguay
1962 Chile Brasilien
1970 Mexiko Brasilien
1978 Argentinien Argentinien
1986 Mexiko Argentinien
1994 USA Brasilien
 

Aber! Bitte nicht vergessen, die Tabelle dient schlicht zur Veranschaulichung des Umstands, das bislang alle Weltmeisterschaften in Amerika von amerikanischen Mannschaften gewonnen wurden, der so gerne erwähnt wird. Er bedeutet aber nichts weiter, als dass bislang alle Weltmeisterschaften in Amerika von amerikanischen Teams gewonnen wurden. Es hat keinerlei Aussagekraft für die kommende WM 2014 in Brasilien. Es gibt kein Gesetz oder Ähnliches, das besagt, dass man nicht als außeramerikanische Mannschaft schnöde hinfahren und das Dinge gewinnen kann. Was einem all jene rund um unseren Lieblingssport aber stets glauben machen wollen, die auch an den Weihnachtsmann glauben: „Bislang hat noch nie eine Mannschaft … blabla Südamerika … blabla …“, so als hätte es irgendeine Bedeutung für die Zukunft, was in der Vergangenheit geschehen ist.

Dieser Umstand hätte eventuell tatsächlich eine gewisse Bedeutung, wenn es immer noch so wäre, dass die nicht-amerikanischen Mannschaften drei Wochen lang mit dem Schiff anreisen müssten und dann vor Ort Montezumas Rache in voller Dröhnung erlebten, der komplette, von der Schiffsreise schon ausgelaugte Kader.

Da Brasilien aber sogar näher an Europa liegt als dieses am vorherigen Ausrichter Südafrika (mit dem Weltmeister Spanien), infrastrukturell, bezogen auf die Reise-Entfernung und evtl. sogar aufs Klima, ist die oben stehende Liste ein glücklicher Zufall und mehr nicht. Kein Gesetz, keine sich zwangsläufig aus sich heraus ergebende Serie, sondern ein Fügung der Möglichkeiten. Vergesst das bitte nicht, wenn Ihr demnächst wieder eine derartige Leier hört: In Amerika hat noch nie … es ist nichts weiter als das: Blabla.

7 Kommentare

Playoffs mit Teilnehmern aus Europa

Folgend eine Aufstellung aller je mit Teams aus Europa stattgefunden habender Playoff-Spiele für die Qualifikation zu einer EM oder WM.

Eigentlich sollte es nur um die WM-/EM-Playoffs der UEFA aus jüngerer Zeit gehen, sprich seit der WM 1998, als diese Playoffs in großem Umfang eingeführt wurden. Wenn man dann aber einmal dabei ist, sieht man, dass diese Erfindung schon lange existiert und insofern gar nicht so merkwürdig ist, wie sie auf den in 1980er Jahren Fußballsozialisierten heute immer noch wirkt.

Obschon sie natürlich begrüßenswert ist: Jede auf sportlichem Wege durch den Ausgang eines Spiels zustande gekommene Entscheidung ist besser als eine mit irgendwelchen ominösen Torkoeffizienten oder Fairplaywertungen oder — im Prinzip noch absurder — durch einen Quervergleich von Gruppendritten, welche gegen unterschiedliche Gegner antraten. Wie man unten sieht kommt dieser Weg der Entscheidung erstaunlich häufig ohne Zusätze an die Spielzeit von 180 Minuten aus, der Auswärtstorregel, über deren Berechtigung man natürlich ebenfalls streiten könnte, sei Dank.

Wen nur die jüngere Zeit interessiert, der möge sofort nach unten scrollen, andere werden sicher einige Begnungen aus älterer Zeit finden, welche ihnen entfallen waren.

WM 1958

Israel Wales 0:2 (0:1)
Wales Israel 2:0 (0:0)
 

WM 1962

Israel Italien 2:4 (2:0)
Italien Israel 6:0 (1:0)
 
Marokko - Spanien 0:1 (0:0)
Spanien Marokko 3:2 (2:1)
 
Jugoslawien Südkorea 5:1 (1:0)
Südkorea Jugoslawien 3:1 (2:0)
 

WM 1974

Die UdSSR trat aus politischen Gründen nicht zum Rückspiel in Chile an. Chile hingegen trat an und schoss sofort das 1:0. Im Anschluss wurde die Partie abgebrochen, weil ohne Gegner kein Wiederanstoß möglich war. Gewertet wurde das Spiel mit 2:0 für Chile, welches sich damit für die WM-Endrunde in Deutschland qualifizierte.

UdSSR Chile 0:0
Chile UdSSR 2:0 am Grünen Tisch
 

WM 1978

Ungarn Bolivien 6:0
Bolivien Ungarn 2:3
 

WM 1986

Da es Vierer- und Dreiergruppen in der Qualifikation gab, mussten die jeweils Zweiten der Dreiergruppen noch durch eine zusätzliche Playoff-Runde, Schottland sogar gegen den Vertreter Ozeaniens antreten.

Belgien - Niederlande 1:0
Niederlande - Belgien 2:1
 
Schottland - Australien 2:0
Australien - Schottland 0:0
 

EM 1996

Die 6 besten Gruppenzweiten aus den 8 Gruppen waren direkt qualifiziert. Der letzte und der vorletzte der Tabelle der Gruppenzweiten bestritten ein Entscheidungsspiel auf neutralem Boden, der passend zum EM-Ausrichter von 1996 in Liverpool, England, lag.

Irland - Niederlande 0:2 (0:1)
 
15 Kommentare

Mr. Crack — the missing link

Der fehlende Link für die Evolution. Die Evolution von Fußbällen meint das. Und der „Mr. Crack“ ist diesmal kein Computerspielcharakter, sondern der Name des fehlenden Links. Viel Geschwurbel, kurzer Sinn:

Letzter und langjähriger Kenntnisstand war, alle WM-Bälle vor dem Telstar der WM 1970 in Mexiko hatten keinen eigenen Namen.

Jetzt sagt Wikipedia: Doch. (Und der Kicker auch):

WM-Ball 1950: „Super Duplo T

WM-Ball 1954: „Swiss World Cup Match-Ball“ (naja …)

WM-Ball 1958: „Top Star“ aus schwedischer Herstellung, in gelb.

WM-Ball 1962: „Mr. Crack“ aus chilenischer Herstellung, ebenfalls in gelbem Leder.

WM-Ball 1966: „Challenge 4-Star“ vom englischen Produzenten Slazenger.

Da ist man baff. Und froh, dass man nie beim „DSF-Superfan“ eingeladen war. Solch eine Blamage, verhinderte, zum Glück.

„Mr. Crack“ hat wirklich das Zeug dazu, Lieblings-Ball-Name von allen zu werden. Da kann der Tango mal schön abstinken, und der Teamgeist sowieso.

„Mr. Crack“ — und man hört den Mister beim Einschlag geradezu das Tornetz zerrreißen.

7 Kommentare

Alle Spiele um Platz 3 bei einer WM

Als kleiner Appetizer für heute Abend: Es gab da durchaus, logisch ja auch bei zwei unterlegenen Halbfinalteilnehmern, immer mal wieder sehr gute Paarungen auf dem Papier, die dann auch hielten, was sie versprachen. Zwar schaut sich wahrscheinlich kein Mensch der Welt ein Spiel um Platz 3 von 1962 noch einmal im Re-live an (außer mir), aber heute Abend kann immerhin noch Historisches passieren. Ein 4:0 gilt es zu überbieten. Oder die 9 Tore insgesamt aus der Niederlage gegen Frankreich von 1958.

Noch nie gab es übrigens ein Elfmeterschießen im Spiel um Platz 3.

Swynestygä.

1930 kein Spiel um Platz 3
1934 Deutschland – Österreich 3:2
1938 Brasilien – Schweden 4:2
1950 kein Spiel um Platz 3
1954 Österreich – Uruguay 3:1
1958 Frankreich – Deutschland 6:3
1962 Chile – Jugoslawien 1:0
1966 Portugal – UdSSR 2:1
1970 Deutschland – Uruguay 1:0
1974 Polen – Brasilien 1:0
1978 Brasilien – Italien 2:1
1982 Polen – Frankreich 3:2
1986 Frankreich – Belgien 4:2 n. V.
1990 Italien – England 2:1
1994 Schweden – Bulgarien 4:0
1998 Kroatien – Niederlande 2:1
2002 Türkei – Südkorea 3:2
2006 Deutschland – Portugal 3:1
2010 Deutschland – Uruguay 3:2

Rekord-Dritter bei einer WM, ganz zufällig: Deutschland, wie diese Auflistung der Häufigkeiten von dritten Plätzen zeigt.

1. Deutschland 4
2. Frankreich 2
Brasilien 2
Polen 2
Schweden* 2
6. Chile 1
Österreich 1
Portugal 1
Italien 1
Kroatien 1
Türkei 1

(* Schweden erreichte auch 1950 den dritten Platz, als es kein Spiel um den dritten Platz, sondern eine Finalrunde mit 4 Teams gab.)

Noch dazu Deutschland heute mit der Chance, den Vorsprung auszubauen. Ein Rekord, auf den man wahrlich gerne verzichten würde. Wahlweise eintauschen gegen eine handgefertigte rostbraune Stehlampe aus Ostfriesland.

8 Kommentare

Das Abschneiden der Titelverteidiger

Abschneiden, abschneiden. Man denkt unwillkürlich an Heinz Gründel und bekommt Hunger. Hier geht es aber darum, was der Titelverteidiger der vorhergegangenen Weltmeisterschaft jeweils erreicht hat bei der nächsten WM. Man darf mit Fug und Recht sagen: eigentlich hat bislang nur Brasilien seinen Titel verteidigt. Das, was Italien da zwei Mal zum Titel geführt hat (in einer Zeit, als die Zeiten anders waren), kann man wohl kaum als regulären Wettbewerb bezeichnen.

Nun gut, wir sind (außer Brustring und direkter-freistoss) keine Schiedsrichter, deshalb hier also die Liste, wie die jeweiligen Titelverteidiger beim folgenden Turnier abgeschlossen haben:

1930 Weltmeister Uruguay
1934 nicht teilgenommen
1934 Weltmeister Italien
1938 Weltmeister
1938 Weltmeister Italien
1950 Vorrunde
1950 Weltmeister Uruguay
1954 4. Platz
1954 Weltmeister Deutschland
1958 4. Platz
1958 Weltmeister Brasilien
1962 Weltmeister
1962 Weltmeister Brasilien
1966 Vorrunde
1966 Weltmeister England
1970 Viertelfinale
1970 Weltmeister Brasilien
1974 4. Platz
1974 Weltmeister Deutschland
1978 2. Finalrunde
1978 Weltmeister Argentinien
1982 2. Finalrunde
1982 Weltmeister Italien
1986 Achtelfinale
1986 Weltmeister Argentinien
1990 Vize-Weltmeister
1990 Weltmeister Deutschland
1994 Viertelfinale
1994 Weltmeister Brasilien
1998 Vize-Weltmeister
1998 Weltmeister Frankreich
2002 Vorrunde
2002 Weltmeister Brasilien
2006 Viertelfinale
2006 Weltmeister Italien
2010 Vorrunde
8 Kommentare

Seltenheitswert

Das heutige Finale hat Seltenheitswert. Zum ersten Mal seit 1978 stehen weder Brasilien noch Deutschland im Endspiel. Um es genauer zu sagen, erst zum zweiten Mal seit 1954 überhaupt stehen weder Brasilien noch Deutschland im Endspiel und die einzige Ausnahme davon war eben jenes Finale 1978.

1954 Deutschland — Ungarn
1958 Brasilien — Schweden
1962 Brasilien — Tschechoslowakei
1966 England — Deutschland
1970 Brasilien — Italien
1974 Deutschland — Niederlande
1978 Argentinien — Niederlande
1982 Italien — Deutschland
1986 Argentinien — Deutschland
1990 Deutschland — Argentinien
1994 Brasilien — Italien
1998 Frankreich — Brasilien
2002 Brasilien — Deutschland
2006 Frankreich — Italien

Wer es weniger mit Zahlen und eher mit den handelnden Person hält, dem sei gesagt: Nachdem gestern die „Großen“ Luis Figo und Oliver Kahn bereits ihr letztes Länderspiel absolviert haben, gilt dies heute für den „ganz Großen“ Zinedine Zidane sowie seinen Gefolgsmann bei den Bleus Lilian Thuram. Adieu (was ja, wie wir wissen, „zu Gott“ bedeutet, womit wiederum nur Zidane gemeint sein kann)!

4 Kommentare