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Schlagwort: Walter Hellmich

Die Mär von der Ruhrgebiets-Mentalität

Walter Hellmich, der die PK mitverfolgte, resümierte: ‚Seine Maßnahme hat gegriffen. Irgendwann musste man mal die Reißleine ziehen. Wir sind im Ruhrgebiet und hier wird gekämpft. Die Menschen mussten hier jahrelang um die Existenz kämpfen und der MSV um die Rückkehr in die erste Liga.‘ *

Frank Heinemann, Interimstrainer des VfL Bochum: ‚Wir sind hier im Ruhrgebiet, da erwarten die Leute, dass man kämpft. Ganz einfach. Und das mussten wir wieder tun.‘

Peter Neururer, Trainer des MSV Duisburg: ‚Gerade im Ruhrgebiet erwarte ich Leidenschaft und Laufbereitschaft.

Sie wird ständig hochgekocht (wirklich no pun intended, Joachim), ganz besonders gerne auch von jenen, deren eigene Reichweite nicht über die nicht existenten Grenzen der nicht mal genau einzugrenzenden Region hinausreicht. Die Mär von der Mentalität, die hier vorherrsche, welche man gleichzeitig auch den Einkäufen und Eigengewächsen überstülpen möchte, ob nun aus Bocholt, Kleve, Münster eingekauft oder aus Kinshasa, Santiago de Chile, Craiova oder Valencienne, hat sich schon lange überlebt und wird nur noch gepflegt, um als Mem weiterzuleben, dem aber die Anbindung an die Realität fehlt.

Wer hier Fußball spielt, der möge sich bittschön auch den Gepflogenheiten der hiesigen Kundschaft anpassen. Die Bitte, der Wunsch für sich genommen ist ja nun mal keine Forderung, die man fürs Kulturwechseln an sich nicht begrüßen würde und auch möchte, sofern man sich selbst als Teilnehmer einer gewissen Kultur, sozial, regional oder suizidal, empfindet. Sie ist auch erstmal nicht schlecht, denn unzweifelhaft wird auf den Bolzplätzen Dortmunds anders Fußball gespielt als auf ihren Wiedergängern in Funchal oder gar in Detroit.

Man frage sich aber gleichzeitig, ob es irgendeinen Ort auf der Welt gibt, an dem sich die Menschen, die ins Stadion gehen, die sich wirklich für Fußball interessieren, an dem diese Forderung mehr oder weniger Sinn ergeben würde als in dieser nicht näher in ihren Grenzen definierten Region.

Will das Publikum in Fürth immer nur Spieler sehen, die schön spielen, nicht kämpfen, und dann mal verlieren oder gewinnen? Will das Publikum in Madrid immer nur Spieler sehen, die schön spielen, sich in Zweikämpfen aber regelmäßig den Schneid abkaufen lassen und in letzter Konsequenz somit ihre Eier in Form von Punkten an den Gegner verschenken?

Es gibt da sicher mehr als diese nur vier hier zu nennenden Komponenten, die dem zugrunde liegen, die in die Irre führen, und man kann es so langsam wirklich nicht mehr hören.

1. Die kulturellen Eigenarten gewisser Regionen verlieren immer mehr und ständig an Bedeutung, auch wenn sie durch Mundart, sehr eigene Gepflogenheiten und auch durch das ständige Wiederholen und Betonen dieser Eigenarten an öffentlicher Stelle immer noch eine gewisse Überlebenschance besitzen und im Detail auch nicht zu leugnen sind. Die Frage bleibt aber, was das mit den Erwartungen des Zuschauers an eine Darbietung von Spielern aus aller Herren Länder zu tun haben soll.

2. Den Zuschauer interessiert es keinen Deut mehr oder weniger, ob seine geliebten Spieler kämpfen oder nicht, ob er nun in ABC-Alarm oder am anderen Ende der Katastrophen-Skala lebt.

3. Den Zuschauer interessiert nicht, ob die Leute „irgendetwas“ für ihr Geld tun, sondern was dabei als Ergebnis rauskommt. Wenn eine Mannschaft immer kämpft, kämpft, kämpft, aber immer verliert, verliert, verliert, dann werden sich die jeweiligen Spieler von ihrem glorreichen, so herzlich erwünschten Kämpfen einen goldenen Kanaldeckel in Horst-Emscher beschriften lassen können (auf eigene Kosten) – vom Hof gejagt werden sie aber trotzdem werden.

4. Und überhaupt! (Was, zugegeben, wiederum ein sehr ruhrgebietstypisches Argument ist.)

Wem dient also diese Folklore, die vergleichbar den Karl-May-Festspielen in Dingensbummens, nur noch eine solche ist? Verkauft man damit eine Zeitungsausgabe mehr, wenn man solch einen Quark (abmahnfähiges Wort, zumindest theoretisch) ständig nachsalbadert? Sichert man sich seinen Job als Bundesligatrainer damit, wenn man ständig diese Vokabeln von der „speziellen Mentalität“ in den Grenzen einer Region, deren Grenzen nicht näher definiert sind, wiederholt? Kommt deswegen ein Zuschauer mehr ins Stadion — falls die Ergebnisse nicht stimmen, dennoch aber alle Beteiligten immerhin gekämpft haben?

* Keine Ahnung, warum Hellmich hier das Präteritum verwendet, offensichtlich liest er zu selten Arbeitslosenzahlen aus Duisburg.

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Mitten in Meiderich

Aufgefallen war mir diese kleine Reihe erst nach der 2. oder 3. Sendung. Auffällig ist es immer dann, wenn überhaupt irgendjemand von außerhalb über den MSV Duisburg berichtet, der graumäusiger noch als der VfL Bochum daherkommt. Es gibt im Prinzip seit dem Abschied Friedhelm Funkels und einiger damaliger Leitspieler eigentlich kein Gesicht mehr, das sportlich für den MSV steht, ob nun auf dem Feld oder auf der Trainerbank. Das ständige Durchwechseln, der stetige Neuaufbau bewirken keine Identifikationsmöglichkeit. Sportlich pendelt man auf Karlsruhe- oder Bielefeld-Niveau zwischen den Ligen, wobei man im Gegensatz zu den Vorgenannten schon seit Ewigkeiten nicht wenigstens ein Mal in der ersten Liga die Klasse halten konnte, was dieser Beitrag illustriert.

Umso bemerkenswerter also, wenn sich tatsächlich ein Medium mal etwas ausführlicher mit diesem Verein beschäftigt. Große Quote ist mit dem MSV sicher nicht zu machen, auch wenn der quietscheloquente Schnäuzerij Neururer noch für jeden Spruch und jedes Interview zu haben ist. Dabei kommt aber oft nicht mehr heraus als das, was die SPD auf Plakaten der Linken unterstellt.

So schwankt die ingesamt 18-teilige Serie auch deutlich in ihrer Qualität, je nachdem, wie das Wochenende zuvor verlief und vor allem je nach Gesprächspartner. Dass aus Obermufti Hellmich kein authentisches Wort herauszuholen war, war ebenso abzusehen wie dass Tobias Willi etwas offenere Worte fände und etwas von sich preis geben würde.

Die meisten Folgen waren trotz der relativen Kürze von ca. 5:00 Minuten eine Qual. Zu nichtssagend und belanglos, oftmals nicht mehr als das, was man ohnehin selbst kennt, wenn man dann und wann mal ins Stadion geht und zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, oftmals anscheinend auch gar nicht mit der Intention, dem Zuschauer etwas Neues mitzuteilen.

Aufmerksamkeit kann jede Graue Maus gebrauchen, wenn ein Elfmeter wie diese 18 Folgen über den MSV Duisburg aber so amateurhaft nebens Tor gesetzt wird, ist dann doch niemandem geholfen. Die wenigen Ausnahmen sind zwar umso sehenswerter, aber leider auch rar.

Die ganze Serie verfolgt und beleuchtet hat der höchst lesenswerte Kees Jaratz, der in seinem Zebrastreifenblog ohnehin ein Perlchen des Fußballschreibens ans nächste reiht und dabei wesentlich weniger Probleme mit den Standardsituationen hat als die Macher von „Mitten in Meiderich“ beim DSF. Zum Abschluss der Saison kann man sich also die kompletten Folgen in schriftlicher Nachlese bei Kees Jaratz geben, um nicht 90 Minuten am Stück Videos schauen zu müssen. Viel Vergnügen.

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Bommer raus

Wie ich schon häufiger erwähnte, ist jetzt die Frage, was danach kommt. Bommer ist jetzt raus.

a) Was rufen MSV-Fans bei den nächsten Spielen?

b) Wer folgt Bommer?

Vor allem b) sollte man sich überlegen, bevor man a)s Vorarbeit leistet.

Nichtsdestotrotz sind Äußerungen von Geliebten von MSV-Spielern, die Bommer eines Trainings „wie in der Kreisliga“ bezichtigen, nicht unbedingt dazu angetan, Bommers Trainerfähigkeiten zu überschätzen. Bommer hatte weder Charisma noch besondere taktische Rafinesse. Seine offensichtliche, vor allem taktisch-strategische Unzulänglichkeit — Spieler motivieren kann schließlich fast jeder — war schon so lange nicht mehr zu übersehen, dass man sich ohnehin fragen musste, warum Hellmich diese vermeintlich brüderliche Freundschaft mit Bommer pflegte.

Jetzt wäre also der richtige Zeitpunkt, beim MSV neben dem neuen Stadion auch mal fußballerisch etwas aufzubauen. Z. B. mittels eines Trainers vom Schlage eines Ralf Rangnicks, Geld wie Hopp Heu hat man schließlich auch hier im Hintergrund. Geld schießt keine Tore. Aber Training mit Verstand bringt Punkte. Und Trainer, die solches leisten können, gälte es dann zu finden. Dafür bräuchte man aber jemanden, der einen Trainer weder nach Sympathie noch nach Gefügigkeit auswählt.

Noch vor jedem Spielerkauf ist ein Trainer schließlich das wichtigste Glied der Kette. Das schwächste, sagen viele, was aber nur zutrifft, wenn die Übergeordneten Hire & Fire als Prinzip ausrufen, weil ihnen sonst nichts einfällt.

Ich hasse diesen beschissenen Satz aus irgendeiner Werbung zwar, aber: Erfolg ist die Summe richtiger Entscheidungen.

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„MSV-Macher“ Hellmich und seine Megalomanie

Man erinnert sich dunkel an einen gewissen Gerhard Schröder, der auch dachte, die Regierungsbildung liefe nur über seine Person. Es kam dann alles ganz anders, und auch beim MSV wird der Verein nicht in der Versenkung verschwinden. In der zweiten Liga möglicherweise, aber doch nicht gänzlich aufhören zu existieren.

Wenn ich die Lust verliere, geht der MSV den Bach runter. Mehr Menschlichkeit, wie ich dem Klub entgegenbringe, geht gar nicht.

Das falsche „wie“ lassen wir unter Lokalkolorit durchgehen, dass er dem Klub „Menschlichkeit“ entgegebringt, mag vielleicht im Vergleich zu Michael A. Roth zutreffend sein, ansonsten braucht so ein Verein ohnehin nicht in erster Linie Menschlichkeit, sondern Erfolg und Fundamente, die eben nicht zusammenbrechen, wenn nur ein Kopf („Mäzen“) die Lust verliert.

Hier outet sich Hellmich also von selbst als jemand, der unfähig ist, Strukturen zu schaffen, die unabhängig von ihm funktionieren. Wir haben nichts anderes erwartet.

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Medienboykott beim MSV

Hellmich macht seine Drohung wahr: der MSV wird zur dritten Macht im Ruhrgebiet. Allerdings nur im Bereich Medienboykott, den der MSV wie zuvor Schalke und Dortmund nun betreibt.

Angesichts der Aktualität der Webseite des MSV fragen wir: Muss man extra ankündigen, was sowieso schon die ganze Zeit läuft?

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Zu viele Köche verderben den Brei

Fußball-Zweitligist MSV Duisburg hat Torhüter Georg Koch nach internen Querelen als Kapitän abgesetzt. Zudem erhielt der 34-Jährige eine Abmahnung, gab Clubchef Walter Hellmich im Portugal-Trainingslager ib Albufeira bekannt…

Meiner — in dem Fall: ausnahmsweise — vollkommen unqualifizierten Einschätzung nach hat dieser Hellmich einfach einen an der Waffel. Ich habe leider keine Ahnung, was vorgefallen sein mag, und ich bestreite auch nicht, dass Georg Koch nicht ganz pflegeleicht ist. Dass jemand mit nun fast 16 Jahren Erfahrung im Profifußball aber irgendwie ein bißchen mehr Ahnung von den Vorgängen im Profifußball hat als ein Bauunternehmer, der vorher Tischtennis, Tennis oder Badminton hat mäzenen lassen, finde ich unzweifelhaft.

Aber Hauptsache, Herr Hellmich träumt weiter von der Champions League, während er es sich mit dem einzigen leistungsbezogen herausstechenden Profi in Duisburg verscherzt. Ein echter Vollidiot also, dieser Hellmich.

Ich stelle Georg Koch keinen Freibrief aus, wenn er sich richtig daneben benommen hat, was allerdings äußerst unwahrscheinlich ist, dann ist so eine Abmahnung sicher berechtigt. Wenn man aufsteigen will, wenn man die Adresse „Graue Maus MSV“ auch für andere Spieler interessant machen will, wenn man dauerhaft mehr sein will als der FC Sunderland der deutschen Bundesliga, sollte man schleunigst zusehen, dass man sportlichen Sachverstand irgendwo in der Führung des Vereins installiert, bevor des Hellmichs großes Ego weiter Spieler vergrault, die sich einzig zu Schulden kommen ließen, dass sie ihm widersprachen.

Ein neues Stadion bauen, privates Geld reinbuttern, Sponsoren ranholen: Das ist alles schön und gut. So etwas ist Grundvoraussetzung in einem Profiklub, um überhaupt Erfolg haben zu können. Doch fußballerisch hat dieser selbstverliebte Megalomane einfach keine Ahnung. Ich mag das Wort beratungsresistent ja nicht.

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Fünf Millionen Euro

Die Fernsehrechte für die Afrika-Meisterschaft kosten fünf Millionen Euro.

Lächerliche fünf Millionen Euro.

Das könnte sogar Walter Hellmich noch aufbringen. Er wüsste wohl zumindest, wie man das vermarktet, so dass mehr als fünf Millionen Euro wieder dabei rausspringen.

Ich kann es kaum glauben: fünf Millionen Euro für ein ganzes Turnier! (einer der wenigen Fälle, in denen ein Ausrufezeichen wirklich gerechtfertigt ist)

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