„Superpunk“ gibt’s ja nun schon länger nicht mehr. Sie waren der leibhaftig durch die Republik wandelnde Beweis dafür, dass in Deutschland nicht nur lässige Musik, sondern auch geistvolle Texte und das ohne Überverkopftes möglich sind.
Aber genau jener Geist von „Superpunk“ lebt in der quasi-Nachfolgergruppe „Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen“ fort.
Einen Teil dieses Geistes samt dazugehöriger Musik transportiert der folgende schöne Song „Die Gentleman-Spieler“, hier in einer tonmäßig weniger hochklassigen, dafür als Live-Auftritt aber eben auch das gesamte Auftreten der Band zeigenden Live-Version zu hören.
Warum das hier erscheint? Weil „Die Gentleman-Spieler“ tatsächlich ein Song mit Fußballbezug ist. Denn „Die Gentleman-Spieler“ handelt von jenen jungen Menschen, die sich in der Anfangszeit des Fußballs, als dieser England-Import als „undeutsch“ verpönt war, nicht davon abhalten ließen, ihn trotzdem auszuprobieren und damit zu etablieren.
Ein zeitlich von aller Tagesaktualität herrlich fernes Fußballthema, entstand so eine echte Hommage an den Fußball und seine Ausübenden, bar jeglicher schankraumhaftiger Schunkeligkeit, die bei Musik im Fußball den Finger sonst so schnell auf den Weiterbutton klicken lässt.
Am Bass übrigens, wie auch schon bei „Superpunk“, ein gewisser Tim Jürgens, den die eine oder der andere aus anderem Zusammenhang kennen könnte. Falls man diesen Zusammenhang noch verraten muss, hilft dabei vielleicht dieses Interview mit der taz, in dem Tim Jürgens auch sonst einiges über seine Sicht zum Fußball verrät:
Fußballer sind Fußballer, die werden heute von den Medien zu historischen Gestalten hochgejazzt, aber am Ende gibt es in anderen kulturellen Bereichen viel interessantere Menschen.
Und vorher schon:
Eine gewisse Distanz habe ich übrigens ohnehin zum Profifußball.
Überrascht uns jetzt nicht, alles andere wäre außergewöhnlich gewesen.
(Nicht zuletzt lesenswert wegen der Erläuterung, wie zwei St.-Pauli-Fans zusammen mit drei HSV-Fans in einer Band funktionieren …)
PS: Und das muss dann einfach noch mitrein, auch wenn es nichts mit Fußball zu tun hat, aber sehr viel mit der Überhöhung, die auch den Fußballern zuteil wird. Sänger Carsten Friedrichs in einem anderen Interview über mangelnde Selbstironie in Deutschland:
Als Künstler gilt man hierzulande ja als Fachmann für alles. Künstler werden in Talkshows zu allen möglichen Themen befragt und nehmen sich daher auch sehr wichtig. Dabei sind das einfach nur Alkoholiker, die Unterhaltungsmusik machen. Was qualifiziert die denn, über große Themen wie Politik zu reden?