… fließt das Blut in Strömen.
Zum Glück sind die meisten komischen Weltanschauungen auf dem Rückmarsch, so glauben immer weniger Menschen, dass Homosexuelle sich nur „richtig anstrengen“ müssten, um heterosexuell zu werden. Zwar immer noch gerade mal 50% der irgendwo Befragten, aber damit weniger als vor ein paar Jahren.
Auch wer unter Depressionen leidet, kann auf immer mehr Verständnis und immer weniger auf gut gemeinte, aber schlecht wirksame Ratschläge wie „sich doch einfach mal zusammen zu reißen“ hoffen. Zumindest im deutschsprachigen Raum ist ein gewisser Sebastian Deisler daran nicht ganz unschuldig.
Dass Frauen, die vergewaltigt werden, ja ohnehin „selbst schuld“ seien, glauben wohl schon länger nicht mehr viele Leute und so bröckeln immer mehr dieser Wahnvorstellungen aus einer Welt der psychischen Unwissenheit, die nur den emotionalen Holzhammer und Binsenweisheiten von Annodazumal als Werkzeuge der Interaktion kennen.
Opfer einer ganz bestimmten Missbrauchskonstellation hingegen werden weiterhin vom Großteil der Gesellschaft belächelt: männliche Opfer weiblicher Gewalt.
„Kein richtiger Kerl“ sei so einer und wenn er sich schon von einer Frau schlagen lasse, habe er es ja auch nicht verdient. So ein „Weichei“ braucht keine Hilfe, sondern ein bisschen Muskeltraining oder: Vielleicht gefällt es ihm gar, geschlagen zu werden?
«Posh Spice» Victoria hat gestanden, ihren Ehemann David Beckham blutig geschlagen zu haben. Sie habe so feste gehauen, dass sie ihm den Mund innen aufgerissen habe. Aber selbst als das Blut über sein Kinn lief, sei sie noch wütend gewesen, schilderte Ex- Spice Girl in ihrer Autobiografie. Der Grund für ihren Wutausbruch waren Zeitungsberichte, wonach Beckham eine andere Frau geküsst hatte.
Es wird Zeit, dass auch diese Gruppe von Opfern keine Scham mehr empfinden muss, sich als Opfer weiblicher Gewalt zu outen und dementsprechend Unterstützung zu erfahren. Eine Ohrfeige ist im Falle von (tatsächlichem und nicht nur vermutetem) Betrügen vielleicht noch ein vertretbarer, eher symbolischer Akt, jemandem fast den Kiefer zu brechen hat damit aber nichts mehr zu tun. Mir war dieses Monster der Mode und des Schlankheitswahns ohnehin schon immer unsympathisch, jetzt erst recht.