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Schlagwort: Uwe Seeler

Wir waren alle mal jung

… sogar die Protagonisten des Profi-Fußballs, die in ihrer Jugend noch nicht ahnen konnten, dass sie einmal Teil der Maschinerie werden würden. Und also waren sie auch Fans anderer, zu ihrer Jugendzeit aktiver Spieler oder Clubs. Was an sich nicht verwundert, wohl aber, welche Blüten eine solche Sammlung teilweise treibt. „Auge“ war BVB-Fan. Der Ur-Bayer, nicht nur qua Herkunft, sondern auch in Bezug auf seine Profi-Karriere, ein Schwatt-Gelber.

Größtenteils bis hierhin zwar einfach nur den Podcasts dieser Welt entnommen, aber warum nicht?

Wer kennt noch weitere Exemplare von Spielern oder Trainern, die sich als Fan eines Clubs in ihrer Jugend outeten?

Bislang bekannt sind:

Spieler Fan von
Klaus Augenthaler Borussia Dortmund
Gerd Müller 1. FC Nürnberg
Berti Vogts Fortuna Düsseldorf
Peter Neururer 1. FC Köln
Friedhelm Funkel Borussia Mönchengladbach
Idol: Uwe Seeler
Olaf Thon FC Bayern München
Ludwig Kögl Borussia Mönchengladbach
Niklas Süle Eintracht Frankfurt
Mario Gomez Eintracht Frankfurt
Dejan Lovren FC Bayern München
Claus Reitmaier Borussia Mönchengladbach
Marco Antwerpen FC Schalke 04
Toni Kroos Werder Bremen
Marco Bode FC Schalke 04
Moritz Stoppelkamp MSV Duisburg
Jürgen Klopp VfB Stuttgart
Jamie Carragher FC Everton
Marcel Maltritz FC Bayern München
Markus Osthoff Borussia Mönchengladbach
Bernard Dietz 1. FC Köln
Lothar Matthäus Borussia Mönchengladbach
Markus Kauczinski Borussia Dortmund
Steffen Baumgart Hamburger SV
Benedikt Höwedes FC Bayern München
Martin Männel Borussia Dortmund
Dietmar Hirsch Borussia Mönchengladbach

Nett wäre es, wenn Ihr Euch ausnahmsweise die Mühe machtet, weitere Kandidaten hier in den Kommentaren und nicht bei Twitter zu hinterlassen. Ja, das sind drei Klicks mehr, macht aber die Arbeit einfacher.

Also: Von welchem Profi oder Trainer, ob gewesen oder aktuell, gibt es noch verbürgt zu berichten, Fan welches Clubs er oder sie war?

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Filmkritik: Fürn Mettbrötchen und ne Tasse Kaffee – Meidericher Vizemeister

Filmkritik: „Meidericher Vizemeister“

Aus der Reihe: „Von Anfang bis Westende“


So sieht das aus, wenn ein Verein tatsächlich noch nie einen Titel im Profifußball errungen hat. Dann ist ein zweiter Platz, stolz zur VizeMEISTERSCHAFT erhoben, das, worauf man seinen Mythos stützen muss. Denn diese „Meidericher Vizemeister“ aus der Gründungssaison erreichten die beste Platzierung der Geschichte dieses Clubs vom Niederrhein.

Doch geht es in der kürzlich ehrenamtlich (!) auf professionellem Niveau erstellten Dokumentation über den Meidericher SV nicht allein um eine Mythosbildung, auf welche man dann gerne bei Diskussionen unter der so tiefliegenden Mütze der Tradition verweisen kann.

Es geht auch darum, diese besondere Geschichte festzuhalten, so lange die Protagonisten noch selbst davon berichten können, wie sie es in der Doku ausgiebig tun. Und das umfasst nicht in erster Linie den überraschenden sportlichen Erfolg, sondern auch viel Lebensgefühl (wer will, fügt: im Ruhrgebiet an) aus den Jahren 1962 bis 1964, als natürlich nicht nur im Fußball noch ein völlig anderes Klima herrschte. Angefangen von der lange fraglichen Qualifikation für einen der nur 16 Plätze in der neuen Bundesliga eben 1962 über allerlei aus dem Leben neben dem Platz, schließlich hatten alle — siehe Beitragstitel — noch einen Beruf, bis zum Ende, als es dann doch nicht zum Titel reichte, der 2. Platz aber als ebensolche Sensation gefeiert wurde.



Die schon in Ronald Rengs Buch „Spieltage“ erwähnte Besonderheit dieser Mannschaft, die größtenteils nicht nur aus dem selben Stadtteil, sondern von gerade mal zwei, drei nebeneinander liegenden Straßen stammte, findet hier auch kurz ihren Wiederklang und bildet gleichzeitig das Korsett für die ineinander verwobenen Originalkommentare der einzelnen Mannschaftsmitglieder. Wenn größere und kleinere rhetorische Talente auch im Wissen um die Existenz der Bühne, die der Film für sie baut, von früher erzählen, dann wird diese Zeit sehr anschaulich. (Und kratzige Stimmen manch älterer Herren bilden einen Teil dieser Anschaulichkeit.)

Spieler wie Günter Preuß, Lulu Nolden oder jener Hennes Sabath im Trailer unten erhalten ein zuvor in der Öffentlichkeit nicht existentes Gesicht. (Und man darf hinzufügen, dass Sabath im Film zum Glück nicht immer so überzeugt von sich und seinen Jungs ist, wie im Trailer unten.)

Sowie natürlich Riegel-Rudi Gutendorf, der sich mit seinen 87 Jahren und 55 Trainerstationen erstaunlich präzise an genau jene Saison beim Meidericher SV erinnert, um die es hier geht. Und diese prompt zur schönsten seiner Laufbahn erklärt. Was allgemein wenig überrascht, doch ist auch seine Auskunftsfreudigkeit ein Baustein zum Gelingen des Werks.

Und dann geht es tatsächlich auch darum, wie Rudi Gutendorf schon damals durch eine taktische Innovation mit in Deutschland völlig unbekannten Spielern, Ausnahme: 54er Weltmeister Helmut Rahn, dem Meidericher SV dazu verhalf, seinen Gegnern reihenweise die Punkte zu stehlen.

Als einziger Außenstehender wird übrigens Uwe Seeler in einigen Passagen zum damaligen Gegner Meidericher SV befragt, und wer den Grund dafür nicht kennt, sollte sich erst schämen, kann ihn ja dann aber im Film erfahren.

Dieser bietet mehr als nur Heimatfolklore, wenn auch zu nicht geringen Teilen: Vor allem ist er ein Stück Bundesligageschichte, das vielleicht auch wegen seines Charmes vom eigentlich unglaublichen Märchen der Freunde, die zusammen sportlich die Fußballplätze aufmischen, bis in die heutige Zeit im Fußball wirkt.

Zumindest heute Abend, 21.15h jedenfalls. Wenn der Film im Sommernachtskino im Landschaftspark Nord in Duisburg gezeigt wird. Wie ich berichten kann: höchst sehenswert, mit dem Fokus auf den Protagonisten und weniger auf dem Spiel.

Höchst sehenswert auch in diesem Theater, einem halb-offenen Kino, das in einen früheren Hochofen eingebettet ist. Passender könnte die Kulisse nur noch dann sein, wenn man ein paar Hundert Meter weiter wirklich in Meiderich aufführte.



Wer Zeit hat und Fußballfan, nicht nötigerweise des Meidericher SV, ist, der sollte sich den Streifen an diesem besonderen Aufführungsort nicht entgehen lassen. Aufführungsbeginn ist nach Sonnenuntergang.

Allen anderen sei der Film aber ebenso ans Herz gelegt. Wer „Spieltage“ von Reng mochte, kommt an „Meidericher Vizemeister“ kaum vorbei.

PS: Das Zebrastreifenblog hat ihn auch schon gesehen.

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Mailand oder Bremen: Hauptsache England — Aufstellung der „Welt-Auswahl“ bei Uwe Seelers Abschiedsspiel

Allles hat ein Ende, und so weiter. Also auch die Karriere von Uwe Seeler, der am 1. Mai 1972 sein Abschiedsspiel im Volksparkstadion gab und dazu Gegner und Wegbegleiter aus der Zeit seiner langen Karriere einlud.

Für die „Welt-Auswahl“, welche dann leider doch nur eine Europa-Auswahl wurde, traten an jenem Nachmittag an und waren mit 7:3 siegreich:

Banks (Stoke City)
Maier (München)
Gemmel (Nottingham)
Schnellinger (AC Mailand)
Beckenbauer (München)
Moore (England)
Rivera (Mailand)
Bene (Ujpest Dozsa)
Charlton (Manchester)
Müller (München)
Hurst (West Ham)
Best (Manchester)
Meszöly (Budapest)
Höttges (Bremen)
Eusebio (Lissabon)
Dzajic (Belgrad)

Herkunftbezeichnungen so wie vom Fernsehen eingeblendet.

Hier das Plakat fürs Abschiedsspiel, welches offensichtlich unter dem Titel „Tschüß Uwe“ ausgetragen wurde. Helmut Schön verabschiedete Seeler ebenfalls in einem, darf man sagen, nicht gerade leeren Volksparkstadion.

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„Als die Liga laufen lernte“ — die 1960er in Bild und Ton

Falls es jemand nicht mitbekommen hat: Die Bundesliga wird in diesen Tagen 50 Jahre alt. Anlass zu diversen Specials in diversen Medien.

Eine besondere Perle zum Thema hat die Deutsche Welle gerade veröffentlicht. Leider viel zu kurze 26 Minuten, die sich mit den 1960er Jahren der Bundesliga beschäftigen und dabei nicht allein auf den Platz, sondern auch daneben blicken.

Prädikat wertvoll.



Erstgebloggt von allesaussersport.de.

Schöner Nebeneffekt beim Schauen dieses Filmchens: Wer sich Uwe Seeler sympathisch machen möchte, dem sich sonst doch allzu oft allzu kurzsätzig Äußernden, findet hier gute Gelegenheit dazu. Ansonsten viele Spielszenen und O-Töne aus einer Zeit, in der noch nicht jede Partie aus allen Perspektiven aufgezeichnet wurde. Für den Liebhaber ein Muss, für alle anderen ein schönes Bonbon. Und das Beste ist: Die späteren Jahrzehnte sollen auch noch folgen.

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Helmut Haller trifft, Hurst aber aucher

Uwe Seeler, der es heute in seiner unnachahmlich botten Art mal wieder genau neben den Punkt brachte, als er Helmut Hallers Tod mit den Worten „Die Einschläge kommen näher“ kommentierte, führte diesen heute verstorbenen Helmut Haller als Kapitän der westdeutschen Nationalmannschaft im Wembleystadion aufs Feld, um dort das Finale der Weltmeisterschaft gemeinsam mit ihm gegen England zu verlieren.

Helmut Haller schoss in diesem WM-Finale das erste Tor. Und da es vermessen wäre, zu behaupten, hier an dieser Stelle hätte man irgendetwas mit Haller verbunden außer dem Umstand seiner ganz frühen Tätigkeit als Fußball-“Legionär“ in Italien, folgen hier statt Blumen das Video von jenem WM-Finale 1966, in dem Haller der Schütze des ersten von insgesamt fünf Toren an diesem Tag war, in voller Länge und — allein deshalb schon hörenswert — mit englischem Kommentar, die Übertragung der BBC.

“ … and Haller, number eight, plays in Italy, they England will have to watch.“



Die Queen ist immer noch die selbe, das Stadion inzwischen nicht mehr.

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Längst vergessene Größen

Er könne nach seinem schon stattgefundenen tatsächlichen letzten Spiel noch einmal anderthalb Jahre später ein bisschen aus Jux und Dollerei mitspielen, beschied man Fritz Walter, nachdem dieser monatelang auf eine klare Äußerung seines Trainers hatte warten müssen. In der Liga spielte er noch rege mit, nominiert worden war der langjährige Kapitän des DFB für seine eigene Auswahl aber nicht mehr. Warum, das konnte er nur erahnen, denn ein offenes Wort fanden weder Bundestrainer noch DFB-Verantwortliche. Wie danach zu erwarten war — fast schien genau dies das eigentliche Ziel der Offerte zu sein — lehnte Fritz Walter das Angebot zu diesem Scherzspielchen ab und ward fortan nicht mehr in den Kreisen des DFB gesehen. Weder als Ehrenspielführer, noch grinsend in Broschüren, schon gar nicht bei Erweckungserlebnissen für jüngere Spieler, wenn sie einmal seine Hand hätten schütteln können.

Im Fall von Uwe Seeler hatte die ganze Republik Verständnis für dessen schnelle Ausbootung, nachdem er sich schwerer verletzt hatte: Keinen einzigen Titel hatte Seeler mit der Nationalmannschaft gewonnen. Man konnte fast behaupten, an ihm klebe das Pech, ein ewiger Verlierer, und es sei gut, ihn schnell loszuwerden, wenn man unfair war. Wenn man fair war, musste man schon zugeben, dass er allein nicht Schuld sein konnte, wenn das Schicksal nicht so wollte wie die Anhänger, wenn sowjetische Augen etwas schwächer wurden oder wenn die Hitze in Mexiko so groß war. So groß, dass dem Torwart die Kraft versagte, rechtzeitig die Arme zu heben, er vielleicht einen Ball prallen ließ. Aber fair waren die Zuschauer nicht und auch die wenigsten Zeitungen. Allzu leicht vergaßen sie die geschlagenen Schlachten. Junge, nicht so gebeugt wie Seeler, rückten bereits nach, die ihr einstiges Idol nur noch als Inbegriff erfolgloser Zeiten wahrnahmen, jetzt, da endlich wieder Titel am Horizont dräuten.

Franz Beckenbauer hingegen war einfach kein Typ für das Führen einer Gruppe gewesen. Arrogant sei er, hieß es aus Teamkreisen, wo man sich allerdings erst lange nach dem Turnier äußern wollte. Und kam der Franz nicht aus Bayern? War diese seine Herkunft nicht Indiz genug, dass er kaum Spieler aus anderen Regionen Deutschlands hinter sich würde scharen können? Als er es dann doch schaffte, warf man ihm vor, zu herrschsüchtig zu sein, zu aufbrausend. Mit seiner gänzlich unpädagogischen und egozentrischen Art war es nur eine Frage der Zeit, bis die übrigen Spieler revoltieren würden, ganz gleich wie häufig er Tore unnachahmlich vorbereitete oder selbst erfolgreich abschloss. Davongejagt, wo doch der DFB selbst ständig mit Vokabeln wie Vorbildfunktion und Respekt hausieren ging. Den Franz hat’s am Ende nicht mehr gejuckt. Macht’s was ihr wollt beim DFB, hat er gedacht und ging auch nicht mehr ans Telefon, als man einen Trainer für die Mannschaft suchte. Jahre später versuchte der DFB noch einmal, ihn als Galionsfigur vor eine Weltmeisterschaft zu spannen. Aber da hatte er die Nummern des DFB schon lange sperren lassen.

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Alemania — Uruguay 2:1

Gestern fanden zwei wichtige Partien statt, die ein Merkmal teilten. Beiden fehlte die ansonsten üblich gewordene 90-minütige Dauerbeschallung durch Ultras. Im einen Fall, dem 8:0-Sieg der Sportfreunde Hamborn 07 gegen TuRa 88 Duisburg, wodurch Hamborn 07 aus der (Las)Landesliga in die NRW-Liga Niederrheinliga aufstieg, in Ermangelung von Menschen, die Ultras sein wollen. Im anderen Fall, dem 2:1-Sieg von Deutschland über Uruguay, in Ermangelung von Fußballfans.

Sehr angenehm waren deshalb auch beide Partien von der akustischen Seite her zu genießen. Sieht man mal von der Totenstille in Sinsheim ab, wenn nicht gerade eine Torchance zu erleben war. Ein altes Problem der Nationalmannschaftskulisse, das sich natürlich noch einmal potenziert, wenn man auch noch geographisch ins Zwanzigersche Niemandsland ausweicht.

Bedauerlich für den hier Zählenden: Der Ausfall von Bastian Schweinsteiger. Nicht dass diese 3 Partien in der Endabrechnung am Ende der Nationalmannschaftskarriere noch die entscheidenden sein werden, die fehlen. Zwar ist schon der nächste Kandidat für einen Rekordnationalspieler im Einsatz, Mario Götze nämlich, nur der selige Uwe Seeler war jünger oder so, doch weiß man ja, wie schnell Nationalmannschaftskarrieren zu Zeiten von Jogi Löw beendet werden. Und das sogar, ohne dass es der Betroffene je erfährt.

Schönste Einstellung des Spiels: Wie Lukas Podolski und Tim Wiese in der ersten Halbzeit auf der Bank nebeneinander Späßchen machen und danach die Grinsekatzen geben. Podolskis Haare sind zu kurz für eine Packung Gel, derer zwei Tim Wiese gleich täglich benötigt. Herrlich Kölsche Lebenslust, die so besonders typisch für die Stadt Köln ist, wenn sie von zwei Jungspunden aus den Vororten (Bergheim, Bergisch Gladbach) der großen Stadt zelebriert wird. Schön auch, dass Podolski sich so gut mit seiner Rolle als Reservist anfreunden kann. Da freut sich die Frau, wenn der Ehemann nicht so frustriert von der Arbeit kommt.

Oliver Kahn hingegen, keine Kölsche Lebensart, eher ein mittlerweile trauriges Kapitel. Bei der von KMH vollmundig als „Analyse“ angekündigten Besprechung des Tores von André Schürrle zum 2:0 fällt ihm nicht mehr ein, als dass dieser Schuss „so gewollt war“. Ein Profi, ein Bundesligaprofi wie Schürrle, der könne das, das sei kein Glücksschuss gewesen. Worin sich die „Analyse“ des Tores dann auch erschöpfte. Mit Erkenntnissen, zu denen jeder Kreisligazuschauer in der Liga ist, ist Oliver Kahn als Experte dann mit seinen paar Hunderttausend auch deutlich unterbezahlt.

Das Geld muss der Sender wohl in die aberwitzig teuren Ergebnisdarstellungen investieren. Besser gesagt, in den darum zu führenden Prozess gegen die anliefernde Partei. Denn bei der Übertragung endete das Spiel seltsamerweise mit 1. Nicht mit zwei zu eins oder zwei zu null, sondern mit 1. Denn wenn man 2-1 schreibt, dann ergibt das 1. Ein Fußballergebnis — in jedem Blogger wohnt ein sehr, sehr großer Klugscheißer — wird mit einem Doppelpunkt dargestellt. Deshalb spricht man auch zwei zu eins. Wenn alle beim Sender so große Fußball-Experten wie Oliver Kahn sind, erstaunt dieser Fehler allerdings nicht.

Achja, Fußball gespielt wurde auch. Beste Platzbedingungen, herrliches Wetter und dann auch noch eine schöne Partie. Das sah schon ziemlich durchdacht aus, mit reifer Spielanlage ausgestattet und vor allem mit gutem Zug zum Tor, was Hamborn 07 gestern zeigte.

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Gewinnspiel: One Club Stars

Drei Tage war’s Gewinnspiel krank,
nun raucht es wieder, Gottseidank!

Alteingesessene Leserinnen und Leser kennen das: ab und an wird hier ein Gewinnspiel veranstaltet, bei dem es nichts zu gewinnen gibt. Außer Spaß und so einiges an nutzlosem Wissen. Heute geht es um — Tusch:

One Club Stars!

Die höchst ehrenwerte Sun listet englische One-Club-Stars auf. Das sind „große“ Spieler, die Zeit ihrer Karriere nur bei einem einzigen Profiklub unter Vertrag waren.

Dabei gingen die sammelnden Redakteure aber mal wieder derart faul vor, dass sie öfter ein Auge zudrückten, wenn es darum ging, ob ein Spieler jetzt tatsächlich nur für einen einzigen Verein gespielt hatte.

Wir sind da strenger — haben aber vielleicht auch mehr Zeit.

Nur für einen einzigen Verein zu spielen war früher hierzulande Gang und Gäbe; heutzutage stellt es eine Ausnahme dar, welche man mit der Stecknadel am Meer suchen muss. Deshalb führen die hiesige One-Club-Star-Starliste auch hauptsächlich gewesene Profis an. In Dekaden gewesene Profis, die länger hinter uns zu liegen scheinen als je ein Mann gesehen hat.

Auf Platz 1 liegt natürlich „Charly“ Körbel, der alle seine 602 Rekordeinsätze für Eintracht Frankfurt mit stoischem Gleichmut ertrug. Er musste schließlich auch 602x vor einem Spiel irgendeinen Trainer eine Ansprache halten hören.

Auf Platz 2 liegt des Dummschwätzers Dummschwätzer. Das ist der Mann, den sich Franz Beckenbauer ins Büro bestellen lässt, wenn er mal wieder einen abwärts gerichteten Vergleich bezüglich des Dummschwätzens benötigt, um die Erkenntnis aufzufrischen: „So dumm schwätz ich gar nicht, da gibt’s noch Dümmere.“

Sepp Maier, auch er von Anfang bis zum unfallbedingten Ende nur beim FC Bayern im Einsatz, immerhin 498 Mal.

Manfred Kaltz, die fleischgewordene Banane — auf türkisch heißt Banane übrigens „muz“, wobei das z hier wie s gesprochen wird, weshalb Banane auf türkisch „mus“ ausgesprochen wird, das deutsche „Mus“ hingegen heißt „püre“ — spielte in seiner gesamten Bundesliga-Karriere nur für den Hamburger SV, und das 581 Mal. Weil er gegen Ende seiner sportlichen Laufbahn aber für kurze Zeit beleidigt nach Frankreich zu Racing Straßburg Girondins Bordeaux und dem FC Mulhouse entfleuchte, darf Manni Kaltz in diese Liste der One Club Stars nicht aufgenommen werden.

Damit es nicht ganz so nackt losgeht, werfe ich noch den treuen Berti Vogts, auf den wärt Ihr auch gekommen, und den woanders nie so wirklich gefragten Lars Ricken, auf den wärt Ihr auch gekommen, in den Ring.

Welche One Club Stars gibt und gab es in der Bundesliga?

  • sagen wir ab 200 Einsätze (VB) und
  • nie bei einem anderen Erst- oder Zweitligaverein im In- oder Ausland gespielt sowie
  • nur nicht mehr aktive Spieler, von den noch aktiven Spielern erfüllt ohnehin fast niemand die Bedingungen

Ich pflege gerne Eure Antworten in die Auflistung ein, natürlich erwarte ich nicht ernsthaft, dass man bei allen die Zahl der Einsätze weiß, die wird dann von mir ergänzt.

Und wie immer gilt: wer googlet, ist selbst Schuld.

Spieler Verein Spiele
1. Karl-Heinz Körbel Eintracht Frankfurt 602
2. Sepp Maier FC Bayern München 498
3. Michael Zorc Borussia Dortmund 463
4. Jürgen Grabowski Eintracht Frankfurt 441
5. Berti Vogts Borussia Mönchengladbach 419
5. Franz Merkhoffer Eintracht Braunschweig 419
7. Georg Schwarzenbeck FC Bayern München 416
8. Wolfgang Overath 1. FC Köln 409
9. Michael Bella MSV Duisburg 405
10. Klaus Augenthaler FC Bayern München 404
11. Rüdiger Vollborn Bayer Leverkusen 401
12. Dieter Eilts Werder Bremen 390
12. Uwe Kamps Borussia Mönchengladbach 390
14. Hannes Löhr 1. FC Köln 381
15. Marco Bode Werder Bremen 379
16. Bernd Dürnberger FC Bayern München 375
17. Werner Melzer 1. FC Kaiserslautern 374
18. Herbert Wimmer Borussia Mönchengladbach 366
19. Wolfgang Weber 1. FC Köln 356
20. Bernd Cullmann 1. FC Köln 341
21. Christian Hochstätter Borussia Mönchengladbach 339
22. Thomas Brunner 1. FC Nürnberg 328
23. Hermann Ohlicher VfB Stuttgart 318
24. Frank Neubarth Werder Bremen 317
25. Ernst Diehl 1. FC Kaiserslautern 314
26. Thomas Wolter Werder Bremen 312
27. Axel Roos 1. FC Kaiserslautern 303
28. Lars Ricken Borussia Dortmund 301
29. Helmut Roleder VfB Stuttgart 280
30. Hans Pflügler FC Bayern München 277
31. Uwe Bracht Werder Bremen 272
32. Uwe Bindewald Eintracht Frankfurt 263
33. Thomas Schaaf Werder Bremen 262
34. Herbert Büssers MSV Duisburg 256
35. Arnold Schütz Werder Bremen 253
36. Dieter Prestin 1. FC Köln 246
37. Uwe Seeler Hamburger SV 239
38. Willi Entenmann VfB Stuttgart 237
39. Yves Eigenrauch FC Schalke 04 229
40. Peter Reichel Eintracht Frankfurt 225
41. Michael Opitz FC Schalke 04 224
42. Karl-Heinz Thielen 1. FC Köln 221
43. Peter Hidien Hamburger SV 214
44. Michael Dusek 1. FC Kaiserslautern 210
45. Roland Dickgießer SV Waldhof Mannheim 208
46. Hermann Gerland VfL Bochum 204
47. Sepp Piontek Werder Bremen 203
48. Thomas Kruse FC Schalke 04 199
49. Andreas Schmidt Hertha BSC Berlin 193
50. Dieter Lindner Eintracht Frankfurt 189
51. Heinz Strehl 1. FC Nürnberg 174
52. Ferdinand Wenauer 1. FC Nürnberg 168
53. Wolfgang Pohl Arminia Bielefeld 167
54. Franz Raschid Bayer Uerdingen 166
55. Hilmar Weilandt Hansa Rostock 160
56. Fritz Pott 1. FC Köln 151
57. Ralf Kohl SC Freiburg 147
58. Roland Wabra 1. FC Nürnberg 146
59. Michael Wittwer Karlsruher SC 145
60. Christian Fiedler Hertha BSC Berlin 137
61. Günter Sebert SV Waldhof Mannheim 128
62. Uli Sude Borussia Mönchengladbach 126
63. Karsten Bäron Hamburger SV 124
64. Jürgen Gronau FC St. Pauli 117
65. Klaus Thomforde FC St. Pauli 100
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Die 3:3-Woche: Endlich wieder Fleisch

Hatte da irgendjemand über Fußballmüdigkeit geklagt oder darüber, dass der Fußball vorhersehbar sei wie des Dummschwätzers Gabe, sich innerhalb eines Satzes zu widersprechen, obwohl er gar keine sinnvolle Aussage tätigt, der war getäuscht.

Vermeintlich Kleine gibt es im Länderfußball noch. Man erkennt sie daran, dass Berti Vogts bei ihnen Nationaltrainer ist oder daran, dass die Zeitungen genüsslich die Hauptberufe der jeweiligen Amateurspieler auflisten. Busfahrer ist dabei immer ganz beliebt, Lagerist, manchmal auch (Sport-)Lehrer oder natürlich Student, meist für Sport auf Lehramt. Andere Kleine gibt es hingegen kaum noch, zumindest gehört Finnland schon länger nicht mehr dazu. Wer will denn da übersehen haben, dass die Premier League dem übrigen Fußball weit enteilt zu sein scheint? Und wer will denn da übersehen haben, dass sich der Kader der Finnen hauptsächlich aus Spielern aus mittelgroßen Vereinen rekrutiert, so wie es die Vereine von Serdar Taşçı, Robert Enke oder Simon Rolfes eben auch sind? Dass Finnland zuletzt in einer starken Gruppe mit Polen, Portugal und Serbien nur um drei Punkte an der EM-Qualifikation scheiterte?

3:3 also gegen Finnland, wohl in der Entstehung, nicht aber im Endresultat überraschend: auswärts ein Remis gegen den zweiten Mitkonkurrenten um den Gruppensieg. Und nach dem Spielverlauf sicher ein Punktgewinn. Ein Gewinn vor allem im Punkte Unterhaltung. Nämlich für jene Public-Viewing-Zuschauer, denen es nichts ausmachte, ohne Event-Fans mehr oder weniger alleine vor den nirgends aufgebauten Leinwänden bei frühherbstlich kaltem Wetter und ebenso kaltem Bier auszuharren, welches man ohne die langen Schlangen, die man zu Turnieren bewältigen muss, erworben hatte, mit dem — tatsächlich fachkundigen — Nebenmann, der allerdings erst in weiter Ferne erspäht werden konnte, sich Fachsimpeleien zuschreiend. Niemand stand im Bild und niemand hatte Wurst-Ketchup-Senf aufgetragen. Es waren ja ohnehin nur zwei Leute da, freie Sicht also für jedermann. Kein Gewinner hingegen an den Mikrofonen der Überträgern: Oliver Kahn verliert sich in inhaltsleeren Banalitäten, dass man befürchten muss, er möchte den Dummschwätzer in seiner Eigenschaft als solchen beerben. Wobei Oliver Kahn, wenn er inhaltlich nichts sagt, sich auch nicht widersprechen kann, womit er dem Dummwschwätzer etwas voraus hat. Was sein Hülsenfeuerwerk aber nicht weniger überflüssig macht: Es ersteht der Eindruck, dass Kahns Kiefer einfach zu groß ist, um auch noch das Hirn mit Blut zu versorgen.

3:3 auch in Dortmund und jetzt rufen sie alle wieder nach dem Videobeweis oder nach anderen, besseren Pfeifen an ebenjenen, auf dass solche Ungerechtigkeiten nicht und in dieser Lebensspanne schon gar nicht mehr zu bedauern seien. Dabei übersehen sie gerne, dass das Spektakel (respektive Skandal) gar kein solches wäre, wenn es diese Fehler nicht gäbe. Natürlich will kein Beteiligter, dass in jedem Spiel ein gewisser, sicherer Prozentsatz an Fehlentscheidungen getätigt wird, nur damit Unterhaltung herrscht. Der Wunsch nach Fairness scheint dem Menschen immanent zu sein. Zumindest so lange, wie kein eigener Vorteil möglich ist. Fraglich, in welchem Kleiderschrank all diese Geiferer Fräulein Smillas Gespür für Fehlentscheidungen eingesperrt halten, wenn sie selbst dann tatsächlich mal von Fehlentscheidungen anderer profitieren. Wer klinisch saubere Entscheidungen möchte, soll in den OP-Saal gehen, wo die Fehlerquote etwas besser, aber immer noch nicht perfekt ist. Ein Zustand, auf dessen Erreichen wir so lange warten können wie darauf, dass Schalke mal 90 Minuten lang attraktiven und erfolgreichen Fußball spielt.

3:3 auch in Hamburg, wenn man mit einrechnet, dass Leverkusen nur 334 Stunden und 10 Minuten zur Regeneration hatte und Hamburg derer 334 und 14 Minuten, war doch die letzte Partie der Hamburger vor ungefähr zwei Wochen früher als die der Leverkusener beendet worden — ein klarer Wettbewerbsnachteil, der unter Berücksichtigung all der „hättes“ und „wäres“, die Fußballschauer an dieser Stelle gerne einfügen, punktgenau zu einem weiteren Tor für Leverkusen geführt hätte. Da wir hier aber ohne wenns und abers schreiben: 3:2 also in Hamburg und der HSV scheint sich daran zu gewöhnen, von jetzt ab dem Gegner „zwei vor“ zu geben, damit die Zuschauer etwas für ihr Geld bekommen und die Mannschaft ab der 60. Minute spielen muss wie Norwegen in den 1990ern („Spielen immer so, als stünde es 0:1 in der 90. Minute“). Das wird man vor allem in Gladbach und vor allem für das Auswärtsspiel in Hamburg gerne hören, wobei man bei jenen eher auf „drei bis vier vor“ hoffen sollte. Diese seltsame Maßnahme der Hamburger mag aber auch nur dem niederländischen Trainer geschuldet sein, dem man den Aufenthalt an der Alster so heimelig wie möglich gestalten will. Um erst gar kein Heimweh aufkommen zu lassen, spielt man ebenso offen und mit vielen Gegen- und Toren wie der neue Trainer es seit Jahr und Tag aus der Eredivisie kennt, wo ein 5:3 oder ein 8:1 eher die Regel als die Ausnahme sind. Was Uwe Seeler zu der neuen Spielweise des HSV sagt, war leider nicht zu verstehen, geistig, Günter Netzer hingegen sieht den HSV schon auf dem Weg zum Titel (FOTO-Zeitung) bzw. eben nicht (alle übrigen Zeitungen). Diese „der Gegner hat zwei vor“-Methode wird sich nämlich noch rächen, spätestens dann, wenn man es erst kurz vor Schluss schafft, 0:2 hintenzuliegen und die Zeit zu knapp wird, den Rückstand noch aufzuholen.

Bliebe noch Prinz Pussy zu erwähnen, der jedes Mal anfängt zu weinen, wenn er ein Tor gegen die Ex-Seinen erzielt. Für ihn ist zu hoffen, dass er nicht mehr allzu oft in seinem Leben den Verein wechselt, sonst geht das Gewinsel inklusive Exculpation bei allen weiteren in Europa verstreuten Patenkindern und ehemaligen Nachbarn, Zeitungszustellern und Kinderärzten noch bei jedem zweiten Spieltag los. Das wäre dann eher mimosig, und somit wenig fleischig.

Ansonsten war’s aber ganz gut durch, diesmal.

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Mal wieder Werbung

Wer regelmäßig Harald Schmidt schaut, kennt das wohl, hierzuwebseite war es bislang unbekannt, dabei hat Uwe Seeler doch selten in seinem Leben einen Satz so fehlerfrei rübergebracht wie in diesem Video. Glückwunsch dazu, Uwe!

Übrigens heißen die Dinger „Katinchen“ und nicht „Katinschen“, aber … ach, der Rheinländer, er ist ja auch noch stolz drauf.

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Die Zombies haben Ausgang

Hans-Peter Lehnhoff schoss im Testspiel von Bayer Leverkusen gegen den Kreisligisten VfL Altendiez beim 15:1 zwei Tore.

Hans-Peter Lehnhoff? Der Mann ist 44 Jahre alt. Gut, Bernd Dreher ist dritter Torwart bei Bayern und auch nicht viel jünger, aber er steht im Tor. Was war da los? Der kicker schreibt davon, dass Hans-Peter Lehnhoff für diese eine Partie reaktiviert wurde. Man erinnert sich noch, wie Harald Schumacher 1996 im letzten Spiel der Saison, damals Torwarttrainer bei Borussia Dortmund, eingewechselt wurde, als die Meisterschaft schon feststand und Schumacher so einen weiteren Titel als Aktiver seinem Briefbogen hinzufügen konnte. Man weiß auch, dass Romário noch aktiv ist (oder bis vor Kurzem war) und dass in England Teddy Sheringham im Alter von 42 Jahren demnächst gegen seinen Sohn spielen könnte, in einem Profifußballspiel, nicht daheim im Garten.

Welchen Zweck die Reaktivierung eines Mannes im hohen Alter von 44 Jahren für genau ein Testspiel verfolgen soll, erschließt sich meiner Phantasie allerdings nicht. Wahrscheinlich ging es einfach darum, dass der alte Sack mal wieder Lust verspürte, das runde Ding ins Netz zu jagen. Sich dafür ausgerechnet einen armen Kreisligisten auszusuchen spricht aber nicht gerade von Sportsgeist. Trotzdem begrüße ich die Reaktivierung Lehnhoffs, im Boxen boxen schließlich auch ständig noch Opas gegeneinander und Profigolf kann man scheinbar bis ans Lebensende spielen.

Als ersten wünschte ich mir Otto Rehhagel wieder auf dem Feld, dann gerne auch den jungen Ernst Happel (okay, das wird schwierig), ich möchte sehen, ob Uwe Seeler tatsächlich so viel besser Fußball spielte als er denken kann und dann gäbe es noch einen ganz großen Wunsch: Paul Breitner, die allwissende Müllhalde, sollte endlich wieder die Stutzen runterlassen und zehn Elfmeter in einer Saison verwandeln, keinen einzigen Kopfball spielen und später dann von sich selbst interviewt werden, warum er so Scheiße gespielt hat und sich von sich selbst erklären lassen, was er alles falsch gemacht hat. Herrlich.

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Wortmann. Ein Schlummerlied

Hatte ich ursprünglich noch ein wenig Angst verspürt, mir das Wiedererleben des Halbfinalaus bei der WM anzutun, muss ich jetzt zugeben, dass alle Angst völlig unbegründet war.

Der Film von Wortmann, den ich gestern Abend erst sah, versprüht ungefähr so viel Emotionalität und bewirkt Anteilnahme wie die Aufkleber auf den Mülleimern der Stadt, die darum bitten, Abfall doch bitte dorthinein zu werfen.

Die ersten 50-60 Minuten plätschern so dahin; man fragt sich, warum es je eine Diskussion über ein paar offensichtlich angebrachte Fitnessübungen gegeben haben kann und muss gleichzeitig konstatieren, dass es in deutschen Medienlanden immer noch ziemlich einfach ist, einen Aufhänger zu finden, um sich über irgendetwas lustig zu machen. Sicher, es gibt wohl keine Großstadt in Deutschland, in der nicht eine Kneipe namens „Oberbayern“ steht, und trotzdem existiert die Republik noch.

Die ersten 50-60 Minuten plätschern so dahin und Neues erfährt man überhaupt nichts. Könnte daran liegen, dass ich dummerweise vor dem Kinogang bereits den Trailer zum Film sah, der eigentlich alles Wesentliche erzählt: Arne Friedrich hat Geburtstag, Lukas Podolski kann weder sprechen noch einen klaren Gedanken äußern (was aber als Fußball-Stürmer auch selten förderlich war, siehe Uwe Seeler, Gerd Müller oder Fritz Walter, der Jüngere), Schweinsteiger ist der legitime Nachfolger Sepp Maiers in der Nationalmannschaft und „Metze“lder war nicht beim Bund. So weit, so langweilig.

Gegen Ende der Dokumentation nimmt das Ganze dann doch noch mal Fahrt auf, was aber auch nur daran liegt, dass durch den Charakter der Playoff-Spiele jederzeit das Aus droht. Das kommt bekanntlicherweise auch irgendwann. Einzig wirklich prägnante Szene ist jene, in der vor Einlauf der deutschen und der italienischen Mannschaft ins Westfalenstadion ein paar deutsche Spieler auf ihre Gegner gemünzt rufen: „Die haben Angst! Die haben Angst!“, was eine sonore Stimme eines italienischen Betreuers auf deutsch mit den Worten „Wir haben keine Angst.“ beantwortet. Daraufhin schaut Philipp Lahm völlig verstört in Richtung Kamera, bevor er ins Stadion einläuft. Ich möchte den Film nicht auf diese eine Szene reduzieren, es gab sicher noch mehr Atmosphärisches zu sehen: Frings im Bild nach seiner Sperre, die Diskussion der Frage, ob Berlin oder Stuttgart richtig seien, um sich von den Fans zu verabschieden (neben Lehmanns Widerworten in der Halbzeit des Italien-Spiels übrigens der einzige Moment, in dem der Film mal wenigstens einen Funken Authentizität vermittelt), der jubelnde Andy Köpke nach dem 1:0 gegen Polen, Borowski, wie er von seinen Gefühlen beim Fußballspielen in großen Stadien spricht.

Schließlich und endlich aber sieht man hier das Leid eines Fußballprofis ausgedehnt auf 110 Minuten: Langeweile, Langeweile, Langeweile. Ein bißchen Fußball spielen, sich bejubeln lassen, das auch mal genießen. Dann wieder Langeweile, Langeweile, Langeweile. Warum es Oliver Bierhoff so wichtig war, dass die Jungs auch mal „von ihren Zimmern runter kommen“, nur um dann so hochtrabende Dinge zu tun wie Playstation zu spielen, zu darten oder Bogenschießen zu üben, hat sich mir nicht erschlossen. Teamgeist bilden, klar. Aber muss man dafür unbedingt drei überdachte Zelte in einem Hotelgarten aufstellen? Okay, das war früher anders. 1974 — und somit vier nicht nur gefühlte, sondern echte Dekaden vor der WM 2006 — mussten die Spieler noch in einer Art Internierungslager hocken, in dem es außer Strom und fließendem Wasser keine Annehmlichkeiten gab.

Inzwischen ist man weiter mit der Psychologie, deshalb ist Derartiges nicht mehr sinnvoll. Warum ich aber extra ins Kino gehen muss, um Oliver Bierhoff über Playstation-Zock-Möglichkeiten dozieren zu hören, oder um Angela Merkel ein miserabel ausgesprochenes und miserabel passendes „Good Luck!“, welches Podolski („Translator, Translator!“) eh nicht verstanden haben kann, wünschen zu hören, weiß ich leider nicht. Negativ übertroffen wird das Ganze nur noch von Horst Köhlers grinsender Visage, mit der er nach dem Halbfinalaus durch die deutsche Kabine schlurcht und alle Spieler beglückwunscht. Dieser Mann macht aber auch wirklich alles falsch, was man falsch machen kann, insofern — da ich dieses Urteil schon vorher gefällt hatte — auch nichts Neues.

Von der viel zitierten guruhaften Einpeitscherei sehe ich ebenfalls nichts. Auch nicht davon, dass sich ein Jürgen Klinsmann (schrob ich gerade „ein Jürgen Klinsmann“? Schriftführer, bitte streichen sie das „ein“) nach seiner einen WM als Teamchef schon verbraucht haben könnte. Weder ist Klinsmann ein begnadeter Rhetoriker, den die Massen sofort auf den Diktatorenstuhl heben würden, wenn er seine Künste in den diversen Bierkellern dieser Stadt ausübte, noch ist das, was er da so schwadroniert, für eine Fußballkabine so ungewöhnlich, dass man diesen Sermon nicht noch länger hören könnte — zumindest als Fußballer in dieser Kabine. Als Zuschauer möchte man das natürlich nicht länger ertragen, weil es schon irgendwie peinlich wirkt. Nichtsdestotrotz redet man doch so schon seit jeher in Fußballerkabinen: Dass man konzentriert sein soll, diszipliniert, aber gleichzeitig auch aggressiv und in letzter Konsequenz den „Gegner weghauen“ soll. Was ist daran neu? Was ist daran Guru-haft?

Dass Klinsmanns Methoden neu sind, sonst wäre ein Bernd Schneider nicht noch Monate nach der WM vollkommen angefixt und in Bestform, ist unbestritten, wird aber im Film — gesehen im Oktober 2006 — nicht mehr deutlich. Darin liegt wohl Klinsmanns Verdienst: Dass man Besprechungen des Gegners durch Urs Siegenthaler, Taktikbesprechungen mit Jogi Löw, Fitnesstrainings mit Mark Verstegen und für gute Laune sorgende Spielerfrauen und Geburtstagsfeiern als selbstverständlich hinnimmt.

Es ist einfach ermüdend, dass die wenigen Spielszenen und die noch wenigeren Fanszenen nicht dazu geneigt sind, den Zuschauer mitzunehmen; dass das Ganze eben nur ein Dokumentar- und kein Spielfilm ist. Ich bin selbst schuld, ich hatte das „Dokumentar-“ irgendwie aus meinen Erwartungen gestrichen.

In erster Linie macht der Film klar, wie rückständig Rudi Völler und Erich Ribbeck waren. Somit dann doch sehenswert: als Zeitdokument. Beim nächsten Film, der mir glorreiche Einsichten in Fußballerkabinen und in den Teamzusammenhalt verspricht, warte ich aber auf den Sendetermin im Fernsehen.

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