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Schlagwort: Torhüter

Heels over Head

Achja, „besondere“ Tore sieht man ja mittlerweile minütlich ohne Ende. Selbst Tore von Torhütern sind Standard, zumindest wenn man sich auf den Weltfußball bezieht. Jeden Tag erzielt irgendwo ein Torhüter ein Tor in letzter Minute.

Und doch: Auf diese Weise hat man es dann noch nie gesehen. Verständlich, der Jubel der Fans und die sich leicht überschlagende Stimme des Reporters.



Martin Hansen für ADO Den Haag zum 2:2 gegen PSV Eindhoven.

Am Ende wird es dann doch nie langweilig.

Hattip an Andreas Weyrauch.

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Alle Tore von Torhütern in der Bundesliga

Bevor wir uns weiter unten den konkreten Einzelfällen widmen, zunächst mal die Übersicht der Torhüter, die überhaupt in der Bundesliga ein Tor erzielten.

Name Tore davon 11m
Hans-Jörg Butt 26 26
Andreas Köpke 2 2
Jens Lehmann 2 1
Marwin Hitz 1 0
Frank Rost 1 0
Volkmar Groß 1 1
Wolfgang Kneib 1 1
Manfred Manglitz 1 1
Ralf Zumdick 1 1
Oliver Reck 1 1
Dieter Burdenski 1 1

Der erste Torhüter überhaupt, der in der Bundesliga ein Tor erzielte, war Manfred Manglitz. Er traf am 3. Juni 1967 für den MSV Duisburg gegen Borussia Mönchengladbach per Strafstoß zum 1:3. Da er später in den (ersten) Bundesliga-Skandal verwickelt war, ist dieses Premierentor für einen Torwart in der Bundesliga vielleicht weniger bekannt als es das verdient hätte. Möglicherweise der Hauptgrund für diesen Vorgang war, dass dieses Tor in der Partie am 34. Spieltag dieser Saison erzielt wurde, als für beide Teams schon alles gelaufen war, insbesondere bei einem Rückstand von 0:3 für den MSV Duisburg. Der Strafstoß wurde in der 87. Minute verwandelt, somit konnte man sich diese Besonderheit auch erlauben, ohne den Gegner damit unsportlich zu behandeln o. Ä. Zeuge dieser Premiere im Bundesligafußball waren übrigens laut fussballdaten.de satte 5.000 Zuschauer im Wedaustadion, Anstoß war an diesem Samstag und Spieltag um 16.00h. Mönchengladbach beendete die Saison auf dem 8. Platz, der MSV Duisburg auf dem 11. Rang, somit ging es ohnehin für beide Teams um nichts mehr, in einer Zeit, in der die Endposition noch nicht an etwaige Fernsehgelder gekoppelt war. Mehr würde man gerne von Augenzeugen oder gar Handelnden erfahren, hat hier aber noch keine weiteren Informationen dazu gefunden.

Auch bei Ralf Zumdicks Elfmetertor war es so, dass dieses am letzten Spieltag fiel. Der 34. Spieltag der Saison 1987/1988 hatte den 1. FC Nürnberg als Gegner nach Bochum geführt, wo der VfL seine Partie im Ruhrstadion recht locker mit 3:0 gewann, Zumdicks Elfmetertor fiel ebenfalls kurz vor Schluss, nämlich in der 88. Minute, hier immerhin vor 15.000 Zuschauern. Schiedsrichter der Partie war ein gewisser Hans-Joachim Osmers, der später noch aus anderen Gründen zu Berühmtheit gelangen sollte. Der von Zumdick überwundene Kollege im Tor der Nürnberger war übrigens Andreas Köpke, der selbst 2x in der Bundesliga als Torschütze erfolgreich war. Nürnberg beendete die Saison als 5., womit man in den UEFA-Pokal einzog, dort aber in der 1. Runde nach einem 2:1-Auswärtssieg bei AS Rom — damals mit Rudi Völler —, aber einer 1:3-Heimniederlage nach Verlängerung ausschied. Die beiden Auswärtstore in Rom hatten Souleyman Sané und Dieter Eckstein erzielt – vor 16.200 Zuschauern, beim Heimspiel waren es dann immerhin 20.000. Der VfL Bochum beendete die Saison auf einem sicheren 12. Platz, der damals zudem noch sicherer war als heute, weil es in jener Saison nur zwei Absteiger gab.

Auch Wolfgang Kneib traf per Elfmeter für seine Arminia Bielefeld im der Partie gegen Eintracht Frankfurt vom 16. März 1985, hier ging es allerdings noch mit sportlichem Ernst um Punkte. In der 89. Minute lag sein Team mit 1:2 zurück, als er an diesem 23. Spieltag zum 2:2-Ausgleich traf. Genutzt hat es in der Endabrechnung dann doch wenig: Arminia Bielefeld stieg wegen der schlechteren Tordifferenz (-15) gegenüber Fortuna Düsseldorf (-13) als 16. direkt ab. Eintracht Frankfurt landete mit 32 Punkten in der Endabrechnung sicher auf dem 12. Rang, 3 Punkte vor den Abstiegsrängen.

Kneib erzielte in der folgenden Saison übrigens gleich noch ein Tor, beim 7:1 über Eintracht Braunschweig zum 1:0 (!) in der 11. Minute, da war Arminia Bielefeld aber schon in die 2. Bundesliga abgestiegen und somit gehört dieses weitere Torhütertor hier nur als Randnotiz hin.

Der hier bislang völlig unbekannte Volkmar Groß erzielte sein Tor für einen der vier Berliner Clubs in der Bundesliga, für Tennis Borussia Berlin. Dieses Tor stellt aber auch einen dieser zunächst klassischen Fälle in der Bundesliga dar: Es war der 34. Spieltag der Saison, TeBe führte zu Hause gegen den 1. FC Kaiserslautern ohnehin schon mit 3:1 und man schrieb die 89. Minute, als Groß im Mommsenstadion vor 4.000 Zuschauern am 21. Mai 1977 zum 4:1 per Handelfmeter gegen Josef Stabel traf. Lautern konnte zwar noch auf 2:4 verkürzen, TeBe war mit 6 Punkten Rückstand aber schon vor Anpfiff abgestiegen und Lautern als 13. mit sicherem Abstand gerettet.

Dieter Burdenski hatte weniger Glück als die meisten Torhüter, die Tore erzielten: Sein 2:2-Ausgleich im Heimspiel für Werder Bremen gegen den VfB Stuttgart am 5. Spieltag der Saison, dem 8. September 1979, reichte am Ende nicht zu Punkten. Burdenski hatte in der 57. Minute getroffen, in der 90. gelang Stuttgart dann aber der 3:2-Siegtreffer. Am Saisonende stieg Werder zum ersten und einzigen Mal ab, es fehlten aber ohnehin 4 Punkte auf einen Nichtabstiegsplatz.

Auch Nationaltorwart und Europameister Andreas Köpke traf wie Jens Lehmann gleich zwei Mal in seiner langen Karriere in der Bundesliga, beide Male allerdings per Strafstoß. Sein zweites Tor war dabei wieder der mehr oder weniger klassische Fall: Sein 1. FC Nürnberg führte am 11. Spieltag bereits mit 2:0 gegen Dynamo Dresden, in der 88. Minute erhielten die Franken einen Foulelfmeter zugesprochen. Diesen verwandelt Köpke gegen René Müller zum 3:0-Endstand. Am 8. Oktober 1993 wurden immerhin 30.000 Zuschauer Zeuge dieses seltenen Schauspiels.

Anders hatte die Lage eine Saison zuvor ausgesehen. Diesmal war am 12. Spieltag der 1. FC Köln zu Gast, der aber zum Zeitpunkt von Köpkes Tor mit 1:0 in Führung lag. Köpke glich in der 45. Minute aus, Nürnberg kam in der 2. Halbzeit noch zum 2:1-Siegtreffer und Köpke hatte entscheidend mitgeholfen, diesen Sieg zu sichern. Am 31. Oktober 1992 sorgte er mit diesem Tor dafür, dass der Club am Ende mit 28 Punkten deren 2 Vorsprung auf den ersten Absteiger hatte, auch wenn Nürnberg auf Rang 13 einlief. Bei der deutlich schlechteren Tordifferenz gegenüber dem ersten Absteiger VfL Bochum waren diese damals noch 2 Punkte aber Gold wert.

Das Torhüter-Tor von Marwin Hitz, eines von nur dreien aus dem Spiel heraus in der Bundesliga-Geschichte, dürfte den meisten noch präsent sein, fiel es doch in dieser Saison 2014/2015. Er erzielte es für seinen FC Augsburg im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen zum 2:2-Endstand. Was das schließlich für beide Teams bedeutet haben wird, ist noch abzuwarten. In jedem Fall ist der Schweizer damit der erste Ausländer, dem als Torhüter ein Tor in der Bundesliga gelang.

Frank Rost traf einst in der 90. Minute ebenfalls aus dem Spiel heraus im Heimspiel von Werder Bremen gegen Hansa Rostock, doch mit diesem Ausgleich zum 3:3 war die Partie noch nicht vorüber. Durch Ailton gelang per Foulelfmeter sogar noch der Siegtreffer zum 4:3. Lohnenswert also auch hier der Ausritt von Frank Rost in den gegnerischen Strafraum. Dieser Sieg gelang Werder am 29. Spieltag, man schrieb den 31. März 2002. Am Ende landete Werder auf dem 6. Rang, Rostock auf dem gefahrlosen 14. Werder zog damit, punktgleich mit dem 1. FC Kaiserslautern, aber wegen der besseren Tordifferenz, in den UEFA-Pokal ein. Dort erreichte Werder über Metalurg Donezk die 2. Runde, wo dann aber Endstation gegen Vitesse Arnheim war.

Jens Lehmann traf wie oben zu sehen, ebenfalls gleich 2x in der Bundesliga. Sein erster Treffer am 12. März 1995 war noch ein eher unbedeutendes Tor und dann eben auch per Strafstoß: Beim Stand von 5:1 im Heimspiel des FC Schalke verwandelte Lehmann in der 84. Minute einen Foulelfmeter gegen Rainer Berg zum 6:1, Gegner München 1860 gelang immerhin danach noch das zweite Ehrentor zum Endstand von 6:2. Allerdings fand diese Partie am 21. Spieltag statt, so dass es für beide Teams sportlich noch um alles ging.

Spektakulär in jeglicher Hinsicht war dann Jens Lehmanns 2. Tor für den FC Schalke, welches er in der 90. Minute des Derbys bei Borussia Dortmund per Kopf zum 2:2-Ausgleich und Endstand erzielte. Einmalig bislang, in solch einer Partie so ein enorm wichtiges Tor zu erzielen — und besonders nett, dass er nach einem kurzen Ausflug zum AC Mailand in der Folge bei eben jener Borussia Dortmund anheuerte. Wenn hier nicht alles täuscht, war dies somit das erste Tor eines Torhüters aus dem Spiel heraus, welches Lehmann am 19. Dezember 1997 gelang.

Ebenfalls für den FC Schalke, dort scheint man ein besonderes Faible für diese Art von Torhütertoren zu pflegen, erzielte Oliver Reck sein Tor per Strafstoß am 9. Februar 2002. Damals ging es am 22. Spieltag zu Hause gegen den FC St. Pauli, Recks Tor zum 4:0 durch Foulelfmeter in der 80. Minute war auch der Endstand dieser Partie. Bezwungen wurde Simon Henzler, der das Gästetor hütete. Am Ende der Saison landete Schalke auf Platz 5, der FC St. Pauli stieg mit 7 Punkten Rückstand als Tabellenletzter ab. Schalke 04 qualifizierte sich zwar für den UEFA-Pokal und erreichte über Kamen Ingrad die 2. Runde, wo gegen Bröndby Kopenhagen im Elfmeterschießen Schluss war, hätte sich aber auch ohne diesen Sieg den 5. Platz nicht nehmen lassen.

Hans-Jörg Butts 26 Tore in der Bundesliga sind Legende, es wäre zu viel, hier jedes einzelne zu diskutieren – auch wenn das für extreme Liebhaber interessant sein mag. Bemerkenswert sind in jedem Fall mehr als einige seiner Torerfolge. So ist er mit seinen gleich 2 verwandelten Strafstößen in der Partie Hamburger SV – VfB Stuttgart in der Saison 1999/2000 der einzige Torhüter in der Bundesligageschichte, der 2 Tore in einem Spiel erzielte. Rodolfo Cardoso hatte den HSV in der 5. Minute in Führung geschossen, es folgten zwei verwandelte Strafstöße in der 55. und 79. Minute. Da es sich hier um den 2. Spieltag handelte, darf nicht davon ausgegangen werden, dass man hier wenig sportlichen Ernst an den Tag legte.

Außerdem erwähnenswert, dass Butt in genau jener Saison 1999/2000 der interne Torschützenkönig des HSV wurde: Mit am Saisonende 9 verwandelten Elfmetern hatte er die meisten Tore im Kader erzielt, allerdings zusammen mit zwei weiteren Feldspielern. Butt, die Wunderwaffe.

Butt erzielte übrigens auch gleich drei Tore in der Champions League, interessant, ob das bislang überhaupt irgendeinem anderen Torhüter „gelang“. Alle drei (!) Tore erzielte er gegen Juventus, eines für den HSV beim legendären 4:4, eines für Bayer Leverkusen und das dritte für den FC Bayern München bei Juventus, als es für die Bayern durchaus ums Weiterkommen oder Ausscheiden ging.

Nicht zuletzt: Hans-Jörg Butt ist der einzige Torhüter, der in der 1. Bundesliga (HSV und Leverkusen), in der 2. Bundesliga (VfB Oldenburg) und in der 3. Liga/Klasse (FC Bayern II) Tore erzielte. Da muss wohl noch viel Wasser in diverse Meere fließen, bevor diese Leistung eingeholt oder überboten wird.

(Ebenfalls zu erwähnen wären wohl noch das Tor von Frank Rost im Elfmeterschießen des Pokalfinales von 1999, als Werder Bremen gegen Bayern München gewann, sowie das Tor von Manuel Neuer im Elfmeterschießen beim „Finale dahoam“, als die meisten anderen Feldspieler des FC Bayern abwinkten, selbst anzutreten, sowie auch das Tor von Jean-Marie Pfaff im Elfmeterschießen des UEFA-Pokals gegen PAOK Saloniki, allerdings bleibt es hier auf dieser Unterseite zunächst mal bei Torhütertoren in der 1. Bundesliga. Mit Toren von Torhütern in Elfmeterschießen machte man angesichts der langen Geschichte des DFB-Pokals mit seinen vielen Partien auch zwischen unterklassigen Teams eine ganz neue Büchse auf, die erstmal geschlossen bleiben mag. Für die 1. Bundesliga ist man mit diesem Text jedenfalls auf dem aktuellen Stand.)

Und ja, Bewegtbilder von diesen Toren wären auch nett gewesen … für die meisten waren aber ohne Zugriff auf WDR-Archive keine aufzutreiben.

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Feldspielende Torhüter und torhütende Feldspieler

Im Zuge des gestrigen, sehr schönen (im Sinne des Ereignisses, nicht im Sinne der Ästhetik des Tores, wie man hier sieht) Kopfballtores des Torhüters des FC St. Pauli zum Ausgleich in letzter Sekunde sei noch einmal auf die Seite „Torhütende Feldspieler“ verwiesen, welche sich mit den zwei möglichen Skurrilitäten in Bezug auf die Sonderrolle des Torhüters im Fußball beschäftigt.

Torhüter, die im Feld spielen (und evtl. sogar Tore erzielen) und Feldspieler, die das Tor hüten.

Leider scheint dort nicht mehr aktualisiert zu werden. Eigentlich ja ein Fall für eine der hiesigen beliebten Listen, die dann auch aktuell gehalten werden, im Moment finde ich die dortige Seite aber noch zu schick in Bezug auf ihre Idee, um deren Inhalte hierhin zu stibitzen.

Torhütende Feldspieler. Claim: „Die Wahrheit liegt im Fünfmeterraum.“ Naja, die Wahrheit liegt zwar eher, wenn, dann im Netz, aber die Seite dort ist eine dieser Perlen, die es immer seltener gibt. Gefühlt natürlich nur.

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Torhüter mit den meisten Eigentoren in der Bundesliga

50 Saisons der Bundesliga sind fast rum, man blickt immer noch auf all das, was war. Jeder kennt zum Beispiel das wunderbare Eigentor von Tomislav Piplica, bei dem sich allerdings niemand an den Schützen des Schusses erinnert (Antwort hier). Und weil damit klar ist, dass Tomislav Piplica als Torhüter ein Eigentor erzielt hat, steht auch sofort die Frage im Raum, welche Torhüter die meisten Eigentore in diesen 50, na, neunundvierzigeinhalb Saisons erzielt haben.

Es ist — bitte keinen Tusch! — der Schütze des wohl skurrilsten Eigentores der Bundesligageschichte himself.

Hier also die sehr kurze Liste all jener Torhüter, welche mehr als 1 Eigentor während ihrer Karriere erzielt haben.

1. Tomislav Piplica 3
2. Richard Golz 2
Oliver Reck 2
Andreas Köpke 2
Simon Jentzsch 2

Quelle der Daten ist diesmal weltfussball.de, und ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, dass sie korrekt ist, denn das würde bedeuten, dass Oliver Kahn durch seine gesamte Bundesligakarriere mit 0 Eigentoren gekommen ist. In der Nationalmannschaft hat er dagegen alleine deren 2 erzielt.

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Zoff-Time: Eine Legende als solche entlarvt

Vorweg das Resultat der gestrigen Messung, wie lange Dino Zoff, seines Zeichens 40-jähriger Kapitän der Finalelf Italiens bei der WM 1982, den Ball während der 90 Minuten unter Kontrolle hatte.

2:37 in der ersten Halbzeit.
4:20 in der zweiten Halbzeit.

Gesamt also:

7:07 von 90 Minuten Spielzeit.

Das klingt erstmal viel, auch wenn es die in der Legende besagten 14 Minuten weit unterbietet. Es war aber gefühlt überhaupt nicht viel, sondern das, was eben im normalen Ablauf eines Spieles, in dem durchaus auch mal aufs Tor geschossen wird, an Torhüterballbesitz nötig war. Und nahezu keine Sekunde mehr als das.

Zur Messung ist zu sagen, dass auch die Zeit gemessen wurde, in der Zoff am Ball war, der Ball aber noch gar nicht im Spiel war. Also jene Zeit zum Beispiel, in der ein Abstoß erteilt wurde, bis dieser ausgeführt wurde.

Außerdem ist hinzuzufügen, dass die Sperenzchen der Bildregie nicht immer genaue Messungen ermöglichten, da immer mal wieder eine vorige Szene in Zeitlupe gezeigt wurde, wenn Zoff abstieß. In diesen Fällen war nur eine ungefähre Messung möglich. Diese Ungenauigkeit wird das Endresultat aber nicht grob beeinflusst haben und wenn, dann war es eher weniger Zeit, die Zoff den Ball unter Kontrolle hatte, als oben aufgeführt.

Das Finale der WM 1982 zwischen Deutschland und Italien war also keines jener Spiele in der Zeit vor Einführung der Rückpassregel, in der endlos auf Zeit gespielt wurde, indem der Ball immer wieder zum Torwart zurückgespielt wird. Das kam in jeder Halbzeit vielleicht ein Mal vor, selbst als die Italiener in Führung lagen, spielten sie nicht mittels dieser Methode fühlbar auf Zeit, wie sie dies abgesehen von Kleinigkeiten im gesamten Spiel nicht taten.

Dennoch hat natürlich jeder einige solcher Spiele im Gedächtnis, in denen quälend lange zwischen Verteidiger und Torhüter hin und her gespielt wurde.

Seit heute weiß man also: das WM-Finale 1982 gehörte nicht dazu. Und die Legende von dem Sechstel Spielzeit, das Zoff okkupierte, ist als solche enttarnt.

Eine andere Legende wurde ebenfalls als solche enttarnt: Dass Rudi Michel das Spiel „gut“ kommentiert hätte. Aber das ist ein anderes Feld …

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Warum den Wächter würdigen

In Deutschland wurde es jüngst wieder mal ein Torwart: Fußballer des Jahres. So richtig weiß man nicht, warum Manuel Neuer, der außer einem Pokalsieg gegen hoffnungslos überfordete Meidericher, na gut, ein bisschen Champions League, nicht viel vorzuweisen hat, es geworden ist. Aber sicher spielte da die natürliche Affinität des deutschen Fußballpublikums zu guten Torhütern eine Rolle. Man kann sich keine Meistermannschaft vorstellen ohne dazugehörigen Torwächter, der zumindest in dieser einen Saison unüberwindbar schien. Aber ist dem überhaupt so? Gibt es eine solche besondere Wertschätzung von Torhütern in hiesigen Landstrichen?

Ja, die besondere Wertschätzung, die Torwächter in deutschen oder deutschsprachigen Landen erfahren, ist kein Mythos, wie die Jagd nach einer zu widerlegenden Legende ergab — siehe Auflistung unten. Sie existiert tatsächlich, nimmt man das zugegeben nicht alleinstehen könnende Kriterium der Wahl eines Spielers auf einer bestimmten Position zum „Fußballer des Jahres“ in einem Land zur Hand.

Die Ergebnisse werfen durchaus eine Henne-Ei-Frage auf: Wird man in bestimmten Ländern lieber Torhüter, weil man dort eine größere Würdigung erfährt — oder erfahren Torhüter in bestimmten Ländern eine größere Würdigung, weil man es dort lieber wird — und es deshalb eine größere Anzahl guter Exemplare davon gibt?

Keine Ahnung, auch keine Tendenz zu einer Vermutung. Auffällig ist aber unbedingt die Häufigkeit der Auszeichnungen zum „Fußballer des Jahres“ in mitteleuropäischen Ländern als da wären die BR Deutschland, die DDR, Österreich und Belgien auf den ersten vier Plätzen. Angesichts der sehr unterschiedlichen Zahlen an durchgeführten Wahlen nicht perfekt vergleichbar, aber aussagekräftig.

Da man hier küchenpsychologisch-historische Betrachtungen zum Fußball ablehnt („Die Uruguayer sind solche Klopper, weil sie 1842 eine Schlacht am Soundso-Berg in Unterzahl mit fiesen Methoden gegen die anrückenden Argentinier gewannen — einer der Gründungsmythen dieser Nation, die sich in das kollektive Gedächtnis des Volkes so sehr eingebrannt hat, dass man die daraus abgeleitete Handlungsmaxime auch beim Fußball nicht übersehen kann, wenn 11 Uruguayer auf dem Platz stehen.“), braucht man auch nicht der Frage weiter nachzugehen, ob man wegen der zentralen Lage in Mitteleuropa und der dazugehörigen großen Zahl an umgebenden Feinden als klassisches „Durchmarschland“ mehr Wert auf Verteidigung legt als in Ländern, die aufgrund ihrer Lage nur sehr wenige (Spanien, Portugal) oder gar keine (England bzw. Großbritannien) direkten Feindesnachbarn haben.

Häufigkeit der Wahl eines Torhüters zum „Fußballer des Jahres“

Land Häufigkeit
absolut
Häufigkeit
relativ
DDR 8/29 28%
BR Deutschland 10/52 19%
Österreich 9/66 14%
Belgien 6/57 11%
Italien 4/36 11%
Argentinien 3/42 7%
Portugal 3/41 7%
UdSSR 2/28 7%
Dänemark 3/48 6%
Brasilien 2/39 5%
England 3/64* 5%
Jugoslawien 1/20 5%
Schweden 3/66 5%
Schottland 2/47 4%
Rumänien 2/46 4%
Spanien 1/36 3%
Frankreich 1/49 2%

* davon 1x ein Deutscher, Bert Trautmann, 1x ein Nordire, Pat Jennings, ohne diese beiden läge England mit 1/64 und damit weniger als 2 Prozent auf dem letzten Platz dieser Liste

Wobei die Frage natürlich ebenso interessant wäre, wie häufig defensive Feldspieler im Vergleich zu offensiven Feldspielern zu „Fußballern des Jahres“ gewählt werden. Der Torhüter ist nun mal auch der besonders herausragende Part, der deutlich heroenhafter agieren kann, als ein schnöder linker Verteidiger, der immer nur Flanken verhindert, woraufhin es Einwurf für den Gegner gibt.

Teil eins dieser Aussage aber, der Einzelkämpfer im Tor, der alles rettet, der die Schlacht allein gewinnt, der über den anderen thront, der die ganze Verantwortung auf seinen Schültern trägt, naja, da möchte man tatsächlich lieber nicht weiter hinabsteigen in küchenpsychologische Deutungen der mitteleuropäischen Nationen und deren Bewohner sowie ihre Vorliebe für derartige Charaktere und die dazu passenden Heldengeschichten.

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Die entscheidenden Zentimeter nutzen

„Welche Augenfarbe haben Sie?“

„Äh …“

„Jetzt sagen Sie mir nicht, Sie wissen nicht, welche Augenfarbe Sie haben!“

Natürlich weiß man seine eigene Augenfarbe, aber es war ja nicht klar, welche Antwortmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Wenn man so wie hier gerade einen neuen Personalausweis beantragen will. Gab es nur reine Farben oder auch Mischformen? Die Basis war zweifelsfrei blau. So wie jeder Mensch zu Beginn seines Lebens zunächst mal eine Frau ist, hat auch jeder Mensch blau schimmernde Augen, mit denen er das Licht der Welt erblickt. Das ist sozusagen die Grundausstattung: weiblich, blaue Augen. Gar nicht mal unsexy für den Anfang. Bei den meisten ändert sich das allerdings noch, bei einigen nicht. Bei mir hatte es sich noch geändert, und zwar von blau zu blau-grau und wenn man nur lange genug in den vergrößernden Schminkspiegel blickte, konnte man auch noch ein bisschen grün erkennen.

War die Antwortmöglichkeit nun also auf „blau“ oder „grün“ begrenzt oder durfte man auch „blau-grau“ antworten oder vielleicht sogar die dreistufige Variante „blau-grau-grün“ nennen? Was wäre mit Menschen, die zwei verschiedenfarbige Augen besitzen? Die Dame vom Amt hatte ja nicht eröffnet, wie viele Zeichen in der Datenbank für diese Antwort reserviert waren. Also murmelte ich etwas davon, dass es „erstmal so an sich blau“ sei, womit die Dame schon zufrieden war und es in ihr nach Berlin zu versendendes Formular eintippte (eintippen ist das eigentliche Wort für den Vorgang, den nicht-digitale Eingeborene gerne mit „einhacken“ beschreiben).

„Aber wie groß Sie sind, das wissen Sie hoffentlich sofort?!“

„Äh …“

Sie verdrehte die Augen.

„Einsvierundsiebzig natürlich“, log ich nicht.

„Hier steht Einsdreiundsiebzig.“ Das konnte nicht sein. Hatten doch hauseigene Messungen vor Jahren schon ergeben, dass es EinsdreiundsiebzigkommaAcht waren, was bei kaufmännischem Runden ganz klar Einsvierundsiebzig ergab.

„Ich bin Einsvierundsiebzig, das war ich auch beim letzten Personalausweis schon.“

Die Länge des Körpers hängt zum einen von dessen Lage ab. Im Liegen ist er um bis zu zwei Zentimeter oder mehr länger. Zum anderen nimmt die Länge im Laufe des Tages ab. Die Verminderung beträgt etwa einen halben bis zwei Zentimeter.

Keine gute Idee, wie immer erst kurz vor Toresschluss zum Amt zu strömen. Glücklicherweise befand sich aber kein Maßband an der Wand. Es gab somit keine Möglichkeit, das kommaAcht einer Prüfung zu unterziehen. Weshalb sich keine weiteren Fragen ihrerseits mehr anschlossen, die Einsvierundsiebzig wurden weder wider- noch willig akzeptiert. Offensichtlich war ihr die Augenfarbe ein wichtigeres Anliegen. Womit man eine Größe verbrieft hatte, bei der Kicker-Redakteure immer noch gerne von „klein“ schreiben, selbst wenn der durchschnittliche deutsche Mann Einsachtundsiebzig und damit gerade einmal 2,3 Prozent größer ist als Einsvierundsiebzig. Wer bei der Körpergröße immer noch bei den mittleren fünfzig Prozent einsortiert werden kann, darf nur ohne Fug und Recht als „klein“ bezeichnet werden. Mag sein, dass der durchschnittliche Fußballprofi etwas größer ist, aber man muss nur die Namen Maradona, Häßler und Messi in den Raum werfen, um etwaige Zweifel abzubügeln. Sollte dann noch irgendwo eine Augenbraue zucken, schießt man schnell Puskás, Iniesta und Romario nach. Danach sollte allgemeines Augenbrauensenken einsetzen. Auch wenn die Genannten alle Feldspieler waren.

Wieder einmal hatte sich die Mannschaft für ein Freundschaftsspiel versammelt, wieder einmal hatten einige verpennt und erst Recht wieder einmal fand sich niemand, der ins Tor gehen wollte. (Für alle, die planen, selbst an einer Fußballmannschaft teilzunehmen: Es geht sehr wohl im Notfall ohne Schiedsrichter, ohne Torwart aber ist es nur sehr unschön zu ertragen.) Als jemand, der in der Schule im Handballtor eine durchaus auf jenem Niveau akzeptable Figur abgab, der im 5-Meter-E-Jugend-Tor nur mit leidlicher Präzision bezwungen werden kann und als jemand, der ungerne eine Partie fünf Minuten vor Anpfiff platzen lässt, weil keiner ins Tor gehen will, richteten sich alle Blicke auf mich.

„Leute, was wollt ihr, das hier ist Großfeld, die Tore sind 2,44 (!) Meter hoch. Im E-Jugendtor komm ich an die Latte dran, aber hier?!“

Die vorige Partie gegen den selben Gegner hatte wir mit nur 2:7 verloren, damals aber mit etatmäßigem Torwart. Also richtete ich mich darauf ein, alles zu tun, um eine zweistellige Zahl an Gegentoren zu verhindern. Wobei „alles“ hier hauptsächlich aus intensivem Zeitspiel samt Meckereien über Schiedsrichterentscheidungen hätte bestehen sollen. Innerlich war ich schon alle nötigen Schritte durchgegangen, nach Spielschluss sofort zum Auto zu sprinten, wo ich per Geheimknopf die Nummernschilder umklappen lassen kann. Ich würde die niederländische Variante wählen, über die Grüne Grenze fahren und mich für einige Wochen von den Mahlzeiten ernähren, die man aus dem Angebot der Supermärkte holländischer Campingplätze komponieren kann. Bis der Bart lang genug sein würde, um unerkannt wieder zurück nach Deutschland fahren zu können.

Erstaunlicherweise jedoch tat sich in punkto Ballausdemnetzholen: Nichts. Wir waren an dem Tag zwar mit einer personell stärker als sonst besetzten Abwehr angetreten, das bedeutete jedoch nicht, dass der Gegner nicht aufs Tor schoss. Wobei hier schon der Knackpunkt des Problems gefunden ist: Der Gegner schoss nicht aufs Tor. Er hatte zig Torschussgelegenheiten, verzog aber stets meterweit oder, noch merkwürdiger, schoss ständig weit übers Tor. Mit gutem Stellungsspiel als Torwart könnte man vielleicht die eine oder andere Kontersituation klären, auch mal einen in den Strafraum fliegenden Eckball herausboxen, aber bei einem platzierten Schuss knapp unter die Latte wäre man mit kommaAcht schlicht machtlos gewesen. Was dem Gegner sofort hätte auffallen müssen, denn gesprungen oder gehechtet bin ich an jenem Tag kein einziges Mal. Welle auf Welle rollte aufs Tor und jedes Mal dachte ich nur, wie offen diese 7,32m mal 2,44m hinter mir doch stünden, egal, wie gut ich mich zum Ball stellte, das müsse der Gegner doch sehen. Einfach nur oben ins Tor treffen, und es hätte geklingelt und geklingelt. Sie schossen drüber, vorbei, überhastet, daneben, unplatziert, fast zur Eckfahne, in die Wolken, wie man so schön sagt, und noch mal und immer wieder: übers Tor. Wir gewannen 4:0.

Womit wir bei der Frage wären, warum bei der Frauen-WM so wenig Tore gefallen sind, obwohl die Torhüterinnen doch alles dafür getan haben, das Tor vor allem in der Höhe so offen wie möglich zu gestalten und es unübersehbar war, dass dort eine Menge kommaAchter teilnahmen. Die Spielerinnen hätten aus allen möglichen Positionen einfach nur den Bereich zwischen Latte und Spannweite der Arme der Torhüterinnen plus Sprunghöhe treffen müssen. Sogar von Positionen aus, die nicht allzu nah am Strafraum liegen, wäre das problemlos möglich, wenn man denn die dafür nötige Schusstechnik beherrscht. Doch es war, wie es auch bei jenem Freundschaftsspiel war, das auf der einen Seite zu Null endete. Fred, der mit den Franzosen bangte, hat es treffend beobachtet.

Im Frauenfußball schießt man immer hoch. Immer. Und meistens drüber.

All diese Schüsse mögen den Versuch dargestellt haben, die nämliche Lücke anzuvisieren, welche die Torhüterinnen lassen. Allein getroffen wurde sie so gut wie nie.

Weshalb die Frage erlaubt sein darf, ob wirklich nur die Torhüterinnen so auffällig schlecht sind, und nicht auch die Schusspräzision der weltbesten Damen alles zu wünschen übrig lässt. Während ich in meinem, jenem Spiel erleichtert bis euphorisch — ein Shutout auf dem Großfeldtor und das mit kommaAcht — auf den Schultern der Mitspieler in die nächste Kneipe getragen wurde und mein Name in die virtuellen Annalen eingraviert wurde, dürfen sich die Frauen Torhüterinnen trotz nicht erhaltenen Treffern im oberen Bereich des Tores nicht darüber freuen, dass ihre Gegnerinnen so unpräzise schießen. Denn während man noch so schlecht zielenden Stürmern 24 Fehlschüsse verzeiht, so lange nur ein einziger Ball den Weg ins Tor findet, verzeiht man einem Torhüter jene eine verpasste Flanke samt spielentscheidendem Gegentor niemals. Das ist unfair, aber Fußball.

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Quark, Quark, Quark und Eifersüchteleien

Seine Chance, auch noch Europameister zu werden — welcher deutsche Nationalspieler ist schon Welt- und Europameister, doch nur die so [Link leider tot.] großen — verbaute er sich nicht durch mangelnde Leistung oder Form, sondern durch seine Äußerungen. Nach diesem Interview mit dem Spiegel war Schluss in der Nationalmannschaft, was wahrscheinlich niemand so richtig bedauert hat. Thomas Berthold himself nicht, Berti Vogts nicht, und die deutsche Fußball-Öffentlichkeit auch nicht.

Begrüßt wird an dieser Stelle hingegen außerordentlich, dass Thomas Berthold uns als historisch Interessierte nicht ahnungslos sterben lässt. Vielmehr gibt er preis, was zumindest aus seiner Sicht mitverantwortlich fürs „Scheitern“ (viele, insbesondere britische Fußballauswahlmannschaften wären froh, wenn sie auch nur annähernd so weit kämen bei Turnieren) der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 1994 in den USA war.

Stefan Effenberg und Bodo Illgner nämlich. Deren Eskapaden und Sonderwünsche, allerdings nicht explizit der Stinkefinger von Effe. Schuld war nach Bertholds Ansicht aber auch Berti Vogts, der sich bezüglich der Sonderwünsche der beiden Erstgenanten auf der, sehr kleinen, Nase herumtanzen ließ.

Klingt alles ganz gefällig und sachlich überzeugend, zumal Berthold während seiner Karriere weder durch Eierlosigkeit noch durch ausgemachte Bräsigkeit aufgefallen ist (Aktive und Liebhaber von Fortuna Düsseldorf werden diese Ansicht nicht teilen, aber das ist eine andere Geschichte), doch ist es ja noch bei jedem Menschen so, dass immer irgendjemand Schuld ist — nur nicht der gute Bekannte aus dem Alibert im Bad.

Am 18.12.1994 also bestritt Berthold sein letztes Spiel für die Nationalmannschaft, Gegner Albanien, Gegentor: Rrakli. Nur einen Tag später, am 19.12.1994, erschien dieses Interview. Und Aus war’s für einen verdienten Weltmeister, der (Jahrgang 1964!) noch voll im Saft stand. Wie man sich beim DFB eben seit jeher mit manchmal maulenden, manchmal meuternden Spielern schwer tut. 62 Länderspiele, 1 Tor, gegen die CSSR beim 5:1 im Jahr 1985, ein Mal Vize-Weltmeister, ein Mal Weltmeister. Kein Mal Europameister, was er 1996 sportlich noch hätte schaffen können. Auch kein Vize-Europameister, denn 1992 saß er gerade beim FC Bayern München auf der Tribüne herum und ruhte sich vom Golfen aus.

Eigentlicher Grund für diesen Beitrag war aber, so ist das beim Wilfing, die Frage, wer Rudi Völler den Spitznamen Tante Käthe verpasst hat. Das muss man klären, bevor die Erinnerung der Beteiligten verblasst. Zum Beispiel „Dixie“ Dörner kann sich ja bereits nicht mehr erinnern, wie er zu seinem Spitznamen kam. „Tante Käthe“ also, dessen Urheber war der Titelheld dieser Geschichte, als Rudi Völler mit nassen Haaren, nur mit einem Handtuch bekleidet, aus der Dusche stieg und es Thomas Berthold entfuhr: „Du siehst aus wie meine Tante Käthe.“

Falls jetzt noch jemand wüsste, ob Berthold tatsächlich eine solche Tante Käthe hatte, dann wäre ein weiteres Geheimnis gelüftet. Falls nicht, müssen wir mit den netten Zeilen aus dem Dezember 1994 vorlieb nehmen. Da äußert sich Thomas Berthold ganz allgemein zur Atmosphäre bei der WM 1994:

Bei der Weltmeisterschaft in Amerika hat auch jeder sein Süppchen gekocht. Geschmeckt hat es keinem.

Und spezieller zum Thema Effenberg samt dessen Stinkefinger:

Da war mehr passiert. Als Spieler mußt du wissen, wann Schluß ist, sonst geht der Respekt verloren. Effe konnte nie etwas eingestehen und sagen: „Okay, das war mein Fehler.“

Hätte man von „einem“ Stefan Effenberg auch nicht anders erwartet, aber es ist immer wieder schön, wenn damals Nahestehende diesen Eindruck auch bestätigen. Denn die eigenen Vorurteile über Bord werfen zu müssen ist stets sehr anstrengend und verbreitet den Hauch von einer Niederlage, mindestens schlechter Menschenkenntnis.

Zu guter Letzt noch ein Berthold-Zitat zu Bianca-Bodo Illgner und dem tatenlosen Berti Vogts:

[Illgner] hat es nie geschafft, sich auf das Wichtige zu konzentrieren. Ob die Ehefrau nach Malente kommen darf, kann bei der Vorbereitung auf eine WM nicht wichtig sein. Und da hat auch Berti Vogts Fehler gemacht. Er hätte sagen müssen: „Wenn das wichtig für dich ist, bitte schön, aber hier ist die Tür.“ Da hätte er ein Zeichen setzen müssen. Wir hatten genug gute Torhüter. Wir haben uns an Nebensächlichkeiten zerrieben. Darf die eine Frau das? Darf die andere jenes? Dürfen die Kinder zum Essen kommen? Quark, Quark, Quark, alles nur Eifersüchteleien.

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Lehrvideo Teil XI: Strafstoß

Inzwischen dürfte sich herumgesprochen haben, dass die Quote der verwandelten Strafstöße im Fußball über die Jahre hinweg relativ gleich hoch bei etwa 77% liegt, was bedeutet, dass knapp jeder vierte Strafstoß vergeben wird.

Zusammengetragen hat das sicher nicht nur Roland Loy, sondern auch die diversen Datenbanken dieser Welt. Loy fand zumindest selbst heraus, dass der in anderen Ländern unbekannte Sermon davon, dass der Gefoulte nicht selbst schießen dürfe, unsinnig sei, weil die Quote in diesen Fällen nicht von der Quote der übrigen Fälle abweiche.

Gleichzeitig hatte Metin Tolan in seinem stillgelegten Blog „Querkraft“ dargelegt, welche Methode die sicherste sein müsste, zu verhindern, dass der Torwart den Ball erreiche und abwehren könne. Für die Antwort auf diese Frage braucht man eigentlich nicht viel Phantasie: Natürlich sollte der Ball möglichst weit entfernt vom Torhüter einschlagen und das ist angesichts der Tatsache, dass bislang die wenigsten Torhüter 2,44m groß sind, nun mal der Winkel, von dem ein Fußballtor zwei besitzt. Dorthin muss der Torwart sich nicht nur zur Seite, sondern auch nach oben bewegen, was ihm schwerer fällt, als sich allein zur Seite zu bewegen.

Eigentlich ganz einfach, ganz logisch auch.

Dennoch sieht man Millionen von Strafstößen, die diese Tatsache ignorieren und stattdessen einfach auf ihr Glück hoffen, welches dann in 23% der Fälle eben nicht eintritt.

Dabei bedürfte es nur ein wenig dessen, was man den Fußballern ja gerne abstreitet: Trainingseifer. Trainingseifer, um mit einer derartigen Sicherheit in den Winkel zu treffen, dass man seine persönliche Trefferquote von 77% auf einen Wert darüber steigerte.

Wie es Theofanis Gekas in diesem Beispiel wunderbar vormacht.



Wirklich erstaunlich, dass so wenige andere Schützen nicht die Eier Lust haben, sich angemessen unter der Woche auf ihre Aufgabe Strafstoß vorzubereiten, so dass sie relativ ruhigen Gewissens in den Winkel zielen könnten. Ruud van Nistelrooij machte das wohl zu seinen Zeiten bei Manchester United meist genauso: immer hoch in den Winkel, was jeder Torhüter wusste, aber dennoch nicht verhindern konnte.

Hier und heute: Theofanis Gekas.

Aber sonst? Größtenteils amateurhaftes einfallsloses Schweigen im Wald der Winkel.

(Torhüter, die weniger als jeden vierten Strafstoß halten, sind übrigens auch dann keine „Elfmeterhelden“, wenn sie denn mal zufällig doch einen halten. Sie bleiben bei unter 23% gehaltenen (minus der vorbeigeschossenen) Strafstößen das, was die Statistik sagt: unterdurchschnittlich. Kein Grund zum Jubeln, eher ein Grund, beim Elfmeterschießen den Torwart zu wechseln.)

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Torhüter-Non-Kopfballtore sind rar

Wenn der Torwart dann mal trifft — und es ist kein Kopfballtor, dann ist das bemerkenswert. Weshalb es hier auch kurz erwähnt wird, obwohl man sich angesichts der spärlichen Besucherzahl, des merkwürdig zögerlichen Abschlusses des Torwarts und nicht zuletzt weil es aus dieser Schwuppi-Liga kommt, nicht so richtig drüber freuen kann.

Ein Torwart-Tor, das nicht aus einem Kopfball resultiert, ist aber stets einen Blick wert, also blicken wir:


Gegähnt — zwischen der Ballannahme des Torwarts und seinem schließlichen Schuss — bei fanartisch, dem treuen und herzigen Blog aus dem Münsterland, welchem wir hiermit auch nachträglich zum fünften Geburtstag gratulieren. Noch älter als Trainer Baade, da wird einem schon mal kalt ums Herz.

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Knigge war kein Österreicher

Wenn man mal über den Brenner fährt und falsch abbiegt, kann es passieren, dass man in einem Land ankommt, in dem man mit Fußball im letzten Jahrzehnt nix anzufangen wusste. Und bevor jetzt wieder die Meldungen in den Kommentaren erfolgen: Ja, Österreich ist eine Nation mit Fußballhistorie, mit der Betonung auf war. Offensichtlich scheint sich das just in diesen Momenten zu ändern, da der schweizer Nachbar den absteigenden Ast erwischt hat; nach vielen Qualifikationen für große Turniere, bei denen die Österreicher stets zuschauen mussten.

Umso überraschender, dass diese fußballfernen Österreicher mit einer interessanten statistischen Kleinigkeit zu ihren Nationalspielern aufwarten, die man beim DFB vergebens sucht.

Die Zahl der erhaltenen Tore pro jeweiligem Torwart.

Da steht dann zum Beispiel:
Jürgen Macho, 21 Spiele, 18 Gegentore oder
Helge Payer, 20 Spiele, 24 Gegentore.

Das ist nicht nett und hätte man nicht nur, da sie derartige Laien sind, sondern auch, weil Österreicher doch als so ausgemacht höflich gelten, nicht von ihnen erwartet. In Deutschland stehen die erhaltenen Gegentore pro Mannschaft zwar in der Tabelle, und meist gehen sie dann aufs Konto nur eines Torhüters. In den persönlichen Statistiken eines Torwächters fehlt diese Angabe dann aber immer.

Schauen wir nach, wie die Werte für die deutschen Torhüter wären, so man sie zählte:

Manuel Neuer, 13 Spiele, 7 Gegentore*
Tim Wiese, 3 Spiele, 5 Gegentore
René Adler, 9 Spiele, 5 Gegentore
Hans-Jörg Butt 4 Spiele, 4 Gegentore
Timo Hildebrand, 7 Spiele, 9 Gegentore

Und weil die alle so insgesamt wenige Spiele haben, und die Zahlen auch aufgrund der vielen Einsätze gerade in Test- und nicht Qualifikations- oder Turnierspielen wenig aussagekräftig sind, hier aber die Zeit knapp ist, kann das ja mal jemand für Lehmann und Kahn zusammentragen. Oder Maier und Schumacher. Ist allerdings ausnahmsweise kein Gewinnspiel, schließlich ist heute Abend Länderspiel. Das sollte ausreichen, um den täglichen Spielbedarf zu decken.

Unstete deutsche Torhüter.

Unhöfliche Österreicher.

(*Plus ein Bloemfontein-Tor.)

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Tipp-Kick: Back in black

Nach diversen schwarz-rot-goldenen, hell schimmernden und Reptilien im Reagenzglas produziert habenden Sonderversionen zur WM 2006 hat Tipp-Kick zur WM 2010 sein Sortiment noch mal erweitert und macht jetzt einen auf schwatt. Ja, richtig gelesen, die Tipp-Kick-Tipp-Kicker sind jetzt schwatt. Also in der Sonder-Edition zur WM 2010. Das sieht dann ungefähr so aus:

Tipp-Kick in black.

[photopress:tipp_kick_wm_2010_sonder_edition.jpg,full,centered]

Der Experte erkennt sofort, warum afrikanische Mannschaften bislang noch nicht weiter als ins Viertelfinale einer WM gekommen sind: Weil sie immer Feldspieler ins Tor stellen. Man sieht im Beispiel eindeutig: die selbe Trikotfarbe wie der Feldspieler, das kann kein Torwart sein. Und natürlich ist ein Feldspieler niemals so gut im Tor wie ein ausgebildeter, professionell ausgebildeter Torhüter (es sei denn, es handelt sich um Jan Koller, aber der kommt nicht aus Afrika), weshalb man weiter auf den ersten WM-Halbfinalisten aus Afrika wartet.

Tja. Dass die Tipp-Kick-Exegeten solche Fußball-Fach-Experten sind, hätte man auch nicht gedacht. Und 39,90 Euro ist ja geradezu ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, wie viel man für den selben Spaß in Sachen Panini bei der WM 2010 ausgeben müsste.

Die Schlitzaugen-Version zur WM 2002 ist allerdings nicht mehr im Programm.

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