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Schlagwort: Tabelle

Die Allerletzten

Der Kicker führt in seinem Sonderheft eine Auflistung, welcher Klub wie häufig Tabellenführer war. Dabei ist so eine Tabellenführung wie zuletzt bei Gladbacher Anhängern erlebt zwar sehr euphorisierend. Zudem lernt man auf diese Weise etwas. Den meisten Fans, so ihre Teams nicht zu den Dauergästen auf Platz 1 gehören, wird klar, dass man plötzlich etwas zu verlieren hat, etwas verteidigen muss; ein Umstand, den sie so sonst nicht kennen.

Doch die Fans der allermeisten Klubs wissen, dass es nicht die Aussicht auf Erfolg ist, die den Fußball gleichzeitig so lebendig und so hassenswert macht, sondern die Angst vor dem Misserfolg, vor dem totalen Untergang.

Rainer Calmund konnte nachts nicht schlafen, weil das Abstiegsgespenst nicht aus seinen Gedanken weichen wollte, und aufgehängt hat sich selbst in Südamerika noch nie jemand, weil sein Klub Meister geworden ist.

Dabei ist es natürlich noch einmal ein „psychologisch wichtiger“ Unterschied, ob man nur auf einem Abstiegsplatz oder aber dem allerletzten Platz der Tabelle steht. Ist man Letzter, pfeift hinter einem nur der Wind durch die Schlucht, in die man hinabzustürzen droht. Als Vorletzter steht man immer noch auf den Händen des Letzten, mit denen dieser sich verzweifelt an den Felsvorsprung klammert. Wie man auch als Letzter strampelt, es ist schlicht niemand mehr unter einem, der schlechter steht als man selbst. Und da bewahren nur die Hartgesottensten ruhig Blut. Trainer, Spieler, Fans.

Eine Auflistung, wer wie häufig Letzter in der Bundesliga war, existiert trotz der ausgewiesenen Dramatik dieser Situation (zumindest hier nicht bekannt) nicht.

Wer also in der Bundesliga ist extrem erprobt in diesem Drahtseilakt und für wen ist dieses Gefühl so selten wie Preußen Münsters Aufenthalt in der ersten Liga?

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Zünglein an der Tabelle

Natürlich muss man keinem Fußballinteressierten erklären, dass die Tordifferenz extrem wichtig werden kann, insofern als sie in bestimmten Konstellationen genauso viel zählt wie ein Punkt mehr als der punktgleiche Tabellennachbar zu haben. Und das vergisst über die gesamte Saison wohl auch niemand, schon gar nicht, so hofft man als Anhänger, wenn eine Mannschaft mal so richtig untergeht, eine Partie schon zur 60. Minute entschieden ist, weil man mit 3, 4 oder 5 Toren hinten liegt. Und genauso hofft man, dass allen auf dem Platz Beteiligten klar ist, dass es eben keineswegs gleichgültig ist, ob man nun mit 0:3 oder 0:7 nach Hause geht, von den direkten Auswirkungen dieses Unterschieds noch einmal abgesehen.

In den knapp 50 Jahren Bestehen der Bundesliga kam es schließlich mehr als nur ein Mal vor, dass sich elementare Fragen wie Abstieg oder Meisterschaft allein durch die Tordifferenz entschieden. Dazu kommt das Phänomen, dass nahezu keine Spielzeit vergeht, ohne dass nicht wenigstens eine Platzierung anhand der Tordifferenz entschieden würde. Und dass das wiederum Auswirkungen auf die Finanzen hat, muss man hoffentlich ebenfalls nicht mehr erwähnen.

Grün und Rot markiert sind jene Fälle, in denen tatsächlich die Frage Meisterschaft, Abstieg oder Teilnahme am internationalen Fußball mittels Tordifferenz entschieden wurden.

Früher war es der DFB, heute macht die DFL jedes Jahr drei Kreuze, dass die beiden besten Teams einer Saison noch nie punkt- und torgleich waren, wobei danach noch einige Kritierien mehr („Fragen zum Spielbetrieb“ anklicken) zum Einsatz kämen. Helfen diese alle nicht, steht man vor der Frage: Wo sollte man zu welchen Bedingungen ein Entscheidungsspiel austragen?

Rekord-Depp ist natürlich der Depp, Entschuldigung, der Club, der gleich zwei Mal wegen der schlechteren Tordifferenz abstieg, Stichwort Phantomtor. Der VfB Stuttgart hingegen wurde zwei Mal nur aufgrund der besseren Tordifferenz Meister. Ansonsten scheint die Drei-Punkte-Regel für eine geringere Häufigkeit von Punktgleichheit zu sorgen, wodurch die Ängste der DFL-Verantwortlichen ein wenig geringer geworden sein dürften.

Bis zur Saison 1966/1967 zählte nicht die durch Subtraktion ermittelte Tordifferenz, sondern der so genannte „Torquotient“, der sich denkbar einfach berechnen lässt, allerdings den Vorteil der mehr geschossenen Tore und somit eines vermeintlich attraktiveren Spielstils nicht berücksichtigt. Seit 1967/1968 gilt also die nicht mehr ganz neue Regelung der Tordifferenz im Gegensatz zum Torquotienten.

Die mit einem Asterix versehen Clubs mussten in die Relegation, welche sie dann aber erfolgreich bestritten. Fettgedruckte Mannschaften sind absolut punkt- und torgleich, während kursiv gestellte Teams zwar die selbe Tordifferenz aufweisen, eines der beiden Teams jedoch mehr Tore erzielte als das andere und ersteres somit vor dem zweiten rangiert.

Den sprichwörtlichen Vogel schießt die Saison 1974 ab, als sich die stolze Zahl von fünf punktgleichen Teams auf den Plätzen 9 bis 13 am Ende der Saison allein anhand der Tordifferenz in eine Reihenfolge bringen ließen.

2007/2008
4. Hamburger SV +21 47:26 54
5. VfL Wolfsburg +12 58:46 54
2006/2007
9. Borussia Dortmund -2 41:43 44
10. Hertha BSC -5 50:55 44
11. Hannover 96 -9 41:50 44
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Fernglas BVB

Eigentlich müsste jeder generell an Fußball Interessierte diese Saison hassen, denn nichts ist langweiliger als eine Mannschaft, die die Tabelle der Bundesliga so dominiert, wie es Borussia Dortmund zur Zeit tut. Doch als relativ Neutraler erfreut dieser Vorgang überraschenderweise ungemein. Was natürlich für alle Schalke- und Bayern-Fans nicht gelten kann, und den übrigen Vereins-Fans ist es ja auch meist recht egal, was irgendsonst in der Liga passiert. Wichtig ist, was der eigene Club macht.

Als geneigter Zuschauer aber stellt sich komischerweise gar nicht der hier zu erwartende Effekt ein, dass man von den stets gleichen Ereignissen einer solch einseitigen Saison gelangweilt wäre. Dabei reicht es einfach aus, dass es nicht immer die Bayern sind, die mit 15 Punkten Vorsprung Meister werden, und schon macht es Spaß, die Tabelle anzusehen, Bayern dort rumkrebsen zu sehen, wo sich die anderen Teams, die sonst immer gerne Meister würden, stets aufhalten. Platz vier bis fünf.

Große Sprüche reißen, die Sehnsüchte der Fans stimulieren, um dann wieder und wieder grandios zu scheitern. À la Schalke oder Hamburg. Oder Leverkusen, wobei deren Sprüche ja ohne Daum schon lange nicht mehr so groß daher kommen. Wie aber immer wieder aufs Neue angekündigt wird, jetzt endlich anzugreifen, eine Serie zu starten und dann weht doch nur ein laues Lüftchen durchs Stadion mit einem mickrigen Unentschieden am Ende, da kann man diesen Verhältnissen einen großen Unterhaltungsfaktor einfach nicht abstreiten.

Wie nun die restliche Liga mit dem Fernglas zum BVB schauen muss macht auch dann Spaß, wenn man nicht den Theorien vom Großwesir Klopp“o“ anhängt, sondern einfach nur sieht, wie die anderen strampeln, aber kaum vorwärts kommen.

Der Zufall im Fußball ist doch immer noch das schönste Geschenk, das er uns macht.

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Die aktuelle Tabelle …

… der Bundesliga aus der Saison 2030/2031:

1 Red Bull Soccering
2 Mercedes
3 Nestlé
4 Mercedes II
5 Renault
6 Force Brazil
7 Wal-Mart
8 Siemens
9 Oracle Bronx
10 Soilent Green
11 Kind Hörgeräte
12 Mitsubishi

Das nächste Spielwochenende findet übrigens vor der malerischen Kulisse der Seychellen stand. Seit der Reduktion auf nur noch 12 Teams in der Bundesliga werden an den Spielwochenenden parallel stattfindende Partien völlig vermieden, so dass die jeweiligen Sponsoren sicher sein können, die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuschauer zu finden. Zudem ist es nun problemlos möglich, 1 Partie freitags, 3 Partien samstags und 2 Partien sonntags auszutragen, so dass auch keine beim Konsumenten freie Zeit mehr verschenkt wird. Nach Einführung der jeweils 2 Auszeiten pro Team pro Drittel und der damit verbundenen Verlängerung der durchschnittlichen Dauer einer Begegnung sind nun alle rundum zufrieden. Punkte gibt es in dieser Tabelle übrigens nicht, da der Tabellenstand nach Sympathie bei den weltweit wohnenden Zuschauern ermittelt wird. Die letzte Tätlichkeit ereignete sich übrigens in der Saison 2014/15, damals waren allerdings noch Fußballer auf dem damals noch Rasen, heute sind es Schauspieler auf Kunstrasen, der aber echter aussieht als es Rasen je könnte. Schwalben allerdings beherrschen die Schauspieler nicht, diese wurden schon 2021 aus dem Dramaturgiereservoir gestrichen, Umfragen zu Folge sei die damit zur Schau gestellte Amoralität familienfeindlich gewesen. Die insgesamt 20.000 Tonnen schwere Stadionatmosphärensimulationsanlage wird nach diesem Spielwochenende auf den Seychellen übrigens nach Tampa Bay geflogen werden, wo man seit der Saison 2027/28 nicht mehr auftrat.

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