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Schlagwort: Steffen Simon

Praktizierter Unterschichtenfußball

Steffen Simon brachte es erst vor Kurzem auf den Punkt:

Prinzipiell würde ich Fußball und die DTM nie in einen Topf schmeißen. Fußball ist praktizierter Unterschichtenfußball. Damit erreichen wir Zuschauer, die ansonsten mit unserem Programm nie in Kontakt kommen. Fußball ist eine sehr archaische, sehr alte und sehr traditionsreiche Sportart, bei der es nur Kritiker oder Befürworter gibt.

Falls jemand Zweifel hat, dass Fußball praktizierter Unterschichtenfußball ist, möge er Jerome Boateng bei der Arbeit zuschauen.

Wahrlich ein Feiertag — für den glücklichen Fotografen.

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Dellings Schlittenfahrt

Nach (gefühlten) Jahren der Abstinenz schaue ich mal wieder Sportschau:

Die Gesamtinszenierung hangelt sich an dem auch im Studio visualisierten Bild einer „Schlittenfahrt“ entlang, von Berlin über Stuttgart nach Hamburg. Oder so.

Die Frage ist wirklich: Für wen macht man solch eine lächerliche Scheiße?

Doch wohl hauptsächlich für diejenigen Leute, die sich das ausgedacht haben, die wahrscheinlich ihren Lebensunterhalt damit bestreiten, sich solch eine anwidernde Stillosigkeit auszudenken. Das mag in anderen inhaltlichen Regionen, Supernanny, Lindenstraße oder was es sonst noch gibt, angemessen sein. In einer Sportschau-Sendung, die von der Bundesliga berichtet, ist es überflüssig wie ein Kropf. Es ist nicht nur überflüssig, es ist noch dazu infantil. Es ist billig, es ist Lidl- oder Aldi-Geschmack, wo man doch eigentlich nichts anderes erwartet als: Fußball.

Niemand braucht Weihnachts-, Nikolaus- oder sonstige Winter-Analogien, wenn er einfach nur Fußball sehen will.

Außer natürlich den Leuten, die sich das ausgedacht haben.

Abgesehen davon bin ich nun endgültig davon überzeugt, dass man keinen Kommentator mehr bei Kurzzusammenfassungen benötigt. Diese vermaledeite Superlativinflation und dieses ständige sich an dem, was man sieht, Aufgeilen, die verschwuppt betonte Sprache, die Verschwurbeltheit und die unsägliche Aufbauschung kleinster Vorfälle inklusive dem Spiel immanenter Dinge wie z. B. Torschüsse oder Zweikämpfe, ist derart realitätsfern und abturnend, dass man einfach nicht mehr anders kann, als abzuschalten. Oder sich zu wünschen, dass für den Fernseher das gälte, was Steffen Simon über Stuttgarts Ausgleichtor doch tatsächlich vor Millionen von Menschen ins Mikro blökte:

„Da macht es einfach Bumm.“

Gute Nacht, Sportschau.

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Nine/thirteen

ARD-Late-Night-Talker Oliver Pocher ist in der neuen Saison auch in der Bundesliga-«Sportschau» im Einsatz. Pocher werde ab dem vierten Spieltag (13. September) in loser Reihenfolge analog zu seinem EM-Engagement auftreten, sagte Redaktionsleiter und WDR-Sportchef Steffen Simon am Donnerstag der Nachrichtenagentur ddp in Köln. Dabei werde Pocher nicht unbedingt Spieler imitieren, sondern zum Beispiel beim Training der Clubs auftauchen. Er sei mit vielen Bundesliga-Spielern sehr vertraut und bringe dadurch noch eine andere Perspektive in die Sendung. Im Schnitt solle der 30-Jährige alle zwei Wochen in der «Sportschau» auftauchen, kündigte Simon an.

Pocher war für die ARD in diesem Jahr bei der Fußball-Europameisterschaft als Sportreporter am Start. Zum Ende der vergangenen Bundesliga-Saison hatte er zudem einen Auftritt in der «Sportschau», wo er als Oliver Kahn gemeinsam mit Imitator Matze Knop als Franz Beckenbauer die Spielzeit bewertete.

Die endgültige Verclownisierung eines ehemals ernsthaften Sports (im Rahmen dessen, wie ernst Sport überhaupt sein kann) schreitet unaufhörlich voran. War der Welke Oliver mit seinen Comedy-Einlagen schon kaum zu ertragen, ist das, was Pocher anbietet, nicht mal mehr Comedy. Oder was soll daran amüsant sein, wenn einer wie auf dem Schulhof Grimassen schneidet und beim Reden lispelt und das dann eine „Imitation“ von irgendetwas sein soll? Glücklicherweise weiß man an dieser Stelle nicht viel über Pochers Programminhalte, um noch mehr darüber abzuledern. Doch ist a) dieser Mann nicht amüsant, sondern gibt kindlich-stümperhaften Humor zum Besten und b) gehört ein Komödiant nicht in die ohnehin schon mit anderem Klimbim überladene Sportschau, sondern zu Waldis Was-gerade-anliegt-Club, wo der Zuschauer wenigstens weiß, was ihn erwartet.

Die Sympathien für Michael Ballacks Reaktion nach dem — wohlgemerkt verlorenen — EM-Finale werden immer größer und der Wunsch, dass er die Bierhoff’schen und jetzt auch ARD’schen Pläne etwas deutlicher ausgegrenzt hätte, lodert stärker. Wie im vorigen Beitrag erst erwähnt: TV, der Anachronismus. Je länger man dort tätig ist, desto mehr scheint man den Blick dafür zu verlieren, was die eigentliche Aufgabe einer bestimmten Sendung ist.

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Ich schaue gerne Werbung

Zur nicht so guten Leistung der Brasilianer gegen Ghana sagt Steffen Simon gerade vor dem 2:0 Folgendes:

„Das sieht in der Werbung alles ganz anders aus.“

Jetzt wissen wir endlich, wie Steffen Simon sich auf die von ihm zu kommentierenden Spiele vorbereitet: Er schaut Werbespots, in denen die teilnehmenden Spieler ein paar Kunststückchen machen. Danach wundert er sich, wieso das in einem richtigen Spiel, bei dem auch gegnerische Spieler teilnehmen, nicht alles so klappt wie in der Werbung.

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„Drin dat Ding“

Olle Kamellen revisited.

Werner Hansch, Fußballkommentator, ist ein „Kind des Ruhrgebiets“, wie er selbst sagt, und das merkt man seiner Kommentierweise auch an. Früher, im Radio, war er ein ganz Großer seines Fachs, beim Fernsehen ist er nicht mehr ganz so stark, aber immer noch um Längen besser als Steffen Simon oder Würg Dahlmann. Da er nicht bei ARD oder ZDF oder RTL arbeitet, werden wir ihn zur WM leider nicht bei seiner Arbeit — dem Kommentieren — lauschen können.

Es gibt aber zumindest die Möglichkeit, sich selbst ein kleines Potpourri seiner eindrucksvollen Stimme zusammenzuschustern. Könnte der eine oder andere zwar kennen, trotzdem.

Ladies and Gentlemen, may I introduce to you: die Hanschmaschine. Ein weiterer Meilenstein der Verhohnepiepelung öffentlicher Figuren — und ich möchte hinzufügen: ein gelungener. Viel Spaß bei „drin dat Ding“ und natürlich mit dem „geilen Tor“.

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