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Schlagwort: Stefan Effenberg

Hitzig auf dem Betze mit Co-Kommentator Franz Beckenbauer

Eine der vielen, man ist glatt geneigt, dieses Wort noch einmal zu wiederholen, vielen Rollen, die Franz Beckenbauer im deutschen Fußball ausfüllte, war jene des Co-Kommentators. Wie es der Zufall so will, lief einem just in diesen Tagen die Aufzeichnung eines kompletten Bundesligaspiels (mit Vorberichterstattung und sogar mit Werbespots) von 1992 über den Weg, das der Kanal Betze Retro zur Verfügung stellt. Darin gibt der „Kaiser“ eben jenen Co-Kommentator, allerdings nicht wie manchmal üblich, nur dann, wenn er gefragt wird. Es entwickelt sich über die Spieldauer ein ständiger Austausch und Beckenbauer brilliert in dieser Rolle, die er fortan eigentlich ständig ausfüllen würde. Also nicht jene des Co-Kommentators, sondern des den Fußball verbal begleitenden, sanft dahin schwadronierenden Grandseigneurs, der er 1992 allerdings eigentlich noch gar nicht war, schließlich war da sein WM-Titel noch keine zwei Jahre her und er übernahm danach noch zweimal den FC Bayern als Interimstrainer.

Anders als an dem eigentlichen Ort für solche Videos, „In voller Länge“, wo die Partie ebenfalls zu finden ist, wird an dieser Stelle darauf verzichtet, das Ergebnis des Spiels zu nennen. So kann man möglicherweise tatsächlich eine komplette alte Bundesliga-Partie nacherleben, in der versprochenermaßen ziemlich viel Pfeffer ist, und bei der man noch nicht weiß, wie sie ausgeht. Ein Fingerzeig für das viele Pfeffer könnte sein, dass der Trainer des FC Bayern in dieser Partie Sören Lerby hieß.

In welchem zeitgeschichtlichen Rahmen diese Partie stattfand, verdeutlicht vielleicht die Wahl des Schiedsrichters. Mit Karl-Heinz Gläser ist einer von fünf aus der früheren DDR ausgewählten Schiedsrichtern hier an der Pfeife, die erstmals für die Bundesliga-Saison 1991/92 nominiert worden waren.

Hörenswerter aber ist diese Partie wegen des sehr motiviert co-kommentierenden Franz Beckenbauer, der schließlich in dieser Konstellation nicht neutral ist, wie er selbst am Mikro zugibt, weshalb sich ein Nachmittag von ganz exquisitem Unterhaltungswert entfaltet.

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Was Liza & Uli & Jupp & Mehmet wissen — und Robbéry nicht

Letztens war es wohl 40 Jahre her, dass Franz Beckenbauer nach seiner Zeit bei Cosmos New York sein Comeback in der Bundesliga gab. Bekanntlich geschah dies für den Hamburger SV, nicht für seinen Heimatclub FC Bayern München. Anderthalb Jahre blieb er an der Alster, war allerdings oft verletzt. Immerhin 28 Einsätze wurden es dann unter Manager Günter Netzer, darunter auch exakt einer gegen jenen FC Bayern München, den er zuvor stark geprägt hatte und hinterher noch ebenso prägen würde.

4:1 gewann sein Hamburger SV damals, nachdem er im heimischen Volksparkstadion zunächst mit 0:1 zurücklag, als Franz Beckenbauer gegen so Spieler wie Klaus Augenthaler, Karl-Heinz Rummenigge und andere antrat.

Franz Beckenbauer

31.10.1981 Hamburger SV - FC Bayern München 4:1

Das inspiriert, doch gleich einmal zu schauen, wie die übrigen Granden der Vereinsgeschichte sich in den Partien gegen den FC Bayern schlugen, wenn sie diesen einmal verlassen hatten – oder noch nicht da waren. Da gibt es doch einiges zu berichten. (Unterschiedliche Detailtiefe beim Spieldatum ist phlegmabedingt unterschiedlich. Und Supercup und Ligapokal bleiben wie immer auf dieser Seite unberücksichtigt. Nur Spiele als Spieler sind gelistet, sonst wäre es bei Rehhagel und Heynckes dann doch sehr ausgeufert.)

Zum Titel also: All die folgenden Spieler wissen, wie es ist, gegen den großen FC Bayern zu verlieren und manche auch, wie es ist, zu gewinnen. In jedem Fall kennen sie aber das Gefühl, gegen diesen meist als stärker eingeschätzten Gegner aufzulaufen – Arjen Robben und Franck Ribéry hingegen (noch) nicht.

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Die Großtante aller Niederlagen

Am Samstag waren wir alle Bayernfans Hobbypsychologen. Gab es irgendjemanden, der bei dieser Art Bastian Schweinsteigers, zum Elfmeter anzulaufen, nicht aufgeschrien und Stop! gerufen hätte? Jede Faser seines Körpers wollte doch intensiv seiner Umwelt mitteilen, dass dieser Körper es für keine gute Idee hielt, jetzt, am Ende dieser 120+x Minuten auch noch in wenigen Sekunden für die Niederlage verantwortlich zu sein. Aber wenn die fünf Schützen nominiert sind, gibt es nun mal kein Zurück mehr. Und all wir Hobbypsychologen waren danach und womöglich für längere Zeit noch mit dem eigenen Bewältigen dieser Niederlage beschäftigt. Wobei, das darf sicher sein, es eben kein zweites Barcelona war. Weshalb die Bewältigung schneller gehen wird.

Vorab: Es sei niemandem seine persönliche Einschätzung dieses Finales daheim genommen. Jeder leidet selbst so, wie er will und gerne auch mit immer neuen Höhe- bzw. Tiefpunkten des Leidens. Objektiv gesehen ist aber klar, dass es nur die Aktualität des Schmerzes gewesen sein kann, die zum Ausspruch verleitete, dass Drogbas Schüsse ins Tor im Resultat schlimmer gewesen seien als die Mutter aller Niederlagen. In diesem Spiel sah es keineswegs die gesamte Spielzeit lang so aus, als würde der FC Bayern sicherer Sieger dieser Partie werden, sondern nur genau von Müllers Tor bis zu Drogbas Ausgleich. Das ist zwar „schon au“ irgendwie bitter, hat aber eine ganze andere Qualität, zumal (bis auf den von Robben vergebenen Strafstoß) die ganz großen weiteren Chancen fehlten.

In einem Elfmeterschießen, und darauf lief die gesamte Spielanlage des FC Chelsea doch schon in den ersten Minuten hinaus, stehen die Chancen nun mal 50-50, wobei sie aufgrund diverser Umstände in diesem Fall aus Münchner Sicht schlechter standen. Zum Einen, weil man sich selbst diesen Riesendruck auferlegt hatte, das „Ding“ (O. Kahn) im eigenen Stadion unbedingt zu gewinnen. Zum Anderen, weil man immer noch keine professionelle Vorbereitung auf Eventualitäten eines Fußballspiels für nötig hält. Dazu gehörte, intensiv Elfmeter zu trainieren, die jeweiligen Spieler auf das vorzubereiten, was kommen kann und — das ist kein Muss, aber wie sichtbar wurde, wäre es nötig gewesen — auch die Schützen schon im Vorhinein zu bestimmen.

Ändern könnte man diese dann immer noch, wenn es soweit ist. Jupp Heynckes lief angeblich vom Einen zum Anderen und erntete nur Absagen, so dass der eigene Torwart schon einer der regulären fünf Elfmeterschützen sein musste. Was sich im Nachklapp als absolutes Plus für Manuel Neuer erwiesen hat, ist eine unübersehbare Peinlichkeit für jene, welche ins Finale mit dem höchsten aller möglichen fußballerischen Niveaus gingen und für diese Angelegenheit verantwortlich sind.

Weiterhin weiß doch jeder, dass man nicht im Vorhinein zum Geburtstag gratuliert. Insofern musste jeder, der einen Funken Aberglaube in sich wiemeln spürt, zusammenzucken, als die Kurve der Bayern die Worte „Unsere Stadt, unser Stadion, unser Pokal“ ausrollte und damit den Grundstein für die Niederlage gelegt hatte. Selbst wenn man nicht abergläubisch ist, ahnte man in diesen Momenten, dass es nie gut ist, die Götter herauszufordern, und wenn es nur die Fußballgötter sind.

So entspann sich eine Partie, die man so ähnlich schon im Halbfinale dieses Wettbewerbs gesehen hatte, und so unansehnlich es auch sein mag, es ist vollkommen legitim, so zu spielen. Zumal sich auch die berechtigte Frage stellt, wie stark oder schwach die Bayern wirklich waren — und wie viel der schwachen Offensivleistung der Gäste darin zu begründen war, dass Bayern eben so stark spielte.

Einen Höhepunkt an Frechheit lieferte jener Reporter von sky, der den Trainer des frisch gebackenen Champions-League-Sieger befragte, ob dieser den Stil seiner eigenen Mannschaft „schön“ fände. Ein bisschen frech ist es, diese Frage zu stellen. Frecher ist es allerdings, dass sich ein Mensch mit so wenig Ahnung vom Spiel jemals als Sportreporter beworben hat und somit zu diesem Job gekommen ist. Als wäre es im Fußball je um Schönheit gegangen und als interessierte das irgendjemanden im Moment des Triumphs — außer schlechten Verlierern, denen die Argumente fehlen. Und die einzigen Argumente, die es im Fußball gibt, sind erzielte Tore.

Man kann sich doch nicht ein (monetäres) Leben daraus basteln, die Unwägbarkeit des Fußballsports so sehr zu melken, dass es für ein Häuschen im Grünen reicht und man den Kindern die Universität bezahlen kann, wenn die Unwägbarkeit dann aber ernst macht mit ihrem Unwägbarsein, sich über ihre Existenz beschweren.

Weshalb sich stante pede ans Scheitern anschließende Diskussionen der üblichen Verdächtigen (Kahn: „Eier“, Effenberg: „Führungsspieler“, Lattek: „Neid“) auch darin erschöpfen, ihre Weltsicht auf den Fußball wiederzugeben, statt sich mit aktuellen Problemen des FC Bayern auseinandersetzen. Wer in einem Pokalwettbewerb im Fußball Zweiter wird, hat nicht allzu viel falsch gemacht, sonst wäre er dort nicht hingekommen. Was nicht bedeutet, dass man nichts verbessern könnte, denn:

Was ist nur aus dem FC Bayern geworden, der als ich als Kind zum Fußball kam noch nie ein Finale verloren hatte? Dann kam Aston Villa, dann Uerdingen, dann Porto und heutzutage verlieren die Bayern mal eben zwei Finals in einer Woche. Ein „Barcelona“ war es aber dennoch nicht, weil die Häufigkeit des Scheiterns bei den Bayern enorm zugenommen hat, und man deshalb dran gewöhnt sein müsste. Schon beim Abschlachten während des DFB-Pokalfinales durch den BVB spürte ich zum allerersten Mal in meinem Leben eine Gefühlsregung, die mir wirklich Angst bereitete: Ich hatte Mitleid mit den Bayern.

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Sich selbst erhaltendes Siechtum

Einerseits geht die Meldung im Widerhall der misslungenen (?) Facebook-Aktion des FC Bayern fast unter: Der FC Bayern plant seine Zukunft mit Oliver Kahn und Stefan Effenberg. Das sind jene beiden, die für eine Eindimensionalität in der Sicht auf den Fußball stehen, wie man sie eigentlich nur noch in viel älteren Generationen vermuten würde. Welche sich nichtsdestotrotz in diesen beiden Hirnen aber dauerhaften Halt verschafft hat.

Der eine beschwört bei jeder Gelegenheit den „Druck“, den es bedeute, für den FC Bayern oder überhaupt als Profi bei gewinnen müssenden Vereinen Fußball zu spielen. Mit dem man natürlich umgehen können müsse. Die wenigen Gelegenheiten, zu denen er mal etwas Anderes erzählt als vom Druck, macht seine Stichwortgeberin dadurch zunichte, dass sie die Farbe der Krawatten wichtiger findet als eine Auseinandersetzung mit dem Sportlichen. Und wenn Kahn dann doch mal von sich aus etwas aus der Sicht eines Profis zum Spiel erzählt, bleibt sie mit metaphorisch offenem Munde stehen, kann daran nicht anknüpfen, und die an dieser Stelle plötzlich möglich gewordene Diskussion versandet noch vor ihrem Beginn in jenen Bezirken des Fußballs, welche man auch gerne bei Bunte und Co. beleuchtet. Insofern weiß man nicht genau, was der alte Kahn tatsächlich über den Fußball denkt, man hat aber bislang wenig im Ohr, was über billige Platitüden hinausgeht.

Der andere beschwört bei jeder Gelegenheit, dass die Mannschaft nicht „zu ruhig“ sein dürfe. Es gehe um Leader-Eigenschaften. Um Aggressivität dem Gegner gegenüber. Dabei wirkt Effenberg wie jenes Kind, dem man gerade zum ersten Mal in seinem Leben ein mehr als einsilbiges Wort gereicht hat, woraufhin es stolz das mehr als einsilbige Wort zu jedem Anlass verwendet, ganz gleich, ob dessen Inhalt etwas mit der Realität zu tun hat, die es gerade bezeichnen soll. Ein „Leader“ klingt halt toll, in den Ohren eines offensichtlich extrem auf Anerkennung geschnittenen Gehirns eines Effenbergs, also wird es bei jeder Gelegenheit rausgehauen. Was fehlt dem deutschen Arbeitslosen? Ein „Leader“! Was fehlt all denen, die schon mal ein Spiel verlieren? Ein „Leader“! Was fehlt dem Effenberg nicht in seinem Vokabular? Ein „Leader“!

Diesen beiden Koryphäen der Eindimensionalität will der FC Bayern nun also neue Aufgaben im Verein anvertrauen. Bei entschieden kleineren Vereinen besaß man da mehr Sachverstand: In Karlsruhe jagte man Kahn mit seinem Vater bei der Kandidatur zum Präsidenten davon, in Gladbach lacht man heute noch über die Aktion, mit der Effenberg — größtenteils ohne inhaltliches Programm — zusammen mit anderen ewig Missverstandenen wie Horst Köppel und Berti Vogts den Verein übernehmen wollte. Da der Verein ja ohnehin, wie man heute sieht, auf dem völlig falschen Weg war, war das aus Sicht der Protagonisten nötig geworden.

Einerseits geht die Meldung im Widerhall der Facebook-Aktion des FC Bayern fast unter. Andererseits muss man sich keine Sorgen machen, dass der FC Bayern — bald geführt und beraten von eindimensionalen alten Recken, deren Weiterbildung selbst bei besten Möglichkeiten, Experte bei Sky oder beim ZDF, und somit hautnah an den besten Spielen des Planeten dran, nur im Schneckentempo vorwärts geht — in mittlerer Zukunft gefährdet sein könnte.

Denn wenn die x in Folge verlorenen Partien gegen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund eines bewiesen haben, dann jene traurige Erkenntnis: Man interessiert sich bei den großen Medien weniger dafür, warum der Sieger so stark war. Betont wird die Frage, warum die Bayern so schwach waren und was sie falsch machen, wo man sich demnächst wird verstärken müssen. Begründet wird diese Vorgehensweise damit, dass sich nun mal mehr Menschen für den FC Bayern interessieren als für alle anderen Vereine. Selbst dann, wenn der FC Bayern verliert und andere Vereine schon mit anderthalb Beinen im zweiten Jahrzehnt dieses Jahrtausends angekommen sind, während andere noch nicht mal den Akku ihres E-Rollis komplett aufgeladen haben.

Insofern darf man sich also getrost zurücklehnen und kann die Hoffnungen respektive Ängste begraben, dass eines Tages der FC Bayern mal nicht mehr der am meisten hofierte Verein der Liga sein wird, weil so etwas Profanes wie erfolgreicher Fußball ausbleibt. Selbst wenn andere Teams dauerhaft erfolgreich spielen, auch im Misserfolg bleibt der FC Bayern die Nr. 1 des Interesses. Es gibt also keine Chance auf Änderung, denn um den dauerhaft zu sichern, den Misserfolg, hat man ja gerade erst Kahn und Effenberg verpflichtet.

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Quark, Quark, Quark und Eifersüchteleien

Seine Chance, auch noch Europameister zu werden — welcher deutsche Nationalspieler ist schon Welt- und Europameister, doch nur die so [Link leider tot.] großen — verbaute er sich nicht durch mangelnde Leistung oder Form, sondern durch seine Äußerungen. Nach diesem Interview mit dem Spiegel war Schluss in der Nationalmannschaft, was wahrscheinlich niemand so richtig bedauert hat. Thomas Berthold himself nicht, Berti Vogts nicht, und die deutsche Fußball-Öffentlichkeit auch nicht.

Begrüßt wird an dieser Stelle hingegen außerordentlich, dass Thomas Berthold uns als historisch Interessierte nicht ahnungslos sterben lässt. Vielmehr gibt er preis, was zumindest aus seiner Sicht mitverantwortlich fürs „Scheitern“ (viele, insbesondere britische Fußballauswahlmannschaften wären froh, wenn sie auch nur annähernd so weit kämen bei Turnieren) der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 1994 in den USA war.

Stefan Effenberg und Bodo Illgner nämlich. Deren Eskapaden und Sonderwünsche, allerdings nicht explizit der Stinkefinger von Effe. Schuld war nach Bertholds Ansicht aber auch Berti Vogts, der sich bezüglich der Sonderwünsche der beiden Erstgenanten auf der, sehr kleinen, Nase herumtanzen ließ.

Klingt alles ganz gefällig und sachlich überzeugend, zumal Berthold während seiner Karriere weder durch Eierlosigkeit noch durch ausgemachte Bräsigkeit aufgefallen ist (Aktive und Liebhaber von Fortuna Düsseldorf werden diese Ansicht nicht teilen, aber das ist eine andere Geschichte), doch ist es ja noch bei jedem Menschen so, dass immer irgendjemand Schuld ist — nur nicht der gute Bekannte aus dem Alibert im Bad.

Am 18.12.1994 also bestritt Berthold sein letztes Spiel für die Nationalmannschaft, Gegner Albanien, Gegentor: Rrakli. Nur einen Tag später, am 19.12.1994, erschien dieses Interview. Und Aus war’s für einen verdienten Weltmeister, der (Jahrgang 1964!) noch voll im Saft stand. Wie man sich beim DFB eben seit jeher mit manchmal maulenden, manchmal meuternden Spielern schwer tut. 62 Länderspiele, 1 Tor, gegen die CSSR beim 5:1 im Jahr 1985, ein Mal Vize-Weltmeister, ein Mal Weltmeister. Kein Mal Europameister, was er 1996 sportlich noch hätte schaffen können. Auch kein Vize-Europameister, denn 1992 saß er gerade beim FC Bayern München auf der Tribüne herum und ruhte sich vom Golfen aus.

Eigentlicher Grund für diesen Beitrag war aber, so ist das beim Wilfing, die Frage, wer Rudi Völler den Spitznamen Tante Käthe verpasst hat. Das muss man klären, bevor die Erinnerung der Beteiligten verblasst. Zum Beispiel „Dixie“ Dörner kann sich ja bereits nicht mehr erinnern, wie er zu seinem Spitznamen kam. „Tante Käthe“ also, dessen Urheber war der Titelheld dieser Geschichte, als Rudi Völler mit nassen Haaren, nur mit einem Handtuch bekleidet, aus der Dusche stieg und es Thomas Berthold entfuhr: „Du siehst aus wie meine Tante Käthe.“

Falls jetzt noch jemand wüsste, ob Berthold tatsächlich eine solche Tante Käthe hatte, dann wäre ein weiteres Geheimnis gelüftet. Falls nicht, müssen wir mit den netten Zeilen aus dem Dezember 1994 vorlieb nehmen. Da äußert sich Thomas Berthold ganz allgemein zur Atmosphäre bei der WM 1994:

Bei der Weltmeisterschaft in Amerika hat auch jeder sein Süppchen gekocht. Geschmeckt hat es keinem.

Und spezieller zum Thema Effenberg samt dessen Stinkefinger:

Da war mehr passiert. Als Spieler mußt du wissen, wann Schluß ist, sonst geht der Respekt verloren. Effe konnte nie etwas eingestehen und sagen: „Okay, das war mein Fehler.“

Hätte man von „einem“ Stefan Effenberg auch nicht anders erwartet, aber es ist immer wieder schön, wenn damals Nahestehende diesen Eindruck auch bestätigen. Denn die eigenen Vorurteile über Bord werfen zu müssen ist stets sehr anstrengend und verbreitet den Hauch von einer Niederlage, mindestens schlechter Menschenkenntnis.

Zu guter Letzt noch ein Berthold-Zitat zu Bianca-Bodo Illgner und dem tatenlosen Berti Vogts:

[Illgner] hat es nie geschafft, sich auf das Wichtige zu konzentrieren. Ob die Ehefrau nach Malente kommen darf, kann bei der Vorbereitung auf eine WM nicht wichtig sein. Und da hat auch Berti Vogts Fehler gemacht. Er hätte sagen müssen: „Wenn das wichtig für dich ist, bitte schön, aber hier ist die Tür.“ Da hätte er ein Zeichen setzen müssen. Wir hatten genug gute Torhüter. Wir haben uns an Nebensächlichkeiten zerrieben. Darf die eine Frau das? Darf die andere jenes? Dürfen die Kinder zum Essen kommen? Quark, Quark, Quark, alles nur Eifersüchteleien.

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Presseschnee von morgen: ¾ erster Spieltag

„Holland jetzt Favorit Nr. 1″ — wie man weiß, ist es im Fußball noch nie vorgekommen, dass eine Mannschaft erst ein Spiel gewinnt und dann ein Spiel verliert. Wer einmal ein Spiel gewinnt, der gewinnt per fußballimmanenter Regel zwangsläufig alle folgenden Spiele. Also zumindest bis zum nächsten. Deshalb, klar, ist Holland jetzt schon Weltmeister, während Italien die nicht nur theoretisch unmögliche Aufgabe bevorsteht, gegen Frankreich und Rumänien zu gewinnen. Etwas, was Italiener nicht gewöhnt sind: In der Vorrunde schon richtig Gas geben zu müssen. Allerdings darf man ihnen zutrauen, zu wissen, wo das Tor steht, schließlich hätte Luca Toni alle seine Chancen „bei den Bayern natürlich reingemacht“ – klar. Es liegt immer an irgendwelchen äußeren Umständen, wenn man das Tor nicht trifft, möglicherweise war das Stadion auch zu klein, selbst Oliver Kahn fiel es bekanntermaßen schwer, sich in kleinen Stadien wie in Getafe oder im Camp Nou zu motivieren. Außerdem ist es immer noch cooler, so eine Krawatte wie Donadoni zu tragen als so keine Krawatte wie Marco van Basten, der damit zu sehr an Rudi Völler erinnert, den lebendigen Beweis dafür, dass man Deutsche nicht vor internationale Fernsehkameras stellen sollte, wenn es um Mode geht.

„Deutschland nur noch Favorit Nr. 2″ — da Italien aufgrund der Gesetze des Fußballs, dass Holland kein Spiel mehr verliert, schon ausgeschieden ist, kann Deutschland eigentlich nur noch von einem Land gestoppt werden: Kroatien. Und das im nächsten Spiel. Was danach passiert, weiß man noch nicht, aber es könnte sein, dass Löws Bilanz ein bisschen verhagelt wird oder sogar, dass Podolski nach Erhalt der Mitteilung, dass er auch eine Oma aus Kroatien hat, das Toreschießen weiterhin nicht bejubelt. Er wäre wohl der erste Torschützenkönig einer EM, von dem es keine Jubelbilder gibt. Vermaledeiter fehlgeleiteter „Respekt“ vor irgendetwas. Wer auf den Platz geht, muss damit rechnen, Gegentore zu bekommen, wer den folgenden Jubel seines Gegners nicht ertragen kann, sollte lieber abends noch in der Uni-Bibliothek vorbeischauen, statt eine Fußballpartie zu beginnen.

„Das deutsche Spiel hatte Dellen“ — Netzer und Delling in Hochform, letzterer schon zuvor mit dem einen oder anderen Delling („An diesem Tage gab es auch noch andere Themen, und welche das sind, erfahren wir in den Tagesthemen.“), lassen noch mal klar erkennen, dass Uli Potofski einfach nur der falsche Sidekick für den (Kommentatoren-) frühen Günter Netzer war. Hach, gegen wen werden wir diese beiden eintauschen? Achja:

„Scholl der neue Stern am Kommentatorenhimmel“ — so einfach ist das nämlich im Fußball, man muss nur intelligenter sein als Effenberg, Basler, Matthäus und Andy Brehme einzeln oder auch zusammen, was der durchschnittliche Leser dieser Zeilen locker schafft, sonst hätte er den Weg zu dieser Seite auch nicht gefunden. Schon ist man super, toll, grandios und eigentlich waren ja sowieso alle immer schon Fan von Mehmet Scholl, obwohl der ja, o Wunder, 25 Jahre lang beim falschen Verein spielte. Der Quoten-Bayer, eine Rolle, die jetzt wohl Ribéry übernimmt, den jeder liebhaben darf. Dann natürlich erst recht, wenn er im Fernsehen über Fußball quatschen darf, und sich dabei sprachlich so verhält, als sitze er einem im Biergarten gegenüber. „Find ich voll zum Kotzen“ und ähnliche Phrasen, die man von Netzer nie hören würde, geben dem gemeinen Fan endlich die Gelegenheit, sich selbst auf Analystenaugenhöhe mit denen da im Fernsehen zu sehen. Etwas, was Klopp durch seine Taktik-Videotafel aus gutem Grunde zu verhindern weiß. Immerhin hat Scholli, wie er „liebevoll von seinen Fans genannt wird“, einen anderen Kommunikationstrainer als Lothar Matthäus, offensichtlich nämlich gar keinen. Symbadisch, schon, aber mehr erst mal noch nicht. Und die Tiefe, die da viele gesehen haben wollen, gipfelte in der Erklärung, warum Ribéry nicht rechts sondern nur links dribbeln dürfe:

Weil er auf rechts nach seinem Trick an der Eckfahne steht.

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Unwort des Jahres 2008 (und auch davor schon)

„Aggressiv-Leader“

Abgesehen davon, dass das kein Wort ist, können wir keinen Wert in einer solchen Formulierung erkennen. Ein Aggressiv-Leader, was soll das sein? Einer, der wie einst Effe „Stinkenberg“ Claudia über den Platz balzte und seinen Gegner vor allem durch Blutgrätschen, Mimik, Gestik, was da sonst noch über ist an Körper-Sprache und Zeigefinger-Heben und in Richtung des Gegners drohen (fällt eigentlich auch unter Gestik, Entschuldigung) zu beeindrucken versuchte? Einer, der gelbwürdige Fouls an gegnerischen Spielern als „Aufrütteln“ der eigenen Mannschaft zu euphemisieren suchte, einer, der noch mit seinem Vokabular daran erinnerte, wo die deutschen Fußballer einst herkamen (von der Straße), einer, der auch gerne mal betrunkene Menschen auf seiner Garagenauffahrt zusammentritt (nicht verbürgt, insofern nur als Gerücht zu nehmen), der Polizisten — angeblich — mit „Arschloch“ beschimpft, als stünde er einem Schiedsrichter gegenüber, kurz, einer der wenigen, die auch im zumeist sozial gepflegten Deutschland Beweis für die These „You can leave the ghetto, but the ghetto never leaves you“ sind?

Einen Aggressiv-Leader erwarten wir an der Spitze eines totalitären, blutrünstigen, nach Expansion strebenden Regimes, einer, der gerne anderen an die Kehle will, um das Öl, das Gold, die Diamanten, das Erdgas oder die Frauen anderer Länder zu bekommen.

Die Realität der zivilen Gesellschaft ist aber eine andere:

Einen Aggressiv-Leader brauchen wir nicht auf dem Fußballplatz, an der Spitze einer Mannschaft erwarten wir einen Sportsmann durch und durch, der — wenn er denn schon neudeutsch „Leader“ sein soll — damit besticht, dass seine technischen, athletischen und strategischen Möglichkeiten so weit von denen der anderen abstechen, dass man nicht umhinkommt, ihn als herausragend zu bezeichnen. Wir erwarten jemanden, der eben gerade solche „aufrüttelnden Fouls“ nicht nötig hat, sondern lieber dem Gegner per Talent gegebenem Ballgefühl noch mal den Ball durch die Nase zieht, bevor er den entscheidenden Pass in die Gasse zum Siegtor spielt oder eben nach gekonntem Dribbling selbst vollendet.

Aggressiv-Leader, pah. Aggressiv ist was für Leute, die keinen Fußball spielen können.

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Ohne Vogts führen wir nicht zur EM

Berti Vogts hat schließlich Jürgen Klinsmann als Bundestrainer vorgeschlagen und so Lothar Matthäus in derselben Position verhindert. Der große Visionär Lothar, nur noch unterboten von Stefan Effenberg in seiner Fachkenntnis (der wiederum nur von Mario Basler unterboten wird), hätte sicher noch die nächsten zehn Jahre mit Wörns rumgewurschtelt; er selbst konnte ja auch bis 40 auf allerhöchstem Niveau mithalten.

Dass Berti allerdings nicht müde wird, auf seinen Anteil an der Situation hinzuweisen, geht auch so langsam auf den Wecker.

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sine ferenz

Am vergangenen Mittwoch unternahm ich nach langer Zeit mal wieder einen Selbstversuch in Sachen Premiere und seiner visuellen Konferenzschaltung:

Es lag sicher auch an der unbeteiligten Atmosphäre, die die mehrheitlich Schalker und Dortmunder Mitschauenden ausstrahlten. Gemeinhin bin ich aber in der Lage, an jedem beliebigen Ort mich so weit in mich respektive das Spiel zu versenken, dass ich das Drumherum ausblenden kann: der Tunnelblick beim Passivsporteln. So ist es egal, ob ich in einer finsteren Eckkneipe im Wedding oder auf einer überfüllten WG-Party in Düsseldorf sitze, das Spiel fesselt mich, so es dazu in der Lage ist.

Bei einer Bildkonferenz wie sie bei Premiere üblich ist, kann das leider nicht geschehen. Klar, es ist auch nicht der Sinn der Sache. Sinn der Sache ist, von allen Spielen etwas zu zeigen und bei Toren oder anderen wichtigen Ereignissen jeweils zur Stelle zu sein. Dieses Servieren von kurzen Häppchen schmeckt arg nach Sushi. Man isst und isst und wird nicht satt, bei der Konferenz schaut man und schaut man und wird auch nicht satt. Es wird unmöglich gemacht, die Spannung, die auf anderen Plätzen herrscht, weiterhin zu fühlen, weil das Visuelle so stark ist, dass es zwar einerseits die volle Aufmerksamkeit auf sich zieht, andererseits aber alle anderen Spiele im Geiste verdrängt.

Wenn man sich schon 90 Minuten plus Pause Zeit nimmt, um einen Spieltag zu verfolgen, sollte man wenigstens satt nach Hause gehen.

Noch dazu kommen handwerkliche Schnitzer, die sich aber kaum vermeiden lassen: Zwei Mal passierte es, dass gerade umgeschaltet wurde, als sich sichtbar eine Großchance anbahnte. Dazu kommt die scheußliche Gleichförmigkeit aller modernen Stadien, man weiß nicht, ob man sich gerade in München, Bielefeld oder Braunschweig befindet.

Das Einzige, was an diesem Konferenzabend lohnenswert hätte sein können, Stefan „True Love Never Die“ Effenberg in der Pause als „Experten“ zuzuhören, verpasste ich aufgrund dem Fußballschauen immanenter Erledigungen.

Kurzum: Was im Radio besonders gefällt, funktioniert im Fernsehen einfach nicht. Da ist es zufällig schon ein Spieltag mit nur fünf Passionsspielorten, es bleibt trotzdem das Gefühl zurück, weder Fisch noch Fleisch, nichts Halbes und nicht Ganzes und weder Männlein noch Weiblein konsumiert, geschweige denn genossen zu haben.

Heute also wieder Konferenz, allerdings die funktionierende im Radio.

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Unbekanntes aus … der Sünderstatistik

… der Sünderstatistik.

Well, vielleicht ist es nicht ganz so unbekannt, wie man meinen möchte: Mit weitem Abstand Führender bei der Anzahl erhaltener Verwarnungen ist kein Geringerer als Everybody’s Darling Stefan Effenberg.

Im Verlauf seiner Karriere in der Bundesliga erhielt er insgesamt 111 Gelbe Karten. Und das, obwohl er ein paar Saisons in Italien weilte. Selbst Haudegen wie Jürgen Kohler (85) können ihm da nicht Paroli bieten.

Das macht Stefan Effenberg irgendwie noch sympathischer.

Zweiter ist übrigens mit, wie gesagt, weitem Abstand: Bernd Hollerbach mit „nur“ 93 Gelben Karten.

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Gesund

„Ich bin immer selbstbewusst.“

sagt Torsten Frings im Interview bei Sport1 auf die Frage, wie groß das Selbstbewusstsein ist, dass die deutsche Mannschaft in Prag bestehen kann. Und das Schöne daran ist: bei Frings wirkt es nicht so martialisch wie bei z. B. Stefan Effenberg oder Christian Beeck, sondern wie gesundes Selbstbewusstsein.

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Titan hinter Glatze?

Ich bin ja bekanntermaßen kein großer Fan der aktuellen Torwartleistungen von Oliver Kahn, aber den alternden Titan hinter der ebenso alten Glatze einzusortieren, ist schon ein starkes Stück. Barthéz dürfte in solchen Listen überhaupt nicht auftauchen, schließlich ist er ein echter Pannen-Fabi, während Kahn die damalige katastrophale Saison mit Fehlern gegen Madrid, Aachen und Bremen inzwischen vergessen gemacht hat. Die Namen der „Experten“ in der Jury möchte ich ohnehin nicht wissen, wahrscheinlich waren Berti Vogts, Fredi Bobic und Stefan Effenberg darunter.

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