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Schlagwort: Sportschau

Der Tor des Monats: die Sportschau

Fußball-Fatigue allerorten, verschärft noch durch die erzwungene Corona-Karenz.

„Aber eins, aber eins, das bleibt bestehen!“ Die Liebe zu Toren wird nie untergehen. Zu schönen, kuriosen, wuchtigen wie wichtigen, und so erfreut es auch immer noch, dass man weiterhin bei der Sportschau ein „Tor des Monats“ wählt.

Diese Einrichtung wird gerade 50 Jahre alt und ihr Betreiber würdigt diesen Umstand angemessen. So gibt es einen Beitrag von Burkhard Hupe dazu (auch einfach im Web zu hören) in dem ansonsten von Sven Pistor betriebenen Podcast „Einfach Fußball“, welcher eher als echtes Radiostück gelten darf. Viele Stimmen der diversen Torschützen des Monats erklingen, auch jene des Erfinders Klaus Schwarze und da kann man schon mal eine Empfehlung aussprechen.

Außerdem veröffentlichte man auf der Webseite der Sportschau einen natürlich wegen der enthaltenen Tore sicher noch empfehlenswerteren Filmbeitrag zu diesem Jubiläum. „Sicher noch empfehlenswerteren“, weil man es noch nicht beurteilen kann. Denn gleich beim Intro hat die Sportschau sich zum echten Tor gemacht.

Wie breit ist ein Fußballtor?

Richtig, 7,32 Meter.

Hat sich wahrscheinlich bei jedem Fußballfan, der mit dem metrischen System aufgewachsen ist, eingebrannt, weil es so eine seltsam krumme Zahl ist.

Und wie hoch ist ein Fußballtor, liebe Sportschau?

Autsch. Nein, 2,70 Meter ist es nicht hoch.

Es ist 2,44 Meter hoch, weil das Verhältnis 3:8 ist. Ein Tor ist 8 Fuß hoch, also 243,84, gerundet 2,44 Meter. Und 24 Fuß breit, also 7,315 Meter, gerundet 7,32 Meter.

Dass die Sportschau glaubt, ein Fußballtor sei 2,70 Meter hoch, fordert einiges an Fragen heraus.

Steigt der FC Köln deshalb so oft ab, weil man dort tatsächlich Tore mit 2,70 Metern Höhe bereitstellt? (Was natürlich keinen Unterschied machte, wenn beide Kontrahenten gleich häufig aufs Tor schössen, dem ist bei Spielen des FC Köln aber bekanntlich nicht so.)

Schauen sich Redakteure ihre eigenen Beiträge vor Veröffentlichung nicht mehr an?

Und auch wenn Irren menschlich ist und auf einem kleinen, eigentlichen Flüchtigkeitsfehler herumzusurfen, kleingeistig wirkt: Wie wenige Menschen sind an der Produktion eines solchen Beitrags beteiligt, dass dieser absolute „Blunder“ niemandem auffällt?

Nix für ungut, liebe Sportschau, mit Zahlen hat es ja nicht jeder so, aber diese im metrischen System so merkwürdigen Maße kriegt doch eigentlich jeder Fußballfan mit der Muttermilch eingeflößt.

Wie gesagt, nix für ungut, und jetzt wird dann tatsächlich erstmal der Beitrag zu 50 Jahren Tor des Monats zu Ende geschaut – garantiert mit auf 2,44 Meter hohe Gestänge erzielten Toren.

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’schüss Sportschau

Vor einigen Jahren verlegte man die Sportschau von 18.30h auf 20.00h. Ein #aufschrei ging durch die Republik, so könne man seinen Abend nicht gestalten, die Zeit nach 20h gehöre der Familie oder dem Ausgehen, so man noch keine Familie habe, aber einen angemessenen Partner für deren Gründung suchen müsse, was schließlich immer noch am besten im real life ginge.

Heute schaut fast niemand mehr, der sich relativ ernsthaft — so ernst, wie das in Bezug auf Fußball möglich ist — für Fußball interessiert, noch die Sportschau. Man könnte sie auf 22h verlegen oder auch abschaffen, es würde aller hier subjektiv eingeschätzten Vorausschau entsprechend keinen Aufschrei mehr geben.

Zugegebenermaßen besteht das Publikum der Sportschau in erster Linie nicht aus Anwesenden in dieser Filterblase, und vielleicht auch nicht mehrheitlich aus jenen, welche man als mit „ernsthaftem“ Interesse an Fußball ausgestattet bezeichnen könnte.

Dennoch geschah es in den letzten vier, fünf Jahren hiesig ein einziges Mal, dass sich ein Mitlebender in unserer Epoche darüber beschwerte, dass ihm die Bundesliga-Ergebnisse vor Ablauf der Sportschau mitgeteilt wurden. Wiewohl man sich sicher sein kann, dass der Autor sich in größtenteils eher fußballinteressierten Kreisen bewegt.

Es ist weder Häme noch Freude, dass diese Entwicklung so gekommen ist, vielmehr ist es ein nüchternes Konstatieren. Die Welt ändert sich immer schneller und heute benötigt man kaum noch die Zusammenfassungen des Spieltags, wenn man die Ergebnisse ohnehin schon kennt. Jedenfalls nicht punktgenau um 18.30h, man kann sie auch um 3.30h nach Heimkehr noch irgendwo im Netz finden und die Kommentierung, Einordnung des Spiels, welches eine Zusammenfassung naturgemäß nicht komplett abbilden kann, wird in Zeiten von Spielverlagerung.de und anderen kostenlos erhältlichen Texten auch immer weniger relevant.

Es ist weder Häme noch Freude, ich wollte nur noch mal ’schüss sagen an die liebe Sportschau. Wir waren lange Zeit sehr gute Freunde und es war nicht mal nostalgisch verbrämt immer ein Highlight des Samstags in meinem Leben, eingangs eines Berichtes das Geklöppel (Manolo, bist Du’s?) vom Bökelberg zu hören oder einen Spielbericht mit dem Himmel über dem alten Weserstadion eröffnet zu sehen.

Aber ich war schon lange nicht mehr in der Situation, dass ich auf die Spielberichte der Sportschau angewiesen gewesen wäre. Als es am vergangenen Samstag aus Reisegründen ausnahmsweise mal wieder der Fall war, war sie leider in den Mediatheken nicht auffindbar und es gab sie auch nicht als Wiederholung zu sehen. Also hab ich Alternativen gesucht und gefunden.

Es kommt mir aber nicht mal vor wie Fremdgehen. Ein Telegramm hab ich auch schon lange nicht mehr geschickt.

Ich wollte nur noch mal ’schüss sagen. Es war wirklich schön. Und es ist schade. Aber ich brauche einfach keine Sportschau mehr. Was den Wochenablauf weiter destrukuriert, aber nun ja, Nostalgie empfinde ich dabei keine, auch wenn mir die Stimmen der Moderatoren und diese hellblauen, runden Täfelchen, auf denen die Ergebnisse dargestellt wurden, für immer im Gedächtnis abrufbar bleiben werden.

’schüss!

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Der blaue Adel und der alte Ritter

Sicher den wenigsten bekannt ist die Antwort auf die Frage, welches Team im deutschen Fußball auch „der blaue Adel“ genannt wird. Man müsste hier eigentlich erst mal die Leute raten/vermuten lassen und einen Spoilerschutz einbauen. Die Frage ist aber wohl so schwierig, dass sie ohnehin nur Menschen aus dem Umfeld der baden-württembergischen Landeshauptstadt beantworten könnten, ohne zu raten.

„Der blaue Adel“, so nennt man im Fußball die Stuttgarter Kickers. Warum, das war bislang noch nicht zu eruieren. Zugelaufen ist einem diese Information mal wieder im Zuge einer dieser „Internet-Safaris“ (© by Stadioncheck), an deren Anfang man sich am Ende nicht mehr erinnert. Womöglich hatte der Ursprung dieser Safari etwas mit Manfred Kaltz und dem letzten Titel des HSV zu tun.

Wie dem auch sei. Die Stuttgarter Kickers traten (abgesehen von einem 4:1-Auswärtssieg beim FC Bayern München) ansonsten im nationalen Fußball nicht besonders in Erscheinung. Von einer Ausnahme abgesehen — als die Kiggers 1987 das Pokalfinale erreichten. Welches sie zwar gegen den HSV verloren, unter Anderem wegen eines Bananenfreistoßes von eben jenem Manni Kaltz, doch war diese Finalteilnahme etwas, was sie in die Annalen und zugleich den Fokus der Fußballöffentlichkeit brachte.

Um ein Finale zu erreichen, muss man allerdings ein Halbfinale gewinnen. Und in einem solchen waren auch 1987 schon im DFB-Pokal meist nur höherklassige Mannschaften vertreten. Denn die Kickers aus Stuttgart waren damals Zweitligist, der ihnen zugeloste Gegner Fortuna Düsseldorf hingegen Erstligist.

Wie das so war, als Underdog gegen den Overdog, als der Rasen tief war, das Wetter diesig und die Fans noch hinter Moschendrohtzaun eingepfercht waren, verrät das folgende Video der Sportschau von diesem legendären Sieg im DFB-Pokalhalbfinale des „blauen Adels“ Stuttgarter Kickers über Fortuna Düsseldorf.

Wie immer sehenswert neben dem völlig anderen Fußballspielstil auch die medial-verbale Unbeholfenheit der Spieler.



Ah, ja, gut, das haben wir jetzt alle gesehen.

Nein! Eher doch nicht.

Wie relativ sicher ist, hat fast niemand das Video zu Ende geschaut, sofern es überhaupt jemand angeklickt hat, denn es ist länger als 90 Sekunden und damit länger als die neu begründete Einheit des „maximalen Internet-Aufmerksamkeitsspannen-Umfangs“ (MIAU). Was länger als 90 Sekunden dauert, findet einfach nicht statt, bei den allermeisten jedenfalls.

Deshalb hier als Service für die Leser der Hinweis auf jenen hörenswerten Teil des Berichts mit der allwissenden Müllhalde des deutschen Fußballs, die auch damals schon an allen Ecken und Enden vors Mikro geholt wurde. Mit anderen Worten: Paule heißter, ist Altklugscheißer und wird noch stets gefragt im deutschen Fußball, was er so denkt — wenn er denn die Ritterrüstung rechtzeitig abzulegen schafft.

Also noch mal anklicken, dann geht’s sofort an der richtigen Stelle los: (funktioniert zur Zeit nicht, wird dran gearbeitet, die besagte Stelle ist bei 3:40)



Man versteht sicher durchaus auch als jüngerer Zuschauer, welchen Segen es bedeuten konnte, dass es nur drei Fernsehprogramme gab. Was man damals aber als Zeitgenosse leider selbst noch nicht ahnte.

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Sportschau stellt Schätze aus: alle Tore des Monats

So lange lag das ganze Potenzial brach, jetzt wird es endlich genutzt. Die Damen und Herren der Sportschau sind aufgewacht und plötzlich ist ihnen wieder Gewahr geworden, welche Schätze da in ihren Archiven lagern. In jenen Archiven, die für den Ottonormalsterblichen nicht zugänglich sind. Ganz viele weitere Schätze liegen dort, ist anzunehmen, immerhin einer wurde jetzt gehoben, ein bisschen gewaschen, geputzt und gereinigt und anschließend schick gemacht für die Ausstellung in der Öffentlichkeit.

Die Sportschau stellt alle Tore des Monats zum Durchklicken und Ansehen bereit. Seit der Einführung dieser Einrichtung im März 1971 ist dabei Einiges zusammengekommen.

Tore des Jahres hingegen also jenes von den zwölfen pro Jahr, welches schließlich als Bestes ausgewählt wurde, findet man zwar hier unter „Tor des Jahres — alle auf einen Klick-Blick“, für die Tore des Monats lohnt sich nun aber ein Abstecher auf die Seite der Sportschau.

[Link leider tot, ts, was soll das Sportschau?]

Uwe Bein, Rudi Völler, Tony Woodcock, Delron Buckley, Jan Schlaudraff, das Who is Who der Bundesliga: Alle Tore des Monats.

Brav gemacht von den Menschen bei der Sportschau. Jetzt bitte den nächsten Schatz heben, zum Beispiel alle Interviews mit Ernst Middendorp, die vergebenen Elfmeter von Gerd Müller oder die vergebensten Torchancen aller Zeiten. Aber bitte nicht mit dem Torfall von Madrid anfangen.

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Sportschau-Hangout mit Trainer Baade: DFB-Elf in Unruhe

Seit den ominösen 2 Toren von Mario Balotelli gegen Manuel Neuer in diesem Sommer ist plötzlich alles anders. Die Nationalmannschaft verliert nicht nur Spiele, sondern auch an Reputation, allen voran Fahrensmann Joachim Löw.

Heute Abend kehrt allerdings Bastian Schweinsteiger (siehe Schweinsteiger’sche Zahl in der rechten Sidebar) in dessen Team zurück.

Die Sportschau lud ein, darüber und über einige weitere Themen zu parlieren. Neben meiner Wenigkeit ebenfalls in dieser Runde, die so vielleicht nie wieder zusammen spielen wird: Jens Peters (Catenaccio, Fokus Fussball) und Martin Rafelt (Spielverlagerung).

Eine angenehme Gesprächskonstellation, in adrette Häppchen geschnitten und ergo sehr gut verdaulich.

Zum Video vom Hangout „DFB-Elf in Unruhe“. [Link leider tot]

(Bevor jemand zurecht anmerkt, dass Irland zuletzt durchaus häufiger zu Hause mal verlor: Stimmt. Hab ich mich kolossal geirrt. Sollte man feuern, den Mann.)

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Sportschau erfindet Zeitmaschine

Seit 1935 schon gibt es in Deutschland regelmäßiges Fernsehen. Die Sportschau hat es dennoch mittels der bis heute geheim gehaltenen Entwicklung einer Zeitmaschine bewerkstelligt, Rollenbilder und Humor von noch vor dieser Zeit ausfindig zu machen und dann sogar in einer Werbekampagne zu verwursten.

Man muss ja nicht aus jedem misslungenen Gag einen Skandal schustern, der keiner ist. Was aber die zuständige Agentur — und man kann nur hoffen, dass es eine Agentur war, und nicht die Sportschau-Redaktion selbst — da wieder an billigster Platitüde und Sexismus in die Kampagne für ihre Sendung gegossen hat, unterbietet in jeder Hinsicht alles, was man zuvor schon aus dem Dunstkreis der stets mit besonders miefigem Mief durchzogenen Räume der Sportredaktionen dieser Welt ertragen musste.

Nein, hier schreibt kein Moralin. Sondern der Wunsch, nicht durch Reproduktion ständig Stereotype zu erhalten, die nun mal so in der Realität nicht existieren.

Worum geht’s? Um die Werbung für die Sportschau mit Comic-Neandertalern, in der das Frauchen den Mann nicht vom Fernseher wegbekommt, weil dieser lieber Fußball sehen möchte. Erst als sie ihr Kleid lüftet und darunter ein BH im Design von Fußbällen zum Vorschein kommt, glotzt der Mann ihr wieder auf die … nicht mehr auf den Fernseher.

Das Bild und das Video [Link leider tot] zum Bild.

Wahrscheinlich soll es prophylaktisch apologetisch wirken für all jene Männer, die mit ihrer Frau um Zeit fürs Fußballschauen ringen. Verständlich. „Männer waren schon immer so“, ist schließlich der Slogan der Kampagne, mit einem „Jedenfalls samstags“ hinten dran. Aber wie so etwas bei den zig Millionen Frauen ankommt, die sich für Fußball interessieren, da muss man nicht spekulieren: Gar nicht.

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Skandal! WDR parteiisch?

Die Anzeichen verdichten sich, erst an diesem Wochenende wurde die Liste der Indizien um einen wichtiges Element verlängert. In sportlichen Fragen ist man beim WDR alles andere als neutral.


[photopress:geissbock_02.jpg,full,centered]

Jener Sender, dessen Hauptsitz sich in Köln befindet, ist nicht unvoreingenommen. Bei einem unangemeldeten angemeldeten Kontrollbesuch des Produktionszentrums in Bocklemünd an der Stadtgrenze zu Köln musste die komplett mitgereiste Redaktion von Trainer Baade schockierende Entdeckungen machen.

Bei diesem Sender, der auch die Sportschau produziert (siehe Bild oben) und unter ahnungslosen Fußballfans auch in Hamburg, Berlin und München verbreitet, werden Auszubildende eingestellt, die entweder aus freien Stücken oder von ihren Ausbildern dazu gezwungen die im Bild unten gezeigten Requisiten für künftige Sendungen erstellen.

[photopress:geissbock_01.jpg,full,alignleft] Diskutabel ist, welche Variante nun schlimmer wäre: Dass Auszubildende dazu gezwungen werden, während ihrer Ausbildung Plastik- und Gips-Geißböcke zu erstellen — oder dass der WDR Auszubildende einstellt, die von sich aus während ihrer Ausbildung Plastik- und Gips-Geißböcke erstellen.

DFB und DFL gaben auf nicht erfolgte Anfrage keine Stellungnahme zu diesem erschreckenden Fund ab, auch die Redaktion ist sich weiterhin unsicher, ob und wie diese Tatsache zu bewerten ist, hatten sich doch kürzlich erst zwei an der Hörfunksendung zur Bundesliga beteiligte Reporter als Anhänger eines konkreten Klubs, zufälligerweise in einem Fall bereits ebenfalls der 1. FC Köln, geoutet — und das offensichtlich ohne jegliche Scham.

In diesem Zusammenhang erscheint auch der Kauf von Michael Rensing durch den 1. FC Köln noch einmal in einem ganz anderen Licht. Der WDR beschäftigt eine Nachrichtensprecherin mit dem selben Namen in weiblicher Variante: Michaela Rensing. Ist etwa der ganze WDR ein einziger Hort von Fans des 1. FC Köln?

Diese Vermutung wäre schon für alle Fans von anderen Klubs in NRW, wo der WDR ansässig ist und dessen Bürgern er das Geld („Für nur 59 Cent am Tag und damit weniger als zwei Frühstücksbrötchen“, wie WDR-Intendantin Monika Piel stolz in einer Nachricht an die Kontrolleure verkündete, ohne darauf hinzuweisen, dass man sich immer noch selbst aussuchen kann, ob man jeden Tag zwei Frühstücksbrötchen kauft oder nicht.) aus der Tasche zieht, kaum nachzuvollziehen.

Die Sportschau allerdings wird auch noch bundesweit ausgestrahlt und sollte sich besonderer journalistischer Neutralität verpflichtet sehen. Wie soll das gehen, wenn nicht nur die Reporter, sondern auch die Mitarbeiter der Werkstätten und die Bühnenbildner sowie deren Ausbilder alle Anhänger des 1. FC Köln sind?

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fern Fernsehen sehen

Jedem, der ins Ausland wechselt, egal, aus welchen Gründen, kann man nur eins empfehlen. Um Gottes Willen kein Radio- oder Fernseh-Programm aus der Heimat anschaffen. Man wird nicht über die Bruchstücke, für die Luca Toni und Franck Ribéry bekannt („Ein Wasser, bitte! (Hahaha!)“) sind, hinauskommen. Was macht also der so extrem multikulturelle David („Dävid!“) Odonkor, nachdem er ins Ausland gewechselt ist?

Wir erfahren es bei seiner Antwort darauf, was man bei Betis Sevilla tue, um sich gegen die Ansteckung mit der Schweinegrippe zu schützen, welches, na klar, nichts Neues für Odonkor war:

Aber das kannte ich alles schon aus dem deutschen Fernsehen. Das schaue ich auch hier.

Womit auch klar wäre, wie er zu dieser zweiten Aussage — der Journalist glaubt noch, es sei wegen Schweinegrippe, Abstiegsgefahr oder Nicht-Stammplatz am Anfang problematisch gewesen — kam:

Überlegen Sie da nicht zurückzukehren?

Am Anfang hat man sich Gedanken gemacht, jetzt nicht mehr. Meine Familie und ich genießen jeden Tag in Sevilla.

Am Anfang, ganz am Anfang, da funktionierte nämlich das deutsche Fernsehen noch nicht, weil der Techniker auf sich warten ließ. Da war es ein bisschen schwieriger, mit dem Verstehen, mit dem Einleben. Seit das deutsche Fernsehen funktioniert, ist alles gut, warum sollte man da weggehen? Das bisschen Schweinegrippe bringt uns doch nicht um. Kerner, Sportschau, Marienhof, Lindenstraße, alles da.

Man könnte es selbst auf dem Mond ganz gut aushalten, Hauptsache, das deutsche Fernsehen funktioniert.

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Ein Hammer in den (falschen) Winkl

Der schriftliche Delling der Überschrift sei mir verziehen.

Eines der grandiosesten Eigentore der Bundesligageschichte: Helmut Winklhofer mit seinem Sonntagsschuss ins von Jean-Marie Pfaff gewartete Bayerntor.



Dieses Tor zum 1:0 für Bayer Uerdingen gegen den FC Bayern München entschied nicht nur die Partie, da das 1:0 gleichzeitig der Endstand war. Winklhofer gewann damit auch die Wahl zum „Tor des Monats“. An der Überreichung der Medaille/Plakette durfte er aber nicht teilnehmen, womit diese ausfiel. Winklhofers Teilnahme an dieser Ehrung hatte Kim Jong-Hoeneß verboten.

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Dellings Schlittenfahrt

Nach (gefühlten) Jahren der Abstinenz schaue ich mal wieder Sportschau:

Die Gesamtinszenierung hangelt sich an dem auch im Studio visualisierten Bild einer „Schlittenfahrt“ entlang, von Berlin über Stuttgart nach Hamburg. Oder so.

Die Frage ist wirklich: Für wen macht man solch eine lächerliche Scheiße?

Doch wohl hauptsächlich für diejenigen Leute, die sich das ausgedacht haben, die wahrscheinlich ihren Lebensunterhalt damit bestreiten, sich solch eine anwidernde Stillosigkeit auszudenken. Das mag in anderen inhaltlichen Regionen, Supernanny, Lindenstraße oder was es sonst noch gibt, angemessen sein. In einer Sportschau-Sendung, die von der Bundesliga berichtet, ist es überflüssig wie ein Kropf. Es ist nicht nur überflüssig, es ist noch dazu infantil. Es ist billig, es ist Lidl- oder Aldi-Geschmack, wo man doch eigentlich nichts anderes erwartet als: Fußball.

Niemand braucht Weihnachts-, Nikolaus- oder sonstige Winter-Analogien, wenn er einfach nur Fußball sehen will.

Außer natürlich den Leuten, die sich das ausgedacht haben.

Abgesehen davon bin ich nun endgültig davon überzeugt, dass man keinen Kommentator mehr bei Kurzzusammenfassungen benötigt. Diese vermaledeite Superlativinflation und dieses ständige sich an dem, was man sieht, Aufgeilen, die verschwuppt betonte Sprache, die Verschwurbeltheit und die unsägliche Aufbauschung kleinster Vorfälle inklusive dem Spiel immanenter Dinge wie z. B. Torschüsse oder Zweikämpfe, ist derart realitätsfern und abturnend, dass man einfach nicht mehr anders kann, als abzuschalten. Oder sich zu wünschen, dass für den Fernseher das gälte, was Steffen Simon über Stuttgarts Ausgleichtor doch tatsächlich vor Millionen von Menschen ins Mikro blökte:

„Da macht es einfach Bumm.“

Gute Nacht, Sportschau.

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Nine/thirteen

ARD-Late-Night-Talker Oliver Pocher ist in der neuen Saison auch in der Bundesliga-«Sportschau» im Einsatz. Pocher werde ab dem vierten Spieltag (13. September) in loser Reihenfolge analog zu seinem EM-Engagement auftreten, sagte Redaktionsleiter und WDR-Sportchef Steffen Simon am Donnerstag der Nachrichtenagentur ddp in Köln. Dabei werde Pocher nicht unbedingt Spieler imitieren, sondern zum Beispiel beim Training der Clubs auftauchen. Er sei mit vielen Bundesliga-Spielern sehr vertraut und bringe dadurch noch eine andere Perspektive in die Sendung. Im Schnitt solle der 30-Jährige alle zwei Wochen in der «Sportschau» auftauchen, kündigte Simon an.

Pocher war für die ARD in diesem Jahr bei der Fußball-Europameisterschaft als Sportreporter am Start. Zum Ende der vergangenen Bundesliga-Saison hatte er zudem einen Auftritt in der «Sportschau», wo er als Oliver Kahn gemeinsam mit Imitator Matze Knop als Franz Beckenbauer die Spielzeit bewertete.

Die endgültige Verclownisierung eines ehemals ernsthaften Sports (im Rahmen dessen, wie ernst Sport überhaupt sein kann) schreitet unaufhörlich voran. War der Welke Oliver mit seinen Comedy-Einlagen schon kaum zu ertragen, ist das, was Pocher anbietet, nicht mal mehr Comedy. Oder was soll daran amüsant sein, wenn einer wie auf dem Schulhof Grimassen schneidet und beim Reden lispelt und das dann eine „Imitation“ von irgendetwas sein soll? Glücklicherweise weiß man an dieser Stelle nicht viel über Pochers Programminhalte, um noch mehr darüber abzuledern. Doch ist a) dieser Mann nicht amüsant, sondern gibt kindlich-stümperhaften Humor zum Besten und b) gehört ein Komödiant nicht in die ohnehin schon mit anderem Klimbim überladene Sportschau, sondern zu Waldis Was-gerade-anliegt-Club, wo der Zuschauer wenigstens weiß, was ihn erwartet.

Die Sympathien für Michael Ballacks Reaktion nach dem — wohlgemerkt verlorenen — EM-Finale werden immer größer und der Wunsch, dass er die Bierhoff’schen und jetzt auch ARD’schen Pläne etwas deutlicher ausgegrenzt hätte, lodert stärker. Wie im vorigen Beitrag erst erwähnt: TV, der Anachronismus. Je länger man dort tätig ist, desto mehr scheint man den Blick dafür zu verlieren, was die eigentliche Aufgabe einer bestimmten Sendung ist.

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? — !

Warum sollte ich mir die elendig langen Pausen zwischen den Spielberichten, die verquast-gekünstelten Ansagen ohne inhaltlichen Belang, die meine ästhetischen und intellektuellen Ansprüche oft unterschreitende marktschreierische, selten unterhaltsame Werbung und die nur notdürftig als Gewinnspiel verpackte weitere Werbung antun, wenn ich das Eigentliche, die Spielberichte, in seiner reinen Form, fertig zum Genießen ohne störendes Beiwerk, nur ein paar Minuten später bei youtube und seinen Klonen finde?

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Essay eines Spieltagsquickies

Man kennt das bequeme, faule Bloggen, indem man einfach ein paar Quickies einfügt und den Leser auf die Leserreise zu anderen Orten schickt. Hier machen wir das ganze mal ebenso quick, aber ohne Links.

Welche Themen wir ab diesem Spieltag nicht mehr diskutieren müssen

- Ob Berti Vogts wenigstens dort, wo man ihn nicht versteht, Erfolg haben kann (der sog. Rehhagel-Effekt)
- Ob man nach freds Äußerung zum letzten Spieltag eigentlich nur noch jedes Mal über Duisburg lachen kann
- Was Thomas Doll im Amt hält (Punkte), obwohl er doch so offensichtlich eine einzige Phrasendreschmaschine, Ausführung Kumpeltyp, ist
- Wie wertvoll ein „Aggressive Leader“ für eine Mannschaft sein kann, besonders in der Schlussphase einer Partie in der Allianz-Arena
- Ob Totgesagte wie Benjamin Auer länger leben
- Was Michael Henke nach seiner Zeit bei Bayern machen wird (egal)
- Ob Manuel Neuer wirklich der neue Bodo Illgner ist (nein, bald eher der neue Walter Junghans)
- Wer den besten Sport-Blog-Beitrag 2007 geschrieben hat (Oliver Fritsch)

Was wir allerdings weiterhin diskutieren müssen

- Wie viele Spiele Thomas von Heesen bis zum ersten Sieg als Nürnbergs Trainer brauchen wird
- Ob 16 Tore in 9 Partien nicht wirklich ein bisschen wenig sind und evtl. sogar Unglück bringen könnten
- Ob Jan Koller in Zukunft vor Partien nicht einen Einlauf machen sollte
- Ob die Radiokonferenz wirklich justiziabler Täuschungsversuch am Rezipienten ist
- Ob eine Torkamera oder ein Strafraumschiedsrichter den fälschlicherweise den Bayern zugesprochenen Einwurf richtigerweise dem HSV zuerkannt hätte
- Warum ich solche Flaschen beim kicker-Managerspiel (classic) gekauft habe, die nur dann gut spielen, wenn sie eingewechselt werden, bei Einsatz von Beginn an aber kläglich versagen
- Ob die Abschaffung der Sportschau dazu führen würde, dass kommende Generationen nicht mehr so an den Fußball angefixt würden wie wir und stattdessen Klavierspielen lernten, Rudern gingen, Theaterstücke schrieben oder vielleicht thailändisch kochten und sich mit Freunden träfen

(Man merkt, so ein Hingewerfe von Stichworten und Halbsätzen macht nicht satt, deshalb ist dieser Versuch hiermit auch wieder beendet.)

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