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Schlagwort: Sport-FOTO

Einen neuen Tiefpunkt erwühlt

Es ist ja nichts Neues. Also, der Inhalt schon, die Vorgehensweise nicht. Der Inhalt ist (hier) neu, weil derlei Publikationen heutzutage gottseidank weiträumig gemieden werden können. Bewirkt dann aber doch eine leichte Spur von Ekel, wo man doch eigentlich nur noch mit den Schultern zucken sollte: Jeder eben so tief wie er kann.

Verärgert und tief enttäuscht sei Löw aber über andere Dinge, und diese Verärgerung könne durchaus nachhaltig sein. Die Verunglimpfung seiner Spieler als „Memmen“ in manchen Boulevard-Medien empfindet Löw als glatte Unverschämtheit, genauso wie die Tatsache, dass ihm nach dem Ausscheiden in seinem Hotelzimmer hinterhergeschnüffelt wurde und „Sport-Bild“ seinen blauen Pullover aus dem Papierkorb fingerte und als Symbol des Scheiterns und der Missachtung veröffentlichte. Tatsächlich soll das ehemals gute Stück in der Wäsche eingelaufen sein.

Wenn seine Verärgerung nachhaltig wäre, mit den richtigen Adressaten dieser Verärgerung, hätte dieses absurde Hinterherschnüffeln in der intimsten Privatsphäre des Bundestrainers wenigstens noch eine gute Seite. Schade, dass ausgerechnet jetzt Stenger abgesägt wurde, der für Gleichbehandlung der Medien sorgte, man denke zudem an das Stichwort Maulwurf vor dem Griechenlandspiel.

Man muss zwangsläufig so tief unten im Papierkorb wühlen, wenn man selbst nichts an Inhalten bezüglich des Sportlichen beizutragen hat. Das wiederum, siehe Eingang, ist nun mal nichts Neues.

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„SPORT BILD VERDREHT DIE TATSACHEN“

Eigentlich sollte dieser Beitrag den Titel „Hannos virtuelles Aquarium“ tragen. Später wurde dann aber eine Entdeckung gemacht, die einen anderen Titel erforderlich machte. Aber beginnen wir zunächst, wie es ursprünglich geplant war:

Manche Leute laden sich Bildschirmschoner runter, die ein Aquarium simulieren, und auch die Videos für den Fernseher, die ein vor sich hin brutzelndes Kaminfeuer zeigen, sind nicht unbekannt.

Wer Abwechslung wünscht, dennoch nicht auf den kontemplativen Charakter einer solchen Darbietung verzichten möchte, kann sich jetzt auf dessen Seite davon einlullen lassen, Hanno Balitsch beim Lesen des kickers zuzuschauen.

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Oder auch beim Rumsitzen.

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Oder beim Jonglieren eines Balles, alles animiert, was auf den Bildern nicht so deutlich wird.

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Oder bei anderen Non-Tätigkeiten auf hannobalitsch.de einschlummern.

(Bemerkenswert auch das seltsam unterklassige „Dreamteam“ von Hanno Balitsch: Tom Starke, Paolo Maldini, Thomas Kleine, Per Mertesacker, Martin Winkler, Christian Mikolajczak, Roy Keane, Ryan Giggs, Arnold Bruggink, Brian Laudrup, Daniel Stendel. Kein Maradona, kein Zidane, kein Pelé, und nicht mal Littbarski, Häßler oder Augenthaler. Eine wirklich merkwürdige Auswahl. Ob das etwas über seine Sicht des Fußballs verrät?)

Übrigens liest Hanno Balitsch gerne bildblog.de, listet es in seinen Bookmarks auf. Von bildblog aus ist es nicht mehr weit bis zu Stefan Niggemeier, Jens Weinreich und der aktuellen Zwanziger-Debatte. Ob Hanno diese auch mitbekommen hat?

Und während man so weiter auf der Seite herumsurft, entdeckt man noch einen anderen, diesmal tatsächlich interessanten Aspekt:

Sicher nicht der erste von vielen möglichen Fällen für das nicht vorhandene Sport-bildblog, hat Hanno Balitsch auf seiner privaten Webseite der Darstellung der Sport-FOTO zur Entstehungsgeschichte einer an ihm begangenen Tätlichkeit des Cottbusers Da Silva widersprochen.

Unter der Überschrift „SPORT BILD VERDREHT DIE TATSACHEN“ schreibt er u. a.:

[…] Was mich aber mindestens genau so ärgert, wie die falschen Anschuldigungen da Silvas ist die Art der Darstellung in der Sport Bild. Bereits vergangene Woche hat sich Axel Hesse von der Sport Bild bei mir gemeldet und mich mit den Aussagen da Silvas konfrontiert. Ich habe bewusst darauf verzichtet etwas dazu zu sagen, da ich mich nicht auf das Niveau der reißerischen Story aufgrund von Falschaussagen herab begeben wollte. Leider wurde ich heute was das Niveau betrifft mehr als bestätigt. Während nämlich auf der Titelseite (in der Nord-Ausgabe) das Thema noch als Verdacht angekündigt wird („Balitsch soll Ost-Klub beleidigt haben“), suggeriert die Überschrift des Artikels („Darum schlug da Silva zu“) schon die Richtigkeit der von da Silva erhobenen Anschuldigungen. Mit der Frage „Doch war Balitsch wirklich nur das Opfer?“ unterstützt Sport Bild da Silva in seinem Bemühen mich zum Täter (als Provokateur) zu machen. Eine solch einseitige Darstellung ist journalistisch höchst fragwürdig und einer seriösen Zeitung unwürdig. Deshalb behalte ich mir rechtliche Schritte vor und lasse den Sachverhalt diesbezüglich gerade anwaltlich prüfen.

Euer Hanno

Tolle Zeiten, diese modernen Zeiten. Noch vor 10 Jahren hätte man, so man überhaupt die Sport-FOTO liest, der Darstellung des Magazins glauben müssen. Hanno Balitsch hätte sich mühsam zu einer Gegendarstellung oder Korrektur durchkämpfen müssen, heute kann er für jeden zugänglich und nachlesbar zumindest auf seiner eigenen Seite widersprechen.

Gar nicht so schlecht, so ein eigenes Aquarium.

Noch mal wiederholt:

„Ich habe bewusst darauf verzichtet etwas dazu zu sagen, da ich mich nicht auf das Niveau der reißerischen Story aufgrund von Falschaussagen herab begeben wollte.“

Wir stellen fest: Es ist nicht nur schlecht und langweilig, wenn der neue Typ des Profifußballers Abitur hat und lesen und in diesem Fall sogar schreiben kann (ob er selbst schreibt, oder schreiben lässt, ist hier eher zweitrangig).

Und angesichts dieser Einstellung verwundert auch nicht Balitschs Antwort auf die Frage, welchen Beruf er ergriffen hätte, wenn er kein Fußballprofi hätten werden können: „Sportjournalist“.

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Eurosoccer — megaloman oder Mehrwert?

Toller Name.

Eurosoccer.

Kann sich jeder mit identifizieren. Jeder bedeutet hier: jeder, der aus den USA kommt. Warum ein schweizer Magazin, zentral in Europa gelegen, wie es zentraler nicht sein kann, sich selbst einen Titel gibt, der ein Wort enthält, das nur 6.000km entfernt benutzt wird, bleibt schleierhaft.

Genauso schleierhaft ist, wie die Macher jenes Magazins „Eurosoccer“, von dem hier noch nie jemand gehört hat, auf die wahnwitzige Idee kommen, mit einer Auflage von 250.000 in den bundesdeutschen Markt starten zu wollen, so geplant für den 29.8.2008. Wie man weiß, ist die Zahl jener, die sich für Fußballkultur interessieren oder zumindest für das, was sie selbst dafür halten, mit 80.000 Menschen in ganz Deutschland relativ gut eingeschätzt. Für Fußballkultur wohlgemerkt, nicht für Fußball. Nicht zufällig setzen die 11Freunde „nur“ 67.000 Exemplare ihres lesens-, aber angenehm oft auch sehenswerten Magazins ab — bei alleine 6 Millionen DFB-Mitgliedern plus etlicher Millionen Freizeitkicker. Sollten über diese knappen 70.000 hinaus Menschen für derlei Themen empfänglich sein und dennoch nicht die 11Freunde kaufen, dann wohl einfach deshalb, weil ihr Interesse nicht ausreichend ist, um eine Summe von um die 5 Euro pro Monat für ein solches Magazin zu investieren.

Wie das dann mit Eurosoccer funktionieren soll, wenn hierzulande schon RUND und PLAYER gescheitert sind, ist die megalomane Komponente im Plan von Dr. No Eurosoccer. Wir Fußball-lese-hungrigen lassen uns natürlich gerne eines Besseren belehren, und wenn es auch nur monatlich ist (und nicht täglich, wie ich es dem Weihnachtsmann schon 27x auf den Wunschzettel geschrieben habe), so hat doch niemand etwas gegen interessanten, gut lesbaren und informativen Stoff einzuwenden, hier in der Sport-Print-Diaspora. Die Zweifel am Erreichen dieses hochgesteckten Ziels bleiben aber mehr als nur unterschwellig.

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Wer sich einen Eindruck machen will, was die schweizer Schreiber außer einem beknackten Namen noch so zu bieten haben, kann dies auf der Webseite von „Eurosoccer“ tun. Allerdings ohne dass man wüsste, ob die dort eher dürftigen Inhalte einen Rückschluss auf das Printprodukt zulassen. Man kann nur ahnen, ob da lediglich eine neue Sport-FOTO aus den Bergen ins Tal kommt oder doch eher ein zweites 11Freunde. Der oben rechts eingeklinkte jubelnde Ronaldinho in einem vollbesetzten, flutlichtbestrahlten Stadion lässt nicht gerade auf „alternative“ Hintergrundberichte fern der Starhudelei und der Clacquererei hoffen.

Die Interview-Videos zur EM lassen dann auch im Gegenteil eine neue Sport-FOTO, nur auf Hochglanz, befürchten.

Moderator: Marcel Reif.

Gäste: u. a. Toni Schumacher, Fredi Bobic, Thomas Helmer. Und ein paar lustige Schweizer, die keiner versteht, was bei der bundesdeutschen Ausgabe dann sicher untertitelt würde.

Titelheld der aktuellen Ausgabe: Uli Stielike.

Und last not least schreibt man noch zum Start des Magazins in Deutschland:

„Der Verlag kooperiert dazu mit dem DSF.“

Lachen oder weinen?

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Kleiner Lacher zur Nachtitsch

„Bobic sagte dem Magazin: „Es ist klar, dass ich mich nach der Fußballer-Karriere nun verändern will.“ Jeder wisse, dass er zu 96 eine gute Beziehung habe, fügte der ehemalige Stürmer hinzu. Bobic hatte in der Saison 2002/2003 14 Tore für die Hannoveraner erzielt und damit maßgeblich zum Klassenerhalt beigetragen.“

Man weiß allerdings nicht, ob man mehr über die Betitelung der Sport-Foto als „Magazin“ lachen soll, darüber, dass laut Bobic irgendeine bestimmte Information über ihn „jeder weiß“ oder darüber, dass er eine gute Beziehung zu Hannover habe, weil er irgendwann mal ein paar Törchen dort erzielt hat und das mit einer dermaßen ausgeprägten Zuneigung zum Club an der Leine, dass er nicht länger als ein Jahr dort aushielt, bevor ihn das vermeintlich große Geld und die vermeintlich größeren (hüstel, hüstel) Erfolgsaussichten zu Hertha BSC lockten, wo er dann immerhin noch 8 Tore in derer zwei Saisons bei 54 Einsätzen erzielte.

Suchen wir uns eins aus, denn man muss sich schließlich konzentrieren, wenn man Erfolg haben will. Auch beim Lachen. Ich wähle das „Magazin“ als Lacher zur Nacht. An Bobitsch werden wir in Zukunft ohnehin noch öfter Freude haben, falls er tatsächlich wieder seine Visage auf die Bundesligabühne hievt. Auch hier werden wir Freude haben, versprochen.

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Zum anderen.

Ungekürzte Wiedergabe eines Leserbriefs aus der Sport-FOTO:

Holt van der Vaart!

Lasst Owen Hargreaves ziehen. Mit 30 Millionen Euro lässt sich die Mannschaft super verstärken. Zum einen schlage ich Rafael van der Vaart vor. So bekämt ihr genau den Spieler, den ihr braucht.

Es ist ja nicht nur, dass jemand solch einen Leserbrief schreibt. Es ist auch eine Redaktion, die so etwas auswählt und veröffentlichen lässt.

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Es geht auch anders

Passend zum Seufzer, den die FAS laut indirekter-freistoss.de wegen der schwuppigen, sich auf Randphänomene konzentrierenden Berichterstattung von Spielen in Fußballdeutschland ausstößt, gibt es hier ein kleines Fundstück, das illustriert, wie unterschiedlich verschiedene Länder mit dem Spiel umgehen.

Hat jemand schon mal den kicker gelesen? Und hat er dadurch schon mal irgendetwas gelernt in Bezug auf Fußball, was er vorher nicht wusste? Das höchste der Gefühle sind meist ein paar Schaubilder, wer wo in welcher Kette spielt oder wenn es ein besonderer Tag ist, mal ein Spielzug nachgestellt, obwohl das so gut wie nie vorkommt. Manchmal, so scheint es, haben jene, welche die Spielberichte für den kicker schreiben, nicht viel mehr Ahnung vom Spiel als der gemeine Eventfan. Worte zur Taktik sind meist weniger wichtig als das Herausheben der Spieler, die scheinbar eine besondere Leistung gebracht haben, indem sie zwei Tore erzielten oder einen Elfmeter verschossen. Ein Medium, das sich mit etwas mehr Tiefe mit dem Spiel beschäftigt, sucht man in Deutschland vergebens, sieht man von echter Fußballlehrer-Fachliteratur ab.

Dass es auch anders geht, beweist der britische Guardian. Der zeigt in einer ganz normalen Ausgabe unter der Woche folgende Darstellung:

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Anhand dieser wird illustriert, wie der Nachfolger von Ashley Cole seine Rolle auf der selben Position gänzlich anders interpretiert und wesentlich seltener den Weg nach vorne sucht. Außerdem wird erläutert, wie viel Aufwand Cole betreiben muss, um am Ende dann doch nur minimalen Erfolg zu erreichen: nämlich genau eine Flanke in den Strafraum im gesamten Spiel.

Und weiter geht’s mit der Darstellung des Stils, in dem bestimmte Spieler von ihren Mannschaftskollegen angespielt werden (oben sind die vom Spieler ausgehenden Pässe dargestellt):

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Man kann das Ganze natürlich als nette Spielerei abtun, die nicht sehr viel Aussagekraft besitzt, vergleichbar mit den Infrarotbildern, die wir aus dem deutschen Fernsehen kennen, die uns anzeigen, auf welchem Teil des Spielfeldes sich wie häufig das Spielgeschehen dargestellt hat. Unleugbar ist aber bei diesem Vergleich bereits so etwas wie ein „persönlicher Stil“ zu erkennen, in welchem ein Spieler auftritt. Und wenn man diesen kennt, kann man doch deutlich effektiver Gegenmaßnahmen ergreifen, als wenn man ihn einfach nur beobachtet und dabei dann die Zahl der angekommenen Pässe oder begangenen Fouls zählt.

Der riesige Datenmüll, der bei der Sport-FOTO („Mit großem Statistikteil!“) und inzwischen auch bei der Sportschau angehäuft wird, bleibt fast vollkommen aussagefrei, wenn man diese Daten nicht irgendwie in Verbindung mit dem Spielablauf bringt. Christian Ziege war schließlich auch ein Meister der Flanken — hinters Tor.

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Trinkt mehr Tinte!

In Berlin versucht die B. Z., eine tägliche Sport“zeitung“ zu etablieren — zur Qualität dieser bemühe man Leodators ausführliche Revue. Motivation ist neben der Tatsache, dass es in Deutschland keine tägliche Sportzeitung gibt, auch der große Erfolg der täglichen Ausgabe der Sport-FOTO, die zur WM eine tägliche, allerdings nur im Netz verfügbare Ausgabe zum Download zur Verfügung stellte.

Da ich während der WM davon nicht wusste und erst im Zuge der Aktion der B. Z. davon erfuhr, habe ich mir diesen Download heute mal angeschaut. Ich werde nicht dorthin verlinken, findet wohl jeder selbst, Werbung für diese Veranstaltung muss auch nicht sein.

Offensichtlich ist die Sport-FOTO eine Kooperation mit einem Tintenpatronenhersteller eingegangen, fordert sie doch ihre Leser auf, das .pdf-Dokument

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herunterzuladen und auszudrucken!

Ich frage mich: warum? Die Telekom fordert mich auch nicht auf, von mir geführte Telefonate aufzuzeichnen, zu transkribieren und auszudrucken. Genausowenig erwartet mein Briefträger, dass ich alle Postkarten, die ich bekomme, einscanne und online stelle. Und der Pastor der Kirche nebenan hat auch nie davon gesprochen, dass wir das Glockenläuten, das ich höre, ja mal digitalisieren könnten.

Wenn ich etwas lesen will, was ich im Netz finde, dann lese ich es. Wozu soll ich es noch ausdrucken?

Und was soll überhaupt der Blödsinn, das Ganze nur als .pdf anzubieten? Die Marketingstrategen unter Euch dürfen mir gerne erklären, was der Vorteil eines unhandlichen .pdfs ist, und warum es Leute gibt, die mittels fast Viertelseiten-großen Fotos tatsächlich ihre Farbpatrone leerjagen. Nur um die Bilder, die sie ohnehin auf dem Monitor sehen, in schlechterer Qualität dann auch auf Papier bestaunen zu können.

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