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Schlagwort: Spitzname

Blonder Pop, gerne ein bisschen verrückt

Zur Einleitung sei erinnert, dass in der spanischsprachigen Fußballwelt eine noch größere Variabilität bei den vergebenen Spitznamen von Aktiven des Sports — Trainer oder Spieler — herrscht als hierzulande. Alle, welche nicht zufällig „el pibe de oro“ genannt werden, das ist allerdings nur einer, tauft man zwischen Feuerland und kurz vorm Baskenland nämlich „el loco“, was so viel bedeutet wie „der Verrückte“. Die Verrücktheit der so Bezeichneten besteht dann oftmals darin, dass sie so etwas Verrücktes tun wie sich für ihre Arbeit als Trainer oder Spieler über 90 Minuten Training am Tag hinaus begeistern zu können. Dass sie mit dem Bus zum Training fahren oder mehr als zwei Bücher gelesen haben. Crazy! El pibe de oro (der eine) oder el loco (alle anderen).

In Deutschland ist man ähnlich kreativ, wenn auch noch „einen Tick“ (Völler), „ein Stück weit“ (Niersbach) mehr als in den spanischsprachigen Ländern. Hier nennt man Spieler im typisch teutonischen Wunsch nach einem Leitwolf gerne einen „Capitano“. Heute Michael Ballack, gestern bekanntlich Lothar Matthäus, morgen sicher jemanden wie Mesut Özil, der schließlich schon in Spanien spielt, was aus typisch teutonischer Sicht irgendwie das Gleiche ist wie Italien. Und dass man sich für Özil mal einen türkisch geprägten Beinamen einfallen ließe, darf man überall erwarten, nicht aber in Fußballdeutschland.

Kommen wir zum zweiten denkbaren Beinamen, der in Fußballdeutschland zu vergeben ist. Nicht jeder kann schließlich ein Capitano sein, per DFB-Regeln in aller Regel ohnehin nur einer pro Team. Spanien el loco, Deutschland Capitano und: der Blonde Engel. Das, so weiß nicht allein der Kenner, ist Bernd Schuster.

Nun zu etwas nicht völlig Anderem. Der Tagesspiegel wählt für sich gerade eine Elf der 50 Saisons Bundesliga. Mit dabei sind so Spieler wie der Capitano, also beide Capitanos, Ballack/Matthäus, aber auch der Blonde Engel. Wie kommt das? Hat Bernd Schuster nicht nur anderthalb Saisons in der Bundesliga gespielt und entfleuchte dann auf ewig ins Land der el locos? Barça, Real, Atletico? Nein, hat er nicht, er war ja auch noch einige Jährchen als mittleres Missverständnis bei Bayer Leverkusen aktiv. Der Blonde Engel aus Augsburg. Und zum besten Spielgestalter der Bundesliga wählte man Günter Netzer, der „Erste Popstar des Fußballs“.

Eine kleine Laudatio hat man ihm dann auch gegönnt. Was man aber tatsächlich über Günter Netzer lernen könnte, wenn man denn wollte, ist nicht das, was der Tagesspiegel über ihn an Anekdötchen kredenzt. Gut, es mag tatsächlich noch genau eine Person rund um Berlin geben, die noch nichts von den Fakten „Lovers Lane“, Gladbacher Stadionzeitung und Händler von Fußball-TV-Rechten in Günter Netzers Vita gehört hat. Für genau diese eine Person (evtl. „el loco“ genannt) lohnte es sich natürlich, das noch einmal aufzuschreiben. Dass Netzer sich damals im Pokalfinale selbst einwechselte, wird aber selbst diese eine fußballfernere Person in Berlin schon einmal gehört … zzz.

Dabei wäre doch eine Abweichung vom ewig selben Wiedergekäuten gerade aus Anlass eines solch besonderen Jubiläums und jenes Specials des Tagesspiegels willkommen gewesen. Wir hätten erfahren können, dass Günter Netzer nicht nur eine Diskothek betrieb, sondern auch ein Restaurant namens „La Lacque“. Dass er sich dazu auch als Taxi-Unternehmer (!) in Mönchengladbach versuchte. Dass alle drei Unternehmungen finanziell scheiterten und er sie wieder aufgeben musste. Einzig die Sache mit der Stadionzeitung florierte ein wenig.

Das wäre mal zumindest für Spätgeborene Neues gewesen, und wir hätten sogar erfahren können, dass man Günter Netzer in seiner Zeit bei Real Madrid einen Spitznamen verpasste, den nicht nur hiesige Blogger für eindeutig an Bernd Schuster gekoppelt hielten. In Madrid nannte man Netzer den „Blonden Engel“, wenn auch mit dem Zusatz „mit den großen Füßen“, wohl zur Unterscheidung von eventuell später kommenden „Blonden Engeln“, wie es sicher auch diverse el locos mit diversen Zusatzeigenschaften gibt.

Oder dass Netzer eine Meinung zum Thema „Stallgeruch“ in der Bundesliga hatte, welche im Jahre 1978, man höre und staune, als äußerst progressiv galt:

„‚Wie in England, in Italien oder Spanien sollten auch in Deutschland nur ehemalige Fußballer in Fußballvereinen Manager werden‘, erklärt Fachmann Netzer nun.“

Der Kaufmann Dr. Krohn wurde beim Hamburger SV wegen Fußballahnungslosigkeit aus dem Amt entfernt, und durch einen Ex-Fußballer ersetzt; eine Wendung der Fahrtrichtung in der Bundesliga, an der bis heute so mancher Verein schwer zu schaffen hat.

Wir hätten auch, das alles im Text vom Spiegel von 1978, „Pop und Pep“, lange bevor es Letzteren übrigens als Person im deutschen Fußball gab, erfahren, dass Günter Netzer neben der viel zitierten Lovers Lane auch noch eine Versicherungs-Agentur und einen Sportartikel-Großhandel betrieb sowie seinen Namen auf Fußballprodukten an Puma vermarktete, neben den schon erwähnten Ästen Taxi-Unternehmen, Restaurant, Discothek, Stadionzeitschriftsbetreiber und nicht zuletzt späterem Rechtehändler. Dass Netzer, sicher wohlweislich heute gerne unter Verschluss gehalten, Sohn eines Samenhändlers ist, ist nun auch nicht gänzlich uninteressant.

Es muss allerdings einen Grund geben, warum man sich immer auf Lovers Lane, Selbsteinwechslung und TV-Experten Netzer beschränkt, wenn man über ihn spricht. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass Kreativität im Fußball (Capitano, Blonder Engel, el loco) nicht nur bei den Aktiven in weniger als handelsüblichen Dosen existiert, sondern auch bei jenen, die drüber schreiben. Denn den Artikel vom Spiegel zu finden, dafür hätte man einfach nur googlen müssen (hier war er auf Platz 2) und schon hätte man seine Leser nicht derart langweilen müssen.

La Lacque, Taxi fahr’n mit Jünter und Großhändler von Fußbällen. Mehrfach gescheiterter Unternehmer.

Natürlich liegt auch das kaum über Anekdotenniveau, aber eben den Horizont erweiternd, wie die 50 Jahre Bundesliga tatsächlich von den Handelnden gestaltet wurden, und nicht allein dem ewig gleichen Narrativ folgend. So könnte es sein, dass dieses Narrativ allein aus Bequemlichkeit tradiert wird, dass es sich zu einer Art Mem in Bezug auf manche Personen entwickelt hat, welches durch ständige Wiederholung zur einzig wahren Interpretation dieser Handelnden mutierte, oder dass menschliche Gehirne per se einfach so funktionieren, dass man Etiketten verteilt, die dann auf ewig haften bleiben und nicht mehr hinterfragt werden (müssen), wobei die letzten beiden Erklärungsansätze mehr oder weniger inhaltlich das Selbe bedeuten.

Selbst die im Fußball in so geringer Zahl vorhandenen Spitznamen leben länger als jene, welche sie tragen, sie überdauern ihre Besitzer, nach etwa einem Jahrzehnt ist ein Spitzname wieder frei und kann an jemand anderen vergeben werden. Die so Titulierten müssen oder je nach gusto dürfen dann mit all den zugehörigen Eigenschaften kokettieren, ohne dass sie sie je in realiter besessen haben müssen.

Aus der selben Kategorie stammt wohl, dass Pop und Pep zwei Vokabeln sind, die uns offensichtlich schon seit 1978 immer wieder begegnen. Gotik nicht, Gothic schon gar nicht, Romantik nicht, Impressionismus nicht, es muss immer Pop sein.

Am liebsten Blonder Pop, gerne ein bisschen verrückt.

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„Ciao Capitano“ — aber was macht Ballack an dem Abend?

Merkwürdig, dass Michael Ballack sein Abschiedsspiel unter das Motto des Spitznamens von Rekordnationalspieler Lothar Matthäus stellt. Und wieso „ciao“ — wohin geht Lothar Matthäus nach diesem Spiel? Ist es doch eher ein versteckter Aufruf Ballacks an den einstigen Inter-Profi, sich endlich von den Hoffnungen auf eine Anstellung als Bundesligatrainer zu verabschieden? Der „Capitano“ jedenfalls, das ist Lothar Matthäus, wie man schon seit Jahrzehnten weiß.

1990 schrieb der Spiegel:

… „ehrlicher“, wie Matthäus behauptet, ist ihr Spiel dadurch tatsächlich geworden. Mit Schaudern erinnert sich der „Capitano“ an die Publikumsveräppelung, die sich die deutsche Mannschaft in Spanien vor acht Jahren gegen Österreich leistete.

Und 1993 erneuerte er diese Bezeichnung.

Müde kam der Capitano den Gang herunter, der Tritt war schwer und bedächtig. Doch auf den letzten Metern drückte der Fußballprofi das Kreuz durch. […] Lothar Matthäus war bereit für seinen Auftritt.

Oder sollte die Titulierung als „Capitano“ doch nur das deutsche (!) Pendant zum in der spanischsprachigen Welt so höchst selten verwendeten Spitznamen „el loco“ sein? Jeder also ein Capitano, wenn er nur einfach irgendwann mal die ominöse Binde trug? Es würde doch nicht etwa bedeuten, dass man in deutschen Landen ermüdend einfallslos ist, was Spitz- und Rufnamen von Spielern angeht? Im Land der Dichter und Denker doch eigentlich nicht vorstellbar. Oder — Schweini, Litti, Grabi, was meint Ihr?

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Rabuzins Sonne

Der kroatische Pokal, also jener Gegenstand, welchen man nach Gewinn des Pokalwettbewerbs überreicht bekommt, hat einen Spitznamen. Der lautet „Rabuzins Sonne“, benannt nach dem Schöpfer der Trophäe, Ivan Rabuzin, einem in Kroatien wohlgelittenen, inzwischen verstorbenen Künstler.

„Rabuzins Sonne“. Das stellt jetzt natürlich nichts anderes als nutzloses Wissen für Nerds dar. Doch nett mutet es schon an, wenn ein Pokal nicht einfach nur „DFB-Pokal“ oder eben [Fußballverbandsabkürzung]-Pokal genannt wird, sondern wenigstens noch einen Spitznamen besitzt, der etwas mehr Dinglichkeit in diese Bezeichnungen bringt.

Gibt es noch andere Spitznamen für Landespokale?

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Quark, Quark, Quark und Eifersüchteleien

Seine Chance, auch noch Europameister zu werden — welcher deutsche Nationalspieler ist schon Welt- und Europameister, doch nur die so [Link leider tot.] großen — verbaute er sich nicht durch mangelnde Leistung oder Form, sondern durch seine Äußerungen. Nach diesem Interview mit dem Spiegel war Schluss in der Nationalmannschaft, was wahrscheinlich niemand so richtig bedauert hat. Thomas Berthold himself nicht, Berti Vogts nicht, und die deutsche Fußball-Öffentlichkeit auch nicht.

Begrüßt wird an dieser Stelle hingegen außerordentlich, dass Thomas Berthold uns als historisch Interessierte nicht ahnungslos sterben lässt. Vielmehr gibt er preis, was zumindest aus seiner Sicht mitverantwortlich fürs „Scheitern“ (viele, insbesondere britische Fußballauswahlmannschaften wären froh, wenn sie auch nur annähernd so weit kämen bei Turnieren) der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 1994 in den USA war.

Stefan Effenberg und Bodo Illgner nämlich. Deren Eskapaden und Sonderwünsche, allerdings nicht explizit der Stinkefinger von Effe. Schuld war nach Bertholds Ansicht aber auch Berti Vogts, der sich bezüglich der Sonderwünsche der beiden Erstgenanten auf der, sehr kleinen, Nase herumtanzen ließ.

Klingt alles ganz gefällig und sachlich überzeugend, zumal Berthold während seiner Karriere weder durch Eierlosigkeit noch durch ausgemachte Bräsigkeit aufgefallen ist (Aktive und Liebhaber von Fortuna Düsseldorf werden diese Ansicht nicht teilen, aber das ist eine andere Geschichte), doch ist es ja noch bei jedem Menschen so, dass immer irgendjemand Schuld ist — nur nicht der gute Bekannte aus dem Alibert im Bad.

Am 18.12.1994 also bestritt Berthold sein letztes Spiel für die Nationalmannschaft, Gegner Albanien, Gegentor: Rrakli. Nur einen Tag später, am 19.12.1994, erschien dieses Interview. Und Aus war’s für einen verdienten Weltmeister, der (Jahrgang 1964!) noch voll im Saft stand. Wie man sich beim DFB eben seit jeher mit manchmal maulenden, manchmal meuternden Spielern schwer tut. 62 Länderspiele, 1 Tor, gegen die CSSR beim 5:1 im Jahr 1985, ein Mal Vize-Weltmeister, ein Mal Weltmeister. Kein Mal Europameister, was er 1996 sportlich noch hätte schaffen können. Auch kein Vize-Europameister, denn 1992 saß er gerade beim FC Bayern München auf der Tribüne herum und ruhte sich vom Golfen aus.

Eigentlicher Grund für diesen Beitrag war aber, so ist das beim Wilfing, die Frage, wer Rudi Völler den Spitznamen Tante Käthe verpasst hat. Das muss man klären, bevor die Erinnerung der Beteiligten verblasst. Zum Beispiel „Dixie“ Dörner kann sich ja bereits nicht mehr erinnern, wie er zu seinem Spitznamen kam. „Tante Käthe“ also, dessen Urheber war der Titelheld dieser Geschichte, als Rudi Völler mit nassen Haaren, nur mit einem Handtuch bekleidet, aus der Dusche stieg und es Thomas Berthold entfuhr: „Du siehst aus wie meine Tante Käthe.“

Falls jetzt noch jemand wüsste, ob Berthold tatsächlich eine solche Tante Käthe hatte, dann wäre ein weiteres Geheimnis gelüftet. Falls nicht, müssen wir mit den netten Zeilen aus dem Dezember 1994 vorlieb nehmen. Da äußert sich Thomas Berthold ganz allgemein zur Atmosphäre bei der WM 1994:

Bei der Weltmeisterschaft in Amerika hat auch jeder sein Süppchen gekocht. Geschmeckt hat es keinem.

Und spezieller zum Thema Effenberg samt dessen Stinkefinger:

Da war mehr passiert. Als Spieler mußt du wissen, wann Schluß ist, sonst geht der Respekt verloren. Effe konnte nie etwas eingestehen und sagen: „Okay, das war mein Fehler.“

Hätte man von „einem“ Stefan Effenberg auch nicht anders erwartet, aber es ist immer wieder schön, wenn damals Nahestehende diesen Eindruck auch bestätigen. Denn die eigenen Vorurteile über Bord werfen zu müssen ist stets sehr anstrengend und verbreitet den Hauch von einer Niederlage, mindestens schlechter Menschenkenntnis.

Zu guter Letzt noch ein Berthold-Zitat zu Bianca-Bodo Illgner und dem tatenlosen Berti Vogts:

[Illgner] hat es nie geschafft, sich auf das Wichtige zu konzentrieren. Ob die Ehefrau nach Malente kommen darf, kann bei der Vorbereitung auf eine WM nicht wichtig sein. Und da hat auch Berti Vogts Fehler gemacht. Er hätte sagen müssen: „Wenn das wichtig für dich ist, bitte schön, aber hier ist die Tür.“ Da hätte er ein Zeichen setzen müssen. Wir hatten genug gute Torhüter. Wir haben uns an Nebensächlichkeiten zerrieben. Darf die eine Frau das? Darf die andere jenes? Dürfen die Kinder zum Essen kommen? Quark, Quark, Quark, alles nur Eifersüchteleien.

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Beliebte Spitznamen: Hans-Jürgen „Gedächtnis“ Dörner

Wahrlich beklagenswert ist das immer größere Löcher reißende Verschwinden von echten Spitznamen bei Fußballspielern. Echte Spitznamen sind solche, die eine Bedeutung in sich besitzen und nicht Gähnen machend allein aus einer Verkürzung des Nachnamens (noch schlimmer: Vornamens) plus i/y bestehen.

Meist nur die älteren Spieler besitzen noch echte Spitznamen, während die jüngeren zu häufig nicht mal mehr die Phantasie besitzen, etwas fernab des Naheliegendsten zu finden.

Wenn dann einer dieser Älteren einen Spitznamen besitzt, möchte man allerdings schon gerne aufgeklärt werden, wie dieser denn zustande kam und was er ungemein Lustiges bedeutet. Womit nicht gesagt sein soll, dass die Leute früher lustiger waren als heute, sie hatten nur vielleicht weniger zu tun und deshalb mehr Zeit, sich Spitznamen zu überlegen, die noch dazu nicht alle aus dem selben Kulturkreis stammten.

Einer dieser Träger eines echten Spitznamens ist Hans-Jürgen „Gedächtnis“ Dörner, allerdings gibt es da ein Problem mit der Aufklärung der Entstehungsgeschichte dieses seines Spitznamens.

Er kann sich zwar noch erinnern, wann.

Bereits als Schüler kam er zu seinem Spitznamen „Dixie“.

Aber er weiß nicht mehr, warum.

Den Namen „Dixie“ hat er übrigens seit seiner Kindheit. Warum und von wem, weiß er nicht.

Andere allerdings behaupten, sich zumindest an das „Wie“ erinnern zu können:

Aus seiner Kindheit stammt der Spitzname. Die älteren Jungs auf dem Bolzplatz sollen ihm zugerufen haben: „Na komm, du kleener Dixie, kannst ruhig bei uns mitspielen.“

Offensichtlich hatte es also nicht einmal etwas mit der sich ergebenden Alliteration mit dem Nachnamen zu tun, sondern war nur eine aus der Lamäng dahingeworfene Bezeichnung eines kleinen Fuzzis, welche man zu jener Zeit in bestimmten Regionen gerne „Dixie“ nannte.

Immerhin weiß er, worauf der Name nicht anspielt:

Den Spitznamen hatte ich seit meiner Kindheit. Ich weiß nicht, von wem und warum. Es hat jedenfalls nichts mit den alten Autos zu tun oder mit dem Dixieland-Festival.

Neben ihm selbst werden also auch wir alle unaufgeklärt sterben müssen.

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Blitzkrieg! Hunnen! Fritz, Surrender! Die Panzer rollen nicht mehr endlich wieder!

Unfassbar.

„Wenn Du glaubst, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ’n Eigentor her.“

Da machen die englischen Medien nach der fürs Außen-Image doch recht positiv wirksamen WM 2006 in Deutschland und insbesondere dem fußballerischen Auftreten der deutschen Mannschaft in Südafrika endlich mal nicht mehr mit solchen Schlagzeilen wie im Titel genannt auf, als es zur Paarung England gegen Deutschland kommt, da haben wir gleich — mit direktem Draht zur Weiterverbreitung — einen Mann in vorderster Front, um im Bild zu bleiben, der dafür sorgt, dass diese vermaledeiten Assoziationen nicht verloren gehen, wenn die anderen sie nun endlich einmal ad acta legen.

Es ist ja auch wichtig, die Erinnerung nicht verblassen zu lassen. Die Schattenseiten der deutschen Geschichte sind einmalig, unvergleichlich. Das würde heutzutage niemand ernsthaft bestreiten, auch wenn das in der BRD selbst erst irgendwann gegen Mitte der 1960er Jahre dämmerte, als diese extremen Schattenseiten auch schon 20 Jahre her waren.

Der Mann heißt Oliver Kahn. Der Mann hat nicht nur Eier.

Er hat auch ein Management. Und dieses Management betreibt eine Webseite.

Und diese Webseite ist Teil seines zumeist inhaltsleeren ZDF-Pläuschchens vor, zwischen und nach Fußballspielen der WM mit einer Dame, die wiederum selbst gerade in Schwulitäten wegen gewisser Werbeverbandelungen ist, das ist hier aber nicht das Thema.

Den Fanexperten, der die auf dieser Webseite gewonnenen Daten verbreitet, kennt auch jeder, der auf die Öffentlich-Rechtlichen bei der WM-Grundversorgung angewiesen ist.

Irgendjemand der Betreiber hatte jetzt die umwerfend neue Idee, der deutschen Nationalmannschaft so etwas wie einen Spitznamen zu verpassen. „Three Lions“ wird die englische Mannschaft genannt, „Les Bleus“ die französische oder „Die unbezähmbaren Löwen“ (auf französisch) jene von Kamerun. Also muss so etwas auch für die deutsche Mannschaft her. Dass entweder die eingereichten Vorschläge nicht besonders originell waren oder die Jury in ihrer Auswahl mehr als konservativ zu nennen ist, sei dafür unerheblich, schließlich wüsste man hier auch mit keinem guten Vorschlag für einen Spitznamen aufzuwarten. Was daran liegen könnte, dass Spitznamen normalerweise während des Lebens, des Zusammenlebens oder aus irgendwelchen Zusammenhängen irgendwelcher Nationen mit irgendwelchen Tieren oder Sagen oder dergleichen entstehen und nicht per Abstimmung zugewiesen werden können. Tante Käthe hatte jedenfalls damals keine TED-Telefon-Umfrage durchführen lassen, ob sie er so genannt werden will oder doch lieber anders.

Dass also die übrigen Vorschläge auch alle mehrheitlich großer Mist sind („11 Freunde“, „Schlandmän“ oder „Goaliats“ – ja wirklich: „Goaliats“) ist irrelevant.

Einen Vorschlag aber, den die Leute von fanorakel und damit quasi ja auch die Leute vom ZDF und vom Kicker, wie es dort zumindest geschrieben steht, akzeptabel fanden und in ihre Abstimmung aufgenommen haben, den kann man nur noch hirntot nennen.

Die Panzer

[photopress:die_panzer.jpg,full,centered]

Das ZDF (!) und der Kicker (!) und diese vom Management von Oliver Kahn betriebene Seite fanorakel.de (kein Ausrufezeichen) lassen öffentlich und ohne jegliche Scham darüber abstimmen, ob eine Fußball-Nationalmannschaft aus einem Land, deren Bewohner und Vorfahren mehr als nur halb Europa überfallen, verwüstet und den Tod von ca. 60 Millionen Menschen verursacht haben, ernsthaft einen Spitznamen in Form einer dieser todbringenden und viele weitere Tode ermöglichenden Waffen tragen solle.

Sie schämen sich dann natürlich nicht, auf der Webseite anzuzeigen, dass 4% aller User diesen Spitznamen als ihren Favoriten ausgewählt hatten. Mit insgesamt 4% Idioten könnte man wohl noch ganz gut in jeder Gesellschaft zurechtkommen. Mit Leuten, die in Deutschland öffentlich-rechtliche Medienarbeit verrichten und sich beim Begriff „Die Panzer“ nichts denken, hingegen eher nicht.

Natürlich gibt es in anderen Ländern vielerlei militärische Verwicklungen von Bezeichnungen im Fußballbereich, allein schon, wenn man Fangruppierungen als „Army“ von irgendwas oder in irgendwelchen Farben bezeichnet. Das ist aber irgendwo anders.

Hier ist Deutschland und hier braucht kein Mensch in irgendeiner Form die Bezeichnung einer Waffe, gerade jene Waffe, die im Ausland jahrzehntelang die Metapher für eben jenen Angriffskrieg war, auch wenn nur von Fußball die Rede war, als niedlichen, verharmlosenden, tatsächlich aber wohl Angst einflößen sollenden Spitznamen einer Auswahl von Sportlern.

Bei dieser Abstimmung hat sich eine Mehrheit von über 50% übrigens für irgendwas mit „Adler“ als Spitznamen entschieden, jetzt geht die Abstimmung in die nächste Runde, welche Adler es denn genau sein sollen. Auch hier sind die Vorschläge von exquisiter Güte („Schwarogo Adler“, „Deutsche Adler“ oder „Weißbrust Adler“). Es scheint, im Sinne der vorhergegangenen Abstimmung, wenn es schon nicht die Panzer sein dürfen, fehlt da noch ein gewisser Adler in der Auswahl.

Darum, dass Hirn vom Himmel fiele, wagt man ja schon gar nicht mehr zu bitten.

Entdeckt und zuerst verfolgt von Jogis Jungs.

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Motzki, Witwer, Rumpelstilzchen, …

Der Bezeichnungen für Matthias Sammer gibt es viele, hier soll aber in guter Tradition des „Dummschwätzers“ eine Blog-eigene Titulierung für das kommende Bundesstilzchen gefunden werden, mit der er auf dieser Seite ausnahmslos benannt wird. Es graut vor den Tagen, an denen statt des smarten, wenn auch nicht unfehlbaren Löws der Witwer die Interviews nach Länderspielen geben wird. Aber wie soll er spätestens nach der WM 2010 hier heißen?

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