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Schlagwort: Schweden

Här dödar han matchen

Hier gibt’s das Video zum Vorfall (via).

Was aussehen könnte wie eine normale Zweikampfszene in einem Fußballspiel, ist tatsächlich mit Beteiligung zweier Leute entstanden, die sich sonst nicht in Flanken in den Fünfmeterraum werfen: Schiedsrichter Fandel (das ist der in old-school-schwarz) und der Herr zur rechten, (Name noch unbekannt, aber die dänischen Boulevard-Blätter fahnden bereits nach ihm, um eine Hexenjagd zu veranstalten) das ist, obwohl in ein Dänemark-Trikot gekleidet, lediglich ein Fan, zu erkennen vor allem an seinem schwarzen Longsleeve, das unter dem kurzärmeligen Trikot herausblinzelt, und an der fehlenden Rückennummer.

Fandel hält die Rote Karte, die er zuvor Ex-Schalker Poulsen gezeigt hatte, noch in der Hand. Er scheint sich nicht entscheiden zu können, ob er in die Defensive gehen und seinen Körper schützen solle oder ob er doch eher offensiv agieren und zubeißen solle. Der Fan begeht den alten deutschen Fehler, gleich gegen zwei Gegner gleichzeitig anzutreten und richtig clever stellt sich der dänische Spieler beim Verteidigen nicht an.

„Här dödar han matchen“ ist schwedisch und bedeutet: Hier tötet er das Match. Ja. Nicht nur das vorzügliche Match, auch die Hoffnungen der Dänen auf die EM-Teilnahme tötet er dort gerade, denn aller Voraussicht nach wird das Spiel mit 3:0 für Schweden gewertet werden, was Dänemark praktisch aller Chancen beraubt, in dieser spannenden Gruppe noch einen der beiden ersten Tabellenplätze zu erreichen.

Auch wenn der unbekannte Fan mit seiner Aktion, Fandel für seinen in der Schlussminute beim Stand von 3:3 an Schweden erteilten Strafstoß eine aufs Maul geben zu wollen, dem einen oder anderen Bundesliga-Fan aus dem Herzen faustet: Bitter für die Spieler, wenn solch ein Narr ein fußballerisches Aufeinandertreffen in einer anderen Sportart (hier: Boxen) entscheiden will und nun die Spieler darunter zu leiden haben. Auch wenn Schweden möglicherweise ohnehin gewonnen hätte, obwohl ein verhängter Strafstoß noch lange nicht verwandelt ist (ca. 27% aller Strafstöße werden verschossen), bleibt nach diesem dramatischen Fußballfest — Dänemark hatte ganz liverpoolesk ein 0:3 in ein 3:3 verwandelt — ein schaler Beigeschmack. Ein Hanswurst im Ring, und schon macht das Ganze keinen Spaß mehr.

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Mehr Bier

Das WM-Jahr 2006 war das erfolgreichste Jahr für so manchen deutschen Bierbrauer. Also an mir kann es nicht gelegen haben, schließlich braue ich schon seit Jahren mein eigenes Bier. Und die viereinhalb Pils, die ich beim Spiel Schweden — Trinidad & Tobago im Stadion getrunken habe, übersteigen auch nicht meinen durchschnittlichen Konsum, wenn ich mal ins Stadion gehe.

Es müssen also andere ihre Trinkgewohnheiten geändert haben. Wenn ich nicht wüsste, dass Ihr alle brav mit Euren Rationen haushaltet, würde ich fast vermuten, dass einer von Euch für die hohen Umsätze im letzten Sommer verantwortlich ist.

Wahrscheinlich waren es dann aber doch nur die vielen Touris. In welchem Land sonst gibt es Alkohol rund um die Uhr zu kaufen und noch dazu an jeder Tankstelle und an jedem Kiosk — und im Gegensatz zu Zigaretten sogar ohne jeglichen Altersnachweis, sofern man nur alt genug aussieht? Das werden nicht allein die Schweden und die Engländer ausgenutzt haben …

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Das Runde muss sollte ins Eckige

Abschlusstabelle der Vorrundengruppe B der WM 1970 nach je drei Spielen pro Gruppenteilnehmer:

1 Italien 1:0 4:2
2 Uruguay 2:1 3:3
3 Schweden 2:2 3:3
3 Israel 1:3 2:4

(Ohne jegliche Klischeepflegeintention gemeint. Die Zahlen sind einfach so.)

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Hamburger SV — Arsenal 2:1

Hach, herrlich! Was für ein Fußballabend! Der HSV gewinnt in seinem ersten Champions-League-Spiel seit 6 Jahren mit 2:1 gegen Arsenal. Lehmann muss zum ersten Mal seit ca. 1.000 Minuten in der Champions League ein Gegentor hinnehmen, und dann sogar gleich zwei an einem Abend. Der Hamburger SV, unterstützt von einem beeindruckenden, nimmermüden Publikum, setzt in fast allen Zweikämpfen den entscheidenden Schritt die entscheidende Sekunde früher nach vorne und kauft so den auch in der heimischen Liga noch nicht überzeugenden „Gunners“ den Schneid ab.

Robin van Persie hatte sein Londoner Team entscheidend geschwächt, als er schon nach 10 Spielminuten im Strafraum der Hamburger eine Schwalbe versuchte. Doch der gute Schiedsrichter Frjödfeldt aus Schweden erkannte sofort, dass der gewiefte Robin van Persie sich einfach nur im richtigen Moment fallen ließ, um so eine Berührung durch den Hamburger Torwart vorzutäuschen. Völlig zurecht zeigte der Schiedsrichter die Rote Karte für diese Schwalbe. Wenig später gab es Elfmeter für den HSV, Lehmanns Serie war zu Ende, als der Elfmeter zur 1:0-Führung für den HSV verwandelt wurde. Rosicky glich zwar kurz nach der Pause mit einem schönen, fast schon Schweinsteigerschen, Schuss aus ca. 20m aus, doch in der 90. Minute versetzte Boubacar Sanogo Arsenal den Knockout. Nach einer klugen Rückgabe von Jarolim, der schon an Lehmann vorbeigelaufen war, traf Sanogo ins leere Netz.

Das Hamburger Publikum wurde für seine frenetische Unterstützung der Spieler über 90 Minuten ebenso belohnt wie die ersatzgeschwächte Mannschaft des HSV, die in Jarolim, Sanogo und Kompany ihre besten Aktivisten hatte. Thomas Doll konnte es kaum fassen, dass man ausgerechnet gegen den Vorjahresfinalisten mit einem Sieg in die Champions League startete. „Das darf doch nicht wahr sein!“, konnte man von seinen Lippen immer wieder in der Zeitlupe ablesen, sofern man des Lippenlesens mächtig ist.

Ein tolles Spiel, ein toller Erfolg und vor allem war dieses Spiel ein Plädoyer für die sofortige Bestrafung jeglicher unfairen Versuche, eine Beeinträchtigung durch den Gegner vorzutäuschen. Toll auch, wie nach dem Spiel Arséne Wenger als bekannt fairer Sportsmann sofort erklärte, van Persie intern zu sperren.

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Blau dunstender Bernd

Von Uli Stein wusste man es, von Klaus Augenthaler wusste man es, Lothar Matthäus machte es in seiner üblichen weinerlichen Art klein („nur die ganz Leichten von Philip Morris“) und von einem der ganz Großen des Weltfußballs weiß man es nicht nur, man merkt es an seinen immer wiederkehrenden Herzoperationen und zu verlegenden Bypässen heute noch ständig: Johan Cruyff gehört auch dazu.

Dass aber Bernd Schneider ebenfalls unter den rauchenden Profifußballern zu finden ist, überrascht mich sehr. Ich bin fast schon geneigt zu sagen, dass er bezüglich seiner Technik und seines Spielwitzes durchaus in eine Reihe mit Johan Cruyff gehört.

Schaut man sich Schneiders Titelsammlung an, muss man trotz seiner großartigen Fähigkeiten wirklich Angst haben, dass dies der titelloseste Kapitän der Nationalmannschaft ist, der je eine Nationalmannschaft auf den Platz führte.

WM: 1× Platz 2 2002 mit Deutschland
1× Platz 3 2006 mit Deutschland
Confederations Cup: 1× Platz 3 2005 mit Deutschland
Champions League: 1× Platz 2 2002 mit Bayer Leverkusen
DFB-Pokal: 1× Platz 2 2002 mit Bayer Leverkusen
Bundesliga: 2× Platz 2 2000 und 2002 mit Bayer Leverkusen
1× Platz 3 2004 mit Bayer Leverkusen

Seine überragende Torquote von 2 Törchen in 74 Länderspielen als Mittelfeldspieler rundet die äußerst unglückliche Bilanz dieses vielfach unterschätzten — vielleicht gerade wegen dieser Zahlen — Spielers ab. Wollen wir hoffen, dass er die günstige Gelegenheit heute Abend nutzt, seinem Tor im letzten Spiel gegen Schweden ein paar weitere folgen zu lassen und später mal nicht allzusehr im Tal der Nichtbeachtung beim Betrachten der Länderspiel-Statistiken zu versinken.

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Schneider — Schweden und Klaus Toppmöller

Während die meisten EM-Qualifikationsgruppen erst Mitte September starten, hat Georgien bereits Fahrt aufgenommen und auf den Färöer mit 6:0 gewonnen. Ein solch deutlicher Sieg dort ist weder Österreich noch Deutschland noch Frankreich gelungen. Trainer bei Georgien ist übrigens der kettenrauchende Klaus Toppmöller, der mit immerhin 107 Toren auf den vorderen Plätzen der ewigen Bundesliga-Torschützentabelle liegt.

6:0, so hätte auch das Spiel gegen zweitklassige Schweden am Mittwoch ausgehen können, wenn nicht Bundestrainer Löw Klose und später auch Schneider ausgewechselt hätte, die beide in Galaform gegen einen wie gesagt zweitklassigen Gegner aufspielten. Dass Bernd Schneider in seinem dritten Herbst noch einmal zu solcher Form aufläuft, hätten wir nach den letzten beiden schwächeren Bundesligaspielzeiten wohl nicht gedacht. Ich aber habe es zumindest gehofft. Alter schützt vor Leistung nicht und so werden wir wohl auch bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz noch Freude an Bernd Schneider haben, der endlich zu seinem zweiten Länderspieltor kam. Das erste erzielte er per direktem Freistoß zum 8:0 beim 8:0 gegen Saudi-Arabien bei der WM 2002. Ein eminent wichtiges Tor also, genauso wie dieses Tor im Freundschaftsspiel gegen Schweden.

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Unhöflicher DFB

Der DFB wollte Malik Fathi für das Länderspiel gegen Schweden nachnominieren. Das stellte sich nicht ganz so einfach dar, denn der Anrufende wollte sich nicht identifizierbar machen:

„Ich wurde gegen 15 Uhr angerufen. Ich bin ein paar Mal zuvor nicht rangegangen, weil die Nummer unterdrückt war.“

Seine Rufnummer am Telefon zu unterdrücken, wenn man nichts zu verbergen hat, ist eine dieser Unarten, die für gewöhnlich nur noch älteren Herren wie denen vom DFB passiert, die von dieser Technik keinen blassen Schimmer haben. Somit kann man davon ausgehen, dass das Jürgen Klinsmann nicht passiert wäre.

Uli Hoeneß schon, der hat bekanntlich nicht mal eine Email-Adresse.

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Der alte Mann und die Nationalelf

Jogi Löw hat sein Aufgebot für das Spiel gegen Schweden bekannt gegeben: Jens Nowotny ist dabei. Hätte Oliver Kahn mal nicht so früh seinen Rücktritt erklärt, dann wäre er jetzt auch noch an Bord: Als Clown für die Ersatzspieler, wie er und Jens Nowotny das ja schon während der WM hervorragend erledigten.

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3:8 — 1978 3x 0:0

Kann irgendjemand mit diesen Zahlenkombinationen etwas anfangen? Sie stellen die höchste deutsche WM-Niederlage und die Zahl der meisten 0:0-Remis bei einem WM-Turnier von deutschen Mannschaften dar. Falls jemand das anzweifelt, möge er unten stehende Liste bemühen.

(Bundes-)Deutsche WM-Niederlagen

1934
Halbfinale Tschechoslowakei 1:3

1938
Achtelfinale Schweiz 2:4

1954
Vorrunde Ungarn 3:8

1958
Halbfinale Schweden 1:3
3. Platz Frankreich 3:6

1962
Viertelfinale Jugoslawien 0:1

1966
Finale England 2:4 n. V.

1970
Halbfinale Italien 3:4 n. V.

1974
Vorrunde DDR 0:1

1978
2. Runde Österreich 2:3

1982
Vorrunde Algerien 1:2
Finale Italien 1:3

1986
Vorrunde Dänemark 0:2
Finale Argentinien 2:3

1994
Viertelfinale Bulgarien 1:2

1998
Viertelfinale Kroatien 0:3

2002
Finale Brasilien 0:2

2006
Halbfinale Italien 0:2 n. V.

(Bundes-)Deutsche WM-Remis

1934
Achtelfinale Schweiz 1:1

1958
Vorrunde CSSR 2:2
Vorrunde Nordirland 2:2

1962
Vorrunde Italien 0:0

1966
Vorrunde Argentinien 2:2

1978
Vorrunde Tunesien 0:0
Vorrunde Polen 0:0
2. Runde Italien 0:0
2. Runde Niederlande 2:2

1982
2. Runde England 0:0

1986
Vorrunde Uruguay 1:1

1990
Vorrunde Kolumbien 1:1

1994
Vorrunde Spanien 1:1

1998
Vorrunde Jugoslawien 2:2

2002
Vorrunde Irland 1:1

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Seltenheitswert

Das heutige Finale hat Seltenheitswert. Zum ersten Mal seit 1978 stehen weder Brasilien noch Deutschland im Endspiel. Um es genauer zu sagen, erst zum zweiten Mal seit 1954 überhaupt stehen weder Brasilien noch Deutschland im Endspiel und die einzige Ausnahme davon war eben jenes Finale 1978.

1954 Deutschland — Ungarn
1958 Brasilien — Schweden
1962 Brasilien — Tschechoslowakei
1966 England — Deutschland
1970 Brasilien — Italien
1974 Deutschland — Niederlande
1978 Argentinien — Niederlande
1982 Italien — Deutschland
1986 Argentinien — Deutschland
1990 Deutschland — Argentinien
1994 Brasilien — Italien
1998 Frankreich — Brasilien
2002 Brasilien — Deutschland
2006 Frankreich — Italien

Wer es weniger mit Zahlen und eher mit den handelnden Person hält, dem sei gesagt: Nachdem gestern die „Großen“ Luis Figo und Oliver Kahn bereits ihr letztes Länderspiel absolviert haben, gilt dies heute für den „ganz Großen“ Zinedine Zidane sowie seinen Gefolgsmann bei den Bleus Lilian Thuram. Adieu (was ja, wie wir wissen, „zu Gott“ bedeutet, womit wiederum nur Zidane gemeint sein kann)!

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Wir sind nur ein Leidensdebütant

Da ich nicht zu den Profiteuren des dotcom-Booms oder zur Sorte der Menschen mit schnurgeradem Lebenslauf gehöre, wären mir die 650 Euro, die ein Bekannter von mir für das Halbfinalticket eine Stunde vor Anpfiff aufbrachte, ohnehin zu viel gewesen. Vor Ort sein wollte ich aber trotzdem und weil ich so viele Freunde habe, fuhr ich erstmal alleine mit dem RE von Duisburg nach Dortmund. Erinnerungen an die Bahnfahrt vor der Partie Schweden — Trindidad & Tobago ließen mich zu dem Entschluss kommen, dass ich gar nicht früh genug losfahren könne, doch auch hier hatte ich wieder die Rechnung ohne Mehrwertsteuer gemacht: alle anderen dachten wohl genauso und so saß ich erneut in einem proppevollen Zug nach Dortmund, obwohl ich 5 Stunden vor Anpfiff losfuhr. Schnell noch den bei der Telekom gewonnen Fußball im Schließfach verstaut und ab in die Sauna namens Bahn.

Diesmal war die Stimmung noch besser als vor dem Schwedenspiel: Schließlich waren fast alle an Bord für Deutschland und so sang der ganze Waggon trotz geschätzten 50°C ohne die Möglichkeit, ein Fenster zu öffnen, die zurzeit beliebten Sprüche von den „Pizzalieferanten“, von „Lu-lu-lu, Lukas Podolski“, von „Berlin“ und dass man da demnächst hinfahren wolle sowie von „Superdeutschland“, was ich vorher noch nie gehört hatte und mich ein bißchen an Werbung für Burger erinnerte. Das hier ist nicht einfach ein Deutschland, nein, es ist ein Deutschland mit doppelt Käse und mit extrascharfer Sauce.

Hätte man einen Burger bei sich geführt, wäre der allerdings bei Ankunft doppelt gegrillt gewesen und dieses Bild zeigt, wie die Inhalte der Waggons sich in den Bahnhof ergießen.

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Ja, ergießen, schließlich waren alle Mitfahrenden inzwischen in den flüssigen Aggregatzustand übergegangen. Jeder kennt diese komischen Furchen, die man an den Fingern bekommt, wenn man länger schwimmenderweise im Wasser verweilt. So sah meine Hand nach der Fahrt aus, ohne dass ich an diesem Tag schwimmen gegangen wäre:

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Böse Zungen behaupten, dass ich einfach so viel Bier verschüttet hätte, so dass diese Furchen entstanden. Dem war aber nicht so, obwohl ich von allen Seiten und glücklicherweise auch von einem mit Kühltasche ausgestatteten Mitfahrer Bier angeboten bekam. Vor mir im Zug standen zwei dieser wenigen Leute, die Sponsorenkarten hatten. Sie waren nämlich Mitarbeiter von Oddset und erzählten, dass sie auch schon Karten fürs Eröffnungsspiel gehabt hätten. Offensichtlich mit guter Nase dafür ausgestattet, dass sie nicht noch weiter protzen sollten, wofür sie sonst noch alles Eintrittskarten bekommen hatten, fingen sie schnell an, ihre optimistischen Tipps für das kommende Spiel zu verbreiten. Mit 2:0 lagen sie im Ergebnis richtig, in der Tendenz leider nicht.

Am Bahnhofsvorplatz bot sich das mir schon bekannte Bild mit der Stadionattrappe, diesmal natürlich gefüllt mit deutschen Fans:

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Und selbstredend war die Stimmung hervorragend, das ist wohl das Besondere an Länderspielen: Dass alle, deren Weg man kreuzt, für dieselbe Mannschaft sind. Italiener habe ich höchstens eine Handvoll gesehen, und denkt man an meine aufgeweichten Hände, könnten es vielleicht auch zwei glitschige Hände voll gewesen sein. Sie gingen jedenfalls unter in den Menschenmassen, die sich auf dem Vorplatz drängten.

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Dieses Etwas begegnete mir auf dem Weg zur U-Bahn. Was es war, was es sein sollte, erschloss sich mir nicht. Sehenswert war es allemal:

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Wahrscheinlich exerzierte dieser Mann nach vorherigem Konsum der FOTO-Zeitung ein Medizinmann-ähnliches Ritual an mir oder an Dortmund oder an der U-Bahn, auf dass die Italiener nur verlieren könnten an diesem Abend. Genauso wahrscheinlich hat er unter dieser Maske aber so geschwitzt, dass er die einzelnen Schritte dieses Rituals in der falschen Reihenfolge durchgeführt hat und was dabei rausgekommen ist, wissen wir ja alle.

Kommen wir noch mal zurück auf den erwähnten Bekannten, der tatsächlich eine Karte auf dem Schwarzmarkt erstand. Mit diesem Vorhaben war er an diesem Abend allein, wie dieses Bild zeigt:

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Andere hingegen wollten körperlichere Bedürfnisse befriedigen, hatten zur Not aber auch noch das Schildchen mit der „I need tickets“-Beschriftung zur Hand:

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Und wer zwar Karten, aber keine Arbeit hatte, konnte bei diesem Herrn fündig werden, so er auf der Suche nach einem Arbeitsplatz war:

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Der Text lautet: Biete Arbeitsplatz, suche/need Tickets

Nun müsste es hier eigentlich weitergehen mit der Beschreibung der Atmosphäre in der Westfalenhalle. Dort waren aber a) mein Blitz zu schlapp, um ordentliche Fotos zu machen, b) die Bierstände mit lächerlichen 3 Personen besetzt, die Horden von durstigen Menschen bewirten sollten, c) mein Hirn langsam im angespannten Tunnelblick-Modus, wie er mich des öfteren bei wichtigen Spielen der deutschen Mannschaft befällt und d) angesichts der Tatsache, dass die stadion-ähnliche Westfalenhalle 1 schon keinen Einlass mehr bot und wir (willfährige Mitstreiter fanden mich noch vor Anpfiff, obwohl die meiste Zeit kein Handynetz zur Verfügung stand) in der normalen Hallenarchitektur von Westfalenhalle 4 das Spiel schauten die Atmosphäre auch nicht so viel anders als an allen öffentlichen Orten in Superdeutschland an diesem Abend.

Den plötzlichen Tod haben wohl alle Leser, die hier reinschauen, selbst miterlebt und abgesehen davon, dass wir jetzt wissen, wie die Polen sich zwei Wochen vorher nach dem Spiel gefühlt haben, bleibt mir noch zu erwähnen, dass ich das 0:2 nicht mehr wirklich wahrnehmen konnte. Ich fiel nicht in Ohnmacht, aber es hatte durchaus etwas Schock-artiges, wie plötzlich die ganze Hoffnung in sich zusammenfiel und 120 Minuten des Mitfieberns ihr jähes Ende fanden. Ein wenig fühlte ich mich, als sei ich durch unzureichend dosierte Vollnarkose mitten auf dem OP-Tisch bei offenem Herzen aufgewacht und sah von da aus, wie das 0:2 fiel.

Die später folgenden fünfeinhalb Pommes für 1,80 Euro vermochten die so entstandene Leere nicht zu füllen, dafür hätte es schon mindestens eines richtig fetten Burgers bedurft. Der war aber in der vollbesetzten, totenstillen S-Bahn nach Hause nicht aufzutreiben und obwohl alle Anwesenden wiederum Superdeutschland-Fans waren, war keinem nach Unterhaltung und Gesprächen zumute.

Wie mag man sich da erst als Zuschauer im Stadion oder gar als Spieler auf dem Feld fühlen? Wir können es nur erahnen, auch wenn zumindest die aktiven Sportler unter den Lesern ähnliche Enttäuschungen schon einmal erlebt haben dürften. Da fieberte dann allerdings nicht die halbe Welt mit dem Ausgang dieser Partie mit. Wollen wir hoffen, dass das letzte Bild jenes Abends nur die Leere und die Trauer nach dieser Halbfinalniederlage ausdrückt und dass Samstag und Sonntag noch einmal die Freude und Ausgelassenheit, die Party-Atmosphäre und einfach das schöne Gefühl, eine gelungene WM verfolgt zu haben, überwiegen werden.

(Der letzte Satz kam leider nicht durch den Wort-zum-Sonntag-Filter, das Bild allerdings schon)

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Allemagne: six points

Und weil die Gruppenphase jetzt vorbei ist, werfen wir einen Blick auf die Vorrundentabellen, wie sie nach der Zwei-Punkte-Regel ausgesehen hätten und fragen uns, ob dann eventuell andere Mannschaften weitergekommen wären:

Gruppe A

Pl. Nation Tore Diff. Pkt.
1. Deutschland 8:2 +6 6-0
2. Ekuador 5:3 +2 4-2
3. Polen 2:4 -2 2-4
4. Costa Rica 3:9 -6 0-6

Gruppe B

Pl. Nation Tore Diff. Pkt.
1. England 5:2 +3 5-1
2. Schweden 3:2 +1 4-2
3. Paraguay 2:2 0 2-4
4. Trinidad & Tobago 0:4 -4 1-5

Gruppe C

Pl. Nation Tore Diff. Pkt.
1. Argentinien 8:1 +7 5-1
2. Niederlande 3:1 +2 5-1
3. Elfenbeinküste 5:6 -1 2-4
4. Serbien-Montenegro 2:10 -8 0-6

Gruppe D

Pl. Nation Tore Diff. Pkt.
1. Portugal 5:1 +4 6-0
2. Mexiko 4:3 +1 3-3
3. Angola 1:2 -1 2-4
4. Iran 3:6 -3 1-5

Gruppe E

Pl. Nation Tore Diff. Pkt.
1. Italien 5:1 +4 5-1
2. Ghana 4:3 +1 4-2
3. Tschechien 3:4 -1 2-4
4. USA 2:6 -4 1-5

Gruppe F

Pl. Nation Tore Diff. Pkt.
1. Brasilien 7:1 +6 6-0
2. Australien 5:5 0 3-3
3. Kroatien 2:3 -1 2-4
4. Japan 2:7 -5 1-5

Gruppe G

Pl. Nation Tore Diff. Pkt.
1. Schweiz 4:0 +4 5-1
2. Frankreich 3:1 +2 4-2
3. Südkorea 3:4 -1 3-3
4. Togo 1:6 -5 0-6

Gruppe H

Pl. Nation Tore Diff. Pkt.
1. Spanien 8:1 +7 6-0
2. Ukraine 5:4 +1 4-2
3. Tunesien 3:7 -4 1-5
4. Saudi-Arabien 2:7 -5 1-5

Und the winner is: nö, keiner. Es wären keine anderen Mannschaften weitergekommen. Tja, ganz schön viel Scrollerei für so eine dürftige Information, woll?

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Der Sozialismus siecht

Ich muss mich mal kurz aufregen. Das mach ich gerne, wenn auch selten. Dass es keine revolutionäre neue Taktik bei der WM wie einen Fünf-Mann-Sturm oder einen per System feldspielenden Torwart geben würde, war zu erwarten.

Dass aber 32 Mannschaften sich je 3-4 Wochen lang auf die WM vorbereiten und ich sehe weder eine einstudierte Eckballvariante noch eine besondere Freistoßvariante ist wirklich ein Armutszeugnis. Nicht mal so sehr für die Spieler, die ja nicht die Chefs im Team sind (trotzdem würde sie niemand davon abhalten, sich so etwas selbst einfallen zu lassen), sondern vielmehr für die Trainer.

An dieser Stelle erwähnenswert, dass sich ein deutscher Fußballkommentator bei einem vergangenen Turnier auch noch lustig machte über die schwedischen Trainer, die mit einem Blatt Papier und einer darauf befindlichen Zeichnung bewaffnet den Einwechselspielern ihre Aufgabe erklärten.

So haben die Leute auch ganz früher gelacht, wenn man ein Handy benutzt hat.

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