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Schlagwort: Schiedsrichter

Pumuckl lebt

Es gibt selten Gelegenheiten, ganz bestimmte Wörter zu benutzen. Viele von ihnen hat man auch quasi schon aus seinem Wortschatz entfernt. Man benutzt sie (so gut wie) nie. Amortisiert gehört bei mir zur vom Aussterben bedrohten Gattung der Vokabeln. Die Denkweisen des Amortisierens sind mir leider zu fremd, ich sage leider, weil ich weiß, was dieses leider für mich bedeutet, ich erlebe es ja tagtäglich.

Es gibt auch eine Liste der vom Aussterben bedrohten Wörter (wer mag, kann danach googlen, wer nicht mag, lässt es sein), darunter so Perlen wie „Pennäler“, „Mummenschanz“, „Tusnelda“ oder „Veitstanz“. Darin befinden sich natürlich nur allgemein vom Aussterben bedrohte Wörter, nicht aber die bei mir persönlich vom Aussterben bedrohten Wörter. Ich kenne so einige, die ich auch immer wieder benutze, indem ich sie denke. Ihre tatsächliche Benutzung in Form von Bewegung der nötigen Muskelpartien rund um meine Stimmbänder ist in diesen Fällen aber selten geworden, meist, weil diese Wörter auch so eine Deutschtümeligkeit ausstrahlen, derer man sich ja nicht verdächtig machen möchte. Ich mag zwar die deutsche sprache, sogar in Großschreibung, jedem auf die Nase binden muss ich das deshalb aber noch lange nicht, und schon gar nicht in Situationen, in denen bei Menschen, wo die deutsche Sprache nicht so mächtig sind, eben jener Verdacht aufkäme.

Drollig gehört leider auch zu dieser Liste, also zu meiner persönlichen Liste der vom Aussterben bedrohten Wörter. Und das liegt nicht nur daran, dass die Gelegenheiten, dieses Wort zu benutzen, rarer werden. Seine Nutzung bringt den Nutzer in die Gefahr, dass er selbst so angesehen wird, wie das, was das Wort bezeichnet.

Am vergangenen Mittwoch aber kam mein Hirn nicht umhin, dieses Wort zu denken (und hätte ich Mitschauer gehabt, auch zu benutzen). Anlass war die Partie Chelsea gegen Liverpool, die von niemand Geringerem als Dr. Merk gepfiffen wurde, der ja auch immer mit den selben Assistenten zu Werke geht. Und einer dieser beiden Assistenten ist ein drolliger rothaariger Mann mit Halbglatze, den man eher als Bibliothekar der örtlichen Stadtbibliothek oder als überforderten Dozenten der Informatik erwarten würde, welcher sich beim Belehren der Studenten so schwer tut, dass es einem beim Zuschauen peinlich wird. Nicht aber würde man diesen drolligen Mann inmitten eines englischen Fußballstadions erwarten, voll mit Zigtausend fanatisierten und euphorischen Fans, inmitten gestandener Profis mit gestählten Körpern und dickem Bankkonto, mit Designeranzügen zu Hause im Schrank und noch dickeren Autos vor dem Stadion.

Der gute Mann scheint verpflanzt wie eine Unschuld vom Lande, die plötzlich unter lauter Luden in der Stadt den Hilfssheriff geben soll. Diese Diskrepanz ist es, die sein Auftreten in den großen Stadien der Fußballwelt so bemerkenswert macht. Und gleichzeitig erleben wir wieder, dass die Schiedsrichter, so sie nicht gerade Collina heißen, aus einer anderen Subgruppe der Menschheit stammen als diejenigen, die den Sport ausüben:

Drollig, der Mann mit der roten Halbglatze.

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So werden Spiele entschieden

Da die Kameras bei Fernsehübertragungen von Fußballspielen fast immer nur aufs Spielfeld, ganz selten mal auf die Trainerbänke und noch seltener auf die Fans gerichtet sind, aber nie auf den vierten Mann, den vierten Schiedsrichter, liegt dessen Funktion doch arg im Dunkeln. Seit seiner Einführung habe ich nur sporadisch mal erlebt, dass er im Bild war, während er einem aufgebrachten Trainer das Beruhigungsmittel reichte.

Was kaum einer weiß: Seine eigentliche Funktion ist für den Spielausgang viel wichtiger als man meinen könnte. Im Verborgenen dreht er an diesem Rädchen [Link leider tot] und entscheidet so über Sieg oder Niederlage. Nach dieser Erkenntnis müssen die Fußballbücher wohl neu geschrieben werden.

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Elektriker von Kindesbeinen an

„Ich stehe seit 33 Jahren unter Strom.“

hören wir Jürgen Klopp zu seiner kleinen Schiedsrichterbeleidigung („Ey, du Idiot!“) hervorbringen. Da rechnen wir nach und stellen fest: mit seinen 39 Jahren war er also pünktlich zur Einschulung leicht bis stark elektrisiert und dieser Zustand hat ihn seitdem nicht mehr losgelassen.

Neben akuter Herzinfarktgefahr droht Klopp somit auch das Gefühl, dass Lernen etwas Aufwühlendes, Unangenehmes ist; nicht die besten Voraussetzungen für einen Fußballlehrer, der seinen Schülern etwas vermitteln will und dabei positive Atmosphäre schaffen sollte.

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Kein gar nix in Essen

Erinnern wir uns an einen windigen, sehr windigen Tag im Januar 2007. Weil ein Orkan über Deutschland hinweg-, nein, nicht fegte, danach war es noch unordentlicher als vorher, hinwegbrauste, fiel so manches ins Wasser respektive aus. Und wenn man nicht nur gerne dem eigentlichen Fußballspiel beiwohnt, sondern auch die Atmosphäre während der Fahrt zu einem Spiel erleben möchte, bietet sich eine Anreise per ÖPNV an.

Keine Züge in Essen

An jenem windigen Freitag im Januar 2007 wollte ich eine meiner großen Bildungslücken schließen und das Essener Georg-Melches-Stadion aka Stadion an der Hafenstraße mal lebendig in Augenschein nehmen. Davor hatte der windige Tag aber eine Anreise per PKW gestellt, denn schon der Duisburger Hauptbahnhof sah aufgrund der vielen ausgefallenen Züge so aus:

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Wer sich dann und wann werktags zur rauschenden Stunde im Düsseldorfer Hauptbahnhof aufhält, wird an obigem Bild nichts Besonderes finden, doch es sei versichert, dass diese Menschenmassen in Duisburg eine Singularität darstellen: Nichts ging mehr, bzw. gehen ging noch vieles, aber fahren fuhr nichts mehr. Keine Züge, kaum Busse.

Keine „Arena“ in Essen

Da ich in Bekanntschaft eines automobilen Lautern-Fans bin — ja, so etwas gibt es tatsächlich auch außerhalb der Region, um mal wieder einen Gruß an Janus zu senden — wählten wir für die Anreise zum Spiel von RW Essen gegen Kaiserslautern das Auto. Parkplätze zu finden war kein Problem an diesem Abend, so dass wir rechtzeitig am Stadion ankamen, wo ich feststellen durfte, dass das Stadion tatsächlich noch eines ist und keine Arena.

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Ein paar nicht miteinander verbundene Tribünen, vier hoch aufragende Leuchtturmmasten, die ihr gleißendes (darf man solch einen Elfmeter, um das Wort „gleißend“ zu benutzen, ungeachtet liegen lassen?) Licht in den Abendhimmel werfen und besonders — mal wieder — bei Nieselregen ihre Erhabenheit entfalten. Schön sind solche Stadien, noch dazu, wenn sie wie in Essen ohne Laufbahn auskommen.

Keine vierte Tribüne in Essen

Der kleine bis mittelprächtige Kulturschock ereilte mich aber bereits nach der Leibesvisitation an der Stadionpforte: Offensichtlich waren die Bauarbeiter damals alle gleichzeitig bei einem schweren Unfall ums Leben gekommen, der Stadt Essen ging mitten im Bauvorgang das Geld aus oder der Architekt hatte einen wenig erzogenen Hund, der einen Teil der Baupläne auffraß, bevor sie umgesetzt werden konnten. Das Stadion hat nur drei Tribünen, und hinter einem der beiden Tore klafft ein großes Nichts.

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Gut, wie man auf dem Foto sieht, ist es nicht wirklich nichts. Irgendeine Form von Festzelt stand unbeteiligt am Stadiongeschehen in der Gegend rum. Es gibt jedenfalls keine Zuschauer dort. Da hat man so schöne „britische“ Atmosphäre in diesem Stadion und dann das: zu einer Seite offen, nicht nur der Schall entweicht auf dieser Seite, auch dem Auge fällt es schwer, in Stimmung zu kommen, wenn sich die Szenerie hinter dem einen Tor wie auf einem Kreisligaplatz präsentiert. Nichtsdestotrotz wurde hier Zweitligafußball gespielt und vor ein Fußballspiel hat irgendjemand ja noch dieses Aufwärmprogramm für die Zuschauer gestellt. Normalerweise besteht jenes aus Audiowerbung für den Reifenhändler um die Ecke plus ein paar tanzende Mädchen, nicht so in Essen.

Keine Cheerleader in Essen

Statt Cheerleadern gab es in Essen etwas, was mich schwer an das Image des Fußballs erinnerte, wie ich es… damals… und so weiter… mit Blaskapelle und Würstchenstand, lange vor Poldi und Schweinis Zeiten. Dicke Schiedsrichter mit dicken Bäuchen, bei denen eher der Schiedsrichter-Dress platzen würde als die Haut der Wurst, die auf dem nicht weit entfernten Grill vor sich hin brutzelte. Dazu noch das Gerede von Kameradschaft und der Spruch, den jede Mannschaft vor Anpfiff aufsagen musste, der irgendetwas mit Fairness zu tun haben sollte, meist aber völlig sinnfrei war.

Statt Cheerleadern gab es in Essen „Fahnenschwenker“ vor dem Anpfiff zu sehen. Fahnenschwenker, Ihr habt schon ganz richtig gelesen. Wir standen auf der Tribüne, und dann trat eine Horde Menschen mit Fahnen auf den Platz, die sie zu rhythmischer Rhythmik schwenkten. Musik war das nicht, es war eher ein Gedröhne, dafür war die Anlage wohl auch zu schlecht in Essen. Vielleicht war es auch als Musik gemeint, es kam aber nur eben jenes Gedröhne und Geplärre. Und zu dieser Rhythmik schwenkten die Damen und vielleicht auch Herren da unten ihre Fahnen. Ich dachte erst, ich hätte mal wieder den Karnevalsbeginn verpasst, dem war aber nicht so. Mitten im Januar standen dort unten Menschen und schwenkten Fahnen vor einem Fußballspiel. Ich habe bis heute nicht verstanden, was daran unterhaltsam oder interessant gewesen sein soll. Es ist ja jedem gegönnt, sich mit der Fahnenschwenkerei in seiner Freizeit zu beschäftigen und sicher gibt es in diesem Metier auch tolle Wettbewerbe, die dann von total subjektiven Wettkampfrichtern entschieden werden, ähnlich transparent wie beim Tanzen, Dressurreiten oder Turmspringen, aber was hat eine Gruppe Fahnenschwenker vor einem Bundesligaspiel auf dem Platz zu suchen?

Wäre es wenigstens eine Bergmannskapelle gewesen, hätte ich den „regionalen Bezug“ noch verstanden, aber diese Veranstaltung ließ mir schon ein wenig den Kiefer runterfallen, weil die Essener Präsis ernsthaft glauben, von so einem Fahnengeschwenke würde sich jemand unterhalten fühlen.

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Das Spiel begann trotz der Fahnenschwenkerei irgendwann mit aufgewecktem Publikum, das sich auch von der prekären Schallsituation in einem nach einer Seite offenen Stadion nicht einschüchtern liess und für die relativ geringe Zuschauerzahl gute Stimmung machte.

Meine Stimmung war auch gut, schließlich bekam ich mehrfach Bier von der Bierzapferin geschenkt, weil es ständig in kaputten Plastikbechern ausgeschenkt wurde und so an meinen Fingern entlang auf den Boden vor dem Kirmesbudenbierstand tropfte, statt in meinen Magen.

Keine Toiletten in Essen

Wie das so ist, wenn man Getränke in gesteigerter Menge zu sich nimmt, muss man irgendwann auch mal das Örtliche aufsuchen, welches sich in Essen noch in der Tradition alter Bahnhofsklos präsentiert. Alteingesessene erinnern sich vielleicht noch an den Charme der Toiletten des Bochumer Hauptbahnhofs vor ihrer Renovierung. Wer dann noch an das Ruhrgebiet in den 1970er und 1980er Jahren und die damalig ausgeprägte Drogenszene rund um Hauptbahnhöfe denkt, kann sich vorstellen, wie einladend diese Toiletten gewesen sein mögen, von der Abwesenheit von Zuständen, die entfernt an „Hygiene“ erinnern könnten, ganz zu schweigen. (Wer sich nicht erinnert oder noch zu jung war, der kann bei Reinhard Krause sehenswerte Impressionen besagter Zeit finden.)

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Im Essener Stadion steht man noch immer in dieser Tradition. So gibt es auch keine Pissoirs, sondern die obligatorische Pinkelrinne, deren Rinnencharakter aber so wenig ausgeprägt ist, dass man nach dem Besuch der Toiletten nicht weiß und vielleicht auch nicht wissen möchte, was es ist, was da unter den Schuhen so klebt. Fast schon romantisch wirkten diese zerfallenen Toiletten auf mich, waren sie noch dazu in einem Extra-Toilettenhäuschen außerhalb des Stadions untergebracht, gerade so, als wären Toiletten beim Bau des Stadions vergessen worden.

Keine Tore in Essen

Wie man weiß, werden Fußballspiele, sogar wenn Tribünen gänzlich fehlen, durch Tore entschieden, und zwar durch erzielte. Es fällt ja den wenigsten noch auf, dass diese Bezeichnungen im Deutschen zufälligerweise identisch sind: da steht ein Tor, also dieses Gestänge und eine Mannschaft erzielt ein Tor, also quasi einen „Punkt“. Tor und Tor, beides dasselbe.

Seit Günter Jauch und dem Torfall von Madrid ist dieser Umstand dem einen oder anderen vielleicht wieder nach etwas weiter vorne ins Bewusstsein gerückt, Tendenz ist aber eher nein. Tore an sich, also diese Gestänge, gab es natürlich in Essen, zwei an der Zahl und somit auch nur eins weniger als Tribünen.

Doch trotz der theoretischen Möglichkeit, hier ein solches zu erzielen, wollte das keinem der Teams gelingen. Das ist zumindest dann eher blöd, wenn man „neutraler Zuschauer“ ist, was ich in diesem Spiel war. Zu Rot-Weiß Essen habe ich überhaupt keine Verbindung, für mich bis zum Tag des Betrachtens dieses Spiels mehr oder weniger ein nicht-existenter Verein (in meiner persönlichen Wahrnehmung, natürlich nicht beim Studium der diversen Tabellen), Kaiserslautern hat mir mit seinem inzwischen schon zweiten Abstiege irgendwie den Spaß verdorben. Das trage ich dem Verein allerdings nicht nach, viel schlimmer war die Tatsache, im erneuten entscheidenden Abstiegsendspiel (man erinnere sich an das legendäre Wimmern von Andy Brehme in den Armen von Rudi Völler im Jahre 1996) am allerletzten Spieltag der vergangenen Saison nicht schließlich und endlich Wolfsburg in den Schlund der zweiten Liga gestoßen zu haben. Und das trotz zwischenzeitlicher 2:1-Führung. Hier hingegen führte niemand. 90 Minuten lang führte niemand, was eben daran lag, dass niemand ein Tor in ein Tor hinein schoss.

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Da ich aber ohnehin nicht in erster Linie wegen des Spiels, sondern wegen des Groundhopperpunkts gekommen war, war der Spielstand mit den zwei gähnenden Nichts und auch der Spielverlauf mit seinen kaum vorhandenen Torchancen (ich glaube, Essen hatte eine große in der ersten Halbzeit) für mich nicht weiter tragisch. Außerdem finde ich es immer amüsant zu sehen, wie Fans eines bestimmten Vereins, denn schließlich stand ich im Lautern-Block, Gefühlswallungen der schlimmen Art durchmachen, während sie das Spiel betrachten. Bei objektiver Betrachtung gab es dort abgesehen von der Langeweile eigentlich nicht viel zu leiden, aber die Lautrer Fans litten.

Kein Respekt in Essen Duisburg

Ich litt auch, unter schwacher Blase, und suchte erneut jenen charmanten Ort auf, an dem die Füße so kleben, und dabei fiel mir ein extra laminierter DIN-A4-Ausdruck auf, den irgendein Schelm an der Innenwand des Häuschens angebracht hatte, nicht ohne seine url preiszugeben. Offensichtlich ist es tatsächlich so, dass Essener Zuschauer diesen Ort, das „Gästeklo“, nie zu Gesicht bekommen, strikte Fanblocktrennung. Anders ist es nicht zu erklären, dass dieser Ausdruck noch Wochen nach dem Gastspiel des MSV in Essen vorhanden ist:

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Vom eigentlichen Spiel gibt es wie gesagt kaum etwas zu berichten, und möglicherweise ist es inzwischen sogar verboten, Spielberichte von offiziellen DFL-Spielen zu veröffentlichen, weil man damit irgendwelche Rechte verletzt, deshalb gibt es dazu nun nichts zu lesen. Im Nachhinein aber erstaunlich, dass eine an diesem Tage doch arg limitierte und ziemlich einfallslose Essener Mannschaft tatsächlich den FC Köln mit 5:0 auseinandernehmen konnte.

Keine Sieger in Essen

Wie das meistens so ist, wenn es keine Tore gibt, gab es auch keine Sieger an diesem Tage. Ob man als Aufstiegsaspirant mit einem Auswärtspunkt bei einem Abstiegskandidaten zufrieden sein kann, weiß ich nicht. Ich denke tendenziell eher ja, schließlich ist in den höheren Ligen keine der Mannschaften Fallobst, bei dem man die Punkte einfach so mitnimmt. Mein Fahrer war da offensichtlich anderer Meinung, wie seine Laune auf dem Rückweg nonverbal vermittelte. Die Lauterer Spieler jedenfalls bedankten sich bei den mit- oder auch nur angereisten (die wenigsten Fans fuhren im Lautern-Teambus mit) Lautern-Fans mit einer Geste, die man häufig bei Spielern sieht: Über dem Kopf klatschten sie einige Male in die Hände. Warum die Spieler über dem Kopf und nicht vor der Brust in die Hände klatschen, hab ich noch nie verstanden, so auch bei diesem Spiel nicht. Das macht aber nichts, so bleiben wenigstens noch ein paar Bildungslücken offen. Das Essener Stadion ist nun aber keine mehr für mich.

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Der freundliche Paparaade

Ich weiß zwar nicht, warum, aber Andreas Müller — seines Zeichens Manager des in letzter Zeit hier häufig erwähnten FC Schalke — war gerade in der MSV-Arena. Sympathisch, dass er nicht in Anzug und Krawatte rumlief, sondern in gefütterter Lederjacke mit Strickkragen. Als MSV-Anhänger sollte man sich allerdings Sorgen machen, welchen Spieler er demnächst „wegkaufen“ wird — vielleicht sogar als KSC-Anhänger, vielleicht sollten sich sogar beide Parteien Sorgen machen, dass nach einem eventuellen Aufstieg die besten Asse nicht mehr da sein werden.

Des Weiteren bliebe noch zu diskutieren, ob man ein auch aus 80m deutlich erkennbar unabsichtliches Handspiel zum Strafstoß pfeifen muss. Aber das diskutieren wir an einem anderen Tag, nicht wahr, Abel Xavier?

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Alle Tore der WM 2006

Hier gibt es alle Tore der WM noch mal aus allen erdenklichen Perspektiven zu sehen. Besonders sehenswert finde ich in vielen Fällen die Perspektive des Schiedsrichters: So bekommt man einen Eindruck davon, was der Schiedsrichter alles nicht sieht, weil ihm die Sicht versperrt ist, während der Fernsehkamera nie die Sicht versperrt ist.

Schade auch, dass bei Italiens 1:0 gegen Australien nur der Elfmeter nachgestellt ist und nicht das zur Entscheidung führende „Foul“. Ansonsten aber wirklich interessant: Ein Schmankerl ist unter anderem das 1:0 von Schweinsteiger gegen Portugal. Selten sah ein Torhüter beknackter aus als in diesem Fall Ricardo im portugiesischen Tor. Und kommt mir nicht mit den Flugeigenschaften des neuen Balls: Wer solch einen Schuss nicht hält, sollte nicht in einem WM-Halbfinale im Tor stehen.

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Funktioniert komischerweise nicht mit Opera, also nehmt Euren Firefox oder Exoten wie IE oder Safari und schaut es Euch damit an.

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Čech ein Störtebeker?

Einer von beiden lügt, aber wer?

Die B. Z. schreibt:

„Nur 16 Sekunden stand Chelseas Torhüter Petr Cech in der Partie beim FC Reading auf dem Platz, dann musste er nach einer Kollision mit Stürmer Stephen Hunt bewusstlos vom Platz getragen werden.“

Dagegen schreibt die FTD (und viele andere):

„…und Cech eine Erstversorgung auf dem Platz verweigerte. Cech musste auf allen vieren vom Platz kriechen.“

Vielleicht hat sich der Agenturschreiber da mit dem später verunfallten Ersatz für Petr Čech vertan, Cudicini, der ebenfalls mit einer Kopfverletzung ins Krankenhaus musste. Dass ein Bewusstloser ähnlich einem frisch geköpften Huhn noch ein wenig durch die Gegend robbt, hat man selten gesehen und gehört eher ins Reich der Legenden um Klaus Störtebeker. Ob man mit einem Schädelbasisbruch sofort bewusstlos wird und ob ein Schiedsrichter tatsächlich die Partie weiterlaufen lässt, wenn sich ein Torwart nach einem Zusammenprall überhaupt nicht mehr rührt, ist beides unbekannt bzw. Spekulation.

Schlimm ist dieser Unfall natürlich ohnehin. Erstaunlich aber, wie wenig lebensbedrohliche Unfälle es insgesamt im Fußball gibt; schließlich spielt man in der Kontaktsportart Fußball abgesehen von Scheinbeinschonern und evtl. einem Suspensorium vollkommen ohne Schutzvorrichtungen, wie sie im Eishockey oder im Football gang und gäbe sind. Und ich nehme an, dass weltweit auch ein wenig mehr Fußballspiele durchgeführt werden als z. B. Ring- oder Boxkämpfe.

Neue Nahrung erhält durch diesen Vorfall aber die Seite torhuetende-feldspieler.de. Nach dem Ausfall des zweiten, eingewechselten Torhüters musste Feldspieler John Terry das Tor von Chelsea hüten, was er in der bis zum Schlusspfiff verbleibenden Zeit erfolgreich tat. Zweifelnde entnehmen dies dem Endergebnis von 1:0 für Chelsea. Terrys Fähigkeiten als guter Schütze halfen ihm bei diesem Unterfangen, wie man auf diesem Bild sieht.

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Alle abschaffen

Letztens wollte der Sepper Blatt noch die Tore größer machen im Fußball. Wäre natürlich ein bißchen teuer geworden, alle Fußballtore der Welt zu erneuern. Die Fußballtorproduzentenbranche hätte sich zwar gefreut, die Freistoßexperten ebenfalls, die Torhüter weniger. Die Zuschauer, vor allem jene, die das Spiel nicht verstehen, hätten sich auch sehr gefreut. Es würden tatsächlich mehr Tore fallen. Wie ich las, die Quelle aber nicht mehr findend, sind seit der Festlegung der Regeln Ende des vorletzten Jahrhunderts die Menschen im Schnitt zehn Zentimeter größer geworden.

Da ist es natürlich schwieriger, Tore zu erzielen, wenn man nicht mehr gegen einen Torhüter mexikanischer Prägung treffen muss, sondern plötzlich Leute vor sich hat wie Stefan Brasas oder Edwin van der Sar, die die Zwei-Meter-Grenze locker überschreiten. Nichtsdestotrotz fallen noch Tore (außer in Frankreich) und es gibt sogar noch Kantersiege. Die Größe des Tores ist tatsächlich nur bei Situationen wie Freistößen oder Eins-zu-Eins-Situationen von herausragender Relevanz. Bei einem herausgespielten Tor, wie man sie zugegebenermaßen in der Bundesliga selten erlebt, spielt die Größe des Tores eine untergeordnete Rolle. Ist der finale Schütze erst ausreichend freigespielt, ist gar der Torwart mittels dieser Kombination ausgeschaltet, ist es fast völlig irrelevant, wie groß das Tor ist — so lange man nicht Frank Mill heißt.

Deshalb, weil der Kern des Fußballspiels das Spielen ist, dürfen wir dankbar sein, dass dieser Vorschlag nicht umgesetzt wurde. Für ein paar Distanzschusstore mehr sollten wir nicht die Fußballtore auf dem ganzen Planeten (sofern die Erde noch einer ist, ich bin da nicht auf dem neuesten Stand) austauschen. Das so gesparte Geld könnten wir zum Beispiel zur Bezahlung eines zweiten Schiedsrichters verwenden, der dann in der anderen Hälfte steht und das Spiel überwacht und zudem zwei Augen mehr hat als nur ein Schiedsrichter. Wie auch immer, die Idee mit den größeren Toren war eine gute Maßnahme des Blatters Sepp, um mal wieder durch die Gazetten zu geistern. Allerdings war sie auch das, was man gemeinhin als „Schnapsidee“ bezeichnet. Nicht nur ist sie undurchführbar, sie würde auch dem Spiel außer jenen genannten Weitschusstoren keine neuen Impulse geben.

Weil er aber damit nicht gut leben kann, wenn seine Vorschläge nicht umgesetzt werden, hat der Sepper Blatt sich etwas Neues ausgedacht. Das Elfmeterschießen soll abgeschafft werden. Grundsätzlich vielleicht keine schlechte Idee. Wir fiebern zwar alle mit, in Spielen mit Mannschaften, an denen uns nichts liegt, freuen wir uns sogar aufs Elfmeterschießen. Tief drinnen wissen wir aber, dass das Elfmeterschießen eine ziemlich seltsame, dem eigentlichen Spiel unverwandte Art ist, ein Spiel zu entscheiden. Insofern kann man da durchaus drüber nachdenken. Zumal die beiden WM-Finale, die durch Elfmeterschießen entschieden wurden, die wohl schlechtesten seit dem Krieg waren.

Nun gehen die Alternativvorschläge allerdings so weit, dass man sukzessive die Zahl der auf dem Feld befindlichen Spieler reduziert, bis eine Entscheidung in Form eines Torerfolgs getroffen ist. Das ist blanker Unsinn. Jeder, der schon mal selbst auf einem Fußballfeld stand, wird wissen, dass sich mit abnehmender Spielerzahl das Spiel zu einem Non-Spiel in Form von Kick and Rush entwickelt. Wo nur noch 8 Feldspieler ein Feld beackern müssen, das auf zehn Spieler ausgelegt ist, verschwindet das Mittelfeld. Je nach Konstitution der Spieler verschwindet vielleicht auch der Sturm. Es wird aber nicht wahrscheinlicher, ein Tor zu erzielen, es wird eher unwahrscheinlicher, dass sich eine Mannschaft noch aus ihrer Konserve wagt. Die Zuschauer werden gequält mit einer Form des Spiels, die mit eigentlichem Fußball mit elf Spielern nichts mehr zu tun hat. Wenn man eine Ablösung des Elfmeterschießens forciert, sollte man auch mit praktikablen Vorschlägen aufwarten können.

Ein neues Kapitel also aus dem Buche „Wie der Sepper Blatt in die Medien gelangt“. Irgendwann nur noch sechs Feldspieler auf dem Feld: hanebüchen.

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„Spiel ihn aus!“

Was denkt das gemeine Hirn bei dieser Überschrift? Nun, das hängt natürlich von der Situation ab. Liegt ein Mitspieler schwer verletzt, mit dem Tode ringend am Boden, sollte man nach dieser Anweisung den Ball wohl ins Aus spielen[1].

Steht man gerade einem gegnerischen Spieler gegenüber, ist eher gemeint, dass man diesen Gegner ausspielen soll, in dem Sinne, dass man an ihm vorbeidribbelt, Haken schlägt und ihm den Ball durch die Beine spielt, sich im richtigen Moment dreht oder eine Drehung vortäuscht, auf dass man an diesem Spieler vorbeikommen und ihm die Hacken zeigen kann.

Natürlich ist es situationsabhängig, was damit gemeint ist. Gemeinhin ist das menschliche Hirn auch dazu in der Lage, richtige Entscheidungen bezüglich der Frage zu treffen, welche Situation denn nun gerade vorliegt und welche Reaktion demnach eine angemessene wäre.

Nicht so bei manchem geistig Behinderten und so ist dieses Zitat aus dem Beitrag der taz zur WM der geistige Behinderten fast schon tragisch zu nennen:

„‚Wir werden mit Sicherheit Probleme im taktischen Bereich haben, weil die Mannschaft einfach Defizite im kognitiven Bereich hat‘, sagt Bundestrainer Willi Breuer. Die technischen Fähigkeiten einiger Spieler seien hingegen durchaus beachtlich. Es gibt diese Anekdote, in der Breuer einem frei auf das gegnerische Tor zulaufenden Spieler zurief: ‚Spiel ihn aus!‘ Statt den Torhüter zu umdribbeln, schoss der Stürmer den Ball ins Aus. ‚Mein Fehler. Ich muss mir selber immer wieder sagen, dass meine Anweisungen präzise sein müssen‘, sagt Breuer.“

[1] Wenn der Schiedsrichter doch die Möglichkeit hat, das Spiel jederzeit im Falle der ernsthaften Verletzung oder Gefährdung eines Spielers zu unterbrechen und anschließend mit Schiedsrichterball fortzusetzen: Warum gibt es diesen seltsamen Brauch überhaupt, dass die in Ball befindliche Mannschaft den Ball ins Aus spielen muss, bevor die Sanitäter aufs Spielfeld kommen dürfen?

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Kerner ist ein Reh Fuchs

Es ist schockierend (schockierend im Sinne des Fußball-Interessenten, nicht im Sinne des an-wirklich-wichtigen-Dingen-interessiert-Seienden), dass Johannes Baptist Kerner bereits einmal einen Medienpreis erhielt. Abgesehen von seinem extrem schleimigen Verhalten in seiner Talk-Show, die ich nur zwei Mal sah, verstehe ich nicht, wie man ausgerechnet einem der beiden schlechtesten Fußball-Kommentatoren (neben Beckmann) in der deutschen Fernsehlandschaft einen Preis ausgerechnet für seine Sportberichterstattung verleihen kann. Das ist ungefähr so, als wenn man mir einen Preis für meine Kochkünste überreicht. Oder um es auch für andere genauer zu sagen: Das ist ungefähr so, als wenn man Miroslav Klose, dem Schwalbenkönig von Kaiserslautern, einen Fairnesspreis überreicht, weil er einmal dem Schiedsrichter erzählt, dass ein vermeintlicher Strafstoß keiner war. Um es noch genauer zu sagen: Das ist ungefähr so, als wenn man Juventus einen Preis dafür überreicht, dass Juventus seit 78 Spieltagen in Folge an der Tabellenspitze war. Um es noch genauer zu sagen: Das ist ungefähr so, als wenn man den Brasilianern einen Preis überreicht für ihr tolles, fußballerisch überzeugendes Auftreten bei der WM 2006 (man könnte auch 2002 einsetzen, um nicht Rivaldos Showeinlage gegen die Türkei zu vergessen).

Um es einfach mal auf den Punkt zu bringen, Johannes Baptist Kerner für seine Sportberichterstattung einen Preis zu verleihen ist so, als wenn man dem Eigentorschützen einen Pokal überreicht, den die wegen seines Eigentores siegreiche Mannschaft eigentlich hätte bekommen sollen. Um es noch einmal ganz genau auf den Punkt zu bringen, ist es so, dass man diesen Preis, den man da verlieh, eigentlich sich selbst hätte überreichen müssen, und zwar für die unglaublich falscheste (ich weiß, dass es von falsch keinen Superlativ gibt, aber bitte) Entscheidung, die man je getroffen hat. Wie kann man ernsthaft Johannes Baptist Kerner einen Preis für Sportberichterstattung zukommen lassen? Man gibt doch auch der FOTO-Zeitung keinen Preis für objektive Berichterstattung. Man gibt doch auch Angela Merkel keinen Preis als Playmate des Jahres oder Jürgen Klinsmann einen Preis für seine Vertragstreue. Aber Bambi und damit der Burda-Verlag verlieh Johannes Bambi Kerner 2004 einen Baptisten für seine Sportberichterstattung.

Sollte ich je in den Genuss dieser Ehrung kommen, muss ich leider dankend ablehnen, da sie offensichtlich ironisch gemeint ist.

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Karten fordern ist unsportlich

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Das neue Trikot von Borussia Dortmund kann nur einen Zweck haben: der Träger dieses Trikots fordert den Schiedsrichter auf, ihm die gelbe Karte zu zeigen. Da bekanntermaßen viele Fußballprofis in der Bundesliga nicht so gut deutsch sprechen, hat man das praktischerweise mit einem schicken Bildchen auf dem Trikot nonverbal gelöst.

Der Createur d‘Ausrufezeichen wird in den Veröffentlichungen übrigens der „Revier-Künstler Ottmar Alt“ genannt. Was ist ein Revierkünstler? Jemand, der besonders gut darin ist, sein Revier zu verteidigen? Oder einer, der nur in seinem Revier bekannt ist, darüberhinaus aber nicht?

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Noch’n Klischee

Inspiriert von folgendem Artikel der Süddeutschen möchte ich noch ein paar Klischees hinzufügen:

Die spanische Presse gönnt den Deutschen keinen Sieg.

Deutschland ist eine Turniermannschaft.

Nur in Europa gibt es „echte“ Fußball-Atmosphäre.

Rooney ist ein Heißsporn mit eingebauter Rot-Garantie.

In den KO-Runden-Spielen gehen alle Mannschaften auf Nummer Sicher.

Südamerikaner sind schlechte Verlierer.

Australier sind tolle Sportsleute und somit gute Verlierer.

Schiedsrichter sind humorlose Gesellen, selbst wenn sie ihren Job aufgegeben haben und jetzt fürs Fernsehn kommentieren.

Dick Advocaat ist ein Verlierertrainer.

Guus Hiddink kann aus Scheiße Gold machen.

Wem mehr einfällt: in den Kommentaren ist Platz satt und genug. Bitte.

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