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Schlagwort: Schiedsrichter

Vollkommen schmerzbefreit

Bayer HealthCare macht’s möglich:

Alivio total contra el dolor.

In Deutschland hätte man das gleiche eher damit illustrieren müssen, wie Bayer Leverkusen – völlig schmerzbefreit – seit 1979 der Meisterschale hinterherhechelt, mal mehr, mal weniger grandios scheitert, es aber geradezu cartoonesk jedes Jahr aufs Neue versucht – um wieder zu scheitern. Rudi Völler, früher Calli und ein paar andere machen’s möglich.

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Aus gegebenem Anlass* …

… weisen wir noch mal auf die eigentlich selbstverständlichen Regeln im Umgang miteinander hin.

[Bild leider nicht mehr verfügbar.]

* Selbstredend ist derjenige, dessen Schuld nicht bewiesen ist, so lange unschuldig, bis er nicht schuldig gesprochen wurde.

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Trainer Baade (Duisburg) oder Die Seuche vom Geographiewahn

Es gibt viele Fußballspieler in der Bundesliga, denn in der Bundesliga wird viel Fußball gespielt. Normalerweise wird dem geneigten Zuschauer aber nicht mitgeteilt, aus welcher Stadt einer der 22 plus Einwechselspieler Protagonisten stammt. Die Nationalität wird öfter mal erwähnt, aber auch nur dann, wenn sie nicht per Nachname ohnehin schon klar ist. (Abgesehen natürlich von der alten Sportjournalismus-Krankheit, Namen anscheinend niemals wiederholen zu dürfen, sondern immer durch geographische Pseudo-Bezeichnungen ersetzen zu müssen („der Kerpener“, „der Leimener“, „der Fröttmanninger“), auch wenn diese nämlichen Lokalitäten niemandem bekannt sind (und wenn, dann nur durch die ellenlangen Wiederholungen der Sündenfälle des Sportjournalismus)).

Die Heimatstadt an sich scheint irgendwie irrelevant zu sein, gerade im kicker (nicht-schützenswerte Marke übrigens) – Sonderheft wird noch mal auf so etwas wie den „Heimatverein“ eines Spielers eingegangen. Der Heimatverein muss aber nicht aus dem Heimatort eines Spielers stammen, das wiederum interessiert aber weder den kicker noch den Leser (komischerweise).

Es gibt sehr viele Spieler in der Bundesliga, bei all jenen erfährt man aber nie, ob er jetzt aus Rijeka, Charkov oder Plovdiv stammt. Dort wird immer nur auf die Nationalität eines solchen Spielers verwiesen. Bulgare, Pole, Portugiese.

Während man das einerseits ein wenig ignorant findet, dass Spieler immer nur dann, wenn sie aus Deutschland kommen, auf ihre konkrete Herkunft heruntergebrochen werden, während Ausländer immer nur Ausländer (aus einem Land) sind, gibt es eine Berufsgruppe, die sich immer der Nennung ihres Heimatdorfes sicher sein kann.

Die Schiedsrichter.

Niemand weiß, warum man z. B. Günter Perl (Pullach) als naturgegebenes Namens-Suffix empfindet, warum man weiß, dass Manuel Gräfe aus Hintertupfingen kommt oder dass Dr. Fleischer gar nicht aus einer Fleischerei kommt.

Bei den Schiedsrichtern wird dem geneigten Interessenten ständig eine Ortsangabe aufgedrückt, welche aber grundsätzlich keine Relevanz hätte und vor allem: welche auch niemand benötigt. So verschmelzen durch ständige (1984) Wiederholung irgendwann Realität und Dorf, aus dem der arme Mensch kommt (arm, weil er natürlich lieber gerne selber aktiver Fußballprofi geworden wäre), zu einer Einheit und diese Einheit hat es in sich.

Er wird sie zeit seines Lebens nicht mehr los.

Das Problem dabei ist: Wir auch nicht. Günter Perl wird immer aus Pullach kommen, auch wenn man dabei einen großen Pinkel-Reflex entwickelt. Horst Hanschneider wird immer aus Neudorf (an der Leine) kommen, weil er eben immer so genannt wird.

Es stellt sich die Frage: Wen interessiert, aus welchem Landkaff der Schiedsrichter kommt?

Es ist Zeit, mit dieser Tradition zu brechen, macht bitte Platz für mehr relevante, aber für weniger redundante Information.

Sagt

Trainer Baade (Duisburg Dellviertel)

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Kommando Wurfgeschoss

Der Bericht über einen Fan, der seine Vuvuzela bei einem Clubspiel in Südafrika als Wurfgeschoss in Richtung des Schiedsrichters zur Waffe umfunktioniert hat, weckt wirklich abscheuliche Wünsche in mir. Dass es noch ein paar mehr solcher Vorfälle in näherer Zukunft geben möge. Vielleicht sollte man sammeln und ein Kommando „VuvuWurfgeschoss“ nach Südafrika schicken, auf dass es möglichst viele solcher Vorfälle inszeniert. Natürlich nicht ohne sicherzustellen, dass niemandem wirklich etwas passiert. Sepp Blatter hatte schließlich die Ausnahmeregelung für die Vuvuzelas nur unter der Prämisse erteilt, dass mit ihr keine gefährlichen Dinge im Stadion angestellt werden.

Auch wenn das eine hinterhältige Strategie wäre (und Ambush‘e sind ja bekanntlich bei der FIFA verboten):

So eine herrliche Absenz von Fliegenschwarmgeräuschen bei den Fernsehübertragungen im nächsten Sommer wäre mir den einen oder anderen Euro im Vorhinein wert.

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Ich hätte gerne erstmal die Karte

Was wir schon immer liebten, war die Einschätzung der Fairness einer Partie an Hand der Anzahl der in einer Partie gezeigten Gelben Karten. „Es gab erst x Gelbe Karten bisher, sehr fair also, diese Partie.“

Da beißt sich der Werwolf in den Schwanz und der Schwanz beißt zurück.

Natürlich hat die Zahl der Gelben Karten per se nichts mit der Fairness der Partie zu tun. Selbst dann nicht, wenn man jene Gelben Karten nicht mitzählt, die dafür gezeigt wurden, dass man mit den Fans am Zaun jubelte, ein politisches oder religiöses Statement unter seinem Trikot trug, Ketten und Ringe nicht ablegte, die den Gegner gefährden könnten, oder auch nur die falschen Stollen trug.

Die Zahl der Gelben Karten hat nichts mit der absoluten Fairness der jeweiligen Partie zu tun, sondern mit der relativen Fairness der Aktionen aller Spieler im Vergleich zu den Aktionen der anderen Spieler unter Berücksichtigung des jeweiligen Bezugsrahmens des amtführenden Schiedsrichters.

Man kann durchaus äußerst unfair agieren, ohne je eine Gelbe Karte zu riskieren, je nachdem in welchem Bezugsrahmen man sich befindet, wie man auch überhaupt nicht unfair agieren kann (obige Ausnahmen schon ausgenommen) und trotzdem eine Gelbe Karte bekommen.

Von nun also bitte nicht mehr an Hand der Summe der Gelben Karten auf die Fairness einer Partie schließen.

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Warum indirekter Freistoss?

Die Rede ist jetzt ausnahmsweise nicht vom Indirekten Freistoss, der Presseschau.

Sondern vom indirekten Freistoß als solchem.

Ja, zur Hölle, warum?

Ich frage mich selbst, warum das keiner der sonstigen Anwesenden aufklären konnte. Indirekter Freistoß für den 1. FC Nürnberg zum 1:1-Ausgleich. Aber niemand wusste, warum das überhaupt passieren konnte. Die weit verbreitete Idee des „Rückpasses“ kann ja, so mich meine Augen nicht trügen, nicht zum Tragen gekommen sein. Tom Starke hatte den Ball gar nicht in der Hand.

Niemand sonst wusste die Alternativen zur Rückpassregel aufzuzeigen, die zu einem indirekten Freistoß geführt haben könnten.

Was besonders peinlich ist: Bis jetzt gerade, bevor ich anfange zu googlen, ist mir auch keine eingefallen, dabei gibt es indirekte Freistöße in Strafräumen schon seit lange vor der Einführung der Rückpassregel.

Wann zur Hölle gibt es indirekten Freistoß, wenn nicht gerade die Rückpassregel greift?

(Wer heute DSF geschaut hat, ist wahrscheinlich ohnehin schon rundum aufgeklärt worden. Diesen anzweiflungswürdigen Luxus hat man als Stadiongänger aber nicht, weshalb ich hier noch mal nachfrage.)

Es bleiben zwei Anmerkungen: Das angenehmste an einem Stadionbesuch ist neben der Übersicht über das komplette Feld, ohne auf einen (TV-) Regisseur angewiesen zu sein, die Abwesenheit von Kommentatoren.

Zweitens: Wenn der Fußball etwas vom Football adaptieren sollte, dann wäre es, dass der Schiedsrichter mittels Gesten für alle sichtbar erklärt, was er eigentlich entschieden hat.

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Gesunde Skepsis

Der Pöbel ist ja gerne wissenschaftskritisch, weil er es ohnehin selbst besser weiß und ganz eventuell auch, weil er nicht versteht, was in den Elfenbeintürmen überhaupt passiert. Nun hat der Volksmund samt Bauernweisheiten schon oft Recht gehabt („Kräht der Hahn auf dem Mist, …“), doch gibt es durchaus Dinge, in denen er sich irrt. Für diesen Fall erscheint es angemessen, vielleicht doch auf Methoden der Wissenschaft zurückzugreifen. Um zu eruieren, welche Volksweisheiten denn nun falsch und welche richtig sind, müsste man aber auch die untersuchen, die richtig sind, wogegen sich der Volksmund in Person des Pöbels gerne wehrt, weil er seine richtigen Weisen ja schon richtigerweise als richtig erkannt hat. Schwierig wird es also erst dann, wenn eine falsche Weisheit als falsch überführt wird, die vom Gemeinen als richtig erachtet wird. Da werden Methoden kritisch beäugt und Ergebnisse, so eindeutig sie auch ausfallen mögen, endlos angezweifelt. Man lässt sich nicht gerne eines Besseren belehren, wenn man es selbst schon besser weiß.

Gemeinhin sollte man annehmen, dass solche wissenschaftskritischen Anwandlungen zumindest jenen fremd sind, die selbst dazu beitragen, qua ihres Amtes, die falschen von den richtigen Annahmen zu unterscheiden. Zumindest insoweit sollten sie ihnen fremd sein, dass sie sich mit den Zweifeln und den Zweiflern beschäftigt haben, und sie dann als Zweifel von Zweiflern abgelegt haben. Ganz besonders sollte dies gelten für Leute, die sogar promovieren. Nun wissen wir alle, dass eine Promotion in Medizin oder Zahnmedizin in Wahrheit so etwas ist wie die mündliche Prüfung im Abitur: ein Anhängsel, das jeder mitmacht, das aber eigentlich keinen besonderen Wert hat. Nichtsdestotrotz ist man dann ein Promovierter.

Dr. Franz Xaver Wack ist also Doktor der Zahnmedizin, somit auch Insasse des Elfenbeinturms und er hätte allen Grund, der Wissenschaft zu vertrauen. Tut er aber nicht, wie man im Interview bei 11Freunde hört:

Die groß angelegte Studie brachte als Ergebnis die Note Drei (befriedigend) für die aktuellen Bundesligareferees. Ist das Ihrer Meinung nach eine korrekte Beurteilung?

Bei groß angelegten Studien bin ich immer sehr skeptisch, bei pauschalen Noten ebenso.

Da sind sie auch schon, die Zweifel an allem, ganz gleich, was und wie man es untersucht: ob nun groß angelegte Studien oder einzelne Noten, er ist immer skeptisch.

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Auch Beckham vom DFB gesperrt

Nachdem dem DFB von interessierter Seite zugetragen wurde, dass David Beckham vor zwei Jahren im Training in Los Angeles einmal Teile des Inhalts einer [Sponsor-]Trinkflasche auf den Boden spuckte, wurde David Beckham vom DFB nun für zwei UEFA-Cup-Spiele und drei Autogrammstunden gesperrt. Wie Journalisten berichten, hatte der nicht anwesende Schiedsrichter die Szene damals nicht gesehen, weshalb nicht von einer Tatsachenentscheidung ausgegangen werden kann und eine nachträgliche Sperre möglich wird. Die Sperre ist sofort rechtsgültig, spätestens bis zum nächsten Vorbeifliegen des Halleyschen Kometen muss sie dann auch angetreten werden.

Medienberichten zufolge geriet Victoria Beckham über diese Sperre arg in Rage und warf David Beckham einen ihrer High Heels ins Gesicht und zerkratzte ihm anschließend mehrere seiner Tattoos. Da ein Schiedsrichter diese Szene aber sah, jedoch nicht in seinem Bericht vermerkte, geht Victoria straffrei aus.

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Neues Spielzeug?

„Stift Querheim“ an sich wäre schon eine kleine Notiz wert. Was dem BV Stift Querheim aber neulich beim Heimspiel passierte, liest sich noch netter:

Ein Nachbar mit Trillerpfeife hat am Sonntag für den Abbruch des Spiels zwischen dem BV Stift Querheim II und dem TuS Hückeraschen in der Fußball-Kreisliga B Herford gesorgt. Da der Mann von seinem Grundstück aus permanent pfiff sah Schiedsrichter Ergin Ersoy nach rund 30 Minuten keine Möglichkeit, die Partie zu Ende zu führen.

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Von der Farce eines Trainerscheins

Manchmal ist ein Blick ins Archiv sinnvoll, wenn z. B. jemand zum Trainer der Nationalmannschaft wird, später dann, man weiß es heute, des FC Bayern München, der eigentlich gar kein Trainer ist. Heute also ein Text von jenem Tag, an dem die vermeintliche Berufung Holger Osiecks zum Sidekick von Jürgen Klinsmann in dessen Zeit als Bundesteamchef bekannt wurde, dem 24. Juli 2004:

Liebe Bild-Leser, liebe normale Menschen,

es ist eine Farce, was der DFB mit seiner TFK da zu Wege gebracht hat. Ich bin zwar kein Verfechter der These, dass es ein Makel ist, dass der DFB nicht auf Rudis Rücktritt vorbereitet war. Ebenso denke ich, dass Hitzfelds Absage nicht dem DFB anzulasten ist (wenn, dann höchstens der Personalie MV). Und ich finde es auch absolut legitim und begrüßenswert, dass man sich Zeit nimmt und einige Wochen lang schaut, wer denn überhaupt gerade auf der Kirmes tanzt.

Dass nun aber zum dritten Mal nach Franz „Hillbilly“ Beckenbauer und Rudi Völler mit Jürgen Klinsmann ein Trainer das Amt übernimmt, die A-Nationalmannschaft – nachweislich das höchste unserer Güter im deutschen organisierten Fußball – zu trainieren, der überhaupt nicht die DFB-eigenen Voraussetzungen dafür erfüllt, erfüllt mich mit einer Mischung aus Zorn und Resignation. Zwar lassen sich diese beiden Emotionen auf den ersten Blick schlecht mischen, aber jegliche Aufregung oder auch Zornesregung rührt ja erst daher, dass man einen Zustand vorfindet, der einem nicht passt, den man aber nicht ändern kann, oder daher, dass möglicherweise Erwartungen enttäuscht werden, die man gerne erfüllt sähe und somit liegt in der Wut oder im Zorn schon der Keim der Resignation.

Wer sich aber mal die Mühe macht, beim DFB nachzulesen, welche Voraussetzungen ein gemeiner Mensch erfüllen muss, um überhaupt die Berechtigung zu haben, sich „Fußballlehrer“ zu schimpfen, der wird schon staunen, was da alles gefordert wird.

Nein, ich rede hier nicht vom fließenden Deutsch, welches MV von einem Nationaltrainer gefordert hat, woran dann letztlich auch Lothar Matthäus gescheitert ist, ich rede auch nicht vom schwammigen Begriff der „Weltmännischkeit“ – was auch immer man sich darunter vorstellen mag. Sei es nun, dass man so weltmännisch ist, dass man für O2 Werbung macht, während der eigene Club mit E-Plus in Verbindung steht oder umgekehrt. Sei es, dass man über die zweifelsohne teilweise erbittert vorgetragene Rivalität mit den Niederländern scherzt „Ich verstehe gar nicht, was die Holländer da haben. Wir haben in Bayern für sowas unsere Österreicher!“, oder sei es, dass man einfach seine – mein Gott, wie klischeehaft! – Sekretärin schwängert, woraufhin man seine Frau verlässt, weil man den selbstgezeugten neuen Bub nun wachsen sehen will.

Nein, ich rede von harten, weil niedergeschriebenen Regularien, und die lauten da beim DFB folgendermaßen: Zunächst einmal fällt die Suche via google und anderer Hilfsmittel gar nicht so leicht. Es hat mich über eine Stunde gekostet, etwas Brauchbares in dieser Beziehung im Internetz zu finden. Aufklärung fand ich also auf den Seiten des Bezirksverbandes Fußball Dresden. Hier sind 4 Stufen der Trainerausbildung dargestellt. Die C-Lizenz, die B-Lizenz und die A-Lizenz sind also das Maß der Dinge, gekrönt von der höchsten Stufe, dem „Fußballlehrer“.

Die Voraussetzungen für die C-Lizenz sind schon happig und ich kenne mehr als eine Handvoll Leute, die daran scheitern würden:
Vereinsmitgliedschaft
Lebenslauf
Gesundheitszeugnis
polizeiliches Führungszeugnis
Nachweis der Spielertätigkeit
Vollendung 16. Lebensjahr
Schiedsrichter- oder Regelkundelehrgang

Aha. Nun gut, den vorletzten Punkt würde Loddas Frau auf jeden Fall nicht erfüllen. Dann wäre da noch die Frage, was mit dem Gesundheitszeugnis bezweckt werden soll. Obliegt es etwa dem Trainer, die Frikobrötchen für das Vereinsfest selbst herzustellen und muss er deshalb „gesund“ sein? Oder ist es eher so, dass man eine bestimmte Klientel, die sich wie meinereiner mit Filzläusen und Fettleber rumplagen muss, ausschließen will? Seltsam, seltsam.

Vom Nachweis des polizeilichen Führungszeugnisses ausgenommen ist man übrigens, wenn man beim DFB Präsident werden will bzw. ist bzw. bleiben will bzw. nur noch zu FIFA- und UEFA-Abstimmungen fahren will. Dazu kann man dann gut seine Familie mitnehmen, das kostet dann auch kaum was extra, weil man mit seiner Frau einfach ein Doppelzimmer belegt. Diese lästigen Dinger, die da Rechnungen heißen, faxt man ganz schnöde nach Frankfurt und schon ist der Käse gegessen.

Fraglich erscheint mir auch, ob solch dubiose Gestalten wie Dragoslav Stepanovic ein polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt haben und somit jemals hätten Trainer sein dürfen. Würde die nachträgliche Aberkennung aller Punkte eigentlich zu einem dramatischen Kursverlust bei der Bayer AG führen? Müsste Eintracht Frankfurt jetzt nicht aufgrund der damals nicht erreichten Punktzahlen eigentlich in der 3. Liga kicken? Und: gilt ein Führungszeugnis aus einem Staat, der eine Diktatur war, ebenso viel wie mein Führungszeugnis, das zwar weiß wie Schnee ist, aber eben auch nur von der Polizei in Moers ausgestellt wurde?

Kommen wir aber zu einem wichtigeren Punkt, den Klinsi-Klinsmän nicht erfüllt: er ist gar kein Vereinsmitglied! Glaub ich jedenfalls. Oder ist er noch beim VfB oder bei den Kickers in Stuttgart in Degerloch „eingeschrieben“? Also aktuell kickt oder trainiert er jedenfalls nirgendwo und wenn, dann auch nur bei den L. A. Raiders oder bei den New York Jets oder wie diese Mannschaften alle in Übersee heißen mögen. Kein DFB-Vereinsmitglied also.

Aber das wäre ja noch vernachlässigenswert. Schauen wir uns mal an, was man für die weiteren Stufen dieses Trainerscheins an Voraussetzungen mitbringen müsste. Achso. Ich vergaß, zu erwähnen, dass man mit C-Lizenz alle Vereine bis zur 5. Spielklasse trainieren darf. Rudi hätte also allerhöchstens bei San Marino Nationaltrainer werden dürfen. Ich weiß, ich weiß, Rudi war gar nicht Bundestrainer, das war Skibby-Heydiddliho-Flanders. Aber irgendwie war ja dann doch Rudi Bundestrainer, oder nicht?

Für die B-Lizenz, die auf die C-Lizenz folgen würde, ist neben den oben genannten Voraussetzungen erforderlich, dass man mindestens 1 Jahr als Trainer mit der C-Lizenz tätig war. Kann ich mich nicht dran erinnern, dass Klinsi-Klinsmän in den letzten Jahren bei einem Verein in der 5. Spielklasse Trainer war. Auch nicht bei Rudi Völler. Und bei Franz „Hillbilly“ Beckenbauer kann ich mich nur an Olympique Marseille erinnern, aber das war nach seiner Zeit als Bundestrainer. Jaja, ich weiß, für ihn erfand man die lustige Bezeichnung Teamchef, weil er eben gar keinen Trainerschein hatte. Teamchef klingt aber für mich irgendwie nach jemandem, der die Hotels bucht und entscheidet, wer wann zu einem Interview kommen bzw. gehen soll, weniger nach „Trainer“.

Für die A-Lizenz muss man dann mindestens 1 Jahr mit der B-Lizenz als Trainer tätig gewesen sein. Sind also schon mindestens 2 Jahre Ausbildung bis hierhin.

Das höchste der Gefühle ist dann die Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Hierfür muss man neben den oben erwähnten Dingen wie Reinheit der Kleidung und natürlich unbefleckt in die Ehe gegangen zu sein, was dem polizeilichen Führungszeugnis kaum nachsteht, vor allem: 2 Jahre mit der A-Lizenz tätig gewesen sein. Bevor man also Fußballlehrer werden kann beim DFB, muss man mindestens 4 Jahre als Trainer gearbeitet haben!

4 Jahre. Lodda schafft zwar in einem Jahr fast so viele Stationen, das liegt aber daran, dass er immer so schnell die Stadt verlassen muss, wenn er wieder ein Kind geschwängert hat. In südlichen Ländern wird da nicht lange gefackelt, entweder die Sau wird aus dem Dorf getrieben oder direkt aufgeschlitzt. Nun also Ungarn für Lodda. Okay, kann man als B-Lizenzjahr durchgehen lassen. Ungarn ist nicht gerade erstklassig, also für Lodda immer noch Teil der Ausbildung. Die schlappen Ungarn konnten gerade mal den DFB schlagen in den letzten Monaten, ansonsten gab es hohe Niederlagen gegen Brasilien und andere.

4 Jahre. Franz war noch nicht mal 4 Jahre nicht mehr aktiver Fußballer, als er Mitte 1984 Bundesteamcheftrainer wurde. Rudi hingegen hatte überhaupt gar keine Ahnung, was ihn erwarten würde, er spazierte nur als Schriftführer in die Sitzung im Jahr 2000, und als er wieder rauskam, war er Bundesteamcheftrainer, ohne dass er irgendwie auch nur ein polizeiliches Führungszeugnis in Kopie dabei gehabt hätte. Erstaunlich, erstaunlich. Seit gerade eben wissen wir ja auch, dass ein Kriterium „Vereinszugehörigkeit“ ist. Aber Rudi war doch damals bei Bayer Leverkusen! Es wird doch niemand ernsthaft behaupten, dass eine Werkssportgemeinschaft ein „Verein“ ist! Nee, nee, schon wieder eine Regularie über Bord geworfen.

Der Knüller kommt aber zuletzt: für den Fußballlehrerschein benötigt man den „Nachweis der Fachoberschulreife“.

Wir schlagen nach:
Franz Beckenbauer: Ausbildung zum Versicherungskaufmann abgebrochen
Rudi Völler: bei Rudi findet man nur die Angabe, dass er 1978 seinen ersten Profivertrag unterschrieben hat, da war er gerade 18 (wenn jemand mehr weiß, kann er mich gerne korrigieren)
Jürgen Klinsmann: Bäcker (Zitat: Ich habe mich nie für das Backen interessiert.)

Wüsste nicht, dass man als Bäcker die Fachoberschulreife hätte.

Zusammenfassend können wir sagen, dass niemand dieser Männer je Bundeschefkoch hätte werden dürfen. Anscheinend gilt in Deutschland immer noch das Führerprinzip: einer wird ausgewählt, der überhaupt nix von den Bestimmungen erfüllt und der dann einer Organisation vorsteht, die die rigiden Bestimmungen für den Rest des Volkes noch verschärft. Und diesem einen fliegen dann die Sympathien zu und er kann machen, was er will, obwohl er überhaupt nicht den strengen Regularien entspricht, so lange er nur Frankreich schlägt.

Insofern kann ich Peter Neururer sehr, sehr gut verstehen, dass er die Faust in der Tasche ballt, an seiner Stelle würde ich die andere Faust auch noch ballen und dann auch noch die Zähne fletschen und zu einem verbalen Rundumschlag ausholen, der sich gewaschen hat. Normale Menschen müssen 4 Jahre lang eine Ausbildung durchlaufen (in der sie ja nicht einfach nur eine Mannschaft trainieren, nein, es stehen solche Dinge wie Technik-, Taktik-, Konditionstraining, Trainingsplanung und -analyse, Coaching, Sportmedizin sowie Sportpädagogik und Sportpsychologie auf dem Lehrplan), diesen Heinis da steckt man den Trainerjob hingegen einfach in den Arsch.

Das ist eine Frechheit und es ist verständlich, dass man da als normal ausgebildeter Trainer sich lieber auf die Zunge beißt als seinen Trainerschein durch unbedachte Äußerungen zu verspielen.

Wenden wir den Blick zu unserem westlichen Nachbarn Frankreich, so finden wir dort ein Land und vor allem einen Fußballverband (F. F. F., denn alle guten Dinge sind drei), der den Mut hat, Trainer aus den eigenen Reihen zum Cheftrainer der A-Mannschaft zu machen. Nicht dass das hier als Plädoyer für Uli Stielike mißverstanden wird, um Gottes willen. Ich will lediglich festhalten, dass diese ganzen Bestimmungen beim DFB, wer wann wen trainieren darf, eigentlich für’n Arsch sind.

In den Reißwolf damit, denn Klinsmanns Nachfolger wird eh wieder Fredi Bobic („Der Fredi ist unverbraucht!“), Oliver Kahn („Der Mann hat alles gewonnen!“) oder Miroslav Klose („Ein Mann mit Charisma!“) heißen. Man muss halt nur im richtigen Moment ohne Job sein und von der Mehrheit der Bild-Leser als sympathisch empfunden werden. Vielleicht wird gar eines Tages der „Unsymp auf Lebenszeit“ Michael Schumacher Bundesflanders. Bei Benefizspielen kickt er ja schon manchmal mit.

Und natürlich – nicht zu vergessen – muss dann noch eine Marionette da neben einem rumspringen, die alle diese ganzen Trainerlizenzen erworben hat. So ganz ohne geht es dann doch nicht in Deutschland. Nun also wieder Holger Osieck, als Nachfolger von Bundestrainer Michael Skibbe. Was für eine Farce!

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Nur ein paar hätten wir ja wohlwollend verziehen

Manchmal lohnt es sich, olle Kamellen rauszukramen, besonders wenn sie vor der Zeit der großen Bloggerei stattfanden: Reinhold Beckmann bei der SZ, und zwar im Jahre 2003.

„Wichtige Szenen wie Platzverweise, Fouls oder Abseitsentscheidungen waren oft nicht zu sehen.“

So äußert er sich über die Berichterstattung des Fußballs vor seiner Zeit. Schon damals lesen wir also, was nach Beckmanns Ansicht die Rezeption eines Fußballspieles definiert: mit gnadenloser Schärfe zu urteilen, wer wo einen Fehler begangen hat oder haben könnte. „Platzverweise, Fouls oder Abseitsentscheidungen.“ Beckmann offenbart, dass er niemals an die Schaltregel der deutschen Fußballberichterstattung gedurft hätte. Mit der Schönheit und — in den Augen jener, die sehen können — auch Ästhetik des Spiels hat er nichts am Hut. Stattdessen: Zentimeterdiskussionen führen, wie sie heute bei zweifelhaften Abseitsentscheidungen zum Halse heraushängender Abusus sind. Den Schiedsrichter geißeln oder sich in Konjunktiven verlieren, weil eine vom Platzwart gezogene Strafraummarkierung nicht hundertprozentig den Maßstäben des Pariser Urmeters respektive denen einer Wasserwaage entspricht. Das hat nur sehr wenig damit zu tun, über Fußball zu berichten. Sicher ist es Teil der Berichterstattung, gerade die herausragenden Szenen zu erörtern. Sich dabei aber einzig auf die strittigen zu beschränken, weil man das jetzt kann, weil man die technischen Möglichkeiten dazu hat, wird all den anderen zu berichtenden Komponenten des Spiels nicht gerecht.

Viele junge Menschen, die heute aufwachsen, empfinden es dank Beckmann wahrscheinlich geradezu als dem Fußball immament, dass man sich x Superzeitlupen anschaut, einen Schiedsrichterlehrwart im TV interviewt und den gerade ins Studio schneienden Trainer der benachteiligten Mannschaft direkt mit der Frage nach dieser einen Szene zu konfrontieren. Und finden es genauso normal, nicht über Spielaufteilung, über Entstehungsgeschichte eines Spielzugs oder Fehler im Stellungsspiel informiert zu werden. Dank Beckmann.

Wir sind es nicht nur leid, dass ständig über diese Dinge diskutiert wird, es ignoriert ebenso den Aspekt, dass Fußball ein von Menschen für Menschen geschaffenes Spiel ist, dem Fehler aller Beteiligten immanent sind, und immer noch ist auch der Schiedsrichter ein Mensch. Das ist keine neue Erkenntnis, beides nicht, doch verstellt es den Blick darauf, was eigentlich tatsächlich, innerhalb des Spiels passiert. Wenn man seinen Fokus komplett auf den Schäferhündischen Reflex legt, anderen Fehler nachzuweisen, hat man offensichtlich wenig damit zu tun, sich für Fußball zu interessieren. Man ist nur ein schlechterer Mensch von Sezuan.

„Die Leute wollen weniger Nebensächlichkeiten, etwa den in Super-Slowmotion explodierenden Trainer oder die ausgeleuchtete neue Garderobe der Spielerfrauen. Sie wollen ein Fußballspiel sehen.“

Eine Spielerfrauengarderobe wollte abgesehen von den Frauen, die Fußball wegen der hübschen Kerle schauen (und ohne hier über empirische Daten zu verfügen, darf man annehmen, dass diese Zahl in den letzten Jahren immer geringer geworden ist, prozentual), ohnehin noch nie jemand sehen, ob vor oder nach seiner Zeit. Wir wollen Fußball sehen.

Wie gesagt, lesenswert, unser alter Schlawiner und Kabelschlepper ätzend herablassend behandelnder (achso nee, das war Kerner) Beckmann. Der Rest ist genauso schlecht. Das Tor der Woche und das Tor des Tages sind da noch die geringsten Übel.

Wir wollen Fußball sehen bzw. hören und zwar Fußball.

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