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Schlagwort: Robert Enke

Endlich sagt’s mal einer

Endlich kann man die Floskel vom „Es hat sich nichts geändert“ beerdigen — für diesen Kontext. Das hätte man schon länger können, wenn Menschen sie nicht ständig gegen allen Sinn und Verstand wiedergekäut hätten. Immerhin ist das Folgende fast die erste Äußerung eines Fußballfunktionärs, welcher die gegenteilige Meinung ausdrückt.

Oliver Bierhoff „ist sicher, dass sich nach Enkes Tod im Bewusstsein der Menschen viel verändert hat. Auch im Profifußball seien ‚die Vorbehalte gegen die Krankheit Depression verschwunden‘, es werde ‚freier darüber gesprochen‘, die Beispiele des Trainers Ralf Rangnick und des Torwarts Markus Miller demonstrierten, dass es möglich ist, ‚zurückzukommen‘.“

Verschwunden sind die Vorbehalte sicher nicht, aber geringer werden sie wohl geworden sein. Vielleicht muss Bierhoff auch so sprechen wie oben, weil er Mitglied der Robert-Enke-Stiftung ist o. Ä. Sei’s drum. Recht hat er so oder so.

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panta rhei

Vier Jahre waren es nur zwischen der EM 2008 und der EM 2012. Trotzdem ist der Kader vom engsten Kern abgesehen nicht mehr wiederzuerkennen.

Jens Lehmann
Robert Enke
René Adler
Philipp Lahm
Per Mertesacker
Clemens Fritz
Arne Friedrich
Heiko Westermann
Marcell Jansen
Christoph Metzelder
Bastian Schweinsteiger
Thomas Hitzlsperger
Michael Ballack
Simon Rolfes
Torsten Frings
Piotr Trochowski
David Odonkor
Tim Borowski
Lukas Podolski
Miroslav Klose
Mario Gomez
Kevin Kuranyi
Oliver Neuville

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Pokal normal

Der erste Bundesligist, der ausscheidet (mit einem Kantersieg von 1:0 für seinen Gegner) „blamiert“ sich „bis auf die Knochen“. Jemand, der einen entscheidenden Elfmeter verwandelt oder als Torwart hält, ist von nun an ein „Pokalheld“ — in der ersten Runde. Für einen Dritt-, Viert- oder Fünftligisten mag das Sinn ergeben. Für einen Profitorwart aus der ersten Liga sicher nicht in einem Elfmeterschießen gegen einen unterklassigen Gegner. Der wäre ein Held für einen Abend, so lange, wie die Busrückfahrt aus Emden, aus Gütersloh oder aus Worms dauert, aber doch niemals ein ernsthafter Held, der in die Annalen des Klubs eingehen würde.

Es dauert nur ein normales Pokalwochenende lang, bis man schon durch die Abgegriffenheit der Floskeln, der stets wiederkehrenden, den Sermon zu einer ganz normalen Pokalrunde nicht mehr lesen mag.

Es ginge ja auch anders, mit anderen Worten, weniger boulevardesk. Und die Leute würden es gar nicht weniger kaufen, weniger klicken, weil sie größtenteils wissen wollen, was passiert ist, nicht, wozu man ein einfaches Fußballspiel, eine einfache Pokalrunde machte, nur weil einem das Jota Kreativität fehlt, mal etwas anderes zu schreiben als sonst immer.

Aber es ging ja noch weiter an diesem Wochenende oder kurz davor, und da fehlte es erst recht an Kreativität, oder sagen wir lieber: ausreichender Pietät (sonst wäre es ja auch nicht Mainstream):

U2 sind so altbekannt abtörnend anbiedernd wie immer, dass sie auf ihrem Konzert in Hannover an Robert Enke erinnern, Larry Mullen Jr. sogar den letzten Song in einem Hannover-96-Trikot spielen lassen. U2, Larry Mullen Jr., alles altbekannte und -gediente Hannover-96-Fans, denen schon immer viel an diesem Stadion, an dieser Stadt, vor allem aber an Anbiederung lag.

Zum Glück kann man Geschmäcker ändern, andere Worte finden. Auch länger schon.

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Robat … und der Porzellanladen

Robat.

Reingefallen!

Robat — fängt auch mit Rob … an, hört aber nicht mit …ben auf.

Robat Enke. Das ist jetzt nicht mal lautmalerisch. Es gibt kaum einen Menschen der sprechenden Medien, der diesen amen* Menschen nicht als „Robat Enke“ ausspricht. Das mag für seine fußballerischen Leistungen völlig egal sein, wir wollten hier ohnehin wieder weg vom vermaledeit überall stattfindenden Sprachgeklugscheiße und wieder hin zum Fußball.

Robat Enke also soll die Nr. 1 werden. „Ein Torwartproblem hatten wir noch nie in Deutschland“, sagte gestern erst wieder Geog Koch in der Pause des Spiels MSV Duisbug – Fotuna Düsseldof.

Ob nun Wiese das Zeug dazu hätte oder nicht, hier würde man meinen: ja, ist eigentlich auch egal. Denn das, was Jogi Löw mittlerweile an völlig unnötigen Problemen aufs Tapet zaubert, übersteigt nicht nur langsam, sondern relativ schnell die Schwelle dessen, was noch gut ist.

Wo es 2005 noch nur 2 Torhüter waren, die um 1 Platz kämpften, sind es bei Jogi Löw 2009 gleich 4. Wo es 2005 noch nur 2,5 enttäuschte Nationalspieler waren (Kuranyi und Wörns und Kahn, der allerdings nur halb zählt, weil er ja immerhin dann doch im Mannschaftsbus mitfahren durfte), züchtet Löw sich gleich ein ganzes halbes Dutzend an Alternativen, die auf diese Art keine mehr sind. Frings raus, Jones raus, Kuranyi raus (nicht dass man an dieser Stelle der Meinung wäre, Kuranyi solle nicht raus sein, aber…), nun Wiese auf seltsame Art raus, nachdem man ihn zuvor eindeutig mit ins Kalkül gezogen hatte.

Was man „Grinsmann“ während seiner Zeit beim DFB von ohnehin zweifelhaften Seiten aus vorwarf — seine entschiedene Art, sein „Aufräumen“ — kann man Jogi Löw leider nicht vorwerfen. Es ist ja im Prinzip nichts anderes als das, was Klinsmann bei den Bayern hinterlassen hat, nur mit umgekehrten Vorzeichen: Während er in der Nationalelf als eisenharter Entscheider ging, der seine Linie durchzog, und seinem Nachfolger jetzt leider nur das Gegenteil gelingt, trat er bei Bayern als relatives Gegenteil auf und ließ den dortigen Entscheidern – zumindest scheinbar – nur noch die Wahl, wiederum aufs Gegenteil zu vertrauen, auf den holländischen Mann mit dem selben Spitznamen wie der aktuelle schweizer Nationaltrainer. Auf einen, der sich gegen alle Widerstände durchsetzt, somit auf jemanden, der schon am 4. Spieltag den Mut hat, Rensing aufs verdiente Altenteil abzuschieben, während Klinsmann sich das erst im Viertelfinale der Champions League traute.

Hier geht es aber um Löw, und der Mann beginnt eine echte Sorgenkomponente auf der „oad* to 2010″ zu werden. Dass ein Trainer ein vermeintliches Leistungsprinzip ausruft, sei mal wirklich als Bananengarten dahin gestellt: Wer glaubt denn ernsthaft, dass ein Trainer seine Spieler danach aussucht, welche Statistikwerte dieser in irgendeiner selbstgefälschten Datenbank aufweist, welche Fitnesswerte ein Spieler hat oder wie viele Follower er bei twitter hat? Abgesehen davon, dass ein Trainer auch nur ein Mensch ist, und somit zwangsläufig solchen Faktoren wie „Sympathie“ für oder weniger für einen Spieler sowie „gegenseitige Chemie“, die stimmen muss, unterliegt, sollte man einem Trainer auch im Jahr 2010 insoweit eben freie Hand lassen, dass er das am besten zusammen passende Team auswählt und eben nicht nach reinem „Leistungsprinzip“ vorgeht. Zumal bei solchen Konstellationen wie Innenverteidiger plus Innenverteidiger oder Innenverteidigerinnen plus Torwart oder offensiver Zögling plus defenisver Fahrensmann doch gar nicht klar sein kann, was einem die im Verein und den nun mal sehr wenigen Länderspielen gewonnenen „Leistungsdaten“ darüber verraten, was diese oder andere Konstellationen dann in ihrer spezifischen Konstellation an Leistung hervorbrächten. Da müsste man ja schon quasi endlose Testspiele durchführen, um das final beantworten zu können.

Das wird von niemandem mit Verstand erwartet und das erwartet auch niemand mit Verstand von Jogi Löw. Warum er dann aber nachgerade ständig und vor allem ohne jegliche Not Baustellen eröffnet, wo gar keine zu finden wären, wenn man keine aufmachte, bleibt unerklärlich. 4 Torhüter bis kurz vor der WM (es sind nur noch 9 (!) Monate) im Rennen zu halten, ist geradezu fahrlässig, wenn man, statt jetzt schon einen bitter enttäuschen zu müssen, ihn stattdessen in einer eventuellen Notlage mit einer Berufung eher positiv motivieren könnte.

Das ganze Geschreibsel war jetzt aber nur Vorgeplänkel dazu, dass man schließlich festhalten muss: Enke, Adler, Neuer, Wiese. Das ist tatsächlich Jacke wie Hose, der eine spielt häufiger international, der andere macht die besseren Interviews, der nächste ist weniger stinkstiefelig. Keiner sticht heraus und es ist auch nicht abzusehen, dass sich das in den nächsten neun Monaten ändern wird. Sollte es keine mit dem Boulevard abgemachten geheimen Angriffspakte geben, dass man die T-Frage neuerdings immer möglichst lange am Köcheln halten möge, auf dass es was zu schreiben gäbe, gibt es keinen Grund, warum man 4 Leute ins Rennen beruft, um dann schon vor dem Ende einen verprellen zu müssen, während die Abwehr und die Frage in dieser Frage noch lange nicht im Klaren sind, wer denn jetzt die Nr. 1 ist (und dieser dann angesichts der Auswahl der Torhüter wenigstens in den Länderspielen „internationale Praxis“ zu geben).

Es hätte nichts bis gar nichts dagegen gesprochen, Roba*t Enke schon von Anfang an zur Nr. 1 zu erklären und dann wirklich nur im Notfall und weil man ja auch bei einem langen Turnier (ich bitte Sie, maximal 7 Spiele!) mal einen Ersatz brauchen könnte, eine Nr. 2 zu züchten. Dass kein Lagerkoller aufkommen wird und die Nr. 3 nicht rebellieren wird, dafür sorgt ja schon der Playstation- und Tischtennisplatten-Minister Bierhoff. Dass das bezogen auf die Torhüterposition alles nur eine Übergangsphase ist und wir uns in keiner Torwartära befinden, war von vorneherein klar. Und dass man nach einem großen Turnier wie der WM 2010 in Südafrika noch mal eine andere Meinung haben darf als vorher, hat Jogi Löw ja (immerhin) nach der EM 2008 im Land der Löcher im Käse und des Schmähs bewiesen.

Vollkommen unverständlich also, wieso hier überhaupt Fragen gestellt und Hoffnungen geschürt werden, die schon per FIFA-Definition (3 aus 23) nicht erfüllt werden können.

Man kommt nicht umhin, anzunehmen, dass Jogi Löw ein Konfliktvermeider ist oder wahlweise einer, der sich nicht entscheiden respektive festlegen mag. Was im Endeffekt auf das selbe Phänomen hinausläuft, nämlich die Weigerung, innerliche Konflikte aka Unentschlossenheiten mit sich bis zu einem vernehmbaren Ende auszutragen.

Mag man hier auch klingen wie Günte* Netzer oder anderes Stammtischgebrabbel: Das ständige Ausladen von irgendwann mal dazu Gehörenden wirkt allmählich weniger wie ein Ausprobieren der vorhandenen Optionen als wie das Lavieren eines äußerst unentschlossenen Elefanten im vorsüdafrikanischen Porzellanladen.

Scherben bringen Glück, aber mit Glück allein hat noch selten einer aus dem wenig verbliebenen heilen Rest etwas Brauchbares zusammengekittet.

* Hier ein stummes „r“ denken.

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Die 3:3-Woche: Endlich wieder Fleisch

Hatte da irgendjemand über Fußballmüdigkeit geklagt oder darüber, dass der Fußball vorhersehbar sei wie des Dummschwätzers Gabe, sich innerhalb eines Satzes zu widersprechen, obwohl er gar keine sinnvolle Aussage tätigt, der war getäuscht.

Vermeintlich Kleine gibt es im Länderfußball noch. Man erkennt sie daran, dass Berti Vogts bei ihnen Nationaltrainer ist oder daran, dass die Zeitungen genüsslich die Hauptberufe der jeweiligen Amateurspieler auflisten. Busfahrer ist dabei immer ganz beliebt, Lagerist, manchmal auch (Sport-)Lehrer oder natürlich Student, meist für Sport auf Lehramt. Andere Kleine gibt es hingegen kaum noch, zumindest gehört Finnland schon länger nicht mehr dazu. Wer will denn da übersehen haben, dass die Premier League dem übrigen Fußball weit enteilt zu sein scheint? Und wer will denn da übersehen haben, dass sich der Kader der Finnen hauptsächlich aus Spielern aus mittelgroßen Vereinen rekrutiert, so wie es die Vereine von Serdar Taşçı, Robert Enke oder Simon Rolfes eben auch sind? Dass Finnland zuletzt in einer starken Gruppe mit Polen, Portugal und Serbien nur um drei Punkte an der EM-Qualifikation scheiterte?

3:3 also gegen Finnland, wohl in der Entstehung, nicht aber im Endresultat überraschend: auswärts ein Remis gegen den zweiten Mitkonkurrenten um den Gruppensieg. Und nach dem Spielverlauf sicher ein Punktgewinn. Ein Gewinn vor allem im Punkte Unterhaltung. Nämlich für jene Public-Viewing-Zuschauer, denen es nichts ausmachte, ohne Event-Fans mehr oder weniger alleine vor den nirgends aufgebauten Leinwänden bei frühherbstlich kaltem Wetter und ebenso kaltem Bier auszuharren, welches man ohne die langen Schlangen, die man zu Turnieren bewältigen muss, erworben hatte, mit dem — tatsächlich fachkundigen — Nebenmann, der allerdings erst in weiter Ferne erspäht werden konnte, sich Fachsimpeleien zuschreiend. Niemand stand im Bild und niemand hatte Wurst-Ketchup-Senf aufgetragen. Es waren ja ohnehin nur zwei Leute da, freie Sicht also für jedermann. Kein Gewinner hingegen an den Mikrofonen der Überträgern: Oliver Kahn verliert sich in inhaltsleeren Banalitäten, dass man befürchten muss, er möchte den Dummschwätzer in seiner Eigenschaft als solchen beerben. Wobei Oliver Kahn, wenn er inhaltlich nichts sagt, sich auch nicht widersprechen kann, womit er dem Dummwschwätzer etwas voraus hat. Was sein Hülsenfeuerwerk aber nicht weniger überflüssig macht: Es ersteht der Eindruck, dass Kahns Kiefer einfach zu groß ist, um auch noch das Hirn mit Blut zu versorgen.

3:3 auch in Dortmund und jetzt rufen sie alle wieder nach dem Videobeweis oder nach anderen, besseren Pfeifen an ebenjenen, auf dass solche Ungerechtigkeiten nicht und in dieser Lebensspanne schon gar nicht mehr zu bedauern seien. Dabei übersehen sie gerne, dass das Spektakel (respektive Skandal) gar kein solches wäre, wenn es diese Fehler nicht gäbe. Natürlich will kein Beteiligter, dass in jedem Spiel ein gewisser, sicherer Prozentsatz an Fehlentscheidungen getätigt wird, nur damit Unterhaltung herrscht. Der Wunsch nach Fairness scheint dem Menschen immanent zu sein. Zumindest so lange, wie kein eigener Vorteil möglich ist. Fraglich, in welchem Kleiderschrank all diese Geiferer Fräulein Smillas Gespür für Fehlentscheidungen eingesperrt halten, wenn sie selbst dann tatsächlich mal von Fehlentscheidungen anderer profitieren. Wer klinisch saubere Entscheidungen möchte, soll in den OP-Saal gehen, wo die Fehlerquote etwas besser, aber immer noch nicht perfekt ist. Ein Zustand, auf dessen Erreichen wir so lange warten können wie darauf, dass Schalke mal 90 Minuten lang attraktiven und erfolgreichen Fußball spielt.

3:3 auch in Hamburg, wenn man mit einrechnet, dass Leverkusen nur 334 Stunden und 10 Minuten zur Regeneration hatte und Hamburg derer 334 und 14 Minuten, war doch die letzte Partie der Hamburger vor ungefähr zwei Wochen früher als die der Leverkusener beendet worden — ein klarer Wettbewerbsnachteil, der unter Berücksichtigung all der „hättes“ und „wäres“, die Fußballschauer an dieser Stelle gerne einfügen, punktgenau zu einem weiteren Tor für Leverkusen geführt hätte. Da wir hier aber ohne wenns und abers schreiben: 3:2 also in Hamburg und der HSV scheint sich daran zu gewöhnen, von jetzt ab dem Gegner „zwei vor“ zu geben, damit die Zuschauer etwas für ihr Geld bekommen und die Mannschaft ab der 60. Minute spielen muss wie Norwegen in den 1990ern („Spielen immer so, als stünde es 0:1 in der 90. Minute“). Das wird man vor allem in Gladbach und vor allem für das Auswärtsspiel in Hamburg gerne hören, wobei man bei jenen eher auf „drei bis vier vor“ hoffen sollte. Diese seltsame Maßnahme der Hamburger mag aber auch nur dem niederländischen Trainer geschuldet sein, dem man den Aufenthalt an der Alster so heimelig wie möglich gestalten will. Um erst gar kein Heimweh aufkommen zu lassen, spielt man ebenso offen und mit vielen Gegen- und Toren wie der neue Trainer es seit Jahr und Tag aus der Eredivisie kennt, wo ein 5:3 oder ein 8:1 eher die Regel als die Ausnahme sind. Was Uwe Seeler zu der neuen Spielweise des HSV sagt, war leider nicht zu verstehen, geistig, Günter Netzer hingegen sieht den HSV schon auf dem Weg zum Titel (FOTO-Zeitung) bzw. eben nicht (alle übrigen Zeitungen). Diese „der Gegner hat zwei vor“-Methode wird sich nämlich noch rächen, spätestens dann, wenn man es erst kurz vor Schluss schafft, 0:2 hintenzuliegen und die Zeit zu knapp wird, den Rückstand noch aufzuholen.

Bliebe noch Prinz Pussy zu erwähnen, der jedes Mal anfängt zu weinen, wenn er ein Tor gegen die Ex-Seinen erzielt. Für ihn ist zu hoffen, dass er nicht mehr allzu oft in seinem Leben den Verein wechselt, sonst geht das Gewinsel inklusive Exculpation bei allen weiteren in Europa verstreuten Patenkindern und ehemaligen Nachbarn, Zeitungszustellern und Kinderärzten noch bei jedem zweiten Spieltag los. Das wäre dann eher mimosig, und somit wenig fleischig.

Ansonsten war’s aber ganz gut durch, diesmal.

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Determiniert?

Macht euch keine Hoffnungen, dieser Beitrag endet sowieso 1:1.

Dennoch — auch wenn man an diesem Spieltag zum Oddsetkönig par excellence hätte aufsteigen können, hätte man das Lieblingsremis von Fortuna getippt — lohnt ein Blick auf den vergangenen Spieltag: Was ist passiert?

In Stuttgart zeigt uns Mario Gomez, dass er ein wirklich guter Kopfballspieler ist, etwas, was einem anderen Ex-Stuttgarter Stürmer, der zur EM möchte, leider gänzlich abgeht. Außerdem beweist Gomez, dass man auch mit Migrationshintergrund einige Sätze geradeaus hinbekommen kann. Scheißfrage aber auch.

In Frankfurt ist etwas Außergewöhnliches passiert: Cottbus ist auswärts in Führung gegangen. Dass das nur mit gütiger Mithilfe von Oka Nikolov gelang, ändert nichts daran, dass Cottbus danach trotzdem verlor, wie eigentlich immer. Und die Eventfans erklärten den Supportern das Spiel. Hurensöhne!

In Duisburg, wo man schon gegen 11 andere Spieler nicht gewinnen kann, wurde es dem MSV besonders schwer gemacht. Der alte Fuchs Mike Hanke ließ bereits nach 5 Minuten die strategische Bombe der dauerhaften Unterzahl platzen. Resultat: ein Remis. Nicht schlecht für Hannover 96, schließlich streitet man dort, auch wenn man es nicht wahrhaben will, mit dem VfL Bochum um den Titel der grauen Maus der Liga. Robert Enke erinnert mit seinem Kopfverband an den Hoeneß’schen Turban und uns daran, dass die T-Frage ja immer noch nicht entschieden ist.

Hertha kann die Saison endgültig abschreiben und sich fragen, wie viele „Aufbaujahre“ man eigentlich braucht, wenn man jeden Tag zusammen trainiert und ob ein Trainer nicht dazu da ist, die vorhandenen Spieler besser zu machen, statt ständig nur das Feinobst des Ex-Vereins zu kaufen.

Nürnberg tut alles dafür, tatsächlich das Abstiegs-Double hinzubekommen und Thomas von Heesen kann einem schon leid tun, wie schnell er seine vormals gute Reputation zerbröselt hat. Ein Trainer macht noch keinen Sommer und Zwetschge ist übrigens der dämlichste Spitzname der ganzen Liga.

Für Borussia Dortmund: siehe Hertha BSC, mit der Einschränkung, dass niemand ernsthaft von Thomas Doll erwartet, dass er seine Spieler besser macht und erst recht niemand erwartet, dass man in Dortmund noch eine solche Adresse wäre, dass man Rafael van der Vaart ins Team holen könnte.

Über den FC Bayern braucht man jetzt nicht mehr zu sprechen, zumindest bis zum Ende dieser Saison. Hitzfeld wird sanft und gemächlich — was ja bei Hitzfeld selbst ohnehin gar nicht anders geht — zu Ende arbeiten können. Wir haben also noch ca. 3 Monate Ruhe, bevor der mediale Sturm mit dem Thema Klinsmann über uns herniederbrausen wird. Kann sogar richtig gut tun, so ein geordneter, klarer Spieltag ohne Sensationen: das Geschrei bleibt aus.

1:1.

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Robert Enke wirft sich was ein

Bei uns ist es so, dass du als Torhüter ganz schnell Publikumsliebling werden kannst, wenn du dir nicht jedes Mal die Bälle selbst hinten rein wirfst.

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Lehmann bleibt

Wir sind alle froh, dass Lehmann bleibt. Jens Lehmann scheint einen Jungbrunnen gefunden zu haben, während Oliver Kahns Gesicht Bände spricht von den vielen durchfeierten und durchzechten Nächten mit Verena Pooth. Kretschmar. Engelke. Ich weiß nicht mehr, wie Kahns Freundin Verena mit Nachnamen heißt, denke aber auch, dass das ein gutes Zeichen ist. In Kürze werden wir sie alle vergessen haben, Regel bestätigende Ausnahme werden Gala-Leser sein, in der auch C-Promis von Anno Dazumal noch zu Wort respektive Bild kommen.

Möglicherweise heißt Jens Lehmanns Jungbrunnen aber tatsächlich „Umstellung des Trainings“. Angeblich tat er das, nachdem er bei Arsenal seinen Stammplatz verlor. Und dann sind wir Jürgen Klinsmann noch mal dankbar, dass er den Vizemeister des Debilitätswettbewerbs (Meister wurde, wie an anderer Stelle erwähnt, Gerd Müller) der Altspieler des FC Bayern, Sepp Maier, aus der Nationalmannschaft geworfen hat. Der hat schließlich Oliver Kahn mit seinem Training zusätzlich heruntergewirtschaftet.

Wollen wir hoffen, dass Lehmanns Stellung als alleiniger Torwart Nummer Eins ihm nicht zu Kopf steigt und er wieder in seine Eskapaden von früher zurückfällt. Rekordzahl roter Karten in der Bundesliga für einen Torwart, Verkehrssünden (fragte mich schon immer, was daran schlimm sein soll, wenn ein Fußballspieler sich verhält wie jeder andere Mensch auch), schnöseliges Verhalten in Interviews und eine generell sehr dünne Haut zeichneten ihn früher aus.

Heute zeichnet ihn schnöseliges Verhalten aus, das er etwas geschickter verbirgt, eine dünne Haut, die er ebenfalls geschickter verbirgt und bislang nur eine rote Karte im Champions-League-Finale.

Nichtsdestotrotz: ich bin erleichtert, dass Jens Lehmann weitermacht. Die Nachfolgekandidaten mit Ausnahme von Robert Enke sind alles Leute, die genau dem Bild von Hauruck-Heinis, denen ab und zu mal die Sicherung durchbrennt, wie man sie im Tor kennt, entsprechen.

Und während Oliver Kahn altersalt geworden zu sein scheint, wirkt Lehmann eher altersweise, dazu aber mit der nötigen Fitness, Beweglichkeit und auch mit dem nötigen Quentchen des „antizipierenden Torhüters“, die ihn alle zusammen relativ schwer bezwingbar machen — zur Zeit.

Bis zur EM 2008 sind es noch zwei Jahre und sollte Lehmanns Form drastisch abfallen, sollte man nicht zögern, einen ähnlichen Tausch wie vor der WM 2006 vorzunehmen und einfach das tun, was ein Trainer immer tun sollte: den besseren Torwart aufstellen, nicht den mit den größeren Erfolgen in der Vergangenheit.

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Bankkaufmann bei der örtlichen Sparkasse

Ich bin ja selbst noch nicht besonders weit gekommen. Von „zu Hause“ bis zur Ruhr-Uni in Bochum, dann nach Duisburg. Das sind Entfernungen, die man als guter Läufer auch noch locker an einem Tag zu Fuß zurücklegen könnte. Deshalb hab ich auch kein Recht über Kleinbürgerlichkeiten in anderer Leuts Leben zu lästern. Vor einiger Zeit schon las ich, dass es in Italien durchaus üblich ist, dass die Söhne der Familien bis zum Alter von 25, 26 noch zu Hause bei den Eltern leben und dass das auch niemanden stört. Damit ist ja auch klar, dass diese Jünglinge ebenfalls nicht viel von der Welt sehen, denn entweder arbeiten/studieren sie in der Nähe ihres Elternhauses oder sie sind arbeitslos.

Trotzdem finde ich es bemerkenswert richtig, was Robert Enke in diesem Interview bei den 11 Freunden zu seiner nicht immer glücklich verlaufenen Zeit in Portugal, Spanien und der Türkei sagt:

„Leuten, die noch nie aus ihrem Vorort in Deutschland raus gekommen sind, bin ich in dieser Hinsicht keine Rechenschaft schuldig.“

Natürlich ist es im 3. Jahrtausend nach Christi wesentlich einfacher als in den Zeiten vor Handy und Internet, ins Ausland zu gehen, weil der Kontakt in die Heimat wesentlich leichter (und zuverlässiger zustandekommend) geworden ist. Nichtsdestotrotz ist es nicht leicht, als Anfang 20-jähriger ins Ausland zu gehen und dort als Profi in einer Sportart tätig zu sein.

Denn alle, die auch zur Mannschaft gehören, sind gleichzeitig auch Konkurrenten (bei einem Torwart spitzt sich diese Situation noch zusätzlich zu).

Deshalb habe ich Respekt für Robert Enke, dass er in Istanbul gekündigt hat, obwohl er nicht wusste, wie es weitergehen würde.

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