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Schlagwort: Recklinghausen

Akustikbeispiel: Wie sich Marcell Jansen guten Fußball-Kommentar vorstellt

Es gibt neben einigen Artikeln in den uralten Medien auch bei angedacht eine lesenswerte Diskussion zu den Äußerungen von Marcell Jansen bezüglich Gerd Gottlobs Leistung beim Spiel in Belgien. Mit dem Tenor, dass Jansen darin eigentlich nur Stuss fordert.

Es ist schließlich nicht von der Hand zu weisen, dass zwischen seinem Wunsch nach sachlich-fachlich-qualifizierteren Kommentatoren — auf dass er stets richtig, zumindest aber nie zu schlecht bewertet werde — und der Forderung nach emotionaleren Kommentarweisen wie man sie in Spanien oder Italien kenne, ein Widerspruch besteht.

Als Krönung des Kommentierens von Fußballspielen will uns der kleine Marcell Jansen — der übrigens auch die Formel des Lebens kennt und Famoses über die Erziehung von Profis locker aus dem Ärmel schüttelt — niemand Anderen als Werner Hansch als fähigen Kommentatoren verkaufen. Was nur der Tatsache geschuldet sein kann, dass er zu Hansch‘ Zeiten noch ein Knäblein war.

Wie sich das damals mit dem Traber aus Recklinghausen am Mikrofon anhörte, macht nämlich die große Werner-Hansch-Maschine deutlich.


[photopress:die_grosse_werner_hansch_maschine.jpg,full,centered]

Dabei bitte alle Tasten in der Reihenfolge der Zahlen anklicken, es existiert durchaus inhaltliche Kontinuität und ein Crescendo bis zum sinnebetäubenden Hansch-Finale in diesem wunderbaren Zeitdokument namens Werner-Hansch-Maschine.

Unser Favorit: Taste 31.

Unser kluger Knabe des Monats: der kleine Marcell.

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Filip Trojan Horse in schön

Weil es so schön ist, so herausstechend, habe ich das kicker-Profilfoto von Filip Trojan mal hier direkt geklaut, ohne mich zu erlauben gescreenshotet und eingestellt. Normalerweise strahlen solche Profilfotos die Raffinesse und den Stil einer Einkaufszone in Recklinghausen oder (hier die eigene Heimatstadt eintragen) aus. Oft genug ist es nicht mal die Schuld des Spielers, sondern die des Fotografinnen und außen: Das muss er doch sehen, dass der Typ zufällig gerade ein extrem unfreundliches Gesicht schneidet, mitten in die Kamera hinein und dass man dann auch so viel Respekt haben sollte, es noch einmal zu versuchen. Schließlich sind Kicker-Sonderhefte und auch Kicker-Webseiten-Spieler-Profile nicht etwas Marginales, sondern etwas Monumentales (so lange man unter 14 ist, jedenfalls). Ich höre schon die Stimmen aus dem Off rufen, dass sie durchaus auch jenseits der 14 noch etwas haben, nämlich Marketingwert, etwas, was man verkaufen will. Natürlich ist dem auch so, wer aber jenseits der 14 ist überhaupt noch empfänglich dafür, wie ein Spieler oder ein Kaderfoto aussieht? Man ist doch längst schon gefallen. Man ist doch schon dem Unbill des Zufalls erlegen und kann sich nicht mehr abwenden von Borussia Mönchengladbach, Hansa Rostock oder ja, auch dem VfB Stuttgart.

Als neutraler Betrachter hätte man dennoch gerne schönere Fotos als die immer gleichen Gesichtsausdrücke und Hintergründe. Oft sehen Profilfotos nämlich einfach so aus: bierernst, ernst, aber verunsichert, nachbarschaftlich-fröhlich („Meinen Rasenmäher? Klar, immer!“), bemüht freundlich, aber misslungen (besonders häufig, diese Variante) oder einfach nur nichtssagend.

Schauen wir nun noch mal auf das Bild von Filip Trojan. Alles scheint hier zu stimmen. Der Hintergrund: links stehen ein paar Blagen, die sich das Fußballspiel der Erwachsenen angeschaut haben. Rechts ein Flutlichtturm, offensichtlich fand das Spiel in der Nähe, auf dem Vorplatz eines größeren Stadions statt, so wie es wohl in Köln, aber auch in Leverkusen, in Bremen möglich wäre. Das Trikot von einer Schlichtheit, dass selbst Mama inzwischen erkennen würde, dass da doch irgendetwas fehlt, um ein „richtiges“ Trikot zu sein, der Himmel blau, wie wir ihn lieben, wenn wir Fußball spielen, um Fußball zu spielen. Sicher weht auch ein leichtes Lüfttchen, sonst wären Trojans Haare nicht so zerzaust. Wären sie allein vom Spiel so zerzaust, hingen sie durchgeschwitzt alle nach unten, so aber, mit dem leichten Aufwehen nach oben sind wir inzwischen sicher, dass ein Lüftchen herrschen muss. Keines, das den Spielausgang zu verfälschen in der Lage wäre. Eher eines, das man erst dann spürt, wenn man nicht mehr läuft, nicht mehr trabt. Eines, das man spürt, wenn man gemächlichen Schrittes und das Herz noch leicht, aber natürlich stärker als zu anderen Gelegenheiten des Sonntags, pumpend zur Ausführung des Eckballs schreitet. Jenes Eckballs, der genauso wirkungslos verglühen wird wie 99 von 100 anderen Eckbällen in solchen Spielen es ebenfalls zu tun pflegen.

Wichtiger aber als diese Rahmenbedingungen ist Trojans Gesichtsausdruck, man ist schon eher geneigt zu sagen: sein Nicht-Gesichtsausdruck. Das Spiel scheint vorüber zu sein, irgendein wichtigtuender Schreihals an der Linie wird schon lange das Wort „Ende!“ gebrüllt haben, beim ersten Mal hatten es — nicht aufgrund des Windes — nicht alle Spieler gehört, so dass der Schreihals sich genötigt sah, ein zweites Mal „Ende!“ in den Sonntagnachmittag zu brüllen. Er wird es getan haben. Das ist klar.

Unklar ist, ob Trojan dann gejubelt haben wird, vielleicht ist er nur so abgeschlafft, es riecht fast schon nach Remis, denn eine Niederlage würde tiefere Furchen gegraben haben. Vielleicht hat er die eindeutigste Chance des Spiels vergeben, vielleicht erinnert sich trotz des deutlichen Sieges niemand mehr daran, er selbst aber gerade ganz besonders. Chancen vergeben ist nicht schlimm, es gehört dazu, komm, Filip, da muss man sich nicht so grämen. Die Zweifel am eigenen Können, wer weiß, ob er weiß, dass der Ball versprang oder ob er es weiß, aber auch weiß, dass es sonst keiner weiß, der zuschaute oder noch viel schlimmer mitspielte. Man ist nicht nach jedem Sieg gleichgültig.

Es bleibt beim Tipp auf Remis, eine Niederlage würde deutlichere Bände sprechen. Es sei denn, die Niederlage war nichts Anderes, als man erwartet hatte, man ist dann nur leicht resigniert, bis zur 30. Minute steht es noch 0:0, bis zur 45. Minute dann schon 0:2 und irgendwie ahnt man es, so man ein Bauchgefühl hat, das auch vorher schon weiß, dass man den Bus verpassen wird, dass man die restlichen 45 Minuten vergeblich gelaufen sein wird. Es ist dann kein eigentlicher Schmerz mehr, wenn man allein aus Hoffnung, nicht aber aus Überzeugung sich die Schuhe anzog.

Keine Niederlage, aber auch so wenig der Freude darüber, an einem freien Tag mit vielen Leuten bei solchem Wetter Fußball gespielt zu haben, die den Körper und somit vor allem das Gesicht (der Hundeschwanz des Menschen) durchströmen sollte.

Vielleicht wissen wir aber auch gar nichts von dem, was Filip Trojan beschäftigt, vielleicht ist es der schlimmste Moment des Tages, dass der Schiedsrichter/Schreihals das Spiel beendet hat: Jetzt heißt es, sich wieder mit sich selbst zu beschäftigen. Manchmal gibt es so Tage, an denen man lieber 0:11 verlöre, als dass der Schiedsrichter das Spiel abpfiffe. Willkommen zurück im eigenen Leben, das Spiel ist aus, die Show vorbei, der Vorhang fällt. Willkommen zurück in der Leere des Seins, wenn die Mitspieler nach Hause gehen und die Sonne so herbstlich-winterlich schön über dem Platz steht, aber man kein bisschen bittersüße Melancholie empfindet, sondern nur noch schwere Schultern und die Leere frisst sich schon mit dem Schlusspfiff ins Hirn. Dann guckt man vielleicht so und irgendjemand drückt auf den Auslöser.

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