Ich bin 11 Jahre alt. Ich bekomme ca. 5DM Taschengeld pro Woche. Davon kann ich entweder alles auf einmal in den Videospielautomaten („Vanguard“ oder „Track & Field“) in der Pommesbude („Zur Post“) werfen und dann mit den ausreichenden Leben („Credits“) weiter kommen als sonst oder Panini-Sammelalbumbilder kaufen.
Heute habe ich mich für Panini entschieden.
Die Packung sieht allerdings ganz anders aus als früher, als ich 9 und 10 war. „GOAAAL!“ steht darauf und das O ist aus einem Fußball geformt. Daneben lacht mich das Logo der WM 2006 an. Hauptsächlich in gelb gehalten, ist das Cover mehrheitlich grün.
Dass es überhaupt Paninibilder sind, erkennt man nur, wenn man sehr genau hinschaut, unten befindet sich das Panini-Logo mit dem altbekannten Schriftzug und dem Ritter mit der Lanze.
Allerdings interessiert mich die Packung eigentlich nur marginal. Der Inhalt ist, was mich zum Kaufe reizte.
- „Hören Sie, Herr Trinkhallenbesitzer, wie viele Bilder sind da drin?“
- „…“
- „Fünf oder sechs?“
- „Weiß ich doch nich, Jung.“
- „Ich denk, Sie wollen das verkaufen?“
- „Fünf bestimmt.“
Egal, der Euro wird investiert. Man könnte die Tüte natürlich sofort aufreißen, aber das würde ja die Vorfreude auf Sekunden reduzieren. Also abwarten, bis das häusliche Domizil erreicht ist. Noch mal die Packung anschauen. Dann aufreißen.
Arschloch.
Dieser Typ von der Trinkhalle hätte mir doch wohl sagen können, dass das keine Panini-Albumbilder, sondern Panini-Sammelkarten sind. Was soll ich denn mit so doofen Sammelkarten? Die alte Krankheit meiner Mutter: Beim Einkaufen mal wieder nicht richtig die Packung durchgelesen — leide ich jetzt auch schon darunter? Nein, es war der Wahn, der Fußballwahn, der kurzzeitig mein Gehirn außer Gefecht setzte. Wofür hat man denn Opis in der Trinkhalle? Wohl doch, damit sie einen vor solchen Fehlern bewahren.
Dann wollen wir trotzdem mal schauen, wen wir in der Packung haben. Immerhin sechs Kärtchen sind es dann doch.
Der erste ist Park Ji-Sung, natürlich von Südkorea.
Der zweite ist gleich einer der möglichen Superstars. Wow! Ich habe Andriy Shevchenko. (Natürlich nutzt Panini die englische Schreibweise. Natürlich? Ja, ich weiß auch nicht, warum.)
Der dritte ist Samuel von Argentinien.
Der vierte ist Roque Junio von Brasilien.
Der fünfte ist Allessandro Del Piero.
Und der sechste ist Arjen Robben.
Das kann gar nicht sein. Man kann doch nicht ein Tütchen kaufen und dann gleich drei große Stars und einen halben in dieser einen Packung haben? Achso. Die Erklärung ist einfach.
Es gibt nur 150 Sammelkarten. Von den 32×23=736 Spielern die teilnehmen also gerade mal 20 Prozent. Somit wählt man natürlich nur die bekanntesten Gesichter aus, um Freude beim Käufer zu erreichen, dass man jetzt drei Stars als Sammelkarte hat.
Für mich ist das Beschmu.
Nächste Woche also wieder „Vanguard“ in der Pommesbude.