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Schlagwort: Ottmar Hitzfeld

Unbekanntes aus … der Jugend Ottmar Hitzfelds

Als der kleine Ottmar mit 12 Jahren in ein schweizer Internat verpflichtet wurde, litt er unter ganz üblem Heimweh und drohte dem Direktor damit, einfach abzuhauen und per Anhalter zurück nach Lörrach zu fahren. Wenn ihm dabei etwas zustoßen würde, wäre der Direktor verantwortlich. Das wirkte und der kleine Ottmar durfte am Ende des Schuljahres wieder nach Hause (mit Bild des 12-jährigen Ottmars, der — man kann es sich kaum vorstellen — tatsächlich mal eine andere Frisur hatte als heute).

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Ottmar Hitzfeld in Südafrika

Was im allgemeinen Gebrabbel über Champions-League-Quali und Bundesliga-Beginn fast untergeht, ist dass Ottmar Hitzfeld sich mit nicht allzu viel Pech für die WM in Südafrika qualifizieren wird. Oder könnte. Jedenfalls ist es ziemlich wahrscheinlich, dass er es schafft, und das trotz seiner peinlichen Heim-Antrittsniederlage gegen Luxemburg. 1:2, damals rauschte es gewaltig, und das dann wirklich mal zurecht, ist Luxemburg schließlich Rekordhalter an WM-Qualifikationsteilnahmen, ohne sich je qualifizieren zu können. Und das, obwohl das früher mal noch relativ einfach war. Also sich zu qualifizieren, nicht, sich nicht zu qualifizieren. Die WM-Qualifikationsgruppe für die Bundesrepublik bestand für die WM 1954 zum Beispiel aus dem Saarland und aus Norwegen. Das war’s.

Aber zurück von Norwegen in die Schweiz, wobei das in meinem komischen Assoziationsblaster gar nicht weit ist, ebenso komischerweise, Seen, Berge, Wintersport, und selten bei einer WM qualifiziert. Zumindest seit ich geboren bin.

Ottmar Hitzfeld als Trainer bei einer WM.

Eine komische, s. o., Vorstellung. Doch eins ist dann wenigstens schon mal gesichert: Dass er mit seinen vor Platitüden nur so strotzenden, niemandem zu nahe treten wollenden, ohne dabei aber auch nur ein Jota an Erkenntnis liefernden „Experten“-Kommentaren wenigstens nicht bei der WM auftauchen wird. Als Interviewpartner nach den drei WM-Vorrunden-Partien der Schweiz vielleicht schon. Aber spätestens nach der dritten wird es dann heißen: „Bye-bye, Ottmar“, natürlich war die Vorrunde mit Neuseeland, Togo und Nordirland kaum zu schaffen, das hatte im Vorhinein auch niemand erwartet. Aber das würde ja dann bedeuten, dass er im Anschluss … Zeit hätte. Für Expertenmeinungen ohne Meinung.

Man weiß nicht, ob man sich jetzt Regen oder Traufe wünschen soll.

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Interviews Galore

Längere Interviews mit oder ohne Gehalt sind selten, hier gibt es gleich über 800 davon. Ich fasse zusammen, wer alles mit Fußball-Bezug dabei ist, entscheiden kann man dann selbst, welche man sich zu Gemüte führt: Rudi Assauer, Pierluigi Collina, Frank Goosen, Günter Hermann, Ottmar Hitzfeld, Uli Hoeneß, Rudi Kargus, Katja Kraus, Diego Maradona Jr., Johan Micoud, Lars Ricken, Thomas Schaaf, Mehmet Scholl, Michael Steinbrecher.

Und dann gibt es da seit gestern an anderer Stelle auch noch ein Interview mit Trainer Baade [Nachtrag vom 18.3.2013: Mylaola hat leider die Pforten geschlossen, deshalb gibt es das Interview nur noch im Internet-Archiv.]

Nachtrag vom 3.9.2010: Leider ist Galore kaputt, wie sie selbst schreiben, weshalb alle obigen Links entfernt wurden, außer jenem zum Interview mit Trainer Baade. Aber das war ja auch nicht bei Galore.

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München, Hauptbahnhof Flughafen

Heute geht die Reise ins Ausland: Trainer Baade reist nach München. In der dortigen „AA“ (ich liebe diese Abkürzung) hat jemand eine Loge gemietet und findet offensichtlich niemanden sonst mehr, der bereit ist, sich für diese ständig verlierende und ohne taktische Marschroute sowie ohne Defensive dahinwurstelnde Mannschaft auf den weiten Weg zu machen und beim Rumwursteln auch noch zuzuschauen.

In München selbst haben die Obergiesing Globetrotters und sein Frankenstein-Double vom anderen Stern der Legende zu Folge ja ohnehin keine Fans; ein Phänomen, wie man es auch von Manchester United kennt. Dass man inzwischen die Zuschauer in der „AA“ aber schon aus der Nähe von Holland Limburg ankarren und sie sich in der Loge vollstopfen lassen muss, damit in der Hütte überhaupt ein bisschen was los ist, lässt ahnen, welche Ausmaße das gleichzeitige Wirken der Finanz- und der Ergebniskrise beim sonst in der „AA“ anwesenden Münchner Publikum bereits angenommen hat.

Heute also das erste Mal Trainer Baade in einer Loge der „AA“, Klinsmann hingegen womöglich das letzte Mal auf der Trainerbank. In der Flugzeugausgabe der für gewöhnlich gerade bei diesen Themen gut unterrichteten SZ liest man schon davon, dass Klinsmann bei einer weiteren Niederlage „schwer zu halten“ sei.

Da drängt sich doch glatt die Frage nach dem dann gar nicht mehr potenziellen Nachfolger auf, aber dafür ist es mir noch zu früh (am Morgen, nicht in Bezug auf Klinsmann), diverse Quellen berichten etwas davon, dass das Hiddink’sche Modell auch für den FC Bayern denkbar sei: Also wieder Hitzfeld, der neben der Schweizer Nati dann auch noch mal, ein wirklich allerletztes Mal den FC Bayern betreuen würde. Wie gesagt, mir ist es zu früh für Spekulationen, und ganz so bedrohlich klingt der Name Hannover 96 nun auch wieder nicht.

Da ich jetzt gerade in München, Flughafen, angekommen bin, müsste ich quasi auch schon in den bayrischen Dörfern sein, äh, oder wie war das noch mal? Jedenfalls bin ich wohlbehalten in Charles de Gaulle gelandet, jetzt muss ich nur noch mein Gate finden, zur Not steig ich aber einfach in den Hauptbahnhof ein.

Hoffentlich versteht man mich, wenn ich mal nach dem Weg fragen muss.

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Tränen des Glücks und der Erleichterung

Oder: Wie Text-Bild-Scheren auseinanderklaffen können.

Man kennt das Gefühl, Tränen des Glücks, man ist total happy, man könnte die ganze Welt umarmen und die Überwältigung durch positive Wallungen, derer man einfach nicht mehr Herr werden kann, bricht sich Bahn in Form von Tränen und einem nahezu irren Gesichtsausdurck, den man ebenfalls nicht mehr kontrollieren kann. Schöne Bilder sind das. Wer solchen Regungen zuschaut, wird ebenfalls erfasst vom Glück oder von einer riesigen Erleichterung, die man (mit-)erlebt.

Es gibt aber auch noch andere Gründe, warum jemand weint und ein von Gefühlen, die er nicht mehr kontrollieren kann, durchsetztes Gesicht zeigt. Nur passt das nicht immer ganz so zum Selbstbild.

„Schreib einfach das, was er gesagt hat, egal, wie stimmig es ist.“

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Sagenumwobenes Säben

Wo liegt es eigentlich, dieses allseits bekannte, und doch so unbekannte Säben?

Jenes Säben, nach der die Säbener Straße in München benannt ist. Die Anlage an der Säbener Straße ist mittlerweile so gut abgeschottet (und wo Schottland ist, wissen wir ja: niemals in der nächsten Runde), dass kein Normalsterblicher mehr reinkommt. Bis vor Kurzem war das noch anders, weshalb die Anlage allen Fußballfans nicht nur vom Namen her, sondern auch optisch ein Begriff ist. Südöstlich von Münchens Zentrum gelegen, nicht allzu weit vom Stadion an der Grünwalder Straße, bieten beheizte Trainingsplätze und das umgebaute Leistungszentrum den Klinsmannschen alle nur erdenklichen Möglichkeiten, ihren Geist und ihren Körper zu trainieren, welche dann naturgemäß von den Spielern auch fleißig nicht genutzt werden.

Wo aber liegt das namensgebende Säben, das nur aufgrund der Ansässigkeit der „Roten“ an dieser Straße zu deutschlandweiter Bekanntheit gelangte, ohne selbst bekannt zu sein, und vor allem: Was ist eigentlich Säben?

Säben ist kein Ort, sondern ein Kloster.

Ein Benediktinerinnenkloster in Südtirol. Lateinisch Sabiona, liegt es oberhalb der Ortschaft Chiusa, die zu deutsch den Namen Klausen trägt. Aktuell leben dort noch — wie passend — 11 Nonnen, früher waren es mal bis zu 3.000. Das Kloster ist als Verteidigungsanlage ausgelegt, was auch in letzter Konsequenz Ottmar Hitzfeld und Giovanni Trappatoni erklärt.

Die kontemplativen Benediktinerinnen leben in strenger Klausur, widmen sich dem Chorgebet und der häuslichen Arbeit, kümmern sich aber auch um Pilger und nehmen im Sommer Gäste im Gästehaus auf.

Nichts anderes also als das, was auch beim FC Bayern passiert. Dort lebt man in strenger Klausur — andere Leute mit Flüssigkeiten übergießen oder eigenmächtiges Busse-Kaputt-Fahren gibt es hier einfach nicht — widmet sich an Spieltagen dem Stoßgebet und ansonsten der täglichen Arbeit („Jeden Tag jeden ein Stückchen besser machen“), kümmert sich aber auch um VIPs („…denen wir die Gelder aus der Tasche ziehen“) und nimmt im Winter Gäste wie Landon Donovan auf.


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Zudem verstehen wir jetzt, warum Karl-Heinz Rummenigge ständig damit droht, dass die Bayern nach Italien abwandern könnten: Für sie wäre es einfach nur die Straße runter.

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Mit Handschlag begrüßen

Auch beim VfB Stuttgart gab es mal Zeiten, in denen man jeden Zuschauer mit Handschlag begrüßen konnte: beim Spiel der Zweiten Bundesliga Süd der Saison 1975/76 zwischen dem VfB Stuttgart und dem SSV Reutlingen fanden laut fussballdaten.de schlappe 2000 Zuschauer den Weg ins Stadion, laut Wikipedia sogar nur noch schlappere 1200. In der Startaufstellung und unter den Torschützen dabei übrigens ein gewisser Ottmar Hitzfeld.

Diese Zeiten sind lange vorbei, und die Durchlässigkeit nach oben und unten ist bekanntermaßen geringer geworden, so dass ein solches Schicksal, am Ende 11. der geteilten zweiten Liga für den VfB ziemlich unwahrscheinlich geworden ist. Leider.

Nicht leider, weil ich etwas gegen den VfB hätte, in meiner persönlichen Sympathieliste zusammen mit Hannover 96 und Eintracht Frankfurt so ziemlich der neutralste Club der Bundesliga (zumindest seit MV nicht mehr dort ist), sondern leider, weil die Fluktuation und die Gefahr des Abstiegs einen nicht geringen Teil des Reizes ausmacht. Spontan fallen mir von den langjährigen Bundesligisten nur ganz wenige ein, die ebenfalls mal ein Intermezzo in der zweiten Liga hatten: Gladbach, Köln, Schalke, Dortmund, Bremen, Hertha, Frankfurt, Kaiserslautern, Hannover, Bochum, Nürnberg, Duisburg, Karlsruhe, z. B.

Bevor ihr klugscheißt, nein: Leverkusen, Hoffenheim und Wolfsburg hatten kein Intermezzo in der zweiten Liga. Seit ihrem Aufstieg in die erste Liga sind sie dabei. Insofern war das in der zweiten Liga kein Intermezzo. Gell?

Bezeichnenderweise stellte der VfB dann nach seiner Rückkehr in die 1. Bundesliga mit 54.000 Zuschauern einen Rekordschnitt auf, der fast 20 Jahre lang Bestand hatte.

Schon damals gab es also Eventfans und trotzdem lasen wir nichts darüber. Damals. Vielleicht auch, weil wir damals noch nicht lesen konnten. Vielleicht auch nicht.

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Wenn einem mal nichts einfällt

Schade, dass Udo Lattek sich gerade mit seinem Wunsch nach Wiedereinführung des Nazi-Ordens „Ritterkreuz mit Brillanten und Eichenlaub“ selbst unmöglich gemacht hat (zumal er das, wie man bei dogfood liest, bereits zwei Mal in einer Woche in verschiedenen Sendungen forderte).

Sonst hätten die Schalker bei ihm anfragen können, ob er nicht mal wieder Trainer sein wolle, wenn Fred Rutten in Kürze gegangen worden sein wird. Die anderen beiden großen Ex-Clubs von Lattek haben die Phasen gerade hinter sich (Hitzfeld) bzw. bald hinter sich (Meyer), in der ihnen nix Besseres eingefallen ist, als einfach die Leute wieder einzustellen, die man aus schon wenig später natürlich vollkommen hinfälligen Gründen einst nicht mehr wollte.

So muss es ein ganz junger machen, ein unbedarftes, hierzulande weitgehend unbekanntes Trainertalent, das sich vor allem im Umgang mit der Journaille, aber auch der Grammatik und des frohgemutigen Auftritts bestens auskennt: Huub Stevens soll laut kicker im Gespräch sein.

Immer, wenn ein Verein gerade fußballerischen Misserfolg hat und dann über keine Köpfe verfügt, die eine Idee von Fußball haben oder zumindest jemanden suchen würden, der eine Idee von Fußball hat, ruft man nach dem harten Hund. Als ob mangelnder Erfolg immer einzig und allein auf fehlende Disziplin und ebensolchen Einsatzwillen zurückzuführen wäre.

Treffend schließt der kicker-Artikel dann auch mit den Worten: „Und: Beim neuen Klub PSV Eindhoven hat auch Stevens die Erwartungen bislang nicht erfüllt.“ — beste Voraussetzungen also.

Wie gesagt, Udo Lattek geht jetzt nicht mehr. Und ein anderer Ex-Trainer, der zur Zeit von der Tabellenspitze grüßt, wird an einem solchen schlechten Tausch wohl kein Interesse haben.

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Johannesburg! Johannesburg! Wir fahren nach Johannesburg!

Oder auch nicht. So[1] oder so[2]. Und wer ist das „wir“ überhaupt?

Der aktuelle Stand in der WM-Qualifikation sieht jedenfalls folgendermaßen aus — eine reizende Idee, diesen Überblick zu geben, die ich von nolookpass geklaut habe, der im letzten Jahr die geneigten Leser regelmäßig mit der virtuellen Zusammensetzung der neuen 3. Liga versorgte.

Es ist wenig sinnvoll, sich Tabellenstände nach 3 von 8 oder von 10 Spielen anzuschauen, und dann Vorhersagen aus dem Urinstein zu leiern, wie das Tableau am Ende aussehen wird. Ganz besonders wenig sinnvoll, wenn in den meisten Fällen die Gruppenfavoriten noch nicht gegeneinander angetreten sind. Allerdings gibt es in Gruppen mit 5 Teilnehmern nun mal nur 8 Spiele pro Team, und 3 von 8 sind somit fast schon 50% der Partien. Außerdem ist das Seltsame an dem, was man gerne mit dem Wort „heute“ bezeichnet, dass es immer nur jetzt ist. Tomorrow never comes, sozusagen. Was nützt eine Auflistung, wer sich eventuell qualifizieren wird und wer nicht, wenn die Entscheidung schon gefallen ist. Also schauen wir lieber jetzt schon mal hin, bevor es zu spät ist.

Zur Stunde wären also direkt qualifiziert:

  • Dänemark
  • Griechenland
  • Polen
  • Deutschland
  • Spanien
  • England
  • Serbien
  • Italien
  • Niederlande

Für die Playoffs in Frage kommend, weil auf dem zweiten Platz liegend:

  • Schweden
  • Israel
  • Slowenien
  • Wales
  • Belgien
  • Ukraine
  • Litauen
  • Irland
  • Schottland

(In der WM-Qualifikation nehmen nur die 8 besten der 9 Gruppenzweiten an den Playoffs teil. Zur Ermittlung dieser 8 besten gehen aber die Partien gegen eventuelle — nicht alle Gruppen umfassen 6 Mannschaften — Tabellensechste nicht in die Wertung ein. Müßig, diesen Umstand nun schon berücksichtigen zu wollen, wenn selbst Kleinstkleine wie Luxemburg und Färöer fleißig punkten — und auch immer noch die Chance besteht, dass sich Aserbaidschan bereits vor dem Ende der Qualifikation von Berti Vogts trennt.)

Zur Zeit nicht qualifiziert, unter anderen:

  • Schweiz
  • Russland
  • Finnland
  • Tschechien
  • Portugal
  • Türkei
  • Kroatien
  • Frankreich
  • Rumänien
  • Bulgarien
  • Norwegen
  • Aserbaidschan auch nicht.

Otto Rehhagel ist offensichtlich nicht totzukriegen und die FIFA muss sich noch schnell eine Änderung des Modus einfallen lassen, wenn der Markt der knapp 180 Millionen französischsprachigen Menschen für die WM nicht verloren gehen soll. Auf „Chefarzt Dr. Ottmar“ darf man wohl kaum noch hoffen. Aber schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn all diese Aussagen schon Makulatur sein werden.

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Grummeln aus der Gruft

Man kann ja von der „högschden Disziplin“ (badisch) und der „keinschten Weise“ (schwäbisch) sowie weiteren Häppchen einer vermeintlich glatt gewienerten (kein Schmäh) Rhetorik, die oft schön anzuhören ist, aber wenig Sättigendes bietet, halten, was man will. So unerträglich wie die vom Jahrzehnte währenden Ausstanzen völlig zerfransten Phrasen des Ottmar Hitzfelds sind sie noch lange nicht. Zur Krise beim FC Bayern („Eine Krise ist das, was in Island im Irak passiert.“) lässt er sich mit folgender Ausssage zitieren:

„Jetzt sind vor allem auch die Spieler gefordert.“

Wir klopfen in zermürbend langatmiger Sisyphos-Arbeit den Staub von den Worten, um den Kern der Botschaft zu erkennen. Und nach getaner Arbeit erblicken wir: nichts.

Den Deckel wieder drauf, bitte.

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Heute in Kalkutta: Farewell Oliver Kahn

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Schön, wenn man Verwandte, Bekannte und sonstige Menschen überall verstreut in der Welt hat. Da kann man dann auch mal auf etwas zugreifen, was ansonsten hierzulande wohl untergegangen wäre. Indien, der schlafende Riese im Fußball, mit 1,1 Mrd Menschen bevölkerungsmäßig nur unwesentlich kleiner als China, dafür im Durchschnitt aber ein wenig besser erzogen, ist der Ort, an dem Oliver Kahn tatsächlich sein letztes Spiel als Profi des FC Bayern München ausgetragen hat. 3:0, leider kein selbst erzieltes Tor.

Nur 1.000 indische Rupien kostete es, einer der 120.000 Zuschauer in diesem letzten Spiel der asiatischen Torwartlegende zu sein. Mit 120.000 Zuschauern Fassungsvermögen ist Oliver Kahn das Stadion in Kalkutta das zweitgrößte der Welt. Das größte steht in Pjöngjang, Nordkorea, und fasst 150.000 Zuschauer, sieht man mal von dieser komischen Konstruktion in der Nähe von Prag ab, die über 200.000 Zuschauer fasst, mit ihren Ausmaßen aber auch nicht mehr als Stadion, sondern eher als Truppenaufmarschplatz betrachtet werden darf.

Richtig ernsthaft Fußball gespielt wurde hier nicht, das war vorher klar. Die EM-Teilnehmer waren zwangsläufig nicht mehr dabei und das sind von den Bayern alleine für Deutschland mit Lukas Podolski, Miroslav Klose, Marcell Janssen, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger schon ein halbes Team, dazu noch für Frankreich Franck Ribéry und Willy Sagnol, für Italien Luca Toni sowie für die Türkei Hamit Altıntop. Insgesamt acht Stammkräfte und ein Willy fehlten also.

Da stellte sich die Frage, wer in Oliver Kahns letztem Spiel überhaupt für die Bayern auflaufen würde.
Karl-Heinz Rummenigge vielleicht, der ja immer noch ein bisschen fitter ist als der dicke Uli Hoeneß. 2006 konnte er jedenfalls noch laufen:

Oder Sepp Maier, falls er diese Abschiedstour überhaupt noch mitmachte. Die paar Schüsschen der fußballerisch seltsam gurkigen Inder hätte selbst der alte Sepp noch „mit der Mütze gefangen“, wie man früher auf so unglaublich lustige Art sagte. Falls Sepp nicht mochte oder nicht dabei war, hätte es ja noch Bernd Dreher gegeben, welcher noch bis vorletzten Samstag im offiziellen Kader der Bayern stand.

Jedenfalls lautete die Bayern-Aufstellung dann folgendermaßen:

Kahn (55. Rensing) – Schlottner, Breno, Ottl, Lell – Van Bommel, Zé Roberto (77. Kuru) – Sosa (46. Contento), Kroos (81. Pizarro), Bopp (70. Simari) – Schlaudraff

Schlottner, Contento, Bopp, Simari. Die ganz großen Jungs haben Oliver Kahn also die letzte Ehre erwiesen. Breno war so scharf darauf, den früh ausgewechselten Oliver noch unter der Dusche zu erwischen, dass er eine Tätlichkeit ins Spiel einfließen ließ, die ihm in der 84. Minute die Chance gab, einmal mit Oliver ganz alleine zu sein.

Oliver Kahn wurde nämlich — wie schon in seinem letzten Bundesligaspiel gegen Hertha BSC — gegen Michael Rensing ausgetauscht. Anders als die eigentlich als optischen Heulschutz gedachten schmucklosen paar Blumen damals, wurde ihm im Salt-Lake-Stadion ein mit 8.400 Diamanten besetzter Pokal überreicht. Verena Kern wird sich mehr gefreut haben als Olli himself, ob sie Bollywood-Fan ist, weiß man nicht, Kahn ist es sicher nicht.

Eine beeindruckende Kulisse, ein wenig beeindruckender Gegner, der selbst gegen die dritte Reihe der Bayern kein Bein auf den Boden bekommt und ein irgendwie seltsam anmutender Abschied Hitzfelds. Kahn, klar, der muss schon mal den Grundstein für zukünftig zu schröpfende Märkte legen, aber wie fremd wird sich der Lörracher Ottmar Hitzfeld bei seinem letzten Spiel in einem riesigen indischen Stadion vorgekommen sein?

Mehr Infos zum Gegner Mohun Bagan AC, dem ältesten Fußballclub Asiens, gab es schon vor dem Anpfiff bei der Süddeutschen [Link leider tot]. Berichte zum Spiel gibt es nun beim Spiegel und sicher auch anderswo.

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Es gibt nur zwei Möglichkeiten

Entweder wir gewinnen, verlieren oder spielen Unentschieden. Einwände anyone?

Diese grundlegende Information kann man aber nicht bei allen voraussetzen, schon gar nicht, wenn sie seit 20 Jahren Trainer sind. Oder womit hat Hitzfeld sonst gerechnet? Spielabbruch? Das Stadion stürzt ein? Er erleidet kurz vor Abpfiff einen Herzinfarkt?

„Es ist etwas Besonderes, wenn man nicht damit rechnet, deutscher Meister zu werden.“

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Determiniert?

Macht euch keine Hoffnungen, dieser Beitrag endet sowieso 1:1.

Dennoch — auch wenn man an diesem Spieltag zum Oddsetkönig par excellence hätte aufsteigen können, hätte man das Lieblingsremis von Fortuna getippt — lohnt ein Blick auf den vergangenen Spieltag: Was ist passiert?

In Stuttgart zeigt uns Mario Gomez, dass er ein wirklich guter Kopfballspieler ist, etwas, was einem anderen Ex-Stuttgarter Stürmer, der zur EM möchte, leider gänzlich abgeht. Außerdem beweist Gomez, dass man auch mit Migrationshintergrund einige Sätze geradeaus hinbekommen kann. Scheißfrage aber auch.

In Frankfurt ist etwas Außergewöhnliches passiert: Cottbus ist auswärts in Führung gegangen. Dass das nur mit gütiger Mithilfe von Oka Nikolov gelang, ändert nichts daran, dass Cottbus danach trotzdem verlor, wie eigentlich immer. Und die Eventfans erklärten den Supportern das Spiel. Hurensöhne!

In Duisburg, wo man schon gegen 11 andere Spieler nicht gewinnen kann, wurde es dem MSV besonders schwer gemacht. Der alte Fuchs Mike Hanke ließ bereits nach 5 Minuten die strategische Bombe der dauerhaften Unterzahl platzen. Resultat: ein Remis. Nicht schlecht für Hannover 96, schließlich streitet man dort, auch wenn man es nicht wahrhaben will, mit dem VfL Bochum um den Titel der grauen Maus der Liga. Robert Enke erinnert mit seinem Kopfverband an den Hoeneß’schen Turban und uns daran, dass die T-Frage ja immer noch nicht entschieden ist.

Hertha kann die Saison endgültig abschreiben und sich fragen, wie viele „Aufbaujahre“ man eigentlich braucht, wenn man jeden Tag zusammen trainiert und ob ein Trainer nicht dazu da ist, die vorhandenen Spieler besser zu machen, statt ständig nur das Feinobst des Ex-Vereins zu kaufen.

Nürnberg tut alles dafür, tatsächlich das Abstiegs-Double hinzubekommen und Thomas von Heesen kann einem schon leid tun, wie schnell er seine vormals gute Reputation zerbröselt hat. Ein Trainer macht noch keinen Sommer und Zwetschge ist übrigens der dämlichste Spitzname der ganzen Liga.

Für Borussia Dortmund: siehe Hertha BSC, mit der Einschränkung, dass niemand ernsthaft von Thomas Doll erwartet, dass er seine Spieler besser macht und erst recht niemand erwartet, dass man in Dortmund noch eine solche Adresse wäre, dass man Rafael van der Vaart ins Team holen könnte.

Über den FC Bayern braucht man jetzt nicht mehr zu sprechen, zumindest bis zum Ende dieser Saison. Hitzfeld wird sanft und gemächlich — was ja bei Hitzfeld selbst ohnehin gar nicht anders geht — zu Ende arbeiten können. Wir haben also noch ca. 3 Monate Ruhe, bevor der mediale Sturm mit dem Thema Klinsmann über uns herniederbrausen wird. Kann sogar richtig gut tun, so ein geordneter, klarer Spieltag ohne Sensationen: das Geschrei bleibt aus.

1:1.

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