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Schlagwort: Nelson Munt

Don’t believe the hype!

Ein neuer Statistik-Rant, der wohl nötig ist

Ich lese hier in diversen Blogs, die ich ansonsten gerne lese, ständig etwas davon, dass xy z% an Zweikämpfen verloren habe, dass er x8% an Fehlpässen gespielt habe, und bitte: Was sei das denn für eine Leistung für einen Verteidiger/Mittelfeldspieler/Angreifer?

Nelson Muntz sitzt hier und ruft: Ha-ha!

Leute, habt Ihr überhaupt nichts verstanden? Diese kläglich von einem einzelnen Menschen gesammelten Zahlen sind der mehr oder wenigeren Beliebigkeit anheim gegeben. Gänzlich abgesehen von der Frage, wer überhaupt entscheidet (welcher kleine Student an der Spochthochschule Köln, den ich jetzt hiermit beileibe nicht angreifen will), was wann ein Zweikampf ist und wann nicht (Wo stehen die für alle einsehbaren Regeln dafür? Welche Konventionen gibt es, was als Zweikampf zu betrachten ist und was nicht?).

Dazu kommen natürlich die angekommenen Pässe. Also der Prozentsatz.

Das ist der lächerlichste Quark überhaupt, den es gibt. Steht auf dem Prozentsatz auch drauf, ob es ein Risikopass-Versuch war, ein Pass in die Gasse, der zwangsläufig häufig schief geht, weil er z. B. ein paar Zentimenter zu lang war und beim Torwart endet (aber, wenn er diese entscheidenden Zentimeter kürzer gewesen wäre, wahrscheinlich zu einem Tor geführt hätte) oder ein Sicherheitspass quer und quer und quer und quer zum eigenen Mitspieler und wieder zum eigenen Mitspieler, weil vorne alles zugestellt ist und der Mannschaft nichts einfällt?

Leute, habt Ihr je schon mal Euer Hirn eingeschaltet bei diesen ganzen Zahlen? Fußball ist nicht Baseball. Ein Fehlpass ist nicht dasselbe wie ein Fehlpass, und da nützt auch die Unterscheidung zwischen Abwehr und Angriff nix, weil nämlich auf der Prozentzahl nicht draufsteht, ob es ein (clap, clap, clap) Rückpass zum Torwart war, der ankam (immerhin), oder ein Pass in die Tiefe, der das Spiel hätte entscheiden können.

Dasselbe gilt für die Zweikämpfe. Oh! Verteidiger xy hat 8und12zig Prozent seiner Zweikämpfe verloren, während Innenverteidiger Captain Schmidt keinen einzigen verlor. So what? Erfahren wir etwas darüber, aus dieser Statistik, wo dieser Zweikampf stattgefunden hat? Was danach passiert ist? Ob es vielleicht unclever war, überhaupt in diesen Zweikampf zu gehen, ob die Verteidigung die Situation danach positiv aufgelöst hat? Ob der Nebenmann danach Rot ziehen musste (Matthäus, Wörns)? Wie schlimm ist es, wenn Verteidiger Zapatero bei seinem einzigen Ausritt in des Gegners Strafraum das entscheidende Dribbling verlor, aber wenn er es gewonnen hätte, wäre das gegnerische Tor leer gewesen? Und wenn einer nur in der Abwehr rumlungert und nix nach vorne tut: Natürlich hat der bessere Werte als der, der sich was traut.

Leute, Leute, seid doch nicht so blind so datenbank-hörig. Diese Zahlen, die sind eine schöne Spielerei, sie sagen aber fast nix über die Leistung der Spieler aus.

Wenn man sich nicht täuscht, wurde die ran-Datenbank von Reinhold Beckmann aus der Taufe gehoben. Als wenn das nicht genug darüber sagt, wie diese Zahlen zu verstehen seien.

Hört auf mit Eurer Zahlengläubigkeit und guckt Euch das Spiel an, verdammt noch mal, und urteilt dann selbst, sofern Ihr Euch heutzutage ein Urteil ohne Spack1-Beckmann-Alles-ist-erfassbar-Datenbank noch zutraut. Die Prozentzahlen sind nur ein Anhaltspunkt, aber kein Zeugnis der Leistung eines Spielers in einem so komplexen System wie einem Fußballspiel. Punkt.

Oder erfindet ein Erfassungssystem, das die Spielsituation mit einbezieht und gewichtet. Worauf ich sehr gespannt wär.

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