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Schlagwort: Michael Tönnies

So war die Lesung zum Buch: Der Tornado vertellt einen

Der Ort war wie gemalt für die Lesung von Michael Tönnies und dem Autor des Buches „Auf der Kippe“, Jan Mohnhaupt, über eben jenen „Dicken“ getauften Stürmer des MSV Duisburg, der heute nachsichtigerweise nur noch „Tornado“ genannt wird:

Ein barockes Clubheim im Duisburger Süden, wo tatsächlich noch reger Vereinsbetrieb herrscht und sich über 40 Zuhörer eng in einem kleinen Raum zusammenfanden, um den Worten des einstigen und inzwischen wieder MSV-Stars Tönnies zu lauschen. Die Gesprächsleitung hatte Stefan Leiwen, Stadionsprecher des MSV Duisburg. Das ist Michael Tönnies mittlerweile auch, Stadionsprecher, zumindest für die zwei Minuten, in denen die konkrete Aufstellung vorgelesen und von den Fans skandiert wird.

Der Grund, warum Tönnies zu solch einer Leistung überhaupt in der Lage ist, bildet die Basis dafür, warum dieses Buch — und damit auch die Lesung — überhaupt entstand bzw. stattfand. Der „Dicke“ hatte es schon während, aber vor allem nach seiner Karriere allzu sehr übertrieben mit allem, was der Gesundheit nicht zuträglich ist. Geraucht, gesoffen, viel gezockt auch und gehurt, aber eben vor allem geschmökt wie ein Weltmeister. Mehr als 80 Zigaretten am Tag rauchte er zu Hoch- oder doch eher Niedrigzeiten, in manchen durchzechten Nächten sogar noch mehr. Kein Wunder, dass er in seiner gemeinsamen Zeit beim MSV mit Gesundheitsfanatiker Ewald Lienen öfter aneinanderrauschte.

Am Ende stand ein Lungenkollaps, immerhin kein Krebs, der kürzlich Johan Cruyff dahingerafft hatte. Aber eine neue Lunge war damit zum längerfristigen Überleben nötig. Doch Lebensmut und auch finanzielle Sicherheit waren ihm ohne Aufgabe im Leben nach dem Fußball schon vorher verloren gegangen. Die Geschichte dürfte bei einschlägig Interessierten lange bekannt sein. Für alle anderen führte Stefan Leiwen durch Tönnies‘ Leben und damit auch durch Mohnhaupts Buch. Zum Einstieg ein Video an der Leinwand von einem der vielen torreichen Auftritte des „Tornados“ — immerhin bis vor Monaten noch Schütze des schnellsten Hattricks der Bundesliga-Geschichte. Danach ging es eher um jene Themen, die man als Fan nie mitbekommt. Wie geht es in der Kabine einer Profimannschaft zu und wie im Trainingslager?

Wie man hört, schon damals genauso, wie man sich das Bekämpfen von Langeweile bei jungen Menschen vorstellt, zumal ohne Playstation oder Handyspiele: Mit viel Bier und noch mehr Zockerei. Das kennt man übrigens aus der Biografie des aus etwas anderen Kreisen stammenden Heinz Höher, der trotzdem genauso abstürzte. Zocken und Alkohol — in Fußballerkreisen anscheinend eine weit verbreitete Kombination.

Was Tönnies beinahe dahinraffte, war aber nicht der Alkohol, sondern die Zigaretten. Als er selbst beinahe jeden Lebensmut verloren hatte, es aber genau darum ging: um sein Leben, entdeckten ihn MSV-Fans und gaben ihm so viel Zuspruch, dass Tönnies doch weitermachte.

Der Tornado ließ sich nach viel Überwindung auf die Liste der Transplantationswilligen setzen und wurde nicht weniger als 3x mit falschem Alarm von Essen in die Klinik nach Hannover gefahren, lag teils schon auf dem OP-Tisch, ehe dann doch noch das Stoppzeichen kam. Die Spenderlunge passte nicht zu ihm oder wurde beschädigt. Beim vierten Mal war es dann so weit. Er wachte während der 2. Halbzeit eines Bundesligaspieltags an einem Samstag auf und war insofern ein neuer Mensch, als er wieder voll atmen konnte, aber in sich den funktionierenden Lungenflügel eines Verstorbenen trug. Und nicht mehr rauchte.

Mit welcher Offenheit Tönnies sein Scheitern in quasi allen Lebenslagen nach der aktiven Karriere schilderte, wirkte ebenso eindrücklich wie jene von Heinz Höher. Dass er das nicht ganz so eloquent vortrug wie dieser, machte ihn nur noch authentischer. Autor Jan Mohnhaupt las einige Passagen aus dem Buch, das Tönnies‘ „Zwei Leben“ beschreibt. Und der Co-Stadionsprecher des MSV, der „Tornado“ Tönnies, gab zu, dass ihn 2 Minuten beim Vorlesen der Spielernamen nervöser werden lassen als jedes Spiel vor ähnlicher Kulisse früher.

Keine Lesung, vielmehr ein Gespräch mit einigen Videos und eher wenigen Lesepassagen. Ob er sich nicht geschämt habe, sich derart zu öffnen, wie er es für das Buch tat, wurde Tönnies hernach vom Publikum gefragt. Nein, das sei er den Leuten, die ihn derart unterstützt haben, dass er überhaupt noch lebe, schuldig gewesen, dass er in Bezug auf seinen Werdegang „mit offenen Karten spiele“. Letzteres tut er zum Glück nur noch in Bezug auf Mohnhaupts Buch und seine Biografie, nicht aber im richtigen Leben. Da hatte er sogar Begegnungen mit bewaffneten Geldeintreibern, zig Tausende Mark verzockt und war diese schuldig geblieben. Auch das, wie die Raucherei und sein fehlender Lebensmut, scheinen aber Vergangenheit zu sein. Eine Vergangenheit, die Jan Mohnhaupt nicht zuletzt aufschrieb, weil er selbst als Kind wegen Tönnies damals Fan des MSV geworden war.

Natürlich gratulierte Michael Tönnies Robert Lewandowski öffentlich, als jener ihm seinen Hattrick-Rekord der Bundesliga raubte, was zum äußerst bescheiden und demütig auftretenden Tönnies passt. Zu einem Mann, der, wie er selbst sagt, ein „in Essen lebender Duisburger“ ist. Ein Abend, der nicht im Kern mit Fußball zu tun hatte, sondern viel mit dem Leben daneben, danach und auch dem möglichen Sterben.

Dass Tönnies sich schämte, dass er als Transpantationsbedürftiger innerlich teils auf den Tod anderer Menschen hoffte, um selbst zu überleben, kann wohl nur nachvollziehen, wer in selber Lage gewesen ist. Dass er dies wie so vieles andere weniger Positive offen aussprach, ließ den Abend hingegen tatsächlich wertvoll werden. Da sprach keiner, der seine Karriere verklärte und Scheitern stets anderen in die Schuhe schob. Dass Mohnhaupt dessen Leben passend in seine Texte zu übertragen wusste, machte den Abend rund. Am Ende bot Tönnies — bezeichnend für seine Selbtzweifel — sogar an, dass man die Fans darüber abstimmen lassen solle, ob er überhaupt noch Co-Stadionsprecher sein solle. Man wusste nicht, ob das im Scherz gemeint war. Man darf aber sicher sein, dass er trotz eher wenig voller Stimme und spürbarem Lampenfieber ein Wahlergebnis nahe jenen der SED erreichte.

Im Video spricht Tönnies über die Frage der Identifikation eines Spielers mit einem Verein, früher vs heute. In der Mitte der Autor Jan Mohnhaupt, links Stefan Leiwen.

Hier geht’s zur Rezension des Buches durch Kees Jaratz.

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[Update] Alle Fünferpacks der Bundesliga im Video

[22.9.2015: Update mit Robert Lewandowskis Fünferpack von heute, dem ersten in diesem Jahrtausend in der Bundesliga und dem ersten seit 24 Jahren.]

Naja, fast alle. Dazu die Bilder vom einzigen Spiel in 50 Jahren, in welchem ein Spieler der Bundesliga 6x traf. Wo liegt eigentlich Messis Rekord? Dieter Müller darf seinen jedenfalls nun schon seit 36 Jahren hegen und pflegen. Fernsehbilder gibt es allerdings keine davon.

Dieter Müller, 17. August 1977 1. FC Köln — Werder Bremen 7:2



Von hier an dann alle fünffachen Torschützen, welche es in der Liga je gab. Einziger Spieler, dem dies mehrfach gelang, ist die Standardantwort bei Quizspielen, wenn es um Torrekord geht: Gerd Müller. Und das gleich vier Mal.

Robert Lewandowski, 22. September 2015, Bayern München — VfL Wolfsburg 5:1

[Video folgt]

Michael Tönnies, 27. August 1991 MSV Duisburg — Karlsruher SC 6:2



Dieter Hoeneß, 25. Februar 1984 Bayern München — Eintracht Braunschweig 6:0



Frank Hartmann 1. November 1986 1. FC Kaiserslautern — FC Schalke 04 5:1




Jürgen Klinsmann, 15. März 1986 Fortuna Düsseldorf — VfB Stuttgart 0:7



Jupp Heynckes, 29. April 1978 Borussia Mönchengladbach — Borussia Dortmund 12:0



Gerd Müller, 10. September 1976 Bayern München — TeBe Berlin 9:0



Gerd Müller, 5. Mai 1973 Bayern München — 1. FC Kaiserslautern 6:0



Gerd Müller, 19. Februar 1972 Bayern München — Rot-Weiß Oberhausen 7:0



Franz Brungs, 2. Dezember 1967 1. FC Nürnberg — Bayern München 7:3



Leider bislang nicht als bewegte Bilder zu finden:

Atli Edvaldsson, 4. Juni 1983 Fortuna Düsseldorf — Eintracht Frankfurt 5:1
Manfred Burgsmüller, 6. November 1982 Borussia Dortmund — Arminia Bielefeld 11:1
Gerd Müller, 12. Juni 1976 Bayern München — Hertha BSC 7:4
Klaus Scheer, 1. September 1971 FC Schalke 04 — 1. FC Köln 6:2
Rudolf Brunnenmeier, 27. Februar 1965 TSV 1860 München — Karlsruher SC 9:0
Karl-Heinz Thielen, 7. Dezember 1963 1. FC Köln — 1. FC Kaiserslautern 5:1

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Tönnies trifft gegen die Bayern

Der Mann, der heute noch den Rekord für den schnellsten Hattrick der Bundesliga hält, hatte vor seiner Zeit beim MSV Duisburg bei einem Amateurclub gespielt, beim 1. FC Bocholt. In dessen Trikot traf Michael Tönnies gegen die Bayern. Und zwar immerhin im Viertelfinale des DFB-Pokals 1983/1984.

Wie’s ausgeht, wird nicht verraten, jedenfalls nicht 0:0.



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Michael Tönnies‘ schnellster Hattrick der Bundesliga-Geschichte

Dazu ein ordentlich bedienter Oliver Kahn.

Eine Sendung von RTL, mit Uli Potofski (den Namen muss Helge Schneider erfunden haben).

Ein Field-Interview mit Michael Tönnies, bei dem man nicht weiß, ob er gerade frisch vom Brettergymnasium kommt.

Und als Sahnehäubchen Winnie Schäfer, der demonstriert, was für ein kluger Trainer er ist.

Herrlich, diese youtube-Zeitreisen.



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Hattrick-Rekordhalter Kahn

Wenn er in Kürze abtreten wird, werden die Zeitungen wieder überquillen vor Lobpreisungen des Herrn (hier: Kahn) und vor gezolltem Tribut an seine Lebensleistung. Gespickt mit Titeln und anderem Brimborium werden wir alles darüber erfahren, was der werte Oliver in seiner ganzen Karriere so erreicht hat.

Eins wird allerdings an den meisten Orten und in den meisten Artikeln fehlen: Dass Oliver Kahn immer noch der Rekordhalter in der Rubrik „schnellster kassierter Hattrick aller Zeiten in der Bundesliga“ ist. Am 27. August 1991 bekam er nämlich noch in Handschuhen des Karlsruher SC drei Stück von Michael Tönnies — wie man so schön sagt — eingeschenkt. Eins in der 11., eins in der 12. und eins in der 16. Minute. Schnellster Hattrick der Bundesliga-Historie und Bananen-Olli war dabei. Insgesamt summierten sich die Gegentore an jenem Tage auf 6, von welchen immer noch 5 ebenjener Michael Tönnies erzielte. 6 Gegentore für Oliver Kahn und man kann sich vorstellen, dass der Busfahrer auf der Rückfahrt die ganze Zeit mit einem komischen Gefühl im Nacken fuhr, man möchte es fast ins DSM-IV aufnehmen und mit dem Etikett „heikoherrlichitis“ versehen. Geht aber nicht, denn um Krankheiten zu definieren, muss man erstmal wissen, was eigentlich der gesunde Zustand ist. Unmöglich bei Oliver Kahn.

Lizas Welt geht voran mit dem Abgesang, allerdings in ordentlich Dur.

PS: Als noch fehlendes i-Tüpfelchen auf seiner Karriere bezeichnet Kahn selbst übrigens ein erzieltes Tor. Klar schimmert hier das Vorbild Lehmann, aber auch das Vorbild Rost durch, und wenn Kahn nicht so ein Rumpelfüßer wäre, hätte er auch damals den Strafstoß gegen Chozebus verweichselt. Hat er aber nicht, weshalb er immer noch auf sein erstes Bundesliga-Tor warten muss und derena Gelegenheiten werden immer weniger. Dieser Druck, unmenschlicher. Kann sich ja keiner vorstellen.

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