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Schlagwort: Mesut Özil

Weltpokalsieger 3024

Gerade hatten wir noch davon gesprochen, dass Ex-Profis für verantwortungsvolle Aufgaben rund um die Organisation eines Fußballvereins nicht zwangsläufig die beste Wahl sein müssen. Overath und Seeler kommen da sofort in den Sinn, wo die Präsidentschaft nicht allzu sehr gefruchtet hat. Auf der anderen Seite will man auch keine windigen Geschäftsleute à la Günter Eichberg oder Michael A. Roth, die sich zu Alleinherrschern aufschwingen und sich im Glanze sonnen, den Verein aber geradewegs in finanzielle Schwierigkeiten führen.

Einen deutlich anderen, seriöseren Weg geht in diesen Tagen (ausgerechnet!) Rot-Weiss Essen, wo mit Michael Welling ein Doc an der Spitze des Vereins steht, der seinen Titel zufällig in Wirtschaftsfragen erwarb, mit denen er sich auch nach seiner Ausbildung universitär beschäftigte, bevor er schließlich die Nr. 1 bei RWE wurde.

Und dass dieser Lebensweg zu einer etwas anderen Art führt, als es bei Fußballern in der Regel der Fall ist, verdeutlicht nicht zuletzt dieses Statement aus einem Interview mit der Zeit, welches er anlässlich der Solidarprämie für Mesut Özil gab, die Rot-Weiss Essen erhält, weil Mesut Özil dort in seiner Jugend kickte.

ZEIT ONLINE: Was sind die Ziele von Rot-Weiß Essen?

Welling: Wir sind auf dem Weg zum Weltpokalsieger, vielleicht im Jahr 3024. Als Fußballer wollen wir jedes Spiel gewinnen. Und wenn wir jedes Spiel gewinnen, was aktuell nicht ganz so gut klappt, wollen wir Meister werden. Und im Jahr darauf auch. Dann ist die logische Konsequenz, dass wir auch Weltpokalsieger werden wollen.

Hätte man derart Gewitztheit und auch Selbstironie je von einem der leuchtenden Strahlemänner gehört?

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Pause meets Özil

Als „Kurzfilm über den jungen Mesut Özil“ wird es angepriesen, wer in den Social-Dingens unterwegs ist, wird dem Werk schon begegnet sein, aber hier lesen ja auch noch viele, die dort nicht vertreten sind.

Als Kurzfilm angepriesen, sind es zwar nur ein paar Spielschnipsel Özils bei einem Jugendturnier und Interviews mit Jogi Löw, Uli Stielike und Guido Buchwald sowie Mesut Özil himself. Das Ganze aufgezeichnet im Jahr 2006, als Löw schon Bundestrainer, aber Özil noch sehr jung war, hat dann aber doch wieder so viel Informationswert, dass man sich die kurzen 9 Minuten gerne geben kann.



Gut, als Schalke-Fan wird man nicht allzu glücklich über die Bilder sein, ansonsten aber auch deshalb sehenswert, weil der kurze Streifen vom Regisseur von „Tom meets Zizou“ stammt und Mesut Özil tatsächlich eine Nuance gelöster in seinen Worten ist als sonst. Eine Mini-Nuance natürlich nur, kaum wahrnehmbar, aber vorhanden.

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Michael Ballack — Thank you for the music

Sportlich tot war er schon länger, nun hat er es auch selbst eingesehen und seiner Beerdigung zugestimmt. Es gibt sie noch, die Leute, die wissen, wann Schluss ist. Michael Ballack gehörte nicht dazu.

Andererseits: Wie furchtbar schnell das doch ging. Vorgestern (aka „vorgestern“) noch schlugen hier Kommentare im Blog auf, dass ich Trost spenden solle, wie die deutsche Mannschaft denn nach Ballacks Verletzung nun die WM 2010 überstehen solle. Das ist kaum 24 Monate her und nun ist er schon zu alt dafür, überhaupt noch Fußball zu spielen, zu alt gar fürs Broich’sche Outback.

Auch wenn es absehbar war angesichts seines in heutiger Zeit gesehen hohen Fußballalters — ein Indiz für seine große Qualität liegt auch darin, dass er den Absprung nicht geschafft hat. Denn vor zwei Jahren war er tatsächlich noch der einzige Fußballer von Weltformat im Trikot des DFB, obwohl schon 33 Jahre alt. Obwohl eine ganze Generation Zeit hatte, ihn zu verdrängen oder zumindest ihm Ebenbürtiges an die Seite zu stellen. Mit Ausnahme dieses kosmischen Zufalls namens Klose gab es da aber nichts.

Mit der raschen Entwicklung der Özils und Co. konnte damals niemand rechnen. Er selbst hat es wohl auch jetzt erst geschafft, sich zu vergegenwärtigen, welch ein Sturm (und Stürme beinhalten fast immer auch unschönes Wetter, in diesem Falle von den Gutparlierern aber Schlechthandlern Löw und Co. initiiert) über ihn und auch über den Rest Fußballdeutschlands hinweggebraust ist. Davor gab es jahrelang fast nur Stillstand.

Ein Mann wie Oliver Kahn war Michael Ballack, ein Leuchtturm in ganz finsterer Zeit. Ohne die beiden hätte man gar das eine oder andere Turnier verpasst. Statt Kahn hätte man aber auf Lehmann zurückgreifen können. Wer hätte je in all den Jahren Ballack annähernd ersetzen können?

Sicher gäbe es auch viele private oder menschliche Aspekte an Ballack zu beleuchten, die nicht in bestem Licht erstrahlten, wendete man die Scheinwerfer dorthin. Aber als TV-Fußballkonsument ist man bei diesen Dingen nicht anwesend und im Grunde sind sie es auch nicht, die zu beurteilen sind. Die Länderspiele von etwa 2000 bis 2010 hätte man ohne Ballack aber lieber nicht gesehen, waren doch schon so jene — zum Glück! — wenigen ohne sein Zutun oft eher Wackelpudding als Stärkebeilage, trotz Titan im Tor.

Jemanden, der 10 Jahre lang — mit gewissem Abstand an Klinsmann und Sammer anknüpfend — dafür sorgte, dass man überhaupt mit der Nationalmannschaft rechnen konnte, sie nicht gar in die Zweitklassigkeit abstieg, so zu verabschieden, wie es der Fall war, ist nur mit zwei Vokabeln zu bezeichnen. Opportunistisch und stillos.

Gleichwohl er es nicht mal mehr in der Bundesliga gebracht hätte und seinen Abschied ein wenig vermasselt hat: Er sieht jetzt so alt aus, weil er so lange so gut war. Wer ahnt schon, dass da ein Ferrari kommt, wenn die Straße jahrelang überhaupt nicht mehr befahren wurde?

Immerhin, eins hat er dann doch mit einem anderen großen Kapitän der DFB-Elf gemein. Bernard Dietz wurde auch einfach nicht mehr eingeladen. Und der DFB steht wiederum als Meister des Lavierens da. 98 Länderspiele, 42 Tore, gegen die Großen und ja, die wichtigen Tore — zweifelsohne die Bilanz eines Weltklassemanns. Eine Ära geht zu Ende, doch während man bei Kahns Abschiedsspiel noch frei à la SAT1 „eine ganze Nation Danke sagen“ hörte, hört man beim Abschied von Michael Ballack nur wenige, die einstimmen.

Ein Beispiel gibt es allerdings hier, hoffentlich recht vernehmlich.

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Alle FIFA-xx-Cover-Stars

Gerade erst ging ein Ruck durch Deutschland, als Millionen Menschen gleichzeitig ihre Postpakete öffneten, in welchen sie ihre aktuelle Ausgabe der FIFA-xx-Serie von EA Sports erhielten. Andere stiegen zeitgleich in den Keller und fanden die 97er-Version dieser Reihe, welche auch die erste war, die einen real existierenden Star auf dem Cover trug.

Einen kurzen Tweet später.

Merkwürdigerweise ist es die Seite bundesliga.de, die die kompletten Cover zum Durchklicken anbietet. Des Merkens würdig sind dabei vielleicht vor allem die Stars, die sich jeweils darauf befinden. Deshalb hier der Link, aber auch hier die Auflistung:

1997 David Ginola
1998 Andreas Möller
1999 Olaf Thon
2000 Mehmet Scholl
2001 Lothar Matthäus
2002 Gerald Asamoah
2003 Roberto Carlos, Ryan Giggs, Edgar Davids
2004 Alessandro del Piero, Thierry Henry, Ronaldinho
2005 Patrick Vieira, Fernando Morientes, Andrij Schewtschenko
2006 Wayne Rooney, Lukas Podolski, Ronaldinho
2007 Lukas Podolski, Ronaldinho
2008 Miroslav Klose, Ronaldinho
2009 Ronaldinho, Kevin Kuranyi
2010 Bastian Schweinsteiger, Wayne Rooney
2011 Mesut Özil, René Adler
2012 Lukas Podolski, Mats Hummels
2013 Lionel Messi

Offensichtlich gibt es deutsche, aber auch Versionen aus anderen Ländern, hier sind dann wohl nur die Coverstars der deutschen Version aufgelistet. Möglicherweise ist die Zusammenstellung aber auch falsch.

(Alle Angaben wie immer ohne Gewähr und Korrekturen sind willkommen — ich hoffe, das ist selbstverständlich.)

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Beobachtungen vom Spielfeldrand bei der Partie Dänemark — Deutschland

Neben der reinen Reise zum Stadion fand darin ja auch noch eine Partie statt.

Toni Kroos klebt an der Außenlinie

„Aus Gründen“ kann der Autor nichts zu den Vorfällen zwischen der 45. und 55. Minute sagen, ansonsten aber gibt es doch Einiges, was aufgefallen ist, und was ja durchaus heute Abend seine Wiederaufführung finden könnte:

  • Mario Gomez fabriziert auch aus nächster Nähe gesehen immer mal wieder technische Pannen, andererseits ist er auch immer derjenige, der am weitesten vorne drinsteht und deshalb per se die meisten Gegenspieler um sich herumstehen hat, was
  • leider nicht entschuldigt, sich bei einem EM-Turnier ans eigene Bein zu schießen, sowie auch viele weitere Bälle zu verschludern
  • Wenn das seine Aufgabe sein sollte, hat er sie ganz okay bewältigt, anderenfalls gäbe es da jemanden, der sicher etwas graziler durch dicht gestaffelte Abwehren seinen Weg fände
  • Thomas Müller läuft wie ein Spielzeugmännchen, leider auch dementsprechend unrund, hakelnd in der Bewegung, als hätte er eine künstliche, nicht passende Hüfte oder unterschiedlich lange Beine, wie es viele Spieler tun, wenn sie den Ball treiben — nur dass Thomas Müller auch ohne Ball so hakelig läuft
  • Die Ersatzspieler wirkten beim Aufwärmen allesamt extrem unmotiviert, was in der Natur ihrer Rolle begründet liegen könnte, in der Hitze oder in allgemein schlechter Stimmung im Team — oder auch einfach getäuscht haben könnte
  • Manuel Neuer bleibt weiterhin souverän, ein zur Ecke abgeklatschter Ball war bei den allerdings auch geringen Offensivbemühungen der Dänen das einzige, was nicht zu 100% perfekt klappte
  • Bastian Schweinsteiger bemüht, arg bemüht, seine Form wiederzufinden, der Schweiß trat ihm aus allen Poren, möglicherweise waren diese deshalb verstopft, etwas mehr Spielfreude oder -kunst zu zeigen
  • Grundsätzlich fantastisch, diesen Leuten einfach aus nächster Nähe beim Fußballspielen zuzuschauen, und das gilt uneingeschränkt auch für die Dänen, weshalb man manchmal bei allem Staunen und aller Begeisterung nicht vergessen hätte sollen, dass es bei diesem Zauber auch um Punkte ging
  • Obwohl man schon 1 Millionen Mal im Stadion war, vergisst man immer wieder, dass der echte Fußballplatz viel kleiner ist, als er im TV wirkt, weshalb die Vielzahl der so unglaublich präzise gespielten Pässe ein klein wenig von ihrer Faszination verlieren, was aber durch die gesamte hochstehende Technik mehr als wett gemacht wird
  • Sami Khedira hätte wohl das Zeug zum Spieler des Turniers, wenn nicht wenigstens zum „Man of the match“, wenn dieser nicht von jeweils einem einzelnen Experten ausgesucht würde, welcher in diesem Fall („Lukas Podolski“) leider falsch lag
  • Özils Kunst blitzte nur in jenen wenigen Momenten auf, in denen sie kaum Wirksamkeit erzeugen konnte, was durchaus mit fehlender Abstimmung mit Mario Gomez zu tun haben könnte, welche man zugegeben nicht in wenigen Tagen erreichen kann, herzlichen Dank auch noch mal an den FC Bayern und den niederländischen Fußballverband für dieses trojanische Pferd, auch wenn es den Niederländern nun doch nix genützt hat
  • Obwohl die meisten Beobachter den Sieg als „verdient“ einstufen, hatte man vor Ort den Eindruck, dass die Dänen in der zweiten Halbzeit deutlich mehr vom Spiel hatten und bis auf die letzten etwa 15 Minuten eigentlich in dieser Halbzeit einem Punktsieg näher waren, wenn auch die ganz großen Torgelegenheiten fehlten.
  • Dass Stadionsprecher der jeweiligen Landessprache anwesend sind und Tore so feiern, als sei es jeweils ein Heimspiel, ist gut für die Stimmung, aber schlecht für das Gefühl, dass diese Partien eigentlich auf neutralem Grund stattfinden. Ansagen, wann die letzte Bahn fährt etc. gerne in der Landessprache der Fans, Torschützen etc. bitte nicht. Aber man ist ja äußerst genügsam geworden.
  • André Schürrle hat gerade wohl den Akku voll, und sollte vielleicht nicht erst so spät ins Spiel geworfen werden — aber das ist natürlich Spekulation
  • Sehr erstaunlich, wie häufig die Spieler Standprobleme hatte und wegrutschten, das galt nach grobem Schätzen für alle Spieler gleichermaßen, der Platz war kurz zuvor gewässert worden, was offensichtlich nicht allen Aspekten des Fußballspiels gut tut
  • Die ukrainischen Zuschauer neben und vor uns waren eindeutig auf Seiten der Dänen

Und „das Feuer nicht eröffnen“ hatten die Dänen wohl etwas zu wörtlich genommen.

Das Feuer nicht eröffnen

Das also von direkt vom Spielfeldrand des Stadions in Lemberg, wo Reihe 8 auf Höhe der Mittellinie etwa 5 Meter Entfernung bis zur Außenlinie bedeuteten. Und ja, es ist faszinierend, wie riesig der Unterschied zwischen der deutschen und der dänischen Nationalmannschaft zu zum Beispiel Spielern in der zweiten deutschen Bundesliga aus der selben Entfernung in den technischen Belangen ist.

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Une soirée à Brême
Deutschland — Frankreich 1:2

Ein neuer Beitrag aus der Reihe „EM 2012″, die hier unter dem Motto „Noch ist Polen nicht verloren“ firmiert, der ersten Zeile der polnischen Nationalhymne. Und Recht hat sie, schließlich hat die EM noch gar nicht angefangen.

Ein Rückblick ganz der Reihe nach, wie es so war, am Mittwoch Jeh-roh-meh Boateng beim Nachdenken zuzuschauen, Franck Ribéry beim Divenmarkieren und Tim Wiese dabei, von seinen Heimfans gefeiert zu werden. Achja, und, ein beinahe in Vergessenheit geratenes Gefühl: Nicht nur in Ansätzen graupiger, man möchte fast sagen ein wenig fischiger Fußball von der deutschen Nationalmannschaft. Fangen wir vorne an.

Bahnhof Brême

[photopress:bahnhof_bremen_1.jpg,full,alignright]In Bremen ist man so stolz auf sein Werder, dass man die Werder-Fahnen schon im Bahnhof zur Begrüßung der Anreisenden aufhängt. Eine wieder mal äußerst ignorante Angelegenheit, nicht gegenüber den französischen Fußballfans, die, wie wir gleich sehen werden, in rauen Mengen anreisten, sondern gegenüber all jenen Bahnreisenden, die sich nicht für Fußball interessieren.

[photopress:werder_fahnen_1.jpg,full,alignleft] Mir ist das immer so ein wenig unangenehm, wenn man in eigentlich neutralem Setting die Menschen mit Fußballthemen bombardiert, ob nun in der Werbung, hier im Bahnhof oder meinetwegen, wenn Politiker Reden schwingen. Es gibt auch noch Menschen, die nichts mit dem Ausdruck „Werder Bremen“ anfangen können, und man sollte etwas mehr Rücksicht auf diese wenn auch kleiner werdende Randgruppe nehmen.

Bei Werder-Fahnen allein bleibt es im Bahnhof Bremen aber nicht. Denn was ein echter Marketender im Jahre 2012 ist, der lässt sich natürlich nicht lumpen, nicht nur die Brötchen mit Werder-Logo offiziell zu lizensieren, sondern gleich den Laden mit, in dem die Brötchen verkauft werden.

Nur echt mit dem Zusatz „offiziell“:

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Mesut allzeit frohgemut

Die Frage beschäftigt die Nation enorm, insbesondere seit es Interviews ohne Interview drin gibt:

Was genau müsste geschehen, damit Mesut Özil sich wenigstens ein einziges Mal nicht freut?

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Aller guten Dinge sind drei

Was haben Borussia Dortmund, der Hamburger SV, Werder Bremen und — wenn der Name des folgenden Clubs fällt, dürfte es eigentlich schon klar sein — der 1. FC Magdeburg gemein?

Sie sind die einzigen vier deutschen Clubs, die es neben dem FC Bayern München noch schaffen können, einmal alle drei europäischen Wettbewerbe in ihrer Historie gewonnen zu haben.

Die vier oben Genannten gewannen bereits einmal den bekanntlich längst abgeschafften Europapokal der Pokalsieger.

Borussia Dortmund und der Hamburger SV gewannen zusätzlich sogar einmal den Europapokal der Landesmeister bzw. die Champions League.

Der Hamburger SV war also kürzlich mit seinem Halbfinal-Aus gegen den FC Fulham besonders nah dran, zusätzlich zu einem UEFA-Cup-Gewinn im eigenen Stadion auch noch dieses „Triple“ — oder wie soll man es nennen? — zu vervollständigen. Noch näher dran war man allerdings 1982 bei der doppelten Niederlage gegen den IFK Göteborg. 1983 folgte immerhin der zweite von drei nötigen Titeln: Athen.

Borussia Dortmund scheiterte mit seiner UEFA-Cup-Finalniederlage gegen Juventus 1993 ebenfalls nur knapp, allerdings hätte man ähnlich wie der HSV 1982 damals noch auf den erst 1997 erfolgten Champions-League-Sieg warten müssen. Ein Warten, das sicher leicht gefallen wäre. Beim Abschied von Jürgen Kohler war die Chance noch einmal groß, leider gewann Feyenoord Rotterdam 2002 im heimischen De Kuip gegen die Borussia — wieder knapp am Triple vorbei.

Auch Werder Bremen hätte zuletzt einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum Ziel machen können, doch Schachtjar Donezk war nachvollziehbarer Weise ebenfalls zu stark, Mesut Özil in jenem Spiel von der Matthäus-Krankheit („Untertauchen, wenn es drauf ankommt“ — Hat jemand zufällig Özil im WM-Halbfinale gesehen?) befallen und so muss man auch beim Nordsee-Klub erstmal weiter warten, warten, warten.

Der 1. FC Magdeburg wird wahrscheinlich noch ein wenig mehr Zeit benötigen als die übrigen, überhaupt mal die Champions League zu gewinnen. Allerdings ist auch seine Wahrscheinlichkeit dafür unter Berücksichtigung der Unendlickeit natürlich 1. Es bleibt lediglich die Frage, wann man auch im Osten das europäische „Triple“ wird feiern können, nicht ob.

Alle anderen deutschen Clubs hingegen können dieses Triple nicht mehr schaffen. Drücken wir also die Daumen, wenn es demnächst für den Hamburger SV oder Borussia Dortmund, Werder Bremen oder den 1. FC Magdeburg in den UEFA-Cup geht. Für die letzteren beiden natürlich auch im Falle einer Champions-League-Teilnahme, bei den ersten beiden ist das nicht mehr ganz so dringend.

Wie sexy doch so eine UEFA-Cup-Teilnahme plötzlich sein kann, wenn man die nötigen Eingangsbedingungen mitbringt. Real Madrid beispielsweise kann dieses Triple nicht mehr schaffen, auch Inter Mailand und der FC Liverpool nicht. Dagegen: Magdeburg! Bremen. Hamburg, Dortmund.

Die dann in einer Reihe mit den folgenden Clubs zu nennen sein würden:

FC Bayern München, Juventus, Ajax Amsterdam, FC Barcelona.

Very sexy, ist es nicht?

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Türkischer Fußballfan in Deutschland sein

Nicht erst seit das BILDblog regelmäßig auf die Beiträge in Sidan Arslans Blog-Kategorie Sport-Bild-Watch [Link leider tot] verlinkt, dürfte El Fútbol [Link leider tot] dem geneigten Mitinsassen des deutschsprachigen Fußballblogosquariums bekannt sein.

[photopress:halbmond_adidas_1.jpg,full,alignleft] Das folgende Gespräch mit Sidan Arslan, dem Betreiber von El Fútbol [Link leider tot], beschäftigt sich allerdings nicht mit dessen recht international ausgerichtetem Blog. Sondern mit der Thematik, wie man als Fan des türkischen Fußballs — ob Nationalelf oder eine der Klubmannschaften — in Deutschland zurecht kommt, wie man überhaupt erst ein solcher Fan wird und wie sich solch eine Fernbeziehung anfühlt.

Hallo Sidan, schön, dass Du Zeit für ein Gespräch hast. In medias res: Ich muss zugeben, ich bin zwar mit Fans von Galatasaray, Fenerbahçe und Beşiktaş aufgewachsen, aber erstens habe ich damals noch nicht gebloggt, und zweitens war alleine schon der Schlachtruf „Cim-Bomm-Bomm, Galatasaray!“ nie frei von einer gewissen Exotik. Einer Exotik, muss ich ebenso zugeben, die durchaus belächelt wurde. Weshalb man sich auch nicht für diese Exotik interessierte. In den 1980ern hielt man bei uns grundsätzlich nicht viel vom türkischen Fußball und wusste gleichzeitig auch nicht viel über ihn.

Das hat sich zwar beides geändert, aber in Bezug auf die Fanszene der türkischen Vereine in Deutschland tut sich bei mir eigentlich immer noch nur ein großes, leeres Nichts auf. Deshalb möchte ich Dich bitten, mich ein wenig aufzuklären. Dazu gehört natürlich zunächst einmal die Frage, wie Du selbst zum Fußball gekommen bist. Zum Fußball an sich, aber auch zu welchem türkischen Verein Du hältst und wie Du für diesen Verein sozialisiert wurdest.

Fußball gehört für mich von Anfang an, also von früher Kindheit, einfach dazu. Das sehr große Interesse war immer schon da, ohne dass ich es recht erklären könnte. Dafür kann ich mit der Anekdote dienen, dass meine Eltern damals die Gewohnheit hatten, jedem Gast davon zu erzählen, dass ich morgens nach dem Aufstehen schon auf dem Weg ins Bad einen Ball am Fuß hatte … Mag sich nach einer erfundenen Anekdote für eine Profikicker-Homepage anhören, war aber so. Aus frühester Kindheit stammt auch meine Leidenschaft für Galatasaray, für die mein Onkel verantwortlich ist. Immer wenn ich bei ihm zu Besuch war und mit meinem Cousin spielte, saß er nämlich am Fernseher und schaute sich die damals noch frei empfangbaren türkischen Ligaspiele an, mit fanatischem Schreien, lautem Fluchen und spontanen Jubeltänzen. Galatasaray waren immer die Guten, alle anderen immer die Bösen. Wir zwei haben das dann so übernommen.

Gibt es überhaupt eine nennenswerte Zahl an männlichen türkischstämmigen in Deutschland, die sich nicht für Fußball interessiert? Falls ja, welcher andere Sport ist für diese, falls vorhanden, relevant? Und die, die Fußballfans sind, würdest Du sagen, sie setzen alle eine Familientradition fort, oder gibt es auch Ausreißer aus dieser Familientradition?

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Weitsichtige junge Mitdeutsche

Zuerst sollte hier ein kleines, ungewaschenes Rantchen gegen einen der zur Zeit liebsten Kicker derer in den Grenzen von 2010 stehen. Dieser Liebste nämlich macht ganz im Sinne der Tradition seines obersten Seemannes Werbung für ein etwas, das es selten gut mit seinen Lesern meint.

Der Rant hätte ungefähr Folgendes beinhaltet: Ein Unding, dass ihn seine Berater in so frühen Jahren schon verbraten, ihn auch noch ins offene Messer der selbst geouteten Bildungsferne laufen lassen, indem sie ihn sich öffentlich so äußern lassen. Noch dazu wanzt er sich jetzt auch schon an etwas ran, das ihn erst hochjubelt, um ihm bei nächster Gelegenheit einen Strick zu drehen etc. pp., denn er zeigt sich auf Plakaten mit diesem Slogan:

„Den Teil vor und nach dem Sportteil könnt Ihr gerne weglassen.“

Bis dann, plötzlich, die Erleuchtung kam, wie weitsichtig, klug und vor allem mutig dieser junge Mitdeutsche ist, dem Autoren geradezu etliche Meilen voraus:

Er hat natürlich vollkommen Recht.

Einfach den Teil vor und nach dem Sportteil weglasssen! Dem Sportteil selbst noch ein bisschen die Polemik nehmen sowie die gerne gepflegte Einflussnahme aufgrund von persönlichen Vorlieben weglassen, schon hätte man diverse Ärgernisse weniger. Da muss erst so ein junges Bürschchen daherkommen …

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Minus mal Minus ergibt Plus (EA-Cover-Fluch)?

Möglicherweise wird Felix Magath doch als erster Trainer der Bundesliga mit drei verschiedenen Vereinen Deutscher Meister, denn wenn die Gleichung aus der Überschrift stimmt, ist sein EA-Cover-Fluch jetzt wieder aufgehoben. Er ist zum zweiten Mal auf dem Cover des EA-Fußball-Managers zu sehen, diesmal in der Version 11.

Wohin Mesut Özil wechselt, ist allerdings ab seit ein paar Tagen vollkommen gleichgültig, die medizinische Abteilung ist bei Real sicher genauso gut oder schlecht wie beim FC Barcelona. Bei Werder Bremen oder bei Manchester United. (Bei Real oder Barcelona ist sie zwar sogar eher noch ein bisschen besser, das spielt aber nach dieser Entscheidung keine Rolle mehr).

Denn Mesut Özil ist auf dem neuen Cover von EA FIFA 11. Womit eine verheißungsvolle Karriere dunkle Wege nehmen und einen derben Knick erleiden wird. Später wird Özil noch ehrfurchtsvoll zu den immensen 23 Ligaspielen aufblicken, die Christoph Metzelder während drei Saisons für Real Madrid absolvierte.

Wenn Özils Antrag auf Anerkennung der Sportinvalidität durch sein wird.

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Der — endgültige — deutsche WM-Kader für Südafrika ist raus

Irgendwann letzte Woche sickerte der hiesigen Redaktion der WM-Kader für die WM 2010 in Südafrika zu. Entscheidend dafür war eine glorreiche aus-dem-Briefkasten-Rettungsaktion des Trainer Baades, weil der riesige Umschlag, in dem das schon lange vor der Zeit bestellte Panini-Album zerfetzt zu werden drohte, beim Rausziehen beinahe noch zerfetzter geworden wäre, als es eh schon war.

War es dann aber nicht.

Der endgültige Kader des „DFB“ für die WM 2010 in Südafrika sieht folgendermaßen aus:

Tor:

Rene Adler (ohne Accent)
Tim Wiese

Abwehr

Per Mertesacker
Philipp „Ich heirate nach der WM“ Lahm
Heiko Westermann
Serdar Tasci
Arne Friedrich

Mittelfeld

Simon Rolfes
Michael Ballack
Mesut Özil
Thomas Hitzlsperger
Bastian Schweinsteiger
Piotr Trochowski

Angriff

Stefan Kießling
Lukas Podolski
Miroslav Klose
Mario Gomez

Wer da jetzt beim Zusammenzählen nicht auf 23 kommt, und noch dazu der Auffassung sein könnte, dass Simon Rolfes es vielleicht gar nicht fittigermaßen bis nach Südafrika schaffen würde, der liegt richtig. Denn wie Panini immer weiß, nimmt jedes Team nie mehr als 2 Torhüter oder mehr als insgesamt 17 Spieler mit — sonst müsste man ja auf das Verbandswappen verzichten. Da tät man dann doch lieber auf Maskottchen „Paule“ verzichten als auf das schicke Wappen.

Und was so eine Einheit ist, die muss sich dann eben auch mal zusammenschweißen lassen, kurz vor der WM. Und wenn man nicht mehr wechseln kann, dann geht man halt mal über 120 Minuten steil, so ist das doch gedacht von den Panini-Leuten.

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Wie? Was? Ich habe nicht ganz verstanden. Panini sitzt eigentlich in Italien? Zetermordio.

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Mesut Özil auf dem Weg zum Rekord?

Okay, natürlich wird Mesut Özil nicht mit dieser Geschwindigkeit weiter scoren können, wie er es heute gegen den SC Freiburg tat: formidable 4 Assists und 1 selbst erzieltes Tor ergeben als Saison-Gesamtwert 15 Scorerpunkte aus 12 Spielen.

Das gab’s wohl selten zuvor in der Bundesliga (die 5 Scorerpunkte in einem Spiel sind jetzt gemeint), was allerdings auch daran liegen könnte, dass Assists noch nicht so wahnsinnig lange erfasst werden, jedenfalls nicht hier bekannt.

Weil man sich angesichts dieser Zahlen natürlich automatisch fragt, wo denn der Rekord an Scorerpunkten in der Bundesliga steht, wurde hier die einzige Quelle herangezogen, die dafür bekannt ist, der alte Herr aus Nürnberg nämlich. Der listet in seiner Onlineversion die Daten bis runter zur Saison 1995/1996 auf, was davor passierte, ist unbekannt.

Schauen wir also zunächst auf diese Aufzeichnungen:

Jahr Spieler Scorer
1995/1996 Giovane Elber 26
Harald Spörl 22
Andreas Möller 21
1996/1997 Fredi Bobic 30
Giovane Elber 28
Dariusz Wosz 26
1997/1998 Ulf Kirsten 27
Krassimir Balakov 25
Thomas Häßler 24
Olaf Marschall 24
1998/1999 Michael Preetz 29
Carsten Jancker 22
Ulf Kirsten 21
Oliver Neuville 21
1999/2000 Martin Max 23
Ailton 22
Ulf Kirsten 20
Markus Weissenberger 20
2000/2001 Ebbe Sand 32
Sergej Barbarez 27
Claudio Pizarro 26
2001/2002 Marcio Amoroso 27
Michael Ballack 25
Martin Max 23
2002/2003 Giovane Elber 27
Ailton 26
Thomas Christiansen 25
Marcelinho 25
2003/2004 Ailton 37
Martin Max 28
Franca 27
Roy Makaay 27
2004/2005 Roy Makaay 36
Marcelinho 31
Marek Mintal 30
2005/2006 Miroslav Klose 39
Dimitar Berbatov 31
Marcelinho 24
2006/2007 Miroslav Klose 28
Diego 27
Kevin Kuranyi 26
2007/2008 Luca Toni 31
Diego 24
Markus Rosenberg 23
2008/2009 Grafite 39
Edin Dzeko 36
Mario Gomez 32

Neben der Tatsache, dass dabei doch tatsächlich einige Überraschungen (Markus Weissenberger von Arminia Bielefeld (!) und Harald Spörl vom HSV), alte Bekannte (Ulf Kirsten, Oliver Neuville, der gute alte wahrscheinliche 11Freunde-Liebling Olaf Marschall (die Haare!)) und auch äußerst regelmäßig in den Top3 vertretene Spieler (Miroslav Klose, Martin Max, Marcelinho) auftauchen, bleibt für die Ausgangsfrage festzuhalten: der Höchstwert liegt bei 39 Scorerpunkten in einer Saison.

Einmal erreicht von Grafite in der letzten Saison, zuvor bereits erreicht von Miroslav Klose in der Saison 2005/2006.

Mesut Özil absolvierte bislang 12 Spiele, hat dabei nun eben 15x „gescoret“ und käme beim Halten seines Schnitts von 1,25 Scorerpunkten pro Spiel — was wie gesagt unwahrscheinlich ist — auf 42,5 Scorerpunkte am Ende der Saison.

Bemerkenswert ist an diesem großen immer-noch-Talent des deutschen Fußballs sein überaus junges Alter, in welchem er diese Quote vorlegt, wie auch die berechtigte Frage, wie man auf Schalke eigentlich so dermaßen blind sein konnte, den Guten für n Appel und n Ei zu verscherbeln.

Falls jemand ältere Quellen zum Kriterium Scorerpunkte kennt, welches ja ursprünglich aus dem Eishockey kommt und im Fußball lange Zeit gar nicht verwendet wurde, bitte ich gerne um Wortmeldung.

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