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Schlagwort: Luca Toni

Alle Italiener in der Bundesliga

Italien tritt im Rahmen des Confed-Cups gegen Spanien an, eine Partie mit minderer Qualität und minderem Spannungswert. 0:0 nach 120 Minuten. Nur etwas für die ganz hart Gesottenen unter den Taktikliebhabern, wie Stadioncheck richtig feststellt.

Da kann man sich (und seinen Twitter-Followern) schon mal die Frage stellen, welche originären Italiener überhaupt schon mal in der Bundesliga spielten, denn dem Autor fielen gerade mal Rizzitelli und Luca Toni ein.

Eine große Zahl an Antworten und auch eine durchaus deutlich größere Zahl an Italienern, die je in der 1. Bundesliga spielten, stellt sich dann heraus.

Hier die chronologische Liste im Überblick. Wer in Deutschland geboren wurde, aber (auch) einen italienischen Pass besitzt, zählt für diese Liste nicht.

Name Vereine Zeit S T
Ruggiero Rizzitelli FC Bayern München 1996-1998 45 12
Luca Toni FC Bayern München 2007-2010 60 38
Massimo Oddo FC Bayern München 2008-2009 18 0
Cristian Zaccardo VfL Wolfsburg 2008-2009 14 1
Andrea Barzagli VfL Wolfsburg 2008-2011 75 1
Cristian Molinaro VfB Stuttgart 2010- 71 0
Jacopo Sala Hamburger SV 2010- 21 1

Stand 29.6.2013.

Der erste Spieler mit italienischem Pass in der Bundesliga war zwar nicht Ruggiero Rizzitelli, sondern Raffael Tonelli, dieser wurde aber in Mülheim an der Ruhr geboren und wuchs hier auf, zählt also in diesem Sinne als „Fußballdeutscher“ und nicht als Italiener. Mauro Camoranesi ist gebürtiger Argentinier, entdeckte dann später wie so viele Südamerikaner im Fußball noch seine europäischen Wurzeln.

Aber ansonsten gilt natürlich: alles ohne Gewähr und weitere Namen sind immer willkommmen.

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Lucas versüßende Herdfolie

Passend zum vollen Bauch am Heiligen Abend zwei Anekdoten zum Thema Profifußballer und Essen in einem Beitrag:

Um Thomas Doll rankte sich die Legende, dass er während seiner Zeit bei Lazio Rom monatlich Restaurantrechnungen in vierstelliger (D-Mark) Höhe sammelte. Fit blieb er offenbar trotzdem. Ob das daran lag, dass man 1991 bis 1993 noch nicht ganz so viel laufen musste wie 2011, um im Fußball einen Schritt schneller als die besten der Welt zu sein, oder daran, dass er stets so gesundheitsbewusst bestellte, wenn er sich auswärts bekochen ließ, konnte noch nicht geklärt werden.

Wohl aber, dass es jemanden gibt, der ganz gewaltig in diese nicht kleinen Fußstapfen von Thomas Doll hereinschritt, als er seinerseits aus Italien kommend eine Zeit lang in Deutschland in der höchsten Liga Fußball spielte.

Luca Toni war Stammgast in Münchens Edel-Restaurants. Der Feinschmecker genoss das Leben in München in vollen Zügen — nur nicht in den eigenen Wänden: Den Einbauherd in seiner Wohnung benutzte er nicht einmal. Beim Auszug klebte noch die Schutzfolie am Gerät.

Ja, doch, da kommt Neid auf. Nicht mal drüber nachdenken, selbst zu kochen, ist einer der vielen Vorteile, die man als Profi genießt. Neben jenem, dass man jobbedingt so viel durch die Gegend läuft, dass das gute Essen nicht ansetzt.

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Ausnahmsweise trockener Humor

Man konnte sich bislang nicht vorstellen, dass es im Fußball gelungene Aprilscherze gibt. Von den Fußballern selbst ausgedacht und durchgeführt, soll das bedeuten.

Im Fußball ist schließlich immer der erste April.

Die berühmte Zahnpasta unter der Türklinke, Wasser auf Köpfe oder in Gesichter schütten, Torwände ansägen, auf dass sie beim nächsten Treffer auseinander bersten, das gehört zum zumindest aus Opfersicht harten Fußballalltag dazu wie das Training von 9.00 bis 10.30h, tagein, tagaus.

Umso erstaunlicher, dass der Guardian einen etwas länger zurückliegenden Aprilscherz unter Beteiligung von Fußballern ausgegraben hat, und dann auch noch in Deutschland, dem Land mit dem narkotisierten Sinn für Humor. Und der geht so:

Michel Platini, Werder Bremen und ein (west-)deutscher Fernsehsender verbreiteten die Nachricht, dass Michel Platini in der nächsten Saison bei Werder Bremen spielen werde.

Wie man sieht, ist der Sinn eines Aprilscherzes nicht, dass er amüsant ist, sondern dass die darin aufgestellten Behauptungen unwahr sind. Eine ganz andere Qualität also als Wasser in Gesichtern.

1985 war das. Mit Juventus habe er alles erreicht, ließ sich Platini zitieren. Juventus stand kurz vor einem Landesmeister-Halbfinale gegen Girondins Bordeaux.

Nicht klar wird aus der Meldung, ob das Folgende Teil des Scherzes war, oder ob die Bremer Spieler mit hereingelegt wurden, man würde aber auf Ersteres tippen

Werder’s players were shown toasting the transfer with champagne.

Nicht gelacht, sondern gestaunt hier. Abgelegt unter „Billige Lacher“, ist aber nicht so gemeint. Der Aprilscherz mit der portugiesischen Nationalmannschaft zur WM 1998 gefällt da schon eher.

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fern Fernsehen sehen

Jedem, der ins Ausland wechselt, egal, aus welchen Gründen, kann man nur eins empfehlen. Um Gottes Willen kein Radio- oder Fernseh-Programm aus der Heimat anschaffen. Man wird nicht über die Bruchstücke, für die Luca Toni und Franck Ribéry bekannt („Ein Wasser, bitte! (Hahaha!)“) sind, hinauskommen. Was macht also der so extrem multikulturelle David („Dävid!“) Odonkor, nachdem er ins Ausland gewechselt ist?

Wir erfahren es bei seiner Antwort darauf, was man bei Betis Sevilla tue, um sich gegen die Ansteckung mit der Schweinegrippe zu schützen, welches, na klar, nichts Neues für Odonkor war:

Aber das kannte ich alles schon aus dem deutschen Fernsehen. Das schaue ich auch hier.

Womit auch klar wäre, wie er zu dieser zweiten Aussage — der Journalist glaubt noch, es sei wegen Schweinegrippe, Abstiegsgefahr oder Nicht-Stammplatz am Anfang problematisch gewesen — kam:

Überlegen Sie da nicht zurückzukehren?

Am Anfang hat man sich Gedanken gemacht, jetzt nicht mehr. Meine Familie und ich genießen jeden Tag in Sevilla.

Am Anfang, ganz am Anfang, da funktionierte nämlich das deutsche Fernsehen noch nicht, weil der Techniker auf sich warten ließ. Da war es ein bisschen schwieriger, mit dem Verstehen, mit dem Einleben. Seit das deutsche Fernsehen funktioniert, ist alles gut, warum sollte man da weggehen? Das bisschen Schweinegrippe bringt uns doch nicht um. Kerner, Sportschau, Marienhof, Lindenstraße, alles da.

Man könnte es selbst auf dem Mond ganz gut aushalten, Hauptsache, das deutsche Fernsehen funktioniert.

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Luca Wildbach-Toni: Druckausgleich

Das muss jetzt noch schnell raus, bevor sich niemand mehr an den Luca-Toni erinnert, oder vielleicht gerade noch so wie an den Ruggiero Rizzitelli. Der Wildbach-Toni erklärt genau, was es alles auf sich hat mit den Riten und Gewohnheiten da unten im größten alpenländischen Fußballverein. Ganz einverstanden ist der Wildbach-Toni nicht und wir kommen nicht umhin, festzustellen, dass er hie und da nicht komplett falsch liegt.

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„Der macht zu viel Fisimatenten“ — ARD Sportschau extra zur Entlassung von Jürgen Klinsmann bei Bayern

Update: Nachdem ich das Video fand, ist das Transkript jetzt wortgetreu.

Aufgrund der Schwere der Ereignisse des heutigen Tages konnte das ARD nicht anders, als eine Sportschau Extra ins Programm aufzunehmen, direkt im Anschluss an die Tagesschau. Überraschenderweiste heißt der Gast Gerhard Dellings Helmut Markwort, Aufsichtsratsmitglied beim FC Bayern, ein Fußballexperte, wie er gerade vom EM-Public-Viewing kommen könnte. Oder aus seinem eigenen Wohnzimmer, als er sich gerade über eine Niederlage seines Clubs geärgert hat.

Vorspiel in der Tagesschau: Kleiner Einspieler, wie Jupp Heynckes schon vor Ort ist, um die „Begebenheiten“ zu inspizieren. Uli Hoeneß von der Pressekonferenz: „Wir haben noch 5 Spiele zu laufen.“ Klinsmann fuhr wortlos vom Gelände, war angeblich von der Entscheidung überrascht. Klinsmann bedankt sich bei Fans und Wem-sonst-noch auf der Webseite des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge wird auch noch kurz zitiert.

Nach dem kurzen Schwenk zum Wetter dann also die ARD Sportschau extra:

Gerhard Delling: Guten Abend meine Damen und Herren, zu dieser Extra-Ausgabe der Sportschau anlässlich der heutigen Ereignisse beim deutschen Rekordmeister Bayern München. Dort ist das sehr ambitionierte Modell Jürgen Klinsmann mit dem heutigen Rauswurf endgültig gescheitert, obwohl gerade der ehemalige Nationaltrainer und -spieler selbst noch vor wenigen Tagen betont herausgearbeitet hat, dass er eigentlich schon am Kader für die nächste Saison arbeitet. Trotzdem kam für viele der heutige Schritt alles andere als überraschend.

Einspieler mit diversen Stimmen zur Entlassung:

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München, Stadion Opera

And the rest of you, if you just rattle your jewelry

Wie man möglicherweise inzwischen an anderen Stellen erfahren hat, war Trainer Baade nicht alleine in München, sondern mit einigen anderen Menschen, die ebenfalls eingeladen worden waren. Wer das im Detail war und darüber auch öffentlich berichten möchte, wird das auf seiner jeweiligen Seite tun, womit schon mal klar ist, dass nur Gäste anwesend waren, die selbst eine Seite betreiben, im Webdeutsch auch „Clochards“ genannt.

Auf dem Programm stand neben einer „Produktpräsentation“ (was sich zugegebenermaßen sehr nach Kaffeefahrt anhört, die es aber nicht wurde) die Partie FC Bayern München gegen Hannover 96, zu betrachten von den beiden Logen der Einladenden aus: Anstoß sollte um 11.55h sein, wie die Zeitungen versicherten, besonders für Jürgen Klinsmann, der wenig erfolgreich in die Rückrunde gestartet war und dem Kritiker schon den Abflug nach Florida (von da aus zu Fuß weiter nach Kalifornien) voraussagten, sollte es gegen Hannover 96 erneut eine Niederlage setzen. Als wir also um kurz vor 12h am Stadion eintrafen, war außer ein paar versprengten Polizei-Einheiten und den an diesem Tage bei Plusminus Null Grad besonders häufig von oben nach unten heraufsteigenden Schneeflocken noch niemand zu sehen. Offensichtlich hatte niemand unsere Gastgeber informiert, dass die Partie schon so früh beginnen würde. So blieb Zeit genug, sich den einen oder anderen Zeh abzufrieren und sich in die winterliche, abweisende Landschaft in Form einer festgefrorenen Eissäule zu integrieren. Kleine Kinder erkannten schon nach wenigen Minuten nicht mehr, dass es sich um lebendige, aber eingefrorene Menschen handelte und begannen, Karotten in die offenstehenden Öffnungen zu stecken und an Knöpfen herumzuspielen, deren Zweck es eigentlich war, die eigene Anwesenheit in der Öffentlichkeit weiterhin jugendfrei gestalten zu können; von den Aktivitäten passierender Hunde ganz zu schweigen. Glücklicherweise wurde der Irrtum bezüglich der Anstoßzeit bald aufgeklärt. Hannover hatte im Vorhinein zu verstehen gegeben, dass man an die eindrucksvolle Serie bei Auswärtsspielen anknüpfen wolle: Erst 1 Punkt auswärts bislang, denen man keine weiteren hinzuzufügen gedenke. Die Uhren wurden wieder gerade gerückt, Klinsmann atmete auf. Also doch 15.30h Anstoss. Wir aber waren schon dort, was nun tun mit der vielen Zeit?

Es bot sich an, sich mal im Bauch des Stadions umzugucken, was nach dem Auftauen auch ganz leicht fiel. Dort stehen fein säuberlich alle Erfolge des FC Bayern aufgelistet. Da diese Liste bekanntermaßen nicht kurz ist, verging die Zeit zwischen 13h und dem schließlichen Öffnen (ha!) der Loge um 13.30h geradezu wie im Flug, dessen Kosten übrigens ebenfalls die Einladenden übernommen hatten. Weiterhin anwesend in diesem Eingangsbereich zu den Logen war eine ganze Reihe von Gästen aus Hannover. Man hatte sie mit falschen Versprechungen ins Stadion gelockt. Unter Anderem wurden Sie nicht über die Rolle, die Hannover 96 in diesem Spiel zu spielen gedachte, benachrichtigt. Außerdem wurde ihnen vorgegaukelt, dass die im heute schwarzen Trikot von Hannover umherlaufenden Spieler zuvor schon mehr als nur ein Mal zusammen trainiert hätten, so dass so etwas wie Laufwege untereinander bekannt seien. Tja, Pech gehabt. Dennoch kam ihre Anwesenheit nicht ganz ungelegen, so wurde man im VIP-Gedränge vor dem Einlass schneller wieder warm.

Das Stadion

Jeder kennt wohl die vielen Bilder der Allianz-Arena, wie sie zur WM erbaut und genutzt wurde, gerade erst fuhr Jens Peters an ihr vorbei. Ganz sicher ist sie eine eindrucksvolle Konstruktion und von den aktuell existierenden deutschen Stadien das optisch Exotischste, dennoch wirkt das Stadion wie von — Erich von Däniken hatte doch Recht — Aliens in der Landschaft wahlweise abgesetzt oder bei der Rückreise vergessen, sci-fi-artig oder auch Ufo-haft, somit aber auch auf unangenehme Weise surreal. Bindung zu seiner Umgebung erhält dieses Gebäude durch flankierendes Was-auch-immer in diesem Umfeld leider nicht. Die „Esplanade“, die sich von der U-Bahn kommend zum Stadion hin erstreckt, könnte gut und gerne ebenso im verlassenen Tschernobyl stehen. Lieblos, zugewuchert und ungepflegt, wie überhaupt das gesamte Umfeld des Stadions so wirkt, als sei es noch nicht fertig. Ein längerer Weg von der U-Bahn zum Stadion ließ sich wohl planerisch nicht vermeiden, etwas, was man z. B. in Düsseldorf deutlich besser hinbekommen hat. Dort ist man mit Austritt aus der U-Bahn direkt am Stadion. Möglicherweise trübten die niedrigen Temperaturen auch die Sinne, und der Fußmarsch von der Haltestelle hatte gar keine bemerkenswert epischen Ausmaße, dennoch erscheint nur das Stadion selbst unter Berücksichtigung dessen entworfen, was heutzutage möglich ist, nicht jedoch das Drumherum.

Vollkommen unerklärlich bleibt noch dazu, wieso man vom Flughafen kommend keine Verbindung mit dem ÖPNV zum Stadion hat. Der Flughafen liegt noch weiter nordöstlich der Stadt als das Stadion; somit aber in derselben Gegend. Klar kommen die wirklich wichtigen Leute ohnehin mit dem Wagen inklusive Chauffeur, Gästefans, insbesondere bei internationalen Spielen, Gegner und Clochards aber wohl in aller Regel mit dem Flugzeug und anschließender Nahverkehrsmittelnutzung. Verständlich, dass die Münchener diesen Zugereisten unbedingt ihre schöne Stadt zeigen wollen, bei allem Stolz, den man in Bayern auf das Erreichte und Gebaute pflegt. Folge dessen ist leider, dass man erst ein Mal die Reise vom Flughafen bis zur Mitte der Stadt machen muss, um anschließend von dort aus fast die selbe Distanz wieder zum Stadion zurückzulegen. Die wenigen Kilometer, die zwischen der U- und der S-Bahnlinie liegen, die hier angesprochen sind, waren zumindest wenn man den Plänen des ÖPNV Vertrauen schenken darf, nicht miteinander verbunden. Ärgerlich und unverständlich. Sollte es auch dafür eine stichhaltige Erklärung geben, wie weiter unten für die Aufteilung der eigenen Fans in verschiedene Blöcke, bin ich gespannt, sie zu erfahren.

Im Inneren des Stadions ist der oben erwähnte Eindruck eines UFOs ohne Bindung zum Umfeld schnell weggewischt. In diesem Biotop fühlt man sich wie in einer wie aus einem Guss gestalteten eigenen Welt, in der es tatsächlich schon 2009 ist, und nicht wie draußen immer noch 1973. Vom Dach bröckelte zwar zunächst — vor Ankunft des gewöhnlichen Publikums — noch die eine oder andere Eisplatte herunter, die dann laut krachend im leeren Zuschauerbereich zerbarst. Offensichtlich gibt es mit diesem Thema ansonsten aber keine Probleme, zumindest hat man davon nie gelesen noch gehört. Die von außen wie ein sich aufblähender Schaumkopfkuss wirkende Konstruktion verliert diese Konnotation im Inneren, zum Glück, völlig. Gerade der förmliche Verlauf des gesamten Inneren des Stadions wirkt mit seinen stromlinienförmigen Rundungen wie aus einer noch zu erwartenden Zeit, in der Gebäude und Produkte unter Berücksichtigung der Prämissen, die das menschliche und somit natürliche Gehirn anmahnt, gestaltet sind.

Das Dach wirkt anders als in anderen Stadion weder überdimensioniert noch wie gezwungen obendrauf gepfropft. Vielmehr verstärkt es den Eindruck, dass hier aus einem Guss gestaltet wurde. Dies mag für Stadien neuerer Bauart selbstverständlich sein, trifft aber beispielsweise auf das elendige Dach des Berliner Olympiastadions oder das Luck änd Viel des immer wieder restaurierten Westfalenstadions nicht zu. Natürlich sitzt man tatsächlich „hautnah“ am Spielfeldrand, obligatorisch bei neuen Stadien. Und trotz seiner nicht geringen Größe ist man selbst zwischen zweitem und drittem Oberrang, wo sich die Logen befinden, wesentlich weniger weit vom Spielfeld entfernt als es Fernsehbilder und Panorama-Postkarten vermitteln. Trotz des Fassungsvermögens gute Sicht, die jedem Amateur im Zuschauerbereich die augenblickliche Beurteilung von strittigen Szenen ermöglicht. Nicht, dass Leute das nicht auch dann tun würden, wenn sie gar nix erkennen könnten, aber hier hat man die Gelegenheit, wenigstens den Schein zu wahren.

Das Spielfeld selbst war in einem erbärmlichen Zustand und man darf davon ausgehen, dass es das auch schon vor den Schneefällen der letzten Tage war. Ein Drittel des Spielfeldes war mit neuem (?) Rasen versehen, die anderen zwei Drittel mit massig nachträglich eingebundenen Rasenplatten. Nicht nur optisch nicht schön, das wäre ja zu verschmerzen, sondern möglicherweise mitverantwortlich für die Standprobleme mancher Spieler. Immer wieder erstaunlich, wie horrende Summen für Spieler und Stadien ausgegeben werden, aber der Untergrund, auf dem der Sport dann ausgeübt werden soll, stiefmütterlich behandelt wird. Vielleicht sollte man doch mal über den Loddar als Greenkeeper nachdenken, zu tun gäbe es offensichtlich genug.

Die Loge

Da es zwei einladende Unternehmen gab, wir aber mit runden (Der Baade!) 20 Personen zur Partie „Produktpräsentation vs Clochards“ aufliefen, wurden die beiden Logen der Verantalter zusammengelegt. Prunk und Protz sucht man in den Fluren dieser Etage vergebens, nicht mal ausnehmend elegant wirkt dieser Ort, der mit seiner zentralen Lage auf Höhe der Mittellinie und noch dazu über der VIP-Tribüne wohl der exquisiteste aller Orte in diesem Stadion ist. Zwei magere Pissoirs, wenigstens Mario Gomez hätte keine Probleme, sich zu entscheiden, eine nicht mal richtig verkleidete Holzabtrennung zum anderen Klo. Eine Visitenkarte sieht anders aus. Ich schreibe das nicht mit Häme, sondern mit Verwunderung. Da hätte man doch Repräsentativeres erwartet.

Die Logen selbst sind scheinbar alle unterschiedlich gestaltet. Nebenan fand ein Kindergeburtstag statt. Jesus (bitte englisch lesen, nicht deutsch), hätte ich als Knirps in einer Loge der Bayern meinen Kindergeburtstag feiern dürfen, ich hätte augenblicklich aufgehört, noch weiterzuwachsen oder zu lernen. Warum denn noch anstrengen? König bin ich doch schon.

Zu jeder Loge gehören auch 3 „normale Sitzreihen“ im Stadion, die meisten kennen das Prinzip natürlich ohnehin aus eigener Anschauung in anderen Stadien oder aus anschauender Eignung im eigenen Stadion. Diese drei Reihen reichten dann auch gut und gerne für die versammelte Clochards-Schar (autsch). Sehr bequem, wenn auch sehr kalt. Um dem entgegen zu arbeiten, bekam man FC-Bayern-München-Sitzkissen mit intelligent darin enthaltenen FC-Bayern-München-Decken gereicht, welche normalerweise sicher ebenfalls im Preis enthalten sind.

Während wir auf den Plätzen mit gutem Blick so herumsaßen, merkte ich plötzlich ein kurzes Ziehen an meinem Gesäß. Das kommt vor, zunächst dachte ich mir nichts weiter dabei. Dann wieder so ein Ziehen und dann noch mal. Patsch, haute ich jemandem auf die Hand, der sich an meinem Portemonnee zu schaffen machen wollte. Bevor ich mich umdrehen konnte, war der Unbekannte, der sich an meinen Geldern gesund stoßen wollte, aber auch schon wieder in eine der vielen anderen Logen verschwunden. Die Täterbeschreibung, die ich der Polizei dann aufgab, lautet so: „Ca. Ende fünfzig, ca. 1,80m, fettleibig, weit fortgeschrittener Haarausafall, Brille, mit Bayern-München-Jacke und mit ziemlich rot dampfendem Gesicht“.

Die „Stimmung“

Man liest ja allzu oft vom spanischen Operettenpublikum, das kaum Stimmung mache. Selbiges Phänomen solle sich angeblich auch in England verbreiten, weil die sanges- und trinkesfreudigen Brüder, die man eher in unteren Einkommensregionen zu finden glaubt, sich den immer teureren Eintritt (und wahrscheinlich auch das immer teurere Bier) nicht mehr leisten können oder angesichts dieser Veränderung des Publikums vielleicht auch nicht mehr leisten wollen.

In München bekam man einen schönen (Vor-)Geschmack darauf, was es bedeutet, wenn von 70.000 Anwesenden nur noch ein Häuflein nach alter Definition „echter Fans“ im Stadion ist: Diese kleine Gruppe von vielleicht 1.000 oder 1.500 Menschen, ich bin kein guter Schätzer von Menschenmassen, vielleicht waren es auch weniger, war die einzige, die überhaupt irgendetwas von sich gab. Obligatorische Ausnahmen wie das überall durchexerzierte Rufen der Nachnamen eines Torschützen* nach Nennung des Vornamens durch den Stadionsprecher bestätigen die Regel. Ansonsten war der Laden, was die Fußballatmosphäre angeht:

tot.

Und tot bedeutet hier natürlich nicht still. Natürlich macht es Lärm, wenn 70.000 Menschen irgendwo rumlungern, es wurde auch mal „Bayern, Bayern!“ gerufen. Aber das war’s. Keine Verunglimpfung des Gegners, auch nicht in der Phase, als es noch 0:0 stand oder man gar hinten lag. Keine Wechselgesänge, oder wenn, dann mit so wenig Beteiligten, dass es nicht so richtig funktionieren wollte. Aaahs und Ooohs je nach Spielsituation gab es immerhin, mehr aber auch nicht von einem Publikum, dem es offensichtlich ausreicht, nach Toren der Heimmannschaft den Schal und ein paar Fahnen zu schwenken.

Umso bizarrer wirkte das Dauergesinge des kleinen Blocks, der sich der Stimmung verschrieben hat.

Ich möchte betonen, dass ich kein Bayern-Hasser bin und deshalb nun zwangsläufig zu diesem ernüchternden, geradezu traurigen Urteil kommen musste. Mit einem Fußball-Samstagnachmittag wie ihn der Fußballromantiker kennt und wünscht, hatte das nur wenig zu tun, unbenommen der Tatsache, dass man als Logengast selbstredend ohnehin kein Teil der eigentlichen Zuschauerschaft ist. Dennoch ist mir selten ein Stadionbesuch untergekommen, bei dem in Relation zur Zuschauerzahl derart wenig Atmosphäre entstand. Man muss es so hart sagen: Das Stadion ist zwar immer voll, Stimmung ist aber selbst bei Hertha BSC mehr, und das sogar dann, wenn diese wie sonst üblich irgendwo um Platz 12 rumdümpeln.

Da nützt es wenig, wenn einer der anwesenden Bayern-Fans noch begründend hinzufügte, dass man die traditionellen Besucher der Südkurve im Olympiastadion aufgeteilt habe und eine Hälfte hinter das eine und die andere hinter das andere Tor verfrachtet hätte. Gleichzeitig sitzen die Gästefans in einer Ecke des Stadions. Dies ist in vielen Stadien Usus, dort lässt man den Gästefans aber unten an der Eckfahne wenigstens die Illusion, akustisch aufs Spiel einwirken zu können. In der „AA“ sitzen (!) die Gästefans oben unterm Dach.

Einzig der Block hinter einem der beiden Tore sang, wie man es von diesen Gruppen kennt, quasi unaufhörlich und ebenfalls relativ unabhängig vom Spielstand. Ich weiß nicht, was da schief läuft bei Bayern. Aber erstens verstehe ich jetzt noch viel besser die Diskussionen auf der vorletzten JHV um die Stimmung im Stadion. Und zweitens wäre es wohl tatsächlich so, dass ohne diese sich ständig als Gralshüter der Stimmung gerierenden Ultras im Stadion außer einem Grundrauschen akustische Ebbe herrschte.

Dennoch hatte es, gerade aus dem Blickwinkel der Loge, etwas von Zuständen wie in einem Zoo, Theater oder Zirkus. Nicht bezogen auf die Spieler, Hobby-Clown Podolski musste ja selbst spielen, sein Co Ribéry saß weit oben auf der Tribüne, da konnten sie keinen ihrer üblichen Späßchen anbringen. Bezogen auf diese Ultras, die man dorthingekarrt zu haben schien wie man eben beim Theater eine Kulisse aufbaut, die die gedachte Szenerie nur und aber immerhin andeutet. Jeder weiß, dass diese Pappfassaden keine echten Häuser sind, aber ganz ohne Papphäuser soll es dann doch nicht sein. Jeder weiß, dass 1.000 singende Fans keine Stadionatmosphäre erzeugen, aber ganz ohne soll es dann doch nicht sein.

* Funktioniert besonders bei „Lúcio“ nicht so gut.

Das Spiel

5:1 klingt nach einem rauschenden Fest, nach Offensivfußball der feinsten Sorte. Leider muss man festhalten, dass das Spiel allein aus der Vielzahl der Tore seinen Reiz bezog. Weder bäumte sich Hannover 96 mit allen nicht vorhandenen Mitteln gegen die Niederlage auf, noch war auf bairischer Seite zu erkennen, dass man wusste, was man tat. Der rutschige Boden nach dauerhaftem Schneebefall, der anders als in Düsseldorf oder auch auf Schalke in Ermangelung eines verschließbaren Daches richtigerweise ohnehin nicht verhindert werden könnte, tat sein Übriges, um Spieler beider Teams in aussichtsreichen Situationen immer wieder wegrutschen zu lassen. Alles Genauere von dem einzigen mitbloggenden Anwesenden dogfood.

Bleibt noch anzufügen, dass sowohl die Pfiffe bei der Vorstellung Jürgen Klinsmanns als auch der Doppelhalter „Klinsi raus“ nach der Wende mit dem schnellen Doppelschlag zum 2:1 nicht mehr gehört noch gesehen warden. Und dass Anwesende sich später beschwerten, dass im Gegensatz zu Luca Toni und Franck Ribéry, die bei jedem Tor jubelnd aufgesprungen wären, Tim Borowski sich regungslos verhalten hätte.

Der Anlass

Der Anlass für diese Einladung war nicht wie zu Unrecht befürchtet die mangelnde Auslastung des Stadions. Die Tatsache, dass T-Home in Kooperation mit Microsoft ein neues Produkt entwickelt hat, welches insbesondere in die Leben der Fußballinteressierten dieser Nation wandern soll. Da ich Fußball liebe, und nicht TV (auch wenn es in dem Fall eben ums Netz ging), war ich einer der denkbar schlechtesten Feedback-Geber für dieses Produkt. Ich verweise bei Interesse an der Diskussion der technischen und merkantilen Aspekte auf jene bei allesaussersport sowie auf dem Sportmedienblog.

Going T-home

Auf dem Rückflug war mir dann noch ein besonderes Vergnügen vergönnt: Direkt neben, vor und hinter mir saßen Teilnehmer eines Kurses zum Abbau von Flugangst. Nein, Dennis Bergkamp war nicht dabei, dafür aber eine Kursleiterin, die insbesondere bei Start und Landung Anweisungen in die Kabine donnerte, wie man wann zu atmen habe und welche Körperteile man in welche abstruse Stellung bringen solle. Dass die Teilnehmer sich in all ihrer Angst dann auch noch an den Händen fassten und beim Start ihre Angst wegwippen wollten, machte das Ganze nicht erträglicher. Zum Glück ist eine Wintermütze bestens dazu geeignet, zur Schlafbrille umfunktioniert zu werden.

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Larry Bird vs Luca Toni

Oder andersrum:

Fr“o“nck Ribéry vs Michael Jordan.

Natürlich kennt man das irgendwie schlapp daherschluppernde Video von vor der EM, als Luca Toni zusammen mit Fr“o“nck Ribéry irgendwo in der Allianz-Arena rumspielte und Faxen machte:

Was man gemeinhin nicht wusste, ist, dass die ganze Klamotte angelehnt war an einen anderen Werbespot, der zuvor mit Larry Bird und Michael Jordan gedreht wurde, weshalb man die Toni-Ribéry-Geschichte eigentlich auch nur noch halb so originell findet wie zuvor. Was dann auf ungefähr gar nicht originell hinausläuft:

Jetzt, da man es weiß, findet man das ohnehin schon eher platte Video von Ribéry und Toni noch ein bisschen platter, womit man sich doch nahezu dem Nullpunkt an Originalität annähert. Aber Hauptsache, die Protagonisten sind Stars.

(Was ebenfalls niemand wusste, ist, dass Michael Jordan später dann alte Torwarttrikots von Andreas Köpke auftrug. Jetzt aber. Luftpost?)

Hattip an American Arena.

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10 Mal Forssell

Wie man weiß, ist das kein Tippfehler, beim Versuch die finnische Variante des Wortes Karussell aufs virtuelle Papier zu bringen, sondern der Name eines neuen alten Bekannten in der Bundesliga, auf den man sich auch schon vor seinem letzten Testspiel freuen durfte. Toni, Toni, immer nur Toni, das macht auf Dauer keinen Spaß, deshalb sagen wir: Herzlich Willkommen, Mikael Forssell.

Mit 10 Toren in einem Spiel hat er sich bei Hannover 96 eingeführt. Und wenn es auch nur in einem Testspiel gegen einen Kreisligisten war — also gegen Leute wie Dülp oder ich — so sind 10 doch eine schöne Zahl, die darauf hoffen lässt, dass man in Zukunft endlich mal Lust hat, etwas Positives über Hannover 96 zu schreiben. Hannover 96, das ist der Club, bei dem Fredi Bobic mal aufblühte und der tatsächlich Mike Hanke als Stürmer beschäftigt. Aber jetzt wird vielleicht alles gut.

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Presseschnee von morgen: ¾ erster Spieltag

„Holland jetzt Favorit Nr. 1″ — wie man weiß, ist es im Fußball noch nie vorgekommen, dass eine Mannschaft erst ein Spiel gewinnt und dann ein Spiel verliert. Wer einmal ein Spiel gewinnt, der gewinnt per fußballimmanenter Regel zwangsläufig alle folgenden Spiele. Also zumindest bis zum nächsten. Deshalb, klar, ist Holland jetzt schon Weltmeister, während Italien die nicht nur theoretisch unmögliche Aufgabe bevorsteht, gegen Frankreich und Rumänien zu gewinnen. Etwas, was Italiener nicht gewöhnt sind: In der Vorrunde schon richtig Gas geben zu müssen. Allerdings darf man ihnen zutrauen, zu wissen, wo das Tor steht, schließlich hätte Luca Toni alle seine Chancen „bei den Bayern natürlich reingemacht“ – klar. Es liegt immer an irgendwelchen äußeren Umständen, wenn man das Tor nicht trifft, möglicherweise war das Stadion auch zu klein, selbst Oliver Kahn fiel es bekanntermaßen schwer, sich in kleinen Stadien wie in Getafe oder im Camp Nou zu motivieren. Außerdem ist es immer noch cooler, so eine Krawatte wie Donadoni zu tragen als so keine Krawatte wie Marco van Basten, der damit zu sehr an Rudi Völler erinnert, den lebendigen Beweis dafür, dass man Deutsche nicht vor internationale Fernsehkameras stellen sollte, wenn es um Mode geht.

„Deutschland nur noch Favorit Nr. 2″ — da Italien aufgrund der Gesetze des Fußballs, dass Holland kein Spiel mehr verliert, schon ausgeschieden ist, kann Deutschland eigentlich nur noch von einem Land gestoppt werden: Kroatien. Und das im nächsten Spiel. Was danach passiert, weiß man noch nicht, aber es könnte sein, dass Löws Bilanz ein bisschen verhagelt wird oder sogar, dass Podolski nach Erhalt der Mitteilung, dass er auch eine Oma aus Kroatien hat, das Toreschießen weiterhin nicht bejubelt. Er wäre wohl der erste Torschützenkönig einer EM, von dem es keine Jubelbilder gibt. Vermaledeiter fehlgeleiteter „Respekt“ vor irgendetwas. Wer auf den Platz geht, muss damit rechnen, Gegentore zu bekommen, wer den folgenden Jubel seines Gegners nicht ertragen kann, sollte lieber abends noch in der Uni-Bibliothek vorbeischauen, statt eine Fußballpartie zu beginnen.

„Das deutsche Spiel hatte Dellen“ — Netzer und Delling in Hochform, letzterer schon zuvor mit dem einen oder anderen Delling („An diesem Tage gab es auch noch andere Themen, und welche das sind, erfahren wir in den Tagesthemen.“), lassen noch mal klar erkennen, dass Uli Potofski einfach nur der falsche Sidekick für den (Kommentatoren-) frühen Günter Netzer war. Hach, gegen wen werden wir diese beiden eintauschen? Achja:

„Scholl der neue Stern am Kommentatorenhimmel“ — so einfach ist das nämlich im Fußball, man muss nur intelligenter sein als Effenberg, Basler, Matthäus und Andy Brehme einzeln oder auch zusammen, was der durchschnittliche Leser dieser Zeilen locker schafft, sonst hätte er den Weg zu dieser Seite auch nicht gefunden. Schon ist man super, toll, grandios und eigentlich waren ja sowieso alle immer schon Fan von Mehmet Scholl, obwohl der ja, o Wunder, 25 Jahre lang beim falschen Verein spielte. Der Quoten-Bayer, eine Rolle, die jetzt wohl Ribéry übernimmt, den jeder liebhaben darf. Dann natürlich erst recht, wenn er im Fernsehen über Fußball quatschen darf, und sich dabei sprachlich so verhält, als sitze er einem im Biergarten gegenüber. „Find ich voll zum Kotzen“ und ähnliche Phrasen, die man von Netzer nie hören würde, geben dem gemeinen Fan endlich die Gelegenheit, sich selbst auf Analystenaugenhöhe mit denen da im Fernsehen zu sehen. Etwas, was Klopp durch seine Taktik-Videotafel aus gutem Grunde zu verhindern weiß. Immerhin hat Scholli, wie er „liebevoll von seinen Fans genannt wird“, einen anderen Kommunikationstrainer als Lothar Matthäus, offensichtlich nämlich gar keinen. Symbadisch, schon, aber mehr erst mal noch nicht. Und die Tiefe, die da viele gesehen haben wollen, gipfelte in der Erklärung, warum Ribéry nicht rechts sondern nur links dribbeln dürfe:

Weil er auf rechts nach seinem Trick an der Eckfahne steht.

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Heute in Kalkutta: Farewell Oliver Kahn

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Schön, wenn man Verwandte, Bekannte und sonstige Menschen überall verstreut in der Welt hat. Da kann man dann auch mal auf etwas zugreifen, was ansonsten hierzulande wohl untergegangen wäre. Indien, der schlafende Riese im Fußball, mit 1,1 Mrd Menschen bevölkerungsmäßig nur unwesentlich kleiner als China, dafür im Durchschnitt aber ein wenig besser erzogen, ist der Ort, an dem Oliver Kahn tatsächlich sein letztes Spiel als Profi des FC Bayern München ausgetragen hat. 3:0, leider kein selbst erzieltes Tor.

Nur 1.000 indische Rupien kostete es, einer der 120.000 Zuschauer in diesem letzten Spiel der asiatischen Torwartlegende zu sein. Mit 120.000 Zuschauern Fassungsvermögen ist Oliver Kahn das Stadion in Kalkutta das zweitgrößte der Welt. Das größte steht in Pjöngjang, Nordkorea, und fasst 150.000 Zuschauer, sieht man mal von dieser komischen Konstruktion in der Nähe von Prag ab, die über 200.000 Zuschauer fasst, mit ihren Ausmaßen aber auch nicht mehr als Stadion, sondern eher als Truppenaufmarschplatz betrachtet werden darf.

Richtig ernsthaft Fußball gespielt wurde hier nicht, das war vorher klar. Die EM-Teilnehmer waren zwangsläufig nicht mehr dabei und das sind von den Bayern alleine für Deutschland mit Lukas Podolski, Miroslav Klose, Marcell Janssen, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger schon ein halbes Team, dazu noch für Frankreich Franck Ribéry und Willy Sagnol, für Italien Luca Toni sowie für die Türkei Hamit Altıntop. Insgesamt acht Stammkräfte und ein Willy fehlten also.

Da stellte sich die Frage, wer in Oliver Kahns letztem Spiel überhaupt für die Bayern auflaufen würde.
Karl-Heinz Rummenigge vielleicht, der ja immer noch ein bisschen fitter ist als der dicke Uli Hoeneß. 2006 konnte er jedenfalls noch laufen:

Oder Sepp Maier, falls er diese Abschiedstour überhaupt noch mitmachte. Die paar Schüsschen der fußballerisch seltsam gurkigen Inder hätte selbst der alte Sepp noch „mit der Mütze gefangen“, wie man früher auf so unglaublich lustige Art sagte. Falls Sepp nicht mochte oder nicht dabei war, hätte es ja noch Bernd Dreher gegeben, welcher noch bis vorletzten Samstag im offiziellen Kader der Bayern stand.

Jedenfalls lautete die Bayern-Aufstellung dann folgendermaßen:

Kahn (55. Rensing) – Schlottner, Breno, Ottl, Lell – Van Bommel, Zé Roberto (77. Kuru) – Sosa (46. Contento), Kroos (81. Pizarro), Bopp (70. Simari) – Schlaudraff

Schlottner, Contento, Bopp, Simari. Die ganz großen Jungs haben Oliver Kahn also die letzte Ehre erwiesen. Breno war so scharf darauf, den früh ausgewechselten Oliver noch unter der Dusche zu erwischen, dass er eine Tätlichkeit ins Spiel einfließen ließ, die ihm in der 84. Minute die Chance gab, einmal mit Oliver ganz alleine zu sein.

Oliver Kahn wurde nämlich — wie schon in seinem letzten Bundesligaspiel gegen Hertha BSC — gegen Michael Rensing ausgetauscht. Anders als die eigentlich als optischen Heulschutz gedachten schmucklosen paar Blumen damals, wurde ihm im Salt-Lake-Stadion ein mit 8.400 Diamanten besetzter Pokal überreicht. Verena Kern wird sich mehr gefreut haben als Olli himself, ob sie Bollywood-Fan ist, weiß man nicht, Kahn ist es sicher nicht.

Eine beeindruckende Kulisse, ein wenig beeindruckender Gegner, der selbst gegen die dritte Reihe der Bayern kein Bein auf den Boden bekommt und ein irgendwie seltsam anmutender Abschied Hitzfelds. Kahn, klar, der muss schon mal den Grundstein für zukünftig zu schröpfende Märkte legen, aber wie fremd wird sich der Lörracher Ottmar Hitzfeld bei seinem letzten Spiel in einem riesigen indischen Stadion vorgekommen sein?

Mehr Infos zum Gegner Mohun Bagan AC, dem ältesten Fußballclub Asiens, gab es schon vor dem Anpfiff bei der Süddeutschen [Link leider tot]. Berichte zum Spiel gibt es nun beim Spiegel und sicher auch anderswo.

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