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Schlagwort: Kneipe

Liften lassen

Zu einer bestimmten Zeit meines Lebens legte ich eine bestimmte Strecke meines Lebens immer mit einem bestimmten Bus zurück. Dieser fuhr jedes Mal an einem bestimmten Autohaus vorbei, und weil sich direkt gegenüber dieses Autohauses eine Haltestelle befand, an der viele Menschen ein- und ausstiegen, hielt er immer eine gewisse Weile gegenüber der länglichen Glasfassade des Autohauses, die sich zwischen einige höhere Wohnhäuser quetschen musste.

Kein gewöhnliches Autohaus, sondern eines, welches auch noch einen 1. Stock besitzt, der trotz seiner erhöhten Lage allein aus Präsentationsfläche bestand, wo sich Karosse an Karosse reihte. Nun war das Autohaus aber ziemlich schmal beziehungsweise vom Bus aus gesehen wenig tief.

Was mir bei all den Fahrten mit jenem Bus geradezu Pein bereitete, war, dass ich keine Antwort auf die Frage wusste, wie die Autos in den 1. Stock gelangten, wenn nirgendwo eine Auffahrt möglich war.

Früher verdienten Profifußballer so wenig Geld, dass es ihnen als Zugewinn an Lebensqualität verkauft werden konnte, wenn sie die Vereinsgaststätte übernehmen durften. Eine Kneipe, in der man tagein tagaus mit Besoffenen hadern muss, nach dem Bratöl aus der Küche stinkt und die Marge schon vor den modernen Knebelverträgen der Braureien ziemlich gering war, wirkte wie ein Aufstieg. So gering war das Einkommen dieser Spieler. Weshalb man sich auch keine Gedanken machen musste, was sie mit all dem Geld machen, das sie mit Fußballspielen verdienen, weil es ein solches Geld nicht gab. Jedenfalls keines, das über den üblichen Lebensstandard eines Kleinbürgers hinausging.

Heute verdienen Profifußballer (nicht alle, nein) so viel Geld, dass bei geschicktem Verhalten die berufliche Karriere nach dem Ende des Kickens gerne als „Privatier“ fortgesetzt werden darf, wobei da immer noch große Möglichkeiten bestehen, wie man im Luxus lebt, ohne alles zu verprassen. Nicht jeder schafft es, das viele Geld auch loszuwerden. Es müssen schon exklusive Hobbies und Investitionen her, damit das Geld endlich wieder in den natürlichen Ökokreislauf einsickern kann. Wofür also gibt der moderne Profifußballer sein Geld aus?

Die Antwort auf beide hier aufgeworfenen Fragen ist simpel und lautet:

PKW-Aufzug.

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Das entspannende Schweigen der Schäfchen

Die Schäfchen haben in Wirklichkeit gar nicht geschwiegen, doch waren sie nicht zu hören. Das eine Schäfchen sitzt bei Spielen hinter dem Mikrofon. Die anderen Schäfchen sitzen auf den Rängen.

Begibt man sich zu einem Qualifikationsspiel wie gegen das fußballerisch unpopuläre Kasachstan in eine Kneipe, so bewirkt das eine ganze Menge. Eine ganze Menge Entspannung.

Niemand macht Sitzplatz oder Sicht streitig. Niemand verlangt lauteren Ton. Und das ist das Angenehme und Entspannende an einem solchen Ereignis.

Das eine Schäfchen redet einem als Zuschauer kein Spiel schlecht, über das man selbst eine andere Meinung hat. Und das Pfeifen der anderen Schäfchen hört man gar nicht erst, weil der Ton so leise ist, dass man den Kommentator nur als entfernte Geräuschkulisse und die Zuschauer vor Ort im Stadion überhaupt nicht wahrnimmt.

Das Resultat ist eine ziemlich konträre Bewertung der Partie verglichen mit dem Urteil der beiden Schafsgruppen. Wer da im Publikum gepfiffen hat, war wohl nicht dabei, als es ein Dutzend Mal hintereinander nur 2:1 gegen Albanien hieß, als man 0:0 auf Island spielte, als selbst das Berti-Vogtssche Schottland eine echte Gefahr darstellte und als Jens Nowotny oder Jens Jeremies noch Leistungen auf den Platz zu werfen sich erlaubten, die Bastian Schweinsteiger selbst an schlechten Tagen wie am vergangenen Samstag locker übertrumpft.

Und dass das eigentlich Angenehme an einem Stadionbesuch ist, dass einem niemand das, was man doch selbst sieht, vor- und einsortiert. Weshalb man sich nicht darüber ärgern muss, sei es auch noch so falsch und unangemessen. Das wird an solchen Abenden wieder deutlich: wie entspannend das Schweigen der Schäfchen ist.

Im Grunde kann man bei derartigen Anlässen also auf beides verzichten: auf den Kommentator und auf den reinen Stadionton, wenn es ihn denn gäbe. Jedenfalls sofern dort Schäfchen mit Gedächtnissen sitzen, welche erst im Jahr 2006 ihre Arbeit aufgenommen haben.

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Ein kleiner Euphemismus / steht draußen am Balkon

In Dortmund führt man jetzt Stadiondeckel ein. Während man beim ersten Lesen der Nachricht noch vermutet, dass die Nachbarn vor den Ausdünstungen all der stinkenden, schwitzenden und Alkoholfahnen verbreitenden Zuschauer im Stadion geschützt werden müssen und die kompletten 80.000 in Dortmund wie beim Lieblingsnachbarn nebenan nun ein Dach über den Kopf bekommen, klärt sich schnell auf, dass es doch nur wieder ein Marketingsermon ist:

Der „Stadiondeckel“ ist das Äquivalent zur Knappenkarte, sieht wohl optisch tatsächlich, also auf der Karte selbst angedeutet zumindest, aus wie ein Kneipen-Bierdeckel, ist aber eben nichts Anderes als eine Bezahlkarte für die gastronomischen Angebote im Westfalenstadion. Natürlich muss man erstmal Geld für die Karte an sich bezahlen und diese dann vorher irgendwo aufladen, um damit im Stadion Wurst, Pommes oder Bier erwerben zu können.

Womit wir einen kleinen, unbedeutenden Schönheitsfehler bei der Namensgebung dieser Karte entdeckt haben. Einen Deckel zahlt man nach dem Konsum von Speisen und Getränken, nicht vorher. Manchmal zahlt man ihn sogar erst Tage, Wochen, Monate später, in besonders ausgeprägten Fällen bezahlt man ihn auch nie ganz, sondern immer nur einen Teil, woraufhin man am selben Abend den Deckel schon wieder anwachsen lässt.

Keineswegs bezahlt man einen „Deckel“ in einer Kneipe vor dem Konsum der Waren.

Aber was soll’s? Nennen wir den Mond doch einfach demnächst Sonne. Haltern einfach Witten und ein Pils ein Alt. Nimmt ja eh keiner mehr so genau …

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