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Schlagwort: Jogi Löw

Une soirée à Brême
Deutschland — Frankreich 1:2

Ein neuer Beitrag aus der Reihe „EM 2012″, die hier unter dem Motto „Noch ist Polen nicht verloren“ firmiert, der ersten Zeile der polnischen Nationalhymne. Und Recht hat sie, schließlich hat die EM noch gar nicht angefangen.

Ein Rückblick ganz der Reihe nach, wie es so war, am Mittwoch Jeh-roh-meh Boateng beim Nachdenken zuzuschauen, Franck Ribéry beim Divenmarkieren und Tim Wiese dabei, von seinen Heimfans gefeiert zu werden. Achja, und, ein beinahe in Vergessenheit geratenes Gefühl: Nicht nur in Ansätzen graupiger, man möchte fast sagen ein wenig fischiger Fußball von der deutschen Nationalmannschaft. Fangen wir vorne an.

Bahnhof Brême

[photopress:bahnhof_bremen_1.jpg,full,alignright]In Bremen ist man so stolz auf sein Werder, dass man die Werder-Fahnen schon im Bahnhof zur Begrüßung der Anreisenden aufhängt. Eine wieder mal äußerst ignorante Angelegenheit, nicht gegenüber den französischen Fußballfans, die, wie wir gleich sehen werden, in rauen Mengen anreisten, sondern gegenüber all jenen Bahnreisenden, die sich nicht für Fußball interessieren.

[photopress:werder_fahnen_1.jpg,full,alignleft] Mir ist das immer so ein wenig unangenehm, wenn man in eigentlich neutralem Setting die Menschen mit Fußballthemen bombardiert, ob nun in der Werbung, hier im Bahnhof oder meinetwegen, wenn Politiker Reden schwingen. Es gibt auch noch Menschen, die nichts mit dem Ausdruck „Werder Bremen“ anfangen können, und man sollte etwas mehr Rücksicht auf diese wenn auch kleiner werdende Randgruppe nehmen.

Bei Werder-Fahnen allein bleibt es im Bahnhof Bremen aber nicht. Denn was ein echter Marketender im Jahre 2012 ist, der lässt sich natürlich nicht lumpen, nicht nur die Brötchen mit Werder-Logo offiziell zu lizensieren, sondern gleich den Laden mit, in dem die Brötchen verkauft werden.

Nur echt mit dem Zusatz „offiziell“:

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Mimosenstadl: Es sind wieder Plätze frei!

Nachdem Kevin Kuranyi es schon nicht ertragen konnte, mit anzusehen, wie ohne ihn erfolgreicher Fußball der besseren Sorte gespielt wurde, hat sich jetzt auch Torsten Frings als Mimose mit Bank-Allergie geoutet. Der FOTO-Zeitung sagte er, dass er über einen Rücktritt nachdenke.

Lassen wir mal außen vor, dass die FOTO sich das Interview wahrscheinlich größtenteils selbst ausgedacht oder die Fragen so manipulativ gestellt hat, dass Frings nicht anders konnte, als die von ihr gewünschten Aussagen zu tätigen.

Das können wir natürlich nicht außen vor lassen.

Sollte es dennoch zufällig wahr sein, dann gibt es bald nur noch einen Elf-Mann-Kader in der Nationalelf (plus natürlich Jermaine Jones auf der Tribüne), weil sich keiner mehr auf die Bank setzen mag. Da fehlt dann wahlweise „Vertrauen“ oder „Rückendeckung“, der Tee war zu kalt und mittwochs bekommt man ohnehin so schlecht Babysitter — weil ja Länderspiel ist. Jogi Löw muss die Aufstellungen ab sofort drei Tage vor dem Spielbeginn bekannt geben und die jeweiligen Einladungsemails versenden. Sollte sich in der Zwischenzeit einer der elf Ausgewählten verletzen oder ihm plötzlich einfallen, dass er ebenfalls eine Mimose ist — draußen zu kalt, die Verletzungsgefahr, immer diese Eigentore und was sonst noch alles dem Marktwert schaden könnte — kann er leider nicht mehr ersetzt werden und die Nationalmannschaft beginnt das Spiel eben mit einem Mann weniger.

Oliver Bierhoff wird als gescheiter Marketingmann nicht lange zögern, die so frei gewordenen Plätze auf der Bank entweder meistbietend an Fans zu versteigern oder sie diversen Gönnern gönnen. Vielleicht sehen wir bald Dieter Zetsche oder Herbert Hainer neben Hansi Flick.

Gute Fußballer, die zum Beispiel dann eingewechselt werden könnten, wenn ihre besonderen Stärken vonnöten sind, um einen Rückstand umzudrehen oder eine Führung zu halten, gibt es dann auf der Bank aber nicht mehr. Entweder von Anfang an spielen oder gar nicht erst hinfahren, alles andere ist unter der Würde eines der Nationalelf Würdigen.

Aber nicht vergessen: Es stand in der FOTO (von der im Laufe des Tages wahrscheinlich noch diverse Zeitungen abschreiben werden), also wohl nur heiße Luft.

Und jetzt wieder Musik.

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Adler, der Adrenalinsüchtige

„Wat is eigentlich eene Adler?“

„Die Bezeichnung Adler ist im deutschen Sprachraum eine Trivialbezeichnung für große, beeindruckende Greifvögel.“

Selten hat man einen Nationalspieler, geschweige denn Torwart so reden hören. „Mit der Nervosität ging es das gesamte Spiel über.“ Ja, hat denn die Nati keinen Sportpsychologen, der dem Adler, dem Adrenalinsüchtigen (siehe letzter Satz seines Kommentars), ein bisschen diese Nervosität hätte nehmen können — oder besser Strategien hätte vermitteln können, mit denen er sich selbst die Nervosität nimmt? Wir sind froh, dass da mal einer im Tor steht, der nicht einen martialischen Spruch nach dem anderen raushaut, sondern einfach ehrlich spricht. Und den Sieg trotzdem festhält. Torwartsein hat nämlich nix damit zu tun, möglichst aufgeblasen (Ego und Körper) aus dem Fitnessstudio zu kommen, sondern vor allem mit einem: die Bälle zu halten. Neuerdings auch damit, die Bälle ins Spiel zu bringen.

Rene Adler: Jetzt bin ich Nationalspieler, das kann mir keiner mehr nehmen. Mit der Nervosität ging es das gesamte Spiel über. Ich habe jede Sekunde des Spiels genossen. Dass wir gewonnen haben, lag an einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Ich bin überglücklich. Ich liebe solche Spiele, wenn am Ende noch einmal alles auf dein Tor zuläuft.“

Für die beknackten Wortspiele mit seinem Nachnamen kann der arme Mann natürlich nix.

„Löw lässt Adler fliegen“
„Adler hebt ab“
„Ein Adler am Firmament“
„Adler mit gutem Auge“

Wichtig ist das zu-Null, und wenn das nicht geht, dann wenigstens das ein-Tor-mehr-als-Gegentore. Das hat Adler in Zusammenarbeit mit seinen Mitspielern geschafft und da darf man dann kurzzeitig zumindest kurz abheben. Als Überschrift benutzen darf man das allerdings nicht. Hoffen wir trotzdem auf einen zumindest zweiten Torwart Robert Enke und nicht Tim Wiese oder Timo Hildebrand.

(Selten war ich vor einem einfachen Qualifikationsspiel so nervös wie heute, berechtigt sogar, eine Niederlage heute und ich hätte evtl. im Sommer 2010 nur noch auf Bulgarien oder Schweden wetten können, selbst aber nix mit dem Ausgang des Turniers zu tun. Eine schreckliche Vorstellung. Man macht sich als Deutscher ja ohnehin keine Vorstellung davon, wie es ist, (Frankreich und England können eine Bohnensuppe davon kochen), an einem Turnier nicht teilzunehmen. Ich selbst (wir selbst, wir alle) kenne diese Erfahrung ja gar nicht, es sei denn wir sind vor 1958 geboren. Ist das jemand meiner Leser?)

René Adler, eine neue Ära begann. Möglicherwieseweise.

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Grummeln aus der Gruft

Man kann ja von der „högschden Disziplin“ (badisch) und der „keinschten Weise“ (schwäbisch) sowie weiteren Häppchen einer vermeintlich glatt gewienerten (kein Schmäh) Rhetorik, die oft schön anzuhören ist, aber wenig Sättigendes bietet, halten, was man will. So unerträglich wie die vom Jahrzehnte währenden Ausstanzen völlig zerfransten Phrasen des Ottmar Hitzfelds sind sie noch lange nicht. Zur Krise beim FC Bayern („Eine Krise ist das, was in Island im Irak passiert.“) lässt er sich mit folgender Ausssage zitieren:

„Jetzt sind vor allem auch die Spieler gefordert.“

Wir klopfen in zermürbend langatmiger Sisyphos-Arbeit den Staub von den Worten, um den Kern der Botschaft zu erkennen. Und nach getaner Arbeit erblicken wir: nichts.

Den Deckel wieder drauf, bitte.

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Kerner, you

Löw lässt Kerner auflaufen. Viel mehr darf man gar nicht erwarten. Das war schön. Ansonsten sollte man [hier Anfang des schwarzen Lochs befürchten] aber mehr auch nicht.

3 Klosetore machen noch keine Qualifikation.

Selbst Klinsmann hätte das wohl nicht so gebracht. Löw aber war darin höchst souverän, was man von ihm nicht so erwartet hätte. Aber das, das hatte Stil. Nicht nur wegen Kerner, sondern vor allem wegen Stil. Wo man gute Nacht sagen muss, darf man das auch sagen müssen.

Und ehrlich gesagt: so klar hat ein Bundestrainer selten einen Wurst-Entertainer abblitzen lassen. Wir sagen vorerst: klapp, klapp, klapp. Sehr gut, Herr Löw. Note 1.

(Nachtrag: Und hier ist dann noch das Video vom Interview von Kerner mit Jogi Löw nach dem Spiel Finnland gegen Deutschland.)

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De groeten, Rafael!

Endlich isser weg. Das war ja nun wirklich nicht mehr zu ertragen, wie dieser Bubi, dieser Knilch (was ja mittlerweile auf fast alle Spieler aus dieser Perspektive zutrifft), sich noch in jedem Sommer-, Winter- oder Herbstloch mit Trikots von Bananenrepubliken oder Ähnlichem für die Zeitung ablichten ließ, diverse Spalten und Überschriften belegte und dann auch noch lächerliche Schauspielaufführungen gab, um potenzielle Wechsel nicht zu gefährden, ohne beim Abschied zu vergessen, dass er Hamburg — seine Perle — natürlich liebt und auch die Menschen dort.

Die übrigen Menschen in der Bundesrepublik scheint er nicht besonders zu mögen, ansonsten hätte er uns allen dieses jahrelange enervierende Theater inklusive herzerweichendem Gelaber von spanischen Großeltern elterlicherseits erspart, in deren Land er natürlich unbedingt spielen müsse, eines Tages. Wie schön für ihn, dass seine Großeltern nicht aus Lettland oder Albanien stammen. Sylvie van der Vaart hätte nie via OTTO-Katalog unsere Augen drangsaliert und man hätte noch tatsächliche Saure-Gurken-Zeit haben können. Und jetzt das! Da sind die Gurken mal seit dem verlorenen EM-Finale bis auf ein Streitchen zwischen Immer-noch-Heißsporn Sammer und Bundes-Jogi über eine Party extrem sauer, da wartet van der Vaart auch noch extra bis zum Ende dieser Spreewälder-sind-die-besten-Zeit, bevor er schließlich wechselt.

Es hätte doch alles so einfach sein können.

Nun sind wir froh, dass Ruhe eingekehrt ist bezüglich dieses Themas. Auch wenn wir wissen, dass das nächste leidige nicht weit sein kann. Siddharta Goppingen Gautama lauert schon darauf, dass ihm der Kopf von seinem steinernen Haupt abgeschlagen wird. Aber dazu später mehr. Sagen, wir, in einer Woche. Was ist schon eine Woche im Vergleich zum Kreislauf der ständigen Wiedergeburt?

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Noch’n Gedicht

Nicht in Versform, trotzdem wie immer ein Gedicht:

Wer noch nicht genug über die EM gelesen hat, und das werden die meisten von Euch sein, findet beim immer launig formulierenden Winnetou Koslowski aka Janus einen Rückblick auf die komplette EM, etwas, was sonst niemand hinbekommen hat:

Mir persönlich gefiel am besten dieses unbekannte Talent auf Linksaußen, ein gewisser Jogi Löw. Ging in der ersten Halbzeit mehrfach schön steil auf der Außenbahn und lieferte sich dort starke Duelle mit seinem Gegenspieler Peppi Hickersberger, bis dato bei diesem Turnier auf dem Platz eigentlich auch eher selten in Erscheinung getreten. Das waren rassige Zweikämpfe voller Engagement, die Lust auf mehr machten. Leider wurden beide schon in der ersten Halbzeit ausgewechselt, das habe ich nicht verstanden.

Ein nur kleiner Ausschnitt des im lauten Hier und Jetzt des Schnellverfahrens (auch ich: schuldig) zu oft übersehenen Janus, der „wie schon erwähnt“ ganze Bücher mit seinen Ansichten füllt.

PS: Euro ist übrigens eine Währung und trägt den Artikel „der“.

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Bralles zum Abschneiden der Deutschen bei der EM 2008

Bräbräbräbräbrä Löw bräbräbrä?

Brabrabrabrabrabra brä.

Bräberäberäbara, braberäbera.

Brä brä, brah Tessin brä bräbrähbrähbräh bra. Brähberäbrä bräberäberä brä.

Brähberäbrä bräberäberä brä.

Braberaba barberaba. Brä!

Bräbräreberä brä äbräreberä brä brä Klinsmann, bräbrä brä brä bräberäberä räbrot.

Bräberäräberä bra bra brä bräberababa, bräberababä. Bräberäberä Arsenal, Madrid bräbäberä räbrä bräberä bra.

Brä, brä bräberäberä brä, bräberäberä brä brahbrah brah brah 1972!

Brähbaberbarabera brah, bra bräberaberä brä brah brah.

Bräberäräberä bra bra Gómez? Brä bräbäberä räbrä bräberä bra. Bra bra bra bräberäreberäbrabra. Brahbareberabra bräh bra brabrabrabra bra bräh brah Bergtour brä.

Bärberäräbera brähbräbä braberabera bra bra bräh bräh bra bra bräberäräberä brah brah bräh brähberäbera bräh Bierhoff brah brah bräh bräh brah brah bräbereräberä brah.

Bräberärberä brah, brah bra bra bräberä brah, brah brah bra bräh bräberä brah.

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Hat der Mensch einen freien Willen?

Ist mir ehrlich gesagt heute Abend scheißegal. Freier Wille oder nicht, das Ding muss ins Tor, und zwar ins spanische. Wenn Lehmann heute auch nur einen Fehler macht, reiß ich ihm den Kopf ab, natürlich nur metaphorisch, aber immerhin. Wobei ich nicht ernsthaft glaube, dass Lehmann im Spiel seines Lebens einen Fehler machen wird. Kandidat Nr. 1 dafür ist schließlich Christoph Schlechtelder, der uns, wie bereits schon länger befürchtet, schlussendlich das Turnier kosten wird. Das kann man ihm vorwerfen oder auch nicht, verantwortlich dafür, dass er spielt, dass er eingesetzt wird, ist der Herr an der Linie. Es mag auch etwas obskur anmuten, jetzt über Löw herzufallen, aber dessen Nibelungentreue zu den WM-Gesellen ist nichts anderes als das, was ich sie eben nannte: obskur. Haben wir wirklich innen drin keinen besseren als Metzelder? Es scheint so. Ich bin kein Experte und möglicherweise spielt z. B. in Bielefeld oder in Karlsruhe ein Deutscher, der das Torverteidigen besser beherrscht und eben nur beim falschen Klub spielt. Groß ist diese Chance allerdings nicht. Womit wir wieder bei heute Abend wären. Metzelder, er wird uns das Turnier verlieren und Schuld ist Löw. Wird sein.

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Der Co-Trainer ist immer der Mörder

Hansi Flick hatte ich hier rechts in der Abstimmung natürlich vergessen, dabei ist diese Lösung so naheliegend: Löw selbst kam ja auf diese gute alte Weise der bundesdeutschen Trainerfindungskommissionsergebnisvermeidungsstrategie an die Macht.

Und heute ist es dann auch schon so weit: Flick löst Löw ab. Selbst zu einer letzten Pressekonferenz hat es für Löw nicht mehr gereicht, Zutritt per UEFA-Dekret verboten. Man darf gespannt sein, was uns „der“ Hansi als Chef de Cuisine morgen zaubern wird. Hoffentlich keinen Spargel.

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Tschüss Jupp Derwall Jogi Löw?

Ich will ja nicht unken, unke aber.

Es gab da schon mal diese Situation, dass ein Remis gereicht hätte. Die Österreicher sind keine Spanier, das hat man ganz genau gesehen. Außerdem scheint wenigstens Lehmann in irgendsoetwas wie Normalform zu sein. Aber so ein Remis ist ja immer verlockend. Damals war ein Trainer dann auch Geschichte. Und vielleicht haben wir die letzten Minuten von Jogi Löw auf der deutschen Trainerbank schon hinter uns. Wäre schade um seinen putzigen Dialekt, um die Rubrik hier und vor allem um die Katastrophe, die uns drohte, wenn er wirklich kurzfristig gegangen werden „müsste“.

Komisch, da wacht man auf und plötzlich ist alles ganz anders als überhaupt. Aber so plötzlich?

So schnell kann’s gehen.

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Jogi Löw ist nicht Bill Shankly

„Was heißt hier cool? Fußball ist ein großartiger Sport, aber es geht ja nicht um Leben und Tod.“

Sagt er in einem ansonsten reichlich unergiebigen Interview bei der Zeit von morgen. Lediglich die Tatsache, dass einige Spieler „Angst“ vor Jürgen Klinsmann gehabt haben sollen, scheint noch erwähnenswert, allerdings sagt das die Zeit, und nicht Jogi, Ruhepuls von 60 selbst beim Elfmeterschießen gegen Argentinien.

Angst vor Klinsmann: Ob Philipp Lahm vorsorglich schon mal Windeln kauft? Wurde er gar erpresst, bei Bayern zu bleiben? Knutschfotos sollen ja aufgetaucht sein. Klinsmann, der stalken-Lassende, man weiß es nicht.

Angst.

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