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Schlagwort: Jens Jeremies

Was Liza & Uli & Jupp & Mehmet wissen — und Robbéry nicht

Letztens war es wohl 40 Jahre her, dass Franz Beckenbauer nach seiner Zeit bei Cosmos New York sein Comeback in der Bundesliga gab. Bekanntlich geschah dies für den Hamburger SV, nicht für seinen Heimatclub FC Bayern München. Anderthalb Jahre blieb er an der Alster, war allerdings oft verletzt. Immerhin 28 Einsätze wurden es dann unter Manager Günter Netzer, darunter auch exakt einer gegen jenen FC Bayern München, den er zuvor stark geprägt hatte und hinterher noch ebenso prägen würde.

4:1 gewann sein Hamburger SV damals, nachdem er im heimischen Volksparkstadion zunächst mit 0:1 zurücklag, als Franz Beckenbauer gegen so Spieler wie Klaus Augenthaler, Karl-Heinz Rummenigge und andere antrat.

Franz Beckenbauer

31.10.1981 Hamburger SV - FC Bayern München 4:1

Das inspiriert, doch gleich einmal zu schauen, wie die übrigen Granden der Vereinsgeschichte sich in den Partien gegen den FC Bayern schlugen, wenn sie diesen einmal verlassen hatten – oder noch nicht da waren. Da gibt es doch einiges zu berichten. (Unterschiedliche Detailtiefe beim Spieldatum ist phlegmabedingt unterschiedlich. Und Supercup und Ligapokal bleiben wie immer auf dieser Seite unberücksichtigt. Nur Spiele als Spieler sind gelistet, sonst wäre es bei Rehhagel und Heynckes dann doch sehr ausgeufert.)

Zum Titel also: All die folgenden Spieler wissen, wie es ist, gegen den großen FC Bayern zu verlieren und manche auch, wie es ist, zu gewinnen. In jedem Fall kennen sie aber das Gefühl, gegen diesen meist als stärker eingeschätzten Gegner aufzulaufen – Arjen Robben und Franck Ribéry hingegen (noch) nicht.

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Färöer: Von einem, der dort war

In Anlehnung an Manni Breuckmanns legendären Ausspruch „Leute, holt die Antidepressiva raus, Fortuna Düsseldorf spielt“ heute die Weisung an die Leser:

„Leute, holt die Taschentücher raus, janus hört mit dem Schreiben auf!“

Was wär ich froh, wenn das nur ein Witz wäre. Anders als bei Bloggern mit ihren diversen Pausen darf man bei janus, der stets 2 bis 3 Monate zwischen seinen Beiträgen verstreichen ließ und ausreichend Zeit hatte, sich mit der Frage zu tragen und irgendwann eine Antwort zu gebären, leider sicher sein, dass er nicht wieder zurückkommen wird.

Was bleibt sind 3 Bücher und ganze Regale voller Beiträge, die man nur nicht sehen kann, weil sie nun mal virtuell erstellt sind.

Es ist jedem zu raten, eine private Sicherheitskopie der gesamten Webseite von janus zu erstellen, denn sie kommt bestimmt nicht wieder, nein, sie geht sogar (aus unerfindlichen Gründen) offline. Ich würd ja sogar anbieten, dass sie hier bei mir auf der Seite einen Ehrenplatz erhält (völlig uneigennützig), aber der Meister wird seine Gründe haben, warum er davon Abstand nimmt.

Nun ist es also so weit, einer der ganz Großen aus der Fußballschreiberzunft, welche dieses Tun nicht professionell betreibt, legt die Feder beseite und schließt das Tintenfässchen. Tragisch.

Wie tragisch das ist, verdeutlicht auf angenehme Weise eines der Higlights des janus’schen Schreibens, das immer auch vom Reisen geprägt war. Und eine dieser Reisen führte janus in das Land des heutigen Gegners der Nationalmannschaft: Auf die Färöer. Nun wäre es noch passender gewesen, wenn heute das Auswärtsspiel auf den Färöer stattgefunden hätte. Doch auch so ist es ein passender Anlass, janus Tschüß zu sagen. Und noch einmal auf seinen Reisebericht zu verweisen, den er von seinem Trip mit der Nationalmannschaft im Jahr 2003 verfasste.

Einer der lesenswertesten Beiträge rund um Reisen zu Fußballspielen, seit es das Internet gibt. Da macht es auch nichts, dass er in mancher Hinsicht ein wenig gruselig ist, dafür muss man nur mal die damalige Aufstellung anschauen:

  • Oliver Kahn
  • Arne Friedrich
  • Carsten Ramelow
  • Christian Wörns
  • Paul Freier
  • Jens Jeremies
  • Sebastian Kehl
  • Tobias Rau
  • Bernd Schneider
  • Fredi Bobic
  • Oliver Neuville

Darum geht es aber kaum, sondern um die lesenswerten Erlebnisse eines weltreisenden janus auf den Färöer.

Mit Überlänge, der Bericht, zum Glück, denn es ist ja noch lang bis zum Anpfiff der Partie heute Abend, in Buchseiten umgerechnet mal eben derer 35 an der Zahl. Mach’s gut, janus, schön war’s und Danke.

janus goes to Fairy Island [Link leider tot, Text folgt bald demnächst auf dieser Seite]

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Kuranyi, Jeremies und Lahm kriegen den Arsch voll

Schön kurzes und knappes Video von den fünf Gegentoren gegen Rumänien, an die sich zu erinnern man am letzten Samstag gezwungen wurde.

Entgegen meiner mich immer öfter trügenden Erinnerung stand Timo Hildebrand nur in der zweiten Halbzeit im Tor, kassierte also nur eins der fünf Tore. Die anderen vier in der ersten Halbzeit … ein gewisser TV-Experte aus diesen, unseren Tagen.



Die Daten zum Spiel.

Wie die EM 2004 dann für jene Jungs in weiß ausging, erinnert man sich ja sicher noch gut.

(Abgelegt unter: Unken unken immer nur vorher. (Und nein, Unken hat noch nie irgendetwas bewirkt, weshalb man nach Herzenslust in rauen Mengen unken darf. Wie hier gerade geschehen.))

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Gewinnspiel: Mit Coke zur EM — 2 Tickets samt Flug gewinnen

[Update] Eine Entscheidung ist schon gefallen: Es wird das Spiel gegen Dänemark sein, am 17. Juni 2012.

So, ein ganz besonders schöner Beitrag für die Kategorie „EM 2012 — Noch ist Polen nicht verloren“, jedenfalls aus Sicht des späteren Gewinners.

Entweder Ihr wohnt schon in relativer Nähe zum Flughafen Köln — oder Ihr seid so gierig auf die EM, dass Ihr auch eine Anreise zum Kölner Flughafen in Kauf nähmet. Hin- und Rückflug zum Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Dänemark in Lemberg (Lwiw) sind inklusive, solche 2 Tickets könnt Ihr hier bei Trainer Baade in Kooperation mit Coke gewinnen (und Ihr dürft drei Mal raten, wer dabei die Tickets stiftet.)

Schluss des Gewinnspiels — endlich einmal also mit echten Preisen — ist Dienstag, der 17.4. um 12h High Noon mitteleuropäischer Sommerzeit.

Von seitens Coke wünscht man sich, dass Ihr Euch als total verrückte Fans verkleidet, denn das Motto von Coke zur Euro 2012 ist „Fanfieber“.

Das möchte ich Euch nun nicht aufdrücken, denn die Hürde, ein Foto einzusenden, erscheint mir dann doch etwas hoch.

Machen wir es also wie bei den vielen Gewinnspielen ohne Gewinn, die es hier auf der Seite schon gab, die Älteren werden sich erinnern, die Jüngeren gleich aufgeklärt.

Der Titel des Beitrags ist übrigens nicht ganz richtig: „Mit Coke und Trainer Baade zur EM“ müsste es heißen, denn ich werde zum Spiel gegen Dänemark nach Lwiw mitfliegen, ebenfalls ab Köln. Der Gewinner sitzt dann wahrscheinlich im selben Flieger ab Köln zur Partie gegen Dänemark.

Gewinnspiel

Welche deutschen Spieler bestritten mindestens ein Endrundenspiel bei einer EM?

Ihr müsst nur einen richtigen Namen nennen, nur einen Namen pro Kommentar, und dann nehmt Ihr teil, sofern Eure Antwort richtig ist. Bitte aber immer Vor- und Nachnamen des Spielers nennen, es gab bekanntlich auch das eine oder andere Brüderpaar in der Nationalmannschaft. Ich gehe bekanntlich immer mit den einfachsten Antworten in Vorleistung, dann Ihr. Also, bitteschön:

Spieler Einsätze bei EM-Endrunden
Klaus Allofs 6
Markus Babbel 7
Michael Ballack 11
Frank Baumann 2
Franz Beckenbauer 4
Erich Beer 2
Thomas Berthold 1
Oliver Bierhoff 4
Manfred Binz 3
Fredi Bobic 5
Marco Bode 5
Rudi Bommer 1
Hannes Bongartz 1
Rainer Bonhof 2
Uli Borowka 4
Tim Borowski 2
Hans-Peter Briegel 7
Thomas Brdaric 1
Paul Breitner 2
Andreas Brehme 9
Guido Buchwald 6
Bernhard Cullmann 3
Dietmar Danner 1
Karl del‘Haye 1
Sebastian Deisler 2
Bernard Dietz 5
Thomas Doll 3
Dieter Eckstein 1
Stefan Effenberg 5
Dieter Eilts 6
Fabian Ernst 1
Heinz Flohe 2
Bernd Förster 5
Karl-Heinz Förster 7
Steffen Freund 4
Arne Friedrich 7
Torsten Frings 8
Clemens Fritz 4
Michael Frontzeck 1
Mario Gomez 4
Jürgen Grabowski 2
Thomas Häßler 11
Dietmar Hamann 6
Thomas Helmer 9
Mathias Herget 4
Jupp Heynckes 2
Thomas Hitzlsperger 5
Horst Hrubesch 3
Bernd Hölzenbein 2
Uli Hoeneß 4
Horst-Dieter Höttges 2
Bodo Illgner 5
Eike Immel 4
Carsten Jancker 2
Marcell Jansen 5
Jens Jeremies 3
Manfred Kaltz 4
Oliver Kahn 6
Ulf Kirsten 2
Jürgen Klinsmann 13
Miroslav Klose 8
Andreas Köpke 6
Jürgen Kohler 10
Erwin Kremers 2
Stefan Kuntz 5
Kevin Kuranyi 6
Philipp Lahm 9
Jens Lehmann 8
Pierre Littbarski 6
Thomas Linke 1
Sepp Maier 4
Felix Magath 2
Lothar Matthäus 11
Norbert Meier 2
Per Mertesacker 6
Christoph Metzelder 6
Frank Mill 3
Dieter Müller 2
Gerd Müller 2
Hans Müller 4
Andreas Möller 8
Caspar Memering 1
Günter Netzer 2
Oliver Neuville 1
Jens Nowotny 5
Hans Pflügler 1
David Odonkor 1
Lukas Podolski 3
Marko Rehmer 2
Stefan Reuter 8
Karl-Heinz Riedle 5
Paulo Rink 3
Simon Rolfes 2
Wolfgang Rolff 5
Karl-Heinz Rummenigge 7
Matthias Sammer 10
Mehmet Scholl 6
Bernd Schneider 3
Harald Schumacher 7
Bernd Schuster 2
Michael Schulz 1
Georg Schwarzenbeck 4
Bastian Schweinsteiger 8
Uli Stielike 7
Thomas Strunz 5
Olaf Thon 4
Andreas Thom 1
Rudi Völler 8
Berti Vogts 2
Mirko Votava 1
Herbert Wimmer 4
Christian Wörns 3
Wolfram Wuttke 1
Christian Ziege 8

Die Zahl der Einsätze ist nicht nötig, wird aber von mir ergänzt.

Ein“sende“schluss ist Dienstag, 17.4., um 11.59h, es gilt die Zeit des Servers von Trainer-Baade.de.

Viel Spaß.

Achso, ja, eine gültige Emailadresse müsst Ihr in dem Fall natürlich hinterlassen, anderenfalls kann der dann hier in der Redaktion ermittelte Gewinner ja nicht informiert werden, dass sie oder er 2 Tickets für die Vorrundenpartie der EM in der Ukraine erhalten wird, für das deutsche Spiele gegen Dänemark in Lemberg, samt Hin -und Rückflug von Köln aus.

Weiterhin viel Spaß, späterhin dann viel Erfolg.

Nachtrag Keine Doppelnennungen. Wer schon in der Liste steht bzw. in den Kommentaren erwähnt wurde, zählt nicht mehr als gültige Antwort.

Update Und hier haben wir den Gewinner. Vielen Dank an alle fürs Mitmachen und hoffentlich hat es auch ohne Gewinn ein bisschen Spaß bereitet.

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Gerald keine Graupe

Letztens spielten wir mal gegen eine Mannschaft aus der Landesliga und verloren 2:12. Die beiden Tore erzielten wir nur, weil wir zwei Elfmeter mehr oder weniger aus Mitleid vom Schiedsrichter geschenkt bekamen, nachdem wir über 90 Minuten insgesamt vier Mal im gegnerischen Strafraum waren. Die Niederlage war in allen Belangen vernichtend, obwohl man sagen muss, dass wir einen guten Tag erwischt hatten. Niemand machte gröbere Fehler, und wenn man zweieinhalb Augen zudrückt und unsere im Vergleich zum Gegner nun mal nicht so ausgeprägte Fitness berücksichtigt, dann hatten wir uns an dem Tag gut geschlagen.

Bedrückend, nein, einfach ungut war dennoch das Gefühl, dass es deshalb nur 2:12 ausging, weil der Gegner nicht wirklich ernst spielte. Also, er machte keinen Quatsch, keine Demütigungen im Dribbling oder derlei, aber er ließ uns dann und wann mal ein wenig den Ball besitzen, und wenn es ernst gewesen wäre, hätten wir wahrscheinlich über keine 3 Stationen den Ball halten können und dann wäre es 2:22 ausgegangen. Der Gegner vermittelte sehr intensiv den Eindruck, jederzeit ein Stückchen zulegen zu können, während wir schon am oberen Anschlag spielten.

Wenn man dann betrachtet, wie weit die Landesliga von einer „oberen Liga“ entfernt ist, und weiß, dass eine Regionalliga-Mannschaft mit einer Landesliga-Mannschaft normalerweise das Spielchen betreibt, was diese Landesligamannschaft mit uns spielte, dann ahnt man, wie viele Lichtjahre Bundesligafußball vom eigenen Können entfernt ist.

Mehrere Tausend Lichtjahre natürlich.

Kommen wir also zu Gerald Asamoah, seines Zeichens WM-Finalteilnehmer (!) 2002. So gut muss er also damals gewesen sein, das war in einer anderen Zeit, als Fußball noch ohne Blaupause für Spielzüge betrieben wurde, dass man ihn in die Nationalmannschaft beorderte. Eine andere Zeit, Jens Jeremies, Carsten Ramelow, Thomas Linke, in der Gerald Asamoah schon qua seines geringen Alters irgendwie anders und damit frisch und damit wilkommenswert wirkte.

Danach änderten die Zeiten sich allerdings. Was sich wenig änderte, war das Vermögen von Gerald Asamoah. Der zwar noch mit zur WM 2006 durfte, aber nur ein einziges Mal eingesetzt wurde (gegen Ecuador eingewechselt, als es schon 3:0 stand) und danach in der Versenkung verschwand. Völlig zurecht würde man meinen, wie man auch wenig nachvollziehen konnte, wieso er überhaupt so lange noch ein Bundesliga-Stammspieler blieb, als er doch der Inbegriff des Durchschnittsspielers geworden war, der selten einmal eine entscheidende Szene bewirkte. Tore waren trotz seiner Position auf dem Spielfeld äußerst rar und als Vorbereiter trat er noch seltener in Erscheinung. Asamoah war in dieser Zeit ein Spieler der Marke „eigentlich egal, ob er oder ein anderer spielt“ — so kam er mir jedenfalls vor.

Abgesehen von ständiger guter Laune — durchaus auch ein fragwürdig gezeichnetes Bild — und seiner Bulligkeit, die er aber wiederum auch nicht entsprechend ihrer Ausmaße einsetzte, blieb fußballerisch wenig Festhaltenswertes von ihm übrig. Man kam dann irgendwann nicht umhin, ihn doch als Graupe (ist das nur westdeutsch für einen schlechten Fußballspieler?) zu empfinden. Die man auf Schalke wohl noch so ein bisschen aus Dankbarkeit mitschleppte, aber eigentlich war er nicht mehr zu gebrauchen. Einfach schlecht nun mal.

Unterschlagen wir schnell das Jahr bei St. Pauli, das anderen Dingen zum Opfer fiel, so zeigt er plötzlich bei Greuther Fürth, dass er doch tatsächlich so gut ist, dass er in der 2. Liga eine Menge bewirken kann, dass er gar Gegner ausspielen und mehr als nur glückliche Tore erzielen kann. Verknappt gesagt ist er besser als die meisten anderen Zweitligaspieler.

Insofern ist sein Schritt in die zweite Liga absolut begrüßenswert. Denn „zu schlecht“ für die Bundesliga zu sein, bedeutet tatsächlich nicht, schlecht Fußball zu spielen, sondern (hier) immer noch diverse Schritte besser als die Gegner zu sein. Etwas, was nie zum Vorschein gekommen wäre, wenn er wie viele andere vor ihm am Ende der Karriere einfach die Koffer gepackt hätte und nach Hause gegangen wäre. So aber demonstriert er in der zweiten Liga noch einmal, dass es einen Unterschied gibt zwischen erster und zweiter, wie groß dieser ist und dass er selbst, in den Topf der Zweitligaspieler geworfen, da eine herausragende Rolle spielt.

Mag sein, dass diese Erkenntnis trivial ist, natürlich wird die Qualität nach oben hin immer besser, das ist klar, aber selten wird es so deutlich sichtbar wie bei Gerald Asamoah. Und ich wollte es nur noch mal gesagt haben, das mit den Lichtjahren und dem Kontinuum, auf dem Asamoah weit entfernt davon ist, eine Graupe zu sein, wenn man nur den richtigen Ausschnitt des Kontinuums wählt.

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Österrichs – Gary Linekers Freunde 1:2

„… und schon gar nicht von Österreich!“ — hatte zwar niemand gesagt, erst Recht nicht wie einst durch die Kabine gebrüllt. Offensichtlich dachte aber die Mehrzahl der deutschen Spieler so. Als ob gegen Österreich ohnehin nichts anbrennen könne.

Anders wäre nicht zu erklären, warum die deutsche Mannschaft dann doch wieder ein Phänomen von den Toten auferstehen lassen musste, welches man schon lange beerdigt glaubte. Und welches nebenbei erwähnt ebenso lange dafür verantwortlich war, wieso man im europäischen Fußball den Deutschen jeden erdenklichen Misserfolg gönnte. Nach langer Zeit musste mal wieder ein „tyskmål“ her, wie die Norweger ein Tor nennen, das nach 90 Minuten einen unverdienten Sieg beschert, weil man plötzlich wie aus dem Nichts ein Tor erzielt. Und nichts, das war es, was die deutsche Mannschaft insbesondere in der zweiten Halbzeit aufs Feld zu werfen hatte.

Sie konnten einem dann fast schon leid tun, die Österreicher, wie sie Angriff um Angriff aufs deutsche Tor rollen ließen, und man dennoch ahnte, dass heute einer dieser Tage sein würde, die man früher noch jedes Mal benötigt hatte, als die Achse Jeremies-Nowotny sich von unverdientem Sieg zum unverdientem Sieg rumpelte und die eigenen Tore einem gewissen sehr jungen Miroslav Klose zu verdanken hatte.

Begeistert hatten sie in ihrem EM-Final-Stadion, von diesem Trauma sprach übrigens komischerweise niemand, alle Augen auf Gomez‘ Geschichte, die Fahnen geschwenkt, rot-weiß-rot, wie man es heute gar nicht mehr anders kennt. Die Fahnenindustrie muss den Ultras sehr dankbar sein, dass man heutzutage schon zu jedem Popels-Qualifikationsspiel Fahnen in 50.000-facher Ausführung bestellt, nur um zwei Minuten damit rumzuwedeln und sie dann in den Orkus zu werfen. Nachhaltig ist das nicht gerade.

Wie auch das Strohfeuer der österreichischen Angriffsbemühungen wenig nachhaltig war. Sie pusteten und pusteten, doch das deutsche Haus war aus Stein gebaut und am Ende kam Schweinchen Schlau in Person von Mario Gomez und zeigte den österreichischen Teilzweitwölfen die lange Nase. 2:1, alle Flüche und Traumata ausradiert, so gut wie für Polen qualifiziert und die Österreicher noch dazu aus dem Rennen geschossen. Einen Verlierer aus deutscher Sicht gab’s allerdings doch noch: Werder Bremen. Muss tatenlos zusehen, wie nach Carlos Alberto der nächste vermeintliche Topeinkauf alles daran setzt, seinen Marktwert zu vernichten.

Ein Wort zu Mehmet Scholl, das böse klingt und gar nicht so gemeint ist. Mehmet Scholl ist der Mario Barth der Fußballexperten: Alle finden ihn lustig, aber er ist es gar nicht. Man darf nicht übersehen, dass Scholl vor allem deshalb so positiv heraussticht, weil die übrigen Experten und solche, die es vorgeben zu sein, noch viel, viel schlimmer sind. Leider gilt auch für Scholl, das, was man den anderen unterstellt: Auf korrekt sitzende Pointen wartet man vergeblich. Einzig, dass Scholl meist recht lässig — für einen älteren Herrn — gekleidet ist und er flapsig, viel zu flapsig für einen älteren Herrn, formuliert, macht ihn ein wenig erträglicher als die übrigen.

Bliebe noch Arne Friedrich zu erwähnen: Wo Arne Friedrich ist, ist unten. Sein Tor gegen Argentinien bei der WM war offensichtlich das berühmte Korn, das ein Huhn auch mal findet. Davor führte er Hertha BSC in die 2. Liga und ist mit Wolfsburg am selben Ziel wohl nur gescheitert, weil er die komplette Hinrunde lang verletzt war. Nun also das zweite Eigentor in der Nationalmannschaft. Sicher erinnert sich jeder an sein erstes, das er gegen eine ähnliche Fußballmacht wie Österreich erzielte. Kein Wunder, dass Reinhold Beckmann sich da dessen Namen partout nicht merken möchte und ihn beharrlich ein knappes Dutzend Mal Arne Friedrichs nennt.

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Das entspannende Schweigen der Schäfchen

Die Schäfchen haben in Wirklichkeit gar nicht geschwiegen, doch waren sie nicht zu hören. Das eine Schäfchen sitzt bei Spielen hinter dem Mikrofon. Die anderen Schäfchen sitzen auf den Rängen.

Begibt man sich zu einem Qualifikationsspiel wie gegen das fußballerisch unpopuläre Kasachstan in eine Kneipe, so bewirkt das eine ganze Menge. Eine ganze Menge Entspannung.

Niemand macht Sitzplatz oder Sicht streitig. Niemand verlangt lauteren Ton. Und das ist das Angenehme und Entspannende an einem solchen Ereignis.

Das eine Schäfchen redet einem als Zuschauer kein Spiel schlecht, über das man selbst eine andere Meinung hat. Und das Pfeifen der anderen Schäfchen hört man gar nicht erst, weil der Ton so leise ist, dass man den Kommentator nur als entfernte Geräuschkulisse und die Zuschauer vor Ort im Stadion überhaupt nicht wahrnimmt.

Das Resultat ist eine ziemlich konträre Bewertung der Partie verglichen mit dem Urteil der beiden Schafsgruppen. Wer da im Publikum gepfiffen hat, war wohl nicht dabei, als es ein Dutzend Mal hintereinander nur 2:1 gegen Albanien hieß, als man 0:0 auf Island spielte, als selbst das Berti-Vogtssche Schottland eine echte Gefahr darstellte und als Jens Nowotny oder Jens Jeremies noch Leistungen auf den Platz zu werfen sich erlaubten, die Bastian Schweinsteiger selbst an schlechten Tagen wie am vergangenen Samstag locker übertrumpft.

Und dass das eigentlich Angenehme an einem Stadionbesuch ist, dass einem niemand das, was man doch selbst sieht, vor- und einsortiert. Weshalb man sich nicht darüber ärgern muss, sei es auch noch so falsch und unangemessen. Das wird an solchen Abenden wieder deutlich: wie entspannend das Schweigen der Schäfchen ist.

Im Grunde kann man bei derartigen Anlässen also auf beides verzichten: auf den Kommentator und auf den reinen Stadionton, wenn es ihn denn gäbe. Jedenfalls sofern dort Schäfchen mit Gedächtnissen sitzen, welche erst im Jahr 2006 ihre Arbeit aufgenommen haben.

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Jens Jeremies war ein Original

Im Getränkemarkt meines Vertrauens hing seit der WM 2002 ein Plakat der damaligen Nationalspieler, diverse Fotos von Ballack, Ramelow, Jeremies in Aktion, mancher von ihnen mit Trauerflor wegen des damals verstorbenen Fritz Walter. Natürlich auch Oliver Kahn, der Titan, wie er in seinem blauen Shirt mit seinen kurzen blonden Haaren irgendeine Deutschland-sucht-die-Superparade-Parade hinlegt bzw. sich selbst bei selbiger. Im Laufe der Jahre vergilbte das Plakat immer schneller und der eine oder andere Bubi, der dort seine nachmittägliche Dose Cola kaufte, wird mit so manchem Gesicht schon gar nix mehr anfangen können. Jens Jeremies? Marco Bode? Marko Rehmer? Wahrscheinlich nie gehört noch gesehen.

Letztens hat jemand das Plakat gegen eins von der „Euro 2008″ ausgetauscht. Eigentlich eine schöne Idee, Vergilbtseins Charme hat auch irgendwo seine Grenzen, doch offensichtlich hatte der Plakatherausgeber keine Rechte an den Originalbildern. Darauf nämlich auch zu sehen: Mario Gomez in Jubelpose. Man kommt nicht umhin, sich zu fragen, bei welcher Euro 2008 ein fröhlicher, jubelnder Mario Gomez aufgenommen worden sein soll.

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