Zum Inhalt springen

Schlagwort: Irland

Aus der Barrytown Trilogie: „The Van“ – mit Irland im WM-Viertelfinale 1990

Ein Film aus und über Irland, der zur Zeit der WM 1990 spielt, bei der die irische Nationalmannschaft bekanntlich ihren größten Erfolg erreichte, indem sie bis ins Viertelfinale vordrang, u. a. durch ein 1:1 in der Gruppenphase gegen England. Zudem war Irland zusammen mit den Niederlanden die erste Mannschaft, über deren finale Platzierung in der Gruppe tatsächlich das Los entschied. Im Zuge der deutschen Erfolge zur selben Zeit ging dieses Ereignis hierzulande vielleicht etwas unter.

Das ist allerdings nur der fußball-statistische Teil des Rahmens für den Film „The Van“, in dem die Ereignisse bei der WM aus irischer Sicht eine große Rolle spielen. Und tatsächlich für die Handlung bedeutsam sind und nicht reine Staffage. Wann hat man das schon mal bei Filmen, die nicht explizite Fußballfilme sind? Außerdem empfehlenswert, da man so einmal eine WM aus den Augen der Fans einer anderen Nation wahrnehmen kann, was ebenfalls hierzulande, wo man bis vor Kurzem mit Erfolgen bei großen Turnieren verwöhnt war bis zum Gehtnichtmehr, durchaus eher selten gesehen wird.

Dass einer der Hauptdarsteller aus einer gänzlich anderen Produktion bekannt sein dürfte, ist nur eine Randnotiz bei diesem schicken Kleinod an Film, der das leistet, was man letztlich doch am meisten goutiert: eine Geschichte zu erzählen. Film ab!

„The Van“ ist der dritte Teil der Verfilmung der Romane der „Barrytown Trilogy“ über einen fiktiven Stadtteil Dublins am Ende der 1980er Jahre aus der Feder von Roddy Doyle. Vielleicht noch ganz nützlich zu wissen, dass „Bimbo“ auf Englisch nichts mit der deutschen Bedeutung derselben Buchstabenkombination zu tun hat und hier schlicht der Rufname eines der Protagonisten ist.

Einen Kommentar hinterlassen

Auswertung der Prognosen der EM-Qualigruppen

Mit Aufstockung der Europameisterschaft von 16 auf 24 Teilnehmer fragten wir uns zu Beginn der Qualifikation dazu, ob diese Qualifikation wörklöch so schröcklöch öde werden würde, wie nach allgemeiner Einschätzung zu befürchten stand. 25 Menschen teilten ihre Tipps für die jeweils drei ersten Plätze mit.

So endete die EM-Qualifikation schließlich:

A: Tschechien, Island, Türkei, Niederlande, Kasachstan, Lettland
B: Belgien, Wales, Bosnien-Herzegowina, Israel, Zypern, Andorra
C: Spanien, Slowakei, Ukraine, Weißrussland, Luxemburg, Mazedonien
D: Deutschland, Polen, Irland, Schottland, Georgien, Gibraltar
E: England, Schweiz, Slowenien, Estland, Litauen, San Marino
F: Nordirland, Rumänien, Ungarn, Finnland, Färöer, Griechenland
G: Österreich, Russland, Schweden, Montenegro, Liechtenstein, Moldawien
H: Italien, Kroatien, Norwegen, Bulgarien, Aserbaidschan, Malta
I: Portugal, Albanien, Dänemark, Serbien, Armenien

Dabei fallen vor allem drei Gruppen heraus, die nicht das Erwartete brachten: Gruppe A mit dem Scheitern der Niederlande, der Direktqualifikation Islands, Gruppe F mit dem schwachen Abschneiden von Griechenland und Finnland sowie dem überraschenden Gruppensieger Nordirland und Gruppe I, in der weder Serbien noch Dänemark erreichten, was man allgemein erwartet hatte oder hätte.

Das Gegenteil stellten vor allem die Gruppen E (England – Schweiz – Slowenien) und H (Italien – Kroatien – Norwegen) dar, in der fast alle Teilnehmer sogar die endgültige Platzierung korrekt voraussagten. Ebenso wenig überraschen die Gruppensiege von Spanien und Deutschland, wobei es da bei den weiteren Platzierungen schon variabler zuging.

Nun also zur Auswertung.

Korrekt getippe Platzierungen

Ingesamt gab es 9 Gruppen à 3 Platzierungen zu tippen, macht 27 Tipps pro Teilnehmer. 25 Personen nahmen teil. Macht 675 Tipps. Davon waren – unten im Datenteil grün gekennzeichnet – 205 völlig korrekt. Dies entspricht einer Quote von 30,4 Prozent richtiger Tipps. Die Zahl der völlig richtigen Tipps schwankte dabei zwischen 7 (26 Prozent) und 14 (52 Prozent) von 27.

Direktqualifikanten

Interessanter als die Frage nach den genau richtig getippten Platzierungen war ja aber die Frage, wie genau man vorhersagen könne, welche Teams sich schließlich qualifizieren bzw. die Playoffs erreichen. Der Ausgang der Playoffs wurde in der gesamten Auswertung nicht berücksichtigt, weil deren Teilnehmer damals natürlich nicht bekannt waren und dementsprechend auch nicht eingeschätzt werden konnten.

Im zweiten Schritt wird also die Zahl der richtig getippten direkt Qualifizierten betrachtet. Hier gab es 9 Gruppen à 2 Qualifikanten, also 18 Tipps von 25 Teilnehmern, macht 450 Tipps. Davon waren 265 Prognosen korrekt, womit sich ein Prozentwert von 58,9 Prozent als zutreffend erwies. Die Zahl der richtigen Tipps variierte hier zwischen 12 (67 Prozent) und 8 (44 Prozent).

Korrekt getippte Qualifikanten

Doch im Kern war ja die Frage, ob man ahnen könne, welche drei Teams in einer Gruppe die für die Qualifikation relevanten Plätze erreichen würde. Hier waren also wiederum 675 Tipps nötig gewesen. Allein danach ausgewertet, wie viele dieser drei Teams, egal auf welcher Position die Qualfikation bewältigten, waren nicht weniger 534 Tipps von 675 zutreffend, somit 79,1 Prozent. Der Zahl der korrekten Tipps schwankte dabei zwischen 17 (63 Prozent) und 24 (89 Prozent). Im Schnitt wurden also nur 20,9 Prozent von 27 zu prognostizierenden Qualifikanten nicht korrekt prognostiziert.

Ob man das noch interessant nennt, muss trotz des unerwartet schlechten Abschneidens von vor allem Griechenland und den Niederlanden jeder für sich selbst entscheiden.

Hier würde man auch trotz der unerwartet spannenden Gruppe mit Deutschland darauf plädieren, die Eingangsfrage, ob die EM-Quali „schröcklöch öde“ werden würde, in Bezug auf die Ergebnisse mit ja beantworten.

Die Daten im Detail – vor allem interessant für die, die teilnahmen – folgen hier jetzt in drei Versionen, entsprechend der obigen drei Auswertungsverfahren. Kann man durchscrollen oder jeweils mit diesen Links ansteuern (funktioniert nur in der Komplettversion des Textes).

1. Platzierung genau richtig
2. Direktqualifikanten korrekt
3. alle sich überhaupt Qualifizierenden richtig

Unzweifelhaft natürlich, dass alle Werte noch wesentlich günstiger ausgefallen wären, wenn ein gewisser „Trainer Baade“ nicht mitgetippt hätte.

PS: Was hier erstmals auffiel, ist, dass eine solche Qualifikation gerade mal 13 Monate dauert – in diesem Fall von September 2014 bis Oktober 2015, also nicht annähernd die zwei Jahre, die die Pause zwischen zwei großen Turniere beträgt.

10 Kommentare

Sportschau-Hangout mit Trainer Baade: DFB-Elf in Unruhe

Seit den ominösen 2 Toren von Mario Balotelli gegen Manuel Neuer in diesem Sommer ist plötzlich alles anders. Die Nationalmannschaft verliert nicht nur Spiele, sondern auch an Reputation, allen voran Fahrensmann Joachim Löw.

Heute Abend kehrt allerdings Bastian Schweinsteiger (siehe Schweinsteiger’sche Zahl in der rechten Sidebar) in dessen Team zurück.

Die Sportschau lud ein, darüber und über einige weitere Themen zu parlieren. Neben meiner Wenigkeit ebenfalls in dieser Runde, die so vielleicht nie wieder zusammen spielen wird: Jens Peters (Catenaccio, Fokus Fussball) und Martin Rafelt (Spielverlagerung).

Eine angenehme Gesprächskonstellation, in adrette Häppchen geschnitten und ergo sehr gut verdaulich.

Zum Video vom Hangout „DFB-Elf in Unruhe“. [Link leider tot]

(Bevor jemand zurecht anmerkt, dass Irland zuletzt durchaus häufiger zu Hause mal verlor: Stimmt. Hab ich mich kolossal geirrt. Sollte man feuern, den Mann.)

11 Kommentare

Erste schwarze Spieler in Fußballnationalmannschaften

Anlass war ein Link von Lizas Welt zu einem Blog-Beitrag des Independent, der sich mit einer italienischen (!) Karikatur von Mario Balotelli als King Kong (welcher ein Affe ist) beschäftigt. In diesem Beitrag fällt auch der Name Viv Anderson, welcher der erste schwarze Spieler in der englischen Nationalmannschaft war.

Landläufig wurde dem Zuhörer Mario Balotelli während der EM als erster schwarzer Spieler in der Nationalmannschaft verkauft. Als geübter Korinthenkacker glaubt man das natürlich nicht, ohne es selbst geprüft zu haben. Der erste schwarze Spieler der Squadra Azzurra war im Jahr 2001 Fabio Liverani. Angesichts der Entwicklung der Menschenströme in und durch Europa ist auch 2001 immer noch sehr spät, aber eben nicht erst 2012.

Davon inspiriert begann der Blick auf die Jahreszahlen, in denen andere Fußballnationen zum ersten Mal einen Spieler mit dunkler Hautfarbe in ihre Nationalmannschaft beriefen und auch aufstellten. Die Zahlen sprechen erst einmal für gar nix, außer für sich selbst. Chronologisch sortiert bietet sich folgende Liste:

1881 Schottland: Andrew Watson
1914 Brasilien: Artur Friedenreich
1931 Frankreich: Raoul Diagne
1931 Wales: Eddie Perris
1937 Portugal: Guilhermo Esperito Santo
1950 USA: Joe Gatjens
1951 Schweiz: Raymond Bardel
1960 Niederlande: Humphrey Mijnals
1965 Österreich: Helmut Köglberger
1970 Australien: Harry Williams
1974 BR Deutschland: Erwin Kostedde
1978 England: Viv Anderson
1979 Irland: Chris Hughton
1987 Belgien: Dimitri M‘Buyu
1990 Schweden: Jean-Paul Vondenburg
1994 Dänemark: Carsten Dethlefsen
1994 Griechenland: Daniel Batista
1998 Spanien: Vicente Engonga
1998 Norwegen: John Carew
2000 Polen: Emmanuel Olisadebe
2001 Italien: Fabio Liverani
2002 Japan: Alex
2004 Kroatien: Eduardo
2006 Türkei: Mehmet Aurelio
2011 Tschechien: Theodor Gebre Selassie
Russland, Ukraine: Fehlanzeige.
Argentinien, Uruguay: keine Antwort gefunden.

Alle Daten ohne Gewähr. Falls also jemand bessere Informationen hat, gerne her damit.

Dann allerdings sprechen die Zahlen doch dafür, dass ehemalige Kolonialmächte qua Möglichkeit deutlich früher begannen, Schwarze in ihren Nationalteams aufzustellen, während ehemalige Ostblockstaaten die Nachzügler bilden, wohl da Immigration lange Zeit nicht möglich war.

(Etwaige Diskussionen, dass Hautfarbe ein Kontinuum ist, und es genauso wenig Klassen bei Hautfarben geben kann wie es Rassen unter den Menschen gibt, dazugedacht.)

28 Kommentare

EM-Krokant: Selbst kommentieren, analog bloggen und hungrige Orakel

Es ist eine unlieb gewonnenen Plage: Die Qualität der Kommentatoren. Kann man zwar schön drüber bloggen, nervt aber beim Fußballschauen enorm. Die alten Stimmen, die die immer gleichen Platitüden absondern. Wer endlich andere Platitüden hören will, kann das jetzt bei marcel-ist-reif.de tun, wo jedermann ein Spiel kommentieren kann. Passend zur EM gerade gestartet, ist wohl auch die Frage der Synchronität von Ton und Bild gelöst worden, allerdings ist das die Selbstauskunft der Betreiber.

Vielleicht einfach jetzt gleich beim Hingucker Spanien — Italien ausprobieren. Oder später bei Irland — Kroatien: marcel-ist-reif.de.

Der Schalkefan hatte gleich zwei tolle Ideen, zum einen hat er den kleinsten EM-Spielplan aller Planeten, zum anderen lässt er seine Leser „analog bloggen“ (nur ein Beispiellink), indem diese Spielberichtsbogen ausfüllen und ihm zusenden. Sehr schicke Idee — und sehr nette Spielberichte kommen dabei auch heraus.

Ja, Satire und Fußball, heikles Thema, kann man machen, muss man aber aufpassen. So wie Django Asül zum Beispiel hinten im Kicker. Geht dann eigentlich immer schief, ist weder hintersinnig noch amüsant. (Ähnlich lustig ist es, eine Rubrik statt EM-Splitter „EM-Krokant“ zu nennen.)

Man kann es aber auch machen wie das Schandmännchen, das sich auch immer mal wieder mit Fußball befasst. Dort gelingt es immer öfter. Heute als Thema: Das einzig wahre, mit gesundem Hunger ausgestattete tierische Orakel zur EM. Guten Appetit.

1 Kommentar

Bekennerbrief

Hiermit bekenne ich mich, während der EM in Polen und der Ukraine ein formidables Zweitteam mein eigen zu nennen.

Bekanntlich wird die Welt, die Momente zuvor noch bunt und lebensfroh jeden Anflug von Trübsal hinwegblies, von einem Moment auf den anderen äußerst grau und trist, wenn die eigene Mannschaft aus einem großen Fußballturnier ausscheidet. Zuletzt sehr plastisch, mit ad hoc flüchtenden Zuschauern erlebt bei der WM 2011, aber auch schon zu vielen weiteren Gelegenheiten des großen Fußballsports.

Wenn dem Zuseher plötzlich gleichgültig ist, wer sonst noch gewinnt, muss man ganz schnell auf ein Zweitteam umschwenken, sonst ist das ganze Turnier verloren. Und das nächste ist schließlich immer zwei Sommer entfernt. Glücklich ist, wer da schon vor dem Turnier seine Co-Sympathien verteilt hat.

War es bei der WM 2010 hier im Blog Uruguay, das die Rolle übernahm, die sonst eigentlich immer Belgien spielen soll, welches sich aber partout nicht mehr für große Turniere qualifizieren will, wird es diesmal wieder Irland sein.

Eine Flasche leer als Trainer, alle Spieler — mit Ausnahme von Robbie Kean (LA Galaxy) und Aiden McGeady (Spartak Moskau) — stammen aus der Premier League, mit einem Viertel irischer Vorfahren in sich. Dazu die zumindest als Legende noch existente Trinkfestigkeit: In Irland galt man geraume Zeit vor dem Gesetz so lange als nicht betrunken, wie man noch stehen konnte. Sowie die herrlich grünen Trikots und der unbändige Kampfeswillen. Was würde man da mehr wollen, um mit einem Team zu sympathisieren?

Nun, man würde vielleicht guten Fußball sehen wollen, eine Angelegenheit, mit der Mannschaften aus Irland selten dienen können. Aber am Ende, die alte Litanei, zählt der Erfolg, und der macht selbst den irischen Fußball sexy, wenn er im Stade de France nur durch ein Handtor oder bei einer WM nur im Elfmeterschießen bezwungen werden kann, nachdem er zuvor bereits mehrere Mittelgroße ausgeschaltet hat.

Und Mittelgroße gibt es satt und genug bei dieser EM, dazu zählen nämlich alle außer Deutschland und Spanien. Kleine gibt’s bekanntlich eh nicht mehr, die Gastgeber haben immer einen Bonus (es sei denn, sie heißen im Jahr 2000 Belgien) und so steuern wir also auf eine EM zu, bei der es zwei große Favoriten gibt — und keinen einzigen echten Underdog.

Weshalb in jeder Gruppe alles möglich ist. Klingt trivial, ist aber in vielen Gruppenkonstellationen der Historie nicht der Fall gewesen.

„Alles möglich“ bedeutet bekanntlich wiederum, dass auch die Favoriten früh ausscheiden können, weshalb es klug ist, beizeiten für ein Zweitteam gesorgt zu haben. Mein Bekenntnis steht also fest.

30 Kommentare

British Home Championship ist jetzt der Nations Cup

Es gibt sie noch, die Wettbewerbe für Nationalmannschaften außerhalb von Welt- und Europameisterschaften, welche keine reine Lückenfüller sind, wie es eine Mini-EM wäre, die von der UEFA letztens als Drohszenario entworfen wurde. Problematisch ist, dass man meistens nichts davon erfährt. So anglophil der hiesige Fußballfreund oft sein mag, so wenig findet ausländischer Fußball im deutschen Fernsehen statt.

Einer dieser Wettbewerbe mit Tradition* und Seriosität für Ländermannschaften ist die British Home Championship. Genauer gesagt war sie das, von ihrer Einführung 1883 bis zu ihrer Einstellung 1984. Wie der Name unschwer erkenen lässt, handelte es sich dabei um einen britischen Wettbewerb. Und die Definition dessen, was als „britisch“ gilt, hat sich im Laufe der Durchführungsjahre dieses Wettbewerbs noch einmal geändert, wie man ebenfalls weiß.

Teilnahmeberechtigt waren die vier Verbände von England, Wales, Schottland und Irland, wobei „Irland“ nach seiner Teilung bis zur Einstellung des Wettbewerbs nur noch von Nordirland vertreten wurde.

Die Ausgaben 1949/1950 und 1953/1954 galten gleichzeitig als WM-Qualifikation. Die ersten beiden dieses Turniers würden für die anstehende Weltmeisterschaft qualifiziert sein. Schottland war allerdings so vermessen, 1950 zu tönen, dass man nur als Sieger der British Home Championships an der WM teilnehmen würde. Prompt ging die letzte, entscheidende Partie gegen England verloren und die WM 1950 fand ohne die Männer aus den Highlands statt. Schotten eben.

(Im Rahmen dieser British Home Championship kam es übrigens auch zur Einführung des „Inoffiziellen Weltmeistertitels“. Aktueller Titelträger, kein Witz: Nordkorea.)

1984 wurde der Wettbewerb zum letzten Mal durchgeführt, zufälligerweise mit dem Gewinner „Nordirland“, was den Nordiren erlaubte, bis zum letzten Jahr scherzhaft (oder auch nicht) vom eigenen Land als immer noch amtierenden „Champions of Britain“ zu sprechen.

Aufgrund eines ganzen Cocktails an Gründen — in ihrer Mischung tödlich für den Wettbewerb — wurde die British Home Championship 1984 eingestellt. Illustre Beimischungen dieses Cocktails bestanden aus einem zunehmendem Hooliganproblem, sinkenden Zuschauerzahlen und der Wunsch von Schotten und Engländern, häufiger gegen andere, stärkere Nationen anzutreten als immer gegen die mehr oder weniger eigene Brut.

Bis zum letzten Jahr nur durften sich die Nordiren „Champions of Britain“ nennen, denn in diesem Jahr wurde der Wettbewerb wieder aufgenommen.

Er erhielt einen neuen Namen, und das Teilnehmerfeld veränderte sich auch marginal. Im Februar und im Mai 2011 wurde im umgebauten Aviva Stadium zu Dublin, vormals Lansdowne Road, der Nations Cup ausgetragen, der der legitime Nachfolger der British Home Championship ist. Aus zur Stunde nicht eruierbaren Gründen nahm England, obwohl es dazu berechtigt gewesen wäre, nicht an dieser Neuauflage teil.

Irland gewann das Turnier mit 3 Siegen aus 3 Partien gegen die übrigen Teilnehmer Schottland, Wales und Nordirland, wobei es sich trotzdem eben nicht „Champions of Britain“ nennen darf, aber das ist eine andere Geschichte.

Von nun an ist eine Durchführung des Nations Cup im Zweijahresrhythmus geplant, dessen Einhaltung angesichts der Tatsache, dass eine Brauerei den Hauptsponsor dieses Turniers stellt, nicht unwahrscheinlich ist. Das nächste Turnier findet in Wales statt, irgendwann im Jahr 2013.

Jenes Jahr 2013, in welchem man in Deutschland stumpf auf die Mattscheibe blickt, nachdem man von ein paar Qualifikationsspielen nicht satt geworden sein wird, hinten noch mal draufklopft und partout nichts anderes mehr herauskommen will mit Ausnahme eines verstaubten Posters der EM 2012.

Seit man beim DFB an keiner Mundialito mehr teilnimmt oder selber Ersatzturniere wie jenes von 1988 veranstaltet, kennt man so etwas wie einen Nations Cup in hiesigen Breiten eben nicht mehr. Was bedauerlich ist. Und weshalb wir uns demnächst mit dem Vier-Länder-Turnier von 1988 beschäftigen müssen, während auf der Insel schon die nächste Ausgabe des Nation Cup ausgespielt wird.

8 Kommentare

EM-Auslosung live aus dem Jerusalem des Ostens

Gruppe A Gruppe B Gruppe C Gruppe D
Polen Niederlande Spanien Ukraine
Griechenland Dänemark Italien Schweden
Russland Deutschland Irland Frankreich
Tschechien Portugal Kroatien England

[liveblog]

Topf 1
Niederlande
Spanien

Topf 2
Deutschland
England
Italien
Russland

Topf 3
Kroatien
Griechenland
Portugal
Schweden

Topf 4
Dänemark
Frankreich
Tschechien
Irland

14 Kommentare

Playoffs mit Teilnehmern aus Europa

Folgend eine Aufstellung aller je mit Teams aus Europa stattgefunden habender Playoff-Spiele für die Qualifikation zu einer EM oder WM.

Eigentlich sollte es nur um die WM-/EM-Playoffs der UEFA aus jüngerer Zeit gehen, sprich seit der WM 1998, als diese Playoffs in großem Umfang eingeführt wurden. Wenn man dann aber einmal dabei ist, sieht man, dass diese Erfindung schon lange existiert und insofern gar nicht so merkwürdig ist, wie sie auf den in 1980er Jahren Fußballsozialisierten heute immer noch wirkt.

Obschon sie natürlich begrüßenswert ist: Jede auf sportlichem Wege durch den Ausgang eines Spiels zustande gekommene Entscheidung ist besser als eine mit irgendwelchen ominösen Torkoeffizienten oder Fairplaywertungen oder — im Prinzip noch absurder — durch einen Quervergleich von Gruppendritten, welche gegen unterschiedliche Gegner antraten. Wie man unten sieht kommt dieser Weg der Entscheidung erstaunlich häufig ohne Zusätze an die Spielzeit von 180 Minuten aus, der Auswärtstorregel, über deren Berechtigung man natürlich ebenfalls streiten könnte, sei Dank.

Wen nur die jüngere Zeit interessiert, der möge sofort nach unten scrollen, andere werden sicher einige Begnungen aus älterer Zeit finden, welche ihnen entfallen waren.

WM 1958

Israel Wales 0:2 (0:1)
Wales Israel 2:0 (0:0)
 

WM 1962

Israel Italien 2:4 (2:0)
Italien Israel 6:0 (1:0)
 
Marokko - Spanien 0:1 (0:0)
Spanien Marokko 3:2 (2:1)
 
Jugoslawien Südkorea 5:1 (1:0)
Südkorea Jugoslawien 3:1 (2:0)
 

WM 1974

Die UdSSR trat aus politischen Gründen nicht zum Rückspiel in Chile an. Chile hingegen trat an und schoss sofort das 1:0. Im Anschluss wurde die Partie abgebrochen, weil ohne Gegner kein Wiederanstoß möglich war. Gewertet wurde das Spiel mit 2:0 für Chile, welches sich damit für die WM-Endrunde in Deutschland qualifizierte.

UdSSR Chile 0:0
Chile UdSSR 2:0 am Grünen Tisch
 

WM 1978

Ungarn Bolivien 6:0
Bolivien Ungarn 2:3
 

WM 1986

Da es Vierer- und Dreiergruppen in der Qualifikation gab, mussten die jeweils Zweiten der Dreiergruppen noch durch eine zusätzliche Playoff-Runde, Schottland sogar gegen den Vertreter Ozeaniens antreten.

Belgien - Niederlande 1:0
Niederlande - Belgien 2:1
 
Schottland - Australien 2:0
Australien - Schottland 0:0
 

EM 1996

Die 6 besten Gruppenzweiten aus den 8 Gruppen waren direkt qualifiziert. Der letzte und der vorletzte der Tabelle der Gruppenzweiten bestritten ein Entscheidungsspiel auf neutralem Boden, der passend zum EM-Ausrichter von 1996 in Liverpool, England, lag.

Irland - Niederlande 0:2 (0:1)
 
15 Kommentare

Gewinnspiel: Eigentorschützen der Nationalmannschaft

„Wer Trainer Baade kennt, weiß, dass“ es bei diesen Gewinnspielen nichts zu gewinnen gibt außer Freude. Und natürlich Erkenntnis, vor allem.

Die DFB-Frauen erzielten in 345 (!) Länderspielen gerade mal ein einziges Eigentor, dies war dann aber ein besonders bitteres, wie es den Männern noch nicht passiert ist. Tina Wunderlich war im Olympia-Halbfinale 2000 gegen Norwegen die schwarze Krähe, die das Spiel für Gegner Norwegen entschied.

Bei den Männern fielen, auch relativ zur höheren Anzahl Spiele gesehen, deutlich mehr Eigentore. Da es insgesamt aber trotzdem eine überschaubare Zahl bleibt, gehe ich diesmal nicht in Vorleistung.

Welcher DFB-Spieler schoss wann ein Eigentor in welchem Länderspiel?

Jahr Spieler Anlass Gegner Tor Ergebnis
1908 Ernst Jordan (Langmeier) Test Schweiz 1:2 3:5
1910 Walter Hempel Test Niederlande 2:3 2:4
1912 Max Breunig Test Niederlande 5:3 5:5
1923 Henry Müller Test Finnland 0:1 1:2
1924 Hans Lang Test Ungarn 0:2 1:4
1931 Reinhold Münzenberg Test Frankreich 0:1 0:1
1932 Hans Stubb Test Schweden 4:3 4:3
1939 Hans Klodt Test Jugoslawien 1:2 3:2
1941 Hans Rohde Test Schweiz 4:2 4:2
1951 Jupp Posipal Test Irland 0:1 2:3
1955 Karl Mai Test Italien 0:1 1:2
1958 Herbert Erhardt Test Tsch’slowakei 2:2 2:3
1961 Willi Giesemann Test Dänemark 5:1 5:1
1978 Rolf Rüssmann Test Schweden 1:1 1:3
1978 Berti Vogts WM 2. Finalrunde Österreich 1:1 2:3
1981 Manfred Kaltz „Mini-WM“ Argentinien 1:1 1:2
1988 Eike Immel Test Jugoslawien 0:1 1:1
1993 Thomas Helmer „US-Cup“ Brasilien 0:1 3:3
1995 Thomas Helmer EM-Quali Wales 1:1 2:1
1997 Jürgen Kohler WM-Quali Albanien 0:1 4:3
1998 Oliver Kahn EM-Quali Türkei 0:1 0:1
2002 Oliver Kahn Test Israel 0:1 7:1
2002 Arne Friedrich EM-Quali Färöer 1:1 2:1
2007 Christoph Metzelder EM-Quali Slowenien 1:1 2:1
2011 Arne Friedrich EM-Quali Österreich 1:1 2:1
24 Kommentare

Martin Hansson — „The Referee“

Martin Hansson, der Name sagt den meisten wohl nix, sein Gesicht schon eher und wenn man dann den Namen „Thierry Henry“ ins Spiel bringt, dürfte bei allen das 10-Cent-Stück fallen.

Diese Dokumentation, begonnen bereits vor jener ominösen Nacht in St. Denis, ist ein weiteres Exemplar aus der Reihe von Filmen, die in letzter Zeit die „Menschen hinter den Schiedsrichtern“ (eine JBK-Formulierung) Menschlichkeit des Schiedsrichterns beleuchten. Keine zusammenhängende Reihe, doch werden sie offensichtlich ein wenig häufiger, hoffentlich auch mit der Wirkung, dass solche Schmähgesänge und Drohungen, wie sie in der Dokumentation anklingen, seltener werden.


The Referee | Rättskiparen [2010] from Freedom From Choice AB on Vimeo.

Sehenswert.

Siehe und höre auch: The Luck of the Irish, damals.

Via Guardian.

„I don’t believe people writing or saying that have any idea about football“, sagt seine Mama bezüglich der Schmähungen. Wie er für den Erfolg als Schiedsrichter seine Familie (schon vor jener schlimmen Fehlentscheidung) verliert und was dann so ein Fehler für den Mann, der ihn begeht, bedeutet, wird hier schön sichtbar. Schön im Sinne von: Ansonsten würde es überhaupt nicht sichtbar. Schön ist der Verlauf dieser Dokumentation an sich natürlich nicht, auch wenn es ausnahmsweise ein Happy End gibt.

3 Kommentare

Souveräner Gruppensieger: Österreich (ehrlich!)

Heute kaum noch vorstellbar, aber 1998 qualifizierten sich aus der UEFA-Gruppe 4 zwei Mannschaften direkt für die WM in Frankreich, die mittlerweile schon froh sind, dass die UEFA noch keine Vor-Qualifikation vor der eigentlichen Qualifikation eingerichtet hat, weil sie diese mit großer Wahrscheinlichkeit nicht überstehen würden. Die Rede ist von Österreich und Schottland, wobei sich Österreich als Gruppensieger (!) und Schottland als bester Gruppenzweiter aus allen Gruppen direkt qualifizierten. Und 1998 war schließlich dieser Vorhang, der mal mitten in Europa in der Gegend rumhing, schon lange gefallen, auch die ehemaligen Sowjetrepubliken traten schon unter eigener Fahne an. Wie auch die ehemaligen Teilrepubliken Jugoslawiens mit ihren eigenen Auswahlen teilnahmen.

Keine 12 Jahre her, also noch nicht mal eine gesamte Fußballerlaufbahn, dennoch sind beide komplett in der Versenkung verschwunden, diese durchaus einmal traditionell häufigen Teilnehmer an einer Fußball-WM.

Nachdem auch Belgien nicht mehr aus seiner Talsohle rauskommt, Irland am fehlenden Videobeweis scheitert und Norwegen seit jener WM 1998 leider keine Bäume mehr ausreißt, wäre es wohl an der Zeit, sich beim nächsten Mal ein paar andere Underdogs auszuwählen, denen man ein bisschen was zutraut. Zum Beispiel nie die Vorrunde zu überstehen, so wie Schottland, aber nun gut, immerhin sind sie fast jedes Mal höchst tragisch gescheitert.

Vorschläge für Zweitmannschaften beim nächsten Turnier? (Womit man durchaus nicht wirken möchte wie der Belzebub eines jeden „echten“ Fußballfans, wie ein „Erfolgsfan“ nämlich. Nur kann man schlecht zu einer Mannschaft halten, die gar nicht teilnimmt.) Begründung muss natürlich nicht sein, wäre aber wahrscheinlich wissenswert.

13 Kommentare

Nationalspieler zu verkaufen

Wer übrigens gar nicht geht, ist Piotr Trochowski. Aserbaidschan wäre jetzt ein bisschen zu beleidigend, aber an Kuweit, Israel oder Island könnte man ihn bestimmt gewinnbringend noch verkaufen. Wobei ich läuten hören hab, dass man selbst in Island den Ball mittlerweile schneller abspielt, als Trochowski ihn überhaupt annehmen kann. Nachfolgendes Denken — sofern das bei Trochowski stattfindet — da noch nicht mit eingerechnet.

Und man darf sich auch fragen, was von einem Bundestrainer zu halten ist, der das nicht erkennt und ihn immer wieder nominiert und sogar aufstellt. Vielleicht doch nicht ganz so gut, das Scoutingsystem.

Andorra fiele mir noch ein. San Marino. Irgendeiner wird ihn schon haben wollen.

12 Kommentare