Zum Inhalt springen

Schlagwort: Hockey

Turnen! Schießen! Sportfischen!

Tatsächlich ist der Fußball ein Totschlagargument.

Und zwar für alle übrigen Sportarten, was man seit ca. 10-15 Jahren wunderbar im „Aktuellen Sportstudio“ sehen kann, in dem höchstens mal ein Formel-1-Weltmeister oder ein Olympiasieger eingeladen wird, wenn es darum geht, Gäste abseits des Fußballs zu finden. Berichtet wird über andere Sportarten eigentlich gar nicht mehr, was man an dieser Stelle, obwohl man viele andere Sportarten obskur und teilweise auch wider die Natur der menschlichen sowohl Psyche als auch Physik empfindet, bedauert.

Immer nur zu Olympia mal sehen, dass andere Sportarten auch unfair, langweilig und vom Zufall abhängig sein können, ist ein bisschen zu wenig, insbesondere für jene Menschen, deren innere Uhr langsamer (oder schneller?) läuft als unsere: den Kindern nämlich. Die können sich doch vier Jahre nach ihrem Siebensein nicht mehr daran erinnern, wie sie noch als Siebenjährige waren, geschweige denn, was sie damals getan haben. Und auch nicht, was sie getan hätten, wenn sie denn selbst hätten aussuchen können. Im Sport zum Beispiel. Als Siebenjähriger darf man aber nicht selbst aussuchen, als Elfjähriger hingegen ist es meist zu spät, um noch ein erfolgreicher Sportschütze, Sportfischer oder Sportturner zu werden. Was vielleicht nicht wirklich bedauerlich ist, aber Biathleten sollte es vielleicht schon geben, Hockeynationalmannschaften mit Hockeynationalspielern daherrinnen ebenso wie auch Schwimmer und natürlich Dressurreiter und -reiterinnen — alles immerhin mit dem olympischen Medaillenspiegel zu rechtfertigen (wenn auch wiederum nur alle vier Jahre).

Weil das nun mal so ist, der Fußball ein Totschlagargument, er mittlerweile sogar bei den Mädchen ordentlich räubert und weitere andere Sportarten damit tot macht, hätte man eigentlich gedacht, dass es gänzlich obskure Sportarten abseits des Lesen, Reiten, Schwimmen gar nicht mehr gibt. Doch weit gefehlt, wie diese Auflistung der Mitgliederzahlen des DSB aus dem Jahr 2003 zeigt:

Fußball tatsächlich mit weitem Abstand vorne, aber dann gibt es noch einmal fast genauso viele Turner! Dazu sind die Schützen an 4. Stelle! Und die Sportfischer noch lange vor Schwimmen!

Vielleicht doch ganz gut so, wenn das „Aktuelle Sportstudio“ seine Berichte nicht der Zahl der Ausübenden eines Sports proportional auf die Sportarten aufteilt. Dennoch: Ein Volk von Wahnsinnigen, offensichtlich; bei dem das Totschlagargument Fußball noch eins der besten ist, bei den Alternativen, die das Volk offensichtlich gerne und freiwillig auswählt.

Aber was will man schon erwarten in einem Land, dessen Bevölkerung sich für einen Sternenhimmel als Plakat zur selbst ausgerichteten WM entscheidet.

4 Kommentare

Demut

Wir sprachen schon davon. Die Leute, die hier jetzt im Autokorso nach einem insgesamt blamablen 1:0 gegen Österreich wild durch die Nacht hupen, sind wahrscheinlich dieselben Gesellen, die nicht einen Spieler des Gegners mit Namen kennen und da irgendwo vor der Großleinwand auch immer rumgröhlen und -tröten, weil sie ihre anale, ödipale, orale oder sonst irgendwelche Phasen noch nicht abgeschlossen haben. Hauptsache Deutschland. Hauptsache Gröhlen. Hauptsache Lärm machen, tröt, tröt, hier bin ich, nehmt mich wahr, wenn es schon sonst keiner tut.

Manchmal würde man sich wünschen, diese Leute würden endlich zum Hockey abwandern. Aber das ginge wohl erst, wenn Hockey-Turniere zur Primetime im Fernsehn liefen. Also nie.

Ich habe ja nix gegen Feiern, aber das heute war alles andere, als etwas zum Feiern. Vielleicht bin ich auch zu verwöhnt und wer da draußen jetzt gerade 18 ist, der hat ja auch noch nie bewusst ein EM-Viertelfinale mit deutscher Beteiligung erlebt. Und Modefans-Bashing ist heutzutage in unserem Inzeststadl (© by Herrn Wieland) namens Blogosquarium ebenso wenig noch vermittelbar wie Kommentatoren-Bashing. Dennoch: ein wenig mehr Demut bitte. Ein 1:0 gegen Österreich.

Gute Nacht.

27 Kommentare

Kein Kult mehr beim Club

So, der musste mal sein (die Überschrift ist gemeint), schließlich möchte ich mich irgendwann auch mal selbst bei der Alliteration der Woche zitieren können.

Kein „Kult“(-trainer) also mehr beim Club.

Die Beileids- und Bedauernskundgebungen überschlagen sich gegenseitig, wie kann man nur einen Hans Meyer (so, als wäre es weniger schlimm, wenn man zwei Hans Meyers feuerte) feuern, einen, der so viel geleistet hat für den Club, einen, der noch dazu immer so witzig war, der immer gegens Establishment kämpfte. Hans Meyer, das einzig noch lebende Ex-Mitglied von Rainer Langhans‘ Kommune 1.

Wie man liest, kamen seine Ansprachen nicht mehr so wirklich gut beim Team an, und das muss doch das Entscheidende bleiben: Wie ich andernorts schon las, könnte es von Vorteil sein, wenn einen die Journaille (abgesehen von FOTO) mag. Wichtig bleibt aber auffem Platz, und auffem Platz spielen immer noch seine Spieler. Seine arrogante, durchaus ungerechtfertigt überhebliche Art — was hat Hans Meyer schon geleistet, außer ein, zwei drei Meisterschaften oder Pokalsiege in einer Liga auf Regionalliganiveau — gepaart mit einer Art, bei der niemand mehr weiß, wann er Ironie benutzt und wann er gerade ernsthaft spricht, kann bei Fußballern, und seien wir auch im Jahr 2008 und fast alle haben es geschafft, sich bis zum Abitur durchzumogeln, nicht dauerhaft ankommen.

Anders wäre das natürlich, wenn er die Hobbymannschaft von Monthy Python oder gar der deutschen Journalistenschar trainiert hätte, dann wären seine Interviews und Halbzeitansprachen durchgehend mit Applaus versehen worden, die Spieler hätten geschmunzelt und wären ein wenig besser gelaunt in die zweite Halbzeit gegangen. Bei Fußballprofis, deren kultureller Geschmack schon bei der WM mit der Auswahl von Jar Jar Binks Xavier Naidoo als zuständigem Trällermeister deutlich als nichtvorhanden zu Tage trat, darf man aber nicht damit rechnen, dass Humor, der über Paola und Kurt Felix hinausgeht, auch als solcher erkannt wird.

Es scheint, als hätte sich Hans Meyer das falsche Metier ausgesucht. Wäre er Trainer im Hockeysport mit seinem mehrheitlich akademischen Publikum, würde er heute noch als Kandidat für den Bundestrainerposten gehandelt. Bei all seinen rhetorischen Leistungen und Ausfällen darf man eben nicht vergessen: Wichtig ist und bleibt allein die Zielgruppe. Obwohl er über diese hinausgeschossen ist, braucht man dennoch nicht zu füchten, dass wir Hans Meyer schon los sind. Das nächste Hamburg, Dortmund, Berlin, oder wer sonst gerade mal von den Unwägbarkeiten des Einflussfaktors Zufall in den Abstiegskampf gezwungen wird, wartet schon an der drittnächsten Ecke und wir sind gespannt darauf, wann es wieder heißt:

Vorhang auf in der Rhetorik- und Abkanzelshow von Meyer, dem unermüdlichen Besserwisser.

9 Kommentare

Assoziationsblaster

Wenn man bei aktiviertem T9 das Wort „Remis“ in einer SMS eingeben möchte, erscheint als erster Vorschlag „Penis“. Dabei lieben wir Remis im Fußball doch so sehr, schließlich sind sie eins der entscheidenden Kriterien, wodurch sich Fußball von Tennis, Volleyball, Basketball, Football oder Eishockey unterscheidet. Remis ist also gar nicht Penis, sondern gut, wobei wiederum ein Penis auch nicht schlecht ist, nur so bezeichnen sollte man ein Remis nicht.

5 Kommentare

KFC Uerdingen: Vielleicht doch nicht ganz so ewig, sein 7:3

Das Spiel selbst wird „ewig“ bleiben, der Klub vielleicht nicht. Wie Herr Wieland berichtet und ich selbst ebenfalls kürzlich erwähnte, steht der KFC Uerdingen kurz vor der Pleite. Bis zum 15.1. müssen 150.000 Euro aufgetrieben werden. Dazu haben sich ein paar selbsternannte Retter eine Aktion ausgedacht, bei der 1000 Personen jeweils 100 Euro spenden sollen, der Rest des Geldes soll durch die Erlöse zweier Freundschaftsspiele zusammen kommen. [1] Die Url dieser Gruppe von Leuten lautet Tradionsretter.de, was mich irgendwie kaum von den Socken haut. Nur weil etwas Tradition hat, muss man es noch lange nicht bewahren. Außerdem bin ich der Auffassung, dass man die 100.000 Euro lieber mir spenden könnte statt so etwas Abstraktem wie einem Fußballverein, dennoch unterstütze ich die Aktion mit einem Verweis auf selbige, nicht ohne mir zähneknirschend einzugestehen, dass ich ohnehin nicht so viele Fans habe wie der KFC Uerdingen.

Also, auf, auf, gerade jetzt nach Weihnachten sitzt das Geld doch so locker, und gespendet. Was sind schon 100 Euro gegen die Qualen, die die Fußballstadt Krefeld, die eigentlich ohnehin eine Eishockeystadt ist, seit Jahren erleidet und noch erleiden müsste, wenn es den KFC Uerdingen nicht mehr gäbe. Immerhin sah ich das erstes Profifußballspiel meines Lebens in jener Grotenburgkampfbahn, die als eins der wenigen Stadien noch seine Eigenheiten (eine Kurve gerade, eine Kurve kurvig) bewahrt hat.

Zu besagtem 7:3, kürzlich noch bei den 11 Freunden als das beste Fußballspiel aller Zeiten gewählt, gibt es heute in diesem komischen Anachronismus namens Fernsehen ein „Special“, ab 16.45h im WDR, das von der FAZ als außerodentlich sehenswert empfohlen wird.

Nicht ganz so hörenswert dazu ist die Audiogalerie in der ARD, in der Wolfgang Funkel und Karl-Heinz Feldkamp jeweils äußerst knappe Statements zum Spiel abgeben. Trainer Feldkamp sagt, dass die Strategie vor allem daraus bestand, „alles zu geben, den Gegner 90 Minuten lang zu beschäftigen“.

Spielt Galatasaray nicht Champions League?

[1] Wer auf die Idee gekommen ist, ausgerechnet die beiden größten Zuschauermagneten der hiesigen Steppe, den MSV Duisburg und Rot-Weiß Oberhausen, als Rettungsgegner zu verpflichten, der … möge sich doch mal bei mir melden, er könnte mir eventuell bei der Doktorarbeit zum Thema „Verzerrte Wahrnehmungen, Realiätsentfremdung und Wunschdenken unter Fußballanhängern“ weiterhelfen.

16 Kommentare

Ex-round and round and round and round

Ganz so rund geht es im Neckarstadion bald nicht mehr zu, wenn es nach den Wünschen des VfB geht. Die Laufbahn soll abgeschafft werden. Dagegen regt sich Widerstand, schließlich gibt es in Deutschland kaum noch große Stadien mit Laufbahn. Diese Laufbahnen dienen den Interessen einer besonders exotischen Gattung von Sportlern: den Leichathleten. Kennt jemand einen Leichtathleten? Ich meine jetzt nicht aus dem Fernsehen, sondern in seinem privaten Umfeld. Ich selbst war vor Beginn meiner E-Jugendzeit zwei oder drei Jahre im Leichtathletikverein, habe aber damals schon immer neidisch zu den gleichzeitig trainierenden Fußballern rübergeschaut und sobald es möglich war, gewechselt.

Ich kenne keinen einzigen Menschen, der (noch) aktiv Leichtathletik betreibt. Ich kenne auch niemanden, der — außer bei Olympia — deren Wettkämpfe, ob im Stadion oder am Fernseher verfolgt. Wären meine Zahlen nicht so subjektiv, könnte man fast sagen, Leichtathletik sei eine Randsportart, sowohl, was die Zahl der Ausübenden angeht, als auch, was die Zahl der Zuschauer angeht. Und Randsportarten sind nett, sollten aber bitte nicht den „Big One“ in Deutschland im Wege stehen. Die „Big One“ in Deutschland sind schließlich Fußball, Fußball und Fußball. Seit Michael Schumacher tot ist, kommt noch einmal Fußball dazu. Da nützen auch kleine, unbedeutende Weltmeistertitel (Handball, Hockey) nichts.

Dass Fußball mit ohne Laufbahn aber viel stimmungsvoller ist, viel mehr Spaß beim Zugucken macht und auch den potenziellen Heimschiedsrichter viel mehr beeinflusst, ist inzwischen nichts Neues mehr. Insofern sollte man doch auch beim VfB Stuttgart — nicht natürlich bei Hertha BSC, wo es seit jeher an Sachverstand mangelt — so klug sein, die Laufbahn abzuschaffen und bessere Fußball-Heimspiel-Atmosphäre schaffen. Wie gesagt, diese Pläne gibt es, doch stehen diesen die Proteste gegen die Abschaffung der Laufbahn im Wege. Hätte mich auch gewundert, wenn man das gerade in Stuttgart einfach so über die Bühne bekäme.

Leichtathletik. Pah.

10 Kommentare

Weltmeister

Angesichts der Bilder der feiernden Handball-Weltmeister überfällt mich doch ein wenig Wehmut: dieser schmerzende Sonntag mit dem Elfmeterschießen und den jubelnden Italiernern, es hätte so schön sein können.

Nach den Hockeyherren schaffen es nun auch die Handballherren im eigenen Land.

6 Kommentare

Einer muss ja die Wahrheit sagen

„Die haben einfach mehr zu sagen als die Fußballer.“

begründet der Regisseur des kommenden Films über die deutsche Mannschaft bei der Handball-WM seine Vorhersage, dass die Interviews mit den Handballern interessanter sein werden als jene aus „Wortmann. Ein Schlummerlied“.

Und wie viel erst die Hockey-Weltmeister von 2006 zu sagen gehabt hätten… hätte man sie nur gefragt.

2 Kommentare

Drei, zwei, eins… meins!

Auf den ersten Blick wirklich rührend, was die Frankfurter Rundschau [Link nicht mehr aktiv] über den Gewinner der Internet-Auktion des KFC Uerdingen schreibt. Der KFC Uerdingen — ehemals Bayer Uerdingen und 1985 DFB-Pokalsieger — hatte vor Saisonbeginn bei einem großen Internetauktionshaus einen Platz im Kader des KFC Uerdingen versteigert. Ohne Einsatzgarantie zwar, dafür aber mit Teilnahme an allen Trainingseinheiten, Trainingslagern und auch sonstigen Mannschaftsveranstaltungen.

Auf den zweiten Blick muss man sich fragen, wie es ein Berufstätiger mal so eben nebenbei schafft, die selben konditionellen Voraussetzungen zu haben wie, nun gut, das sind keine Profis im eigentlichen Sinne, aber wie Oberligaspieler, die doch meines Wissens noch im letzten Jahr Regionalligaspieler und somit Semi-Profis waren. Er schafft es eigentlich ganz gut und dazu möchte ich dann mal den Herrn Name-hab-ich-vergessen zitieren, der sagte:

„Im Vergleich zu Skilangläufern, Leichtathleten oder Eishockeyspielern ist die Ausdauer von Fußballprofis immer noch lächerlich.“

Recht hat er. Wenn ich doch nur noch den Link zu dem Zitat fände…

2 Kommentare