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Schlagwort: Hansa Rostock

Axel Kruse, ein neuer Fall von „schlecht beraten“

In einer Zusammenstellung von Anekdoten rund um den UI-Cup-Cup, bei welchem das HIV-V und das LCD-D komischerweise nur in seinen Anfangstagen ein Problem war, listet die 11Freunde Folgendes auf:

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Und noch eine deutsch-deutsche Begegnung. Die Partie von Hansa Rostock am 8. Juli 1989 im Intertoto Cup bei B 1903 Kopenhagen nutzte Axel Kruse zur Flucht. Er fuhr erst nach Hamburg, Freunde brachten ihn dann nach Westberlin. Kruse wurde zunächst gesperrt, dann aber für eine Ablöse von 250 000 Mark an den DDR-Fußballverband begnadigt.

Ich frage mich ernsthaft, wie blöd man sein kann, aus der DDR zu fliehen, nur um postwendend mit, sagen wir mal, 94fach erhöhtem Risiko nach West-Berlin zu reisen, wenn man doch schon längst in der Bundesrepublik angekommen war. Zwar weiß ich nichts über den Wahrheitsgehalt dieser Anekdote, halte sie angesichts des Namens Axel Kruse aber für nicht unwahrscheinlich.

Erstmal fliehen, aber dann das Bedürfnis verspüren, von innen an die Mauer klopfen zu müssen, wegen Heimweh und so: So stellt man sich eine Flucht nicht vor. Nicht mal eine misslungene.

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Der einfache Weg, es allen Recht zu machen

ist Scheiße!
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Filip Trojan Horse in schön

Weil es so schön ist, so herausstechend, habe ich das kicker-Profilfoto von Filip Trojan mal hier direkt geklaut, ohne mich zu erlauben gescreenshotet und eingestellt. Normalerweise strahlen solche Profilfotos die Raffinesse und den Stil einer Einkaufszone in Recklinghausen oder (hier die eigene Heimatstadt eintragen) aus. Oft genug ist es nicht mal die Schuld des Spielers, sondern die des Fotografinnen und außen: Das muss er doch sehen, dass der Typ zufällig gerade ein extrem unfreundliches Gesicht schneidet, mitten in die Kamera hinein und dass man dann auch so viel Respekt haben sollte, es noch einmal zu versuchen. Schließlich sind Kicker-Sonderhefte und auch Kicker-Webseiten-Spieler-Profile nicht etwas Marginales, sondern etwas Monumentales (so lange man unter 14 ist, jedenfalls). Ich höre schon die Stimmen aus dem Off rufen, dass sie durchaus auch jenseits der 14 noch etwas haben, nämlich Marketingwert, etwas, was man verkaufen will. Natürlich ist dem auch so, wer aber jenseits der 14 ist überhaupt noch empfänglich dafür, wie ein Spieler oder ein Kaderfoto aussieht? Man ist doch längst schon gefallen. Man ist doch schon dem Unbill des Zufalls erlegen und kann sich nicht mehr abwenden von Borussia Mönchengladbach, Hansa Rostock oder ja, auch dem VfB Stuttgart.

Als neutraler Betrachter hätte man dennoch gerne schönere Fotos als die immer gleichen Gesichtsausdrücke und Hintergründe. Oft sehen Profilfotos nämlich einfach so aus: bierernst, ernst, aber verunsichert, nachbarschaftlich-fröhlich („Meinen Rasenmäher? Klar, immer!“), bemüht freundlich, aber misslungen (besonders häufig, diese Variante) oder einfach nur nichtssagend.

Schauen wir nun noch mal auf das Bild von Filip Trojan. Alles scheint hier zu stimmen. Der Hintergrund: links stehen ein paar Blagen, die sich das Fußballspiel der Erwachsenen angeschaut haben. Rechts ein Flutlichtturm, offensichtlich fand das Spiel in der Nähe, auf dem Vorplatz eines größeren Stadions statt, so wie es wohl in Köln, aber auch in Leverkusen, in Bremen möglich wäre. Das Trikot von einer Schlichtheit, dass selbst Mama inzwischen erkennen würde, dass da doch irgendetwas fehlt, um ein „richtiges“ Trikot zu sein, der Himmel blau, wie wir ihn lieben, wenn wir Fußball spielen, um Fußball zu spielen. Sicher weht auch ein leichtes Lüfttchen, sonst wären Trojans Haare nicht so zerzaust. Wären sie allein vom Spiel so zerzaust, hingen sie durchgeschwitzt alle nach unten, so aber, mit dem leichten Aufwehen nach oben sind wir inzwischen sicher, dass ein Lüftchen herrschen muss. Keines, das den Spielausgang zu verfälschen in der Lage wäre. Eher eines, das man erst dann spürt, wenn man nicht mehr läuft, nicht mehr trabt. Eines, das man spürt, wenn man gemächlichen Schrittes und das Herz noch leicht, aber natürlich stärker als zu anderen Gelegenheiten des Sonntags, pumpend zur Ausführung des Eckballs schreitet. Jenes Eckballs, der genauso wirkungslos verglühen wird wie 99 von 100 anderen Eckbällen in solchen Spielen es ebenfalls zu tun pflegen.

Wichtiger aber als diese Rahmenbedingungen ist Trojans Gesichtsausdruck, man ist schon eher geneigt zu sagen: sein Nicht-Gesichtsausdruck. Das Spiel scheint vorüber zu sein, irgendein wichtigtuender Schreihals an der Linie wird schon lange das Wort „Ende!“ gebrüllt haben, beim ersten Mal hatten es — nicht aufgrund des Windes — nicht alle Spieler gehört, so dass der Schreihals sich genötigt sah, ein zweites Mal „Ende!“ in den Sonntagnachmittag zu brüllen. Er wird es getan haben. Das ist klar.

Unklar ist, ob Trojan dann gejubelt haben wird, vielleicht ist er nur so abgeschlafft, es riecht fast schon nach Remis, denn eine Niederlage würde tiefere Furchen gegraben haben. Vielleicht hat er die eindeutigste Chance des Spiels vergeben, vielleicht erinnert sich trotz des deutlichen Sieges niemand mehr daran, er selbst aber gerade ganz besonders. Chancen vergeben ist nicht schlimm, es gehört dazu, komm, Filip, da muss man sich nicht so grämen. Die Zweifel am eigenen Können, wer weiß, ob er weiß, dass der Ball versprang oder ob er es weiß, aber auch weiß, dass es sonst keiner weiß, der zuschaute oder noch viel schlimmer mitspielte. Man ist nicht nach jedem Sieg gleichgültig.

Es bleibt beim Tipp auf Remis, eine Niederlage würde deutlichere Bände sprechen. Es sei denn, die Niederlage war nichts Anderes, als man erwartet hatte, man ist dann nur leicht resigniert, bis zur 30. Minute steht es noch 0:0, bis zur 45. Minute dann schon 0:2 und irgendwie ahnt man es, so man ein Bauchgefühl hat, das auch vorher schon weiß, dass man den Bus verpassen wird, dass man die restlichen 45 Minuten vergeblich gelaufen sein wird. Es ist dann kein eigentlicher Schmerz mehr, wenn man allein aus Hoffnung, nicht aber aus Überzeugung sich die Schuhe anzog.

Keine Niederlage, aber auch so wenig der Freude darüber, an einem freien Tag mit vielen Leuten bei solchem Wetter Fußball gespielt zu haben, die den Körper und somit vor allem das Gesicht (der Hundeschwanz des Menschen) durchströmen sollte.

Vielleicht wissen wir aber auch gar nichts von dem, was Filip Trojan beschäftigt, vielleicht ist es der schlimmste Moment des Tages, dass der Schiedsrichter/Schreihals das Spiel beendet hat: Jetzt heißt es, sich wieder mit sich selbst zu beschäftigen. Manchmal gibt es so Tage, an denen man lieber 0:11 verlöre, als dass der Schiedsrichter das Spiel abpfiffe. Willkommen zurück im eigenen Leben, das Spiel ist aus, die Show vorbei, der Vorhang fällt. Willkommen zurück in der Leere des Seins, wenn die Mitspieler nach Hause gehen und die Sonne so herbstlich-winterlich schön über dem Platz steht, aber man kein bisschen bittersüße Melancholie empfindet, sondern nur noch schwere Schultern und die Leere frisst sich schon mit dem Schlusspfiff ins Hirn. Dann guckt man vielleicht so und irgendjemand drückt auf den Auslöser.

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Individuelle Stadien

Im Interview mit den 11 Freunden spricht mir Thomas Meggle aus der Seele, mir altem Sozialfußballromantiker:

Allein durch die Individualität des Stadions wird sich die besondere Stimmung sogar sehr gut transportieren lassen. Ich konnte als Kind immer durch die „Sportschau“ zappen und wusste sofort, in welchem Stadion ich bin. Dortmund mit den Trainerbänken und der Stehtribüne oder Köln mit den charakteristischen Sitzreihen. Diese Besonderheiten, die zeigen, in welchem Stadion man sich befindet, gibt es heute kaum noch. Heute sehen alle Stadien irgendwie gleich aus. Aber für mich war es schon immer ein wichtiger Bestandteil des Fußballs, in charakteristischen Stadien zu spielen.

„Ich habe immer gesagt“, dass ich es fürchterlich finde, dass man inzwischen nicht mehr weiß, ob man in München, Schalke, Rostock oder Wolfsburg ist, wenn man einen Spielbericht sieht und dass durch diese Gleichförmigkeit der Schauplätze ein Stück Reiz der Beschäftigung mit den Spielstätten und dem, was darin passiert, verloren geht.

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Jogi Löw trainiert, ich buchstabiere

T-R-A-I-N-I-E-R-T.

Ja, das tut er. Das Unterhaltsame daran ist, dass er einer Ländermannschaft vorsteht und für ihn somit das unglaublich schlechte Argument „wir brauchen mehr Geld“ wegfällt. Er hat nur das, was dieses Land hervorbringt, und genau das, also diese Spieler, muss er selber besser machen. Er kann nicht einfach neue Spieler kaufen.

Genau das macht ihn auch so glaubwürdig in seiner Art, weil er nämlich mit demselben Schrott, mit dem Rudi 2004 so dermaßen verkackt hat, plus ein paar Ergänzungen, Dritter bei einer WM wurde, bei der der Weg doch deutlich anders war als 2002. Und abgesehen vom (für mittlerweilige Verhältnisse) blamablen 0:3 gegen Tschechien hat Jogi mit seiner Mannschaft wohl so ziemlich alles abgeräumt, was es in dieser Zeit abzuräumen gab. Deshalb darf so einer auch denjenigen die Leviten lesen, die glauben, dass man nur mit Geld weiterkäme.

Wie wäre es mit Strategien (ich meine keine wirtschaftlichen, sondern fußballerische)? Wie wäre es damit, dass man einfach mal ein bisschen bei z. B. Rosenborg Trondheim nachschaut, was dort denn so alles geht, ohne dass die große Kohle vorhanden ist.

Es scheint lächerlich, dass KHR jeden Montag bis Freitag darüber jammert, dass er nicht genug Geld hat, um Spieler zu kaufen. Was sollen denn dann Rostock, Cottbus und Bochum sagen? Und warum sollten genau diese Teams denn nicht auch mal einen Sieg gegen die Bayern landen, wie sie es alle Jubeljahre tun?

Aber ich schweife ab, denn der Unterschied zwischen Cottbus und Bayern ist natürlich viel größer als jener zwischen Bayern und Liverpool oder Lyon. Der Hauptunterschied liegt doch nicht in der verfügbaren Kohle, sondern darin, dass Bayern kein Konzept, keine Strategie und seit Jahren schon eigentlich keinen Wissenüberschuss hat. 1983 war es vielleicht noch ausreichend, einfach drei Ex-Profis in den Vorstand/Trainerteam zu stellen, auf dass man den anderen Bundesligateams überlegen war.

2007 ist es definitiv nicht mehr so, dass Franz „Dummschwätzer“ Beckenbauer, Würstchen-Uli und der seltsam aggressive Kalle — als hätte er schlecht gefrühstückt — einen Innovationsvorsprung ergeben. Im Gegenteil. Weil diese Akteure so verhaftet sind in der Zeit, in der sie selbst erfolgreich waren, ist für alle der Zug abgefahren. Mal eben ein paar Euronen raushauen für ein paar Semi-Weltklassestars, und dann glauben, dass man damit Markierungen setzt. Mag ja sein.

Eine Strategie ist dahinter trotzdem nicht zu erkennen.

Um genau zu sein: eine Strategie ist das natürlich schon, Ribéry und Toni und Klose zu kaufen. Und dann zu hoffen, dass sie einfach besser sind als die Wattenscheids und St. Paulis dieser Liga. Nur steht dahinter kein fußballerisches System und das ist auch der Grund, warum Bayern in der Champions League ungefähr so dasteht wie Hessen Kassel in der Bundesliga: Weil man einfach nicht weiß, was man überhaupt spielen möchte.

Die große Kunst, 3-4 teure Spieler zusammenzukaufen, kann nur so lange als Kunst gelten, bis man auf wirkliche Künstler trifft, die Fußball einer neuen Dimension spielen. Und dazu gehört traurigerweise weder Bayern noch Werder Bremen. Vom anderen Kroepoek ganz zu schweigen.

Bedauerlich an dieser Tatsache ist nicht, dass es so ist, sondern dass weder der Uli noch der Kalle die wahren Ursachen dessen erkennen. Sie glauben, sie scheitern, weil sie zu wenig Geld haben, um real-madridesk eine noch bessere Mannschaft zusammenzukaufen. In Wirklichkeit scheitern sie daran, dass sie überhaupt keine Vison vom Fußball haben, den sie spielen lassen wollen. Was soll Fußball des Jahres 2008 denn für Bayern sein?

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Der Rest der Welt

… bleibt beim Versuch, etwas über die Bundesliga zu erfahren, meistens ausgeschlossen.

[photopress:i_want_you.jpg,full,alignleft]International will die DFL mehr Geld „erlösen“. Dafür sollte man sich vielleicht aber auch ein bisschen internationaler geben, als es der Verfügbarkeitscheck der Webauftritte der deutschen Bundesligisten ans Licht bringt: Überhaupt nur 4 von 36 Klubs bieten mehr als eine zusätzliche englische Version an. Dazu gehören Bayern, Stuttgart, Schalke und Hertha, allerdings ist Russisch als dritte Sprache der Webseite bei den Schalkern wohl nicht auf ihrem eigenen Mist gewachsen und in Spanisch gibt’s den VfB Stuttgart sicher auch erst seit dem Einkauf der beiden Mexikaner (nichts Genaues weiß man nicht).

So viel Phantasielosigkeit hätte ich den Vereinen gar nicht zugetraut. Warum gibt es z. B. Hertha BSC nicht in polnisch, oder den BVB mit Kuba in Polnisch? Warum Werder nicht wenigstens in irgendeiner skandinavischen Sprache oder Bayer Leverkusen in Portugiesisch? Offensichtlich gibt es da nicht so viel zu „erlösen“, als dass man sich die Mühe machen müsste, den potenziellen Kunden dort abzuholen, wo er mit seinem Geld steht. Dann darf man sich aber auch nicht wundern, wenn er sich lieber der Premier League zuwendet.

In der zweiten Liga gibt es überhaupt nur zwei Klubs, Mönchengladbach und Köln, die eine englische Version anbieten, das überrascht zumindest bei den Kandidaten wie Kaiserslautern und 1860 München, die in einem WM-Stadion zu Hause sind und lange Jahre Erstligisten waren. Bei Hoffenheim mit seinem SAP-Mäzen überrascht es ebenfalls.

Insgesamt ein schwaches Bild, besonders, wenn man sich die teilweise nur fragmentartig vorhandenen Inhalte der deutschen Version in den englischen Versionen anschaut. So eine Übersetzung von zwei, drei Absätzen, die die meisten Beiträge haben, kostet auf dem freien Weltmarkt ein paar Euro, die wird man doch wohl noch investieren können?

Erste Liga

Bayern München: Spanisch, Englisch, Chinesisch, Japanisch

VfB Stuttgart: Englisch, Spanisch
FC Schalke 04: Englisch, Russisch
Hertha BSC Berlin: Englisch, Chinesisch

VfL Bochum: Englisch
1. FC Nürnberg: Englisch
Borussia Dortmund: Englisch
Werder Bremen: Englisch
Hamburger SV: Englisch
VfL Wolfsburg: Englisch
Bayer Leverkusen: Englisch
Arminia Bielefeld: Englisch (noch sehr abgespeckt)
Eintracht Frankfurt: Englisch (nur eine Seite plus ein Newsletter)

Hansa Rostock: -
Hannover 96: -
Energie Cottbus: -
Karlsruher SC: -
MSV Duisburg: -

Zweite Liga

Borussia Mönchengladbach: Englisch
1. FC Köln: Englisch

Alemannia Aachen: -
FSV Mainz: -
1. FC Kaiserslautern: -
Greuther Fürth: -
TSG Hoffenheim: -
1860 München: -
FC St. Pauli: -
TuS Koblenz: -
SC Paderborn: -
Kickers Offenbach: -
SV Wehen: -
SC Freiburg: -
VfL Osnabrück: -
Erzgebirge Aue: -
FC Augsburg: -
Carl Zeiss Jena: -

Moderne Zeiten.

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Das ist die Merkeler Gelb-Gelb-Gelb

Wie ich bei einem der letzten Beiträgen feststellen durfte, gibt es hier Experten und weniger große Experten, zu letzteren gehöre übrigens ich. Deshalb muss ich dem Auditorium noch mal einwerfen, wie es eigentlich derzeit um die Sanktion von absichtlichem Handspiel bestellt ist. Danach muss ich dann einwerfen, wie es eigentlich im Jahre 2001 um die Sanktion von absichtlichem Handspiel bestellt war. Ich bin mir nicht sicher, ob sich seitdem etwas geändert hat, meine Tendenz geht aber eher in Richtung Nein.

Jedenfalls hat der Indirekte-Freistoss irgendwo eine ellenlange Diskussion darüber, was Dr. Markus „Trink doch mal nen Schnaps“ Merk im legendären Spiel Hamburger SV — Bayern München 1:1 (0:0) eigentlich hätte pfeifen müssen oder sollen oder lassen sollen.

Nur 10 Spieltage zuvor ereignete sich ein Vorfall, bei dem es aber keinen Zweifel geben kann, dass Dr. Markus „Trink doch mal einen Schnaps“ Merk hier vollkommen falsch entschieden hat. Dass das Resultat seiner Fehlentscheidung dann doch dazu führte, dass das, was er eigentlich hätte entscheiden müssen, eingetreten ist, nämlich ein Platzverweis, spielt dafür keine Rolle.

Oliver Kahn spielt den Ball mit der Hand. So weit nichts Neues, das tut er eigentlich immer, wenn er „musse alleine de spil gewinne“, also quasi immer, wenn er aufs Feld tritt.

In diesem Fall allerdings spielte er den Ball mit Absicht im gegnerischen Strafraum mit der Hand, um genau zu sein sogar mit beiden Händen und um noch genauer zu sein sogar mit beiden zu Fäusten geballten Händen. Gerade so, wie ein Torwart eben einen Ball wegfaustet, wenn er ihn aus dem Strafraum hinaus befördern möchte.

Worauf ich nun hinaus will, ist, dass Dr. Markus „Nun trink doch endlich mal einen Schnaps“ Merk Oliver Kahn nach dieser Aktion die — und hier gefriert unser Weltbild zu Eis und wir wundern uns, warum über Dr. Markus „Ein Ouzo würde schon reichen“ Merk noch nicht das Schwert gebrochen wurde und er fortan nur noch Kirchenligaspiele pfeifen darf — dass besagter Dr. Markus „Trink schon, er tut nicht weh“ Merk nach dieser Aktion doch tatsächlich das Gegenteil von Chuzpe besitzt und Oliver Kahn lediglich eine G-e-l-b-e Karte zeigt.

Eine Gelbe Karte für ein absichtliches Handspiel mit beiden Fäusten im gegnerischen Strafraum, mittels welchem der Täter den Ball ins Tor boxt.

Geht’s noch?

Dieser Mann war oder ist jahrelang FIFA-Schiedsrichter des Jahres gewesen und er hat nicht die, Entschuldigung, Eier, Oliver Kahn eine glatte Rote Karte zu zeigen für eine Aktion, die nicht mehr Rot, sondern Dunkellila ist? Ich komme nicht umhin, es mit Dragan Trkulja zu sagen: „Skandal!“

Die Spieldaten gibt es bei Fußballdaten.de, das Video zur Szene gibt es bei youtube mit lustigen Kommentatoren.

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Die Tasmania-Rechnung

Nur noch 29 Spiele für Hansa, aber noch 10 Punkte, die es zu überbieten gilt, neben den vielen weiteren Negativmarken, die man tunlichst vermeiden sollte. Oder auch nicht: Besser ein schlechtes Image als gar keins.

Allerdings hat Hansa Rostock heute auch nicht bei „irgendwem“ verloren (was grundsätzlich schwierig wäre, gegen „irgendwen“ zu verlieren), sondern beim Tabellenzweiten Arminia Bielefeld, der nur wegen Kloses Ausgleich nicht Co-Tabellenführer ist.

Ein sehr kluger Bielefelder Spieler sagte gerade im Interview: „Wir haben vier Tore gemacht, das war das Entscheidende.“ Daraus könnte man eine allzeit zitierbare Weisheit des Fußballs machen, mit austauschbarer Anzahl der Tore.

Nicht viel schlechter ist dieses Zitat von heute: „Wichtig ist, dass wir die wichtigen Punkte holen.“ Die unwichtigen sollte man allerdings auch nicht von der Bettkante stoßen.

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DFL Togo

Folgende Austragungsorte wurden für den ersten Spieltag der kommenden Saison festgelegt:

VfB Stuttgart — FC Schalke 04 in Nowosibirsk
VfL Bochum — Werder Bremen in Katmandu
Bayer Leverkusen — Energie Cottbus in Reykjavik
1. FC Nürnberg — Karlsruher SC in Princetown
Eintracht Frankfurt — Hertha BSC in Daressalam
Borussia Dortmund — MSV Duisburg in Anchorage
Hannover 96 — Hamburger SV in Valparaiso
VfL Wolfsburg — Arminia Bielefeld in Nha Trang Cam Ranh
Bayern München — Hansa Rostock in Lomé

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Die Region als solche

Armin Veh sagt im Interview mit dem Playboy:

„Es ging also nicht um meinen Abstieg — es ging um eine ganze Region.“

Ich hätte da eine Frage, Herr Veh. Hansa Rostock, ein Fußballklub, wäre abgestiegen, wenn er denn abgestiegen wäre. Was hat die Region damit zu tun? Armin Veh sagt selbst in diesem Interview: „Ein paar Leute hätten ihren Job verloren.“ Ich bin im Deutschland des Jahres 2007 der Auffassung, dass so etwas fast jeden Tag irgendwo in der Republik passiert. Und siehe da: die Nation ist noch immer komplett. Alle Bundesländer noch an Bord.

Um es mit dogfoods Lieblingswort zu sagen: vermaledeite Hybris der Beteiligten. Nein, es geht nicht um eine ganze Region, wenn ein Fußballklub absteigt, es geht um eine Handvoll Mitarbeiter bei diesem Klub. Mehr nicht. Also Schluss mit diesen marktschreierischen Dramen um ganze „Regionen“, bitte. Danke.

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Stillstand

Die wohl langweiligste Zweitligahalbzeit seit Dekaden:

SC Freiburg – Eintr. Braunschweig -:- (0:0)
Karlsruher SC – SC Paderborn 07 -:- (1:0)
Hansa Rostock – FC Carl Zeiss Jena -:- (0:0)
1860 München – Rot-Weiss Essen -:- (0:0)
SpVgg Unterhaching- Burghausen -:- (0:0)
TuS Koblenz - 1. FC Köln -:- (0:0)

Nicht mal eine Rote Karte oder ein verschossener Elfmeter waren dabei.

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Drama in Dortmund, von Düsseldorf aus

Was gibt es zu diesem Spiel nicht alles zu sagen: Der erste Sieg gegen eine europäische Mannschaft bei einem Turnier seit 1996, der 11. Sieg im 15. Spiel gegen die weiter sieglosen Polen, weiter unbesiegt in Dortmund bei nur einem Remis, weiterhin hat Clinsfornia scheinbar alles richtig gemacht, vor allem seine Einwechslungen, Daniel Nivel saß auf der Tribüne, die erste Randale des WM-Turniers fand statt und die deutsche Mannschaft spielt tatsächlich mit dem 12. Mann im Rücken.

Das ist aber alles anderswo auch schon gesagt worden, deshalb beschränke ich mich auf die Aspekte, die das Spiel begleiteten. Wenn schon, wie bei allesaussersport.de erwähnt, die BBC-Reporter sagen, dass das das lauteste Spiel war, das sie je erlebt haben, dann kann man sich vorstellen, was für ein Orkan da durchs Stadion gegangen sein muss. Und dann ist jetzt vielleicht, hoffentlich, endlich mal Schluss mit diesen blöden Legenden, dass ja in Italien oder Spanien bessere Stimmung herrsche als in deutschen Stadien.

Ballack erschien mir einen höchst seltsamen Abend erwischt zu haben, da er ständig lange Anspiele über den halben Platz versuchte, die aber nie ihren Adressaten erreichten. Trotzdem war er wertvoll für diese Partie.

Podolski wird wohl doch nicht der neue Superstar dieser WM, so wie das ohnehin niemand werden zu wollen scheint. Auch wenn es für diese Einschätzung nach gerade mal dem ersten Spieltag ein bißchen früh ist.

Arne Friedrich ist der neue Christian Ziege: seine Flanken landen garantiert hinterm Tor. Dafür ist Philipp Lahm die neue Walz aus der Pfalz und womöglich auch schon bald bei Bayern weg. Das freut mich jetzt schon, wie Karl-Heinz Rummenigge wieder was von mangelnder Chancengleichheit fabulieren wird, nachdem Lahm bei Chelsea unterschrieben hat. Die Chancengleichheit mit Bochum oder Rostock hat ihn allerdings noch nie interessiert.

Und Bernd „Schnix“ Schneider ist tatsächlich brasilianischer als die Brasilianer, zumindest als die Brasilianer vom Spiel gegen Kroatien.

Knapp 25 Millionen Zuschauer hatte die ARD gestern bei dem Spiel, dazu noch ein paar Millionen Premierezuschauer und alle, so denke ich, waren schwer begeistert von der Stimmung, vor allem aber von der Spannung. 28 Millionen Fernsehzuschauer, die ein tolles Spiel sehen, nur ich muss in dieser WG ausgerechnet vor dem einzigen notorischen Nörgler unter diesen 28 Millionen sitzen. Von Haus aus recht friedlich, hätte ich diesem Kerl, der alles Scheiße fand, was da auf dem Platz passierte und der später noch flehentlich um Fehler der deutschen Spieler bat, eigentlich gerne das Maul gestopft. Ich habe es dann aber angesichts des Jubels über das Siegtor vergessen, und später war er im Getümmel nicht mehr auszumachen.

Überhaupt war nach dem Spiel die gesamte Düsseldorfer Altstadt in schwarz-rot-gold respektive weiße Trikots der Nationalmannschaft gehüllt. Hupkonzerte, an denen sich sogar die Insassen der dort häufiger anzutrefenden Luxuskarrosen beteiligten, zahllose Menschen, die komplett in die deutsche Fahne gehüllt waren und was ich besonders erstaunlich fand: Ein großer Anteil dieser Leute war augenscheinlich nicht deutschen Ursprungs. Ob der eine oder andere davon jetzt einen deutschen Pass besitzt oder nicht: Früher hätte ich von den meisten dieser Leute eine geballte Faust in der Tasche erwartet, enttäuscht darüber, dass sie wegen der fehlenden Niederlage nicht ihre Häme ausschütten können.

Die Verkäufer von Fahnen und Nationaltrikots erleben gerade paradiesische Zustände. Und auch in Düsseldorf wurde die ganze Nacht lang „Schland!“ oder „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ skandiert. Es wirkte fast, als hätten wir das Turnier gewonnen. Wahrscheinlich hat aber der höchst dramatische Spielverlauf seinen Teil zu dieser orgiastischen Entladung beigetragen. Auch in einem anderen Blog (Link leider inzwischen tot) ist von der sexuellen Wirkung dieses Spiels die Rede und ich oute mich hier gerne, dass ich nach dem Siegtor eine SMS mit dem Inhalt „Das war besser als ein Orgasmus.“ in die Nacht schickte und es trotz der paar Biere, die beim Formulieren dieser SMS involviert waren, auch heute Mittag noch so sehen würde.

Ich hoffe, es bleibt nicht der letzte Höhepunkt bei der WM aus deutscher Sicht.

Bleibt mir nur noch festzuhalten, dass es immer noch unverständlich ist, warum das Finale in Berlin und nicht in Dortmund stattfindet.

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