Ja, es ist richtig. Dem Frauenfußball fehlen bislang die historischen Landmarks, die total weirden Ereignisse, die Dinge, die man einfach nicht glauben kann. Über die man dann später diskutiert, jahrzehntelang. Welche jedem Ochsen vermitteln, dass er Ahnung von diesem Sport hat, nur weil er weiß, was ein Bloemfonteintor ist.
Diese Dinge fehlen dem Frauenfußball bislang, wachsen aber gerade nach. Sie bleiben in Erinnerung, dies vor allem dann, wenn man sie mit eigenen Augen gesehen hat. Daran, an diesem Mangel an erzählenswerten Ereignissen, hat allerdings die Schiedsrichterin der Partie Australien Äquatorialguinea heute ordentlich gearbeitet. Um den extremen Fauxpas der äquatorialguineischen Verteidigerin zu erkennen, der ja nicht einfach ein für Zehntelsekunden andauerndes Handspiel aus dem fließenden Spiel heraus war, sondern ein ganz simples „den Ball in die Hand nehmen“, wie man es aus den schlimmen Zeiten im Schulunterricht kennt, brauchte man aber weder Fernglas noch besondere Aufmerksamkeit.
Möglicherweise war es auch eine Anweisung von oben (frei nach Berti Vogts), dass man dem Frauenfußball die fehlenden Ereignisse von historischer Tragweite endlich hinzufügen möge.
(Teil I in Bezug auf den Titel ist übrigens hier und hat sehr, sehr wenig mit dem heutigen Ereignis zu tun.)
Dass man in Bochum durchaus etwas von Fußball versteht, erkannte man an dem ausgiebigen und berechtigten Pfeifkonzert nach dieser unglaublichen, für alle in dieser Ecke des Stadions sichtbaren, Fehlentscheidung. Wobei man für diesen Bummer eigentlich eine neue Vokabel als „Fehlentscheidung“ finden müsste.
Wohin die Schiedsrichterin während dieser etwa anderthalb Sekunden des Ballfesthaltens geschaut hat, zeigt das Video leider nicht.
Dass Kommentatorin Claudia Neumann ebenso unfassbarerweise eine Wiederholung dafür benötigt, um zu erkennen, wie die Verteidigerin aus Äquatorialguinea mit dem Ball in der Hand durch den Fünfmeterraum spazieren geht, sehen wir ihr deshalb nach, weil sie auf der Pressetribüne und nicht in E1 des Ruhrstadions saß. Wie man aber nicht sofort erblicken kann, was passiert, bleibt fragwürdig. Vermutlich lautet die Antwort, dass das Ereignis so unvorstellbar war, dass man es gar nicht im Spektrum der Möglichkeiten sieht.
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