Robat.
Reingefallen!
Robat fängt auch mit Rob … an, hört aber nicht mit …ben auf.
Robat Enke. Das ist jetzt nicht mal lautmalerisch. Es gibt kaum einen Menschen der sprechenden Medien, der diesen amen* Menschen nicht als „Robat Enke“ ausspricht. Das mag für seine fußballerischen Leistungen völlig egal sein, wir wollten hier ohnehin wieder weg vom vermaledeit überall stattfindenden Sprachgeklugscheiße und wieder hin zum Fußball.
Robat Enke also soll die Nr. 1 werden. „Ein Torwartproblem hatten wir noch nie in Deutschland“, sagte gestern erst wieder Geog Koch in der Pause des Spiels MSV Duisbug – Fotuna Düsseldof.
Ob nun Wiese das Zeug dazu hätte oder nicht, hier würde man meinen: ja, ist eigentlich auch egal. Denn das, was Jogi Löw mittlerweile an völlig unnötigen Problemen aufs Tapet zaubert, übersteigt nicht nur langsam, sondern relativ schnell die Schwelle dessen, was noch gut ist.
Wo es 2005 noch nur 2 Torhüter waren, die um 1 Platz kämpften, sind es bei Jogi Löw 2009 gleich 4. Wo es 2005 noch nur 2,5 enttäuschte Nationalspieler waren (Kuranyi und Wörns und Kahn, der allerdings nur halb zählt, weil er ja immerhin dann doch im Mannschaftsbus mitfahren durfte), züchtet Löw sich gleich ein ganzes halbes Dutzend an Alternativen, die auf diese Art keine mehr sind. Frings raus, Jones raus, Kuranyi raus (nicht dass man an dieser Stelle der Meinung wäre, Kuranyi solle nicht raus sein, aber…), nun Wiese auf seltsame Art raus, nachdem man ihn zuvor eindeutig mit ins Kalkül gezogen hatte.
Was man „Grinsmann“ während seiner Zeit beim DFB von ohnehin zweifelhaften Seiten aus vorwarf seine entschiedene Art, sein „Aufräumen“ kann man Jogi Löw leider nicht vorwerfen. Es ist ja im Prinzip nichts anderes als das, was Klinsmann bei den Bayern hinterlassen hat, nur mit umgekehrten Vorzeichen: Während er in der Nationalelf als eisenharter Entscheider ging, der seine Linie durchzog, und seinem Nachfolger jetzt leider nur das Gegenteil gelingt, trat er bei Bayern als relatives Gegenteil auf und ließ den dortigen Entscheidern – zumindest scheinbar – nur noch die Wahl, wiederum aufs Gegenteil zu vertrauen, auf den holländischen Mann mit dem selben Spitznamen wie der aktuelle schweizer Nationaltrainer. Auf einen, der sich gegen alle Widerstände durchsetzt, somit auf jemanden, der schon am 4. Spieltag den Mut hat, Rensing aufs verdiente Altenteil abzuschieben, während Klinsmann sich das erst im Viertelfinale der Champions League traute.
Hier geht es aber um Löw, und der Mann beginnt eine echte Sorgenkomponente auf der „oad* to 2010″ zu werden. Dass ein Trainer ein vermeintliches Leistungsprinzip ausruft, sei mal wirklich als Bananengarten dahin gestellt: Wer glaubt denn ernsthaft, dass ein Trainer seine Spieler danach aussucht, welche Statistikwerte dieser in irgendeiner selbstgefälschten Datenbank aufweist, welche Fitnesswerte ein Spieler hat oder wie viele Follower er bei twitter hat? Abgesehen davon, dass ein Trainer auch nur ein Mensch ist, und somit zwangsläufig solchen Faktoren wie „Sympathie“ für oder weniger für einen Spieler sowie „gegenseitige Chemie“, die stimmen muss, unterliegt, sollte man einem Trainer auch im Jahr 2010 insoweit eben freie Hand lassen, dass er das am besten zusammen passende Team auswählt und eben nicht nach reinem „Leistungsprinzip“ vorgeht. Zumal bei solchen Konstellationen wie Innenverteidiger plus Innenverteidiger oder Innenverteidigerinnen plus Torwart oder offensiver Zögling plus defenisver Fahrensmann doch gar nicht klar sein kann, was einem die im Verein und den nun mal sehr wenigen Länderspielen gewonnenen „Leistungsdaten“ darüber verraten, was diese oder andere Konstellationen dann in ihrer spezifischen Konstellation an Leistung hervorbrächten. Da müsste man ja schon quasi endlose Testspiele durchführen, um das final beantworten zu können.
Das wird von niemandem mit Verstand erwartet und das erwartet auch niemand mit Verstand von Jogi Löw. Warum er dann aber nachgerade ständig und vor allem ohne jegliche Not Baustellen eröffnet, wo gar keine zu finden wären, wenn man keine aufmachte, bleibt unerklärlich. 4 Torhüter bis kurz vor der WM (es sind nur noch 9 (!) Monate) im Rennen zu halten, ist geradezu fahrlässig, wenn man, statt jetzt schon einen bitter enttäuschen zu müssen, ihn stattdessen in einer eventuellen Notlage mit einer Berufung eher positiv motivieren könnte.
Das ganze Geschreibsel war jetzt aber nur Vorgeplänkel dazu, dass man schließlich festhalten muss: Enke, Adler, Neuer, Wiese. Das ist tatsächlich Jacke wie Hose, der eine spielt häufiger international, der andere macht die besseren Interviews, der nächste ist weniger stinkstiefelig. Keiner sticht heraus und es ist auch nicht abzusehen, dass sich das in den nächsten neun Monaten ändern wird. Sollte es keine mit dem Boulevard abgemachten geheimen Angriffspakte geben, dass man die T-Frage neuerdings immer möglichst lange am Köcheln halten möge, auf dass es was zu schreiben gäbe, gibt es keinen Grund, warum man 4 Leute ins Rennen beruft, um dann schon vor dem Ende einen verprellen zu müssen, während die Abwehr und die Frage in dieser Frage noch lange nicht im Klaren sind, wer denn jetzt die Nr. 1 ist (und dieser dann angesichts der Auswahl der Torhüter wenigstens in den Länderspielen „internationale Praxis“ zu geben).
Es hätte nichts bis gar nichts dagegen gesprochen, Roba*t Enke schon von Anfang an zur Nr. 1 zu erklären und dann wirklich nur im Notfall und weil man ja auch bei einem langen Turnier (ich bitte Sie, maximal 7 Spiele!) mal einen Ersatz brauchen könnte, eine Nr. 2 zu züchten. Dass kein Lagerkoller aufkommen wird und die Nr. 3 nicht rebellieren wird, dafür sorgt ja schon der Playstation- und Tischtennisplatten-Minister Bierhoff. Dass das bezogen auf die Torhüterposition alles nur eine Übergangsphase ist und wir uns in keiner Torwartära befinden, war von vorneherein klar. Und dass man nach einem großen Turnier wie der WM 2010 in Südafrika noch mal eine andere Meinung haben darf als vorher, hat Jogi Löw ja (immerhin) nach der EM 2008 im Land der Löcher im Käse und des Schmähs bewiesen.
Vollkommen unverständlich also, wieso hier überhaupt Fragen gestellt und Hoffnungen geschürt werden, die schon per FIFA-Definition (3 aus 23) nicht erfüllt werden können.
Man kommt nicht umhin, anzunehmen, dass Jogi Löw ein Konfliktvermeider ist oder wahlweise einer, der sich nicht entscheiden respektive festlegen mag. Was im Endeffekt auf das selbe Phänomen hinausläuft, nämlich die Weigerung, innerliche Konflikte aka Unentschlossenheiten mit sich bis zu einem vernehmbaren Ende auszutragen.
Mag man hier auch klingen wie Günte* Netzer oder anderes Stammtischgebrabbel: Das ständige Ausladen von irgendwann mal dazu Gehörenden wirkt allmählich weniger wie ein Ausprobieren der vorhandenen Optionen als wie das Lavieren eines äußerst unentschlossenen Elefanten im vorsüdafrikanischen Porzellanladen.
Scherben bringen Glück, aber mit Glück allein hat noch selten einer aus dem wenig verbliebenen heilen Rest etwas Brauchbares zusammengekittet.
* Hier ein stummes „r“ denken.
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