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Schlagwort: Geld

It’s the end of the world (as we know it)

Wenn man sich einmal drauf verlässt, geht’s natürlich schief. Nicht die Tatsache, dass die Autoren der Titelzeile sich jüngst getrennt haben, ist hier gemeint. Der Haken auf der Lebensleistungsliste beim Punkt „R.E.M. live sehen“ ist ohnehin schon seit jenem Sommer 1995 am Dürener Badesee gesetzt (zusammen mit den „Cranberries“, örx), sondern die Geldmachwut der der FIFA angehörenden UEFA. Um nichts Anderes kann es doch bei der Änderung der Modi der Europameisterschaft gehen als um noch mehr Geld und noch mehr Aufmerksamkeit und darauf folgend wiederum Geld.



Nun ist Geld zu verdienen und Aufmerksamkeit für die Sportart des Verbands zu erzeugen ja nichts per se Schlechtes, zumindest Letzteres ist der eigentliche Zweck einer solchen Einrichtung. Doch wie man dabei immer mehr den Ausverkauf des Länderfußballs in Richtung Vereinsfußball mitmacht, ist am Ende des Tages dann ein schönes Eigentor.

Ja, ich bin persönlich beleidigt und entsetzt. Gräme mich und denke darüber nach, den Fußball als Passiver an den Nagel zu hängen, wenn die Szenarien, die allesaussersport skizziert, eintreten sollten.

Ich hatte vor Kurzem noch irgendwo aufgeschnappt, dass die UEFA den Umfang der Qualifikationsgruppen für die zukünftigen Europameisterschaften, bei der die Teilnehmerzahl von 16 auf 24 (von 53) erhöht worden ist, nicht verändern würde. Einzig, dass nun eben die ersten beiden Teams einer 6er- oder 5er-Gruppe automatisch qualifiziert sein würden und statt wie früher die Zweitplatzierten jetzt die Drittplatzierten untereinander Playoffs austragen würden, um auf die 23 oder 22 benötigten Qualifikanten zu kommen.

Während es durchaus Gründe gibt, zu begrüßen, dass endlich einmal Finnland, endlich wieder Wales und endlich einmal ein richtiger Kleiner an einem großen Turnier teilnehmen können, ist die Möglichkeit, dass einer der Großen wie England, Frankreich, Italien oder vielleicht Kroatien in der Qualifikation scheitert, damit fast bei Null, was den Trend (Wiedereinführung der Relegation, Setzen bei Playoffs) zur Ausschaltung dessen, was den Fußball abgrenzenderweise so spannend macht, des Zufalls nämlich, weiter verstärkt. Und ein Zuschauen unattraktiver macht, sofern man nicht der Auffassung ist, allein ein Finale FC Barcelona gegen Manchester United respektive Deutschland gegen Spanien sei sehenswert und genügte den eigenen Ansprüchen daran, mittels Identifikation mit künstlich aufgebauten Stars die eigene, nicht existente Großartigkeit auszuleben. Auch wenn Europameisterschaften anders als Champions Ligen nicht jährlich stattfinden und somit die Gefahr des Sättigungseffekts nicht allzu groß ist: Eine Veranstaltung mit immer weniger sportlichen Überraschungen wird, nein ist auch immer weniger sportlich interessant.

Nun liest man bei allesaussersport die aktuellen Pläne, welche hoffentlich nicht so heiß gegessen werden, wie sie die Ohren beim Lesen machen:

Der vorgeschlagene Modus sieht in einer knapp ein Jahr dauernden Gruppenphase 13 Vierer-Gruppen vor. Die 13 Gruppensieger plus Gastgeber (= 14) qualifizieren sich. Die 10 anderen Qualifikanten werden in zwei Playoff-Runden aus den verbliebenen 39 Teams ausgesiebt.

Die qualifizierten Gruppensieger sollen als Beschäftigungstherapie ein Turnier mit 16 Mannschaften ausspielen (13 plus Gastgeber plus zwei Wild Cards). Um was dabei gespielt wird, abgesehen von der Goldenen Ananas, ist nicht klar.

Das ist in so vielerlei Hinsicht zum Mageninhalte Ausstoßen, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Wo man aufhören soll, hingegen schon. Ist das jetzt eine Alterserscheinung von mir, da das Blog ins 6. Jahr geht und ich einfach gerne jeden Tag mein Wiener Schnitzel haben, „keine Experimente!“ mehr sehen möchte und ohnehin jeder Veränderung ablehnend begegne? Oder habe ich meinen gesunden Fußballmenschenverstand noch behalten und sehe darin eine vollkommen den Sitten des europäischen Fußballs ferne Abwandlung („ein Mini-Turnier mit Wild Cards!!einhundertelf!!millemillionsdemillesabords!!!“), die durch nichts außer die zu erzielende Kohle zu rechtfertigen ist und dabei den Geist des Fußballs zerstört?

Anders gefragt: Wenn solche Sperenzken die Regel werden, habe ich keine Lust mehr auf das „Premium Produkt“. Gleichzeitig lese ich gerade verstärkt Bücher über die Historie bestimmter Fußballklubs. Und in beinahe jedem Gespräch mit ehemaligen Größen eines Vereins äußern sich diese dergestalt, dass der heutige Fußballstil nicht mehr ihre Sache sei, sie mögen es einfach nicht mehr so wie früher, als man mehr A, B und vor allem C hatte und erlebte, welches ja durch kein Geld der Welt aufzuwiegen sei. Dabei spielt es allerdings keine Rolle, in welcher konkreten Ära der Ehemalige gespielt hat. Jeder findet nur den Fußball aus Zeiten seiner eigenen, frühen Adoleszenz gut. Alles, was danach kommt, ist aus der Sicht der Ehemaligen Murks und nicht mehr des Ansehens wert.

Ich weiß also gerade nicht, wo mir der Kopf steht: Werde ich einfach nur einer dieser nörgelnden alten Menschen, die mit Veränderungen nicht mehr klarkommen? Oder ist dieser angedachte Qualifikationsmodus, der hoffentlich nur ein Alptraum bleibt, aber niemals Realität wird, nicht doch tatsächlich totaler Mist, Scheißdreck und Käse?

Mich von R.E.M. zu lösen, ist mir schließlich auch kinderleicht gelungen, nachdem sie ganz wie die ewig gleichen Paarungen in der Champions League ebenfalls immer wieder die selben Songs, nur in anderen Tonarten geschrieben haben. R.E.M. haben sich folgerichtig aufgelöst. Es ist zur Stunde nicht bekannt, für wann die UEFA dies für sich und ihre Europameisterschaft plant. Wenn man sich die verlautbarten zukünftigen Qualifikationsrunden und Turniermodi anschaut, darf man allerdings annehmen: Sehr bald.

8 Kommentare

Liften lassen

Zu einer bestimmten Zeit meines Lebens legte ich eine bestimmte Strecke meines Lebens immer mit einem bestimmten Bus zurück. Dieser fuhr jedes Mal an einem bestimmten Autohaus vorbei, und weil sich direkt gegenüber dieses Autohauses eine Haltestelle befand, an der viele Menschen ein- und ausstiegen, hielt er immer eine gewisse Weile gegenüber der länglichen Glasfassade des Autohauses, die sich zwischen einige höhere Wohnhäuser quetschen musste.

Kein gewöhnliches Autohaus, sondern eines, welches auch noch einen 1. Stock besitzt, der trotz seiner erhöhten Lage allein aus Präsentationsfläche bestand, wo sich Karosse an Karosse reihte. Nun war das Autohaus aber ziemlich schmal beziehungsweise vom Bus aus gesehen wenig tief.

Was mir bei all den Fahrten mit jenem Bus geradezu Pein bereitete, war, dass ich keine Antwort auf die Frage wusste, wie die Autos in den 1. Stock gelangten, wenn nirgendwo eine Auffahrt möglich war.

Früher verdienten Profifußballer so wenig Geld, dass es ihnen als Zugewinn an Lebensqualität verkauft werden konnte, wenn sie die Vereinsgaststätte übernehmen durften. Eine Kneipe, in der man tagein tagaus mit Besoffenen hadern muss, nach dem Bratöl aus der Küche stinkt und die Marge schon vor den modernen Knebelverträgen der Braureien ziemlich gering war, wirkte wie ein Aufstieg. So gering war das Einkommen dieser Spieler. Weshalb man sich auch keine Gedanken machen musste, was sie mit all dem Geld machen, das sie mit Fußballspielen verdienen, weil es ein solches Geld nicht gab. Jedenfalls keines, das über den üblichen Lebensstandard eines Kleinbürgers hinausging.

Heute verdienen Profifußballer (nicht alle, nein) so viel Geld, dass bei geschicktem Verhalten die berufliche Karriere nach dem Ende des Kickens gerne als „Privatier“ fortgesetzt werden darf, wobei da immer noch große Möglichkeiten bestehen, wie man im Luxus lebt, ohne alles zu verprassen. Nicht jeder schafft es, das viele Geld auch loszuwerden. Es müssen schon exklusive Hobbies und Investitionen her, damit das Geld endlich wieder in den natürlichen Ökokreislauf einsickern kann. Wofür also gibt der moderne Profifußballer sein Geld aus?

Die Antwort auf beide hier aufgeworfenen Fragen ist simpel und lautet:

PKW-Aufzug.

1 Kommentar

We‘re only in it for the money?

Sehr amüsant sind stets die Kommentare, selbst bei gediegeneren Onlinemedien, unter Beiträgen zu Fußballspielen und -entwicklungen, die sich extensiv ereifern, dass die Spieler ja so unglaublich viel Geld verdienen und deshalb gefälligst immer und immer Leistung zu bringen hätten, so als seien diese keine Menschen und einzig und allein vom Geld angetrieben. Es sollte kein Geheimnis sein, dass die Leistungsmotivation umgekehrt U-förmig mit der Bezahlung korreliert. Sprich: Wer einen Hungerlohn erhält, ist genauso wenig motiviert viel zu arbeiten, wie derjenige, der übermäßig hoch bezahlt wird.

Was natürlich nicht bedeutet, dass ein Mensch mit sehr hoher Bezahlung zwangsläufig schlechte Arbeit abliefert oder sich gar nicht mehr motivieren kann. Nur müssen dann eben andere Gründe zur Motivation her: ein bestimmtes Ziel für sich persönlich zu erreichen, schneller als der vielleicht nur imaginierte Konkurrent zu sein oder ganz banal die Welt zu verbessern.

Man darf davon ausgehen, dass die allermeisten Fußballer, die es bis zum Profitum geschafft haben, ohnehin schon über eine wesentlich größere intrinsische Motivation verfügen als diejenigen, die es nicht soweit gebracht haben, das ist trivial.

Wer aber finanziell ausgesorgt hat, und sogar mehr als das, nämlich auch sein Glücklichsein gesichert hat, was selbst Frank Schaefer mit seinem bescheidenen Einkommen von kolportierten 25.000 Euro pro Monat problemlos kann, der macht eben — manchmal — andere Aspekte zum Maßstab seiner Entscheidungen. Lassen wir mal außen vor (was man nicht sollte), dass ihn Volker Finke gemobbt und der Vorstand nicht ausreichend unterstützt haben könnte. Für ihn selbst mag dennoch der Job als Trainer im zweiten oder dritten Glied mit dieser immer noch exorbitanten Bezahlung attraktiver sein als stets im Rampenlicht zu stehen. Dass man derartig gerichtete Entscheidungen — gegen mehr Geld, für die besseren Arbeitsbedingungen — im Profifußball so selten erlebt, liegt möglicherweise daran, dass so selten jene mit anderen Motivationskonstellationen überhaupt in eine derartige Situation gelangen. Nachvollziehbar bleibt die Entscheidung aber allemale. Denn:

60.000 Euro — besser wird’s darüber nicht mehr.

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