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Schlagwort: Fred Valin

Wenn Du glaubst, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ne Flanke her

[photopress:zum_blonden_engel.jpg,full,alignright] Das Zitat ist zwar von Günter Netzer (und eigentlich auch kein Zitat, denn es war nur ein Werbeslogan für die ARD), während das im Folgenden verlinkte Blog in seinem Titel Bezug auf Bernd Schuster nimmt, während seine Inhalte wahrscheinlich, das wird sich noch zeigen, ähnlich breit um den Mittelpunkt Fußball gestreut sein werden, wie man es von seinem Betreiber aus seligen fooligan-Zeiten kennt. Aber Fred Valin hat offensichtlich unter eigener Regie neu aufgemacht — schöner könnte eine Nachricht kaum sein:

Zum blonden Engel.

Der binationale und gleich mal darüber schreibende Fred wird uns den Fußball wieder näher an Literatur, Politik und Gesellschaftskunde heranrücken, ohne dabei das spielerische Element zu kurz kommen zu lassen. Oder auch nicht, jedenfalls hat da einer das Bloggen wieder aufgenommen, der auch mal hinter die Bühne schaut. Und unter.

Ebenso lesenswert, ebenso wenig mit Vereinsfokus und ebenso nicht ganz neu in unserer, ähem, Runde: unrund.

Geht’s raus und lest’s.

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Sportblogger-Beitrag des Jahres 2010, Vorschlag 6:

Textilvergehen — „Pavel Kuka“

Das Textilvergehen machte letztens eine kurze Pause, weil seine Betreiber dies genauso taten. Da bot es sich an, was unter den Sportbloggern eher selten ist, eine Zeitlang die rege befüllte Seite von anderen Sportbloggern befüllen zu lassen. Dabei gesellten sich bekanntere und weniger bekannte Schreiberlinge, oft auch Kommentatoren des Textilvergehens, zueinander und füllten das Blog mit Texten, meist zu der Frage, wie sie denn einst zum Fußball kamen. Oder auch dazu, wieso sie Textilvergehen lesen, obschon sie niemals in ihrem Leben zum Fußball kamen.

Einer, von dem man weiß, dass er schon lange zum Fußball kam, ist Fred Valin als Gastautor des Beitrags, der da schlicht: Pavel Kuka heißt, der aber mit seiner ersten Zeile schon verrät, dass es eigentlich nicht um Pavel Kuka geht, denn diese lautet:

Der erste Mann, den ich liebte, hieß Pavel Kuka.

Und weiter geht es später mit folgenden Worten:

Man musste einem Verein sein Herz schenken, und möglichst nicht dem FC Bad Saulgau. Fortwährend wurde ich gefragt, was ich denn nun „für einer sei“. Meine Großmutter, die Bairin ist und mich ermächtigt hätte, mit weit mehr Glaubwürdigkeit dem FCB anzuhängen als die meisten Eventfans, die man im Laufe seines dafür viel zu langen Lebens kennenlernen muss leider, lebte in der Pfalz, wo auch mein Onkel aufwuchs lange vor mir. Der hatte dadurch eine Schädigung davongetragen, die ihn glauben ließ, es handle sich bei jenem Essig, den man aus den Weintrauben längs der Mosel keltert, tatsächlich um Wein, Saumagen sei gesund und Lautern ein respektabler Verein. Um die ersten beiden Irrtümer kam ich herum, aber leider antwortete ich einmal, als mir wieder diese Frage gestellt wurde, für wen ich sei, in Gedenken an meinen Onkel: Kaiserslautern.

Ich war damals überhaupt nicht für Kaiserslautern. Ich schaute noch nicht einmal Bundesliga, denn Samstag 15:30 spielten wir selbst meistens, und zur Sportshow saß ich im Sandkasten und tat so, als würde ich Burgen bauen, um nicht gestört zu werden, wenn ich mir in aller Ruhe ein paar Schäufelchen Erde einverleibte. Vermutlich bedingt durch die traumatischen Stunden in irgendwelchen Baumwipfeln, hatte ich eine mystische Beziehung zu all den Dingen, die wir Boden nennen, entwickelt: beinah wäre ich deswegen Geologe geworden. Glücklicherweise hielten mich ein paar andere, schwerwiegendere Traumata davon ab.

Zum Beispiel die Erfahrung, Lauterer zwischen Bayern zu sein. Bisher ein durchschnittlich beliebter Bub, machte mich mein halbherziges Geständnis auf der Stelle zum Leprösen. Sie hingen mir ein Glöckchen um, bauten mir als neue Bleibe eine Laubhütte an der unbefahrensten Zufahrtsstraße und bewarfen mich mit allerlei Obst. Oder bösen, hämischen Worten.

Zwei Möglichkeiten gibt es, auf gruppendynamische Ablehnung zu reagieren: Überassimilation oder Rebellentum. Überassimilation beispielsweise liegt vor, wenn als Türken geborene Deutsche, wohnhaft in Neukölln, die größte Flagge des Landes an ihr Wohnhaus hängen in der Hoffnung, der Rest der Republik würde ihnen mit weniger Ablehnung begegnen, nachdem sie bewiesen haben, dass sie den gleichen schwachsinnigen Unfug sogar noch besser können als ihre völlig verblödeten Mitbürger, die sich Fähnchen ans Auto schnallen und stolz sind, in einem Land zu leben, wo man sich endlich wieder Plastikfähnchen ans Auto schnallen darf. Ja, Leute, so geht Freiheit! Is klar.

Ich hingegen entschied mich für die alternative Variante: ganz so, wie von der Gesellschaft ausgeschlossene Jugendliche der dritten Migrationsgeneration sich rückbesinnen auf die Werte ihrer Urgroßväter, besann ich mich mit doppelter Wut auf die Wahl meines Onkels. Und ganz so, wie jene Jugendliche wegen ihrer Perspektivlosigkeit und der daraus resultierenden Aggressivität immer zu den extremsten Überzeugungen kommen, wurde ich der fanatischste aller Fans, der anhänglichste Anhänger.

Fürs gesamte Werk Pavel Kuka begebe man sich zum Originalbeitrag bei Textilvergehen.

Und diesen muss man schließlich komplett gelesen haben, um am Ende sachlich-fundiert und völlig frei von Emotionen abstimmen zu können. Mit diesem 6. Vorschlag feiert die Vorstellung der Kandidaten für den besten Sportblogger-Beitrag des Jahres 2010 immerhin Bergfest. Die nächsten beiden, man möge selbst ausrechnen, die wie vielten das sein werden, folgen morgen.

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