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Schlagwort: Frankreich

England wide behinter

Ach, Engeland, ach, Engeland.

Hierzulande immer hochgelobt, im Endeffekt dann doch nix anderes als Wattenscheid gegen Schwarz-Weiß Essen. Warum auch? Warum sollte es dort anders sein? In Dänemark, Österreich oder Nordfrankreich ist es doch auch nicht anders als hier. Es sind immer dieselben Schwachköpfe, deren Sinn für Ironie oder Kreativität kurz hinter dem Fangzaun endet. So beschreibt Herr Soundso von Manchester City bei den 11Freunden das Tolle an der Fankultur von Manchester City mit folgenden Worten:

Vergleichbar mit einem Klub wie dem FC St. Pauli in Deutschland?

Vielleicht. Auch Citys Fankultur hatte in den 80er Jahren ihre Hochphase, wir brachten damals zum Beispiel als erste Fans aufblasbare Bananen in die Stadien.

Aufblasbare Bananen.

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Der Ende keines Zyklus

Frankreich verliert 1:3 in Österreich und wir blättern gar nicht allzu weit zurück, als uns die vorbildlichen Fußballinternate und natürlich die ungleich attraktiveren Aufstiegsmöglichkeiten gerade für Immigranten als mögliche Gründe für die dauerhafte Überlegenheit der Nachbarn im Westen vorgehalten wurden. Jetzt fragen wir uns, ob die Schwäche der Franzosen nicht zum großen Teil daran liegen könnte, dass alles Menschliche in Zyklen abläuft, selbst beim vermeintlich männlichen Fußball.

Wo ist der Internatsvorteil, die tolle technische und taktische Schulung, die frühe Ausrichtung auf den Fußball als Lebensinhalt und wo sind die über den grünen Rasen gelobten noch vorbildlicheren französischen Fußballausbilder, wenn man 1:3 in Österreich, ja, eben nicht einfach verliert, sondern dem Dahinsiechen der letzten Jahre — das erreichte WM-Finale 2006 war wohl nur das Pendant zu Deutschlands WM-Finale 2002 in einer ansonsten grauenhaft anzusehenden Epoche — einen für alle weit sichtbaren Leuchtturm der Einfalls- und Erfolgslosigkeit aufsetzt?

Natürlich könnte keine Auswahl der Welt den Rücktritt von Zinedine Zidane einfach so verschmerzen, und man kann solche mit Fug und Recht als Jahrhunderttalent bezeichneten Größen nun mal auch bei massig Interessenten nicht einfach so aus dem Internat zaubern. Doch genau dieses Ziel verfolgt man doch mit der Züchtung ganzer Heerscharen von Jugendlichen: Ein breites Fundament zu bilden, um die Ausschläge der Tiefs nicht allzu drastisch ausfallen zu lassen. Hier aber: 1:3 in Österreich. Eine einzelne Niederlage machte noch keinen Trend, doch für Frankreich ist es eben genau das schon lange. Es wird nur jetzt gerade besonders augenfällig.

So zeigt sich wieder einmal, zum Glück für uns, aber auch die Betreiber, dass niemand den genauen Weg zum Erfolg kennt. Und der Stein der Weisen wird im Fußball durch so Faktoren wie ständige Evolution des Spiels selbst, der taktischen Mittel, aber auch der Zusammensetzung der Ligen derart raffiniert stetig verändert, dass kein Mensch ahnt, wo er wohl aufzufinden sein könnte, geschweige denn, dass jemand sein Aussehen beschreiben könnte.

In französischen Fußballinternaten befindet er sich derzeit jedenfalls nicht. Wobei auch das morgen schon wieder anders sein könnte, antizyklisch-zyklisch.

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Ich sehe was, was Du nicht siehst

Man erinnere sich an den alten Nick Hornby, der da ja schrieb, dass er mit den Fans von Wolverhampton Wanderers mitfühle, welches irgendwann in den 1950ern zwei, drei Mal Meister wurde und seitdem — gar nicht mehr. Als kleiner Junge dachte er, Meisterschaft, das sei so etwas, was in schöner Regelmäßigkeit reihum ginge. Nun warten Fans der Wolverhampton Wanderers schalke-esk seit den 1950ern auf eine Wiederholung des Titelgewinns, allein: vergeblich.

Seit Einführung der „neuen“ Premier League wurde neben Manchester United, dem FC Arsenal und dem FC Chelsea mit den Blackburn Rovers genau ein Außenseiterteam Meister. Klar, bei Wettbewerben mit Turniercharakter ist die Außenseiter-Durchlässigkeit aufgrund der geringen Zahl der Spiele etwas höher, dennoch sind Turniere wie die WM 2002, bei der wirklich alle Großen früh die Segel strichen, selten. Als Selbstverständlichkeit darf man bei der winzigen Zahl von 4 Teilnehmern an einem Halbfinale aus entweder über 200 oder knapp 50 Kandidaten dennoch nicht nehmen. Man muss nur die Zahl der „Großen“ in Europa zusammenzählen und kommt zur Konsequenz, dass es für je nach Maßstab 3-5 Große einfach nicht reichen kann. Umso bemerkenswerter ist jene Bilanz, der gestern nur ein weiteres Kapitel der langen fußballdeutschen Erfolgsgeschichte angehängt wurde:

möglich gespielt verpasst
WM 82 Finale 7 7 0
EM 84 Vorrunde 5 3 2
WM 86 Finale 7 7 0
EM 88 Halbfinale 5 4 1
WM 90 Finale 7 7 0
EM 92 Finale 5 5 0
WM 94 Viertelfinale 7 5 2
EM 96 Finale 6 6 0
WM 98 Viertelfinale 7 5 2
EM 00 Vorrunde 6 3 3
WM 02 Finale 7 7 0
EM 04 Vorrunde 6 3 3
WM 06 Dritter Platz 7 7 0
EM 08 Finale 6 6 0

So sieht „meine“ Bilanz aus, da ich 1982 bezogen auf große Fußballturniere erwacht bin. Das bedeutet auch: Von den möglichen 88 Spielen, die Deutschland hätte machen können, haben 75 stattgefunden. Ich habe also dank des langfristig gesehen überragenden Erfolgs der deutschen Mannschaft nur schlappe 13 mal keinen Fußballabend mit deutscher Beteiligung gehabt, der hätte sein können, und man muss schon sehr undankbar sein, um das nicht zu würdigen zu wissen.

Einfach nur nach Österreich, in die Schweiz, nach Polen, selbst nach Frankreich oder England schauen, um zu sehen, wie gering die bundesdeutsche Quote an nicht stattgefundenen Spielen ist. In den Jahren 82 bis 92 waren es glatt nur 3 Spiele in einem Jahrzehnt, die nicht stattfanden. Nimmt man die Zeit ab der WM 1970 hinzu, wird es nicht schlechter, eher besser. Verpasst nur das Finale der WM 1978, ansonsten alle möglichen Spiel mitgemacht.

Hat da jemand über unansehnlichen Fußball gejammert? Sicher nicht so unansehnlich wie ein Spiel, das gar nicht stattfindet.

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Presseschnee von morgen: ¾ erster Spieltag

„Holland jetzt Favorit Nr. 1″ — wie man weiß, ist es im Fußball noch nie vorgekommen, dass eine Mannschaft erst ein Spiel gewinnt und dann ein Spiel verliert. Wer einmal ein Spiel gewinnt, der gewinnt per fußballimmanenter Regel zwangsläufig alle folgenden Spiele. Also zumindest bis zum nächsten. Deshalb, klar, ist Holland jetzt schon Weltmeister, während Italien die nicht nur theoretisch unmögliche Aufgabe bevorsteht, gegen Frankreich und Rumänien zu gewinnen. Etwas, was Italiener nicht gewöhnt sind: In der Vorrunde schon richtig Gas geben zu müssen. Allerdings darf man ihnen zutrauen, zu wissen, wo das Tor steht, schließlich hätte Luca Toni alle seine Chancen „bei den Bayern natürlich reingemacht“ – klar. Es liegt immer an irgendwelchen äußeren Umständen, wenn man das Tor nicht trifft, möglicherweise war das Stadion auch zu klein, selbst Oliver Kahn fiel es bekanntermaßen schwer, sich in kleinen Stadien wie in Getafe oder im Camp Nou zu motivieren. Außerdem ist es immer noch cooler, so eine Krawatte wie Donadoni zu tragen als so keine Krawatte wie Marco van Basten, der damit zu sehr an Rudi Völler erinnert, den lebendigen Beweis dafür, dass man Deutsche nicht vor internationale Fernsehkameras stellen sollte, wenn es um Mode geht.

„Deutschland nur noch Favorit Nr. 2″ — da Italien aufgrund der Gesetze des Fußballs, dass Holland kein Spiel mehr verliert, schon ausgeschieden ist, kann Deutschland eigentlich nur noch von einem Land gestoppt werden: Kroatien. Und das im nächsten Spiel. Was danach passiert, weiß man noch nicht, aber es könnte sein, dass Löws Bilanz ein bisschen verhagelt wird oder sogar, dass Podolski nach Erhalt der Mitteilung, dass er auch eine Oma aus Kroatien hat, das Toreschießen weiterhin nicht bejubelt. Er wäre wohl der erste Torschützenkönig einer EM, von dem es keine Jubelbilder gibt. Vermaledeiter fehlgeleiteter „Respekt“ vor irgendetwas. Wer auf den Platz geht, muss damit rechnen, Gegentore zu bekommen, wer den folgenden Jubel seines Gegners nicht ertragen kann, sollte lieber abends noch in der Uni-Bibliothek vorbeischauen, statt eine Fußballpartie zu beginnen.

„Das deutsche Spiel hatte Dellen“ — Netzer und Delling in Hochform, letzterer schon zuvor mit dem einen oder anderen Delling („An diesem Tage gab es auch noch andere Themen, und welche das sind, erfahren wir in den Tagesthemen.“), lassen noch mal klar erkennen, dass Uli Potofski einfach nur der falsche Sidekick für den (Kommentatoren-) frühen Günter Netzer war. Hach, gegen wen werden wir diese beiden eintauschen? Achja:

„Scholl der neue Stern am Kommentatorenhimmel“ — so einfach ist das nämlich im Fußball, man muss nur intelligenter sein als Effenberg, Basler, Matthäus und Andy Brehme einzeln oder auch zusammen, was der durchschnittliche Leser dieser Zeilen locker schafft, sonst hätte er den Weg zu dieser Seite auch nicht gefunden. Schon ist man super, toll, grandios und eigentlich waren ja sowieso alle immer schon Fan von Mehmet Scholl, obwohl der ja, o Wunder, 25 Jahre lang beim falschen Verein spielte. Der Quoten-Bayer, eine Rolle, die jetzt wohl Ribéry übernimmt, den jeder liebhaben darf. Dann natürlich erst recht, wenn er im Fernsehen über Fußball quatschen darf, und sich dabei sprachlich so verhält, als sitze er einem im Biergarten gegenüber. „Find ich voll zum Kotzen“ und ähnliche Phrasen, die man von Netzer nie hören würde, geben dem gemeinen Fan endlich die Gelegenheit, sich selbst auf Analystenaugenhöhe mit denen da im Fernsehen zu sehen. Etwas, was Klopp durch seine Taktik-Videotafel aus gutem Grunde zu verhindern weiß. Immerhin hat Scholli, wie er „liebevoll von seinen Fans genannt wird“, einen anderen Kommunikationstrainer als Lothar Matthäus, offensichtlich nämlich gar keinen. Symbadisch, schon, aber mehr erst mal noch nicht. Und die Tiefe, die da viele gesehen haben wollen, gipfelte in der Erklärung, warum Ribéry nicht rechts sondern nur links dribbeln dürfe:

Weil er auf rechts nach seinem Trick an der Eckfahne steht.

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Heute in Kalkutta: Farewell Oliver Kahn

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Schön, wenn man Verwandte, Bekannte und sonstige Menschen überall verstreut in der Welt hat. Da kann man dann auch mal auf etwas zugreifen, was ansonsten hierzulande wohl untergegangen wäre. Indien, der schlafende Riese im Fußball, mit 1,1 Mrd Menschen bevölkerungsmäßig nur unwesentlich kleiner als China, dafür im Durchschnitt aber ein wenig besser erzogen, ist der Ort, an dem Oliver Kahn tatsächlich sein letztes Spiel als Profi des FC Bayern München ausgetragen hat. 3:0, leider kein selbst erzieltes Tor.

Nur 1.000 indische Rupien kostete es, einer der 120.000 Zuschauer in diesem letzten Spiel der asiatischen Torwartlegende zu sein. Mit 120.000 Zuschauern Fassungsvermögen ist Oliver Kahn das Stadion in Kalkutta das zweitgrößte der Welt. Das größte steht in Pjöngjang, Nordkorea, und fasst 150.000 Zuschauer, sieht man mal von dieser komischen Konstruktion in der Nähe von Prag ab, die über 200.000 Zuschauer fasst, mit ihren Ausmaßen aber auch nicht mehr als Stadion, sondern eher als Truppenaufmarschplatz betrachtet werden darf.

Richtig ernsthaft Fußball gespielt wurde hier nicht, das war vorher klar. Die EM-Teilnehmer waren zwangsläufig nicht mehr dabei und das sind von den Bayern alleine für Deutschland mit Lukas Podolski, Miroslav Klose, Marcell Janssen, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger schon ein halbes Team, dazu noch für Frankreich Franck Ribéry und Willy Sagnol, für Italien Luca Toni sowie für die Türkei Hamit Altıntop. Insgesamt acht Stammkräfte und ein Willy fehlten also.

Da stellte sich die Frage, wer in Oliver Kahns letztem Spiel überhaupt für die Bayern auflaufen würde.
Karl-Heinz Rummenigge vielleicht, der ja immer noch ein bisschen fitter ist als der dicke Uli Hoeneß. 2006 konnte er jedenfalls noch laufen:

Oder Sepp Maier, falls er diese Abschiedstour überhaupt noch mitmachte. Die paar Schüsschen der fußballerisch seltsam gurkigen Inder hätte selbst der alte Sepp noch „mit der Mütze gefangen“, wie man früher auf so unglaublich lustige Art sagte. Falls Sepp nicht mochte oder nicht dabei war, hätte es ja noch Bernd Dreher gegeben, welcher noch bis vorletzten Samstag im offiziellen Kader der Bayern stand.

Jedenfalls lautete die Bayern-Aufstellung dann folgendermaßen:

Kahn (55. Rensing) – Schlottner, Breno, Ottl, Lell – Van Bommel, Zé Roberto (77. Kuru) – Sosa (46. Contento), Kroos (81. Pizarro), Bopp (70. Simari) – Schlaudraff

Schlottner, Contento, Bopp, Simari. Die ganz großen Jungs haben Oliver Kahn also die letzte Ehre erwiesen. Breno war so scharf darauf, den früh ausgewechselten Oliver noch unter der Dusche zu erwischen, dass er eine Tätlichkeit ins Spiel einfließen ließ, die ihm in der 84. Minute die Chance gab, einmal mit Oliver ganz alleine zu sein.

Oliver Kahn wurde nämlich — wie schon in seinem letzten Bundesligaspiel gegen Hertha BSC — gegen Michael Rensing ausgetauscht. Anders als die eigentlich als optischen Heulschutz gedachten schmucklosen paar Blumen damals, wurde ihm im Salt-Lake-Stadion ein mit 8.400 Diamanten besetzter Pokal überreicht. Verena Kern wird sich mehr gefreut haben als Olli himself, ob sie Bollywood-Fan ist, weiß man nicht, Kahn ist es sicher nicht.

Eine beeindruckende Kulisse, ein wenig beeindruckender Gegner, der selbst gegen die dritte Reihe der Bayern kein Bein auf den Boden bekommt und ein irgendwie seltsam anmutender Abschied Hitzfelds. Kahn, klar, der muss schon mal den Grundstein für zukünftig zu schröpfende Märkte legen, aber wie fremd wird sich der Lörracher Ottmar Hitzfeld bei seinem letzten Spiel in einem riesigen indischen Stadion vorgekommen sein?

Mehr Infos zum Gegner Mohun Bagan AC, dem ältesten Fußballclub Asiens, gab es schon vor dem Anpfiff bei der Süddeutschen [Link leider tot]. Berichte zum Spiel gibt es nun beim Spiegel und sicher auch anderswo.

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Alle EM-Torschützenkönige von 1960 bis 2008

Die WM-Torschützenkönige sind ja weithin bekannt, Toto Schillaci, Miroslav Doofe, Gerd Müller, dieser alte, dicke Ronaldo und so weiter. Weiß ja jeder. Die EM-Torschützenkönige haben weitaus weniger Ruhm zu erwarten, wenn sie es werden. Das könnte daran liegen, dass bei einer WM immer großes Bohei (andernorts auch Ballyhoo genannt) um den Torschützenkönig gemacht wird, während bei einer EM eher Stillschweigen bis Ignoranz um diese Rolle herrscht. Hier also die Liste aller EM-Torschützenkönige, chrono- und anthropologisch:

1960 bei der EM in Frankreich:

Galic und Jerkovic für Jugoslawien, Heutte für Frankreich und Iwanow sowie Ponedjelnik für die UdSSR mit je 2 Toren.

1964 bei der EM in Spanien:

Pereda für Spanien und Novak für Ungarn mit je 2 Toren.

1968 bei der EM in Italien:

Dragan Dzajic für Jugoslawien mit 2 Toren.

1972 bei der EM in Belgien:

Gerd Müller für Deutschland mit 4 Toren.

1976 bei der EM in Jugoslawien:

Dieter Müller für Deutschland mit 4 Toren.

1980 bei der EM in Italien:

Klaus Allofs für Deutschland mit 3 Toren.

1984 bei der EM in Frankreich:

Michel Platini für Frankreich mit 9 Toren.

1988 bei der EM in Deutschland:

Marco van Basten für die Niederlande mit 5 Toren.

1992 bei der EM in Schweden:

Karl-Heinz Riedle für Deutschland, Henrik Larsen für Dänemark, Tomas Brolin für Schweden und Dennis Bergkamp für die Niederlande mit je 3 Toren.

1996 bei der EM in England:

Alan Shearer für England mit 6 Toren.

2000 bei der EM in Belgien und den Niederlanden:

Patrick Kluivert für die Niederlande und Savo Milosevic für Jugoslawien mit je 5 Toren.

2004 bei der EM in Portugal:

Milan Baros für Tschechien mit 5 Toren.

2008 bei der EM in Österreich und der Schweiz:

David Villa für Spanien mit 4 Toren.

Man sieht mal wieder, dass Michel Platini nicht nur damals, sondern auch im historischen Vergleich in einer eigenen Liga spielt(e). Beim EM-Turnier 1984 in Frankreich gab es anders als heutzutage noch kein Viertelfinale, womit Platini seine 9 Tore in nur 5 Partien (3 Vorrundenpartien, Halbfinale und Finale) erzielte, während alle Turniere ab 1996 inklusive Viertelfinale ausgetragen werden. Trotzdem erreichte als Höchstwert Alan Shearer gerade mal 6 Tore, die allerdings in 5 Spielen immer noch weit über dem liegen, was Stürmer und sonstige Fußballer zur Zeit an Torschnitt in Ligaspielen erreichen. 9 Tore in 5 Spielen werden allerdings auf lange Zeit unerreichbar bleiben.

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Der gallische Hahn jetzt in Nike

[photopress:fff.jpg,full,alignright] Frankreichs Nationalmannschaft (dass wir hier über Fußball reden, ist wohl klar) hat den Ausrüster gewechselt. Obwohl adidas den zweifachen Europameister Frankreich seit 1972 mit Kleidung und Schuhen in den drei Streifen ausrüstet, ging der französische Verband nun von der Fahne: 42 Millionen Euro zahlt Nike jährlich. Zum Vergleich: Deutschland bekommt 25 Millionen im Jahr von adidas, Nike hatte 50 Millionen pro Jahr geboten.

Wenn man sich das deutsche Auswärtstrikot für die EM anschaut, könnte man der Idee anheim fallen, dass sich ein Wechsel aus ästhetischen Gründen auch für die hiesige Nationalauswahl lohnen konnte. Ansonsten müssen wir festhalten: den Kindern in Pakistan ist egal, ob sie für adidas oder für Nike schuften und den zig Millionen, die die Trikots einer Nationalmannschaft oder eines Klubs kaufen, ist auch egal, was draufsteht. Insofern ist das hier jetzt unter „Randnotiz“ abzulegen und keinesfalls unter „für Nostalgiker tragische Entwicklung“ oder unter „was früher blau war, darf niemals rot sein“.

Platini 1984 in Nike wäre dennoch unvorstellbar gewesen, für Nostalgiker jedenfalls.

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PSG: Thema verfehlt

PSG, das ist Paris St. Germain, der wie in Berlin einzige Hauptstadtclub in der ersten Liga des Landes, erstaunlich, ist doch Frankreich wesentlich zentralistischer als Deutschland.

PSG ist aber auch die Gesellschaft, die den Bau des neuen Stadions in Paderborn vorantreibt, und dabei mal mehr und mal weniger vorwärtskommt. Fertig ist das Stadion noch nicht, weshalb es eine schicke Animation auf der Webseite [Link leider tot] zum Stadion zu sehen gibt.

Leider hat die Animation jemand erstellt, der keine Ahnung davon hat, wofür so ein Stadion eigentlich gebaut wird. Der Zweck ist nicht, außen drumherum zu laufen und sich die schöne Fassade anzugucken, sondern reinzugehen und dort möglichst komfortabel und mit guter Sicht anderen Menschen beim Sport Treiben zuzuschauen. Wie es drinnen aussehen wird, verrät uns die Animation aber nicht. Setzen, sechs, Thema verfehlt.

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Ebbsfleet United macht Schule: Cmon club de foot

(Der) Bolzplatz und American Arena berichten bereits ausführlich zum Thema myfootballclub.co.uk, bei dem die Beteiligten den Club „Ebbsfleet United“ wieder zu dem machen wollen, was zumindest nach deutschem Verständnis natürlich sein sollte: dass die Mitglieder basisdemokratisch über die Vorgehensweise bezüglich des Teams entscheiden.

Nachdem der Ball-Blog schon ein Beispiel in Israel gefunden hat und Herr Wieland berichtet, dass in Uerdingen zumindest in Ansätzen Vergleichbares geplant ist, erweitern wir die Liste der Versuche, die Macht in einem Fußballklub zurück zu den Mitgliedern zu holen, um einen aus Frankreich.

Wie es bei Franzosen so üblich ist, machen sie alles etwas anders, so heißt der potenzielle Club „Cmon club de foot“ [Link leider tot], eine Namenswahl, wie man sie hierzulande vielleicht von Grundschülern erwartet hätte.

Da mein Französisch so gut wie mein Interesse, an so einer Aktion teilzunehmen, groß ist, verweise ich auf diesen Artikel bei Nachrichten.at, der uns das Ganze auf deutsch erklärt:

„Seit der Eröffnung der Webseite http://www.cmonclubdefoot.fr vor zwei Monaten schlossen sich der Initiative bereits 1.500 Interessenten an, die je 50 Euro Beitrag eingezahlt haben […] Binnen eines Jahres hoffen die drei rund 30-jährigen Männer genügend Geld gesammelt zu haben, um eine Mannschaft der zweiten oder vierten Liga kaufen zu können. […]

So weit, so bekannt, etwas weltfremd mutet dann noch ein Teilaspekt der Motivation der Aktivisten an:

„Die drei Gründer der Web-Initiative sind überzeugt, dass durch die Einbeziehung der Anhänger in die Verwaltung der Mannschaften die Gewaltakte in den Stadien vermindert werden können.“

Insgesamt sind jetzt also schon vier dieser Versuche bekannt, und möglicherweise spielt bald europaweit in jedem Land ein Klub mit, der von solchen Ansammlungen von Fußballinteressierten gesteuert wird.

American Arenas recherchierte Zweifel bezüglich des Gelingens des Projekts „Ebbsfleet United“ müssen aber ins Kalkül gezogen werden und machen das dauerhafte Gelingen solcher Projekte fraglich:

„Der Club aus der Grafschaft Kent, der 2005 komplett auf „professional“ umgestellt wurde, frisst pro Jahr umgerechnet rund 3 Millionen Dollar auf. Davon gehen zwischen 600.000 und 800.000 für Spielergehälter drauf. Wenn man aber nur 1.000 Zuschauer pro Spiel auf die Beine bekommt und kaum Sponsorenhilfe, dann rutscht man damit unweigerlich ins Minus. Anders gesagt: In einer solchen Konstellation ist es auch egal, wer bestimmt, welche Kicker eingekauft werden und wer spielt. Das Projekt kann wirtschaftlich gar nicht funktionieren.“

Und zu guter Letzt darf die Frage erlaubt sein, warum man nicht einfach selbst einen Klub gründet, wenn man unbedingt Entscheidungsträger sein will. Dass man dann ganz unten anfangen muss, bedeutet doch nicht, dass es weniger interessant ist, die Geschicke dieses Klubs zu leiten, basisdemokratisch. Ein paar Jährchen Geduld sollte man dann eben mitbringen, wenn man nach oben möchte. Frag nach bei FC United of Manchester oder bei SV Austria Salzburg.

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Joueur français de l‘année (2007)

Franck Ribéry ist französischer Fußballer des Jahres 2007. Man muss an der Gültigkeit dieser Wahl zweifeln. Wie kann es sein, dass in einem Jahr, in dem der Göttliche, der Auserwählte, der mit den Bällen (und den Roten Karten) tanzt, in dem derjenige, der das Spiel atmet, schläft und isst, in dem derjenige, der schon zwei Minuten vor allen anderen wusste, was als nächstes passieren würde, noch aktiv war; wie kann es da sein, dass ein anderer, ein Weltlicher, einer der sich tatsächlich die Fußballschuhe putzen muss, damit seine Bälle ihr Ziel finden, Fußballer des Jahres in Frankreich wird?

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Quer durch Europa und dann plötzlich tot

Stade Louis II (AS Monaco)
Stade Maurice Dufrasne (Standard Lüttich)
Bökelberg (Borussia Mönchengladbach)
Borussiapark (Borussia Mönchengladbach)
MSV-Arena (MSV Duisburg)
Olympiastadion Berlin (Hertha BSC)
Lohrheidestadion (SG Wattenscheid 09)
Galgenwaard (FC Utrecht)
Ruhrstadion (VfL Bochum)
Stadion auf der Welbershöhe (1. FC Kleve)
Westfalenstadion (Borussia Dortmund)
Philips Stadion (PSV Eindhoven)
BayArena (Bayer Leverkusen)
PCC-Stadion (VfB Homberg/FCR Duisburg 2001/Torpedo Utfort)
Gottlieb-Daimler-Stadion (VfB Stuttgart)
Waldau-Stadion (Stuttgarter Kickers)
Preußenstadion (Preußen Münster)
Volksparkstadion (Hamburger SV)
Kickers-Stadion (Kickers Emden)
Weserstadion (Werder Bremen)
De Koel (VVV Venlo)
An der alten Försterei (Union Berlin)
Hubert-Houben-Stadion (Viktoria Goch)
Müngersdorfer Stadion (1. FC Köln)
Anoeta (Real Sociédad San Sebastian)
Stadion am Zoo (Wuppertaler SV)
Heyselstadion (Nationalstadion Belgien)
Stadion Ratingen (Germania Ratingen)
Grotenburg-Stadion (KFC Uerdingen)
Stade de France (Nationalstadion Frankreich)
Stadion im Holtkamp (SF Hamborn 07)
Gelredome (Vitesse Arnheim)
Moselstadion (Eintracht Trier)
Arena auf Schalke (FC Schalke 04)
Parkstadion (FC Schalke 04)
De Goffert (NEC Nijmegen)
Niedersachsenstadion (Hannover 96)
Stadion Uhlenkrug (SW Essen)
Albertparkstadion (KV Oostende)
Stadion am Schloß (Westfalia Herne)
Dreisamstadion (SC Freiburg)
Leimbach-Stadion (SF Siegen)
Waldstadion (Eintracht Frankfurt)
Niederrheinstadion (Rot-Weiß Oberhausen)
Jan-Breydel-Stadion (Club Brugge/Cercle Brugge)
Stadion Oberwerth (TuS Koblenz)
Paul-Janes-Stadion (Fortuna Düsseldorf)
Rheinstadion (Fortuna Düsseldorf)
Stadion Römerstraße (SV Straelen)
Südstadion Köln (Fortuna Köln)
Amsterdam ArenA (Ajax Amsterdam)

Überall dorthin brachtest Du mich sicher und zuverlässig, aber nun, Ruhe sanft.

[photopress:ruhe_sanft.jpg,full,centered]

Schnief.

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Alle EM-Finals (manche sagen auch Finale) seit 1960

1960 UdSSR Jugoslawien 2:1 n. V.
1964 Spanien UdSSR 2:1
1968 Italien ČSSR 2:0 im Wiederholungsspiel,
erstes Spiel 1:1 n. V.
1972 West-Deutschland UdSSR 3:0
1976 ČSSR West-Deutschland 7:5 n. E.
1980 West-Deutschland Belgien 2:1
1984 Frankreich Spanien 2:0
1988 Niederlande UdSSR 2:0
1992 Dänemark Deutschland 2:0
1996 Deutschland Tschechien 2:1 n. V.
2000 Frankreich Italien 2:1 n. V.
2004 Griechenland Portugal 1:0
2008 Spanien Deutschland 1:0
2012 - - -:-

Ein typisches EM-Finale endet 2:1 n. V. und der Verlierer kommt aus dem Ostblock. Als deutscher EM-Seher kann man sich von den beiden unsäglichen Turnieren 2000 und 2004 abgesehen über mangelnden Erfolg auch nicht beklagen.

Falls es jemand nicht wissen sollte: Deutschland ist mit drei Titeln Rekordeuropameister. Wenn die lieben Reporter dies bei den Bayern ständig erwähnen, könnten sie es bei der Nationalmannschaft wenigstens ab und zu mal einstreuen.

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Unbekanntes aus … dem Hause Votava

Ich bereite mir schon länger selbst das vielleicht seltsam anmutende Vergnügen, die (Profi-)Spiele eines Spielers in verschiedenen Ligen zusammenzurechnen. Das hat den Zweck, herauszufinden, wer denn möglicherweise mehr Spiele als unser alter Rekordspieler Karl-Heinz Körbel (602 Einsätze) hätte haben können, wenn er nicht dummerweise mal ein Jahr zweite Liga oder ein, zwei Jahre in Frankreich gespielt hätte. Bislang blieb ich ohne Fund, nun aber steigt weißer Rauch auf.

Da ich nicht systematisch danach suchte, sondern immer nur, wenn mir ein Spieler gerade (in Form seiner Einsatzzahlen) über den Weg lief, musste es auch bis zum heutigen Tage dauern, dabei ist die Antwort angesichts des methusalem’schen Alters, in dem er noch spielte, fast zu offensichtlich:

Mirko Votava.

Und wer ist Schuld, dass er doch nicht der Rekordspieler ist? Borussia Dortmund, mit ihren blöden zwei Jahren Zweitliga zu Beginn Votavas Karriere.

546 Spiele 1. Bundesliga
83 Spiele 2. Bundesliga
.

Machte unter dem Strich 629 Einsätze und das wären dann 27 mehr als der Wert Körbels.

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