Man kennt diese früher nannte ich das fälschlicherweise „rauchig“, richtig aber ist „kehlig“ man kennt diese kehlige Stimme von Bela Rhethy, und ein jeder, der bei der EM zugegen war (also vor dem heimischen oder kneipischen Fernsehschirm zugegen war), hat auch die tolle Demonstration der Tatsache miterlebt, dass Bela Rhethy nun mal ein eher weniger geeigneter Radioreporter wäre, wenn denn das Bild mal wieder ausfiele.
(Wir erinnern uns.)
Insgesamt, die Meinungen teilen sich wie bei jedem, der nicht an der Spitze der Sympathieskala liegt, ist Bela Rhethy aber nun auch nicht gerade jemand, den man mit Schimpf und Schande vom Hof jagen müsste, nur weil er mal dann und wann ein wenig zu statistikselig ist und uns damit volldröhnt, in welcher Kapelle von Sao Paulo der linke Außenverteidiger des Gegners zu welchen Psalmen geheiratet hat. Er ist halt Bela Rhethy, und liegt damit selbstredend immer noch weit vor JBK und Reinhold Beckmann (die ja übrigens beide, Gottseidank, nicht mehr kommentieren), aber er ist eben auch keine Ikone.
Bela Rhethy also.
Jedes Jahr suchen findige Menschen im Fußball neuerdings einen Spruch des Jahres. Einen Spruch des Jahres. Einen Spruch des Jahres. Inzwischen reicht es nicht mehr, im Mannschaftssport Fußball, bei dem man die Rollen eines Mittelstürmers wohl kaum mit denen eines Außenverteidigers geschweige denn denen eines Torhüters vergleichen kann, einen „Spieler des Jahres“ zu wählen. Diese Vergleiche finden aber immerhin noch innerhalb ein- und derselben Sportart statt. Dann gibt es da aber auch noch den „Sportler des Jahres“, aber selbst das ist nicht genug. Es reicht nicht mal mehr, Wahlen von Sportlern einzuführen, deren Leistungen so vergleichbar sind wie Juristerei und Archäologie, wie Pepsi und Smacks oder wie Frank Zappa und DJ Bobo, Wahlen zur „Sportlerin des Jahres“, bei denen eine Schwimmerin gegen eine Bogenschützin antritt oder gar eine Spielerin eines Mannschaftssports gegen eine Schachspielerin.
Das alles ist nicht mehr genug, inzwischen muss auch noch der „Spruch des Jahres“ gewählt werden in unserem, manchmal gar nicht so schönen Lieblingssportbereich: im Fußball.
Und diese Wahl hat letztens Peppi „Josef“ Hickersberger, damals Trainer der österreichischen Nationalelf, mit einer Aussage gewonnen, die ungefähr so lautete:
„Wir haben nur unsere Stärken trainiert, deshalb war das Training nach 10 Minuten zu Ende.“
Meine Wahl wäre auf einen ganz anderen Spruch gefallen, der allerdings auch im Rahmen der Europameisterschaft 2008 fiel, und zwar von besagtem Bela Rhethy:
„Durch die Unterhose!“
gröhlte er fast schon panisch ins Mikrofon, während wir, nichtsahnend noch an unserem Weizenbier kauend ins Erstaunen gerieten, wieso der Mann am Mikro so ausflippt bei einem normalen Zweikampf von Philipp Lahm mit einem Gegner an der eigenen Eckfahne, der doch, man weiß doch, man kennt doch, Lahm, sicher in Kürze mit Ballbesitz für Deutschland und dem nächsten Angriffsversuch enden würde.
„Durch die Unterhose!“
und man hätte es eigentlich ahnen müssen, es am Tonfall erkennen, am hysterischen Klang, der gar nicht so gewollt reißerisch, sondern ehrlich, leicht bestürzt, stärker schon entsetzt wirkte und wir ahnten trotzdem noch nicht, was passieren würde.
„Durch die Unterhose!“
und mit der damals vorhandenen Verzögerung von ca. 5 Sekunden sahen wir es dann, was „durch die Unterhose“ passierte: die Türkei hatte durch die Unterhose von Jens Lehmann hindurch ausgeglichen, ganz kurz vor Schluss und Aus war es erstmal mit dem Gefühl, sicher im Finale zu sein. Und meine Wahl gewönne der Spruch nicht wegen seiner sprachlichen Fragwürdigkeit (hätte die Unterhose nicht eigentlich Hosenträger sein müssen?), sondern wegen seiner selten genug unbestreitbaren Authentizität in dieser besonderen, weil zeitverzögerten Situation.