Die WM-Torschützenkönige sind ja weithin bekannt, Toto Schillaci, Miroslav Doofe, Gerd Müller, dieser alte, dicke Ronaldo und so weiter. Weiß ja jeder. Die EM-Torschützenkönige haben weitaus weniger Ruhm zu erwarten, wenn sie es werden. Das könnte daran liegen, dass bei einer WM immer großes Bohei (andernorts auch Ballyhoo genannt) um den Torschützenkönig gemacht wird, während bei einer EM eher Stillschweigen bis Ignoranz um diese Rolle herrscht. Hier also die Liste aller EM-Torschützenkönige, chrono- und anthropologisch:
1960 bei der EM in Frankreich:
Galic und Jerkovic für Jugoslawien, Heutte für Frankreich und Iwanow sowie Ponedjelnik für die UdSSR mit je 2 Toren.
1964 bei der EM in Spanien:
Pereda für Spanien und Novak für Ungarn mit je 2 Toren.
1968 bei der EM in Italien:
Dragan Dzajic für Jugoslawien mit 2 Toren.
1972 bei der EM in Belgien:
Gerd Müller für Deutschland mit 4 Toren.
1976 bei der EM in Jugoslawien:
Dieter Müller für Deutschland mit 4 Toren.
1980 bei der EM in Italien:
Klaus Allofs für Deutschland mit 3 Toren.
1984 bei der EM in Frankreich:
Michel Platini für Frankreich mit 9 Toren.
1988 bei der EM in Deutschland:
Marco van Basten für die Niederlande mit 5 Toren.
1992 bei der EM in Schweden:
Karl-Heinz Riedle für Deutschland, Henrik Larsen für Dänemark, Tomas Brolin für Schweden und Dennis Bergkamp für die Niederlande mit je 3 Toren.
1996 bei der EM in England:
Alan Shearer für England mit 6 Toren.
2000 bei der EM in Belgien und den Niederlanden:
Patrick Kluivert für die Niederlande und Savo Milosevic für Jugoslawien mit je 5 Toren.
2004 bei der EM in Portugal:
Milan Baros für Tschechien mit 5 Toren.
2008 bei der EM in Österreich und der Schweiz:
David Villa für Spanien mit 4 Toren.
Man sieht mal wieder, dass Michel Platini nicht nur damals, sondern auch im historischen Vergleich in einer eigenen Liga spielt(e). Beim EM-Turnier 1984 in Frankreich gab es anders als heutzutage noch kein Viertelfinale, womit Platini seine 9 Tore in nur 5 Partien (3 Vorrundenpartien, Halbfinale und Finale) erzielte, während alle Turniere ab 1996 inklusive Viertelfinale ausgetragen werden. Trotzdem erreichte als Höchstwert Alan Shearer gerade mal 6 Tore, die allerdings in 5 Spielen immer noch weit über dem liegen, was Stürmer und sonstige Fußballer zur Zeit an Torschnitt in Ligaspielen erreichen. 9 Tore in 5 Spielen werden allerdings auf lange Zeit unerreichbar bleiben.
„Es ist ein Pokal“ — das Logo der EM 2016 in Frankreich
Hm, Fußball also. Ein großes Fußballturnier in der nicht so großen Fußballnation Frankreich, was könnte man da als Logo nehmen?
Vielleicht etwas ohne jeglichen Inhalt? Ja, eine gute Idee. Also abgesehen von dem, was ohnehin klar ist. Die besten Fußballer Europas spielen in Frankreich (die haben eine Nationalflagge in drei Farben) um die Europameisterschaft. Der Gewinner erhält einen Pokal. Dann … nehmen wir doch einfach den Pokal und machen drumherum ein bisschen was in den Farben Frankreichs. Auf dass sich schon im August 2016 niemand mehr an dieses Logo wird erinnern können. Denn das wollen wir ja erreichen, totale Beliebigkeit, in der jeder etwas für sich findet, aber niemand sich an irgendetwas am Logo stören kann.
Also ganz anders als das Logo der WM 2006 und damit wurde wieder einmal bewiesen, dass die Franzosen eben Stil im Blut haben und die Deutschen, also das Organisationskommitee der WM, da irgendwo einen Freund hatte, der doch auch mal was mit Grafikdesign … und herauskommt etwas, für das die Vokabel Fremdschämen noch zu niedrig gegriffen ist.
Für die EM 2016 also ein großes dickes Nichts. Nichts, was mit dem Turnier, einer Vision, einer Idee, der Kultur des Ausrichterlandes zu tun hätte, so harmlos wie harmlos nur geht. Beliebig und ohne Inhalt. Das aber immerhin so geschickt fabriziert, dass wer möchte, ein lachendes Gesicht im gezeigten EM-Pokal erkennen kann.
Positive Emotionen wecken, nicht anecken. Man könnte sich diese Logos inzwischen sparen, könnte man nicht?
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