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Schlagwort: Eigentor

Bundesliga-Meisterschaften, die durch die Tordifferenz entschieden wurden

Noch ist es in dieser Saison 2018/19 nicht ausgeschlossen: dass die Tordifferenz über die Meisterschaft entscheidet. Auch, wenn das zugegebenermaßen äußerst unwahrscheinlich ist, drei Spieltage vor Saisonende und bei 16 Toren, die Borussia Dortmund gegenüber dem FC Bayern München aufholen müsste. Doch unmöglich ist es nicht. Schließlich begann die gar nicht mal so kurze Geschichte der anhand der Tordifferenz entschiedenen Meistertitel in der Bundesliga mit einem Sieg am letzten Spieltag, der bis heute der höchste Bundesliga-Sieg der Historie ist.

Immerhin sechsmal entschied am Ende die Tordifferenz über den Meistertitel in jetzt 56 Saisons, also in mehr als jeder 10. Saison ist dies der Fall. Allerdings ließ man sich einerseits 15 Jahre seit Gründung Zeit, bis es zum ersten Mal soweit war, andererseits ist es seit dem Beginn des neuen Jahrhunderts kein einziges Mal in inzwischen 19 Jahren mehr vorgekommen. Und dass die Zahl der mehr erzielten Tore – statt der reinen Tordifferenz – über den Titel entschieden hätte, gab es noch nie. Gleich beim ersten Mal wäre es aber fast schon soweit gekommen.

1977/78

Die Mutter aller Schlachten um die Tordifferenz fand an jenem letzten Spieltag der Saison 1977/78 statt, als Jupp Heynckes fünfmal im Rheinstadion traf, Otto Rehhagel mit Borussia Dortmund unterging und die Kölner so weise waren, sich nicht auf dem Vorsprung von 10 Toren vor Beginn des Spieltags auszuruhen, sondern ihrerseits beim 5:0 gegen den FC St. Pauli nicht mit Toren sparten. So blieb es bei am Ende drei weniger kassierten Toren als Konkurrent Borussia Mönchengladbach. Damit gelang der zweite und letzte Bundesligatitel des 1. FC Köln, der auch gleich noch das Double gewann (damals eine echte Besonderheit).

Club Tore Diff Punkte
1. 1. FC Köln 86:41 +45 48:20
2. Borussia Mönchengladbach 86:44 +42 48:20
3. Hertha BSC 59:48 +11 40:28

1982/83

Zwei Nordclubs ganz oben, und nur der Unterschied einer um 8 Tore besseren Tordifferenz machte den HSV zum Meister vor Werder Bremen, gerade mal vor zwei Jahren wieder aufgestiegen nach dem bislang einzigen Abstieg aus der ersten Bundesliga. Der Drittplatzierte VfB Stuttgart hatte mit 80 sogar noch ein Tor mehr erzielt als der Meister HSV mit seinen 79 Toren, aber weniger Punkte gesammelt. Keine allzu dramatische Angelegenheit war diese Entscheidung, auch, wenn es natürlich alles am letzten Spieltag noch hätte kippen können.

Club Tore Diff Punkte
1. Hamburger SV 79:33 +46 52:16
2. Werder Bremen 76:38 +38 52:16
3. VfB Stuttgart 80:47 +33 48:20

1983/84

In dieser Saison kam es zur seltsamen Konstellation, dass der Hamburger SV beim VfB Stuttgart quasi ein Finale um die Meisterschaft austragen durfte oder musste. Dieses gewann er zwar auch mit 1:0, es hätte aber noch ein paar Tore mehr gebraucht, um den VfB Stuttgart auch in der Tabelle zu überflügeln. Dass sogar drei Mannschaften am Ende punktgleich waren, gab es auch nur dieses eine Mal, aber Mönchengladbach hatte sich diesmal – anders als 1978 – offenbar ohnehin nicht mehr ernsthaft Chancen auf den Titel ausgerechnet.

Club Tore Diff Punkte
1. VfB Stuttgart 79:33 +46 48:20
2. Hamburger SV 75:36 +39 48:20
3. Borussia Mönchengladbach 81:48 +33 48:20
4. FC Bayern München 84:41 +43 47:21

1985/86

„Kutzop“.

Und das ist dann auch schon die komplette Geschichte dieses Dramas, bei dem der Tabellendritte Bayer Uerdingen immerhin auf die stolze Tordifferenz von +3 Toren kam.

Bliebe vielleicht noch zu erwähnen, dass dies der einzige Elfmeter war, den Michael Kutzop in seiner gesamten Profikarriere vergab. Und dass den Bremern immer noch ein Remis beim letzten Spiel in Stuttgart gereicht hätte, welches aber mit 1:2 verloren ging, während die Bayern zu Hause Borussia Mönchengladbach mit 6:0 abfertigten. Alles live verfolgt am Fahrradradio meines Kumpels, damals. Immerhin hatte der Fußballgott ein Einsehen und erlaubte Werder Bremen 1988 schließlich den Titel in der Bundesliga. Zu spät allerdings für Rudi Völler, der da schon über die Alpen nach Italien entfleucht war und somit zwar Weltmeister ist, aber nie Deutscher Meister wurde (und auch in Italien kein Landesmeister).

Ich schweife ab, hier geht es ja um die Entscheidung per Tordifferenz. Voilà:

Club Tore Diff Punkte
1. FC Bayern München 82:31 +51 49:19
2. Werder Bremen 83:41 +42 49:19
3. Bayer Uerdingen 63:60 +3 45:23

1991/92

Die sportlich schwärzeste Stunde der Frankfurter Eintracht fand mit einem 1:2 bei Hansa Rostock statt, woraufhin der VfB Stuttgart, der seinerseits erst spät in Leverkusen in Unterzahl zum Siegtreffer kam, mal wieder Meister wurde, wie das früher öfter der Fall war. Erstaunlich, dass man bei Borussia Dortmund diese einzige Saison mit 20 Clubs in der 1. Liga, in der man bis zuletzt im Meisterrennen war, kaum je erwähnt. In jedem Fall einer der spannendsten letzten Spieltage überhaupt in der Bundesliga-Historie.

Club Tore Diff Punkte
1. VfB Stuttgart 63:32 +30 52:24
2. Borussia Dortmund 66:47 +19 52:24
3. Eintracht Frankfurt 76:41 +35 50:26

1999/2000

Ballack, Unterhaching, Eigentor.

Auch diese Geschichte ist schnell erzählt, bzw. dürfte allgemein bekannt sein – und erneut war der FC Bayern Nutznießer dessen, dass er eine bessere Tordifferenz als sein Kontrahent aufwies. Da ahnte man bei Bayer Leverkusen allerdings noch nicht, was die Saison 2002 noch für sie bereithalten sollte …

Club Tore Diff Punkte
1. FC Bayern München 73:28 +45 73
2. Bayer Leverkusen 74:36 +38 73
3. Hamburger SV 63:39 +24 59

Der Glaube daran, dass sich die Saison 2018/19 in diese Liste einreiht, ist hier trotz meines Tweets von jüngst quasi nicht vorhanden. Spannend wäre es aber natürlich schon und wie der aktuell etwas schräge Spieltag gezeigt hat, auch nicht komplett unmöglich.

Neu dabei:

2022/23

Club Tore Diff Punkte
1. FC Bayern München 92:38 +54 71
2. Borussia Dortmund 83:44 +39 71
3. Rasenballsport Leipzig 64:41 +23 66

Wer die Saison 2000/2001 mit dem Meister der Herzen alias der Vierminuten-Meisterschaft des FC Schalke 04 hier vermisst, dem sei gesagt, dass der FC Bayern damals die schlechtere Tordifferenz aufwies, durch den späten Ausgleich beim Hamburger SV aber eben einen Punkt mehr sammelte als Schalke. Ohne diesen Punkt wäre man punktgleich gewesen – und bei dieser Entscheidung hätte dann Schalke die Nase vorn gehabt. Dem war aber nicht so, weshalb diese Saison auch nicht in dieser Zusammenstellung auftaucht. Dramatische Saisons gab es aber auch so schon genug. Nur seit 2012 ist da nicht mehr allzu viel Drama gewesen, Baby.

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Plagiat und Selbstplagiat

In diesen Tagen lernt die Öffentlichkeit den Unterschied zwischen Plagiat und Selbstplagiat.

Ein Plagiat ist es zum Beispiel, wenn der Wolfsburger Fußballspieler Diego sich bei Lothar Matthäus bedient, wie angedacht es in seinem „Plagiattor“ beobachtete. Nicht schön, denn schlicht geklaut.

Ein Selbstplagiat nennt man es dann, wenn sich beispielsweise Fortuna Düsseldorf bei Fortuna Düsseldorf bedient. Ebenfalls nicht schön, aber von minderer Verurteilungswürdigkeit, schließlich hat man in letzterem Fall nur sich selbst beklaut.



(Jahn Regensburg — Fortuna Düsseldorf am 7. März 2009, im Tor damals Michael Melka.)

(Gleichwohl muss man hinzufügen, dass wohl kein Tor existiert, welches nicht einen sehr ähnlichen Vorgänger hätte, frei nach der Devise meiner Oma: „Et gibt nix, wat et nich gibt.“ Fraglich also, ob man von Plagiaten sprechen muss oder von weiteren Schleifen in der begrenzten Unendlichkeit der Möglichkeiten.)

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Schalke ungewohnt treffsicher

Achja, Silvester mal wieder.

Das klassisch lustige Programm muss also her.

Ich hab zwar noch nie verstanden, was Humor mit einem Jahreswechsel zu tun hat, aber dann sei es so. Hier also der kleine Schmunzler zur Einstimmung aufs Jahr 2013, das Jahr des Confed-Cups in Brasilien.

Aufgezeichnet am 22. März 2003, als der FC Schalke zu Hause in seiner damals noch neuen Schalke-Arena den TSV 1860 München empfing. Marco van Hoogdalem gelingt ein besonderes Eigentor vorbei an seinem eigenen Torwächter Frank Rost, wie man es in 50 Jahren Bundesliga selten gesehen hat.



Alle Daten zum Spiel.

Natürlich lange nicht so imposant wie das Eigentor von Helmut Winklhofer, das sogar Tor des Monats wurde, aber auch schon ganz schick. Vielleicht kommt ja 2013 ein weiteres für die Annalen hinzu.

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Alemanha — Brasil 3:2

1993 aß ich ein Brot mit Marmelade und machte es mir auf dem Sofa von Martin bequem. Lars war auch da, und Thorsten. Es war kalt draußen, das machte aber nichts, denn Martin hatte ja diesen neuen Fernseher, mit schnellaufheizenden Röhren. Draußen war Herbst, in Müngersdorf sicher auch, das erinnere ich nicht mehr so genau. Andi Möller traf zum 2:1-Siegtreffer noch vor der Halbzeit, und Berti Vogts trat am Ende zufrieden und chalant, wie es stets seine Art gewesen war, vor die Presse, um sich frei von Verschwörungstheorien darüber zu äußern, dass man 1994 sicher gute Chancen haben würde, den nur vermeintlich von des Dummschwätzers Gnaden errungenen Weltmeister-Titel zu verteidigen. Niemand sang Seven Nation Army, die wenigsten im Publikum waren außergewöhnlich geil oder auch schwarz-golden. Es gab keine bewegten Banden und die Nationaltrikots des DFB waren damals schick, heute aber schon Sammlerstücke, die ob des Designs nur die Tapferen unter den Sammlern überhaupt würden bestellen wollen. Im Tor stand Bianca Illgner, für Brasilien spielte noch der überaus fiese Branco. Der sich gut als Hauptgegner in einem Superheldencomic geeignet hätte. Man musste damals noch in Comics denken. Youtube war so fern wie zeitlich selbst zu bestimmen, wann man welches TV-Programm sehen wollen würde.

Alle drei habe ich seit über zehn Jahren nicht mehr gesehen. Alle drei damaligen Freunde. Die Nationalmannschaft hingegen schon, meist mindestens einmal pro Monat, abgesehen von zwei Unfällen im Wach-Schlafrhythmus (und das eine Mal wegen Max Goldt) eigentlich jedes Mal, wenn sie vor den Ball trat. Manchmal, um 1998 herum besonders, schien sich die eigentlich nach vorne gedachte Entwicklung der Mannschaft und des deutschen Spiels umzukehren und in die Vergangenheit lünkern zu wollen. Mit ein bisschen Glück hätte uns 1993 also schon der Sir aus dem Fernseher heraus die Hand geben wollen. Dazu kam es nicht. Stattdessen nutzte Oliver Kahn seine Hand, um ein Eigentor zu erzielen. Später wurden Hoffnungen durchs Dorf getrieben, die dann in der WM-2006-B-Mannschaft endeten. Märchen wurden erzählt, und im Vergleich zu früher waren es tatsächlich schöne Geschichten. Nur gegen Brasilien gewann man nicht mehr. Weder in Japan noch in Nürnberg, im Vorspiel zum Heimturnier. Projektionsflächen hießen Robert Huth und Mike Hanke, es tat sich was, aber mehr als das Knirschen im Gebälk war erstmal noch nicht zu hören.

Heute war es das erste Mal seit 1993 wieder soweit. Den Führerschein, damals noch recht frisch, besitze ich heute immer noch. Die Pass-Geschwindigkeit von heute allerdings konnte damals niemand erahnen. Auch dass man mit 26 im Team zu den Alten gehören würde, war 1993 nicht absehbar, als der Altersschnitt des Teams immer mal wieder vorsichtig sein musste, nicht die Zahl 30 zu überschreiten. Was bewährt war, war gut. Heute war gut, was sich durchsetzte, nicht allein gegen die eigene Konkurrenz, sondern vor allem gegen den Gegner. Während man damals aber über Abwehrprobleme jahrzehntelang nicht hatte diskutieren müssen, scheint heute alles so mühelos — bis es in die eigene Richtung geht. Dann zerfällt beinah sogar dieser Sieg, der erste seit 1993, Sekunden bevor man ihn in den Händen hält, wieder zu Staub und am Ende wäre es doch ganz egal. So schnell, so jung, so intelligent konnte es nur die Evolution seit 1993 machen. Der man gerne unter die Arme griff, auch wenn man da lange Zeit allzu betriebsblind war. Da schmälert es auch wenig, dass dieses Brasilien kaum in Schwung war und 2014, wenn es wieder mal 1994 sein wird, nur wenig mit dem heutigen gemein haben wird. Geboren wurde Mario Götze 1992. Als das 2:1 von Andi Möller fiel, wird er wohl gerade einen Löffel Spinat bekommen haben.

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Gewinnspiel: Eigentorschützen der Nationalmannschaft

„Wer Trainer Baade kennt, weiß, dass“ es bei diesen Gewinnspielen nichts zu gewinnen gibt außer Freude. Und natürlich Erkenntnis, vor allem.

Die DFB-Frauen erzielten in 345 (!) Länderspielen gerade mal ein einziges Eigentor, dies war dann aber ein besonders bitteres, wie es den Männern noch nicht passiert ist. Tina Wunderlich war im Olympia-Halbfinale 2000 gegen Norwegen die schwarze Krähe, die das Spiel für Gegner Norwegen entschied.

Bei den Männern fielen, auch relativ zur höheren Anzahl Spiele gesehen, deutlich mehr Eigentore. Da es insgesamt aber trotzdem eine überschaubare Zahl bleibt, gehe ich diesmal nicht in Vorleistung.

Welcher DFB-Spieler schoss wann ein Eigentor in welchem Länderspiel?

Jahr Spieler Anlass Gegner Tor Ergebnis
1908 Ernst Jordan (Langmeier) Test Schweiz 1:2 3:5
1910 Walter Hempel Test Niederlande 2:3 2:4
1912 Max Breunig Test Niederlande 5:3 5:5
1923 Henry Müller Test Finnland 0:1 1:2
1924 Hans Lang Test Ungarn 0:2 1:4
1931 Reinhold Münzenberg Test Frankreich 0:1 0:1
1932 Hans Stubb Test Schweden 4:3 4:3
1939 Hans Klodt Test Jugoslawien 1:2 3:2
1941 Hans Rohde Test Schweiz 4:2 4:2
1951 Jupp Posipal Test Irland 0:1 2:3
1955 Karl Mai Test Italien 0:1 1:2
1958 Herbert Erhardt Test Tsch’slowakei 2:2 2:3
1961 Willi Giesemann Test Dänemark 5:1 5:1
1978 Rolf Rüssmann Test Schweden 1:1 1:3
1978 Berti Vogts WM 2. Finalrunde Österreich 1:1 2:3
1981 Manfred Kaltz „Mini-WM“ Argentinien 1:1 1:2
1988 Eike Immel Test Jugoslawien 0:1 1:1
1993 Thomas Helmer „US-Cup“ Brasilien 0:1 3:3
1995 Thomas Helmer EM-Quali Wales 1:1 2:1
1997 Jürgen Kohler WM-Quali Albanien 0:1 4:3
1998 Oliver Kahn EM-Quali Türkei 0:1 0:1
2002 Oliver Kahn Test Israel 0:1 7:1
2002 Arne Friedrich EM-Quali Färöer 1:1 2:1
2007 Christoph Metzelder EM-Quali Slowenien 1:1 2:1
2011 Arne Friedrich EM-Quali Österreich 1:1 2:1
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Infografik: Typ des „Tor des Monats“

Da zum Jahreswechsel herum mal wieder die Frage nach dem „Tor des Jahres“ ansteht, welches sich nur aus den 12 oder weniger Toren des Monats in diesem abgelaufenen Jahr rekrutieren kann, ist es doch ganz nett, sich kurz zu fragen, welche Art von Toren welche Anteile an den Toren des Monats aufweisen:

Welche Tore wählt der Michel denn zum „Tor des Monats“? Die Antwort muss lauten: jene, die die Redaktion der Sportschau ihren Zuschauern zur Wahl stellt, denn andere kann er nicht wählen. Von den dann vorhandenen, zur Auswahl gestellten aber wählt der Michel vor allem zwei Sachen gerne: Distanzschüsse und Volleyschüsse, letztere noch untergliedert in Seitfallzieher, Fallrückzieher und sonstige Volleyschüsse.

Alle andere Tortypen laufen seit der Existenz dieser Wahl zum Tor des Monats unter ferner liefen, was aber auch an dem/n Autoren des Wikipedia-Beitrags zum „Tor des Monats“ liegen könnte, denn dessen Klassifikation der Tore, die sich durchaus teilweise überschneidet, bildet hier die Grundlage der Daten, wirkt aber etwas unterdiversifiziert, um die Realität ausreichend kleinkörnig abzubilden.

Wie dem auch sei, so sieht die Verteilung aus:


[photopress:tor_des_monats_verteilung2.jpg,full,centered]

Im Einzelnen sind das noch mal als absolute Zahlen:

  • Volleyschuss 152
  • - davon Fallrückzieher 58
  • - davon Seitfallzieher 32
  • Distanzschuss 111
  • Solo 58
  • Kopfball 42
  • - davon Flugkopfball 17
  • Freistoß 37
  • Hacke 19
  • Heber 10
  • Doppelpass 7
  • Abstauber 6
  • Eigentor 2

Man sieht, der Michel ist immer dann beeindruckt, wenn ein Fußballspieler den Ball direkt abnimmt und damit dann wahrscheinlich noch aus mittlerer Distanz genau in den Winkel trifft. Okay, so definieren sich „Tore des Monats“ nun mal, und dass die Rubrik „schön herausgespielt“ bei der Datengrundlage nicht existierte, kann man den Wählern nicht vorwerfen. Wahrscheinlich gibt es aber ohnehin nur wenige Exemplare davon in diesen massigen Toren des Monats, was entweder kein gutes Licht auf das Fußballverständnis des Michels, auf die Auswahlkriterien der Sportschau-Redaktion oder aber ganz simpel auf die fußballerische Qualität der Bundesliga wirft.

Außerdem traurig: der Flugkopfball scheint auszusterben. Die ohnehin nur geringe Zahl an Toren des Monats dieser Art ist hauptsächlich „früher“ zu finden, in den letzten Jahren gab es solche Treffer – in dieser Liste – gar nicht mehr. Schade, wirklich schade, denn Flugkopfbälle, früher auch mal „Torpedo-Kopfball“ genannt, sind zwar meist ebenfalls nicht schön herausgespielt, aber sehenswerter als der x-te Distanzschuss.

Insgesamt bleibt die Vorauswahl aber nicht in der Hand der Wähler, das sollte nicht vergessen werden, sondern in den Händen der Redaktion. Welche Kriterien dabei angewendet werden, wollte diese aber nicht verraten, denn auf meine Frage an die Redaktion nach den Kritierien der Auswahl kam folgende Antwort:

[…] Für die Auswahl der Tore und die Festlegung der Kriterien ist die Redaktion der ARD Sportschau (in unterschiedlicher Besetzung) zuständig. […]

Ach? — Eine Non-Antwort also. Vielleicht, wie man es von Vielen mit dem Fußball Beschäftigten kennt, sorgte die Frage nach „Kriterien“ bei solch einer Auswahl schon für ordentlich Fragezeichen in den Köpfen der Beteiligten. Vielleicht aber auch nicht.

Demnächst wieder: Tor des Jahres 2010 — ein Distanzschuss. Wetten?

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Ein Hammer in den (falschen) Winkl

Der schriftliche Delling der Überschrift sei mir verziehen.

Eines der grandiosesten Eigentore der Bundesligageschichte: Helmut Winklhofer mit seinem Sonntagsschuss ins von Jean-Marie Pfaff gewartete Bayerntor.



Dieses Tor zum 1:0 für Bayer Uerdingen gegen den FC Bayern München entschied nicht nur die Partie, da das 1:0 gleichzeitig der Endstand war. Winklhofer gewann damit auch die Wahl zum „Tor des Monats“. An der Überreichung der Medaille/Plakette durfte er aber nicht teilnehmen, womit diese ausfiel. Winklhofers Teilnahme an dieser Ehrung hatte Kim Jong-Hoeneß verboten.

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Kaltz: Rekord ist möglich

Sicher, es sei durchaus im Bereich des Möglichen, dass der Rekord fallen könnte, wird Manni Kaltz vernommen. Kaltz, derzeitiger Halter des Rekordes an Eigentoren im deutschen Fußball — insgesamt 6x traf er ins eigene Netz — machte auch keinen Hehl daraus, dass er diesen unrühmlichen Rekord lieber jetzt als gleich los wäre. Und wenn, dann doch an jemanden, der sich wirklich des Spieles unwürdig erwiesen habe. Da wäre der aktuell Führende doch ein guter Kandidat.

Sicher, es sei schade, wenn man durch so ein Negativ-Ereignis wie ein Eigentor in die Schlagzeilen komme, und dann noch gleich so viele in so kurzer Folge. Aber, so Kaltz, mit der Gefahr dessen müsse man eben allzeit rechnen, wenn man den Platz betritt. Dass der Rekord überhaupt noch mal in Gefahr geraten konnte, wundert Kaltz schon: „Früher hatten wir ja keine Berater, die mal von außen eingegriffen hätten, mal ein bisschen Überblick bewiesen hätte. Heute ist das doch ganz anders, da hat jeder seinen Berater und die meisten kriegen doch auch so ein Medientraining.“ Dass das nicht für alle gelte und der aktuell ein Eigentor nach dem anderen Erzielende nicht längst mal ausgewechselt oder intern eine Bedenkzeit bekommen habe, könne er auch nicht nachvollziehen. „Aber das muss eben jede Mannschaft selbst wissen.“

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Fabulöser Florian Fromlowitz

All jene, die Anhänger des „wahren“, „einzigen“, „wirklichen“ HSVs sind, also desjenigen Clubs, dessen Spieler natürlich in roten Trikots auflaufen, weil die Vereinsfarben schwarz-weiß-grün sind, werden das nicht ganz so unterhaltsam finden wie der Rest der Liga und der übrigen Meute.

Das Eigentor von Florian Fromlowitz im heutigen Heimspiel gegen den VfL Bochum war aber fabulös: Nach einer eigentlich ungefährlichen Flanke eines schizophrenen Mannes, der je nach Jahreszeit und Sonnenschattenwurf entweder den Vornamen Slawomir oder Paul trägt, was ihm den passenden Nachnamen Freier einbrachte, klatschte Fromlowitz mit großer Übersicht, Straf- und Raum- und Luftbeherrschung und vor allem Luft-Boden-Abwehrfaust- bzw. Patschehändchen-Koordination den Ball ins eigene Tor. So gekonnt, dass sogar der nachrückende, nicht näher benannte noch bekannte Bochumer Spieler beim Versuch, das Tor mittels Rumstocherei noch auf sein eigenes Datensheet zu verbuchen, zu spät kam.

Sind Gegentore für Torhüter schon undankbar, Eigentore ohnehin (man denke an Kahns schönes Eigentor im Länderspiel gegen Israel oder an jenes noch schönere im ersten Spiel Erich „Count“ Ribbecks als Bundestrainer in der Türkei), so sind Eigentore, die nicht mal aufgrund höherer (Latte) oder nebenstehender (Pfosten (links oder rechts)) Mächte zustande kommen, besonders angenehm:

Dieser Ball wäre nicht mal im Entferntesten (wörtlich) im Tor gelandet, wenn Fromlowitz einfach zugeguckt hätte, wie er seine Bahn macht und dann Richtung Eckfahne verschwindet.

Man muss nicht immer Nationaltorwart sein, um auch später noch im Jahrzehnte-Rückblick Erwähnung zu finden. Die einfache Alternative ist es, einen formidablen Wiese zu bauen. Wie Florian Fromlowitz es dann auch tat.

Es wird hoffentlich trotzdem niemand die Fähigkeiten jener Torhüter in Zweifel ziehen, die direkt aus dem Bodybuildingstudio von Gerry Ehrmann in die übrigen Proficlubs schlüpfen.

Und hier noch der Link zur betreffenden Szene.

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Sometimes you will walk alone

Man singt das ja so gerne, wir sprachen kürzlich erst davon.

Dabei wissen wir alle, dass das nur Humbug ist.

Natürlich muss man am Ende dann doch immer alleine gehen. Sei es in den Himmel, unter die Erde — oder so wie heute John Arne Riise nach seinem famosen Kopfballeigentor zum 1:1 in der 95. Minute des CL-Halbfinalhinspiels ins Bett. Ohne Abendbrot.

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Ungarn? Pah! Siegen!

Die halbe Internetfußballgemeinde erfreut sich zur Zeit an einem tollen Eigentor nach Strafstoß in Ungarn. Fakt ist aber: das ist doch echt ein alter Hut. Um den Hut abzuziehen, einfach auf „Play“ klicken.

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An manchen Tagen spielt man lieber Atari

Ich spielte mal ein Fußballspiel. Keins am „Computer“, auch nicht am Atari 2600. Es war ein echtes. Die Teilnehmer waren auch echt.

Sie hörten alle auf die Pfeife des Schiedsrichters. Als er anpfiff, liefen sie los, auch ich. Wir — sie und ich — liefen über den Platz. Das Spiel war kein unwichtiges, es war das Pokalhalbfinale, aber das tut eigentlich nichts zur Sache. Es waren zwei Teams auf Augenhöhe. 0:0 zur Pause.

Kurz vor Schluss schoss unser letzter Mann, der so formidabel Fußball zu spielen beherrschte, dass er zwei Jahre lang bei Bayer Uerdingen (in der Jugend) spielte, ein hervorragendes Eigentor: Langer Ball des Gegners, der eigene Torwart kam raus und wollte den auftupfenden Ball aufnehmen, unser letzter Mann sprang hoch und köpfte den Ball Seeler-esk mit dem Hinterkopf über den eigenen Torwart hinweg zum vermeintlich entscheidenden 0:1 ins Tor. Das war ca. in der 73. Minute, es blieben noch genug Minuten, um zumindest eine Verlängerung zu erreichen.

Wir warfen alles nach vorne, aber das war leider zu viel. Ein Zweikampf, eine Rangelei auf einem blöden Ascheplatz in den Untiefen des äußeren Ruhrgebiets, der Gegner wurde nur am Bein getroffen, aber stürzte mit dem Kopf auf die aus Beton gemachte Seitenbegrenzung des Spielfeldes. Es blutete und blutete und ich war zum Glück Linksaußen und das Unglück ereignete sich auf der rechten Seite. Der Krankenwagen kam, bis dahin war aber schon alles zu spät. Es war irgendwann in den tiefen 1980ern, da war nicht mehr viel zu machen. Tot, der junge Mann, der junge Recke, mir war schlecht und ist es auch heute noch.

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Wer immer nur vorne rumsteht …

… der kann eigentlich kein Eigentor schießen.

Glaubt man so gemeinhin.

Dann vergisst man aber das Spiel der Bayern von 1975 gegen Fluminense, bei dem Gerd Müller mit einem herrlichen Eigentor, wie nur er es kann (natürlich im Strafraum, aus der Drehung) das Spiel für den Gegner entschied. 1:0 gewinnt Fluminense. Und Gerd Müller ist der Depp. Komisch, dass man von solchen dummen Eigentoren nie liest, nie gelesen hat und nie lesen wird.

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