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Schlagwort: Dortmund

Die Welt* zu Gast an der Wedau

*meisterschaftsqualifikation

Zumindest jener Teil, der in Corona-Zeiten überhaupt irgendwo zu Gast sein kann. 23 Wikinger nämlich, deren Trainer samt Stab (früher sagte man „staff“ dazu) und anderthalb Gießkannen voll Journalisten nebst Übertragungsmenschen sind heute Abend zu Gast an der Wedau. Heute und am nächsten Mittwoch noch einmal, dann allerdings 23 Nordmazedonier statt Isländer.

Wer nicht an der Wedau weilt, ist Uli Hoeneß, der seine Expertise vom Studio in Köln aus einfließen lässt. Verständlich, erlebte er doch einige seiner weniger schönen Nachmittage an diesem Ort.

Wieso das alles aber auch noch eine Notiz wert ist, ist der Umstand, dass Duisburg damit als Austragungsort eines Länderspiels des DFB einen gehörigen Sprung nach vorne in jener Liste macht.

Schon heute Abend lässt man Bochum und Ludwigshafen mit ihren je 4 Länderspielen hinter sich. Am Mittwoch wird man mit den 6 Länderspielen in dieser Stadt auch Breslau, Augsburg und Freiburg hinter sich lassen. Dann liegt man nur noch ein Länderspiel hinter Dresden, Mönchengladbach und Karlsruhe und deren zwei hinter Leverkusen. Wobei ein weiterer Sprung in dieser Liste erst einmal nicht wahrscheinlich ist, sollten in den nächsten Jahrzehnten nicht wieder diverse Pandemien auftreten.

Hier der kurze Überblick über den Stand ab nächster Woche:

Stadt Länderspiele des DFB
Berlin 46
Hamburg 34
Stuttgart 33
Köln 28
Hannover 27
Düsseldorf 26
Frankfurt 25
München 25
Nürnberg 22
Dortmund 20
Gelsenkirchen 18
Leipzig 12
Kaiserslautern 10
Bremen 10
Leverkusen 8
Karlsruhe 7
Mönchengladbach 7
Dresden 7
Duisburg 6
Freiburg 5
Augsburg 5
Breslau 5
Ludwigshafen 4
Bochum 4
Mannheim 3
Altona 3
Wien 3
Essen 2
Mainz 2
Saarbrücken 2
Königsberg 2
Chemnitz 2
Rostock 2
Sinsheim 2
Wolfsburg 2
Beuthen 1
Krefeld 1
Stettin 1
Aachen 1
Erfurt 1
Wuppertal 1
Magdeburg 1
Kleve 1

Beim ersten Länderspiel in Duisburg, einem 0:3 gegen Belgien, konnte man übrigens noch Nationalspieler werden, wenn man eigentlich nur als Zuschauer gekommen war und ein bisschen kicken konnte, hier Näheres dazu.

Beim letzten Länderspiel an dieser Stelle 2007 gegen Dänemark hieß es hingegen noch (0:1, Kapitän damals: Kevin Kuranyi), dass dieses für immer das letzte Länderspiel an der Wedau gewesen sein werde. Fortan wolle man nur noch in größeren Stadien antreten. Kann man mal sehen, wie unvorhersehbar die Weltläufte sind.

Dann darf man also gespannt sein, wie die Analyse von Uli Hoeneß ausfallen wird. Gespannt auch, wie sich der neue Rasen machen wird, der extra für die Länderspiele als Mitbringsel des DFB verlegt wurde und dem MSV im Abstiegskampf der 3. Liga hilft oder vielleicht auch nicht. Und wie die beinahe letzten Pflichtspiele der Ära Löw verlaufen werden, nachdem man im bislang letzten tatsächlich die höchste Niederlage des DFB in Pflichtspielen überhaupt eingefahren hatte. Das 0:6 gegen Österreich 1931 war ebenso wie das 0:9 gegen England kein Pflichtspiel. Das 0:6 in Spanien schon.

Nun also Island an der Wedau, voraussichtlich ohne ihr charakteristisches Huh!

Die bisherige Bilanz gegen Island:

1960 Island – Deutschland 0:5, Testspiel
1979 Island – Deutschland 0:2, Testspiel
2003 Island – Deutschland 0:0, EM-Qualifikation („Die Isländer sind Tabellenführer, oder nicht?“)
2003 Deutschland – Island 3:0, EM-Qualifikation

Wer das Spiel mangels Interesse jedoch nicht schaut, kann ja mal diesen schönen Longread „Nationalmannschaft in der Krise“ von Andreas Rüttenauer zum Thema lesen, vielleicht findet er oder sie sich darin wieder.

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Ein Tag im Deutschen Fußballmuseum

Das Kaffeeservice.

Mitten im Zentrum von Dortmund, direkt vor dem Hauptbahnhof, steht ein angeschrägter, überdimensionierter Schuhkarton. Darin befindet sich das vor Kurzem eröffnete Deutsche Fußballmuseum. Während man in England die Fans des dortigen Fußballs kostenlos die im Falle der Nationalmannschaft zugegebenermaßen deutlich wenigeren Trophäen bestaunen lässt, muss man in Dortmund so viele Euro berappen, wie eine Halbserie in der Bundesliga Spieltage hat: 17 Euro kostet der Eintritt für einen Erwachsenen. Ein äußerst stolzer Preis für ein Museum. So viel kostet nicht mal das Deutsche Museum in München (11 Euro) oder das Louvre in Paris (15 Euro) und Mona Lisa gibt es in Dortmund definitiv nicht zu sehen.

Dafür allerdings über 1.600 Exponate, zudem viel Multimediales und reichlich Informationen. So reichlich, dass die an diesem Tag eingeplanten vier Stunden nicht ausreichten, alles zu erfassen, alle Videos zu sehen und alle ausliegenden weiterführenden Informationen zu ergründen. Wer beabsichtigt, diesem Schuhkarton einen Besuch abzustatten und ernsthaft an allen Inhalten interessiert ist, sollte also sicher eher sechs Stunden und vielleicht sogar noch mehr kalkulieren. Immerhin, für die stolzen 17 Euro bekommt man so also auch sehr dichte Inhalte geboten, wenn man sich denn an den einzelnen Stationen auf diese in aller Tiefe einlässt.

Zunächst muss man beim Einlass aber alle Taschen und auch Jacken (!) abgeben dazu später noch mehr bevor man das Museum nach Kauf einer Eintrittskarte betritt. Diese sollte man schlauerweise ohnehin schon vorher im Internet erworben haben. Das ist erstens etwas günstiger und zweitens ermöglicht es die kostenlose An- und Abreise innerhalb des VRR, was angesichts der Lage des Museums nur wenige Meter vom Dortmunder Hauptbahnhof entfernt ratsam und je nach Distanz dann auch deutlich günstiger ist.

Man beginnt in der oberen Etage der beiden mit Ausstellung belegten Stockwerke. Im Erdgeschoss befinden sich ein Café, ein Geschäft für Sportkleidung und ein kleiner Hallenfußballplatz. Die oberste und erste zu durchschreitende der beiden Etagen ist völlig der deutschen Nationalmannschaft sowie der Entwicklung des DFB gewidmet. Die zweitere dann den Bundesligen sowie den Europapokalen und den Fans des Fußballs.

Als Erstes wird man von 11 Herren in Lebensgröße begrüßt. Es sind jene Elf na, wer kann sie aus dem Gedächtnis alle aufsagen, die Klasse?, die Klasse? welche das Wunder von Bern erreichten, ob nun mit Hilfe von Panzerschokolade oder ohne, wurde nicht diskutiert. Dafür gibts als Aperitif schon mal schöne Devotionalien aller elf Spieler im Zusammenhang mit der WM 1954. Nebenan wird eine Zusammenfassung des Finales in einem Fernseher aus jenem Jahr gezeigt. O Schreck, O Graus es gab nicht nur das Abseitstor von Ferenc Puszkas noch nach dem 3:2 von Helmut Rahn, in der ersten Halbzeit trafen die Ungarn auch einmal per Weitschuss den Innenpfosten. Toni Turek war also nicht nur ein Teufelskerl, er war sogar mit diesem im Bunde.

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Gewinnspiel: Seit‘ an Seit‘ — Stadien in direkter Nachbarschaft

Die Idee zur heutigen Sammlung beim traditionellen Gewinnspiel ohne Gewinne stammt von Gunnar vom Stehblog, der mir erzählte, dass eine Diskussion im SVWW-Forum (ja, sowas gibt’s tatsächlich) stattgefunden habe, welche anderen Städte denn wohl damit aufwarten könnten, dass sich zwei Stadien von beträchtlicher Größe direkt nebeneinander befinden.

In Wiesbaden ist dies mit der BRITA-Arena und dem Stadion an der Berliner Straße, seit September 2009 der „Helmut-Schön-Sportpark“, der Fall.

Beide verfügen über eine Kapazität von über 10.000 Menschen, welche sich gleichzeitig auf die Ränge des Stadions begeben können, und befinden sich direkt nebeneinander.

Einzige vergleichbare Situation, die den Foristen in den Sinn kam, war das Westfalenstadion neben dem Stadion Rote Erde (welche übrigens, wie Leser des Buches „111 Fußballorte im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss“ wissen, während des Baus des Westfalenstadions als „Zwillingsstadion“ tituliert wurden).

Deshalb die Frage, hier beim Gewinnspiel ohne Gewinne:

Wo gibt es zwei nennenswert große Stadien in direkter Nachbarschaft?

Ihr schwarmgedächtnist, ich fülle die Liste auf. Zur Einschränkung: ein einfacher Sportplatz tut es nicht, es sollten schon beides richtige Stadien sein. Was ein Stadion definiert, das wiederum entscheidet jeder selbst. 10.000 Zuschauer Fassungsvermögen müssen es nicht sein, sind aber eine Art Anhaltspunkt.

Stadt Stadien
Bangkok Supachalasai Thephasadin
21.000 6.378
Barcelona Camp Nou Mini Estadi
99.354 15.276
Berlin Olympiastadion Olympiapark-Amateurstadion
74.244 5.500
Budapest Hidegkuti Nándor Stadion Sport Utcai Stadion
12.700 2.500
Buenos Aires Estadio Libertadores de América Estadio Presidente Perón
50.566 51.389
Bratislava Stadion Pasienky Stadion Tehelné Pole
13.000 30.000
Brüssel Stade Roi Badouin Kleines Heyselstadion
50.000 10.000
Cardiff Milennium Stadium Cardiff Arms Park
74.500 12.500
Dortmund Westfalenstadion Stadion Rote Erde
80.645 25.000
Dundee Tannadice Park Dens Park
14.000 12.000
Durban Moses-Mabhida-Stadium Kings Park Stadium
70.000 55.000
Göteborg Ullevi Gamla Ullevi
43.000 18.000
Helsinki Olympiastadion Sonera Stadium
40.682 10.766
Johannesburg Ellis Park Johannesburg Stadium
62.500 37.500
Kopenhagen Parken Österbro Stadion
38.065 7.000
Lusaka Lusaka Stadium Independence Stadium
70.000 30.000
Malmö Malmö Stadion Swedbank Stadion
26.500 24.000
Mannheim Carl-Benz-Stadion Rhein-Neckar-Stadion
27.000 8.000
Montreal Olympiastadion Saputo Stadium
66.308 20.341
Nottingham City Ground Meadow Lane
30.056 20.229
Odense Tre-For-Park Odense Atletikstadion
15.761 8.000
Paris Parc des Princes Jean-Bouin
49.000 20.000
Prag Strahóv Stadion Stadion Evžena Rošického
220.000 18.775
Rheydt Jahnstadion Grenzlandstadion
30.000 12.000
Saarbrücken Ludwigsparkstadion FC-Sportfeld
35.303 12.000
Stuttgart Mercedes-Benz-Arena Stadion Festwiese
60.449 5.000
Tórshavn Tórsvøllur Gundadalur
6.000 5.000
Wiesbaden BRITA-Arena Helmut-Schön-Sportpark
12.566 11.000
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London klarer Sieger in Dortmund

Dortmund. Im recht jungen Stadion „Konzerthaus Dortmund“ trug London gestern ein Gastspiel aus — und siegte am Ende klar und verdient. Standing Ovations vom Dortmunder Publikum, nachdem noch vor der Pause ein holländisches Ausnahmetalent einen klaren Vorsprung herausgespielt hatte. Trotzdem wurde es zum Finale der Begegnung noch mal spannend.

London, das war weder der FC Arsenal noch der FC Chelsea, auch nicht der FC Wimbledon oder West Ham United, sondern das London Philharmonia Orchestra. Anstoß bei dieser einzigen Partie am gestrigen Sonntag war gegen Abend, vor nicht ganz ausverkauften Rängen im futuristisch gestalteten Konzerthaus Dortmund, das wahlweise an einen Hangar auf dem Todesstern oder aufgrund seiner steilen Ränge an eine Arena römischer Machart erinnert.

Merkwürdiger Umstand beim Coaching der Partie: der Trainer der Londoner stellte sich direkt vor seinen Schützlingen auf und gab unablässig Anweisungen, Gesten, Hilfestellungen und Hinweise. Sicher war er der Mann mit dem größten Kalorienverbrauch an diesem Abend. Nicht zu übersehen — er liebt seinen Sport und geht darin auf. Ebenso merkwürdig, dabei ist Fußball doch ein Fehlerspiel: Seinem international zusammengesetzten Team unterlief kein einziger Fehlpass in den über 90 Minuten. Solch ein Profitum hat man selten erlebt.

Doch der Reihe nach: Zunächst hatte einer der Experten der Dortmunder Gastgeber in der Pressekonferenz vor dem Spiel die Marschroute für den Abend erklärt, gar ausgeführt, in welchen Zuständen die jeweiligen Urheber der Strategie sich beim Verfassen dieser befanden. Mit so viel Hintergrundwissen ausgestattet, angenehm eloquent präsentiert, kann sonst kaum eine Pressekonferenz glänzen. Dementsprechend war auch das Dortmunder Publikum äußerst vorfreudig, was es nach Anpfiff erwarten würde und strömte ein leichtes, warmes Flirren verbreitend, in die Arena, welche vor Öffnung der Tore noch aussah wie im Bild unten rechts. Lockere Einlasskontrollen, feinstes Catering, doch der Höhepunkt stand ja noch bevor.

Wie so oft bei solchen Partien: Die ersten Sekunden sind gleich entscheidend, um ein Gefühl für den weiteren Verlauf des Abends zu bekommen. Das gilt normalerweise für Zuschauer wie Spieler gleichermaßen, hier darf man davon ausgehen, dass es nur für die Zuschauer galt. Und die Londoner hatten einen glänzenden Start erwischt, gleich nach wenigen gespielten Momenten war das Publikum in ihren Bann gezogen.

Nach dem ersten Drittel der ersten Hälfte brachte der finnische Starcoach der Londoner dann ein hochdekoriertes holländisches Ausnahmetalent auf den Platz, welches keine Zweifel mehr am Ausgang des Abends aufkommen ließ. Das mag auch am vorzüglichen Equipment gelegen haben, das dieser Star nutzte. Eine Barrere-Stradivarius von Antonio Stradivari aus dem Jahr 1725, trotz ihres hohen Alters offensichtlich der Konkurrenz technisch um Längen voraus, erfreute die Sinne des Publikums.

Zur Halbzeit bereits tosender Applaus für die vielen Treffer ins Gemüt des Publikums, Blumen wurden gar überreicht, während der Star hinter den Kulissen zu Protokoll gab, mit Mentalcoach Prokofiew stets gut zusammenzuarbeiten und darin einen der Gründe für den nun schon lange anhaltenden Erfolg zu sehen. Mittlerweile war der Vorsprung so groß, dass der finnische Trainer das in leuchtendem rot gedresste Ausnahmetalent gefahrlos für die nächsten Partien schonen konnte.

Wie sich nach der Pause zeigte, tat das dem Spielfluss der Londoner keinen Abbruch, die nun die von Hector Berlioz ausgearbeitete Strategie perfekt umsetzten. Wäre man durch Filmmusiken in seiner Phantasie nicht so verdorben worden, wären beim Zuschauer vielleicht andere Bilder entstanden als jene von über bedrohliche See fahrenden Piraten, von Horden von Orks, die Türme und Schlösser belagern, von romantischem Kitsch mit enttäuschten Liebschaften, die für einen von beiden Beteiligten auf dem Grunde eines Sees enden oder von zwischenmenschlichem Furor, der ebenso selten ein gutes Ende nimmt.

Die von den Akteuren ins Hirn gezauberten Bilder nahmen jedenfalls beständig an Tempo und Intensität auf, wozu nicht zuletzt die voll besetzte Bank der Londoner beitrug. Ständig konnten Spieler mit Oboe, mit Saxophon, mit Tuba, Kontrabass, Fagott auf dem Feld beliebig hin und hergewechselt werden. Anders als üblich verunsicherten die vielen Rochaden allerdings keinen der Beteiligten, im Gegenteil wurde die Schönheit des Spiels dadurch noch betont.

All die Geschichten erzählten die Londoner nun jedenfalls in fluider Sprache, welche im Fußball bekanntlich ohne Worte auskommt und glücklicherweise international verstanden wird, ohne dass eine einzige Vokabel fallen muss. Zum Finale furioso schließlich waren alle Zuschauer so gebannt, dass der ältere, rundliche Herr neben dem Reporter Ihrer Wahl noch im Moment des Schlusspfiffs laut „Wow!“ rufend aufsprang und begeistert jubelte, woraufhin es ihm der Großteil des Dortmunder Publikums gleichtat und den Londoner Gästen die verdienten Standing Ovations kredenzte. Ein vorzüglicher Abend und gelungene Werbung für den Fußballsport.

Nur Verlierer gab es komischerweise keine bei diesem deutlichen Sieg des so hochkarätigen Teams aus London.

Daten zum Spiel:

1. Halbzeit

Brett Dean (1961)
„Testament“ für Orchester (2008)

Sergej Prokofiew (1891-1953)
Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 g-moll op. 63 (1965)
Allegro moderato
Andante assai – Allegretto
Allegro ben marcato

2. Halbzeit

Hector Berlioz (1803-1869)
„Symphonie fantastique“ op. 14 (1830)
„Épisode de la vie d‘un artiste“
Rêveries — Passsions. Largo — Allegro agitato e appassionata assai
Un bal — Valse. Allegro non troppo
Scène aux champs. Adagio
Marche au supplice. Allegretto non troppo
Songe d‘une nuit de sabbat. Larghetto — Allegro

Zuschauer: 1.400.
Karten: keine.

Die Einladung zu dieser ungewöhnlichen Partie erfolgte durch die vom Blog Orchestrasfan (auf Twitter) betriebene Reihe „Konzertcouch“, in der klassischer Musik weniger zugeneigte Gäste zu einem solchen Erlebnis kommen sollen. Das erst im Jahr 2002 eröffnete Konzerthaus Dortmund lud uns dankenswerterweise zu diesem Gastspiel der Londoner ein und ist — nicht selbstverständlich — auf Twitter recht aktiv.

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Soccer in the Ruhr Area

Eine „schöne“ Galerie zum Fußball im Revier, offensichtlich etwas älter, da teilweise zu Lebzeiten von Ernst Kuzorra entstanden, dessen Gesicht trotz seiner steten Missmutigkeit so fotogen ist wie kaum eines. Weniger fotogen dagegen die Schalker und Bruckhausener Straßenzüge, weshalb man einigermaßen beruhigt sein kann, dass diese Bilder wohl ca. 25 Jahre alt sind und sich tatsächlich Dinge verändert haben.

(Der Titel des Beitrags ist der Titel der Galerie in der englischen Version jener Webseite.)

Ernst Kuzorras Tagesprogramm im Alter von 75 Jahren lautete übrigens vollkommen unabhängig von den sehenswerten Fotografien hinter dem Link folgendermaßen:

Mittags gegen elf: ein Kurzer, ein Pils.
Nachmittags: ein Pils, zwei Kurze.
Abends: acht Pils.

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Karaoke im Borusseum

Anders als im Schalke-Museum wird man bei einem Besuch im Museum von Borussia Dortmund, dem Borusseum, gleich von ein paar netten Damen empfangen, die gutes Gelingen und so weiter wünschen. Die Auskunft, dass ein Rundgang etwa eine Stunde dauere, je nach Detailverliebtheit, zeigt sofort, dass das Borusseum deutlich weniger umfangreich ist als das Schalke-Museum. Aber zunächst soll es hier ja nicht um einen Vergleich gehen, sonden um Fakten, Fakten, Fakten.

Harte Fakten, so hart wie die Dollar, die man bezahlen muss, um an der Eingangswand des Borusseums als edler Spender erwähnt zu werden: Nur wer mindestens 109,09 Euro überweist, erhält dort ein Namensschild. Zu viel für viele Dortmunder, denn die Liste der Spender ist recht überschaubar für einen Verein mit dem mit Abstand höchsten Zuschauerschnitt in der Bundesliga. Ein Promi fällt per Zufall dann doch sofort ins Auge, ein gewisser Joachim Król hat die nötige Eurogrenze wohl auch so gerade eben noch mit seiner Spende überwunden.

Dann geht es aber schon in medias res: Direkt an der ersten Station im kleinen Rundgang werden die Gesangskünste der Museumsbesucher getestet. Aus sechs verschiedenen Songs kann man wählen, welches Fußballliedgut man zu zweit, gegeneinander, in einer Karaoke-Box schmettern will. Dabei wird tatsächlich bewertet, wie gut man Tonhöhe und Tonlänge der Melodie trifft. Eine gelungene Sache zum Warmwerden mit dem Borusseum. Außerdem muss man feststellen, dass man damals im Musikunterricht eine solche Anzeige der Tonhöhe des eigenen Gesangs gut hätte benötigen können. Denn nach nur zwei Durchgängen versteht man, da ist das halbe Leben schon vorbei, wie das funktioniert mit den Tonhöhen, die die eigenen Stimmbänder produzieren können und sammelt sogar ein paar Punkte in der Karaoke-Wertung. „You‘ll never walk alone“ und „Heja BVB“ reichten dann aber doch nur zur CPU-gestützten Einschätzung eines „Möchtegerntalents“ und eines „Antitalents“. Immerhin.

Es folgen einige Videoschnipsel aus der Historie des BVB. Waren diese auf Schalke noch „mit Liebe gemacht“, sprich: eher von Amateuren geschnitten, sind die Videos im Borusseum so kurz, dass man gar keinen Schnitt benötigte. Szenen aus der bewegten Geschichte des Klubs, von denen man natürlich schon hundert Mal gelesen hat, sie dort aber auch im Bild zu Gesicht bekommt. Dass die Navigation spinnt und man nie weiß, welches Video man schon gesehen hat und wie man das nächste anklickt, kann eindeutig nicht an mangelnder Vertrautheit der beiden Tester mit der Bedienung technischer Geräte liegen. Prädikat verbesserungsbedürftig.

Nächstes Ausstellungsstück: ein riesiger, von Fans mit irgendwelchen Botschaften zusammengestellter Quilt. Sehenswerter als eine Kutte vielleicht, historisch aber so bedeutsam wie eine Tüte Rasensamen vom Spielfeld im Westfalenstadion. Wenn man schon mit derlei Nichtigkeiten aufwarten muss, wird das Damoklesschwert der Befürchtung, dass gar nicht viel mehr an Inhalten kommen wird, immer größer.

Es folgen weitere Videos mit diversen Fangesängen von Dortmund-Fans der verschiedenen Jahrzehnte. Bevor das Programm des Museums an Banalität dann nicht mehr zu unterbieten ist, erhellt das an die Wand gehängte, ausgefeilte und deshalb sehenswerte Stecknadelsystem zur Organisation des Dauerkartenverkaufs aus Zeiten ohne elektronische Datenverarbeitung die Gemüter. Da schwebt dann schon ein Hauch von Fußball-Nerdtum durch die Räume, aber weder kann man irgendetwas anklicken noch gibt es weitere Erläuterungen zum guten Stück, die über schnöde Beschreibung hinausgingen.

Auch im Borusseum steht eine Mini-Ausgabe einer Tribüne des hauseigenen Stadions. Wie auf Schalke ist also Teil des Museums, dass man in diesem Museum, welches sich im Stadion befindet, das Stadion darstellt, in dem sich das Museum befindet. Dabei würde ein Blick vom Museum aus ins Stadion genügen, um zu sehen, wie eine Tribüne des Stadions, in dem sich das Museum befindet, aussieht, statt eine Tribüne des Stadions, in dem sich die Tribüne befindet, die sich im Museum befindet, das sich im Stadion befindet, die das Stadion darstellen soll, in dem sich das Museum befindet, zeigen zu müssen.

Eins allerdings hat das Borusseum dem Schalke-Museum voraus: Es besitzt einen eigenen Derby-Bereich. Darin werden die herausragendsten Spiele und Szenen aus den vielen Partien gegen diesen einen westlichen Nachbarn gewürdigt. Allerdings nicht so, dass man es wirklich genießen könnte, denn wieder ist die Bedienung der Filme für an vor-, hin-, rauf- und runterspulen ermöglichende Netzvideos gewöhnte Menschen schlicht umständlich. Noch dazu wird man von diesen Bildschirmen verjagt, wenn eine Vorführdame mit offensichtlich gleicheren Gästen im Schlepptau, alle männlich, über 50 und zwar nicht mit Krawatte, aber doch sehr seriös dreinschauend, herbeieilt und diesen wichtigeren Gästen die Vorführung der Derby-Szenen wieder von Beginn an ermöglichen möchte.

Woraufhin man sich zum rechnergestützten Wiki begibt, gefüttert mit allen möglichen Daten und Fakten zur Vereingeschichte. Steht jedenfalls dran, selbst ausprobieren und in die Geschichte des BVB eintauchen ist leider nicht möglich, denn das rechnergestützte Wiki ist an diesem Tag kaputt.

Schließlich widmet sich das Museum der Geschichte des Westfalenstadions, von seinem Bau bis zu den verschiedenen Erweiterungen, zusammen mit einer Zeittafel mit parallelen Infos zur fußballerischen Geschichte wie eben zu den Ereignissen rund ums Stadion. Daneben finden sich Bilderreihen aus der Gründungszeit, wie dieser und jener Spieler nicht aus dem Ersten Weltkrieg zurückkam, auf welchen Äckern man gegen welche Gegner spielte und wie man gewann und verlor.

Einen Raum im Raum hat man Duplikaten der gewonnenen Trophäen gewidmet, zwangsläufig etwas größer als die selbe Rubrik beim FC Schalke 04, und dennoch erstaunlich: Abgesehen von der Meisterschale wirken alle Pokale deutlich kleiner als in der vom TV vermittelten Realität. Der Champions-League-Pokal gerade mal eine halbe Armlänge groß? Der DFB-Pokal irgendwo zwischen altbackenem Blumenpott und abscheulichem Geschenk der Gemeinde zur Kommunion? Selbst der Weltpokal nur mit dem Charme des Interieurs einer Autobahnraststätte im südlichen Frankreich des letzten Jahrhunderts? Merkwürdig, denn auch wenn die Pokale schön inszeniert und angestrahlt sind: Sie wirken wie von einem Pokalmacher erstellt, der am Wochenende stets zu seinen Eltern nach Lilliput fliegt.

Höhepunkt des gesamten Borusseums ist schließlich ein nachgebauter Raum der Gründungskneipe des BV Borussia 09, der Kneipe „Zum Wildschütz“, wo sich einst einige Jungs über die Anweisungen des örtlichen Pfaffen hinwegsetzten, dass man eben keinen Fußball spielen solle. Hier blitzt die Liebe zur eigenen Geschichte auf, die man an den vielen weiteren Stationen ein wenig vermissen lässt, selbst wenn der Nachbau deutlich auf dem Niveau der Kulisse von Dalli-Dalli steht, Sperrholz also, statt echte Kneipenatmosphäre zu vermitteln. Dennoch sehr heimelig.

Zum Abschluss wird ein Fanquiz kredenzt, das prüft, wie viele Details vom Rundgang man behalten hat, ohne in der Aufmachung an WWM-Stimmung heranzureichen. Selbst wenn man, so wie wir, alle Fragen richtig beantwortet, bekommt man weder den Eintritt zurück noch ertönt wenigstens eine Jubelfanfare. Trocken.

Eine gute Stunde braucht man also durchs Borusseum, welche man auch kaum noch hätte strecken können. Einzige Möglichkeit: die übrigen 4 der 6 möglichen Karaoke-Songs ebenfalls singen. Ansonsten hat man in dieser einen Stunde alles Dargebotene konsumiert, nicht ohne das dumme Gefühl, dass man Fußballvereins-Museen — trotz Karaoke — nicht neu erfinden kann. Und dass man als ausgeprägter Fußballfan eigentlich jede dieser Anekdoten schon mal gehört hat.

Fazit: Einskommafünf von fünf möglichen Rubbeldikatz-Punkten. Das geht besser, mit mehr Liebe zum Detail und trotz des sehr freundlichen Personals wirkt das Ganze etwas lieblos, ist die Klientel eines Fußballmuseums doch ohnehin schon der noch mal extra-fußballverrückte Teil der Grundgesamtheit Fußballinteressierter.

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New York, Madrid, Heilbronn oder
Warum ein Finale in Berlin doch ganz ok ist

1. Nirgendwoanders wäre es so sicher, dass das eigentliche Heimteam nie ins Finale einzieht. Herthas letzte Finalteilnahme datiert aus dem Jahr 1979. Die anreisenden Fans können sich also schon auf den Autobahnraststätten aneinander gewöhnen, in der Stadt selbst bleibt es garantiert friedlich.

2. Die Atmosphäre im Olympiastadion ist wider Erwarten bei ausverkauftem Haus — welches das Stadion meint, kein Haus — mehr als akzeptabel. Man hätte sein erstes Spiel im Olympiastadion vielleicht nicht gerade vor Jahren als Zeuge der Partie Hertha BSC — VfL Bochum verbringen sollen, dann wäre man jetzt nicht so überrascht davon. Nicht ganz unerheblich für die gelungene Atmosphäre ist auch der Einbruch der Dämmerung und anschließende Dunkelheit („Nacht“) am Austragungsort, weshalb der Autor auch von seiner Forderung „Pro 18h“ zurücktritt. Das gilt für jene Fälle, in denen der Autor selbst vor Ort ist.

3. Es gibt nun mal nur ganz wenige Städte, deren Namen aus nur zwei Silben bestehen, von denen die zweite Silbe betont wird. Hier die bescheidene Liste der deutschen Städte, die deshalb als Alternative per se ausscheiden:

Dórtmund, Bóchum, Schálke, Brémen, Hámburg, Núrnberg, Fréiburg, Wólfsburg, Róstock, Fránkfurt, Stúttgart, Múnchen, Áachen, Dúisburg, Éssen, Múnster, Áugsburg, Léipzig, Drésden, Mánnheim, Bráunschweig, Chémnitz, Kréfeld, Hálle, Érfurt, Kássel, Hágen, Múlheim, Pótsdam, Wúrzburg, Bóttrop, Rémscheid, Kóblenz, Jéna, Síegen, Cóttbus.

Es kämen einzig in Frage an anderen weltweit relevanten Städten: New Yórk, Madríd und eben das bereits ausgewählte Berlín. Da ist Berlin auch aus ökologischer Sicht die beste Wahl.

(Okay, New York, Madrid, Berlin — und Heilbrónn. Das Frankenstadion dort hat zwar einen schönen Namen, ist aber leider nicht pokalfinaltauglich.)

4. Nur die Berliner S-Bahn kann derartige Fanaufkommen, wie sie bei einem ausverkauften Olympiastadion auftreten, bewältigen. (Da Nörgeleien über langsame Abfertigungen nach Spielende etwas zäh zu lesen sind (und außerdem eher janus‘ Metier sind), endet dieser Punkt hier. Schließlich ist es das erste Mal in Berlin gewesen, dass 75.000 Menschen nach Abpfiff vom Stadion wegwollen, also sollten auch 1-2 S-Bahnen alle halbe Stunde ausreichend sein, klar.)

5. Die Fangruppen fallen in der Stadt enorm auf, egal, wo man seinen wagemutigen Aufenthalt in Berlin beginnt. Ob Bahnhof Zoo, Warschauer Straße oder Sophie-Charlotte-Platz, überall begegnen dem Reisenden Fans der beiden Mannschaften, die dann stark aus den übrigen Umherlaufenden herausstechen. Das hat zwei Gründe: a) Fußball spielt an den anderen 364 Tagen im Jahr in Berlin keine Rolle, b) gerne getragene und dementsprechend gepflegte Fußballtrikots stellen intakte Oberbekleidung dar.

[photopress:pokalfinale_in_berlin_bvg_wir_danken_dir_1.jpg,thumb,alignleft] 6. Nirgends kann man so herrlich unbequem seine EC-Karte loswerden wie bei der BVG. Ist es bei Geldautomaten seit Jahrzehnten Usus, das Geld erst rauszurücken, wenn der Kunde seine EC-Karte aus dem Automaten entnommen hat, um so täglich Tausende an neuen EC-Kartenanträgen zu vermeiden, fährt man in Berlin eine gegensätzliche Strategie. Dort wird man nach Bezahlung am Fahrkartenautomaten extensiv darauf aufmerksam gemacht: Billet nicht vergessen! Eine Empfehlung, der der Autor gerne folgte, ganz glücklich in die U-Bahn sprang, um nur wenig später genauso glücklich mit der EC-Karten-Sperrungsstelle zu telefonieren. Kein Geld = keine Sorgen, eine geschickte Einfädelung der Stadt Berlin und ihrer Verkehrsbetriebe eines völlig unbeschwerten Pokalfinalaufenthalts. Zudem lernt man ohne Kohle in den Taschen auch gleich das Berliner Lebensgefühl sehr anschaulich kennen.

7. Franziska van Almsicks Anreise zum Stadion wäre nirgendwo anders so kurz, nur in Berlin also kann sie barfuß zur Pokalverleihung erscheinen. Und darum geht es schließlich beim Fußball: um die Füße.

 
 
 
 

photo credit: fudj

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