Die 90-minütige Doku des WDR über die Dortmunder Südtribüne aus dem Jahr 2013 ist jetzt auch online verfügbar.
Allerdings soll dies keine uneingeschränkte Empfehlung sein, sich diese Doku zu Gemüte zu führen, da sie beim damaligen Schauen zumindest die hiesigen Erwartungen knapp verfehlte. Statt sich mit den Aspekten der Gesamtheit der größten Stehtribüne Europas – 25.000 passen drauf – zu beschäftigen, ging man den Weg, Einzelschicksale der dort Stehenden zu beleuchten. Was selbstredend legitim ist, man aber auch wissen sollte, falls man sich dafür 90 Minuten Konsumzeit freiräumt. Also, Film ab für all jene, welche sich mit elf einzelnen Personen, die sich regelmäßig auf der Südtribüne einfinden, und deren Biografien beschäftigen möchten. Heißt ja nicht, dass es nicht sehenswert ist.
Gerne hätte man nur ein wenig mehr über die Südtribüne, ihre Wirkung, ihre Historie, ihr Sangesgut, ihre Psychologie erfahren in einer Doku über die Südtribüne.
Ohhh, ja, wenn die Rubriken hier noch seriös gepflegt würden, müsste man spätestens jetzt die Rubrik „Oppa erzählt vom Krieg“ eröffnen. Allerdings hieße der Oppa hier nicht Trainer Baade, sondern Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk. Zum Glück, denn nicht zuletzt deshalb fehlt allen drei Dokus das Pathos und es werden auch weniger schöne Aspekte nicht ausgespart.
Drei ganz besondere Figuren des deutschen Fußballs werden hier beleuchtet, alle drei lange Zeit Nationalspieler, zwei Vize-Weltmeister, ein Weltmeister, alle drei mit Stationen im Ausland, einer hernach sogar noch Trainer der Nationalmannschaft. Aber, wie hier allzu häufig üblich, alle drei auch Figuren mit ihrem Zenit in den 1980er Jahren.
Dennoch: Auf Sportbusiness-Messen wird heutzutage die Mär verbreitet, man müsse immer auch eine Geschichte um einen Sportler herumerzählen können, am besten sollten diese einen Hamster besitzen, der Zirkusstückchen vorführen kann. Bei allen diesen drei Typen hier hingegen reichte das, was man auf dem Spielfeld zu sehen bekam. Weiß irgendjemand, mit wem Briegel verheiratet war oder ist? Welches Auto Rudi Völler fuhr? Was Toni Schumacher als Hobby hatte? Sie alle erzählten ihre jeweils eigene Geschichte in dem Sport, den sie ausübten. Was ihrer Epoche geschuldet sein mag, in der es eben keine Sendezeit für allzu viel Boulevard rund um den Sport gab. Was aber auch dem geschuldet sein mag, dass sie ihren jeweils eigenen Werdegang mit auf den Platz nahmen. Ein Umstand, den man auch erfühlte, ohne diesen zu kennen.
Das allerdings kann man hier nachholen in drei sehenswerten Dokus, jeweils knapp eine Dreiviertelstunde lang, schaut sich gut weg und ist doch erhellend. Die Jugendtrainer ebenso zu Wort kommen lässt wie frühere Mitspieler, einstige Trainer, aber auch einordnende Journalisten. Und wie oben erwähnt fehlt trotz des Blicks hinter die Kulissen jegliches Schmierantentum und so kann man diese drei Karrieren wirklich genießen, schließlich kommen Spielszenen jeweils auch nicht zu kurz.
In den Karrieren jener drei Musketiere nämlich, als da wären:
Toni Schumacher
Natürlich kommt eine Doku bei diesem wie eine entfesselte Bestie haltenden Torhüter nicht am Thema „Battiston“ vorbei. Doch hier liegt der Schwerpunkt auf den Anfängen der Karriere, in der sich damals noch „Harald“ Schumacher ein Zimmer mit der ebenfalls auftretenden Schwester teilen musste. Wer hätte gedacht, dass der harte Toni — man erfährt auch, warum er so genannt wird — inzwischen Kunstsammler ist? Und wie das so war, als er dann „Anpfiff“ veröffentlichte, durchaus mit Stimmen anderer Menschen als den sonst üblichen. Und wie er nach beinahe zwei Jahrzehnten Funkstille dann doch wieder bei seinem Effzeh einsteigen durfte und auch wollte. Prädikat: Toni hält zumindest hier den Ball.
Rudi Völler
Dass der nette Volksheld, von diesem getauft auf den Namen „ein‘ Rudi Völler“, auch ganz anders kann als nett zu sein, weiß man spätestens seit seiner Scheißdreck-und-Käse-Rede nach einem 0:0 auf Island. Manch Fußballnation wäre heutzutage bekanntlich froh über ein 0:0 auf Island oder sogar in einem EM-Achtelfinale, doch das war damals gänzlich anders. Wie auch Völlers Karriere noch so ganz anders verlief als die heutigen Fußballkarrieren. Auch er in „bescheidenen Verhältnissen“ aufgewachsen, wie man euphemistisch für jene ganz am Ende der Leiter der Wirtschaftskraft gerne sagt, auch er von seinem Heimatverein erst im Quasi-Erwachsenenalter zu seinem ersten Proficlub gewechselt, dauerte Völlers Karriere weit über die Zeit als Aktiver hinaus. Von den Anfängen in Hanau bis zur Sportdirektorzeit beim Bayer, kommen hier auch die weniger lobhudelnden Stimmen zu Wort. Der Rudi, der cholerische Volkstribun, der erst in letzter Zeit ein wenig von seiner Strahlkraft verliert. Und die zweieinhalb Minuten vom un- redseligen Calli erträgt man hier auch gut, zumal der Blick auf die Zeit in Italien dafür entschädigt. Einzig von Olympique Marseille wollte wohl niemand etwas zu Rudi Völler sagen. Welche Gründe das wohl haben könnte? Prädikat: Die liebe „Tante Käthe“ kann auch anders.
Hans-Peter Briegel
Wer sah je Bilder von Hans-Peter Briegel bei einem seiner Leichtathletik-Wettkämpfe? Vom deutschen Jugendmeister im Weitsprung? Wer hat je ein Interview mit dessen Leichtathletik-Trainer gehört? Wer weiß heute noch von der immensen Torgefahr des eigentlich ja Verteidiger spielenden Briegels? Und wer könnte sich heute vorstellen, dass jemand erst mit 16 (!) mit dem Vereinsfußball beginnt und hinterher Vize-Weltmeister ist. Viele Stimmen vom Beginn der Karriere der „Walz aus der Pfalz“ und noch dazu viele Bilder aus seiner Zeit in Italien, die man ja hier damals nicht zu sehen bekam. Prädikat: Hoch gehopst, weit gesprungen.
Durchaus alle drei sehenswert für verschneite Abende unter der Woche, jetzt, da die Bundesliga mal wieder beinahe komplett nicht den Winter im Europapokal überstehen wird.
Danach freuen wir uns dann auf die kommenden Dokus, wie das so war, im Internat von Julian Draxler, im Internat von Leroy Sané und ganz besonders die Doku zur wilden Zeit im Internat von Toni Kroos.
Das 100-jährige Jubiläum des FC Schalke 04 ist naturgemäß schon eine Weile her. Das macht diese sehr ausführliche – 120 Minuten! – Dokumentation von Franz Bürgin über diese 100 ersten Jahre Geschichte des FC Schalke 04 aber nicht weniger sehenswert. Wenn ausnahmsweise mal kein Fußball im Fernsehen läuft (wobei man heute natürlich Island gegen den Kosovo die direkte WM-Teilnahme sichern sehen will), ist diese eine spannende wie lehrreiche Alternative.
Viele Zeitzeugenberichte, natürlich von all den Schalker Helden:
Dazu viele Fotos aus jener Zeit zu den Geschichten, die man meist kennt, aber keine (bewegten) Bilder dazu hat. Und ab den 1930ern dann eben auch bewegte Bilder. Mehr als die Geschichte eines Clubs, sicher auch eine deutsche Geschichte und eine Geschichte des Fußballs. Zudem kann man herrlich entspannt zuhören, bleibt von allem Marktschreierischen – außer bei manchem Spielausschnitt – verschont. Wie es ja selbst in der Geschichte dieser Skandalnudel Schalke 04 immer auch leise Zwischentöne gab …
Ja, es ist mal wieder so weit. Jemand möchte Produkte an den Mann und auch an die Frau bringen. In diesem Fall geht es um eine Doku zum BVB, die am 21. Oktober erscheinen wird. Auf nicht weniger als 6 (!) DVDs werden alle Highlights (ob auch Lowlights, weiß ich nicht) der Geschichte des BVB dargestellt, von Adi Preißler bis Max Michallek, von Günter „Kutte“ Kutowski bis Frank Mill, vom Berliner Olympiastadion („ein jeder kennt ihn“) bis zu Wembley und nicht zuletzt von Teddy de Beer bis zu Harald Schumacher. Beginnend allerdings ab 1949, Franz Jacobi kommt also nicht drin vor.
Diese 6 DVDs nennen sich ganz unbescheiden „Das Beste von Borussia Dortmund“ und was noch besser als das Beste ist, ist, dass man hier 2 Exemplare dieser Neuerscheinung gewinnen kann.
Das Spielchen läuft bis kommenden Freitag, 21.10.2016, 12h mittags, High Noon, und die Aufgabe ist so schlicht wie spannend.
Welches war Dein erstes Spiel, das Du vom BVB gesehen hast, und wie waren die Begleitumstände, sowohl die äußeren als auch die inneren?
Anforderungen an den Text gibt es ansonsten keine, außer, dass es schon mehr als drei Sätze sein sollten. Am Ende entscheidet das Los, teilnehmen kann man nur einmal pro Person. Und übrigens kann man auch teilnehmen, wenn man kein Fan des BVB ist, auch dann gilt dieselbe Aufgabenstellung.