Zum Inhalt springen

Schlagwort: DFB

Von der Farce eines Trainerscheins

Manchmal ist ein Blick ins Archiv sinnvoll, wenn z. B. jemand zum Trainer der Nationalmannschaft wird, später dann, man weiß es heute, des FC Bayern München, der eigentlich gar kein Trainer ist. Heute also ein Text von jenem Tag, an dem die vermeintliche Berufung Holger Osiecks zum Sidekick von Jürgen Klinsmann in dessen Zeit als Bundesteamchef bekannt wurde, dem 24. Juli 2004:

Liebe Bild-Leser, liebe normale Menschen,

es ist eine Farce, was der DFB mit seiner TFK da zu Wege gebracht hat. Ich bin zwar kein Verfechter der These, dass es ein Makel ist, dass der DFB nicht auf Rudis Rücktritt vorbereitet war. Ebenso denke ich, dass Hitzfelds Absage nicht dem DFB anzulasten ist (wenn, dann höchstens der Personalie MV). Und ich finde es auch absolut legitim und begrüßenswert, dass man sich Zeit nimmt und einige Wochen lang schaut, wer denn überhaupt gerade auf der Kirmes tanzt.

Dass nun aber zum dritten Mal nach Franz „Hillbilly“ Beckenbauer und Rudi Völler mit Jürgen Klinsmann ein Trainer das Amt übernimmt, die A-Nationalmannschaft – nachweislich das höchste unserer Güter im deutschen organisierten Fußball – zu trainieren, der überhaupt nicht die DFB-eigenen Voraussetzungen dafür erfüllt, erfüllt mich mit einer Mischung aus Zorn und Resignation. Zwar lassen sich diese beiden Emotionen auf den ersten Blick schlecht mischen, aber jegliche Aufregung oder auch Zornesregung rührt ja erst daher, dass man einen Zustand vorfindet, der einem nicht passt, den man aber nicht ändern kann, oder daher, dass möglicherweise Erwartungen enttäuscht werden, die man gerne erfüllt sähe und somit liegt in der Wut oder im Zorn schon der Keim der Resignation.

Wer sich aber mal die Mühe macht, beim DFB nachzulesen, welche Voraussetzungen ein gemeiner Mensch erfüllen muss, um überhaupt die Berechtigung zu haben, sich „Fußballlehrer“ zu schimpfen, der wird schon staunen, was da alles gefordert wird.

Nein, ich rede hier nicht vom fließenden Deutsch, welches MV von einem Nationaltrainer gefordert hat, woran dann letztlich auch Lothar Matthäus gescheitert ist, ich rede auch nicht vom schwammigen Begriff der „Weltmännischkeit“ – was auch immer man sich darunter vorstellen mag. Sei es nun, dass man so weltmännisch ist, dass man für O2 Werbung macht, während der eigene Club mit E-Plus in Verbindung steht oder umgekehrt. Sei es, dass man über die zweifelsohne teilweise erbittert vorgetragene Rivalität mit den Niederländern scherzt „Ich verstehe gar nicht, was die Holländer da haben. Wir haben in Bayern für sowas unsere Österreicher!“, oder sei es, dass man einfach seine – mein Gott, wie klischeehaft! – Sekretärin schwängert, woraufhin man seine Frau verlässt, weil man den selbstgezeugten neuen Bub nun wachsen sehen will.

Nein, ich rede von harten, weil niedergeschriebenen Regularien, und die lauten da beim DFB folgendermaßen: Zunächst einmal fällt die Suche via google und anderer Hilfsmittel gar nicht so leicht. Es hat mich über eine Stunde gekostet, etwas Brauchbares in dieser Beziehung im Internetz zu finden. Aufklärung fand ich also auf den Seiten des Bezirksverbandes Fußball Dresden. Hier sind 4 Stufen der Trainerausbildung dargestellt. Die C-Lizenz, die B-Lizenz und die A-Lizenz sind also das Maß der Dinge, gekrönt von der höchsten Stufe, dem „Fußballlehrer“.

Die Voraussetzungen für die C-Lizenz sind schon happig und ich kenne mehr als eine Handvoll Leute, die daran scheitern würden:
Vereinsmitgliedschaft
Lebenslauf
Gesundheitszeugnis
polizeiliches Führungszeugnis
Nachweis der Spielertätigkeit
Vollendung 16. Lebensjahr
Schiedsrichter- oder Regelkundelehrgang

Aha. Nun gut, den vorletzten Punkt würde Loddas Frau auf jeden Fall nicht erfüllen. Dann wäre da noch die Frage, was mit dem Gesundheitszeugnis bezweckt werden soll. Obliegt es etwa dem Trainer, die Frikobrötchen für das Vereinsfest selbst herzustellen und muss er deshalb „gesund“ sein? Oder ist es eher so, dass man eine bestimmte Klientel, die sich wie meinereiner mit Filzläusen und Fettleber rumplagen muss, ausschließen will? Seltsam, seltsam.

Vom Nachweis des polizeilichen Führungszeugnisses ausgenommen ist man übrigens, wenn man beim DFB Präsident werden will bzw. ist bzw. bleiben will bzw. nur noch zu FIFA- und UEFA-Abstimmungen fahren will. Dazu kann man dann gut seine Familie mitnehmen, das kostet dann auch kaum was extra, weil man mit seiner Frau einfach ein Doppelzimmer belegt. Diese lästigen Dinger, die da Rechnungen heißen, faxt man ganz schnöde nach Frankfurt und schon ist der Käse gegessen.

Fraglich erscheint mir auch, ob solch dubiose Gestalten wie Dragoslav Stepanovic ein polizeiliches Führungszeugnis vorgelegt haben und somit jemals hätten Trainer sein dürfen. Würde die nachträgliche Aberkennung aller Punkte eigentlich zu einem dramatischen Kursverlust bei der Bayer AG führen? Müsste Eintracht Frankfurt jetzt nicht aufgrund der damals nicht erreichten Punktzahlen eigentlich in der 3. Liga kicken? Und: gilt ein Führungszeugnis aus einem Staat, der eine Diktatur war, ebenso viel wie mein Führungszeugnis, das zwar weiß wie Schnee ist, aber eben auch nur von der Polizei in Moers ausgestellt wurde?

Kommen wir aber zu einem wichtigeren Punkt, den Klinsi-Klinsmän nicht erfüllt: er ist gar kein Vereinsmitglied! Glaub ich jedenfalls. Oder ist er noch beim VfB oder bei den Kickers in Stuttgart in Degerloch „eingeschrieben“? Also aktuell kickt oder trainiert er jedenfalls nirgendwo und wenn, dann auch nur bei den L. A. Raiders oder bei den New York Jets oder wie diese Mannschaften alle in Übersee heißen mögen. Kein DFB-Vereinsmitglied also.

Aber das wäre ja noch vernachlässigenswert. Schauen wir uns mal an, was man für die weiteren Stufen dieses Trainerscheins an Voraussetzungen mitbringen müsste. Achso. Ich vergaß, zu erwähnen, dass man mit C-Lizenz alle Vereine bis zur 5. Spielklasse trainieren darf. Rudi hätte also allerhöchstens bei San Marino Nationaltrainer werden dürfen. Ich weiß, ich weiß, Rudi war gar nicht Bundestrainer, das war Skibby-Heydiddliho-Flanders. Aber irgendwie war ja dann doch Rudi Bundestrainer, oder nicht?

Für die B-Lizenz, die auf die C-Lizenz folgen würde, ist neben den oben genannten Voraussetzungen erforderlich, dass man mindestens 1 Jahr als Trainer mit der C-Lizenz tätig war. Kann ich mich nicht dran erinnern, dass Klinsi-Klinsmän in den letzten Jahren bei einem Verein in der 5. Spielklasse Trainer war. Auch nicht bei Rudi Völler. Und bei Franz „Hillbilly“ Beckenbauer kann ich mich nur an Olympique Marseille erinnern, aber das war nach seiner Zeit als Bundestrainer. Jaja, ich weiß, für ihn erfand man die lustige Bezeichnung Teamchef, weil er eben gar keinen Trainerschein hatte. Teamchef klingt aber für mich irgendwie nach jemandem, der die Hotels bucht und entscheidet, wer wann zu einem Interview kommen bzw. gehen soll, weniger nach „Trainer“.

Für die A-Lizenz muss man dann mindestens 1 Jahr mit der B-Lizenz als Trainer tätig gewesen sein. Sind also schon mindestens 2 Jahre Ausbildung bis hierhin.

Das höchste der Gefühle ist dann die Ausbildung zum Fußball-Lehrer. Hierfür muss man neben den oben erwähnten Dingen wie Reinheit der Kleidung und natürlich unbefleckt in die Ehe gegangen zu sein, was dem polizeilichen Führungszeugnis kaum nachsteht, vor allem: 2 Jahre mit der A-Lizenz tätig gewesen sein. Bevor man also Fußballlehrer werden kann beim DFB, muss man mindestens 4 Jahre als Trainer gearbeitet haben!

4 Jahre. Lodda schafft zwar in einem Jahr fast so viele Stationen, das liegt aber daran, dass er immer so schnell die Stadt verlassen muss, wenn er wieder ein Kind geschwängert hat. In südlichen Ländern wird da nicht lange gefackelt, entweder die Sau wird aus dem Dorf getrieben oder direkt aufgeschlitzt. Nun also Ungarn für Lodda. Okay, kann man als B-Lizenzjahr durchgehen lassen. Ungarn ist nicht gerade erstklassig, also für Lodda immer noch Teil der Ausbildung. Die schlappen Ungarn konnten gerade mal den DFB schlagen in den letzten Monaten, ansonsten gab es hohe Niederlagen gegen Brasilien und andere.

4 Jahre. Franz war noch nicht mal 4 Jahre nicht mehr aktiver Fußballer, als er Mitte 1984 Bundesteamcheftrainer wurde. Rudi hingegen hatte überhaupt gar keine Ahnung, was ihn erwarten würde, er spazierte nur als Schriftführer in die Sitzung im Jahr 2000, und als er wieder rauskam, war er Bundesteamcheftrainer, ohne dass er irgendwie auch nur ein polizeiliches Führungszeugnis in Kopie dabei gehabt hätte. Erstaunlich, erstaunlich. Seit gerade eben wissen wir ja auch, dass ein Kriterium „Vereinszugehörigkeit“ ist. Aber Rudi war doch damals bei Bayer Leverkusen! Es wird doch niemand ernsthaft behaupten, dass eine Werkssportgemeinschaft ein „Verein“ ist! Nee, nee, schon wieder eine Regularie über Bord geworfen.

Der Knüller kommt aber zuletzt: für den Fußballlehrerschein benötigt man den „Nachweis der Fachoberschulreife“.

Wir schlagen nach:
Franz Beckenbauer: Ausbildung zum Versicherungskaufmann abgebrochen
Rudi Völler: bei Rudi findet man nur die Angabe, dass er 1978 seinen ersten Profivertrag unterschrieben hat, da war er gerade 18 (wenn jemand mehr weiß, kann er mich gerne korrigieren)
Jürgen Klinsmann: Bäcker (Zitat: Ich habe mich nie für das Backen interessiert.)

Wüsste nicht, dass man als Bäcker die Fachoberschulreife hätte.

Zusammenfassend können wir sagen, dass niemand dieser Männer je Bundeschefkoch hätte werden dürfen. Anscheinend gilt in Deutschland immer noch das Führerprinzip: einer wird ausgewählt, der überhaupt nix von den Bestimmungen erfüllt und der dann einer Organisation vorsteht, die die rigiden Bestimmungen für den Rest des Volkes noch verschärft. Und diesem einen fliegen dann die Sympathien zu und er kann machen, was er will, obwohl er überhaupt nicht den strengen Regularien entspricht, so lange er nur Frankreich schlägt.

Insofern kann ich Peter Neururer sehr, sehr gut verstehen, dass er die Faust in der Tasche ballt, an seiner Stelle würde ich die andere Faust auch noch ballen und dann auch noch die Zähne fletschen und zu einem verbalen Rundumschlag ausholen, der sich gewaschen hat. Normale Menschen müssen 4 Jahre lang eine Ausbildung durchlaufen (in der sie ja nicht einfach nur eine Mannschaft trainieren, nein, es stehen solche Dinge wie Technik-, Taktik-, Konditionstraining, Trainingsplanung und -analyse, Coaching, Sportmedizin sowie Sportpädagogik und Sportpsychologie auf dem Lehrplan), diesen Heinis da steckt man den Trainerjob hingegen einfach in den Arsch.

Das ist eine Frechheit und es ist verständlich, dass man da als normal ausgebildeter Trainer sich lieber auf die Zunge beißt als seinen Trainerschein durch unbedachte Äußerungen zu verspielen.

Wenden wir den Blick zu unserem westlichen Nachbarn Frankreich, so finden wir dort ein Land und vor allem einen Fußballverband (F. F. F., denn alle guten Dinge sind drei), der den Mut hat, Trainer aus den eigenen Reihen zum Cheftrainer der A-Mannschaft zu machen. Nicht dass das hier als Plädoyer für Uli Stielike mißverstanden wird, um Gottes willen. Ich will lediglich festhalten, dass diese ganzen Bestimmungen beim DFB, wer wann wen trainieren darf, eigentlich für’n Arsch sind.

In den Reißwolf damit, denn Klinsmanns Nachfolger wird eh wieder Fredi Bobic („Der Fredi ist unverbraucht!“), Oliver Kahn („Der Mann hat alles gewonnen!“) oder Miroslav Klose („Ein Mann mit Charisma!“) heißen. Man muss halt nur im richtigen Moment ohne Job sein und von der Mehrheit der Bild-Leser als sympathisch empfunden werden. Vielleicht wird gar eines Tages der „Unsymp auf Lebenszeit“ Michael Schumacher Bundesflanders. Bei Benefizspielen kickt er ja schon manchmal mit.

Und natürlich – nicht zu vergessen – muss dann noch eine Marionette da neben einem rumspringen, die alle diese ganzen Trainerlizenzen erworben hat. So ganz ohne geht es dann doch nicht in Deutschland. Nun also wieder Holger Osieck, als Nachfolger von Bundestrainer Michael Skibbe. Was für eine Farce!

5 Kommentare

Kaltz: Rekord ist möglich

Sicher, es sei durchaus im Bereich des Möglichen, dass der Rekord fallen könnte, wird Manni Kaltz vernommen. Kaltz, derzeitiger Halter des Rekordes an Eigentoren im deutschen Fußball — insgesamt 6x traf er ins eigene Netz — machte auch keinen Hehl daraus, dass er diesen unrühmlichen Rekord lieber jetzt als gleich los wäre. Und wenn, dann doch an jemanden, der sich wirklich des Spieles unwürdig erwiesen habe. Da wäre der aktuell Führende doch ein guter Kandidat.

Sicher, es sei schade, wenn man durch so ein Negativ-Ereignis wie ein Eigentor in die Schlagzeilen komme, und dann noch gleich so viele in so kurzer Folge. Aber, so Kaltz, mit der Gefahr dessen müsse man eben allzeit rechnen, wenn man den Platz betritt. Dass der Rekord überhaupt noch mal in Gefahr geraten konnte, wundert Kaltz schon: „Früher hatten wir ja keine Berater, die mal von außen eingegriffen hätten, mal ein bisschen Überblick bewiesen hätte. Heute ist das doch ganz anders, da hat jeder seinen Berater und die meisten kriegen doch auch so ein Medientraining.“ Dass das nicht für alle gelte und der aktuell ein Eigentor nach dem anderen Erzielende nicht längst mal ausgewechselt oder intern eine Bedenkzeit bekommen habe, könne er auch nicht nachvollziehen. „Aber das muss eben jede Mannschaft selbst wissen.“

7 Kommentare

Wie ich mir einmal ins Knie schoss und es erst Jahre später merkte

Gestern Nacht noch daran gedacht, dass es gar nicht so schlimm ist, wenn die Zuschauer nicht mehr zum unterklassigen Fußball erscheinen, weil sie zur selben Zeit lieber den Profis zuschauen.

Jedenfalls kein Vergleich dazu, wie schlimm es ist, wenn dass selbst die Spieler nicht mehr zum unterklassigen Fußball erscheinen, weil sie zu dieser Zeit lieber den Profis zuschauen.

So des Öfteren schon selbst erlebt, weil diverse Mannschaften am Niederrhein zu mehr als 50% Stammgäste einer gewissen Borussia sind, ob mit Dauerkarte oder ohne, ist irrelevant. Jedenfalls sind sie so häufig in so großer Prozentzahl im Stadion und nicht beim eigenen Spiel, dass man ihre Spiele verlegen muss.

Dabei kommen dann nicht nur durch verlegte Partien schiefe Tabellenstände heraus, was noch das geringste Übel ist. Es kommt nicht nur als nicht ganz so geringes Übel eine weiter sinkende Bereitschaft von Zuschauern heraus, sich auf ständig verlegte Termine einzurichten, sofern diese potenziellen Zuschauer nicht ohnehin schon alle ebenfalls mit Dauerkarte im Stadion sind.

Vor allem bewirkt es, dass es immer weniger Amateurmannschaften gibt, nicht mal besonders langfristig, sondern schon ziemlich kurzfristig.

Die Leier von Playstation, „BMX-Rad“ oder was man sonst früher alles nicht hatte, muss hier gar nicht als Konkurrenz bemüht werden: Konkurrenz zu was? Wo keine Fußballmannschaft ist, kann man nicht Fußball spielen. Und wo niemand Fußball spielt, wächst auch nichts nach, egal, wie viele Superstars wie häufig für Clubs mit deutschem Standort die Champions League gewinnen.

Gestern noch daran gedacht, dass es nicht egal ist, wie viele Spieler sich lieber dem Stadionbesuch hinwenden, als selbst aktiv zu sein, widmet sich heute der Indirekte Freistoß diesem Thema, unter Anderem mit Interviews der FR mit „Betroffenen“.

Auch wenn das hier nicht das eigentliche Thema ist: Die Frage sei erlaubt, ob man sich wirklich mit allen verfügbaren Mitteln und somit auch aller Energie und Zeit mit vier als ehrabschneidend empfundenen, marginalen Silben beschäftigen muss.

Oder ob man wenigstens ein gerüttelt Maß seiner Energie darauf verwenden sollte, dass die Fußsoldaten im Reiche glücklich sind und ihre Berufung ausüben können, auf dass sie erhalten bleiben. Ansonsten ist man in gar nicht so ferner Zukunft ein König ohne Königreich.

13 Kommentare

Juristen sind gefragt

Jürgen Kalwa meldete sich in den Kommentaren zum Fall Zwanziger/Weinreich und hat das folgende Anliegen:

„Wie bekommen wir hier eine sachgerechte und erhellende Diskussion zwischen dem Juristen Jakob und dem Juristen sternburg auf die Beine? Der eine sagt: Klagen bringt’s. Der andere glaubt nicht, dass der DFB drangekriegt werden kann.

Ich würde gerne etwas lernen und habe schon versucht, an anderer Stelle mit sternburg zu debattieren. Da hatte ich aber von niemandem nicht eine Schützenhilfe. Und alleine macht’s keinen Spaß. Ich bin kein Rechtsgelehrter, sondern nur Rechtstheoretiker mit einem gewissen Vertrauen in die Intelligenz von Richtern und einer Vorstellung davon, dass Taktik und Winkelzüge zum Geschäft gehören, wenn man gewinnen will. Ich weiß auch, dass man manchmal nicht gewinnen kann und dann auch darauf verzichten sollte, sich unnötig abzumühen. Es handelt sich hier (Rufschädigung, Verleumdung) um einen Bereich des Rechtswesens, der uns als Blogger und Kommentatoren sehr stark interessieren sollte. Man denke nur an den Aspekt, dass auch Oliver Fritsch beim Direkten Freistoß eine Einstweilige Verfügung hätte bekommen können, weil er den Weinreich-Kommentar publiziert hat. Und seine „Causa“ hätte ganz anders ausgehen können.“

Da meine Recht-Vorlesungen immer um 8h begannen, bin ich oft dabei eingeschlafen und ergo in dieser Frage bewandert wie ein Tretroller. Doch tatsächlich ist das für alle von Relevanz, die selbst schreiben oder kommentieren. Deshalb ist mal wieder das Schwarm-Wissen gefragt: Wie ist die Lage in dieser Frage?

15 Kommentare

Wir sind das Netz

Das ist nicht neu. Zumindest nicht in unseren Kreisen. Aber es gibt immer wieder neue Beispiele, die demonstrieren, dass viele das nicht so ganz verstehen. Das „Internet“ ist keine anonyme Masse; es wird von konkreten, tatsächlichen und leibhaftigen Menschen gebildet, die es zur freien Kommunikation verwenden, ohne dass irgendjemand oder -etwas darüber Hoheit erlangen könnte. Das kann eigentlich nicht so schwer zu verstehen sein. Und wie man ins Netz hineinruft, so schallt es dann auch heraus.

Der aktuelle Fall (vor Kurzem erst erwähnt) betrifft uns, ob nun DFB-Mitglieder oder nicht, alle, die wir uns mit diesem Thema beschäftigen. Kurz gesagt geht der Fall so:

DFB-Präsident Theo Zwanziger verklagt Jens Weinreich, der ihn auf Oliver Fritschs Direktem Freistoss begründet einen unglaublichen Demagogen nennt. Zwanziger verliert zwei Mal vor Gericht beim Versuch, Weinreich diese Äußerung zu verbieten und droht einen weiteren Gerichtsgang an, wenn Weinreich nicht einlenke. Da Weinreich im Recht ist, lenkt er nicht ein. Zwanziger verzichtet aus unbekannten Gründen auf eine weitere Klage und wie schildert der DFB u. a. in Person von Wolfgang Niersbach diesen Vorgang?

Mit den Worten, dass Weinreich eingelenkt hätte sowie einer ganzen Reihe anderer falscher Informationen.

Und sendet eine Pressemitteilung mit diesem Inhalt und der expliziten Bitte, diese Inhalte weiterzuverbreiten, an bestimmte Mitglieder seines Email-Verteilers.

Ja. Das Ganze kann man gerne noch mal lesen:

DFB-Präsident Theo Zwanziger verklagt Jens Weinreich, der ihn auf Oliver Fritschs Direktem Freistoss begründet einen unglaublichen Demagogen nennt. Zwanziger verliert zwei Mal vor Gericht beim Versuch, Weinreich diese Äußerung zu verbieten und droht einen weiteren Gerichtsgang an, wenn Weinreich nicht einlenke. Da Weinreich im Recht ist, lenkt er nicht ein. Zwanziger verzichtet aus unbekannten Gründen auf eine weitere Klage und wie schildert der DFB u. a. in Person von Wolfgang Niersbach diesen Vorgang?

Mit den Worten, dass Weinreich eingelenkt hätte sowie einer ganzen Reihe anderer falscher Informationen.

Und sendet eine Pressemitteilung mit diesem Inhalt und der Bitte, diese Inhalte weiterzuverbreiten, an bestimmte Mitglieder seines Email-Verteilers.

Es wird durchs zweite Lesen aber nicht einfacher, diesen unfassbaren Vorgang zu glauben.

Wie sich der Konflikt mit Theo Zwanziger und dem DFB en detail entwickelt hat, hat beklagter Jens Weinreich dankenswerterweise auf einer Seite zusammengestellt, die Links zu allen relevanten Beiträgen und Reaktionen Dritter enthält. Wer es nicht ohnehin schon verfolgt hat: Jetzt bitte viel Zeit mitnehmen und rüber zu Jens Weinreichs Webweiser.

Danach dann irgendwann den Mund wieder zubekommen, denn der bislang besonders im Vergleich mit MV wie ein guter Onkel wirkende aktuelle DFB-Präsident hat unser Vertrauen verloren, welches man bekanntlich nur einmal verspielen kann. Ebenso natürlich die gesamte Führung des DFB: Wer in diesem Fall die Tatsachen dermaßen beugt und verdreht, was macht er in anderen Fällen? Welcher vom DFB publizierten Information soll man noch glauben können? Ab sofort keiner mehr.

24 Kommentare

Hübsch, wösch?

Es ist mal wieder Gewinnspiel-4.-November-2008, wie immer an diesem Datum.

Nahezu unbemerkt hat der DFB im April den „Club der Nationalspieler“ gegründet, dessen Mitglieder mit dem letzten Wort seines Namens bestens beschrieben sind. Bei der Besetzung des Vorstands hat man sich auf die originelle Combo Uwe Seeler, Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus geeinigt, den Vorsitz übernimmt Uwe Seeler, so lange er noch entre nous ist. Fritz Walter wurde ebenfalls in den Vorstand gewählt, hat sich aber nie dazu geäußert, ob er die Wahl nun annimmt oder nicht.

1122 Spieler haben (Stand: 4.4. 2008) für den deutschen Fußball die Schuhe angezogen — und sind dann auch eingesetzt worden. Ob dazu auch jene zählen, die nur für das Saarland aufliefen oder die aus der Ostmark stammten, ist unbekannt. Das kann man sicher eruieren und nach dem AAL-Prinzip wird das hoffentlich jemand tun. Diverse Quellen, die alle denselben Agenturtext verwendeten, informieren uns mit folgender weiterer Angabe: 849 dieser Nationalspieler spielten nur für den DFB, 265 nur für den [ich kann mir den vermaledeiten Namen des Fußballverbandes der DDR nicht merken!] und lediglich 8 Spieler liefen für beide Verbände auf.

Da stellt sich natürlich die Frage: Wer sind diese 8 Spieler, die sowohl für den DFB als auch für den DVFBBDG in einem A-Länderspiel aufliefen? Klingt erstmal einfach, weil einem die ersten zwei, drei Spieler sofort aus irgendeinem Hirnlappen in die Tastatur fließen. Um auf 8 zu kommen, bedarf es aber schon ein wenig Kramerei in den grauen Zellen.

Dass sie alle noch leben, darf an dieser Stelle verraten werden und dass die letzten beiden ziemlich knifflig werden werden, ebenfalls, denn die ersten sechs fielen mir auch ohne Google-Ei ein. Obligatorisch ist hier dennoch keiner, weshalb ich auch nicht vorlege.

Die Googler sind raus, der Rest bitte jetzt. Los!

41 Kommentare

Haste mal ’nen Job für meinen Sohn?

Damit das hier nicht in den Kommentaren untergeht: Theo Zwanzigers Sohn Ralf Zwanziger ist Manager bei der TSG Hoffenheim, veantwortlich für die Frauenmannschaften. Nur ein kleiner Link [Link leider tot] zum Thema „Zwanzigers erstaunlicher Eifer beim Verteidigen Hopps“, dazu noch diese schönen Bilder [Link leider tot] — fertig ist der Vormittag.

(Mit Dank an Rob.)

15 Kommentare

Kuschelverein Bundesliga

Nach der Gladbacher Borussia hat sich nun auch selbige aus Dortmund bei Dietmar Hopp für Schmähgesänge aus den eigenen Reihen gegen dessen Person entschuldigt.

„Wir werden alles daran setzen, dass Leute, die unter dem Deckmantel von BVB-Fans aus der Rolle fallen, nicht länger den Ruf des BVB beschädigen“, so Watzke weiter.

Deckmantel des BVB-Fandaseins? Und solch ein Fan ist nur einer, wenn er alle Klubs der Liga und alle anderen handelnden Personen bei gegnerischen Vereinen lieb hat?

Hat sich eigentlich schon mal jemand von den Präsidenten der Klubs bei Oliver Kahn entschuldigt? Bei allen möglichen weiteren Torhütern, die zu jedem Abstoß einen schönen Gruß bekommen? Bei einem Schalker Spieler, der in Dortmund oder vice versa, verunglimpft worden ist? Hat sich schon mal jemand für „Fischköppe“, für „Ostwestfalen, Idioten“ entschuldigt? Ist schon mal jemand verfolgt worden, weil er irgendjemandem zurief, dass er wisse, wo sein Auto stand?

Ihr Borussias, zieht die Röcke aus.

17 Kommentare

1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11

Der Kosmos zieht sich wieder zusammen, statt älter werden wir wieder jünger, merkt Ihr schon dieses Rumpeln und Ziehen?

Endlich! Fußball ist zumindest in Bezug auf die Rückennummern der Spieler wieder Fußball. Die FIFA schreibt vor, dass es bei Länderspielen nur noch Nummern von 1 bis 18 geben darf. Leider ist nicht festgelegt worden, dass die Anfangself auch nur die Nummern 1 bis 11 tragen kann.

Da der DFB irgendwelche Probleme mit rascher Beflockung hat, gab es gestern ein Phänomen zu bestaunen, das wir seit Jahrzehnten nicht mehr kennen: Keine Spielernamen auf den Trikots. Das ist toll. Demnächst bauen wir die Stadien wieder zurück, lassen uns bei der kleinen Schlägerei nach dem Spiel von bekutteten Fans erstechen und in ca. drei Monaten schon gibt’s wieder nur noch einen Ball pro Spiel und Stadion. Wenn den ein Zuschauer mal nicht rausrückt, geht’s eben nicht weiter. Nachspielzeit wird nicht mehr angezeigt und die Reporter machen tatsächlich Pausen beim Sprechen. Einziger Haken: ab in ca. 20 Jahren gibt es nur noch 4 oder 5 Spiele der Bundesliga in der Sportschau als Zusammenfassung zu sehen, der Rest wird lediglich per Ergebniseinblendung abgehandelt.

Besonders gespannt darf man auf die Zeit ohne Bundesliga — stattdessen mit Endspielen um die Deutsche Meisterschaft — sein: Wie das wohl sein wird?

12 Kommentare

Der immer junge DFB

Live-Ticker Frauen-Nationalmannschaft: Norwegen – Deutschland 1:0 (1:0) **** Letztes Tor: Knutsen (42.) ****

Wer jetzt auf noch mehr Inhalt wartet, wartet vergeblich. Das ist der gesamte Inhalt des Live-Tickers des DFB zum Länderspiel seiner eigenen Frauenauswahl, 55 Minuten nach Anstoß.

2008, woll?

4 Kommentare

Matthäus verliert Trainerschein

Für Lothar Matthäus hat die Affäre um den Trainerschein-Skandal um einen Prüfer des DFB aus Köln offenbar Konsequenzen. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt seit Monaten wegen Bestechung sowie Bestechlichkeit, weil Prüfer über 50 Trainern der 1. und 2. Bundesliga ihre Trainerscheine ohne gültige Prüfung ausstellten und dafür im Gegenzug Bargeld kassierten.

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus beispielsweise soll für seinen deutschen Trainerschein 2900 Euro cash an einen Fußballlehrer bezahlt haben. Nun werden die betroffenen Trainer, darunter sind unter anderem auch die Trainer Jürgen Kohler (vereinslos), Jürgen Klinsmann (Bayern München) sowie Matthias Sammer (DFB), per Post aufgefordert, ihren Trainerschein umgehend abzugeben – andernfalls wird ihnen die Trainier-Erlaubnis binnen 14 Tagen polizeilich eingezogen.

9 Kommentare

Nach Punktabzug Koblenz: Werder hofft wieder

„Die“ TuS Koblenz ist seit heute wieder in Abstiegsgefahr. Der Ex-Club von Stefan Kuntz und Milan ¦a¨ić — mittlerweile in Diensten des direkten Konkurrenten Kaiserslautern — wurde vom DFB zum höchsten Punktabzug aller Zeiten verurteilt: 8 Punkte, womit er auf dem letzten Übersommerungsplatz der zweiten Liga und nur noch 3 Punkte vor dem 1. FC Kaiserslautern liegt. Der kicker, Spiegel und andere Groschenromane haben ihre Tabellen bereits aktualisiert.

Nach Eintreffen dieser mittleren Wasserbombe macht man sich nun auch in Bremen wieder Hoffnungen, trotz einer ähnlich verkorksten Saison wie jener des 1. FCK doch noch ins Meisterrennen eingreifen zu können. Einer der Gründe dafür sei, dass Lothar Matthäus sein Praktikum an der Weser endlich beendet habe.

Noch mehr Grund zur Hoffnung soll aber ein möglicher Punktabzug für den Tabellenführer Bayern München sein. Uli Hoeneß habe in seiner Geschäftsstelle neben eBay und Google auch ähnlich neuartiges Teufelszeug wie Fax-Geräte oder Bildschirmtext verboten. Dies soll er seinen Mitarbeitern mit hochrotem „This is urgent“ Gesicht entgegengebrüllt haben. „Wenn ich das schon nicht draußen in der Welt verhindern kann, hier bei mir gibt es sowas nicht.“ In Ermangelung der nötigen Technik erfuhren die Münchner Bayern erst aus der Zeitung davon, dass der DFB Einsicht in die Verträge von Marc van Bommel und Oliver Kahn verlangt hatte.

Es wird vermutet, dass Marc van Bommel einen grob unsportlichen Passus in seinem Vertrag habe, nach welchem ihm fünfzehn Gelbe und drei Gelb-Rote pro Saison zustünden, bevor er mit einer Geldstrafe an den Club, Zahlung in die Mannschaftskasse oder mit einem Auftritt als Franz Beckenbauer-Double (inklusive später zu leistender Alimente) auf der Weihnachtsfeier bestraft würde. Ferner sei es möglich, dass Marc van Bommel per Vertrag dazu verpflichtet ist, einen auf gut Freund mit Oliver Kahn zu machen, weil Oliver Kahn immer einen zum Anbeißen braucht, ob Gegner oder Mitspieler spielt dabei keine Rolle.

Bei Oliver Kahn wird eigentlich nichts vermutet, außer, dass er den Schlag in Marc van Bommels Gesicht nach dem Jahrmillionensieg in Getafe nur angetäuscht und gar nicht bis zum Ende durchgeführt habe. Sollte sich dieser Verdacht erhärten, wären Millionen Fußballfans enttäuscht, einige drohten schon mit Austritt aus dem DFB, der Boxverband meldete sich kurz („Keine Eier, diese Fußballer“) zu Wort und der Imageverlust für den deutschen Fußball wäre riesig, speziell den Insassen des Herthaner Jugendinternats gingen so die Vorbilder verloren.

Die fristgerechte Antwort auf das Verlangen nach Vertragseinsicht seitens des DFB blieb man in München schuldig, so dass das DFB-Kontrollrückgrat zur Stunde tagt. Die mögliche Strafe solle zwischen Zwangszuweisung einer Email-Adresse an Uli Hoeneß‘ samt Pflichtteilnahme an einem Internetkurs (für Anfänger) bis hin zum zweistelligen Punktabzug liegen. Sollte es zum Äußersten kommen, werden exakt so viele Punkte abgezogen, wie Oliver Kahn in dieser Saison Spiele bislang „alleine gewonnen“ hat. Das wären … dann doch nicht so viele, womit Google endlich auch Zugriff auf Bayern-Interna erhielte.

Der per E-Mail befragte Jürgen Klinsmann äußerte sich nur knapp zum Thema: „Ich kann jetzt nicht. Ich chatte gerade mit eBay, ob sie nicht ab Sommer als Großsponsor bei uns einsteigen wollen.“

12 Kommentare