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Schlagwort: Claudia Strunz

Unwort des Jahres 2008 (und auch davor schon)

„Aggressiv-Leader“

Abgesehen davon, dass das kein Wort ist, können wir keinen Wert in einer solchen Formulierung erkennen. Ein Aggressiv-Leader, was soll das sein? Einer, der wie einst Effe „Stinkenberg“ Claudia über den Platz balzte und seinen Gegner vor allem durch Blutgrätschen, Mimik, Gestik, was da sonst noch über ist an Körper-Sprache und Zeigefinger-Heben und in Richtung des Gegners drohen (fällt eigentlich auch unter Gestik, Entschuldigung) zu beeindrucken versuchte? Einer, der gelbwürdige Fouls an gegnerischen Spielern als „Aufrütteln“ der eigenen Mannschaft zu euphemisieren suchte, einer, der noch mit seinem Vokabular daran erinnerte, wo die deutschen Fußballer einst herkamen (von der Straße), einer, der auch gerne mal betrunkene Menschen auf seiner Garagenauffahrt zusammentritt (nicht verbürgt, insofern nur als Gerücht zu nehmen), der Polizisten — angeblich — mit „Arschloch“ beschimpft, als stünde er einem Schiedsrichter gegenüber, kurz, einer der wenigen, die auch im zumeist sozial gepflegten Deutschland Beweis für die These „You can leave the ghetto, but the ghetto never leaves you“ sind?

Einen Aggressiv-Leader erwarten wir an der Spitze eines totalitären, blutrünstigen, nach Expansion strebenden Regimes, einer, der gerne anderen an die Kehle will, um das Öl, das Gold, die Diamanten, das Erdgas oder die Frauen anderer Länder zu bekommen.

Die Realität der zivilen Gesellschaft ist aber eine andere:

Einen Aggressiv-Leader brauchen wir nicht auf dem Fußballplatz, an der Spitze einer Mannschaft erwarten wir einen Sportsmann durch und durch, der — wenn er denn schon neudeutsch „Leader“ sein soll — damit besticht, dass seine technischen, athletischen und strategischen Möglichkeiten so weit von denen der anderen abstechen, dass man nicht umhinkommt, ihn als herausragend zu bezeichnen. Wir erwarten jemanden, der eben gerade solche „aufrüttelnden Fouls“ nicht nötig hat, sondern lieber dem Gegner per Talent gegebenem Ballgefühl noch mal den Ball durch die Nase zieht, bevor er den entscheidenden Pass in die Gasse zum Siegtor spielt oder eben nach gekonntem Dribbling selbst vollendet.

Aggressiv-Leader, pah. Aggressiv ist was für Leute, die keinen Fußball spielen können.

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