Zunächst klammern wir den diskutierten Videobeweis für übrige strittige Fragen aus. Danach kommt man abseits aller sonstigen, nicht immer nachvollziehbaren Argumente (Profifußball sei dann nicht mehr der selbe Sport wie Amateurfußball; der Fußball lebe davon, dass die Menschen über ihn diskutieren) immer noch zu einer relativ einfachen und auch relativ schnell überzeugenden Betrachtung der Frage „Tor oder nicht Tor?“ – auch wenn die Quelle der Daten dafür nicht allzu seriös sein mag.
Bei wahretabelle.de ist die Art der dort von wem auch immer diskutierten vermeintlichen Fehlentscheidungen dankenswerter angegeben. (Man muss nicht dazu sagen, dass eine solche Idee einer „Wahren Tabelle“ absoluter Mumpitz ist, in diesem Fall hier nutzt es aber, dass jemand diese vermeintlichen Daten gesammelt hat.)
Und jetzt wird es wichtig für diesen Beitrag:
Die Betreiber kommen für die letzte Bundesligasaison auf die wahnwitzige Zahl von 2 Situationen, in denen unklar war, ob ein Ball die Linie überschritten hatte oder nicht, bzw. in denen falsch entschieden wurde. In der Vorsaison auf 1 dieser Art. In jener davor wiederum auf 4. Werte für ältere Saisons liegen nicht vor.
Bei rund 850 Toren pro Saison bewegt man sich also zwischen einem Wert von 1 und 4 Promill der gefallenen Tore in einer kompletten Saison wohlgemerkt, bei 9 Spielen pro 34 Spieltagen, insgesamt also die altbekannten 306 Partien.
Und dabei wird dann 1x oder 2x pro Saison über diese Frage diskutiert.
Inwiefern besteht da ein gesteigerter Handlungsbedarf?
Bevor also alle Fußballinteressierten das Abendland, und mittlerweile wäre es ja auch das Morgenland, untergehen sehen, weil diese Frage nicht durch Technik überwacht wird, sollte man diese absolute Marginalie einfach so lassen, wie sie ist. Und läge weiterhin in einem Bereich der Fehlerauftrittswahrscheinlichkeit, die man jedem Auto zugesteht, in das man sich sein Leben riskierenderweise mehr oder weniger häufig begibt.
Um es noch mal andersherum auszudrücken: Jeder Teilnehmer muss (gemäß dieser Zahlen) zwischen 200 und 800 Spiele austragen, um 1x in eine solche Situation zu kommen. Ein Großteil der Profis erreicht diese Zahl in seiner aktiven Karriere nicht.
Dazu die Anmerkung, dass die Fehl- bzw. Entscheidungen in dieser Frage äußerst selten so haarsträubend und vermeintlich offensichtlich sind wie beim Bloemfontein-Tor oder beim Phantomtor gegen den 1. FC Nürnberg.
Weiterhin sei angemerkt, dass diese Form der Fehlentscheidung gerade wegen ihrer Seltenheit so außerordentlich gut erinnert wird wer würde Tschernobyl, Mauerfall oder den 11. September 2001 nicht mehr erinnern? was die Wahrnehmung nicht bei allen, aber bei vielen bezüglich der Frequenz dieses Problems und damit seines eben mangelnden Gewichts für die Frage der Gerechtigkeit oder entscheidungsbezogenen Fairness im Fußball verzerrt.
Dass die Datenquelle wenig seriös zu sein scheint, ist gleichzeitig nicht widerlegt. Wer bessere Daten kennt, möge gerne darauf verweisen.
Es gibt aber deutlich drängendere Probleme beim Schiedsrichten des ja unbestritten immer schneller werdenden Fußballs als einen Chip im Ball oder eine Torkamera. Zumal mit diesem Beitrag nicht gesagt sein will, dass man in diesen höchst seltenen Fällen keine Videoaufzeichnung bemühen dürfen sollte (das Gegenteil wird allerdings auch nicht behauptet). Chip-im-Ball und Torkonstruktionen sind aber angesichts ihres Aufwands im Verhältnis zum marginalsten Nutzen nicht im Geringsten zu rechtfertigen.
Auch wenn das jetzt Wiederholung des Obigen ist: Das nicht anerkannte Tor der Engländer hat nur deshalb eine solch große Ausstrahlungskraft, weil derartige Fälle eben so selten sind.
Extrem vernachlässigenswert selten.
Im Gegensatz zu 15, 20 oder 30 Abseitsentscheidungen in jedem Spiel. Oder ähnlich vielen Schwalben. Aber das ist ein anderes Thema.
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