Als jemand, der früher schon die Dreistigkeit besaß, seine eigenen Mitspieler in den Spielberichten der Wurst- und Käse-Liga Süd-Holstein zu benoten und dabei vor Fünfen nicht zurückzuschrecken, Einsen hingegen gerne in der Schublade liegen zu lassen, ist mir die gesamte Aufregung über die Noten ein herrliches Amüsemang, und, so platt das jetzt klingt: nicht mehr und nicht weniger.
Dass irgendjemand mal die Idee hatte, Einzelnoten für eine Mannschaftsleistung zu vergeben, war eine gute, wenn auch nicht unbedingt sinnvolle, eine gute Idee, denn der Unterhaltungsfaktor dieser Noten ist äußerst hoch. Wie man an mehr als nur diesen zwei Aspekten erkennt, an diesen aber ganz besonders: 1. Fast alle Fans/Zuschauer ziehen sich diese Noten rein und diskutieren sie heiß und innig. 2. Selbst die Spieler lesen sie, so man hört, in den allermeisten Fällen regelmäßig und erfreuen sich daran oder ärgern sich darüber.
So. Und damit ist auch schon alles gesagt, was es zu diesen Noten zu sagen gibt.
Eine nette Spielerei, die von einigen selbst gerne noch mit dem Anstrich der Wissenschaft versehen werden soll, wenn z. B. im kicker selbst die kicker-Noten (!) als Argumente gebracht werden, warum man jemanden in der Rangliste von diesem Jahr schlechter eingestuft hat als im letzten Jahr. Man könnte auch sagen: Der Spieler wird von mir jetzt schlechter gesehen als im Vorjahr, weil ich ihn jetzt schlechter sehe als im Vorjahr.
Tautologien und Zirkelschlüsse galore.
Und das eigentlich Amüsante an den Noten ist nicht, dass ihre Entstehungsart doch so ziemlich im Nebulösen liegt, wie es sie angesichts des Wesens des Fußballs aber auch – zumindest im Jahr 2010 noch – gar nicht anders sein kann (Ist 2x den Ball auf der Linie zu retten so viel wert wie 1,3x ein Tor aufzulegen oder ist ein falscher Einwurf 0,3x so schlecht wie eine vergebene Großchance? Kriegt man ab 12 Prozent Fehlpässen eine schlechtere Note oder ab 13 Prozent und gilt das für den Torwart so wie für den Stürmer? Und falls nicht, wieso erhält der Torwart dann im selben Notensystem Bewertungen wie die restlichen Spieler? (Ad lib bitte gerne in den Kommentaren)).
Das Amüsante ist, mit welcher Ernsthaftigkeit selbst die Betroffenen, gerade die Betroffenen, die doch selbst viel besser wissen müssten, wie ihre eigene Leistung zu bewerten war, die Noten von anderen annehmen und als „realistische Bewertung“ hinnehmen, mit der sie dann eben leben – und vor allem leiden – müssen, statt einfach die durch nichts legitimierte Benotung von selbst ernannten Experten als das zu betrachten, was sie ist: Eine Spielerei zum Amüsemang. Statt die manchmal der Fabelwelt entnommenen Noten als Belustigung zu empfinden, werden sie von den Spielern ernst genommen. Ausrufezeichen.
Ein königliches Gefühl übrigens für denjenigen, der sie vergibt. Jede Reaktion, jeder panische Anruf, warum man denn eine 4,5 erhalten habe, wenn man sich selbst doch eher bei 3 gesehen habe, bestätigt genau das: Dass die Spieler die Noten ernst nehmen, wenn sie bloß einer, und zwar mehr oder weniger egal wer, schreibt. Und ein königliches Gefühl natürlich auch, wenn die Leser und Leserinnen laut aufschreien und sogar Protestbriefe verfassen, statt einfach ihre eigenen Noten rauszuhauen, wie es uns das schöne Internet ja neuerdings jederzeit ermöglicht. Oder auch nur den kleinen Schritt zu außerhalb des Sandkastens zu wagen.
Hier übrigens meine Meta-Noten zur Benotung vom aktuellen Wochenende oder davor oder mittendrin:
Bild am Sonntag 6 (eine ganz besonders schwarze 6 übrigens)
kicker (liegt noch nicht vor, aber wen juckt’s) 6
Jens Peters 6
Nedfuller 6
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